Bin ich wirklich depressiv?

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Nicky-13
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Registriert: 9. Feb 2010, 10:28

Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Nicky-13 »

Ich weiß nicht genau – einige viele Punkte sprechen dafür - einige viele dagegen.
Der Selbsttest sagt zu 100% ja – aber in so vielen eurer Beiträge finde ich mich überhaupt nicht wieder.
Das ich ein Kindheitspäckchen zu schleppen hab ist sicher nichts ungewöhnliches – wer hat das nicht >zu dick, zu schlecht, zu hässlich, zu dumm, zu ruhig, zu introvertiert – kurzum wenig gemocht mit noch wenigeren Freunden.
Gelernt Fassade aufzubauen, sich zu schützen, seine Ziele zu setzen und zwar die eigenen. Dann ist da immer dieses Gefühl – von klein an, so lange ich denken kann – immer das Gefühl nicht richtig in dieser Welt zu sein – nicht nur weil mir immer alle erzählt haben, dass ich irgendwie anders bin – sondern ein immerwährendes Gefühl nicht dazu zu gehören – zur Familie mit 4 weiteren Kindern – in das Dorf - zu der Klasse mit all den dummen Idioten (obwohl ich selber grottenschlecht war) – zu den anderen Mädels die Poster anhimmelten und hinterrücks über ihre beste Freundinnen tratschten…
Hab ich alles nie verstanden – fand Rauchen nie cool, nur dumm.
Das kann ich jetzt noch unendlich weiter schreiben – wäre aber langweilig und auch nicht viel aufschlussreicher.
Ich mach mal einen Sprung in meinem Leben – nach einem Hauptschulabschluss, einem nachgemachtem Realabschluss und einer richtig guten Lehre, habe ich einige Jahre 100km von meinem Haus und Mann (keine Kinder) als Maschinenbaukonstrukteurin gearbeitet – morgens 100 km und abends wieder zurück – bin um 5:00 Uhr losgefahren und habe die einsame Autobahn genossen – da kamen sie das erste Mal diese Gedanken – so wunderschön dieser Sonnenaufgang und der Nebel über dem Moor – so schön, dass es hier und jetzt auch enden könnte. Wie ihr lest, hab ich es nicht getan aber an besonders schönen Morgenden fehlte nicht viel – und wäre auch so einfach gewesen – abschnallen und ab dafür – war einfach nur zu feige.
Diese Gedanken gingen als ich meinen jetzigen Partner kam – das ist jetzt Donnerstag genau 10 Jahre her. Ich ließ mich scheiden, verkaufte das selbstgebaute Haus und zog mit ihm in eine andere Stadt – Neuanfang. Wunderbare Jahre, das erste Mal man selbst sein, sich selbst finden, kennen lernen, sich zulassen, glücklich sein mit einem wunderbaren Mann – segeln, reiten, Urlaub, Abi nachgeholt, Techniker gemacht, Selbstverwirklichung im Job….alles perfekt oder?
Neben meinem jetzigen Partner habe ich sogar zwei wirklich echte Freunde, welche die mich kennen – ich denke ihr wisst was ich meine.
Aus irgendeinem Grund hat das alles gerade keinen Wert mehr – alles weg – gefühlsleer…
Ich bin ein sehr quirliger Mensch, dickköpfig, stur, direkt, treffe Entscheidungen schnell und konsequent und wenn es mal nach hinten los ging – na dann ist das eben mal so…
Nichts davon funktioniert gerade.
Ich hab mich in jemanden anderen verliebt, jemanden der überhaupt nicht zu mir passt und der mich auch nur als normale Freundin will – nach 10 Jahren großer und bedingungsloser Liebe plötzlich so was? Ich tippte bei diesem „Ausbruch“ auf Neugier mit anschließendem geknickten Ego – dachte es kommt aus einer grundsätzlichen Unzufriedenheit weil ich dauernd das Gefühl hab nicht gut genug zu sein, besser sein zu können/müssen als alle anderen, nichts WIRKLICH etwas gut zu können…
Üblicherweise hilft meinem „Frauenego“ ein kontrollierter Flirt – kein fremdgehen(!) – Gefühle aber immer im Griff habend – und die Droge für das Selbstbewusstsein ist meist eine Fortbildung, ein weiterer Segelschein,… irgendwas für das ich büffeln muss wie doof und dann eine Prüfung bestehe.
Das alles funktioniert grad nicht – seit November. Ohne einen (für mich) ersichtlichen Grund – hab sogar das erste mal seit 20 Jahren wieder Tagebuch geschrieben.
Seit Anfang Dezember spukt ein fremder Mann in meinem Kopf/Bauch der da nichts zu suchen hat, seit November esse ich kaum was, schlafe sehr sehr wenig, mag meine Freunde nicht treffen, muss mich zum Sport überreden, vernachlässige total meinen Partner, sogar mein Team auf der Arbeit klagt über Vernachlässigung – ich fühle nichts – kein Glück, kein Mitleid, keine Liebe (nicht mal zu dem anderen Mann, der ist „nur“ dauernd in meinen Gedanken), am ehesten noch Traurigkeit aber vorrangig Gleichgültigkeit. Ich WEIß Ich liebe meinen Mann, dass muss so sein, dass kann nicht von jetzt auf gleich weg sein – aber ich find nicht zurück und tu ihm nur weh – so wie allen anderen die mich lieb haben. Es drängelt sich ein sehr altes Gefühl, ein sehr alter Gedanke zurück in die Gegenwart – vor 10 Jahren war er so plötzlich weg und nun…

Es gelingt mir nicht mein Problem zu erkennen und mich neu in die Spur zu setzen – gerade spricht mich unsere Putzfrau in der Firma an und meint wie schlecht ich aussehe – na vielen Dank!
Das ist auch son Ding ich nehme mir die Zeit dies hier auf der Arbeit zu schreiben – wäre mir nie in den Kopf gekommen! Am liebsten würde ich jetzt ganz alleine eine Woche an die Nordsee fahren (bin ein Fischkopp) aber das geht beruflich gerade gar nicht.
So – viel geschrieben – keine Ahnung ob jemand die Muße und das Interesse hat sooo viel Text zu lesen – aber…ich weiß nicht weiter – ich hab schon an einen Psychiater gedacht – aber da ich nach wie vor sehr wählerisch mit denen bin den ich was von mir Preis gebe… und zu einem bestimmten Termin in einer bestimmten Zeit etwas von sich zu erzählen…ist nicht mein Ding
Schon mal vorab – vielen Dank für´s zuhören – für diesen oder jenen Rat wäre ich sehr Dankbar
Viele Grüße
Knirps
Clown
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Clown »

Moin Knirpsin,

willkommen im Forum!

Scheint mir schon so, dass du depressiv bist, aber die genaue Bezeichnung deiner Verfassung finde ich momentan gar nicht so wichtig, sondern vielmehr die Frage: Willst du etwas zum Positiven hin ändern?

>Es gelingt mir nicht mein Problem zu erkennen und mich neu in die Spur zu setzen
Dann lass dir helfen, von Fachleuten. Mache Psychotherapie, nimm vielleicht auch Medikamente, wenn die überhaupt nötig sind, keine Ahnung. Aber Therapie würde ich an deiner Stelle unbedingt machen, um den Teil in dir zu 'retten', der sich immer wieder in deinem Leben gemeldet hat und jetzt sogar ganz massiv. Eigentlich genial, wie dieser Teil dich schachmatt setzt, nicht?

Der Schritt, sich in Psychotherapie zu begeben, kann schwer fallen. Bei mir war es so, dass in meinem Freundeskreis (sozialer Beruf) einige schon Therapie machten und ich merkte ihnen an, wie sie aufblühten - das wollte ich auch haben!

Dein Bericht klingt für mich so, als sei es jetzt 'dran' in deinem Leben: Die Suche nach sich selbst, die Suche nach Ent-Wicklung.

Vielleicht hilft dir dieses Buch, den Einstieg dafür zu finden:

http://www.amazon.de/Vom-Glück-sich-sel ... 241&sr=1-7

Grüße vom schon wieder zugeschneiten Deich!

Clown
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Eckhart Tolle
Nicky-13
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Nicky-13 »

Hallo Clown,
danke für deine schnelle Antwort.
Ich spiele schon mit dem Gedanken einer Psychotherapie - hab aber nicht nur das Problem z.B. Mo um 15:30 bis 16:00 ein Seelenstripteas hin zu legen sondern auch einen Therapeuten zu finden bei dem ich mich überwinden könnte. Kenne hier ein paar wegen einen PMR-Kurs, Nervenströme messen wegen kaputter WS und einem Coaching – dachte aber immer > man gut, dass ich den nicht mehr erzählen muss<
Die eine war ein Weibchen mit großer Hochachtung und Bewunderung für meinen Beruf – schon verloren.
Der andere hat so tüchtig gesächselt, dass ich ihn patu nicht ernst nehmen konnte (nichts für ungut an alle Sachsen – ich lebe gerne hier aber an manche Dinge gewöhnt man sich als Küstenkind nur schwer)
Und ein weiterer war einfach nur unsympathisch.
Wie findet man denn einen der passt?
Ich brauch wohl eher einen autoritären Vatertyp – oder so.
Zahlt das eigentlich die Krankenkasse?
Wie stell ich das an – einfach zum Hausarzt gehen?

Liebe Grüße
Knirps
Clown
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Clown »

Knirps

wie du redest ... Seelenstriptease ... da schüttelt es mich. Da kann ich dir nur wünschen, dass du bald eine andere Sicht auf Therapie bekommst.

Du kannst dir einen Thera suchen, z.B. damit:

http://www.psychotherapiesuche.de/therapeutensuche

Deine KK hat sicher auch Adressenlisten.

Dort anrufen, 5 Probesitzungen pro TherapeutIn muss die KK immer bezahlen (Approbation vorausgesetzt). Der/die Thera kann dir sagen, welche Unterlagen von wem du beibringen musst. Sie/er stellt dann den Antrag auf Genehmigung von Psychotherapie bei der KK.

Mach' dich darauf gefasst, dass es Wartelisten gibt, lass dich am besten gleich bei mehreren Theras auf die Liste setzen. Die Chemie zwischen dir und Thera muss stimmen, deshalb ist es wichtig, dass du Probesitzungen bei verschiedenen Theras nehmen darfst.

Hast du deinem Mann eigentlich deinen Zustand geschildert, einen Teil wenigstens? Er wird dich sicher bei der Thera-Suche unterstützen!

Viel Erfolg,

Clown
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Eckhart Tolle
Nicky-13
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Nicky-13 »

Hi Clown,

das mit dem Seelenstripteas geb ich dir Recht – ist ein wenig schräg formuliert und könnte diesem oder jenen böse aufstoßen – ist aber nicht böse oder negativ gemeint – ist nur eine Art zu sagen, dass ich für die aller aller meisten eher verschlossen bin und bleibe und ein sich öffnen etwas mit – nun ja – sich nackich machen zu tun hat – Scharm.

Mein Mann ist eigentlich auch mein aller bester Freund – und bis auf das mit dem anderen Mann hab ich ihm immer alles erzählt.
Diesen jetzigen hier allerdings noch nicht – weil kriselt grad ein bisschen – werde es ihm aber heute erzählen – wird er sicher sehr gut finden.

Vielen vielen Dank für deine Tipps – werde mich gleich auf die Suche begeben!
Son Schritt in die hoffentlich richtige Richtung tut gut!

Liebe Grüße
Knirps
mystery60
Beiträge: 344
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von mystery60 »

Hallo knirps,

Du scheinst ja wählerisch zu sein mit "deinen Therapeuten" ....

Das ich diese Berufsgruppe selbst mal in Anspruch nehme, hätte ich früher nicht gedacht. Ich doch nicht.......
Ich würde auch sagen, das A und O ist, dass man mit dem/der Therapeuten/in gut klar kommt. Es reicht am Anfang ja zu erzählen, was einem gerade im Kopf rum geht, da muss man ja nicht gleich all das erzählen, was mit Scham besetzt ist. Also einfach mal sehen, ob die "Chemie" stimmt und sich darauf einlassen. Und wie heißt es immer so schön: bei SICH bleiben.

Nur noch ein, was mir aufgefallen ist:
>Ich brauch wohl eher einen autoritären Vatertyp – oder so.

Warum gerade das? Fiel mir direkt auf. Frage mich, ob da ggf. mehr dahinter steckt, ob Du damit - ggf. unbewußt - genau deinen Punkt angesprochen hast? Läge auch nicht ganz fern, weil Du ja momentan eine Bezeihungs-Kiste aufgemacht hast, also die Frage, wer ist der autoritäre Vater-Typ oder überhaupt: was ist so gut für DICH an einem solchen Typ? Ist nur so eine Idee - dir mir kam, kann auch 100.000 Meilen daneben liegen....
TG
Nicky-13
Beiträge: 6
Registriert: 9. Feb 2010, 10:28

Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Nicky-13 »

Hi Tiefgrund,

gute Frage – konnte mit gleichaltrigen noch nie etwas anfangen – hatte wenn dann immer ältere Bekannte – mein Ex-Mann ist 14 Jahre älter, mein jetziger 19 Jahre.
Mein Partner ist mein Ruhepool, tüchtig charismatisch, sehr ausgeglichen – er weiß wann er mich lassen und wann ich „gezügelt“ werden muss – ich bin recht temperamentvoll – insgesamt nicht einfach – aber er kann das.
Ich weiß aber glaube ich was du meinst – auf der einen Seite will und brauch ich jemanden der mich hält, stark ist in der Persönlichkeit, nicht wirklich dominant aber schon ein Vorbild… auf der anderen Seite ist er ein zu großes oder besser ein falsches Vorbild – etwas was ich in der Form nicht erreichen kann weil ich grundsätzlich anders bin.
Ich traue und vertraue so einen Typ Mensch irgendwie eher – obwohl der der mir im Kopf rumspukt so alt ist wie ich und das totale Gegenteil von meinem Partner ist.
Komisch oder? Hab ich noch nicht wegsortiert wie das alles zusammenhängt.

LG
Knirps
Clown
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Clown »

Hallo Knirps,

gratuliere, dass du für dich sorgst!

>sich nackich machen zu tun hat – Scharm.
Scham - oder Charme? Grüße von Freud?

Alles Gute für deinen Weg, er wird sicher spannend!

Clown
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Eckhart Tolle
Nicky-13
Beiträge: 6
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Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von Nicky-13 »

...verräterisches kleines "r" - ist wohl son zwischending

Ich werd mal berichten - wenn ich so weit bin.

Vielen Dank noch mal.

GlG!
sinaronja
Beiträge: 39
Registriert: 11. Jan 2010, 15:05

Re: Bin ich wirklich depressiv?

Beitrag von sinaronja »

hi

das mit den mädels die nur lästern kenne ich zu gut und auch dass das man nur sehr sehr wenige menschen an sihc ranlässt. ich weiß nicht ob das typisch für depressive ist. falls ja ist das der einzge vorteil den ich zur zeit daran sehen kann. was will ich mit hunderttausend bekannten die nicht da sind wenn man sie braucht? da widme ich mich lieber zwei oder drei wichitgen personen die im gegenzug dann auch immer für mich da sind die mich gerne haben und auch mal verzeihen wenn ich mich rar mache.

zu deinem freund:
mir hat es sehr sehr sehr geholfen in einer situation in der mein kopf leer war alte e-mails und chat logs zulesen. hauptsächlich die die ich ihm geschrieben habe. dazu musik die zu dem zeitpunkt als das gefühl nohc da war lief wenn wir zusammen waren oder ich ihm geschrieben habe. da konnte ich mich in der zeit zurücksetzen und fühlen wie es da war. und als ich dann an ihn gedacht habe war dieses warme gefühl auch wieder da, nicht die leere nicht das nichts, nicht das schlechte gewissen weil man einen man hält den man eigentlich nicht mehr liebt. das gefühl ist zwar nicht so stark gewesen wie zu zeiten in denen alles in odrnung ist aber es ist ein kleines glühwürmchen in der dunkelheit dass einem zeigt dass man noch fühlt.

vielleicht hast du ja auch bilder oder alte sms oder sowas in der art das dich zurückversetzt.

liebe grüße sina
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