Es muss raus!

MadMax
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Re: Es muss raus!

Beitrag von MadMax »

Hallo Nabi!

Wer genau sagt dir denn, dass du arbeiten gehen musst? Natürlich kannst du dich nicht ewig verstecken oder einschliessen.
Aber erstens willst du offensichtlich aktiv für eine Besserung sorgen (sonst hättest du ja keinen Arzttermin gemacht), also soll es kein ewig andauernder Zustand werden.
Und zweitens ist der Rückzug ganz klar ein Symptom der Krankheit. Wenn die richtig behandelt wird, wird sich das mit dem verstecken bzw. einschliessen auch wieder ändern.

Wenn du nicht arbeiten gehen kannst, allein schon weil du überhaupt nicht aus dem Bett kommst, dann lass es bleiben. Du musst nicht arbeiten! Dein Hausarzt kann dich ohne Probleme zumindest erstmal bis zu dem Termin im April krankschreiben. Nochmal: Es wird kein ewig andauernder Zustand sein, aber Geduld wirst du trotzdem brauchen. Die benötigte Zeit solltest du dir nehmen, auch wenn es vielleicht mit deinen eigenen Vorstellungen und Ansprüche vom "arbeiten müssen" erstmal nicht zusammenpasst. Sag dir selber "Ich muss nicht arbeiten!". Das was andere dazu sagen ist sowieso egal.

Auch ich habe meine aktuelle Krankschreibung erst nicht akzeptieren wollen. War ein paar Tage krankgeschrieben, dann wieder arbeiten gewesen trotz AU, ging ein bisschen hin und her, bis ich gemerkt habe, dass es einfach nicht funktioniert und ich eingesehen habe, dass jetzt halt einfach Pause vom Job sein muss.

Ach ja, und du musst dir auch nicht den Druck machen, auf andere Postings antworten zu müssen Du hast ja "deinen" Thread hier und wenn du hier hin und wieder reinschaust, reicht das ja vielleicht. Und wenn auch das nicht geht, ist's auch vollkommen okay

Liebe Grüße
MadMax
Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Danke MadMax,

ich "muss" arbeiten gehen damit ich nicht in den Krankengeldbezug falle. Mit 60 % vom Netto kann ich mein Pferd nicht zahlen,bzw. käme ich an meine Grenzen. Daher kommt krank schreiben bis in den Krankengeldbezug nicht in Frage. Da muss ich durch. Soweit ich meine gelesen zu haben wird die Krankschreibung auch aus Vormonaten berücksichtigt wenn da keine 6 Monate vergangen sind oder? Das hiesse die 2 Wochen aus Oktober muss ich zu meinen 3 Wochen jetzt rechnen und hätte spätestens in einer Woche KRankengeld.

Zudem macht sich die Arbeit nicht alleine und ich will kein totales Chaos haben wenn ich so lange weg bin, denke die drei Wochen haben meinen Schreibtisch verschwinden lassen und da muss ich jetzt einen Blick drauf werfen. Wenn ich wirklich nicht klar komme dann werde ich nicht arbeiten gehen, aber der Termin ist ja greifbar und darauf arbeite ich hin.

So und da es schon wieder halb elf ist gehe ich mal tapfer in meiner Schnarchstube.

Gute Nacht und drückt mir die Daumen, dass ich morgen klar komme. Meine Kollegin will mit mir morgen abend ins Kino aber ich weiß jetzt schon, dass ich dazu keine Lust habe und mich nach der Arbeit wieder einigel.
ego57
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Re: Es muss raus!

Beitrag von ego57 »

Hallo Nabi,

wenn dir Daumendrücken hilft mach ich das, aber da müssen
ne ganze Menge Daumen gedrückt werden damit du dich besser
fühlst. Es kommt mir irgendwie bekannt vor. Der Schreibtisch ist
überfüllt und anstatt sich auf eine Sache zu konzentrieren schweift
man immer zu den anderen sachen ab und bekommt die eine Sache
nicht fertig. Dann sagt man bei neuen Aufträgen nicht das es zur Zeit
nicht geht und nimmt trotzdem noch alles an.
Wenn du es nicht lernst umzudenken kommst du da nicht raus und das
hat eher mit Gefühlen zu tun als mit Logig.
Für einen Menschen bist du jetzt verantwortlich und über den mußt du
dir Gedanken machen, über dich. Nicht über deine Kollegin oder Verwandte.
Weißt du ob dein Arzt immer die gleiche Krankheit eingetragen hat?
Da würde ich ihn erstmal fragen und auch ob er dir bei einem schnelleren
Termin behilflich sein kann.
Wünsch dir dafür alles Gute



> Wird der Arbeitnehmer hintereinander wegen verschiedener Krankheiten arbeitsunfähig, so besteht
> für jeden Krankheitsfall ein Anspruch auf bis zu sechs Wochen Entgeltfortzahlung. Dies gilt auch dann,
> wenn eine Erkrankung unmittelbar nach Abschluss einer ersten Erkrankung eintritt.
kannst du hier nachlesen.
http://www.lohn-info.de/lohnfortzahlung.html
VLG ego57

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.“ Charlie Chaplin

הַלְּלוּיָהּ

Adversus
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Adversus »

Hallo Nabi,

ich bin ja neu in diesem Forum und weiß auch nicht ob ich überhaupt kompetent genug bin, Dir Tipps geben zu können. Dennoch finde ich mich in vielem was Du berichtest wieder und besonders dieses nach außen Stark sein, Hauptsache gut funktionieren, kenne ich von mir sehr gut. Als meine Mutter 2002 starb war auch bei mir keine Zeit für Trauerarbeit. Danach hatte ich auch so eine einigel Phase im privaten Bereich. Auf der Arbeit selbstverständlich nicht. Da habe ich Funktioniert. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich wieder unter Leute ging, neue Freunde fand, denn die alten waren weg und im Job hatte ich nicht wirklich welche.
Aber genug von mir, es geht um Dein Problem, was in gewisser Weise eben auch meinem ähnelt.

Wer kauft einem nach außen starken Menschen ab, depressiv zu sein. Wem kann man das sagen und vor allem, kann man Verständnis bekommen?

Ich glaube mittlerweile, das es nicht hilft, sich zu verstellen, wobei ich es ja selbst auch gut kann und es suggeriert einem ja, weniger angreifbar zu sein.
Auch konnte ich mir nie vorstellen, Medis einzuwerfen oder zu einem Psychiater zu gehen, doch nun werde ich es wohl tun.

Ich mache mir gerade viele Gedanken, wie mein Umfeld das alles aufnimmt, besonders wenn es im Job publik werden sollte.

Dennoch habe ich mich entschlossen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, was mir wirklich sehr schwer gefallen ist und da auch gerade erst alles anläuft habe ich viele Zweifel (bin ich therapierbar? schließlich kam ich auch lange genug ohne Hilfe zurecht, wie Du ja auch)

Aber als ich diesen Thread gelesen habe kam mir letztendlich der Gedanke: Ich hätte früher damit zum Arzt gehen sollen.

Jedenfalls denke ich, es ist gut, dass Du es jetzt nochmal in Angriff nimmst und Du denkst das ja offensichtlich auch.

Weiter Funktionieren und so tun als ob und auf Selbstheilung hoffen, den Zahn hab ich mir mittlerweile gezogen. Es zu verdrängen seelisch Krank zu sein, statt es zu verarbeiten, kann nicht die Lösung sein. (denke ich zumindest im Moment)

hm, vielleicht nutzt Dir irgendwas von meinem geschreibsel, oder bestärkt Dich darin, das es richtig ist einen Psychiater zu konsultieren. Jedenfalls soll es Dir Mut machen.

Allerbeste Grüße
Adversus
wennfrid
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Registriert: 15. Feb 2010, 08:01

Re: Es muss raus!

Beitrag von wennfrid »

Hi Nabi
Ich habe gerade deinen Bericht gelesen, bin erst seit 16. Februar aktiv im Kompetenznetz.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß Angst, Depression und alles was dazugehört, sehr viel Energie verbraucht. Diesen Krankheitzustand soll keiner wissen und der Platz in unserer Leistungsgesellschaft stellt man selber in Frage. Viele Patienten definieren sich über Arbeit/Leistung und haben Angst, daß jemand draufkommt, wie besch... es einem geht. So wird viel Energie verbraucht, um die Depression geheimzuhalten. Im Beruf/Job das Gleiche. Nach längerer Zeit ist der Teufelskreis eröffnen, zu der Depression kommt auch noch Burn-Out dazu. Die Leistung/Energie wird noch weniger und man fühlt sich einfach nur kaputt an. Schuld- und Schamgefühle kommen dazu und man kann sich eine Änderung nicht mehr vorstellen. Das Leben scheint nicht mehr lebenswert. Das Selbstbewußtsein ist überhaupt nicht mehr da und Existenzangst und Zukunftsangst stellen sich ein. Wenn es gelingt, dem Menschen klar zu machen, daß es hilfreich ist, die Depression und ihre Begleitsymtome anzunehmen. Dadurch kann man seine ganze Energie zum "überwinden" der Depression, der Angst" (hängt meistens zusammen) aufbringen. Diese Einstellung passiert bestimmt nicht von heute auf morgen. Ich mußte lange üben und Zweifel und Rückschläge haben sich immer wieder eingestellt. Für mich war folgende Betrachtung sehr hilfreich, z. B. wie ein Kind das Laufen lernt. Es fällt, steht aber trotzdem auch immer wieder auf und eines Tages kann es laufen.
Außerdem bin ich überzeugt, daß jeder Mensch sehr wertvoll ist und nicht zum Leiden auf dieser Welt ist. Jeder ist wertvoll, ob kleines Kind, ob Männlein oder Weiblein, ob Oma oder Opa. Einen wichtigen Schritt hast du bereits mit dem Bericht getan, den du ins Netz gestellt hast.
Ich wünsche dir viel Kraft und Energie und ich bin überzeugt, du bist nicht allein.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Hallo und danke für die Beiträge.

@ ego Danke für den Link, sehr gut zu wissen.

@Adversus Ja Deine Erfahrungen und Deine Situation zu beschreiben bringen mich in der Tat weiter und Zuspruch zu haben, dass es richtig ist Hilfe zu suchen bestärkt mich darin. Im Moment laufe ich auch überhaupt nicht Gefahr, diesen Termin abzusagen. Vielmehr setze ich Hoffnung darein, dass ich endlich diese Last loswerden kann und dieses Problem angehe.

Mit dem Job das ist so eine Sache. Ich erzähle kurz das Gespräch mit meiner Bürokollegin: Wir haben zunächst nicht über Krankheit gesprochen, ich hatte zuvor schon mehrfach betont das ich das Gefrage nach Warum und Wieso seitens unseres Chefs entsprechend kommentieren werde wenn er wieder anfängt und das es niemanden etwas angeht was ich habe. Nun kam ich ja aus 3 Wochen KS und irgendwie kamen wir auf das Thema Pferd. Da meinte sie nur, ob ich denn jemanden gehabt hätte der sich in der Zeit um mein Pferd gekümmert hat. Da habe ich klar gesagt, dass ich nicht die Beine gebrochen hatte und mich um mein Pferd selbst gekümmert habe. Sie darauf: na ich mein ja auch nur, ich weiss ja nicht was Du hattest und es geht mich auch nichts an, aber wenn ich krank bin dann geht gar nichts mehr, dann lieg ich auch im Bett. Und bei ihr ist es auch so, dass sie in den letzten drei jahren einmal krank war und wirklich mit 40 Fieber um lag. Ansonsten ist sie Mrs. Perfect, managt 2 Kinder,Hund, Haus, Garten, Reitstunden, Ehe und Urlaube und kommt arbeiten an 3 Tagen halbe Tage. An den Tagen im Büro kommt sie rein, arbeitet durch und geht nach Hause. Sie schafft unglaubliche Mengen, auch wenn es qualtitativ ab und an wenig ist aber es ist bei ihr alles gemacht. Ich sitze an den Nachmittagen alleine im Büro, hab Telefon, Kunden und Akten 2/3, sie 1/3 und ich komme nicht klar. So nun sagte Mrs. Perfect eben diesen Satz und ich hab dann eben gesagt, dass ich auch lieber 2 Wochen Grippe gehabt hätte, ich aber leider psychisch krank sei und derzeit nicht klar komme. Sie hatte früher schonmal von einer "Freundin" gesprochen, die auch ganz schlimm und seid Jahren psychisch krank ist und auch starke Medis nimmt und teilweise gar nicht aus dem Bett aufesteht oder in Kliniken ist. Damit fing sie dann wieder an, auch wie sich diese Bekannte in der Klinik verändert hat, 30 kg zugenommen hat etc. und sie und ihr Mr. Perfect haben, als sie nach der Klinik wiedergesehen haben, beide gedacht: wie sieht die denn aus. Daran habe ich bemerkt, wie oberflächlich sie ist und wie wenig Verständnis für "solche" Erkrankungen da ist. Also habe ich mich darauf beschränkt, nur grob anzureißen dass ich das Problem nun auch angehen will und werde. Von dem Termin bei einem Arzt und von den Medis habe ich da nichts mehr gesagt.

@Fridolin
Danke für Deinen Zuspruch, ja ich will nicht mehr leiden und ich will nicht mehr krank sein oder mich krank fühlen.

Die Entscheidung, wieder arbeiten zu gehen war richtig, mein Tisch ertrinkt in Akten obwohl meine Kollegin wirklich viel erledigt hat. Ich habe den Eindruck dass ich wirklich fast neidisch auf sie bin, was sie alles leistet, schafft und machen muss ohne zu jammern, ich schaffe nicht die Hälfte in der vollen Zeit. Ausser ich schaffe einen Tag mal richtig durchzuarbeiten. Sie führt mir richtig vor Augen wie wenig ich mache. Das macht es für mich noch unerträglicher und deshalb habe ich ihr bisher nichts gesagt, obwohl wir uns gut verstehen.

Na ja, aufstehen fällt mir schwer, aber das ist ja nichts Neues. Durch die vielen Akten arbeite ich im Moment relativ gut durch, am meisten klüngel ich nachmittags wenn ich alleine bin.

Zuhause hänge ich aber dafür wieder voll durch, nachmittags gehe ich eine große Runde mit dem Hund wenn ich nach Hause komme und dann sitze ich wie gelähmt auf der Couch und warte auf die Abendrunde mit dem Hund. Ich muss so viel machen aber es geht genauso weiter wie vor dem Krankenschein. Mist.
Adversus
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Adversus »

Hallo Nabi,

mir steht das "wieder arbeiten gehen müssen" ja noch bevor, aber ich denke in der 2. Märzwoche wird es wohl der Fall sein.

Gut das Du den Arbeitstag bewältigen konntest, schlecht das Du zu hause wieder ein Tief erleben musstest.

Du schreibst folgendes:

Und bei ihr ist es auch so, dass sie in den letzten drei jahren einmal krank war und wirklich mit 40 Fieber um lag. Ansonsten ist sie Mrs. Perfect, managt 2 Kinder,Hund, Haus, Garten, Reitstunden, Ehe und Urlaube und kommt arbeiten an 3 Tagen halbe Tage. An den Tagen im Büro kommt sie rein, arbeitet durch und geht nach Hause.

Und dazu möchte ich Dir etwas sagen. Glaubst Du es kostet mehr Kraft, aus einem dem Anschein nach heilen Umfeld kommend, sich dreimal die Woche halbtags mit etwas Arbeit in einer Firma ein Zubrot zu verdienen, als die ganze Woche Vollzeit zu arbeiten, mit psychischen Problemen im Nacken?

Ich denke nicht, und so solltest du auch denken.

Wenn ich nur drei mal die Woche soviel arbeiten müsste, wie es meine Zeit als Halbtagskraft zulässt, würde mir der Job auch kaum Druck machen. Ich ginge ja immer, ohne das alle Arbeit getan ist und was ich nicht schaffe, das machen die Vollzeitkräfte dann ja, wenn alles möglichst vom Tisch sein muss.

Klar das mich das nicht stresst und nicht krank macht. Bewerte mal ihre Arbeit innerhalb der Familie nicht zu hoch im Vergleich zu Dir, nur weil Mann und Kind nicht vorhanden sind.

Wenn jemand schon aufhören kann zu arbeiten, bevor sich Müdigkeit, oder ein wie auch immer geartetes Leistungstief breit machen könnte, kann man sich doch nicht an der Leistung dieser Person messen. Tu das nicht.

Herzliche Grüße

Adversus
Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Na ja so ein Haushalt mit 2 Kindern macht sich ja nicht alleine, dazu kochen, einkaufen, Hausaufgaben der Kinder, eigene Hobbys, Schule und das alles, ich bekomme ja vieles mit weil sie im Büro ja auch einiges klärt z.B. wer von wem abgeholt wird um wohin auch immer zu fahren. Das ist schon viel Arbeit und ich würde das nicht wegreden. Ich komme nach Hause uns kann entscheiden ob ich was im Haushalt mache oder nicht. Meine Pflichtaufgaben (Tiere) nehme ich immer wahr und die Frage stellt sich nicht, da was schleifen zu lassen. Ich stehe mit meiner Stute in einem Selbstversorger-Stall mit abwechselnden Stalldiensten. Also habe ich an Stalltagen entsprechend 6 Pferde zu versorgen. Ich hatte noch nie Probleme das zu tun oder dort etwas nicht gemacht zu haben weil es meine Pflicht ist, auch nach der Arbeit. Dafür schaffe ich die relativ einfache Arbeit in meiner Wohnung aber nicht (spülen z.B.) und schiebe sie so lange es geht vor mir her. Das ist beängstigend für mich. Ich gehe in die Küche um zu spülen und stehe vor meinen 3 Tellerchen und fange an zu heulen weil ich keine Lust habe zu spülen es aber tun müsste. Diese Unfähigkeit macht mich zum Teil wütend, wütend auf mich weil ich anstatt Stunden mit der Überlegung wie ich und wann ich nun endlich kurz! spüle, einfach eben spülen könnte und danach fühle ich mich ja viel wohler. In meinem KS habe ich mir morgens tatsächlich Tagesaufgaben vorgenommen (Auto waschen, Wohnung aufräumen, Flur putzen) damit ich etwas tue. Wenn ich das erledigt habe war der Tag gerettet. Aber der Weg dahin ist teilweise einfach und teilweise unbeschreiblich. Das jemandem zu erzählen der seinen Haushalt im Vorbeigehen mitmacht fällt mir im Traum nicht ein. Meiner Kollegin die Bescheid weiß und mit der ich besser reden kann habe ich das mit den Tagesaufgaben erzählt sie sagte, sie könne sich so etwas absolut nicht vorstellen.

Ich nehme mir seit Samstag vor meinen Flur zu putzen (Flurwoche) und schiebe es wahrscheinlich wieder bis morgen auf damit am Freitag nicht meine Nachbarin putzen muss ohne das ich geputzt habe. Schon blöd alles.
Adversus
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Adversus »

Hallo Nabi,

mir ist bewusst, dass eine Familie zu haben auch viel Arbeit ist. Keinesfalls will ich die Aufgaben einer Frau und Mutter herabsetzen.

Nur Du solltest Dich nicht an deiner Kollegin messen, denn das wäre wie Äpfel mit Birnen vergleichen.

Arbeit in, bzw. für eine Familie, so sie denn intakt ist, wird immer befriedigender sein als irgend eine gewerbliche Arbeit. Zumindest sollte sie das idealer Weise sein.

Und auch wenn dies eine "Pflicht" sein mag, es wird auch bei großer Mühe sicher weniger belasten als ein Beruf zumal ja auch der in erster Linie der materiellen Absicherung dient und wenn man dann noch denkt, man könnte den Job sogar verlieren ist die Sache noch komplizierter.

Du wirst sicher zugeben, das dir die Pflichten deiner Tiere gegenüber sicher weniger schwer fallen, als andere Pflichten. Ich hoffe jedenfalls für deine Tiere und Dich, das Du dafür immer genug Kraft aufbringen kannst.

Übrigens, Danke für dein Posting in meinem Threat und keine Angst, Du könntest je zu viel über Dich schreiben, wobei ich mir ja bei meinen Antworten auch darüber immer Gedanken mache, ich könnte zu viel über mich schreiben. Wenn ich meinen Besuch beim Psychiater hinter mir habe, werde ich dort dann auch darüber schreiben. Blöd das Du noch so lange warten musst. Ich hatte offenbar viel Glück, so schnell einen Termin zu bekommen, somit werde ich den auch auf jeden Fall wahrnehmen.

Herzliche Grüße

Adversus
Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Danke Adversus.

Ich habe einen Gedanken den ich jetzt hier mal ausformuliere, was ihr dazu meint:

Ich arbeite im öffentlichen Dienst und bei uns sind viele Inhaber einer vollen Stelle die die Arbeitszeit verkürzt haben, d.h. die Stelle bleibt erhalten und die 39 Std./woche werden reduziert auf z.B. 20 Stunden/Woche oder 35 Std./Woche etc.

Dies wird dann jährlich abgefragt, ob diese Verlürzung weiter so bestehen bleiben soll bzw. muss jährlich beantragt werden.

Ich habe eben einen Online Gehaltsrechner bzw. Nettolohnrechner bemüht und stelle fest, dass ich bei 32-35 Std./Woche mit dem Netto auskommen würde und eine erhebliche Entlastung hätte was die Arbeitsszeit angeht.

Ich hatte bis letzten Sommer einen Hundebetreuer der aus diversen Gründen diese Betreuung nicht mehr übernimmt. Nun habe ich ein Problem damit, dass mein Hund hier 9 Stunden sitzt und auf mich wartet. Ich bin bemüht in der Pause auch nach Hause zu fahren um eine kurze Gassirunde einzulegen aber das geht nicht täglich. Mir würde es einen Teil der Last nehmen, wenn ich mehr Zeit für meinen Hund hätte in dem ich nur noch ca. 32 Stunden die Woche arbeiten würde.

Ich würde mich natürlich vorher beim Steuerberater informieren und mir auch die Sicherheit holen, nach einem Jahr z.B. doch wieder voll arbeiten zu können ohne Probleme. Meint ihr, dass das auch seelischen Druck nehmen kann, wenn ich z.B. im günstigsten Fall einen ganzen Tag weniger arbieten ginge? Oder red ich mir da was schön?

Ansonsten geht es mir ganz gut heute, wobei sich die kurze Woche ja auch dem Ende neigt.
Clown
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Clown »

Nabi,

du hast eine gute Freundin. Sie ist schlau und liebevoll und du kannst ihr vertrauen, denn sie steht auf deiner Seite.

Sie heißt Nabi. Frag sie doch mal, was sie meint ...



Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
wennfrid
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Re: Es muss raus!

Beitrag von wennfrid »

Hi Nabi
Wenn du finanziell klarkommst, die Möglichkeit besteht, wieder auf die volle Stundenzahl zu wechseln, falls es irgendwie nicht passen sollte, dann finde ich diesen Möglichkeit super.
Ich bin seit 31. 12. 2009 im Vorruhestand und kann nur feststellen, daß mir diese Ruhe sehr viel bringt. Ich habe viele Stunden für mich und habe feststellt, wie stressig ich vorher gelebt habe. Mein Tag ist strukturiert, (Morgens gassi mit dem Hund, Kaffee, dann ca 1 - 2 Stunden Internet, Hausarbeit und nachmittags wieder mit dem Hund.) Mein Hund und ich sind jetzt sehr viel in der frischen Luft. Mir tut die Ruhe gut, obwohl ich vor diesem Schritt ein bißchen Schiß hatte, bin ich froh, daß ich diesen Weg gegangen bin. Ich lese viel über Depressionen, Angst, Selbstvertrauen und all die seelischen Dinge, die die Menschen in unserer Leistunggesellschaft aushalten müssen. Daß die Wartezimmer bei den Nervenärtzten immer voller werden, dazu leistet unsere Leistungsgesellschaft einen großen Beitrag.
Angst um den Arbeitsplatz, materialistische Einstellungen wie mein Haus, mein Boot, mein Auto, oberflächliche Gerede, was ich kann, was ich bin, tun ein übriges. Durch diese ober angeführten Eigenschaften komme ich zum Schluß, die Menschheit ist sehr primitiv. Diese Zeilen nur nebenbei, haben mit deinem Bericht nichts zu tun.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
MadMax
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Re: Es muss raus!

Beitrag von MadMax »

Hallo Nabi,

warum nicht? Wie Clown schon schreibt, ist es entscheidend, dass du dich damit wohlfühlst und dass dein Gefühl dir sagt, das wäre eine gute Entlastungsmöglichkeit.

Nur bedenke, dass du die Entscheidung nicht in einer Kurzschlusshandlung treffen solltest. Es macht sicherlich Sinn, dies mit dem Psychiater oder in einer Therapie durchzusprechen.
Und setze nicht zuviel Hoffnung in diese Maßnahme. Sie kann Entlastung bieten, wird aber nicht auf Dauer die eigentlichen Probleme lösen.

Liebe Grüße
MadMax
Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Kurze Meldung:

Ich arbeite derzeit wieder, am Freitag habe ich einiges geschafft aber die Woche an sich ist sehr lang und ich schaffe es nicht so zu arbeiten wie ich es mir morgens vornehme. Leider. Privat läuft es schlecht, Opa ist sehr krank und liegt derzeit nach einem schlimmen Sturz ganz. Ich verpacke es kaum, das Ende eines langen Lebens auf so unangenehme Weise mitansehen zu müssen ohne helfen zu können. Die Lücken des Systems werden hier auch deutlich, die Wut auf die Politik, das System und auf faule Jammerlappen die sich entspannt zurücklehnen wächst und ich stehe ihr fast ohnmächtig gegenüber. Ich schwanke zwischen Euphorie mein Leben umzukrempeln und etwas zu tun und den Kopf in den Sand zu stecken und gar nichts mehr zu tun. Google ich jetzt nach einem schönen kleinen Haus für mich und meine Tiere, hocke ich andererseits dumm da und schaffe es nicht mal meinen Papierkram zu sortieren. Was will ich da mit nem Haus und dem dann erst recht entstehenden Papier machen? Am 06.04. ist ja "schon" der Termin, ich setze inzwischen einige Hoffnung darein. Die Medis habe ich einfach wieder weggelassen, ging es mir doch gut einige Zeit. Nun schlafe ich wieder nicht und irgendwie geht der ganze Dried von vorne los. Mist.
Reve
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Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Es muss raus!

Beitrag von Reve »

Hallo Nabi,

es geht wohl leider nicht so gut, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit dringt durch, denn du sagst:

>nun schlaf ich wieder nicht und irgendwie geht der ganze Dried von vorne los. Mist.

Ja, die Depression oder wie immer man sie jetzt auch nennen möchte - Vorboten - lässt nicht so gerne locker. Doch dein Termin naht, auch wenn du dir – wenn ich es richtig verstanden habe - nicht zu viel von einer Therapie versprichst. Doch wenn es gut läuft, und davon gehe ich jetzt einfach mal optimistisch aus, dann können „die“ einem schon dabei helfen, Entscheidungen herbeizuführen, ohne groß zu beeinflussen. Zumindest erlebe ich es jetzt bei einer Therapeutin, zu der ich nur noch alle 4 Wochen hingehe. Die arbeitet gerne mit pro und contra. Die öffnen einem manchmal auch neue Wege, sei es beispielsweise mit Hilfe der der „Achtsamkeit“ gewisse Lebenszustände und Ereignisse besser zu ertragen.

Meine Idee wäre, obwohl ich (leider?) wirklich Medikamenten nicht sehr positiv und willig eingestellt bin, dass du jetzt, wo es so kippelig ist, doch wieder leicht dosiert das Medikament nimmt, das dir zum besseren Schlafen verholfen hat. Ich mach das im Moment auch so…

Ich wünsche dir, dass dein Opa wieder gesund wird, zumindest dass es ihm besser geht und dass du deine Gedanken gut sortieren kannst.

Carin
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