Von Depression zur Demenz?

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Susibaby
Beiträge: 128
Registriert: 29. Nov 2009, 15:15

Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Susibaby »

Hallo!

Ich habe etwas gezögert zu schreiben, aber mich plagen so einige Fragen, wo ich keine Antwort weiß. Vielleicht kann mir ja der ein oder andere helfen oder mich aufklären.

Mein inzwischen Ex-Freund hat von heute auf Morgen den Kontakt zu mir abgebrochen, er ist zum zweiten Mal in die Klinik. War dieses Mal dort für 4 Wochen, 2008 für 7 Wochen. Jetzt angeblich sollte er AD bekommen, wollte auch schon seine Hausärztin.

Mir ist aufgefallen, er vergisst. Auch schon vor der Klinik. Wir sind z.B. 3x den gleichen Weg gefahren und beim 4x fragte er mich, ob wir schon einmal dort lang gefahren sind. Er kennt mich zwar noch, aber er weiß z.B. in einer Zeitspanne von 6 Wochen nicht mehr, was er noch für Dinge bei mir hat, geschweige, dass er Gefühle für mich hatte. Kann es an den AD oder evtl. NL liegen oder ist es die Vorstufe zur Demenz? Wer kennt sich damit aus und/oder hat ähnliche Erfahrungen? Könnt ihr mir helfen?

Ganz liebe Grüße
Susanne
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hallo Susanne,

das kan ein Symptom einer schweren Depression sein:

Pseudodemenz

http://www.neuro24.de/show_glossar.php?id=1386

Ich kann mich auch an Zeiten erinnern, wo ich nicht mehr wusste, wem ich was schon erzählt hatte usw. und rückblickend weiß ich von einigen Phasen aus meinem Leben, in denen ich schwer depressiv war nicht mehr viel. Nur noch Bruchstücke.

Grüße und alles Gute für Deinen Freund!

unknown
Susibaby
Beiträge: 128
Registriert: 29. Nov 2009, 15:15

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Susibaby »

Hallo Unknown!

Dank Dir für Deinen Link und Deine rasche Antwort. Ich schaue gleich mal rein.

Wie bist Du denn da wieder raus gekommen?

Ich weiß, er hing unheimlich an einer Sache, die er auch vor dem letzten Klinikaufenthalt (Mitte November 2009) unbedingt wieder haben wollte und jetzt weiß er nichts mehr davon.

Wir hatten vor der Klinik täglichen Kontakt, seitdem ist alles anders.

Ich dachte immer, dass ihm dort geholfen wird und mit Hilfe von AD oder NL es ihm besser gehen würde, aber ich habe den Eindruck eher umgekehrt.

Ich habe ihm jetzt die Tage angeschrieben, dass wir doch noch Sachen austauschen müssten. Und da kam eben, dass er glaubt, er hätte noch was bei mir und er wisse nicht, was ich noch bei ihm hätte.

Aber wie gesagt, vor der Klinik gab es schon das eine oder andere Vorkommnis des Vergessens und der verzerrten Sichtweise.

Für eine Demenz ist er doch auch noch zu jung mit 43, oder?

Lieben Gruß
Susanne
Mezier
Beiträge: 289
Registriert: 18. Jun 2009, 20:57

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Mezier »

Hallo,

hab mich mal eine Zeit lang beruflich recht intensiv mit Demenz befasst. Es gibt bestimmte Demenzformen, die schon in relativ jungen Jahren auftreten können. Die sind aber selten
Es gibt auch verschiedene unterschiedlich ausagefähige Testverfahren, die vom Neurologen/Psychiater durchgeführt werden sollten. Demenz ist so oder so immer eine Ausschlussdiagnose, d.h.es werden normalerweise andere Krankheiten getestet und wenn davon nichts übrig bleibt, kann man von einer Demenz ausgehen. Geschickt wäre, so oder so - ein Facharzt, aber in der Klinik sind ja welche. Zur Diagnostik ist es sowieso hilfreich, das Verhalten/die Symptome von den Angehörigen nochmal beschrieben zu bekommen, wenn der Verdacht besteht.
Von daher bist Du ja unabhängig von Eurer jetzigen Beziehungssituation ein "Angehöriger", der zumindest den bisherigen Verlauf vor Klinik einschätzen könnte. Bitte doch mal den behandelnden Arzt um ein Gespräch, so Du es kannst.

Gruß Mezier
Bringfriede
Beiträge: 290
Registriert: 10. Mai 2009, 21:14

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Bringfriede »

Hallo Susybaby,

natürlich hoffe ich nicht, das dies die Vorstufe zur Demenz ist. Dann wäre ich genauso dran. Jedoch habe ich dieses Phänomen während meiner tiefsten Depression erlebt. Angefangen hat es mit einer "leichten" Konzentrationsstörung und Vergesslichkeit.
Irgendwann ging gar nix mehr. Hat sich erst gebessert während des Klinikaufenthaltes und der Einnahme der Medis.
Heute trainiere ich meinen Geist. Wichtige Termine muß ich mir notieren. Eine leichte Vergesslichkeit habe ich immer noch. Aber ich steigere mich nicht mehr rein.

Viel Glück Deinem Ex-Freund und
eine Ruhe und Gelassenheit Dir...
Bringfriede
retseim5
Beiträge: 43
Registriert: 10. Dez 2009, 07:03

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von retseim5 »

Hallo,

ja das geht mir leider auch so.
Ich vergesse ziemlich viel, so das ich mir jetzt alles aufschreiben muss.
Auch weiß ich nicht immer, ob ich schon etwas erzählt habe oder nicht.
Eine total blöde Situation.
Es macht mich so unsicher, dass ich das Haus am liebsten nicht mehr verlassen möchte.

Meine Angst den anderen Menschen gegenüber wird immer größer.

Noch ne schöne Zeit Euch allen.


axel
Susibaby
Beiträge: 128
Registriert: 29. Nov 2009, 15:15

Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Susibaby »

Hallo ihr Lieben,

habt vielen Dank für Eure Beiträge, die ich sehr aufschlussreich finde. Ich möchte nicht einfach einen Menschen aufgeben, weil er krank ist. Ich möchte verstehen, wieso, weshalb, warum und natürlich gerne helfen bzw. unterstützen.

@Mezier
Mein Ex befindet sich nicht mehr in der Klinik und während seines Aufenthaltes dort bin ich nicht zu einem Gespräch heran gezogen worden, auch nicht seitens der Klinik im Jahre 2008, wo er 7 Wochen war. Ich hätte es mir zu sehr gewünscht, da ich viele Dinge als naher Angehöriger feststellen musste, die kein anderer in seinem Umfeld wahrgenommen hat. Z.B. hat er mitunter unruhige Hände und dann die Vergesslichkeit, die verzerrte Wahrnehmung. Mitunter ist er ein Hypochonder und ein totaler Angstpatient in jeglicher Hinsicht. Er hat sogar Angst vor mir, also Angst, ich könnte weinen, damit kann er nicht umgehen. Er hat Angst vor meinen Fragen, er weiß keine Antworten. Ich habe gelesen, dass diese Eigenschaften mitunter bei Demenz auch vorkommen. Ich finde es erschreckend, dass er erst in der Klinik war, da noch wusste, was er an Sachen bei mir hat und bei noch nicht mal 2 Monaten, weiß er es nicht mehr genau. Mitunter zwei Dinge, die hat er unheimlich gemocht und er weiß es nicht mehr?! Er sollte AD bekommen, was er nun erhalten hat, weiß ich nicht, da, wenn ich ihm zu nahe rücke, versteckt er sich dahinter, dass wir ja keine Beziehung mehr haben. Ich wünsche mir zu sehr ein Gespräch, komme aber nicht so an ihn ran. Kann es aber sein, wenn man Medi’s bekommt, sich der Zustand nicht bessert, sich sogar noch verschlechtern kann? Er hat eine Therapeutin, sollte ich versuchen, bei ihr einen Termin zu bekommen?

@Bringfriede
Mein Ex war ja in der Klinik und sollte auch AD bekommen, aber ich habe das Gefühl, dass sich sein Zustand nicht gebessert hat, eher verschlechtert. Kann das sein? Kann man auch Dinge vergessen, die einst einem so wichtig waren?

@Axel
Hast Du Angst vor anderen, wenn Du raus gehst, wegen der Vergesslichkeit oder meidest Du generell dann eher den Kontakt?

Lieben Gruß
Susanne
Bringfriede
Beiträge: 290
Registriert: 10. Mai 2009, 21:14

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Bringfriede »

Hallo Susibaby,

weshalb sollten die Ärzte in der Klinik Dich denn zu einem Gespräch einladen?
Dein Freund ist der Patient. Und der ist dort, und hat genügend Gespräche....die er auch erstmal verdauen muß. Dann kommt noch die Vergesslichkeit. Und er muß erstmal damit klar kommen...mit sich und der Krankheit. Was erwartest Du von ihm?????
Er hat genug damit zu tun, ein um den anderen Tag sich selbst durch den Tag zu bringen.
Was erwartest Du, als Freundin, was die Medikamente bewirken? Und wie schnell sie etwas bewirken? Vielleicht hat er mit dem Psychiater noch nicht die geeignete Medikation gefunden....

Halt Dich am Besten etwas zurück bei ihm.
Schreibe hier, lies hier....und lass ihn auch etwas vergessen. Bedräng ihn nicht.

Ich schätze mal, er ist an einem Punkt...an dem alles andere nicht so wichtig ist!!!

Er kämpft mit sich...da kannst Du nicht mit!!!

Beste Grüße
Bringfriede
Mezier
Beiträge: 289
Registriert: 18. Jun 2009, 20:57

Re: Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Mezier »

Hallo Susibaby,

ich bin ja nach wie vor der Auffassung, das die Situation Deines Ex-Freundes nur richtig beurteilt werden kann (von den Profis), wenn die soviel als möglich von ihm wissen. Ob es eine ambulante Therapeutin allerdings zulässt, wenn Du das Gespräch suchst, da hab ich Zweifel. Die fühlen sich ja wirklich primär dem Patienten verpflichtet. Das würde wahrscheinlich in Sachen Vertrauen nicht gehen, es sei denn sie sagt es ihm und fragt ob er einverstanden ist...und so wie Du schreibst, wird er das wohl nicht sein.

In einer Klinik geht sowas, glaub ich, einfacher, aber wenn er da raus ist...

Vielleicht ist es wirklich jetzt klüger, das Du Dich zurück nimmst und Dich weniger verantwortlich fühlst. Nüchtern betrachtet bist Du es ja auch nicht mehr.

Sei herzlich gegrüßt
Mezier
Susibaby
Beiträge: 128
Registriert: 29. Nov 2009, 15:15

Von Depression zur Demenz?

Beitrag von Susibaby »

Hallo Bringfriede,
hallo Mezier!

Ihr habt sicherlich Recht, ich kann da nicht viel machen und er hat Eigenverantwortung, ich kann wahrscheinlich wirklich nur loslassen. Nur man macht sich doch schon den Kopf, man möchte verstehen, beiseite stehen, helfen und will auch richtig mit den Auszügen der Krankheit umgehen können.

Lieben Gruß
Susanne
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