schlechte tage = gutes zeichen?

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taste
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Registriert: 1. Aug 2006, 23:34

schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von taste »

Hallo zusammen,

ich bin seit ein paar Wochen wieder in Therapie und dachte, dass ich eigentlich auf einem guten Weg bin, allerdings folgen bei mir auf gute Tage jetzt immer wieder richtig, richtig schlechte Tage. Tage, an denen ich am liebsten alles hinwerfen will, was ich in der Woche davor noch genießen konnte. Das kannte ich bisher so noch nicht. Nehme ich diese Tage nur so wahr, weil der Kontrast einfach größer geworden ist oder woran liegt das? An diesen Tagen (so wie heute) denke ich dann sogar darüber nach, ob es vorher (mit dumpfen, durchgehend mittelmäßigen tagen) vielleicht sogar besser war...
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von Guinevere »

Hmm, weiß net @ schlechte Tage = gutes Zeichen. Vielleicht kommt Dir durch die Thera in Schüben ja einfach "nur" so manches wieder hoch, was Du erfolgreich verdrängt hattest, und, ist dann bissi viel zu verarbeiten (???).

Als ich den Unterschied erfahren hab, war mir das einerseits eher ne Hilfe, die sog. "schlechten" Tage zu ertragen...und @ Unterschied, wie "gut" sind denn die "guten" Tage? Meint, ich kenn "gute" Tage, die es eigentlich nicht verdient haben als solche bezeichnet zu werden, da mir an diesen ebenso wie an ganz "schlechten" die Erdung etwas fehlt, und, ich weiß jetzt nicht, wie ich das beschreiben könnte, aber, beide haben etwas von eher instabil und schnell veränderlich...und, was bei mir andererseits dazu kam, das von mir so empfundene hat mir doch - vielleicht auch wegen dem nicht damit vertraut sein - etwas Angst bereitet...

Vielleicht meinst ja das mit: "An diesen Tagen (so wie heute) denke ich dann sogar darüber nach, ob es vorher (mit dumpfen, durchgehend mittelmäßigen tagen) vielleicht sogar besser war..."

Mittlerweile hab ich in den "guten" Tagen ganz gut Boden unter den Füßen, tun sich da nicht mehr so schnell Löcher zum reinfallen auf.

Naja , und, dann war da noch, dass ich wohl blödsinniger ab und an die Gedanken hegte, Glück eigentlich nicht verdient zu haben, das irgendwie als egoistisch empfand, und mich da selber blockiert hab. Ich weiß nicht, ob Dir das auch passieren könnte (?), wennst das von mir zitierte denkst.

Jedenfalls, alles Liebe Dir! (sind ja erst ein paar Wochen, dass Du wieder in Thera bist - gieb Dir Zeit )
manu
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von ben1 »

Hallo Taste

ich kann das, was Du sagst, diesen komischen Zusammenhang "schlechte Tage = gutes Zeichen" durchaus nachvollziehen! In einer Depression zu stecken bedeutet ja häufig erst mal, nix mehr zu fühlen - die Hochs und Tiefs, die das Leben nun mal bietet, nicht mehr als solche zu erfahren, sondern starr (und wie tod) durch die Tage zu ziehen, ohne ups and downs.

Sich dem Leben wieder zu öffnen bedeutet NICHT, all das "Schlechte", Langweilige, Melancholische, Verzweifelte zu ignorieren, sondern das Leben als das zu erfahren, was es ist - eine Menge "Seinszustände", die ich, weil ich Mensch bin, erfahren kann. All das gehört zu meinen Erfahrungsmöglichkeiten. Was ich im Lauf des Leben lernen kann (und das ist Arbeit, das vorweg) ist zu erkennen, das diese Seinszustände sein dürfen, wie ich mich dazu verhalten kann (d.h. Stellung dazu zu beziehen) und welche ich aktiv und zu welchem Preis verändern kann!

Ob es früher besser war - dazu noch ein Gedanke. Die Depression hat einen Zweck - die schützt uns eben vor den tiefen des Lebens, indem sie die Gefühle ausblendet. Was bleibt ist eine dumpfe Leere, weil dann eben auch all die guten, produktiven Gefühle ausblendet. Und da funktionieren wir wie ein Akku - wenn wir es schaffen, uns immer wieder aufzuladen (die "Hochs" im Leben), können wir auch mit Belastungen (den "Tiefs") besser umgehen und müssen nicht ständig auf "stand-by" laufen.

Ben
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Taste,

das was Du da beschreibst, kenne ich zu gut.

Wenn Du in Therapie bist, (war damals bei mir auch so), arbeitest Du sehr vieles, vergangenes (eigentlich schon vergessenes) wieder auf. Das zu verarbeiten und gleichzeitig dem täglichen Allerei ausgesetzt zu sein ist manchesmal sehr schwierig.

Ich fühlte mich gut, doch mit der Therapie ging es mir schlechter. Hier heißt es das Ganze durchstehen, dann wird es wieder besser.
Alles braucht seine Zeit, auch das was wir tief in uns vergraben haben.
Wenn es durchbricht, eigentlich ein Zeichen von es geht voran, ist es unangenehm und die Tage werden erstmal schlechter. Doch Besserung ist wieder in Sicht.
Mir hat in dieser Zeit sehr geholfen, mein Drumherum nicht so wichtig zu nehmen. Mich um mich selbst zu kümmern. Bin viel spazieren gegangen. Ich dachte mir immer "Kopf frei kriegen".
Und es half.

Ich bin wieder in Therapie. Noch nicht lange, aber es fing wieder an. Also mehr an mich gedacht, mein tägliches Allerei und Miteinander erstmal ein wenig beiseite geschoben und schon wurde es besser.

Zur Zeit hilft mir Sport, Musik, Lesen aber nur Humorvolles und einfach auch mal nichts tun.

Fazit: Für mich haben die schlechten Tage auch was Gutes, ich beschäftige mich mehr mit mir.

Was einem bei einer Therapie hilft, so denke ich, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Hier muss man einfach ausprobieren und
sehen was hilft und weniger hilfreich ist.
Einfach machen, dann wird das schon.


Dir weiterhin viel Erfolg.
taste
Beiträge: 27
Registriert: 1. Aug 2006, 23:34

Re: schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von taste »

danke für die netten worte. heute sieht es schon wieder etwas besser aus und morgen ist der spuk fürs erste vielleicht schon wieder vorbei. mal sehen.
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von Guinevere »

Mal hoffen , und feste Daumen halt!

Was ich vergessen hatte, mir dann noch so eingefallen wäre, und vielleicht ne blöde Idee ist (?) http://www.urquellwasser.eu/buecher/was ... ebs/33164/.
Ich hab nach ner Reiki-Weihe (wohl irgendwie ähnlich ner Thera ) für ne Woche "Reinigungszeit" , in der ich zu diesem Zweck "viel" Wasser trinken soll. In meinem Fall (bei 70 kg) nicht ganz 2 einhalb Liter http://www.lichtkreis.at/html/Wissenswe ... rinken.htm .

Gute Nacht, schlaf gut, und alles Liebe nochmals!
manu
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: schlechte tage = gutes zeichen?

Beitrag von ben1 »

Hallo Taste

ich denke, Du hast recht - morgen ist es vielleicht wieder vorbei, vielleicht auch übermorgen, dann gehts wieder gut und nach ein paar Tagen vielleicht wieder schlechter. Lass Dich dadurch nicht entmutigen! Das Leben ist wie ein Wellenritt - mal gehts rauf, mal runter. Und Leute, die nur auf den "guten" Wellen reiten können, werden vom Leben immer wieder eingeholt. Also auf gehts - trainieren! Hohe und flache Wellen wollen beritten werden. Mit der Zeit wird die See ruhiger (oder der Wellenreiter souveräner?). Manchmal hat man "seinen" Meerabschnitt einfach noch nicht gefunden, dann geht man woanders hin, wo sich das Meer ein wenig mehr (oder weniger) bewegt. Manchmal kommt auch eine Monsterwelle, wo es nur drum geht, denn Kopf ab und zu aus dem Wasser zu bekommen, um Luft zu schnappen, und auf manchen anderen Wellen lassen sich die einen oder anderen Kunststücke vollführen. Wichtig ist aber - jede Welle (oder jeder Tag) kann für Erfahrungen genutzt werden!

Alles Gute!

Ben
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