Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

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backlog
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Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Hallo,

ich bin froh, den Weg auf Eure Seite gefunden zu haben und hoffe durch den Austausch mit Euch ein Stück mehr Orientierung, Verständnis und Kraft zu finden. Ich habe mich in den allgemeinen Informationen und speziell in Euren Berichten oft sehr gut wiedergefunden und möchte nun etwas von mir erzählen.

Ich bin 41 Jahre alt, bin glücklich zum zweiten Mal verheiratet, bin vor 6 Jahren aus Wien zu meinem Mann nach Niedersachsen gezogen. Derzeit besuche ich eine Ausbildung zur Psychologischen Beraterin. Habe momentan sehr viel Zeit für mich, was mir wichtig ist. Ich wollte endlich mal „zu mir kommen“ – „die Dinge machen, die ich wirklich will“. Allerdings fühle ich mich momentan in endlosen Gedankenspiralen verfangen, bin müde, schlafe schlecht, werde früh wach – grüble, ziehe mich selbst gedanklich runter, bin unzufrieden, antriebslos, dann wieder fürchterlich wütend wegen Lappalien, ich habe Zukunftsängste, habe manchmal schreckliche Kopfschmerzen, mein Nacken ist verspannt, mein Kopf fühlt sich an, als ob er in einen Schraubstock eingespannt wäre, dann habe ich wieder Magen- Darmbeschwerden, ich habe eine Kloß im Hals, ein Engegefühl in der Brust, oft versuche ich den Frust mit Essen zu kompensieren, ich habe überhaupt keine Lust auf Sex, ich bin unruhig und ungeduldig, kann mich schlecht konzentrieren, Rausgehen kostet mich sehr viel Überwindung – ich fühle mich kraftlos und den Anforderungen, die da draußen auf mich warten nicht gewachsen. Ich fühle mich als Versagerin, schwach, klein und nutzlos und gleichzeitig wie ein rasendes Tier im Käfig.

Meine erste Erinnerung ist ein immer wiederkehrender Traum, ich habe eine Maske auf, nehme sie ab, darunter ist die nächste, immer schneller und panischer nehme ich eine Maske nach der anderen ab, bis ich beim Nichts, bei der unendlichen Leere angelangt bin.
Und dann immer wieder das Hochschrecken, nachdem ich ins Bodenlose gestürzt bin. Dort unten auf dem Meeresgrund meiner Kindheit bekam ich viele Turbulenzen mit, die sich auf der Wasseroberfläche abspielten. Ich konnte nicht sehen und nicht verstehen worum es ging, doch ich konnte sie fühlen - diese negativen Schwingungen – und ich konnte sie konservieren. Sie sind immer noch da - in Träumen, in meinen Gefühlen - sehr existent und doch nicht greifbar, schwer in Worte zu fassen.
Mit 12/13 war ich in der Schule ein Jahr lang mit einer schlimmen Mobbingsituation konfrontiert, ich habe mich total in mich selbst zurückgezogen, konnte bei meinen Eltern keinen Rückhalt, keine Hilfe und kein Verständnis für meine Situation finden – ich fühlte mich als totale Versagerin. In dieser Zeit sehe ich den Beginn meiner Depression. Nach dieser Zeit war ich sehr verunsichert und fühlte mich als absolute Außenseiterin. Gruppensituationen wurden zu meinem größten Problem – vereinzelte gute Freundschaften mein größter Halt – Alkohol mein Krückstock. In der Pubertät habe ich gegen die verlogenen, vorgelebten Normen rebelliert. Ich habe es gehasst die Fassade der perfekten Familie um jeden Preis nach außen aufrechterhalten zu müssen. Gleichzeitig Normen folgen zu müssen, die zwangsläufig ins Unglück führen. Mit 20 hatte ich meine ersten Panikattacken. Ich bin von einem Arzt zum nächsten und bekam immer wieder bestätigt, dass ich gesund bin – ich habe begonnen an meinem Verstand und meiner Urteilsfähigkeit zu zweifeln. Dann habe ich mich jahrelang mit Alkohol betäubt, um wieder ich selbst sein zu können, um wieder Lachen und Weinen zu können. Es war eine Flucht in mich selbst und in die Dunkelheit. Es war so schön von niemanden gesehen zu werden, niemand fordert etwas, ich musste nichts erklären. Die Nacht gab mir Ruhe und Geborgenheit. Der Morgen bedeutete jedes Mal Überwindung und Schutzlosigkeit. Mein Leben bestand nur noch aus Schein und Spiel. Den Absprung habe ich vor ca. 7 Jahren geschafft. Es ist mir ganz schön viel Entwicklungszeit verloren gegangen und jetzt sehe ich mich mit all den alten Problemen in einer neuen Zeitdimension konfrontiert.

Ich habe eine sehr depressive Mutter, die mir wenig Wärme und Zuneigung vermittelt hat. Ich musste sehr früh lernen, Ihre Gedanken zu erraten, fühlte mich für schuldig, wenn es ihr schlecht ging und habe mich für sie verantwortlich gefühlt, ich glaube das ist immer noch so. Kürzlich habe ich meiner Familie erzählt, dass es mir schlecht geht. Ich hatte auf Verständnis und Rücksichtsnahme gehofft. Was ich bekommen habe waren Ratschläge und absolutes Missverständnis, so in der Richtung: „Lass Dich nicht so gehen“ – „lenk Dich ab“ – „es gibt Schlimmeres“ – „schau Dir all die wirklich kranken Menschen an“ – „Dir geht’s doch gut“ – „stell Dich nicht so an“ – „mach jetzt bitte nicht auf leidend“ - „du übertreibst ja wieder maßlos“ – „denk an was Schönes – sei positiv“.“ Leider finde ich mich in den Worten sehr gut wieder, das ist auch die Art, wie ich innerlich mit mir verfahre, ich kann für mich nicht akzeptieren, dass ich in meinem Handlungsvermögen eingeschränkt bin. Ich habe Angst, dass das, was ich tue, den Zustand offenbart, der so sprechend als „sich darin einrichten“ bezeichnet wird.

Es ist für mich ein sehr wunder Punkt, wenn ich höre, dass man Depressionen schwer heilen kann, dass die Heilung von Suchterkrankungen langfristig schlechte Prognosen hat, dass man Beeinflussungen durch negative Kindheitserlebnisse später kaum noch ausgleichen bzw. wiedergutmachen kann. Nur 30 bis 35 Prozent der behandlungsbedürftigen Depressiven bekommen eine richtige Diagnose, eine angemessene Behandlung gerade mal 6 bis 9 Prozent. Noch immer wissen Hausärzte viel zu wenig über die Krankheit. Sie deuten Symptome falsch und schicken ihre Patienten mit Beruhigungsmitteln nach Hause. All das verunsichert mich sehr.

Ich kenne kaum Schwankungen. Im Vergleich zu anderen fühle ich mich eingeschränkt, minderbemittelt, minderwertig. Ich habe mich seit dem Moment mit 12/13 als ich mich für die Selbstisolation entschieden habe, als Sonderling gefühlt, es war mir immer bewusst, dass da unzählige Gedanken sind, die mir ständig durch den Kopf gehen, dass mir die Unbeschwertheit fehlt, die andere in meinem Alter haben, das ich irgendwie langsam und eingeschränkt bin, das sich andere gerade darüber oft lustig machen, das ich da nicht raus kann. Ich habe versucht von anderen zu erfahren, ob sie ähnlich denken, habe versucht zu erfahren, ob das normal ist was in mir vorgeht. Es gab immer wieder gute Freunde, die mich verstehen konnten. Ich habe das Denken zu meiner Stärke erklärt: „Ich bin eben tief, unergründlich, kompliziert und düster.“ Es gibt immer wieder Zeiten in denen ich mich besser fühle, das sind die Zeiten wenn ich viel draußen sein kann, wenn die Sonne scheint, wenn es warm ist, wenn ich Sport treibe, wenn ich Johanniskrautkapseln einnehme, wenn ich Omega3-Lachsöl-Kapseln nehme, wenn ich ruhiger und achtsamer werde, mir weniger zumute, es ruhiger angehe, wenn ich meine Bedürfnisse äußere und von anderen erfüllt sehe, wenn es mir gelingt nach Außen zu gehen und dabei positives Feedback zu bekommen, wenn meine Gedanken zur Ruhe kommen und meine Aufmerksamkeit auf den Moment gerichtet sein kann. Diese Zeiten lassen dann wieder Hoffnung aufkommen, dass doch Vieles möglich ist. Nach diesen Zeiten empfinde ich es als sehr schlimm, wenn sich die alte Lähmung wieder einstellt. Ich fühle mich dann immer wieder darin bestätigt, dass sich gewisse Dinge eben nie ändern und alles andere Illusion ist.

Meinen einzigen Versuch mit Antidepressiva habe ich in keiner guten Erinnerung, sie haben mich ruhiggestellt, da waren keine Empfindungen mehr, weder im Positiven noch im Negativen. Ich weiss nicht ob das die übliche Wirkung von Antidepressivas ist. Was ich über Antidepressiva lese ist recht vielversprechend, das Gedankenkarussell soll zur Ruhe kommen, positive Empfindungen sollen wieder möglich sein, sie bewirken angeblich keine Persönlichkeitsveränderung, es besteht keine Gefahr der Abhängigkeit. Es treten nahezu immer Nebenwirkungen auf wie z.B. Mundtrockenheit, Sedierung, Blutdrucksenkung, Libidostörungen, Koordinationsstörungen, Schwitzen, Sehrstörungen, Magen- Darm-Probleme, Verstopfung, Zittern, Kopfschmerzen, Symptome, die denen einer Depression ähnlich sind, sich aber nach wenigen Tagen wieder legen. Die Wirkung der Medikamente setzt spätestens nach 20 Tagen ein. Es erfordert Geduld, das passende Medikament zu finden und bedarf regelmäßiger Absprachen. Dann lese ich, dass bei ca. 30 – 50 Prozent aller Patienten der Mechanismus der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer überhaupt nicht funktioniert, weil die Wächtermoleküle an der Blut-Hirn-Schranke die Medikamente nicht durchlassen. Es fällt mir schwer, mir aufgrund dieser Informationen und meiner Erfahrung mir eine Meinung zu bilden. Gut, wenn es hilft – warum nicht? – ich will aber keinesfalls meine Lebendigkeit einbüßen und sei sie zeitweise noch so negativ eingefärbt. Was habt Ihr denn für Erfahrungen mit Antidepressivas?

Was ich sonst noch versucht habe, um meine Befindlichkeit zu bessern: Gesprächstherapie, Katathymes Bilderlebnis, Hypnose, Familienaufstellung, Homöopathie, Bachblüten, Schüssler Salze, Kinesiologie, Schamanismus, Reiki, Meditation. Energetische Methoden, wie Familienaufstellung, Homöopathie, Schamanismus, Reiki und Kinesiologie haben mir bedingt geholfen, sie haben mir Energie gegeben und mich etwas nach oben gebracht. Wobei ich mich dabei gefragt habe, was Realität und was Einbildung ist. Ich mache derzeit eine Gesprächstherapie, die ich als hilfreich empfinde, momentan fühle ich mich sehr aufgewühlt, ich glaube, dass vieles losgetreten wird. Nebenbei gehe ich regelmäßig zu meiner Homöopathin und bekomme immer wieder hochpotente Globolis.

Mir stellt sich momentan sehr die Frage, wie komme ich aus dem Schlamassel raus? Je bewusster mir die Symptomatik der Depression wird – desto ungeduldiger versuche ich gegenzusteuern – ich lese darüber – ich tausche mich darüber aus – wäge Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen ab und stecke nach wie vor in meiner negativen Verstimmtheit fest und kann mich zu nichts richtig aufraffen. Was macht ihr denn, damit es Euch besser geht? Womit habt Ihr gute Erfahrungen gemacht? Habt Ihr ähnliche Erfahrungen wie ich hinter Euch?

Viele liebe Grüsse
Und danke fürs Lesen

Ciara
niederländer

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von niederländer »

Hallo Ciara,


Vieles in deine Geschichte kenne ich zu gut und vieles habe ich auch erlebt. Meine erste Depression liegt in der Pubertät und sie war bis heut (ich bin 52 j.) nie richtig weg.
In Sept. 2009 hab ich eine Aubildung zur Heilpraktiker für Ps. Therapie angefangen.
Jetzt in meine depressive Fase hab ich grosser Angst das ich mich überfordert habe. Das zieht mich noch mehr herunter.

Ich habe übrigens gute Erfahrungen mit Anti Depressiva und nehme im Moment 2x 150 mg Trevilor.

Machts gut,


Dutchy
FönX
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Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von FönX »

Hallo Ciara,

> Je bewusster mir die Symptomatik der Depression wird – desto ungeduldiger versuche ich gegenzusteuern – ich lese darüber – ich tausche mich darüber aus – wäge Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen ab und stecke nach wie vor in meiner negativen Verstimmtheit fest und kann mich zu nichts richtig aufraffen.
Zwei Gedanken von mir:
1. Gestern las ich im Buch "Schattendasein" (stammt von Autoren dieses Forums): "Depressionsbedingte Erschöpfung unterliegt nicht der Willenskraft. Lass sie einfach zu und akzeptiere sie. Das ist der erste Lernauftrag, den dir die Depression gibt." Vielleicht solltest auch du das als ersten Schritt angehen, anstatt verzweifelt gegenzusteuern.

2. Ein Versuch mit Antidepressiva ist gar nichts. Bei den allermeisten hier, brauchte es viele Monate und viele verschiedene Präparate in noch mehr Dosen. Bei mir dauerte es 18 Monate, bis mein Kopf es schaffte, das Gesundwerden nicht mehr als Schreckgespenst zu sehen, und wieder konstruktiv Gedanken zu hegen.

Viel Erfolg!
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
FönX
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Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von FönX »

Ergänzung zu 2:
AD aber immer nur als Unterstützung einer passenden Psychotherapie.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
backlog
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Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Hallo Dutchy,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Tut gut zu hören, daß auch Du diese Entwicklung kennst beginnend in der Pubertät. Ich habe aus vorhergehenden Beiträgen gelesen, daß auch Du ein Problem mit Alkohol hattest - wie geht es Dir jetzt damit? Finde ich ja sehr interessant, daß auch Du eine psychologische Ausbildung begonnen hast. Ich war so begeistert und glücklich mit dieser Ausbildung im August 2008 begonnen zu haben, stoße derzeit aber sehr an meine Grenzen und habe sehr oft auch das Gefühl mich damit übernommen zu haben. Gerade Gruppensituation überfordern mich sehr. Ich frage mich oft, ob es mir jemals möglich sein wird anderen Menschen zu helfen, wo ich mir selbst ja kaum helfen kann. Es kommt einfach so viel hoch und vieles davon überschwemmt mich und lähmt mich, weil ich einfach nicht damit umgehen kann. Ja, mit Medis, das muß ich mir noch überlegen. Kommst Du gut damit zurecht? Musstest Du viele durchprobieren?
Hab vielen Dank.
Liebe Grüsse
Ciara
backlog
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Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Hallo FönX,
vielen Dank für Deine Antwort. Ist ein guter Vorschlag "die Depression zu akzeptieren und nicht dagegen anzukämpfen" - zeitweise schaffe ich es auch - dann fühle ich mich aber wieder wie ein Weichei und hasse mich für meine Schwäche. Trotzdem ich will es weiterhin versuchen und versuche auch geduldiger mit mir zu werden - ist oft eben einfach nur leichter gesagt als getan. Geht es Deiner Ansicht nach ohne Medis gar nicht? Ich kann mich damit immer noch nicht so recht anfreunden.
Vielen Dank.
Liebe Grüße
Ciara
FönX
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Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von FönX »

Ob es ohne Medis gar nicht geht?

Das hängt von Grad und Art der Erkrankung ab und ist auch nur von einem Facharzt zusammen mit dir zu beantworten. Du kannst beim Versuch, ohne ADs zurechzukommen, wertvolle Zeit verschenken. U.U. Jahre. Eine gute Psychotherapie ist schon sehr gut. Aber was nützen dir die ganzen Impulse, die du dann doch nicht umsetzen kann, weil dein Serotonin- oder Dopaminhaushalt dir immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht? Das kann dich noch weiter runterziehen.

Nach knapp 18 Monaten Versuchskaninchen hatte ich endlich MEIN Antidepressivum, dass mich aus dem Jammertal herauszog. Bis dahin war der Gedanke ans Gesundwerden ein Horror, weil ich wieder an die Tretmühle dachte, die mich in die Depression geführt hatte. Ca. einen Monat nach der Anwendung von Trevilor wurde Arbeit wieder attraktiv. Und ich konnte mir unter Arbeit auch etwas anderes vorstellen, als das Vertriebsarbeit. Nach 15 Monaten Trevilor und nach dem Absetzen blieb ich stabil. D.h. mein Denken war immer noch klar und konstruktiv, nachdem ich Trevilor drei Monate abgesetzt hatte.

Okay, ich kann von dem, was ich jetzt mache, noch nicht leben. Noch sorgt meine Frau für unseren Lebensunterhalt. Aber es ist realistisch, an eine selbsttragende Existenz zu denken, bevor wir 2011 schreiben. Und seit 10 Tagen können wir auf das ergänzende ALGII verzichten, weil ich mit meiner selbstständigen Arbeit dafür sorge. Ist das nicht toll?

Wie gesagt - der Startschuss war das richtige Antidepressivum, dass meine Therapien (Gesprächs-, Gruppen-, klinische KVT) unterstützt hatte. Sollte ich merken, dass ich wieder mal in einer Sackgasse lande, und mein Kopf spielt nicht mit, nehme ich wieder Trevilor, und wenn es nur ein halbes oder ganzes Jahr lang ist. Auch wenn mich die Nebenwirkungen wieder total nerven werden. Aber es hat geholfen und wird wieder helfen!

Bleib offen für neue Wege!

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
BigSky
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Registriert: 9. Dez 2009, 23:23

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von BigSky »

...
backlog
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Registriert: 9. Feb 2010, 12:40

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Hallo BigSky,
ich würde mich sehr gerne mit Dir austauschen. Was ist PN? Ich bin neu hier und kann damit nichts anfangen?
Liebe Grüsse
Ciara
elas
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Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von elas »

Guten Morgen, Ciara,

wenn Du über Deinem nickname ganz oben links in dem Kästchen auf das Köpfchen clickst, dann öffnet sich das Profil von BigSky, und dort findest Du die eMail-Adresse.

Viel Erfolg und Freude bei Eurem Austausch
wünscht
elas
________________________________

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backlog
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Registriert: 9. Feb 2010, 12:40

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Guten Morgen Elas,

es hat geklappt, ich habe die Adresse - vielen Dank.
Schönen Tag und liebe Grüsse

Ciara
backlog
Beiträge: 9
Registriert: 9. Feb 2010, 12:40

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Hallo FönX,
vielen Dank für Deine nette und ausführliche Antwort.
Erstmal herzlichen Glückwunsch, daß es Dir gelungen ist Dich in Deinem Sinne neu zu orientieren und damit jetzt auch Erfolg zu haben - besser geht's ja nicht - ich denke, daß kann eben auch das gute an der Depression sein, daß sie einem darauf hinweist, daß eine Kurskorrektur erforderlich ist. Da möchte ich auch hin, bin auch daran und habe bereits vieles verändert. Das Hinterhältige sind für mich die falschen Motivationen, die sich auf Fremdbedürfnisse beziehen. Die für den Moment das große, schnelle Glück, die Zuneigung und Anerkennung mir nahestehender Menschen verheissen. Es sind dann aber auch die Dinge, die ich in Angriff nehme und nicht zu Ende bringe, die mich dazu bringen mich in vielen kleinen Baustellen zu verlieren und meine wirklichen Herzensziele aus den Augen zu verlieren. Das kotzt mich an, verwirrt mich und raubt mir unheimlich viel Energie. Ich weiß oft einfach nicht mehr was ich will und das frustriert mich ohne Ende.
Ich habe gestern mit meinem Therapeuten über das Thema Medis gesprochen, er meint, daß ich mir das überlegen soll, es mir aber sicher helfen könnte.
Bist Du zum Hausarzt oder gleich zu einem Psychiater gegangen? Was meinst Du mit unangenehmen Nebenwirkungen?
Vielen Dank für Deine Hilfe
Schönen Tag
viele liebe Grüsse und weiterhin viel Erfolg
Ciara
FönX
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Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von FönX »

Hallo Ciara,

du schreibst:
> Das Hinterhältige sind für mich die falschen Motivationen, die sich auf Fremdbedürfnisse beziehen.
Was so leicht klingt, ist sehr schwer: Sich selbst finden. Wer bin ich? Was will ich? Wenn ich mich jahrelang kaum darum gekümmert habe, ist eine Menge aufzuarbeiten. Das braucht Zeit, Geduld und meistens Hilfe von außen. Und nicht selten muss man Gewalt anwenden, um innere Hürden und Mauern einzureißen, die man ebenfalls jahrelang gehegt, gepflegt und stabilisiert hat.

> Es sind dann aber auch die Dinge, die ich in Angriff nehme und nicht zu Ende bringe,... Das kotzt mich an, verwirrt mich und raubt mir unheimlich viel Energie.
Das kann an den Depressionen liegen. Hast du mal einen Blick in Richtung AD(H)S gewagt? Manchmal ist unbehandeltes ADS (Aufmerksamkeitsstörung) Ursache für eine Persönlichkeitsstörung, die in die Depression führen kann. So könnte es bei mir gewesen sein.

>Ich habe gestern mit meinem Therapeuten über das Thema Medis gesprochen, er meint, daß ich mir das überlegen soll, es mir aber sicher helfen könnte.
Wenn nicht der Therapeut dein Psychiater ist, drückt er sich meist sehr unverbindlich aus. Das Gespräch mit Letzterem solltest du auf jeden Fall suchen.

> Bist Du zum Hausarzt oder gleich zu einem Psychiater gegangen?
Der erste Anlaufpunkt im Januar 2005 war mein Hausarzt. Recht schnell wechselte ich dann zum Facharzt für Psychiatrie, mit dem ich dann verschiedene Medis testete. Wie gesagt, war nach eineinhalb Jahren das richtige AD gefunden.

> Was meinst Du mit unangenehmen Nebenwirkungen?

Lies im Forum "Pharmakotherapie" den Thread "Erste Erfahrungen mit Venlafaxin". Dort findest du einige Beiträge, in denen ich die NW sehr ausführlich beschrieben habe. Fakt ist: Mir hat die Medikation, auch wenn sie jetzt beendet ist, dauerhaft geholfen. Manchmal muss man nur einen kleinen Stubser durch so ein AD bekommen, um die Kurve zu kriegen, oder die Segel neu zu setzen, weil der Lebenswind nun mal aus einer anderen Richtung kommt, als in den Jahren vorher.

Liebe Grüße
FönX

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Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von backlog »

Lieber FönX
vielen Dank für Deine Antwort.
Ich glaube nicht, daß es bei mir was mit
AD(H)S zu tun hatte, als Kind und Jugendliche war ich recht ruhig, ausgeglichen und konzentriert. Ich sehe bei mir die Ursachen in sozialen Ängsten und Fehlentwicklungen. Es ist unheimlich viel Wut in mir, viele ungeäußerte und nicht ausgelebte Bedürfnisse und Gefühle, die in mir brodeln. Es ist zeitweise ein Gefühl wie lebendig begraben zu sein. Da muss ich einiges dagegen bzw. dafür tun.
Was ich bisher neben Deinem, in Berichten über ADs gelesen habe, hat mich noch nicht so richtig überzeugen können. Schwitzen, Libidostörungen, "Empfindungslosigkeit", Schwierigkeiten nach langer Einnahme den Absprung zu schaffen, ....
Sind die positiven Aspekte wirklich so groß, dass sie all das aufwiegen?
Habe mich in letzter Zeit etwas mit dem achtsamen Weg aus der Depression beschäftigt - mit der "Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie" (MBCT) - das hört sich sehr vielversprechend an und ist mir sehr sympathisch - hast Du damit oder mit ähnlichen Ansätzen Erfahrung?
Vielen Dank und schönen Abend.
Liebe Grüsse
Ciara
FönX
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Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Ich fühle mich wie ein rasendes Tier im Käfig

Beitrag von FönX »

Hallo Ciara,

du musst selbst wissen, ob du Medis nimmst oder nicht. Hier sind sich alle alten Hasen einig, dass Zögern Zeit verschenken ist. Es sei denn, du kommst ohne ADs gut zurecht, weil die Depression deine Lebensqualität nicht sehr einschrängt. Mein Fazit: Mich hat Trevilor zwar richtig geärgert, aber mir auch dauerhaft geholfen. Auch nach dem Absetzen blieb der positive Effekt.

Mit der Therapie, die du nennst, habe ich keine Erfahrung. Ich weiß nicht, in welche "Schublade" meine Therapie gehört. Ich schätze, es war kognitive Verhaltenstherapie. Ist mir auch egal. Mir hats geholfen. Und wenn ich auch mein Leistungsniveau klein halten muss, komme ich damit gut zurecht und spüre wieder Freude am Leben.

Lies auch mal "Schattendasein". Besonders im Hinblick auf Antidepressiva. Sehr beeindruckend!
FönX

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