Besser krankschreiben lassen????

[quarktasche]

Hallo an alle,

das ist nun der dritte Versuch meine Frage loszuschicken. Irgendwas lief vorher schief.

Wie dem auch sei: Die Osterferien gehen zu Ende und ich hätte schon viel mehr Vorbereitungen(ohne die geht es nicht) erledigt haben sollen. Stattdessen quäle ich mich mit düstersten Gedanken ab, was meine ganze Energie verbraucht.

Nun war ich heute bei meinem Psychiater, der meine Medikamentendosis nicht erhöhen wollte, weil sie schon sehr hoch seien. Falls es ganz dicke kommt, soll ich in die Klnik. Ansonsten hat er mir Tavor verschrieben und mir angeboten mich krank zu schreiben.

Einerseits wäre ich erstmal entlastet und könnte meine Vorbereitungen erledigen. Andererseits weiß ich, dass meine Vorgesetzten ganz genau auf meine Fehlzeiten sehen, weil ich letztes Jahr komplett ausgefallen war. Außerdem weiß nicht, was ich sagen soll, warum ich fehle. Und meine Kollegin wäre sicher enttäuscht. Und zuguterletzt fällt mir auch noch der Sohn ein, dem ich ein schlechtes Beispiel gebe und meine Mutter und die Katze und den Hund - eben die alte endlose Reihe an schlechtem Gewissen.

Obwohl ich weiß, dass ich das selbst entscheiden muss, wäre ich über ein paar Gedankenanstöße sehr dankbar.

Dafür schon mal danke!

LG bohne

[Ponyhütchen]

Hallo Bohne,
ich weiss nur zu gut wie es Dir geht. Ich war auch in einer ganz ähnlichen Situation und wollte einfach nicht krank geschrieben werden, weil ich dachte "Oh Nein, ausgeschlossen, das geht doch gar nicht." Was soll ich den Kollegen, dem Chef sagen, wie fühle ich mich dann (noch schlechter...)...es ist sau schwer, sich selbst in so einer Krise zu vertrauen. Ich weiss oft selbst nicht ob ich krank bin oder mich nur anstelle. Aber ich habe mich nun entscheiden, mich krank schreiben zu lassen und werde auch in meinen Job nicht mehr gehen, bis ich einen Klinikplatz habe. Manchmal denke ich, ich kann, ich kann wieder zur Arbeit, alles ist wieder gut. Dann zeigt mir aber irgendwas, dass es doch nicht geht. Ich dachte auch, dass ich die Arbeit, die liegen geblieben ist dann zu Hause machen kann. Aber das geht nicht. Irgendwas löst in mir so großen Widerwillen und Panik aus, dass ich es nicht hinkriege.
Und alle Leute bei denen ich Rat gesucht habe sagen mir, ich soll krank sein, mich um mich selbst kümmern, was schönes machen... Du kennst das ja sicher. Ich versuche das nun und ich habe das Gefühl, ich bin da irgendwie unfähig zu. Ständig kommen wieder diese Stimmungsschwankungen, die eine Sekunde gut, die andere so schlecht, dass ich ganz miese Gedanken bekomme und Panik.

Alle sagen mir immer: wenn Du krank bist, bist Du krank. Und wenn man krank ist, muss man sich behandeln lassen. Oder es reicht schon eine Schonungsphase. Bei mir hat die leider nicht gereicht. Nun bin ich aber wenigstens so weit, dass ich versuche an mich zu denken und die Arbeit Arbeit sein lasse, auch wenn das einfacher gesagt ist als gefühlt.

Ein anderer solcher Rat ist: probiers aus! Geh weiter zur Arbeit und Du wirst merken ob es geht oder nicht. Oder lass Dich krank schreiben und Du wirst merken ob es beser wird.

Ich weiss, dass diese Ratschläge nicht so sehr helfen. Und Du so weit sicher auch schon weisst.
Versuche auf Deinen Bauch zu hören.

Liebe Grüße von einer ungeduldigen und frustrierten auf ihren Klinikplatz wartenden.

[Liber]

Liebe Bohne,

da ist es schwer, zu raten.

Deshalb schreib ich dir bloß ein paar meiner Gedanken dazu:

Mir erscheint es, als ob in deiner jetzigen Lage bzw. aus deiner jetzigen Sicht keine der beiden Möglichkeiten "richtig" ist.

Krankschreibung wäre eine Entlastung - aber die wäre durch das massive schlechte Gewissen im gleichen Moment dahin.

Außerdem befürchte ich, dass eine Krankschreibung das Problem nur verzögern würde, oder?

Wie wäre es deshalb, wenn du dir doch nochmal grundsätzlich eine "Auszeit" zugestehst, um alles für dich ein wenig auf die Reihe zu kriegen? Warum kein Klinik-Aufenthalt?

Oder aber du versuchst am Montag, ob es doch klappt, ins Seminar zu gehen - manchmal sind die Ängste davor ja viel schlimmer als die Situation selbst! - und wenn du dann sehen solltes, dass es definitv nicht geht, dass du dann ernsthaft einen Klinikaufenthalt ins Auge fasst?


Alles Gute und lieben Gruß
Brittka

[quarktasche]

Halllo Brittka, hallo Ponyhütchen,

aus der Klinik (zuletzt TK) bin ich noch nicht sehr lange. Ich habe mir mal einen Notfallplan geschrieben, wann ich wieder dahin sollte. Solange ich meine düsteren Gedanken im Griff habe, sehe ich da im Moment keinen Bedarf. Außerdem macht ein längerer Ausfall die ganze Sache noch komplizierter (ich muss zu bestimmten Terminen meine Module ableisten).

Ich glaube, ich versuche es mit einer Woche Auszeit, da kann ich mich dann besser vorbereiten - wenn mich meine Gedanken in Ruhe lassen.
Zur Not eben wieder Tavor(man wird bescheiden, am Anfang habe ich über jede Pille diskutiert)

Eure Antworten haben mir schon weitergeholfen! Danke!!!

Lg
bohne

[lt.cable]

Hallo bohne!

Als Student ohne Nebenjob (leider!) habe ich bisher ja keiner Krankschreibung (also AU) bedurft, somit fehlt mir da die Erfahrung. Ich drücke dir allerdings die Daumen, dass man dir auch in schweren Zeiten die Treue hält. Manchmal erreichen Leute ja noch in der Klinik eher unschöne Nachrichten bzgl. ihrer Jobs.

Es grüßt
lt.cable

[morgenmuffel]

hallo zusammen,

mir geht es ähnlich. ich bin seit einer woche wieder zuhause und weiß nicht mehr weiter. es fällt mir schwer einzugestehen das ich krank bin und ein depressiver mehr zeit für sich und seine genesung braucht.

mein problem ist auch das ich mich an einem tag gut fühle und dann ein schlechtes gewissen habe nicht zu arbeiten. aber wenn ich an die arbeit denke, dann geht es mir plötzlich wieder schlecht und bekomme ganz viele widerstände in mir.

weil ich seit 2007 regelmäßig wegen der diagnose depression krankgeschrieben bin, habe ich angst...das ich bald einen rentenantrag stellen muss...aber ich will arbeiten und nicht zuhause sitzen. aber ich halte es einfach in dieser firma und mit diesem job nicht mehr aus.

[Santana1967]

Hallo,

ich weiß zwar nicht ob es dir hilft, aber hier meine Erfahrung...

Ich fühle mich auch immer sehr schlecht wenn ich nicht in die Arbeit gehe weil ich dort ja gebraucht werde. Hat mir meine Chefin am Montag grad noch gesagt.
Obwohl ich den ganzen Montag im Büro wegen jedem Wort oder sonstigem negativen sofort losgeheult habe bin ich geblieben. Am Dienstag bin ich auch wieder zur Arbeit weil ich Angst davor hatte allein zuhaus zu sein und dann erst recht grübel. Vormittag hab ichs dann nicht mehr ausgehalten und habe bei der Therabeutin angerufen. Ich konnte gleich kommen. Zum Glück hat meine Chefin (sie weiß Bescheid) sehr großes Verständnis für mich da sie es selbst schon mal mit einem Partner kannte.
Ende vom Lied... ich bin nach der Stunde nicht mehr zurück ins Büro. Fühlte mich einfach nicht in der Lage dazu und blieb, nachdem ich in der Früh gemerkt hab, dass ich mich nicht mal trau ins Auto einzusteigen auch heute zuhause zu bleiben.

Sicher, das schlechte Gewissen war und ist da, aber nützt es der Firma wirklich, wenn man hingeht obwohl man eigentlich nicht mal in der Lage ist zu Arbeiten?? Eher Fehler macht die dann zum teil mit großen Schwierigkeiten wieder auszubügeln ist (ich bin jetzt Disponentin und Chefsekretärin)

Ich hoffe ich konnte dir bei deinem Gedankengängen ein wenig helfen....

Lg und viel Kraft für uns alle
Santana

[morgenmuffel]

hallo Santana,

vielen dank für deine antwort und schilderung. in dieser phase tut es gut zu hören das auch andere personen mit den selben dingen schwierigkeiten haben.

morgen habe ich meinen zweiten termin bei meiner hausärztin, leider kennt sie mich noch nicht solange und es ist mir unangenehm nach einer erneuten krankschreibung zu bitten.

warum kann ich nicht endlich mal an mich denken und das tun was mir gut tut...anstatt immer platz für ein schlechtes gewissen zu lassen.

wünsche dir alles gute

[Santana1967]

Hallo Morgenmuffel,

es tut mir gut zu hören, dass ich dir mit meiner Schilderung ein wenig helfen konnte.

>>warum kann ich nicht endlich mal an mich denken und das tun was mir gut tut...anstatt immer platz für ein schlechtes gewissen zu lassen.<<
Geht mir absolut gleich wie dir. Nehm mir immer wieder vor rauszugehn. Habe sogar überlegt ob ich nicht nach Tirol zu meiner Famile für ein paar Tage fahr weils mir sicher gut tun würde... sagt übrigens auch meine Therapeutin und der Facharzt
Und dann kommt wieder die Angst (oder schlechtes Gewissen)
>was ist wenn sie mich in der Firma grad dann brauchen (sind ja nur zu zweit im Büro)...
>was ist wenn etwas das ich in den letzten Tagen in der Fa. vermasselt hab grad dann wieder gerade bügeln muss..
>wenn meine Chefin mit der Buchhaltung nicht weiterkommt weil sie ohne meine Erklärungen zu diversen Vorfällen nicht weiß um was es geht...
>wenn er sich mein schwer Depressiver Partner grad da melden möchte und ich nicht online bin??
Diese und ähnliche Gedanken kommen mir dann immer wenn ich im Begriff bin das Büro oder Haus zu verlassen....
Sorry wenn ich jetzt ein wenig abgeschwenkt bin...

Ich bin sehr froh dass ich eine verständnisvolle Chefin, zu der fast ein Freundschaftliches Verhältnis besteht, habe und ich ihr auch erzählt hab was mit mir los ist.

Sie hat beim gestrigen Telefonat eines gessagt was dir vielleicht auch weiterhelfen kann:
Schau, wir brauchen dich sehr hier in der Firma, aber meinst du wirklich dass es gut ist in der Arbeit zu sitzen und wegen der Konzentrationsschwierigkeiten, Wein- und Panikattaken dadurch eher Fehler auftauchen als sonst was? Es ist besser du schaust jetzt dass die ADs anschlagen, wirst wieder einigermaßen gesund und kommst dann mit frischen Kräften zurück...

Ich geh jetzt auch zu meiner 2. Therapiestunde und wünsch dir viel Kraft

Lg Dani

[morgenmuffel]

hallo Santana,

wir müssen einfach lernen egoistisch zu werden.denn ich finde ein gesunder egoismus tut gut, denn das bedeutet das man sich selber liebt und deshalb erst an sich denkt.

ich versuche mit jedem tag mehr liebe für mich selber zu empfinden und mich an die erste stelle zu setzen...mal sehen wie gut ich das hinbekomme.