ein guter Tag?

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waldfee100
Beiträge: 5
Registriert: 20. Feb 2010, 10:08

ein guter Tag?

Beitrag von waldfee100 »

Hallo,
ich leide seit ca. 20 Jahren an Depressionen und bin neu hier. Ich habe noch nie an Foren teilgenommen und hoffe, mich hier mit Menschen, denen es genauso geht wie mir, austauschen zu können.
Was ich gerne loswerden möchte, ist, dass ich heute einen guten Tag hatte, ich war gelassen, positiv, ausgeglichen, fröhlich. Und jetzt sitze ich zu Hause und möchte diesen Zustand so gerne festhalten, diese innere Ruhe, diese Leichtigkeit. Und ich habe gleichzeitig Angst, weil ich weiss, das dieser Zustand nur vorübergehend ist...
Ihr kennt das bestimmt...
Susanne
Mezier
Beiträge: 289
Registriert: 18. Jun 2009, 20:57

Re: ein guter Tag?

Beitrag von Mezier »

Hallo Susanne,

...schön! Ich kann mich sehr gut hinein versetzen, in das, was Du schreibst (und fühlst).
Du hast, glaube ich, Dir selbst schon den Schlüssel zur Antwort gegeben: FESTHALTEN.
Schreib ihn Dir auf. Schreib alles auf, was Du als schön und entspannt empfunden hast, und zwar nicht nur die Sache an sich, sondern auch gleich noch das Gefühl dazu, was Du in dem Moment hattest.
Dann kannst Du Dir in mutmaßlich schlechten Tagen das geschriebene wieder herholen und Dich versuchen, hinein zu versetzen.
Hilfreich ist auch, sich vorm schlafen oder zum Abend (also jetzt, wenn Du nicht grad Nachtschicht hast:-))nochmal den Tag zu vergegenwärtigen. Lass den Abwasch, die Wäsche oder was sonst noch immer so wichtig scheint, sein, und nimm Dir bewusst Zeit dazu. Unser Gehirn verknüpft Gefühle und Gedanken (bei den negativen funktioniert es ja auch, wie wir zur Genüge wissen) und merkt sie sich.

Dir noch einen SCHÖNEN Abend!!!
Gruß Mezier
waldfee100
Beiträge: 5
Registriert: 20. Feb 2010, 10:08

Re: ein guter Tag?

Beitrag von waldfee100 »

Hallo Mezier,
vielen Dank für deine Antwort:-)!
Das was du über die negativen Gedanken schreibst ist leider nur zu wahr!So selten geht es mir so wie heute und ich empfinde das Leben als leicht und habe KEINE negativen Gedanken und bin voller Zuversicht. Aber jetzt habe ich es mir hier (keine Nachtschicht!) gemütlich gemacht und forsche ein wenig in diesem Forum herum.
Dir auch noch einen schönen Abend und liebe Grüsse, Susanne
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: ein guter Tag?

Beitrag von wennfrid »

Hi Susanne
Die schönen Gefühle festhalten, wünscht sich jeder. Du weißt daß dies nicht möglich ist.
Ich habe spontan das Bild, wie auf meiner Hand ein Schmetterling sitzt, wenn ich diesen Schmetterlig festhalten möchte, meine Hand zur Faust balle, zerstöre ich ihn. Wenn ich ihn aber fliegen lasse, dann weis ich, die Möglichkeit ist groß, daß er wieder zurück kommt. Mit meinen Gefühlen ist es ähnlich. Es gibt keine Garantie, daß sich tagtäglich nur positive Gefühle einstellen. Durch Selbstvertrauen, Eigenliebe und Vergebung schaffe ich die Voraussetzung für eine positive Gefühlswelt. Nun bin ich für Gelassenheit, innere Ruhe und Zufriedenheit bereit. Wenn an einem Tag diese Gefühle sich nicht einstellen, so weiß ich, sie kommen am nächsten Tag. Dieses Wissen ist mir ein großer Trost.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
mia1973
Beiträge: 12
Registriert: 27. Jan 2010, 16:17

Re: ein guter Tag?

Beitrag von mia1973 »

Hallo Fridolin,

Du schreibst: Durch Selbstvertrauen, Eigenliebe und Vergebung schaffe ich die Voraussetzung für eine positive Gefühlswelt

Wie hast Du es geschafft, Selbstvertrauen und Eigenliebe zu fühlen? Wenn ich schon so weit wäre...das wäre so schön!

Grüße und einen Schmetterlingmoment für euch alle hier!

Mia
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: ein guter Tag?

Beitrag von wennfrid »

Hi Mia
Ich versuch mal mein Wissen und vor allem das Umsetzen in die Reale Welt darzustellen.
Damit ich an Selbstwert und Persönlichkeit arbeiten kann, muß ich überzeugt sein, daß durch geringes Selbsvertrauen viele Probleme und Ängste aller Art, auslöst werden. Ja-Sager, Schwarz-Weiß-denker, Mangelndes Vertrauen zu sich und der Umwelt, Kontrollsucht, Eifersucht, Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe und Probleme im zwischenmenschlichen Bereich gehören genau so dazu.
In vielen Eigenschaften habe ich mich wieder erkannt.
Ohne ein gesundes Selbstwertgefühl fehlt die Voraussetzung für ein erfülltes,zufriedenes Leben. Wie krieg ich ein gesundes Selbstbewutsein? Mit Sicherheit nicht durch den Willen allein und es gibt auch kein Medikament dafür. Es gibt viele Literatur, die sich mit dem Selbstwert beschäftigen und die ich als wahr anerkenne. Es gibt viele Übungen, durch die ich meinen Selbstwert erhöhen kannn. Ohne, daß ich mir die Zeit dazu nehme, wird's nicht gehen. (Eine rosarote Brille, oder die Einstellung: Ich bin der Größte! ist mit Sicherheit nicht das Ziel.) Ich muß immer von dieser Problematik überzeugt sein, damit es funktioniert. Zur Zeit lese ich das Buch: "So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen." von Rolf Merkle. Bestimmt gibt es viele andere und ich möchte keine Werbung für dieses Buch betreiben. Mein Buch ist ein praktischer Ratgeber, der leicht verständlich ist. Die Übungen sind gut beschrieben und das Umsetzen ist einfach und kann spielerisch im Alltag einfließen. (Trotz Zweifel und Rückschläge, die sich immer wieder einstellen, bin ich von diesen Übungen überzeugt.)Spontan fällt mir folgende Weisheit ein: "Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten."
Ich hoffe, daß diese Zeilen was anfangen kannst und daß du das bekommst, das du dir auch wünscht.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: ein guter Tag?

Beitrag von Babi »

HI Susanne,
ich kenne das auch nur zu gut.
Immer wenn ich ein Hoch oder einen guten Tag habe, möchte ich das am liebsten festhalten, damit es nie aufhört.
Ich weiß aber, daß irgendwann nach diesem Hoch dann wieder ein Tief kommen wird und das ist frustrierend, würde das gern ändern.

Ich habe dann richtig Angst vor dem nächsten Tief, wenn ich eine gute Phase habe, weil ich nicht will, daß es kommt.
Ich würde es am liebsten mit aller Kraft fernhalten.

Lieber Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
waldfee100
Beiträge: 5
Registriert: 20. Feb 2010, 10:08

Re: ein guter Tag?

Beitrag von waldfee100 »

Hallo,
vielen Dank für euer Feedback!Es tut so gut, zu lesen, dass es noch andere Menschen gibt, die das verstehen und nachvollziehen können. Ich glaube, die Schwierigkeit besteht auch darin, dass man nicht wirklich weiss, warum es einem plötzlich wieder besser geht...ist es das Wetter?Die Medis?Die Therapie?Ein positiver Gedanke?Ein tiefer Schlaf?Warum wache ich manchmal auf und fühle mich wie der Mensch, der ich gerne wäre und von dem ich hoffe, so zu sein bzw. immer so drauf sein zu dürfen?Bin das ich?Oder ein Teil von mir?Meine gute Grundstimmung hält nach wie vor an und ich geniesse das so sehr!Ich denke, festhalten funktioniert nicht, im Gegenteil:wenn ich jetzt ständig mir den Kopf darüber zerbreche, wie ich diesen Zustand halten kann, wird das Ganze unentspannt und verkrampft. Ich glaube, das Geheimnis liegt im Loslassen!Das hier und jetzt geniessen und so annehmen. Einfach gesagt, ich weiss...vor allem wenn man weiss, wie sich der gegenteilige Zustand anfühlt. Den ich mir im Moment gar nicht mehr vorstellen kann...
Liebe Grüsse an euch da draussen,
Susanne
wennfrid
Beiträge: 799
Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: ein guter Tag?

Beitrag von wennfrid »

Hi Susanne
Eine gute Zeit, mit starker Persönlichkeit, innerer Ruhe und Gelassenheit, betrachte ich als Geschenk. Probleme aller Art löse ich mit einer Leichtigkeit. Wie schön wäre es, wenn dieser Zustand doch immer bliebe! Meine Konzentration und Energie liegt bei ca. 100 %
Ich habe es schon zig-mal erlebt, die schönen Tage ziehen vorbei und machen einer angsterfüllten Depression Platz. Bereits der Gedanke löst Angst vor der Angst aus.
Wieso? Warum? Ich weiß es nicht, vermutlich sind Verknüpfungen der Gehirn-Nervenzellen schuld. Bei mir war es so, daß durch Grübeln oder Festhaltenwollen, es nur noch schlimmer wurde. Entspannungsübungen, Atemübungen, Trost erfahren, helfen, dazu ein Austausch mit Gleichgesinnten, die halt diese Gefühle verstehen. Außerdem lese ich viel Fachliteratur, um jeden Strohhalm zu ergreifen. Ich habe auch festgestellt, und praktiziere es auch, daß ich meine Depression annehme. Dadurch kann ich meine volle Energie für das Leben mit der Depression einsetzen. (Diese Erkenntnis kommt vermutlich erst nach einer längerer Leidens-Zeit) Die quälenden Gedanken aufzuschreiben, sich austauschen, hilft mir enorm. Außerdem weiß ich, daß Schuld-und Schamgefühle nicht angebracht sind, denn niemand hat hier geschrien, als irgendwann die Depression, die guten und weniger guten Eigenschaften, verteilt wurden.
Menschen mit psychischen Problemen, sind sehr stark. (Nicht aus der Sicht der Leistungsgesellschaft.) Sie müssen den Alltag bewältigen, leiden dazu unter psychischer Problematik aller Art. Ich wünsche allen, die durch Krankheiten eingeschränkt sind, eine schöne Woche und immer die Kraft, um nach jeden "Fall" wieder aufzustehen.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
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