Kontaktprobleme

[Babi]

Hallo,
mache mal ein neues Thema auf, weil ich gerne mal eure Meinung hätte.
Ich habe große Probleme im direkten Umgang und Kontakt mit Menschen. Solang es über PC und Internet bzw. emails ist, habe ich keinerlei Probleme, erst wenn der Kontakt direkt wird.
Ich merke das immer wieder, habe auch manchmal das Gefühl, daß ich zu empfindlich bin, oder vielleicht doch nicht?
Kann einen die Krankheit so kaputt machen, daß man nicht mehr in der Lage ist, Kontakte zu knüpfen bzw. zu pflegen?
Ich habe immer das Problem, daß mir Menschen zu sehr ans Herz wachsen, und ich dann immer empfindlicher werde. D.h. je mehr ich jemand mag, desto empfindlicher werde ich, weil ich möchte, daß der Kontakt erfüllend und schön ist.
Ich weiß, das ist Unsinn und geht gar nicht.
Bei jedem Kontakt kommen auch mal nicht so einfache Zeiten und da muß man auch durch.
Wenn man aber nunmal nicht die Kraft dazu hat, ist es dann richtig, lieber alle Kontake abzubrechen, um in sich drin Ruhe zu bekommen?
Oder wäre das ein großer Fehler?
Ich merke halt immer, daß ich in sehr depressiven Phasen auch mal um mich schlage mit Worten und die Menschen, die ich am liebsten habe, damit verletze.
Ist es dann nicht am besten, die Kontakte zurückzuschrauben oder gar abzubrechen, um den Personen, die man lieb hat nicht zu schaden?
Ich hoffe, ihr könnt mir was dazu sagen, was mir weiterhilft.
Eure verzweifelte Babi

[Babi]

Ok. Ich sehe, daß ihr mir da wohl auch nicht weiterhelfen könnt.
Ich verstehe das auch!
Liebe Grüße Babi

[DYS-]

Ach Babi, nicht gleich verzweifeln

Dann versuche ich mal etwas dazu zu schreiben. Aber ich befürchte, eine Hilfe wird das auch nicht sein.
Kann einen die Krankheit so kaputt machen, daß man nicht mehr in der Lage ist, Kontakte zu knüpfen bzw. zu pflegen?

Ich glaube, ja, das kann diese Krankheit!

Bei jedem Kontakt kommen auch mal nicht so einfache Zeiten und da muß man auch durch.
Wenn man aber nunmal nicht die Kraft dazu hat, ist es dann richtig, lieber alle Kontake abzubrechen, um in sich drin Ruhe zu bekommen?
Oder wäre das ein großer Fehler?

Das kann ich dir so nicht beantworten. Mir sind zu viele Kontakte zu anstrengend. Im Gegensatz zu früheren Zeiten. Meine Kontakte in meinem Umfeld beschränken sich auf meine Familie und meine Mediziner.
Da der Mensch ein soziales Wesen ist, dachte ich auch schon daran weitere Kontakte auszubauen. Das klappt bei mir momentan nicht. Mich schlauchen schon die bestehenden Pflichtkontakte.
Wichtig wären aber Kontakte in deinem / meinem Umfeld.
Also wäre es ein Fehler diese Kontakte (wenn sie dir gut tun) zu beenden. Aber wie du beschreibst, fehlt manchmal die Kraft diese Kontakte zu pflegen.

Ist es dann nicht am besten, die Kontakte zurückzuschrauben oder gar abzubrechen, um den Personen, die man lieb hat nicht zu schaden?

Wie reagieren die Leute denn auf deine Rundumschläge?
Ich bin ja der Meinung, man kann nicht alles mit der Krankheit entschuldigen. Aber evtl. kann man den „Verletzten“ doch die eigene Situation erklären und ein wenig um Nachsicht bitten?

Gruß
dys

[Tears]

Babi, hier wurde schon vieles von dem Thema diskutiert:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1264581423


Viel Spaß beim Schmökern.

Gruß

[Engelsgeduld]

Hallo Babi,

Du schreibst erst wenn der Kontakt direkt wird, kommen diese Probleme.

Könnte es nicht möglich sein, ausgehend von mir, das Du Erwartungen an andere stellst, die sie nicht erfüllen können oder sogar wollen.

Und plötzlich wird man enttäuscht. Zieht sich zurück und denkt was soll das Ganze.
Ich hätte das aber so und so gerne gehabt.

Ich habe mir schon längst abgewöhnt Erwartungen an andere zu haben.
Jeder ist da so in einer eingefahrenen Schiene und kommt da ganz schlecht heraus.

Wir Kranken, die ja eh schon empfindlich sind durch die Krankheit, sind dadurch noch mehr betroffen.

"Wenn man aber nunmal nicht die Kraft dazu hat, ist es dann richtig, lieber alle Kontake abzubrechen, um in sich drin Ruhe zu bekommen?"

Das sollte jeder für sich selbst entscheiden dürfen und können.
Bei manchen Personen ist es mit Sicherheit besser dieses zu tun. Mit der Zeit findet man das heraus.
Ich habe viele verschiedene Kontakte ob Frau oder Mann abgebrochen. Sie taten mir nicht gut. Haben "Ihren Müll" bei mir abgeladen und haben sich um meine Sorgen überhaupt nicht gekümmert. Ist mir aber erst in der Therapie bewusst geworden.

"Ich merke halt immer, daß ich in sehr depressiven Phasen auch mal um mich schlage mit Worten und die Menschen, die ich am liebsten habe, damit verletze."

Also ich verletze die Personen die mir nahe stehen auch. Nicht beabsichtigt...es ist wie soll ich schreiben...eine unterschwellige Wut in mir, sie köchelt dann hoch und es knallt.

Meine Freunde wissen Bescheid und haben dafür Verständnis. Sagen mir auch Ihre Meinung dazu und gut ist.

Klar tut es mir leid, aber ich weiss das es nicht ewig so bleiben wird. Es ist meine Krankheit die mich dahinbringt.
Ich lerne gerade damit umzugehen und ich weiss es ist ein weiter Weg noch.

Gruß
Silke

[hap]

Liebe Babi,

ich habe dein Post gestern schon gelesen und überlegt, ob ich dir dazu etwas schreibe. Nun tue ich das einfach mal

Ich kenne deine geschilderten Probleme bei mir nicht in dem Umfang bzw. auf eine etwas andere Art.
Es gibt Zeiten, wie jetzt auch in der Reha, in denen ich gern unter Menschen bin. Oftmals zog ich mich aber auch zurück. Allerdings mehr in mich selbst oder/und lesend "unter den anderen". Ich mag es dann Lebendigkeit, um mich herum zu haben.
Hauptsache es spricht mich keiner an

Ich habe auch schon Kontakte abgebrochen, größtenteils nehme ich mir heutzutage eher eine Auszeit. Denn wenn mir an dem Menschen viel gelegen ist und es für denjenigen auch ok ist, finde ich es besser auf diese Weise "nicht zu agieren".
Heute ruft mich verabredet zB ein Bekannter an, auch zwecks Treffen. Wir kennen uns von einem Krankenhausaufenthalt her und ich freue mich, dass er sich gemeldet hat. Normalerweise halte ich keinen Kontakt zu ehemaligen Mitpatienten, nur vereinzelt.
Aber auch ihm werde ich sagen, dass es zur Zeit noch nicht geht.

Auch ich ziehe teils den Mail- oder Telefonkontakt vor. Weiß jedoch, dass ich nicht allzu lange in der selbstgewählten Isolation verharren sollte. Also der reale Kontakt wichtig ist, auch wenn es mich manchesmal Überwindung kostet.

Ich selber nenne das gerne mein "Nähe-Distanz-Problem". Was wohl mit an den vielen Jahren Totalrückzug liegt.

Kontaktprobleme hatte ich früher eigentlich nicht. Eigentlich, weil da die Fremd- und die Eigenwahrnehmung ziemlich auseinander driften. Ich kenne Zeiten in denen ich solche Angst vor realen intensiven Kontakten hatte, dass ich bildlich gesprochen, um mich biss. Hauptsache ich kam aus dieser sich für mich bedrückend anfühlenden Situation heraus.

Das hat sich etwas gelegt, flammt aber häufig noch auf. Eine Ärztin meinte dazu einmal, es könne sein, dass ich ne Sozialphobie hatte. Und irgendwie gelernt habe damit umzugehen.
Ich werde momentan übrigens übrigens (Insider) mit nem AD behandelt, dass auch angstlösend wirken sollte, könnte oder was auch immer.


Ich habe einige Beiträge von dir gelesen und sah, dass du ansprechbar bist, dich auf dieser Ebene auf den Direktkontakt schon einlässt. Meint: Schreibst andere direkt an.

Das ist zB etwas was ich meistens nicht kann. Teils weil ich Angst vor Verletzung habe, teils weil ich manchmal denke schlichtweg nur Stuss zu schreiben.

Vielleicht wäre es für dich hilfreich, wenn du den realen direkten Kontakt im sicherem Rahmen übst. Mit deiner Thera bequackelst, wie das von statten gehen könnte.

Ich selber bin einmal zu einem größeren Treffen von Onlinern gefahren, nicht von hier. Hatte auch Schiss, wie einige
Es half mit etwas meine Blockaden zu lösen.
Die berühmte Expositionsübung, also.

Ich kann mich erinnern, dass du von Partys und Treffen hier berichtest hast. Fällt es dir denn leichter dort den Kontakt zu knüpfen?

Ich bin momentan in meiner zweiten schweren Episode und da finde ich es keineswegs verwerflich, wenn ich mir die Ruhezeit nehme, die ich brauche. Sonst machen irgendwann die Beine schlapp und damit ist niemandem geholfen.


Mein Psy meint, ich hätte Angst. "Das was sie als Druck bezeichnen, ist Angst." Icke: "Na woher wollen sie das denn wissen, meine letzte Panikattacke hatte ich Anfang ´09" Er: "Das ist mein Job. Sie haben Angst zu leben."

Tja *gg*

Wenn dich mein Geschreibsel stört oder du dich völlig missverstanden fühlst, dann schreibe es mir bitte.

Ansonsten melde ich mich gern nochmal.

Sei gerüßt, /alyssa

[bradforhelp]

Hallo,

Kommunikation im Internet ist viel langsamer als im wirklichen Leben. Da muss man schneller reagieren und viel spontaner sein. Könnte das ein Punkt sein.

Ich glaube, es sind nicht nur die Erwartungen, die man an andere hat; zu hohe Erwartungen können ein Gegenüber auch erdrücken.
Grundsätzlich denke ich, dass es immer schwieriger wird, Freundschaften zu schließen, je älter ich werde.
brad

[Babi]

Hallo,
danke für eure Posts, sie helfen mir sehr.

Dys...
die Leute, die von meiner Krankheit wissen, reagieren eigenltich ganz o.k. Sie ziehen sich für den Moment zurück, bis ich mich wieder gefangen habe, ich bekomme aber trotzdem aufmunternde Worte von ihnen, egal ob per Telefon oder email.
Ich habe nur immer Angst, daß ich sie mit meinen Rundumschlägen überfordere, vielleicht meldet sich da einfach auch mein schlechtes Gewissen...

Tears danke! Werd mal darin lesen

Sílke...
ich habe mir auch schon längst abgewöhnt, Erwartungen an andere zu haben, denn das geht nur nach hinten los.

Alyssa...
danke deine Worte helfen mir sehr und ich erkenne mich da auch viel wieder.
Ich habe nach meiner Trennung von meinem Mann mich auch total zurückgezogen, außer eben Familie und Kollegen, hatte oft totale Isolation zuhause.
Unter eine Gruppe gehen tut mir sehr gut, aber mir fällt es da nicht leicht richtig Kontakt zu knpfen und wenn dann mit Grenzen, weil es mich auch überfordert, wenn zu viele Menschen auf einem Haufen zusammen sind. Ich muß mich da immer wieder phasenweise zurückziehen und beobachte dann das Geschehen, das tut mir sehr gut.
Ich habe auch das Gefühl, daß mir reale Kontakte mehr Sicherheit geben würden und ich möchte das auch, aber immer wenn ich das anspreche, zieht sich mein Gegenüber zurück und will das nicht so richtig. obwohl es mir so wichtig wäre.
Aber es kann doch nicht sein, daß ich jemand damit schon überfordere, oder?
MIt meiner Therapeutin habe ich heute darüber gesprochen und sie meint auch, daß ein realer Kontakt wichtig wäre, um sich wirklich sicher zu sein, wie ein Kontakt weiter aussehen soll.

Brad...
du triffst mit deinen Aussagen genau ins Schwarze. Ich merke auch, wie viel schwerer es mir jetzt fällt, Freundschaften aufzubauen, früher, als ich jünger war, war das einfacher.

Ich grüße euch alle Babi

[hap]

Hi Babi ,

es freut mich sehr von dir zu lesen und vielleicht entwickelt sich ja was aus "deinem" neuen Thread.

Fände es schön.

Ich schreibe dann auch gerne hier ab und an, für heute bin ich müde. Suche nur noch nen Song heraus, ich höre das dann auch wirklich mal lauter oder leise

3 gute Dinge des Tages fallen mir noch schwer.

Penn jut, alyssa

P.S.: Was die Überforderung anbetrifft, kann ich mir dahingehend schwer ein Urteil bilden. Kann vielleicht sein, dass nur du dies so empfindest? Wenn ich manchmal anstrengend für meine Umwelt bin, sag ich das einfach. Mein Geplappere kann für "die" genauso anstrengend sein wie mein stoisches Schweigen (Apathie-Richtung meine)

Allerdings glaube ich dann auch oftmals, dass dies nur mein Film ist

[Babi]

HI Alyssa,
ich danke dir.
Ja, ich habe auch das Gefühl, das ist mein Film.
Denn mir wird immer gesagt, ich bin nicht so, wie ich mich selbst sehe.

Schlaf gut Babi