Bisher: Neu hier ; Künftig: Für sich einstehen !!

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Engelsgeduld
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Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Bisher: Neu hier ; Künftig: Für sich einstehen !!

Beitrag von Engelsgeduld »

Erstmal ein Hallo an alle,

hm... ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll.

Mir ist seit 2007 bewusst oder auch nicht so wirklich bewusst, das ich unter Depris leide.

Tiefenpsychologische Therapie mitgemacht.
25 Stunden hat mir sehr geholfen.
Vieles wurde mir mit der Zeit klarer. Vieles habe ich aufgearbeitet, dachte ich zumindestens.

Mein Damals:
Mein Exgatte hatte damals Schizophrenie. 4 Jahre stand ich das Ganze durch. Für meine Kinder und für mich ein Horrortrip. Habe lange gebraucht um zu akzeptieren, das es nicht mehr gut ist zu bleiben.
Bin weit über meine Grenzen, des Möglichen hinaus gegangen.

Er trat uns damals die Tür ein und wurde unberechenbar. Da ging ich dann mit meinen Kindern.

Mein ältester Sohn bekam hebrephrene Schizophrenie und der jüngste war Drogenabhängig.

In mir brach mehr und mehr meine Welt zusammen. Ich ging in 2007 endlich in Therapie und es fing an besser zu werden.
Irgendwann war es dann soweit, mein Therapeut meinte er hätte das schon längst voraus gesehen. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch. War schon komisch...so gar keine Gedanken mehr im Kopf. Diese vollkommene Leere.

Es ging gut und das ist das Wichtigste.

Mittlerweile habe ich wieder geheiratet. Bin glücklich und habe eine kleine Tochter bekommen. Unser Goldstück.

Meine Kinder haben sich gefangen. Mein Jüngster nimmt keine Drogen mehr und mein Ältester geht seinen Weg. Wir werden regelmäßig besucht. Freue mich jedesmal darüber.

So eigentlich ist ja jetzt alles geklärt und ich dachte ich bekomme keine Depris mehr. Ich dachte ich hätte den Kampf mit der Depri besiegt, doch dieses war ein Trugschluss.

Mir ging es vor Monaten mehr und mehr schlechter. Schlafstörungen, innere Unruhe, Antriebslosigkeit, Grübelsucht und...und...und.

Habe mich wieder gefangen. Viel auf mich selbst konzentriert. Rückzug wenn ich ihn brauchte.

Gehe wieder seit letzer Woche in Therapie, diesesmal eine andere Therpeutin. Hoffe einfach nur das sie mir helfen kann, denn mein Problem liegt so denke ich mal, in den zwischenmenschlichen Beziehungen.
Vielleicht auch noch die Vergangenheit, obwohl es tut nicht mehr weh, wenn ich darüber rede.
Ich kann diese nicht ändern, aber ich kann nach vorne schauen. Ein Stück in der Zukunft.

Bin jemand der sehr viel schluckt.Es dauert überaus lange bis ich mal sage, nein das will ich nicht.

Für mich ist es eine Qual. Vor allen bei meinen Verwandten, diesen Schritt zu sagen, machen.

Ganz besonders bei meiner Mutter, sie wirft ihre Spitzen gekonnt aus und landet generell bei mir einen Treffer.

Niemand weiss das ich in Therapie gehe.
Ich habe damals sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Habe es meiner Familie mitgeteilt und von meiner Mutter hörte ich, "Du bist ja eh bekloppt". Ihr seht kein Verständnis.

Damals hat mein Therapeut mir gesagt, das ich mich irgendwann mit ihr auseinandersetzen muss. Ich kann nicht davon laufen.

Aber was tue ich, ich laufe davon.
Will meine Ruhe. Es ist keine Angst, die da ist, nein das nicht es ist so in etwa...soll mich doch alle mal in Ruhe lassen. Ich tue doch niemanden etwas...warum bin ich immer die Dumme.

Am WE ist bei uns Familientreffen angesagt, Geburtstag von Oma und Opa.

Gehe da mit ziemlich gemischten Gefühlen hin. Bin im Moment leicht verletzbar.


Habe die Depri fast wieder bekämpft gehabt und dann kam wieder ein Rückfall.
Kennt Ihr vermutlich hier alle...
einfach nur Müde. Früher war ich einfach nur müde, aber jetzt kommt so eine innere Wut dazu. Ich werde agressiv und das richtet sich dann gegen meinen Mann.

Versuche mich mit Sport wieder aufzubauen. Versuche mich abzulenken, doch so wirklich klappt das nicht.

Kann und werde keine Tabletten nehmen, habe eine kleine Tochter, sie ist fast 8 Monate alt. Also muss ich so dadurch.

Was könnte ich tun um meine Situation zu verbessern ? Wie werde ich bei der Agression Herr der Lage ?


Gruß

Silke67
remi
Beiträge: 386
Registriert: 23. Jun 2006, 14:08

Re: Neu hier

Beitrag von remi »

hallo, silke,

erstmal begrüße ich dich hier ganz herzlich.
ich bin auch noch nicht so lange im forum, doch ich kann dir sagen, das lesen vieler berichte hilft mir sehr, meine eigenen probleme zumindest besser annehmen zu können.
ich hatte auch vor 26 jahren meine erste depri und konnte danach mein ganzes leben umkrempeln.
lange jahre war ich soweit ok, erst nach einigen schicksalsschlägen in der familie
kam die depri zurück, dafür um so heftiger.

verständnis habe ich nicht bekommen, weder bei arbeitskollegen, familienmitgliedern, selbst von meinem mann nicht.
ich muß/te erst mal lernen, daß ich mich selber akzeptiere - sowie meine krankheit.
das ist verdammt nicht leicht.

lg
kreati
uli2705
Beiträge: 179
Registriert: 12. Aug 2007, 19:20

Re: Neu hier

Beitrag von uli2705 »

Hallo Silke.

Herzlich willkommen hier im Forum.

Als ich Deinen Beitrag gelesen, habe ich mich selbst so ziemlich wiedererkannt.
Was ich meine ist, das Deine Mutter genau weiß, wo Deine schwache Stelle ist. Und das schon von Kindesbeinen an. Da kannst Du Dich auch schwer gegen wehren, eben weil es Deine schwache ungeschützte Stelle ist.

Man hofft immer auf Verständnis, aber das wird es wohl kaum geben. Mir ging bzw. geht es immer noch so in Bezug auf meinen Vater.

Da ich auch therapie-erfahren bin, wäre das evtl. ein Gesprächsthema in Deiner Therapie.
Da steckt viel drin und hinter.

Bedenke bitte: verändern kannst Du Deine Mutter (oder generell andere Menschen) nicht. Nur Du selbst kannst Dich und Deine Betrachtungsweise, und am Ende auch Deine Handlungsweise verändern. Das geht am besten über deine Therapie.

Eines noch: woran Du leidest, ist nicht Deine Schuld. Das wurde Dir von einem Ereignis bzw. eher von jemand anderem zugefügt, wogegen Du Dich nicht wehren konntest. Das geschieht alles auf unbewußter Ebene.


Lieber Gruß
Ikarus
GE
Beiträge: 34
Registriert: 29. Jan 2010, 18:46

Re: Neu hier, ich auch

Beitrag von GE »

Hallo Silke,

bin auch neu hier, lese mich allerdings schon seit ein paar Wochen durchs Forum und stelle fest, es tut gut.
Vieles kommt mir so bekannt vor, ich glaube es war eine gute Entscheidung sich hier einzuloggen.

"Niemand weiss das ich in Therapie gehe. Ich habe damals sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
Habe es meiner Familie mitgeteilt und von meiner Mutter hörte ich, "Du bist ja eh bekloppt". Ihr seht kein Verständnis."

Ich habe heute ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber ich musste lange darum kämpfen, ich bin jetzt 46 Jahre alt.
Mein Vater fordert Leistung, unter einem guten Studium läuft bei ihm gar nichts, für Schwäche hat er kein Verständnis und ich bin leider ein Looser, als Kind verhaltensauffällig, als Jugendliche drogenabhängig, Schule versaut, dann alleinerziehend, das längste Arbeitsverhältnis das ich bisher hatte dauerte 4 Jahre, zwischendurch immer wieder arbeitslos, gut ich habe 3 abgeschlossene Berufsausbildungen und jede Menge Anlerntätigkeiten aber eben nichts "Richtiges". Somit passe ich leider nicht in das Werteschema meines Vaters.
Ich konnte mir jahrelang anhören "stell dich nicht so an, warum kannst du nicht sein wie alle Anderen, du musst immer unangenehm auffallen, usw...". Ich geb zu ich habe provoziert, absichtlich, ich war sehr aggressiv.
Es tut verdammt weh und es macht einen wütend und hilflos, egal was man macht es ist nie gut genug.

Letztes Jahr im Frühjahr hab ich eine ziemlich blöde Aktion gebracht.
Mein Vater war total fertig, ich hab ihn noch nie zuvor so gesehen, ich glaube es hat ihn härter getroffen als meine Mutter. Wenn ich gewusst hätte wie sehr ich meine Familie damit verletze, hätte ich mich nicht getraut und ich werde mich hüten, ich glaube es ist so ziemlich das Schlimmste was man seiner Familie antun kann.

Er ist nach wie vor der ewig mürrische, leistungsfordernde Perfektionist, aber ich weiss dass er mich liebt. Er ist sicher nicht mit meiner Sichtweise einverstanden, er hält mich für eine Spinnerin, aber ich bin seine Tochter, nicht perfekt aber sein Kind und er steht hinter mir.

Wünsche Dir viel Kraft, Gute Nacht

Höhlentier
Engelsgeduld
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Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Kreati,

vielen Dank für Dein Willkommensgruß.

Ja, ich schätze das ich das auch erst einmal lernen muss. Wie Du schon sagst erstmal mich so akzeptieren und meine Krankheit dazu.

Nicht einfach. Ich bin nicht gerade die Geduldigste.

Du schreibst Du hast Dein Leben umgekrempelt. Was genau hast Du getan ?

LG

Silke
Engelsgeduld
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Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Ikarus,

danke für das herzliche Willkommen.

Ja, da hast Du sehr wohl Recht. Meine Mutter kennt meine Schwachstellen. Darüber ärgere ich mich sehr.
Aber welche Mutter kennt diese nicht.
Nur sie nützt sie aus und das ist unfair.

Schön das Du so positiv über die Therapie sprichst.

Ich denke genau wie Du, dass das ein großes Thema werden wird. Davonlaufen bringt es nicht. Habe ich versucht und wo bin ich gelandet...wieder dort am Anfang.

Manchmal muss man sich auch mit dem Auseinandersetzen was einem nicht so gut tut.

Im Moment ist sie vorsichtig geworden. Sie merkt wohl das was nicht stimmt. Kann es vermutlich noch nicht zuordnen.

Aber ich bin wachsam. Ich kenne es ja mittlerweile zur Genüge.

LG
Silke
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Höhlentier,

danke für die Begrüßung.

"Ich habe heute ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber ich musste lange darum kämpfen"

Finde ich gut, ob das bei mir so sein wird...hmmm.

"Es tut verdammt weh und es macht einen wütend und hilflos, egal was man macht es ist nie gut genug."

Genau das ist es !!
Es ist nie genug. Es wird nicht so wirklich beachtet. Es kommen immer wieder mal Seitenhiebe und dann wenn man nicht dran denkt.

Meine Mutter liebt mich auch, auf die andere Art und Weise. Ich denke sie hat als Kind wenig bis gar keine Liebe bekommen.

Falls dem so ist, wie soll sie dann diese weitergeben. Wenn Du sowas nicht gelernt hast im Kindesalter, kannst Du es schlecht vermitteln.

LG
Silke
GE
Beiträge: 34
Registriert: 29. Jan 2010, 18:46

Re: Neu hier

Beitrag von GE »

Hallo zusammen,

"Du schreibst Du hast Dein Leben umgekrempelt. Was genau hast Du getan ?"

Genau an diesem Punkt hänge ich auch fest, ich weiss, dass Perfektionismus eine grosse Rolle spielt, aber wie gehe ich damit um oder wie gewöhne ich mir den ab?
Ich hab den Tipp gekriegt über die Forensuche nach ABC-Schema zu suchen, lohnt sich, erinnert mich an Watzlawicks Buch "Anleitung zum Unglücklichsein".
Ich bin schon am Überlegen ob man nicht zum Thema "Perfektionismus" einen Thread aufmachen sollte.
Ich werde meinen Therapeuten auf jeden Fall auf dieses ABC-Schema ansprechen.

Gruß Höhlentier
tina49
Beiträge: 14
Registriert: 27. Jan 2010, 21:57

Re: Neu hier

Beitrag von tina49 »

Oh je...einiges von Deiner Geschichte kommt mir bekannt vor - ich meine das Verhältnis zu Deinen Eltern/Mutter. Es ist auch erstaunlich, wie ähnlich hier viele Geschichten sind, nicht allein was die Symptome betrifft, sondern welche Ursachen sich dahinter verbergen. So makaber es klingen mag: Es geht also nicht nur mir so, Gott sei dank! (Ich hoffe, Ihr versteht das nicht falsch, ich wünsche natürlich Niemandem hier etwas schlechtes.) Ich habe auch erst in meiner Therapie begriffen, dass sehr viele Verhaltensweisen, Empfindlichkeiten usw. eng mit meinen Erfahrungen in der Mutter/Tochter-Beziehung liegen. Dabei habe ich lernen müssen, wie lange es dauern kann, bis das tatsächlich bei einem ankommt, um entsprechende Rückschlüsse für künftiges Verhalten zu ziehen (davon abgesehen, dauerte es nochmal so lange, bis ich mich traute). Inzwischen ist in mir ganz fest innerlich verankert: Mutti, Du tust mir nicht mehr weh! - Immer gelingt das nicht, aber ich bin auf gutem Weg. Das hat mir eine Selbstsicherheit ihr gegenüber gegeben, die sie inzwischen offensichtlich hemmen, mich ständig zu verletzen. Es passiert schon hin und wieder, nun aber kann ich eher darauf reagieren, als "in Ohnmacht" zu fallen. Es ist ein weiter Weg bis dahin. Ich wünsche Dir viel Geduld dafür.
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo zusammen,

@ Höhlentier

genau das Problem habe ich auch.
Klar man kann verschiedentlich sein Leben umkrempeln, aber worauf kommt es bei der Depri an. Was genau muss / sollte man verändern?

Danke für den Tipp. Werde ich mir in Ruhe anschauen.

"Ich bin schon am Überlegen ob man nicht zum Thema "Perfektionismus" einen Thread aufmachen sollte."

Mach das doch wenn Du denkst das es richtig ist.


@ tinamarie49

"So makaber es klingen mag: Es geht also nicht nur mir so, Gott sei dank! (Ich hoffe, Ihr versteht das nicht falsch, ich wünsche natürlich Niemandem hier etwas schlechtes.)"

Ich sehe das so man ist nicht alleine im Boot. Anderen geht es ebenso.

"Mutti, Du tust mir nicht mehr weh!"

Das sag ich mir schon die ganze Zeit, aber...

Geduld, oh ha, die habe ich leider nicht.
NOCH NICHT !!

Mein Therapeut hat damals gesagt ich würde Quantensprünge machen, hätte wohl die Siebenmeilenstiefel an. Soviel zum Thema Ruhe und Geduld.

Gruß

Silke
remi
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Re: Neu hier

Beitrag von remi »

leben umgekrempelt ?

wenn ich diese frage eingehend beantworte, wird es ein dickes buch.

ich hatte damals den absoluten tiefpunkt meines lebens, konnte und wollte nicht mehr, ging für 3 monate in die psychosomatische klinik.
danach hatte ich kraft für den umbruch:

1. scheidung vom trinkenden ehemann
2. neuen freundeskreis aufgebaut
3. von der übermutter abgenabelt
4. neue wohnung in einem völlig fremden viertel
5. per inserat neuen soliden partner gesucht
6. tochter losgelassen, ihren eigenen weg zu gehen
7. im job andere abteilung bekommen
8. rauchen aufgegeben / nach 4 jahren trocken
9. total neue hobbys gefunden
früher: kneipe, kegeln, karneval, party
danach: malen, sauna, garten

das hört sich jetzt ganz einfach an,
war aber eine achterbahn von 30 jahren.

lg, remi
mystery60
Beiträge: 344
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Re: Neu hier

Beitrag von mystery60 »

Hallo Silke,
hallo Ihr alle,

im ersten posting sagst Du, Silke
>Habe lange gebraucht um zu akzeptieren, das es nicht mehr gut ist zu bleiben

und Du nennst dich ja auch so schön "Engelsgeduld". Da musste ich schmunzeln, als Du ein posting später geschrieben hast:
>Ich bin nicht gerade die Geduldigste.

Das ist für mich kein Widerspruch. Denn ist es nicht so, dass wir oft viel Geduld mit anderen haben, mit den Situationen in denen wir stecken, mit der Belastung, dem Ärger, der Wut, die wir aushalten ......
aber keine Geduld mit uns selbst!

Mit den Eltern ist das oft eine Sondersituation - die alten Verletzlichkeiten sind ja oft nicht "vom Himmel gefallen" und manchmal habe ich so den Eindruck, das gerade die Eltern, die einen verletzbar gemacht haben immer wieder in diese Wunde stoßen oder anders gesagt, die alte Verletzung wird einfach weiter fortgeführt. Da ist die Frage: weicht man der Verletzung aus? Gebietet man Einhalt? Erduldet man die weitere Verletzung "um des Friedens willen" und ist wieder einmal - oder ein weiteres mal - Opfer?
Gesünder hört sich für mich schon an, man gebietet Einhalt und wehrt sich gegen weitere Verletzungen. Aber ich hab´ das auch nicht geschafft und anderen lieber ihren Frieden gelassen um meinen danach erst wieder finden zu müssen......

Besser als "Mutter, du tust mir nicht mehr weh" (tinamarie) wäre: "Mutter, tu mir nicht mehr weh!" Also mal was ansprechen, was da seit Jahren schwelt, denn ich habe den Eindruck dass viele hier zwar auch Verletzungen aus Zeiten haben, die noch nicht so lange zurück liegen (wie Silke mit ihrem Ex-Mann), dass aber ggf. die Ursache für das eigene Funktionieren und dafür, in welche neuen Probleme (die irgendwie doch wieder die alten sind) man gerät, oft viel weiter am Anfang unserer Lebenserfahrung liegen.
Gut ist es da, Dinge, die ganz früh falsch gelaufen sind, ansprechen zu können, mal einen Standpunkt dazu zu beziehen, mal klar auszusprechen, wie man das damals erlebt hat, was man gefühlt hat, wie es einen verletzt hat und dann zu sehen, ob man darüber reden kann oder nicht. Meine Eltern hatten "die alten Geschichten" völlig verdrängt - da gab es nichts, worüber man hätte reden können/sollen.

Und am Ende schreibt Engelsgeduld:
>Geduld, oh ha, die habe ich leider nicht.

Mir hätte es besser getan, keine Geduld mehr mit meinen Eltern zu haben und dafür mehr mit mir selbst. Das gilt auch für spätere Erfahrungen, ich wünsche mir also weniger Geduld mit den Dingen, die mir nicht gut tun, die Kraft sie nicht lange zu ertragen und mich viel schneller zur Wehr zu setzen.

Und das wünsch ich Euch ebenso
TG
mystery60
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Re: Neu hier

Beitrag von mystery60 »

TG
tina49
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Re: Neu hier

Beitrag von tina49 »

Hallo TG,

Besser als "Mutter, du tust mir nicht mehr weh" (tinamarie) wäre: "Mutter, tu mir nicht mehr weh!" Also mal was ansprechen,

Das ist ein wirklich guter Ansatz. Habe ich so noch nicht überlegt, denn erstere Variante war und ist für mich schon ein Riesenerfolg! - Mit ihr reden ist kaum möglich, besser unmöglich, denn auch sie hat alles verdrängt und windet sich definitiv aus jeder Situation raus, indem sie die Tatsachen völlig verdreht. Hab es mehrfach versucht. Da erschien mir dies bisher als einzig mögliche Form, überhaupt etwas in mir dem entgegenzusetzen. Aber schaun wir mal...
Mit der Geduld gebe ich Dir völlig Recht. Mit uns selbst haben wir viel zu wenig Geduld, gestatten anderen viel mehr oder muten uns eher Dinge zu, die wir anderen niemals zumuten würden. Ist schon ein bissel verrückt...Geduldiger mit sich selbst kann man sicher dann sein, wenn man sich selbst richtig mag...und da liegt, glaube ich, bei vielen der Hase im Pfeffer.
tina49
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Re: Neu hier

Beitrag von tina49 »

...bei mir übrigens auch
Engelsgeduld
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Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Remi,

"das hört sich jetzt ganz einfach an,
war aber eine achterbahn von 30 jahren."

Von wegen einfach, Du hast wie mir scheint Dein komplettes Leben verändert, Respekt !!!

Achterbahn, das glaube ich Dir gerne.

Ich habe angefangen es im Laufe der Jahre zu verändern und ich stoße immer wieder an meine Grenzen.

LG
Silke


lg, remi
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo TG,

"und Du nennst dich ja auch so schön "Engelsgeduld". Da musste ich schmunzeln, als Du ein posting später geschrieben hast:
Ich bin nicht gerade die Geduldigste."


Ist so. Engelsgeduld eigentlich deswegen.
Hätte ich mal diese Engelsgeduld mit mir.


"Denn ist es nicht so, dass wir oft viel Geduld mit anderen haben, mit den Situationen in denen wir stecken, mit der Belastung, dem Ärger, der Wut, die wir aushalten ......
aber keine Geduld mit uns selbst!"

Genau so ist es bei mir. Mein damaliger Therapeut hat gesagt, das ich Nerven wie Drahtseile habe mit Allem und Jedem.
Ich war total stolz darauf.

Mittlerweile sehe ich das Ganze anders, ganz anders.

Ich kenne nicht wirklich meine Grenzen und lasse diese auch sehr, sehr weit überschreiten. Das macht mich zornig auf mich selbst. Zornig, weil ich mal wieder "stillgehalten" habe. Einer muss ja die Böse sein.

Dann kommt bei mir noch das Problem, gleich, sofort und am besten alles auf einmal. Damit fängt bei mir die Überforderung an. Ich merke nicht wann Schluss ist.

Ich denke das es mit der Therapie besser wird. Hoffe ich wenigstens.


"Aber ich hab´ das auch nicht geschafft und anderen lieber ihren Frieden gelassen um meinen danach erst wieder finden zu müssen......"

Mittlerweile versuche ich mich durchzusetzen. Meine Meinung zu äußern, nur habe ich das Gefühl das es dann schlimmer wird. Niemand lässt sich das gefallen, meine Verwandtschaft kennt mich anders. Bin direkt die böse Tochter, der Buhmann der Familie. Dann kommen bei mir Zweifel auf, hätte ich mal nichts gesagt. Besser wäre gewesen.
Im Grunde weiss ich, das es nicht besser ist, weil es wieder Bergab geht. Meine Verwandtschaft merkt es noch nicht einmal. Hm...ob es sie überhaupt interessiert, ich denke nicht wirklich.


"Also mal was ansprechen, was da seit Jahren schwelt".

Habe ich versucht, bin kläglich gescheitert.
Muss dran arbeiten, anders geht es nicht.

Meine Mutter verdrängt auch. Will nicht reden. Leider kann ich mich überhaupt nicht an meine Kindheit erinnern. Sie ist wie ausgelöscht. Ab etwa 12 Jahre geht es erst wieder. Ich habe schon nachgefragt und niemand versteht es. Höre nur Geschichten, nur positive natürlich. Habe das Gefühl da steckt mehr dahinter, viel mehr.

Ich finde es traurig und sehr, sehr schade. Habe schon alles Mögliche versucht, aber sie kommt nicht wieder.


"ich wünsche mir also weniger Geduld mit den Dingen, die mir nicht gut tun, die Kraft sie nicht lange zu ertragen und mich viel schneller zur Wehr zu setzen."

Schließe mich diesem Wunsch an und arbeite daran.

Gruß Silke
tina49
Beiträge: 14
Registriert: 27. Jan 2010, 21:57

Re: Neu hier

Beitrag von tina49 »

Hey Silke,

wenn ich das so lese könnte ich meinen, das gibt es doch gar nicht! Ich dachte immer, ich bin völlig verkorkst und so was gibt es nicht nochmal. Inzwischen hat mir meine Therapeutin gehörig "auf die Finger gekloppt", weil ich mich ja selbst damit runter gemacht habe. Aber auch ich habe immer zu allem ja und amen gesagt, selten aufbegehrt und war immer - eigentlich viel zu schnell - für andere da. Dann sind bei mir auch immer die Pferdchen durchgegangen, eigene Grenzen nicht gespürt, bis es mich wieder flach gelegt hat. Und dann war ich auch noch sauer auf mich, von wegen wenig Leistungsfähigkeit und so. Ich arbeite natürlich auch daran. Mir ist dabei bewusst geworden, dass ich große Probleme damit habe, meine eigenen Grenzen zu erspüren - erst wenn es mir schlecht geht, komme ich (manchmal) dahinter, dass ich selbst meine Grenzen überschritten habe. - Wie gesagt, ich arbeite daran. Hatte letztes Jahr schon eine stationäre Therapie. Als ich wieder kam, ist mein Umfeld auch kaum noch mit mir klargekommen. Was will die plötzlich? - war der Grundtenor. Das hatte sogar zur Folge, dass ich mich von meinem Partner getrennt habe. Nicht, weil - wie er sagt die Therapie mich völlig umgekrempelt hatte - sondern sicher deshalb, weil ich endlich ein Selbstbewusstsein hatte und eigene Vorstellungen und Wünsche aussprechen konnte.
Ich glaube, dass es normal ist und unser Umfeld auch erst einmal mit einigen Veränderungen klarkommen muss. Wenn die Menschen Dich aber nur deshalb lieben, weil sie Dich in ihrem Sinne "missbrauchen" können, sollte man das Risiko eingehen, auch diese Beziehungen zu klären (muss ja nicht immer gleich Trennung sein).
Es steht Dir zu, für Dich selbst einzutreten! Lass Dich nicht von den Reaktionen anderer davon abhalten!
GE
Beiträge: 34
Registriert: 29. Jan 2010, 18:46

Re: Neu hier

Beitrag von GE »

Hallo Silke,

"Ich kenne nicht wirklich meine Grenzen und lasse diese auch sehr, sehr weit überschreiten. Das macht mich zornig auf mich selbst." Zornig, weil ich mal wieder "stillgehalten" habe. Einer muss ja die Böse sein.

Genau das hab ich auch gerade erst mal wieder hinter mir, irgendwie nützt es auch nicht viel, wenn man immer und immer wieder in das gleiche Elend rennt. Man merkt es sowieso erst wenn man wieder mittendrin sitzt.
Ich hatte mal eine Katze die gerne auf dem Badewannenrand rumturnte und jedesmal ist sie ins Wasser gerutscht. Aber das hat sie nicht davon abgehalten es immer wieder zu tun. Das ist doch irgendwie unbewusster "Sadomasochismus".

"Mittlerweile versuche ich mich durchzusetzen. Meine Meinung zu äußern, nur habe ich das Gefühl das es dann schlimmer wird."

Klar das gibt Zoff, aber vielleicht schadet es nicht wenn Deine Familie merkt, dass Du auch noch da bist und vielleicht ab und zu eigene Wünsche verspürst.
Es ist Dein Leben und bisher hast Du Dich nicht besonders wohlgefühlt, also warum nicht die Strategie ändern.
Das Dasein als schwarzes Schaf kenne ich nur zu gut, da gewöhnt man sich dran und irgendwann lassen sie Dich damit auch in Ruhe.
Ausserdem sind schwarze Schafe etwas Besonderes.

Gruß Höhlentier
Engelsgeduld
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Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Tina,

"wenn ich das so lese könnte ich meinen, das gibt es doch gar nicht!"

Hm... ich frage mich gerade ob es vielleicht an der Krankheit liegt.
Ob ich deswegen meine Grenzen so schlecht erkennen kann. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.


"Ich dachte immer, ich bin völlig verkorkst und so was gibt es nicht nochmal."


Gott lob, dachte ich das nicht. Wieso solltest Du verkorkst sein, wenn Du den Wunsch hast zu helfen.
Ich dachte gar nicht darüber nach, ich funktionierte.


"Es steht Dir zu, für Dich selbst einzutreten! Lass Dich nicht von den Reaktionen anderer davon abhalten!"

Mal klappt es und dann wieder nicht. Da kommt immer wieder zwischendurch noch das schlechte Gewissen hoch. Was ja einerseits dumm ist, denn die anderen haben das ja auch. Ich denke das wird schon mit der Zeit.

LG
Silke
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo Höhlentier,

"Klar das gibt Zoff, aber vielleicht schadet es nicht wenn Deine Familie merkt, dass Du auch noch da bist"

Schaden tut es denen nicht, davon mal ganz abgesehen. Sie haben alle ein dickes Fell.
Und merken tun sie es hin und wieder mal, nämlich dann wenn ich ausraste. Dann werde ich laut und ungemütlich.
Und ich treff dann sowas den Nagel auf den Kopf, das es mir unangenehm wird.

Dann wollen / können sie mich nicht verstehen. Dann bin ich wieder einmal die Böse.

"Das Dasein als schwarzes Schaf kenne ich nur zu gut, da gewöhnt man sich dran und irgendwann lassen sie Dich damit auch in Ruhe."

Ehrlich ich möchte kein schwarzes Schaf sein, auch wenn das etwas Besonderes ist.
Ich möchte so wie ich bin angenommen werden.
Aber hier wird mir immer ein Strick gedreht.

Nur schlucken, damit ich meine Ruhe habe tut mir nicht gut. Dann wiederrum bin ich sauer auf mich.

Ich denke ich muss daran arbeiten und sowas geht nicht von heute auf morgen.

LG
Silke
mystery60
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Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Neu hier

Beitrag von mystery60 »

Hallo Silke, @all

ich lese so aus den letzten postings heraus, dass es darum geht, für sich einzustehen und zwar auch dann, wenn man anderen damit (vermeintlich) auf die Füße steht und ich finde, das ist auch für mich ein wichtiges Thema.

Erst mal Silke, wäre es ggf. möglich dem thread einen neuen Titel zu verpassen, denn wenn man "neu hier" ist, wird man nicht unbedingt solche Inhalte in diesem thread vermuten, der einfach "Neu hier" heißt. Nur so als Anregung.

Für mich ist es so, dass ich vor allem im Job Probleme damit habe, dass ich mich ausnutzen lasse oder vielleicht treffender gesagt "ausbeuten". Da treffen zwei Dinge aufeinander: die überhöhten Anforderungen am Arbeitsplatz (objektiv), die aus subjektiver Sicht "fehlende Anerkennung" für das Geleistete, das Fehlen eines "Wir" oder "Team"-Gefühls im Verhältnis zu den Vorgesetzten samt strittiger Frage, zur Sinnhaftigkeit der Arbeitsergebnisse einerseits und ich und mein "Lebenswerkzeugkasten" auf der anderen Seite.

Im Stillen habe ich mir schon oft gewünscht, mal allen - gerade aber den Vorgesetzten - unverblümt zu sagen, was aus meiner Sicht falsch läuft, falsch an der Verteilung der Arbeit, falsch an der inhaltlichen Ausrichtung, falsch im Umgang mit dem Personal und falsch in den Bewertungs- und Gratifikationssystemen. Warum habe ich das bisher nicht gemacht?

Dazu fällt mir ein, dass ich dazu erst mal eine lange Vorbereitung bräuchte, damit ich die Aussagen auch alle belegen könnte, denn die Chefs fegen eine Behauptung schnell vom Tisch, wenn sie nicht belegbar ist. Außerdem bräuchte ich schon locker 2 Stunden für so ein Gespräch, bei dem was da alles zusammen kommt. Außerdem lehrt mich die Erfahrung, dass man mit so einem "outing" nicht gerade auf der nächsten Beförderungsliste steht und leider zeigt meine Erfahrung auch, dass so ein statement letztlich nichts verändert und mir damit eher schadet als hilft.

Bleibt die andere Seite - ich. Wie geht es mir damit? Besch....eiden! Ich sehe die Ungerechtigkeiten (da habe ich "leider"(?) seit meiner Kindheit ein sensibles Gespür dafür), erkenne, wo es unfair wird, erkenne, wie Menschen an der Nase herum geführt werden, wie man ihnen die Möhre vors Gesicht hält. Ich spüre auch, dass ich selbst nicht frei davon bin, der Möhre (Karrierechancen) hinterher zu laufen, in der vagen Hoffnung, mal ein Stückchen davon abbeißen zu können.

Damit wird das auch ein innerer Wertekonflikt: man hat selbst einen hohen Gerechtigkeitsanspruch an sich und sieht, wie es eigentlich läuft. Man hält trotzdem den Mund, um sich nicht selbst "Prügel in den Weg" zu legen. Aber wofür?
Dann ärgere ich mich über mich selbst, weil ich wegen der Karrierechancen und auch "des lieben Friedens willen" (das ist letztlich aber vielleicht auch nur die mangelnde Courage, die Chefs mal mit den eigenen Ansichten und Wertvorstellungen zu konfrontieren) die Klappe halte und das Spiel mitspiele, wie es alle anderen auch tun (das kommt ja mit dazu, dass man, wenn man die Klappe hält genau so handelt, wie die Mitbetroffenen um einen herum, die vielleicht intern mal etwas murren, aber das wars dann auch).

Jetzt, in der eigenen "Krise" wird mir viel klarer, wie wichtig es gewesen wäre, den inneren Druck mal zielgenau abzulassen. Wenn man unter den Bedingungen um einen herum leidert und auch unter dem Umgang, muss man aktiv werden. Ich habe aber meist alles in mich hinein gefressen und die Faust immer nur in der Tasche geballt - d.h. den Ärger mit mir genommen (nach Hause) und in mir behalten (wie ein Kessel, der Dampfdruck steigt und steigt).

Vom Kopf her ist mir klar, dass es mir viel besser täte, aus meinem Herzen weniger eine Mördergrube zu machen, sprich, die Dinge, die ich als falsch ansehe auch zu benennen und ruhig öfter in den Konflikt zu gehen, auch Vorgesetzten gegenüber.
Das fällt mir schwer, fiel mir immer schon schwer und liegt sicher an meinen Kindheitserfahrungen mit autoritärem und strafendem Elternhaus. Und ich habe den Eindruck, da schließt sich der Kreis.

@tinamarie
schreibt, dass man anderen einfach mal auf die Füße treten muss - denn in erster Linie muss man selbst stehen; ich muss lernen - so "egoistisch" zu sein - zuerst an mich zu denken. Mir muss es gut gehen, dann habe ich auch Energie etwas von mir zu geben. Wenn alle Kraft benötigt wird, den Deckel auf dem Kessel zu halten, ist nichts mehr für was anderes und andere da.

@Höhlentier
schreibt in die gleiche Richtung: Zoff muss nicht schädlich sein. Warum beschneidet man sich so oft selbst, in dem man "des lieben Friedens willen" die Klappe hält und zum Teil die übelsten Spiele mitspielt oder geschehen lässt. Da ist Zoff oft wirklich besser, für sich und letztlich vielleicht auch für die anderen.

Und damit wieder zurück zum Anfang

@Silke:
>denn mein Problem liegt so denke ich mal, in den zwischenmenschlichen Beziehungen.
>Vielleicht auch noch die Vergangenheit, obwohl es tut nicht mehr weh, wenn ich darüber rede.
>Ich kann diese nicht ändern, aber ich kann nach vorne schauen. Ein Stück in der Zukunft.

Ich denke, dass ein Teil meines aktuellen Problems mit der Arbeit mein Selbst ist, so wie ich bin, wie ich reagiere, wie ich die Dinge sehe. Das läuft oft automatisch ab und ist schwer wirklich zu steuern. Woher kommt es? Ich glaube, diese Automatismen sind Lernerfahrungen, es geht um die "inneren Schaltkreise", die man erworben hat, Dispositionen, Charaktereigenschaften, die Rillen, die das Leben in den Speicher gebrannt hat ....

Ich halte es daher für wahrscheinlich, dass aktuelle Ereignisse und Problemlagen oder zurückliegende ggf. nicht allein die Baustelle sind, sondern man auch an diese "inneren Schaltungen" heran muss. Das ist für mich auch der therapeutische und vielleicht auch der medikamentöse Ansatz: Medikamente können die Verdrahtung aufheben, Ströme werden mal nicht hier hin, sondern da hin geleitet, die Schaltzentrale wird "umgepolt" durch "neue Kabel" oder neue Steckverbindungen. Die Therapie zeigt auf, wie die innere Schaltung tatsächlich aussieht, man erkennt, warum der Strom so und nicht anders fließen kann und vielleicht erkennt man auch, wo die Ursache liegt, dass der Schaltkreis so und nicht anders angelegt worden ist. Vielleicht kann man dann ganz bewußt ein paar Drähte neu verlegen.

Um wirklich weiter zu kommen reicht es also nicht darüber nachzudenken, was gerade falsch gelaufen ist oder nur auf bestimmte Ereignisse (wie die zurückliegende Trennung vom Eheparnter, etc.) zu schauen, sondern noch weiter hinter die Kulissen zu blicken und zu erkennen woher das kam, wie das entstehen konnte und was ich selbst dazu "beigetragen" habe. Das mag vielleicht zunächst kaum sichtbar sein, weil man nur den äußeren Auslöser sieht, aber gleiche Auslöser führen nicht zu identischen Reaktionen. Also trifft der Auslöser auf mich und damit auf mein individuelles Konzept, wie ich mit dem Leben umgehe. Meine inneren Schaltungen reagieren anders als die anderer Menschen und so kann man auch versuche, die eigene Reaktion zu verändern, sie so zu gestalten, dass man nicht mehr so darunter leidet, dass man vielleicht einfach neue Optionen erhält. Das ist für mich die Arbeit an mir selbst.

Gut fand ich auch die Aussage, dass die Dinge, die mich treffen weniger mit dem zu tun haben, der den Auslöser setzt (ich bin stink sauer auf meinen Chef, weil er ....), sondern mit mir selbst, also der Frage, warum bin ich stink sauer, was hat er in mir ausgelöst, dass ich so (stark) reagiere?

Das fiel mir übrigens auch auf bei den postings die so auf der beziehungsebene im Forum gerade laufen - seebär und schiff vor ein paar Wochen, jetzt Milly: da wird es oft sehr persönlich und viele geben ein statement aus ihrer Sicht ab und ich frage mich, was löst es in mir aus und warum? Wo ist der Knopf, auf den andere drücken können, damit ich so reagiere, wie ich es mache? Das finde ich weit spannender als die Frage, wie der andere mit dem Pfeil zu recht kommt, den ich gerade abgeschossen habe.
Außerdem denke ich, dass es mich oft gerade nicht interessiert, wie der andere damit zu recht kommt, weil es mir einfach für mich wichtig war diesen Pfeil abzuschießen - hier im Forum heißt es dann oft "das musste jetzt mal raus" - genau: das hat mit dem Schützen zu tun, nicht mit seinem Ziel.

Sorry, ich schweife ab und poste eh schon wieder mal zu lange.
Zurück zu Silke:

>Bin jemand der sehr viel schluckt.Es dauert überaus lange bis ich mal sage, nein das will ich nicht.

>Nur schlucken, damit ich meine Ruhe habe tut mir nicht gut. Dann wiederrum bin ich sauer auf mich.

Genau das meine ich: es tut auch mir nicht gut, Dinge zu schlucken, nur "des lieben Friedens willen", denn oft dient es ja gerade nicht dem Frieden, in keiner Beziehung. Denn ich stifte keinen Frieden, ich spreche Dinge nicht an, die nicht richtig laufen, also bleibt der Grund für den Unfrieden gerade erhalten und zum Zweiten - und das ist noch viel wichtiger - stiftet es auch in mir selbst keinen Frieden. "Ich bin dann sauer auf mich" - ja genau, man ärgert sich, weil man der Konfrontation ausweicht, sich nicht "stellt", sich nicht nach außen öffnet, in dem Sinne, dass man klar und deutlich seine Position darstellt, dass man einsteht für seine Überzeugung, dass man sich verletzbar macht und angreifbar, aber dennoch handelt, nach dem Motto: hier stehe ich, ich kann nicht anders.

Eine Frage der (Zivil-)Courage? Eine Frage des eigenen Mutes? Eine Frage des eigenen Selbst?
Und damit auch wieder die zentrale Frage: "wer bin ich" - "was will ich"? Alles wieder verbunden mit dem eigenen subjektiven Lebensweg, mit den "inneren Schaltungen", seinem "Lebensrucksack" den man stets mit sich trägt und der Frage, was kann ich verändern und wie - damit es mir besser geht, damit ich mich wohler in meiner Haut fühle oder - wie Silke - dass ich nicht mehr wütend auf mich sein muss, sondern mich über mich selbst freuen kann - da kommt mir auch das Bild vom "inneren Kind": dass ich mich als inneres Kind loben kann, "prima, du bist gut für mich eingestanden, du bist nicht ängstlich ausgewichen sondern hast deinen Grund gestanden und dich und mich hingestellt, wo wir stehen und wofür wir stehen."

Was kann man - von sich - mehr verlangen. Daran will ich arbeiten, jeden Tag, auch wenn ich nicht weiß, ob ich mit dieser Arbeit mal "fertig" sein werden.
Ich weiß aber - tief in meinem Innern - dass mir diese Arbeit gut tut.
Diese schon
TG
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Neu hier

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo TG,

erstmal...wow...was für ein Statement.


"Erst mal Silke, wäre es ggf. möglich dem thread einen neuen Titel zu verpassen, denn wenn man "neu hier" ist, wird man nicht unbedingt solche Inhalte in diesem thread vermuten, der einfach "Neu hier" heißt. Nur so als Anregung."


Ja, würde ich gerne machen, nur wie verändere ich den Titel des Threads. Deine Anregung ist sehr gut.


"Im Stillen habe ich mir schon oft gewünscht, mal allen - gerade aber den Vorgesetzten - unverblümt zu sagen, was aus meiner Sicht falsch läuft, falsch an der Verteilung der Arbeit, falsch an der inhaltlichen Ausrichtung, falsch im Umgang mit dem Personal und falsch in den Bewertungs- und Gratifikationssystemen. Warum habe ich das bisher nicht gemacht?"

Du ich weiss es auch nicht.
Wünschen tue ich mir viel, nur fehlt mir die Umsetzung dafür. Ich denke einfach wenn man so eingefahren in einer Schiene ist, dauert es erheblich länger und wird meines Erachtens dadurch auch umso schmerzlicher.


"Dazu fällt mir ein, dass ich dazu erst mal eine lange Vorbereitung bräuchte"

Hm...irgendwoher kenne ich das. Wenn ich eine Ausprache habe, was sehr selten vorkommt, gehe ich erstmal alles in meinem Kopf durch. Was will ich sagen und wie werde ich es sagen.

Meistens kommt es nicht dazu, weil ich alle Eventualitäten durchgegangen bin und dann denke ach ist mir zu anstrengend, ich lasse es besser bleiben.

Ich denke mittlerweile, das es bei mir Angst ist. Angst den Personen weh zu tun. Angst nicht gegen diese anzukommen. Angst mich zu verzetteln.


"Ich habe aber meist alles in mich hinein gefressen und die Faust immer nur in der Tasche geballt - d.h. den Ärger mit mir genommen (nach Hause) und in mir behalten (wie ein Kessel, der Dampfdruck steigt und steigt). "

Nicht nur Du. Mittlerweile könnte ich mir vorstellen das es mit der Krankheit Depression zusammenhängt. Oder will ich jetzt nur wieder einen Schuldigen finden, in diesem Fall die Krankheit.


"sondern man auch an diese "inneren Schaltungen" heran muss"

Tja und das ist nicht so einfach.
Ich hätte so manches mal gerne einen Schalter, den drehe ich um und alles läuft von alleine. Keine Gedanken mehr über mein Gegenüber machen. Einfach drauf los.
Und da hapert es.


"Die Therapie zeigt auf, wie die innere Schaltung tatsächlich aussieht, man erkennt, warum der Strom so und nicht anders fließen kann und vielleicht erkennt man auch, wo die Ursache liegt, dass der Schaltkreis so und nicht anders angelegt worden ist."

Da hast Du wohl recht. Denn ich habe bei meiner damaligen Therapie einiges über mich gelernt, aber ebend nicht alles.
Ging auch nicht, war einfach zu kurz.


"Um wirklich weiter zu kommen reicht es also nicht darüber nachzudenken, was gerade falsch gelaufen ist"

Das sehe ich auch so. Sofort die Dinge ansprechen, nachdenken klar in Maßen, aber dann sagen was mit einem los ist.

Mal das Gefühl das da in einem brodelt, raus lassen. Schlucken hilft nicht, denn die Person um die es sich dreht, weiss von alldem nichts.

Ist nicht einfach.


"Ich bin dann sauer auf mich" - ja genau, man ärgert sich, weil man der Konfrontation ausweicht, sich nicht "stellt", sich nicht nach außen öffnet, in dem Sinne, dass man klar und deutlich seine Position darstellt, dass man einsteht für seine Überzeugung, dass man sich verletzbar macht und angreifbar, aber dennoch handelt, nach dem Motto: hier stehe ich, ich kann nicht anders."

Ich möchte dazu noch etwas für mich Wichtiges hinzufügen.

Man sich verbiegen lässt.

"Eine Frage der (Zivil-)Courage? Eine Frage des eigenen Mutes? Eine Frage des eigenen Selbst?"

Das mit Sicherheit, keine Frage !!


"Was kann man - von sich - mehr verlangen."

Eher bei mir, was kann ich ertragen und was will ich nicht mehr ertragen müssen.
Ebend meine Grenzen richtig erkannt zu haben.

Eins ist mir in dieser Zeit klar geworden.
Es wird dauern !! Nichts geht von heute auf morgen.

LG
Silke
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Neu hier

Beitrag von mystery60 »

Hallo Silke,

zum thread-Titel: wenn ich es noch richtig weiß, gehst Du auf dein eigenes posting - rechts neben dem Datum ist so ein Symbol: Zettel mit Stift - dort anklicken und Du siehst deinen alten Beitrag als Vorschau, dort einfach im Betreff den Titel ändern - "neu" abschicken, fertig.
Ich habe dazu das allererste posting ganz oben genommen und gleich noch im Beitrag ganz oben eingefügt:
Änderung des thread-titels: Bisher "Neu hier"
künfitg: "...."
Vorschlag dazu: "Für Sich einstehen..."

Gruß
TG
Engelsgeduld
Beiträge: 24
Registriert: 2. Feb 2010, 15:02

Re: Bisher: Neu hier ; Künftig: Für sich einstehen !!

Beitrag von Engelsgeduld »

Hallo TG,

danke für die Hilfestellung.

Deinen Vorschlag habe ich übernommen.
Er passt genau.

LG
Silke
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