Schönes Wetter, schlechte Laune

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flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Schönes Wetter, schlechte Laune

Beitrag von flower123 »

Hallo!
So, wie es im Betreff steht, fühle ich mich gerade auch: die Sonne scheint, strahlend blauer Himmel und mein Kopf ist voller Selbstzweifel und Ängste.
Ich muss kurz zurückspringen:
Habe vor 2 1/2 Wochen erfahren, dass ich keine weitere Unterstützung vom Amt bekommen werde.
Dieser Umstand hat mich umgehauen.
Dann fing auch noch das praktische Jahr in meiner Ausbildung an, wo ich mich jeden Tag mit schweren Konzentrationsproblemen, Versagensängsten, etc. konfrontiert sehe.
Zudem telefonierte ich in letzter Zeit häufig mit meinem Bruder (ich lebe nicht mehr bei meinen Eltern), der sich selbst immer als "ziel- und antriebslos" beschrieb, ich ihm Stellen nannte, bei welchen er sich Hilfe suchen könnte;
letzten Endes ist mir kurz nachdem ich erfahren habe, nichts mehr vom Amt zu bekommen, der Kragen geplatzt und ich sagte meinem Bruder, er solle sich doch endlich selbst um eine Therapie o. Ä. kümmern und siehe da: gestern Abend telefonierten wir und er erzählte, dass er sich jetzt Hilfe gesucht hat. Habe ihm immer wieder gesagt, wie stolz er auf sich sein kann und dass ich auch stolz auf ihn bin
Denn erst durch diese - für mich - absolute Lebenskrise "kein Geld vom Amt mehr" ist mir bewusst geworden, dass ich sehr wahrscheinlich an einer Depression leide.
Im Moment macht mir vor allem die fehlende Konzentration zu schaffen und ich habe Angst, dass ich als "uninteressiert" oder "faul" auf der Arbeit abgestempelt werden könnte...

Hat jemand eine Idee, wie man damit umgehen könnte?

Zum Glück habe ich einen 1. Gesprächstermin bei einer Therapeutin Ende April;
da dann auch noch "netterweise" das Kontingent an Therapiestunden bei meiner vorigen Psychotherapeutin aufgebraucht war und ich mitten in dieser Krise einfach keine professionelle Hilfe erhalte...
Zudem denke ich sollte es auch so sein, denn meine vorige Therap. hatte nie erwähnt, dass ich unter Depressionen leiden könnte...

Und ein Gutes hatte das Ganze: Ich denke, meine Depression wollte schon lange ans Tageslicht: ich habe seit fast 3 Jahren Neurodermitis (erst als Erwachsene entwickelt) und siehe da: seitdem mir bewusst ist: ok, für viele Verhaltensweisen und Denkmuster kann ich nichts, ich bin krank, seitdem ist die Neurodermitis verschwunden

Vielleicht setzt ich mich gleich mit meiner Gitarre in den Stadtpark, genieße die Sonne und klimper bissl drauf rum

Euch allen einen schönen sonnigen und gedankenfreien Tag!
Vielen vielen Dank!

LG white orchid
quarktasche
Beiträge: 299
Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: Schönes Wetter, schlechte Laune

Beitrag von quarktasche »

Hallo white orchid,

in den Park zu gehen, ist doch eine prima Idee!

Ob du eine Depression hast oder nicht, solltest du mit Ärzten (Neurologe/Psychiater, Hausarzt) klären. Von meinem Analytiker habe ich auch nie ein Wort über Depressionen gehört...

Mir hilft es, dass ich zur Not jederzeit in die Klinik gehen kann, wenn es wieder ganz dicke kommt.So gesehen gibt es immer Hilfe.

Du hast jetzt ja wohl eine sehr schwere Lebenssituation, wo vieles auf einmal zusammenkommt. Das würde wohl jeden anderen auch ziemlich belasten. Aber du tust ja was für dich. Und das ist wohl das Wichtigste. Es ist gut, dass du schon eine Therapeutin/Therapeut hast!

Ich selbst bin auch in meiner "praktischen" Ausbildunsgphase und denke oft, irgendwann merken die andern doch, dass ich nicht "normal" bin. Oder - mein absoluter Horror - dass irgend jemand rauskriegt, dass ich Monate in der Psychiatrie war. Dazu mein Therapeut: Man sieht nicht unbedingt, was in einem vorgeht. Darauf hoffe ich und bisher hat es geklappt.

Ich weiß nicht, ob ich dir ein bisschen helfen konnte. Lass es dir in der Sonne gut gehen.

LG
bohne
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Schönes Wetter, schlechte Laune

Beitrag von wennfrid »

Hi withe orchid
Meist löst ein schönes Wetter auch Zuversicht und Hoffnung aus. Es gibt aber auch Frust pur, trotz schönem Wetter. Das Wetter hat nur einen geringen Einfluß auf die menschliche Psyche. Viel Mächtiger sind Ängste, Zweifel und Schuldzuweisungen gegenüber andere und sich selber. Zukunfts-Sorgen und Zukunftsängste sind noch keine Depressions-Diagnose, sondern jeder gesunde Mensch wird zeitweise solche Krisen empfinden und aushalten müssen. Du schreibst, daß du Angst hast, daß dich andere als faul oder uninteressant abstempeln werden, daß sind deine eigenen Gedanken, deine Denkweise über dich selber!
Viel Kraft und Energie

Fridolin
flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Schönes Wetter, schlechte Laune

Beitrag von flower123 »

Hallo bohne, Hallo Fridolin!

Danke, eure Antworten haben mich definitiv etwas aufbauen können
Mir ist bewusst, dass ich als Laie nicht sagen kann, ob ich an einer Depression leide oder nicht.
Allerdings deutet sehr vieles daraufhin:
Meine Mutter leidet unter sehr schweren Depressionen, mein Bruder neigt auch dazu und ich nun mal auch.
Bei jeglicher Art von Beziehung habe ich Verlustängste, Angst, den anderen durch mein Verhalten, durch Aussagen zu verletzen,
ich habe schon immer sehr viel gegrübelt,
habe mich ständig für Dinge, für die ich nichts kann, schuldig gefühlt, habe große Probleme mit meinem Selbstwertgefühl und bin gegenüber den meisten Menschen sehr zurückhaltend.
Ich hatte seit Kindesbeinen an das Gefühl:
"Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin ganz anders als andere Menschen."
Vermutlich geht es vielen hier im Forum so, dass unter Anderem die Erziehung und die Erlebnisse im Elternhaus die Entstehung der Depression begünstigt haben; ich bin nicht ohne Grund bei meinen Eltern ausgezogen...
Seitdem mir bewusst ist, dass ich auch Depressionen haben könnte, habe ich mich umgehört, gehe mittlerweile zu einer Selbsthilfegruppe und habe mir das Buch "Schattendasein - Das unverstandene Leiden Depression" gekauft und mich in fast (!) jedem Abschnitt oder Kapitel wiedergefunden.

Im Moment begleiten mich gegensätzliche Gefühle: auf der einen Seite das bekannte miese Gefühl durch die Depression, auf der anderen Seite Mut, Hoffnung und Erleichterung, dass "es" endlich einen Namen hat und dass es von jetzt an nur noch bergauf gehen kann

LG white orchid
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Schönes Wetter, schlechte Laune

Beitrag von wennfrid »

Hi withe orchid
Ich bin auch überzeugt, das das Elternhaus am Meisten prägt. Hier spuren sich die ersten Bewertungen ein. Im Zweifelsfall "fällst" du sehr schnell in dieses Denkmuster zurück und das Gefühl, es hilft ja eh alles nicht's, stellt sich ein. Das Leben in der Herkunftsfamilie war aber in der Vergangenheit und ist nicht mehr änderbar.
Ein "Fallen" in der Gegenwart und Zukunft wird sich nicht ausschalten lassen, allerdings ist ein "Aufstehen" trotzdem immer wieder möglich. Ich denke in so einem Moment an ein kleines Kind, das das Laufen lernt, zig-mal hinfällt und trotzdem immer wieder aufsteht.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Schönes Wetter, schlechte Laune

Beitrag von flower123 »

Hallo Fridolin!
Danke für deine aufmunternden Worte
Es ist meistens so, dass mich die Vergangenheit einholt, wenn ich Kontakt zu meinen Eltern habe und wenn ein Treffen nicht gerade einfach verläuft...
Aber im Moment versuche ich mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und es wird von Tag zu Tag besser
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen:
Ich fühle mich wie ein Kind, was oftmals hinfällt, aber trotzdem immer wieder aufsteht

Bin sehr gespannt auf Montag, da mich dann eine Ärztin untersuchen wird und mir womöglich sagen kann, was mir fehlt...

Ein schönen Start ins Wochenende!
LG white orchid
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