Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

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DeJen
Beiträge: 5
Registriert: 17. Nov 2009, 10:33

Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von DeJen »

Hallo,

ich stehe grade vor der Entscheidungssituation, ob ich in die stationäre Behandlung gehe bzw. ob ich das will und ob es Alternativen gibt?! Ich schreib einfach mal, um es los zu werden

Ich bin jetzt seit fast vier Monaten in einem totalen Loch. Endlich habe ich es daher auch zum Arzt geschafft, aber irgendwie wissen die nicht wirklich wie man mir helfen soll. Ich habe das Gefühl alles zieht sich hin und ich bin ja auch schon so lange krankgeschrieben...

Ein kleiner Abriss: Mit der ersten Psychologin bin ich menschlich nicht klar gekommen. Meine Hausärztin hat mich an eine Tagesklinik vermittelt, aber weil wir an einander vorbeigeredet haben, bin ich in die falsche TK gekommen und musste es dann nach einer Woche abbrechen. Jetzt habe ich einen neuen Psychologen gesucht, aber ich habe das Gefühl mit einem Termin pro Woche komm ich auch nicht weiter. Ich hab auch Medikamente bekommen, die ich nicht vertragen hab und absetzen musste. Meine Ärztin fragt immer wieder ob ich nicht stationär gehen will, aber ich weiß nicht.

Jetzt bin ich in einem Dilemma: Ich will schnell wieder arbeitsfähig sein, aber vor einer stationären Behandlung habe ich Angst bzw. ich habe das Gefühl die würde mir Zeit rauben, obwohl ich objektiv im Moment viel mehr Zeit vergeude...

Jetzt eine doofe Frage, aber gibt es sowas wie Wochenendbehandlungen bzw. Behandlungen die immer nur eine halbe Woche dauern, also das man nicht gleich wochenlang weg ist? Ich habe sowas noch nicht gefunden.
68
Beiträge: 57
Registriert: 1. Mär 2010, 12:00

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von 68 »

Hallo DeJen,

von einer Wochenendbehandlung oder nur eine halbe Woche Therapie habe ich noch nichts gehört. Aber vielleicht gibt es ja sowas und jemand anderes kann Dir dazu etwas sagen.

Ich kann verstehen, dass sich für Dich die Zeit hinzieht und Du noch keine Erfolge sehen kannst. Aber darum ist ja eine stationäre Behandlung auch gut, weil sie wesentlich intensiver ist als nur einmal in der Woche der Termin beim Psychologen.

Bist Du auch bei einem Psychiater in Behandlung?
Ein Psychiater kann Dich da wesentlich besser beraten und unterstützen, als eine Hausärztin. Nichts gegen Hausärzte, ich habe auch einen sehr guten Hausarzt. Aber die Behandlung bei einem Psychiater ist doch eine ganz andere.
Ein Psychiater kann Dir auch wegen der Medikamente besser weiterhelfen. Es gibt so viele Antidepressiva und wenn Du eins nicht verträgst, heißt es nicht, dass Du gar keine ADs nehmen kannst.

Liebe Grüße,
Schneeball
Ponyhütchen
Beiträge: 7
Registriert: 12. Mär 2010, 13:03

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von Ponyhütchen »

Hallo!
Dein Beitrag hat mich sofort an meine Situation erinnert. Ich schlage mich seit einigen Wochen mit dem Gedanken rum, in eine Klinik zu gehen, allerdings aus eigenem freien Willen, nicht weil es ein Arzt mir empfohlen hätte (ich musste eher meinen Psychiater davon überzeugen).
Ich habe mich dazu entschieden, weil ich hoffe, dadurch eben NICHT mehr so viel Zeit zu verplempern bzw mir schneller helfen zu lassen.
Meine ambulante Psychotherapie reicht mir auch nicht so richtig aus im Moment und mein Arzt will mich nur ständig krank schreiben und es ist ein auf und ab...dabei wünsche ich mir auch nur wieder arbeiten zu können und "normal" zu leben.

Und das ist bei mir gerade das größte Problem: zu akzeptieren, dass das eben grade nicht geht (Ich habe die letzten drei Wochen trotz akuter Depression versucht zu arbeiten und Ende letzter Woche einsehen müssen, dass es nicht geht).

Ich habe auch wahnsinnige Angst vor einer stationären Behandlung, habe mich aber nun heute angemeldet. Und huch, auf einmal ging es mir so gut wie lange nicht und ich dachte, Mensch, jetzt muss ich ja wohl doch nicht mehr in die Klinik.Mal sehen, ob das anhält.
Was ich immer wieder merke, ist, dass man doch irgendwie diese Entscheidungen letztendlich allein treffen muss und es ausprobieren muss.Aber man kann sich beraten lassen!!!

Was hält dich davon ab, es auszuprobieren?
(Ich könnte dir hier jetzt MEINE lange Liste aufschreiben, aber das erspare ich Dir mal).

Ich weiss auch nicht so richtig was mich in der Klinik erwartet und vor allem was ich in der Zwischenzeit so anstellen soll mit der ganzen Zeit. Ich bin nämlich seit heute auch wieder krank geschrieben. Ich komme mir dann immer total doof vor, mich hinzulegen und zu lesen, dann denke ich immer, ach, bin ja doch nicht krank.

Wüsstest Du schon, welche Klinik das sein würde?

Keine Ahnung ob Dir das hilft. Aber ich kann Deine hin und hers ganz gut verstehen. Guck Dir die Kliniken doch erstmal an? Bzw frage nach den Wartezeiten....So hab ichs auch gemacht.

Puh, bin nun ganz erschöpft vom Schreiben. Hoffe es ist nicht zu durcheinander.

Wünsche Dir erstmal alles Gute!
DeJen
Beiträge: 5
Registriert: 17. Nov 2009, 10:33

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von DeJen »

Joa, jetzt bin ich immer noch nicht weiter.

Die Tage, Wochen und Monate vergehen. Man bekommt irgendwie nur die Wahl zwischen Therapeut einmal 50min pro Woche, Tagesklinik (5 Tage die Woche) oder für mehrere Wochen vollstationär, aber auch nur, wenn man wochen- bzw. monatelang wartet... Ich habe überall angerufen - was schon ein großer Schritt für mich war, da ich neben den Depression auch eine soziale Ängste pflege, aber immer werde ich nur vertröstet...

Ich bin jetzt seit fast vier Monaten krankgeschrieben und ich finde dieses ganze Gehabe frustrierend. Ich will jetzt kurzfristig Hilfe und nicht in einem halben Jahr. Letztens meinte eine Therapeutin zu mir es würde doch sehr schnell gehen und die hätten viel für mich getan. Schnell? Ich empfinde monatelanges Warten nicht als schnell. Liebe Zeit in meinem Job kann ich das noch machen, da ich mehr oder weniger nur für mich arbeite und niemand meine Aufgaben groß übernehmen muss, aber wie bitteschön soll diese monatelange Abstinenz in anderen Berufen funktionieren? Bei mir ist es in Ordnung, da muss keine Vertretung eingestellt werden und meinem Chef ist so ziemlich egal wo ich bin, aber das ist doch nicht die Regel?! Und wenn ich dann einen Platz dauert es nochmal wochenlang...

Ich will doch nur, dass mir jemand erklärt was ich genau habe, was es auslöst und wie ich damit umgehe. Ich will doch nur wieder arbeitsfähig sein und am "normalen Leben" teilnehmen. Warum ist das denn so schwer?
68
Beiträge: 57
Registriert: 1. Mär 2010, 12:00

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von 68 »

Hallo DeJen,

Zitat:
>>Ich will doch nur, dass mir jemand erklärt was ich genau habe, was es auslöst und wie ich damit umgehe. Ich will doch nur wieder arbeitsfähig sein und am "normalen Leben" teilnehmen. Warum ist das denn so schwer?<<

Leider geht das nicht so schnell. Es wäre schön, wenn jemand einfach sagt, der Grund für die Probleme ist... ,und dann ist die Lösung da und man hat keine Probleme mehr.

Die Wartezeiten sind so lang, weil die Behandlungszeiten auch so lang sind.
Es ist nicht so wie in einem somatischen Krankenhaus. Blinddarmentzündung-OP-2 Tage Krankenhaus-anschließend noch 2 Wochen zu Hause und die Sache ist ausgeheilt.

Das, was jahrelang in Deinem Leben falsch gelaufen ist, kann nicht durch ein einziges Gespräch behoben werden.
Du mußt erstmal das Verständnis dafür bekommen, dass einige Sachen aus Deinem bisherigem Leben die Psyche krank gemacht haben. Dann mußt Du diese Sachen auch selber erkennen und verstehen. Und erst dann beginnt der Lernprozeß, es in Zukunft anders zu machen. Das ist ein ziemlich langer Weg bevor Du eine Besserung fühlst.

Ich weiß, das die Situation einen zur Verzweiflung bringen kann. Mir ging es letztes Jahr genauso. Ich war 10 Monate krankgeschrieben, davon habe ich 3 Monate auf die Aufnahme in eine Tagesklinik gewartet. Danach habe ich nur 2 Wochen gearbeitet und bin jetzt auch schon wieder 2 Monate krank.
Aber es hilft Dir nicht weiter, wenn Du Dich selber unter Druck setzt.

Wenn Dir einmal pro Woche ein Gespräch nicht ausreicht, dann erkundige Dich doch mal über eine analytische Psychotherapie. Bei dieser Therapie sind die Termine 2-3 mal pro Woche.

Oder frag doch mal bei Deiner Krankenkasse über die Möglichkeiten einer Reha nach.

Wünsche Dir noch viel Energie und Geduld für Deinen Weg!

Liebe Grüße,
Schneeball
tok
Beiträge: 36
Registriert: 29. Mär 2010, 22:16

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von tok »

Hallo DeJen,

ich kann dir keinen Rat geben, aber ich kann dir aus Erfahrung sagen, daß mir eine stationäre Therapie sehr gut geholfen hat. Mir hätte eine Tagesklinik nicht so gut geholfen. Dafür gibts verschiedene Gründe, die ich auf Wunsch hier mal aufschreiben kann. Ein Erfolg ist zwar nicht garantiert, aber die Chancen dafür stehen meiner Meinung nach nicht schlecht. Ich kenne viele Betroffene, die nach der Therapie keine schweren Rückfälle mehr hatten. Das ist jetzt über 3 Jahre her. Allerdings hängt der Erfolg einer Therapie von vielen Faktoren ab. Und der wichtigste Faktor dabei bist du selbst. Du musst es wollen und dich darauf einlassen. Und dir muß auch klar sein, daß es sehr lange dauern kann. So wie Schneeball es begründet hat.
Ich bin seit der Therapie ein anderer Mensch. Ich LEBE endlich. Nach über 40 Jahren! Mir geht es besser, als es mir jemals vorher ging. Auch wenn ich immer noch ADs nehme und einmal im Monat zu einer Therapeutin gehe.
Viele Grüße von Torsten.
quarktasche
Beiträge: 299
Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von quarktasche »

Hallo DeJen,

ich kann dich gut verstehen, so eine Entscheidung ist sehr schwer.

Trotzdem möchte ich dich ermutigen, es mit einer Klinik oder Tagesklinik zu versuchen.

Wenn die so lange Wartezeiten haben - kannst du dich nicht notfallmäßig vorstellen?
Ich habe das so gemacht, es war aber auch höchste Zeit. Jedenfalls haben mir Station und anschließende TK geholfen. Am Anfang fand ich beides entsetzlich...

Klar will man so schnell wie möglich gesund werden, aber es dauert seine Zeit. Zum Arbeiten muss man schon einigermaßen stabil sein. Ich selbst war alles in allem fast das ganze Jahr in der Klinik... Irgendwie war plötzlich die Zeit weg... Manchmal tröste ich mit damit, dass auch sehr langwierige Sportverletzungen gibt.


Ich wünsch dir viel Kraft. Vielleicht ist es für dich ja auch schon gut, dir einen Psychiater zu suchen (wegen der Medikamente und einer fundierten Beratung, was für dich gut wäre).

Alles Gute
bohne
La_crimosa
Beiträge: 468
Registriert: 28. Mär 2010, 22:05

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von La_crimosa »

Hallo DeJen,
Dein Beitrag hat mich angesprochen, da ich momentan in einer ähnlichen Situation stehe/stecke...

Seit Januar bin ich krank geschrieben und habe zum Glück schnell einen Therapeuten gefunden. Aber irgendwie haben er und ich festgestellt, dass 1x wöchentlich 50 min nicht reichen, um viel zu bewegen - den Rest der Woche vegetiere ich dahin... dabei möchte ich so schnell wie möglich wieder funktionieren...arbeiten... "normal" sein...

Also stationär?! - Aber... aber... aber... tausend Gründe, die dagegen sprechen.

Und mittlerweile denke ich: hätte ich mich direkt am Anfang dafür entschieden, dann hätten wir einen Antrag gestellt, die Wartezeit wäre nun schon rum und ich wäre in einer Klinik... und so "eiere" (passt zu Ostern ) ich die ganze Zeit rum... und kann mich nicht entscheiden...

Manchmal wünschte ich, es würde jemand für mich entscheiden...
@Torsten: ich denke wie Du, dass derjenige es selber wollen muss und dies der entscheidende Faktor ist,
ABER im Moment "meiner depressiven Phase" kann ich nicht entscheiden. Da geht es mir wie DeJen: "ICH WEISS ES NICHT" und in Klammern gesetzt: (Bitte entscheidet Ihr für mich, was gut ist) - Wobei trotzdem dann immer noch ein innerer Widerstand bei mir da ist, ob andere wirklich entscheiden können, was für mich gut ist... Das macht das ganze so kompliziert und zur Endlos-Schleife... (der wird, glaub ich, zu meinem Lieblingssmilie...)

Also; DeJen: melde Dich zum Klinikaufenthalt an! Entweder so wie Bohne es sagte: Hingehen, Hier bin ich, ich kann nicht mehr, macht was!

Oder: Antrag stellen, Dringlichkeit vermerken, warten... und wenn dann der Tag X ansteht, entscheiden, ob Du noch hingehen möchtest.

So, und nun überlege ich mir, ob ich die Ratschläge, die ich Dir gegeben habe auch beherzigen soll... es ist leider immer leichter, anderen Tipps zu geben...

Gruß,
Suse
tok
Beiträge: 36
Registriert: 29. Mär 2010, 22:16

Re: Stationär oder nicht - ich weiß es nicht

Beitrag von tok »

Hallo zusammen,
nur mal so nebenbei ein Tipp, den ich in der Markus Lanz Sendung (30.3.2010) von einem Klinikchef gehört habe. Jede Psych.Klinik ist VERPFLICHTET, Notfallpatienten sofort stationär aufzunehmen, wenn sie an ihre Pforte klopfen. Und wenn man erst mal aufgenommen ist, dann sind die Chancen, einen Therapieplatz zu bekommen schon sehr gestiegen. So habe ich es jedenfalls mehrfach erlebt, u.a. bei mir.
Ein schönes Osterfest, Torsten.

Hier noch der Link zur Lanz-Sendung:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanalueb ... sionen!%22
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