Beziehung als Auslöser für meine Depression?

[Neuling05]

Hi ihr da draußen,

ich bin 35 Jahre alt (m) und lebe seit 6 Jahren zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter. Ich bin berufstätig und eigentlich läuft alles prima.

Vor ca. 5 Jahren bekam ich eine Depression, nachdem ich eine sehr stressige Zeit durchgemacht habe. Seither habe ich vieles in meinem Leben geändert: den Job, die Stadt, habe meine Hobbys wieder voll aufgefrischt, nehme mir viel Zeit für mich, Freunde und Familie. Die Depression ist besser geworden, geht aber nicht ganz weg und bricht öfters wieder voll durch.

Das Einzige, was ich bisher nicht geändert habe, ist meine Beziehung. Seit ca. 3 Jahren kommt mir immer der Gedanke: "Wenn ich wieder solo/frei wäre, würde ich wieder gesund werden". Seitdem wünsche ich mir manchmal einen Neuanfang -ohne Familie- und manchmal liebe ich meine Familie (meine Tochter sowieso).....ein ewiges hin und her. Dazu kommt noch, dass ich bei vielen Frauen, die ich sehe und die mir gefallen, mir der Gedanke kommt: "Vielleicht wäre ich mit ihr glücklicher"......treffe ich dann Ex-Freundinnen oder alte Schwärmereien, würde ich mich gern mit denen treffen....mit dem Gedanken ...."was wäre gewesen, wenn ich die geheiratet hätte".....dabei war ich damals bei jeder sicher, dass sie nicht die Richtige war.
...meine Gedanken rasen und ich finde keinen roten Faden darin.

Nun frage ich mich, kommen diese Gefühlsunsicherheiten durch die Depression, durch das Trevilor (37,5 mg) oder bin ich tatsächlich unglücklich in meiner Beziehung?

Das Trevilor würde ich ausschließen, da die Dosierung ja recht gering ist (hatte schon mal 225 mg).

Wieso kann ich nicht klar fühlen, ob ich meine Frau liebe oder nicht? Ich traue mich auch nicht, mich zu trennen.......weil ich erstens meine Frau und meine Kleine nicht verletzen möchte und weil ich natürlich die Angst habe, dass nach der Trennung die Depression bleibt, ich aber meine Familie verloren habe.

Ich bin ziemlich ratlos....ratloser gehts eigentlich nicht.

Kann jemand meine Wirren Gedanken nachvollziehen?

LG, neuling05

[Chiron]

Willkommen im Forum Henrik

Vielleicht kann Dir dieser Link helfen über Deine Beziehung nachzudenken.

http://www.partnerschaft-beziehung.de/P ... chaft.html

Ich habe das Gefühl Du versuchst gerade alles um der Depression zu entkommen.
Die Umstände ändern. Vieles davon hast Du schon bewältigt. Nun ist die Beziehung noch die alte und die Depression noch/wieder da.

Also Deine Überlegung:

Eine neue Frau bringt die Heilung.

Hier gilt zu überlegen, wie war Deine Beziehung bisher.
Warst Du überwiegend glücklich mit Deiner Frau?
Konntet Ihr zusammen Freude empfinden, Lachen, Spaß haben?
Zueinander halten in schwierigen Zeiten?
Hattet Ihr eine gute Streitkultur?
Was verband/verbindet Euch noch?
Ist es nur der Wunsch die Depression endlich mal hinter Dir zu lassen oder der Wunsch nach Schmetterlingen im Bauch, die jede neue Liebe am Anfang inne hat?

Für mich persönlich ist Glück in der Liebe:

1 Die Bereitschaft, den Anderen als das anzunehmen, was er ist, ohne ihn verändern zu wollen.

2. Das Vertrauen in die gegenseitige Zuneigung, ohne Beweise dafür zu verlangen.

3. Den Mut, das Herz zu öffnen, ohne Netz
und doppelten Boden.

4. Das Einhalten von Versprechungen

5. Verlässlichkeit, auch oder im ganz Besonderen, in der Not.

Was macht es für Dich aus?

Liebe Grüße,

Chiron

[Neuling05]

Du hast schon Recht. Ich versuche seit Beginn der Erkrankung, diese wieder komplett los zu werden. Mein Ziel ist es noch immer, wieder vollends zu genesen.

Bereits vor dem Eintritt der Depression hatte ich Phasen, in denen mir andere Frauen gefallen haben. Aber ich denke, diese Gedanken dürften viele Männer nachvollziehen können. Gedanken an Trennung hatte ich dabei aber weniger. Diese Gedanken kamen erst mit der Depression.

Meine Frau und ich führen eine harmonische Beziehung, in der jeder sein kann wie er ist und seine Freiheiten genießen kann. Klar haben wir unsere Streitpunkte, z. B. Haushalt, Meinungen o. ä., welche wir aber auch ausleben. Ich mag ihre Nähe, manchmal bin ich aber auch froh mal allein zu haus zu sein. Für mich also keine klaren Punkte, welshalb ich mich trennen sollte. Trotzdem kommen immer diese Gedanken. Morgens-Mittags-Abends. Nie finde ich Ruhe davor.

Und ....ich denke schon darüber nach, mich trotzdem zu trennen, nur um die Möglichkeit einer Besserung nicht zu verschenken.

Ich möchte nicht mit diesen Symptomen (Schlafstörungen, Benommenheit, ewige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen) alt werden.....und einen immer kranken Papa wünsche ich meiner Kleinen auch nicht.

Ich werde die empfohlene Seite mal besuchen, vielleicht finde ich dort Hilfe. Danke!

[Neuling05]

P.S.: Schmetterlinge im Bauch.....das würde ich mir auch mal wieder wünschen.....da hast du Recht ;o)

Ist schon verkorkst!?

[Chiron]

Lieber Henrik,

für mich hört sich Deine Beziehung als gesund an.

Und - nicht nur Männer schauen gerne andere Frauen an, auch Frauen schauen mal ganz gerne andere Männer an.
Dabei muss man nicht alles haben, was man sieht, oder?

So wie ich Deine Zeilen verstehe, steckst Du so richtig in der Depri drin und in der gilt ein ganz großes Gebot:

Keine weitreichenden Entscheidungen treffen, da Dein Empfinden und Erleben durch die Depression verändert ist und Du manches im Nachhinein bereuen könntest.

Selbst bin ich chronisch krank, nicht nur depressionsmäßig und wurde gerade mal wieder operiert. Die Narkose (wegdösen, aufwachen ohne Albträume, ein erholtes Gefühl. Traumhaft kann ich Dir nur sagen. )
Also Deinen Wunsch nach Heilung kann ich mehr als gut nachvollziehen.
Kein körperlicher Schmerz ist so groß wie der seelische.

Aber - Depressionen verlaufen in Schüben, wenn sie chronisch sind. Du wirst immer mal wieder gesunde/ruhigere Phasen dazwischen erleben und diese dann auch genießen können.

Bist Du in ärztlicher/psychotherapeutischer Behandlung?

Depressionen sind behandelbar und mit Hilfe der Psychotherpie kannst Du lernen die Anzahl der Schübe zu verringern, oder zu lindern.
Es gibt also Möglichkeiten den Umgang mit der Krankheit zu lernen, sie anzunehmen, als zu Deinem Leben gehörend.

Seit ich aufgehört habe sie zu bekämpfen und auf ihren Wellen zu reiten, geht es leichter.
Und wenn es fast unerträglich wird, sende ich ein Stoßgebet nach oben:
"Lieber Gott, es heißt, du schickst uns Menschen nur soviel Leid wie wir gerade aushalten können und jetzt kann ich nicht mehr!"
Das hilft mir ganz oft.

Vielleicht ist es auch Dein Weg. Vielleicht findest Du auch einen anderen.
Jedenfalls wirst Du es schaffen. Du bist stark, auch wenn es Dir gerade nicht so erscheint.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron

[schwarzerhund]

Hallo Henrik,
ob du deine Beziehung behälst oder beendest, kannst nur du allein entscheiden.
Als es mir ganz schlecht mit meiner Depri ging, sah ich auch meinen Partner in einem sehr negativen Licht. Alles war falsch und schlecht.
Die Einnahme der Psychopharmaka half mir aus meinem dunklen Loch. Dadurch hat sich auch mein Blickwinkel geändert. Die großen Beziehungskriesen sind weg.
Also schau, ob nicht so manche deiner Probleme mit dir und deiner Erkrankung zu tun haben.
Die Scnhmetterlinge verschwinden auch in jeder neuen Beziehung und wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär, dann wär das Leben halb so schwer. Es hilft aber nicht.
Ich kann dein Gefühlschaos verstehen.Ich bin froh, dass ich immer noch mit meinem Mann zusammen bin.
Lg Patterson

[elas]

Guten Abend, Ihr alle,

jede Beziehung, die wir haben, sei es zum Ehepartner, zum Kind, zum Nachbarn, zur Freundin, zum Freund, zum Arbeitskollegen
u.s.w.

hat eine positive Seite und eine negative Seite.

Es gibt die positiven Seiten dieser Person, die uns bereichern, die uns gut tun.
Es gibt aber auch die Seiten, die wir ablehnen am Gegenüber, die uns behindern,
und im tiefsten Innern suchen wir nach einer individuellen Weiter-Entwicklung.

So, und jetzt steht diese blöde Erkrankung Depression dazwischen.

Es ist richtig, in einer schweren Depression keine weitreichenden Lebens-Entscheidungen zu treffen, weil die Erkrankung alles zu schwarz färbt und auch nicht die Kraft gibt, letzlich wirklich etwas in Bewegung zu bringen.

In meinen Augen ist es aber auch falsch, dann, wenn ich permanent und regelmäßig an eine Trennung denke, das als ins Reich der Fabeln und als ins Reich der Erkrankung Depression abzutun.

Manchmal ist so eine Depression nur noch so ein Puffer, um noch nicht komplett zu realisieren, wie belastend und unerträglich eine Lebens-Situation ist.
Damit meine ich nicht nur Beziehungen.
Sondern auch allgemein die Arbeits-Platz-Situation und vieles mehr.

Solche Beziehungs-Ambivalenzen, oder sagen wir mal ganz milde und lieb gesagt, Beziehungs-Abwägungen gibt es doch überall und immer und immer wieder.

Und irgendwann gibt es eine Lösung für einen individuell als Person.
Entweder die Beziehung, egal zu wem, verbessert sich wieder, oder, sie wird eben beendet.

Und dabei ist immer zu berücksichtigen, dass mein Gegenüber immer und grundsätzlich immer genauso viel zur Beziehungs-Dynamik beiträgt, so wie ich selber.

Vielleicht will der Andere, die Andere auch schon lange diese Art von Beziehung nicht mehr.

Das hat jetzt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Es ist meine Meinung.

Ganz herzlich in die Runde der Beziehungs-Ambivalenten

elas

[Babi]

HI Henrik,
deine jetzigen Empfindungen hängen stark mit der Depression zusammen, ich würde da keine voreilige Entscheidung treffen, denn sonst kann es gut sein, daß du sie bereust, wenn es dir wieder gut geht.
Vielleicht solltest du dir einfach mal eine komplette Auszeit für dich nehmen, um wieder näher zu dir selbst zu kommen, ich habe nämlich durch deine Worte das Gefühl bekommen, du fühlst dich selbst nicht mehr.
Mit komplette Auszeit meine ich z.B. eine Kur, wo du mal eine Zeit lang total Ruhe hast und dich trotzdem erstmal nicht trennen mußt. Denn eine Trennung in einer Depressivphase ist meistens eine Kurzschlußhandlung, weißt du, weil eben dein Inneres und deine Gefühle verrückt spielen.
Lieber Gruß Babi