Es muss raus!

Nabi
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Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Hallo zusammen,

ich bin seit wenigen Tagen neu hier und lese seitdem den ein oder anderen Beitrag. Ich bin w/31 und lebe alleine mit Hund und Katze. Ich bin seit Jahren alleine und habe erfolgreich alle Außenkontakte von mir ferngehalten, so lange bis nun niemand mehr kommen oder anrufen mag. Ich mogel mich seit Jahren mit meinen Depressionen so durch, max. 1-3 Wochen krank im Jahr, auf der Arbeit unauffällig bis zum Ende des letzten Jahres würde ich sagen. Mir geht es zunehmend im Winter schlechter, was mich auf Winterdepressionen brachte. Letztes Jahr hielt dieser unruhige, jammerige und in Selbsmitleid zerfließende Zustand jedoch an und auch der Sommer konnte mich nicht unter Leute locken.

Im Moment geht es mir immer schlechter, ich war im Oktober 2 Wochen krank geschrieben, habe mich in den zwei Wochen aufgerappelt und einige Dinge erledigt die wie ein riesen Berg vor mir lagen. Im Büro die Arbeit die ich liegen ließ und die sich hinter mir stapelte habe ich dann auch in Angriff genommen, aber nur weil ich nicht anders konnte, es gab eine Arbeitsplatzuntersuchung und da fiel eben auf, dass bei meinen erfassten zeiten die ich arbeite zu wenig stand und man fragte, was ich den ganzen Tag tue. Um meine Kollegin nicht reinzureissen, die sehr sehr fleissig ist, habe ich meinem übernächsten Vorgesetzten von meinem Problem erzählt. Er nahm es zur Kenntnis aber das war es auch. Was zählt ist die Leistung und die wurde ab da Tag für Tag zeitlich erfasst und ich musste täglich Bericht abgeben. Ich hab es entgegen meiner innerlichen Zermürbung durchgehalten und habe wirklich meine Altfälle etc. aufgearbeitet. Innerlich wuchs die Anspannung, ich sprach kaum mit meinen Kollegen und hab es zum Ende des Jahres geschafft, die meisten Altfälle zu bearbeiten. Nun brauche ich keinen Bericht mehr abzugeben und stelle fest, dass ich genauso gelähmt und erstarrt vor meinem PC sitze wie vorher. Ich schieb Sachen von links nach rechts, packe alles 10 Mal an und komme nicht weiter. Anfangs dachte ich wirklich, ich sei einfach faul aber inzwischen stelle ich fest, ich kann es irgendwie nicht. Der Druck von oben ist zwar weg aber der innerliche Druck, es schaffen zu wollen ist noch da.

Warum kann ich nicht arbeiten? Zu Hause sieht es fast genauso aus: ich schiebe und schiebe meine Aufgaben so lange vor mir her bis ich es selber in meiner Bude kaum ertrage und wieder für Ordnung sorge. Ich sammele nichts oder so, aber zum Bsp. der Abwasch steht und steht...

Ich hatte eine ganze Zeit unerklärliche Heulattacken, insgesamt bin ich sehr nah am Wasser gebaut und man kann mich mit wenigen Worten total aus der Fasssung bringen. Dies gelingt jedoch nur Leuten die mir etwas bedeuten, fremde Menschen z.Bsp. Unbekannte auf der Straße würden mich niemals mundtot bekommen.

Mäh, ich schweife ab: Fakt ist, ich habe im Moment absolut niemandem mit dem ich über mein Problem reden kann. Niemand weiß, was hier los ist und ich habe kein Vertrauen mehr zu Bekannten etc. so dass ich mich wirklich niemandem anvertrauen kann. Ich würde gerne meine Ängste und Sorgen mal ausformulieren und mal eine Meinung dazu hören. Jeder der mich kennt würde, wenn er wüsste warum ich derzeit krank geschrieben bin, denken ich sei nicht wirklich krank sondern "mache einen auf PSyche". Ich führe seit Jahren ein Doppelleben, im Büro die fröhliche, witzige und selbstbewusste und zu Hause alleine ein einsamer Wurm der nichts zustande bringt.

Vor Jahren war ich nach Absprache mit einem Psychater in einer Klinik, freiwillig. nach wenigen Tagen fühlte ich mich dort so unwohl, weil alle um mich herum massivere Probleme hatten als ich. Alle nahmen Medis und das habe ich immer abgelehnt. Ich habe nie Medis genommen, weil sie für mich den Anfang vom Ende bedeutet haben. Je mehr ich mich mit dem Thema Depression beschäftigt habe, um so mehr traf auf mich zu und umso schlimmer wurde es.
Ich brach den Aufenthalt nach 5 oder 6 Tagen ab und ging wieder arbeiten. Das habe ich nun auch Jahre durchgehalten, was mich bestärkt hat, dass es mir nicht schlecht gehen kann.
Nun schaffe ich diesen Absprung aber nicht mehr, ich kann morgens kaum aufstehen, pflege mich nur noch so, dass es keinem groß auffällt das ich eigentlich zu wenig Pflege habe, und renne in unmöglichen Klamotten rum weil ich es nicht schaffe, für mich einkaufen zu gehen.

End vom Lied, seit Dienstag bin ich nun wieder krank geschrieben vom Hausarzt und habe dort von mir aus diesmal auch nach Medis verlangt, primär um schlafen zu können. Ich bekam Amitriptilin 25 mg und nehme seit Dienstag jeden Abend eine Kapsel.

Seitdem schlafe ich, aber ich habe auch das gefühl. ich bin innerlich wie gelähmt. Es geht mir nicht gut aber auch nicht mehr so schlecht wie vorher. Ich bin wie benebelt, weiß aber nicht ob es von dem Medi kommt. Ich kann nicht mehr heulen, würde es aber gerne.

Ich weiss nicht weiter, stehe neben mir und bin lebensmüde. Nicht das ich mein Leben beenden will, das nicht, aber ich habe keine Lust zu leben. Ich frage mich wohin mich diese Krankheit führen wird, was kommt als Nächstes? Wird es besser oder bin ich in einem Jahr in der Klappse?

Ich habe Angst vor dem was kommt. Ich bin aggressiv, vor allem beim Auto fahren. Ich bin leicht reizbar und nehme auch kein Blatt mehr vor den Mund, was in meinem Beruf mit viel Kontakt zu Menschen und mit beratender Tätigkeit sehr schlecht ist. Ich war und bin immer freundlich, zu allen, aber wenn man mich provoziert kann ich das nicht mehr übergehen. Früher war ich deeskalierend, heute knallt es dann eben. Ich fresse so was nicht mehr in mich rein sondern haue eben raus was mich stört. Mir fällt es grottenschwer bei meiner derzeitigen Situation im Büro so zu tun als sei alles ok, es ist nicht ok. Meine Gedanken kreisen ständig um Zukunftsängste, um das Alter, Krankheiten.

Der einzige Lichtblick der in meinem Leben für Freude und Ablenkung sorgt sind meine Tiere. Mein Hund holt mich aus jedem Loch weil ich ihn nie vernachlässigen will. Er zwingt mich raus zu gehen und das ist gut. Auch wenn ich immer alleine mit ihr gehe und Menschen ausweiche, aber ich bin draussen.

Menschen sind mir nichts mehr wert, ausser meiner Oma die ich sehr liebe. Ich bin gefühlskalt zu allen Menschen und alle sind mir egal seit man mir vor fast 4 Jahren meinen Opa nahm. Plötzlich und ohne das ich mich darauf hätte vorbereiten können.

Auch in dieser Situation konnte ich nicht ICh sein, weil ich funktionieren musste, für Oma. Einer musste ja einen klaren Kopf haben, ich habe dann kurz bei ihr gewohnt damit sie nicht alleine ist. Da konnte ich meine Trauer nicht rauslassen. Ich habe sie heimlich gelebt und oft einfach unterdrückt. Noch heute denke ich an meinen Opa, er fehlt.

Ich weiss, hier kann mir auch niemand helfen aber evtl. hat jemand einen Tipp wie ich mit dem ganzen Schlammassel umgehen kann. An wen wende ich mich? Therapeuten suchen? Ich bin bis Mittwoch krank geschrieben und habe Mittwoch einen Termin beim Hausarzt.

Ich bin so leer...das kann nicht mein Leben sein....das kann doch nicht alles gewesen sein....

Danke fürs lesen.
Clown
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Clown »

Hallo Nabi,

ich hab's gelesen, auch dein anderes Posting.

Willkommen im Forum übrigens!

Ja, Ende der Fahnenstange - und du erkennst es, das ist das Gute am Schlechten.

Ja, richtig Therapie, vielleicht sogar in einer Klinik, das brauchst du jetzt, du merkst es selbst, nicht?

Wenn du dich in der damaligen Klinik nicht wohlgefühlt hast, es gibt andere, und bestimmt gibt es eine, in der du dich wohlfühlst und Hilfe annehmen kannst.

Am besten, du druckst dein Posting aus und bringst es für deinen Hausarzt mit - er muss dich an richtige Therapeuten überweisen.

Alles Gute und viel Glück,

Clown

PS: Ich mache gerade auch alles mögliche, nur nicht das was dran wäre ... ... aber bei dir ist richtig Land unter, das ist mehr als normale Unlust, würde ich meinen.
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
buntpositiv

Re: Es muss raus!

Beitrag von buntpositiv »

ja... dein Hilferuf, dein Leid macht mich sprachlos...sprachlos, weil ich das Gefühl habe, Dich nicht mit Worten trösten zu können, sondern Dich tragen und halten zu wollen. Für einen kurzen Moment, für eine kleine Weile Dich müde sein lassen und Dir eine Möglichkeit geben, Dich auszuruhen - von dem, was Dich treibt, von dem was Dich lähmt... um dann Deine Kraft, Deine Wut, Deine Aggression danach zu nutzen Deine "Lebendigkeit" zu spüren!
Und ich merke, während ich das hier schreibe, dass ich das auch für mich geschrieben habe! Denn Deine Situation ist mir im Moment sehr vertraut (und ich könnte fast sagen: Hey, lass uns gemeinsam einen Weg suchen - denn den gibt es... vielleicht... hoffentlich... bestimmt)!

Vertrauen wir darauf, dass andere im Forum uns einen kleinen Wink geben...

und trösten uns solange am weichen Fell unserer treuen Vierbeiner!

Susanne
Harry_Haller
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Harry_Haller »

`N Abend Nabi!

Hm, da beschreibst Du sehr schön den Zustand, in dem ich mich monatelang befunden habe. Unfähig, ohne Druck die einfachsten Sachen zuerledigen, Menschen (selbst die, die vorher wichtig waren) sind wurscht, es ist alles sinnlos und leer. Trotzdem ist man unter Leuten (wenn man denn da sein muss) die Spaßkanone.

Ja, ich kenne das! Mein erster dringender Rat: geh zum Arzt, am besten zu einem Psychiater und Psychotherapeuten. Das Problem bei diesen Damen und Herren im Sozialstaat Deutschland 2010 ist, dass Du wahrscheinlich erst in ein paar Wochen/Monaten einen Termin bekommen wirst. Für die Wartezeit lass Dich weiterhin vom Hausarzt behandeln. Schildere ihm/ihr, was mit Dir los ist, wie es in Dir aussieht. Auch ein Hausarzt kann Dir medikamentös "unter die Arme greifen" und Dir geeignete Antidepressiva verschreiben. Doch Achtung: die Dinger wirken fast immer erst nach ein paar Wochen!

Mir hat in der Zeit geholfen, ein Tagebuch anzufangen, in dem ich mich "ausquatschen" konnte. Allein dadurch, dass ich´s zu Papier gebracht habe, hat ein Denkprozess eingesetzt, der bei der späteren Therapie ungemein hilfreich war.

Und vor allem: Du brauchst Ruhe, um Deine Situation/Krankheit zu begreifen und zu akzeptieren! Ich war in diesem Zustand viereinhalb Monate krankgeschrieben.

Scheue Dich nicht, hier mit Menschen, die Dich verstehen, Kontakt aufzunehmen und Dich auszutauschen!

Du schreibst, das könne es nicht gewesen sein. Das muss es auch nicht, Depressionen sind nämlich gut behandelbar!

Liebe Grüße
Der Steppenwolf
Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Danke für Euren Zuspruch...

Mein Hauptproblem ist: ich will nicht, dass jemand in der Familie oder im Büro mitbekommt, was bei mir geschieht. Da ich alleine lebe, kann ich nicht mal eben 2-4 Wochen in eine stationäre Therapie gehen, ich habe 3 Tiere zu versorgen. (inkl. Pferd) Ohne meinen Hund kann ich kaum 3 Tage sein, da wäre eine stationäre Sache kontraproduktiv. Meine Tiere, insbesondere Hund und Katze sind mein Halt, meine Zuflucht und das was mich aufrecht hält. Ich habe Verantwortung für sie übernommen und der werde ich gerecht. Ich würde eine ambulante Therapie machen, wobei ich immer und immer wieder der Meinung bin, was soll mir denn ein Therpeut sagen, was meine Lage ändert? Der wird mir das sagen, was ich schon weiß: Geh unter Leute, mach Sachen die DIr gut tun, such Dir ein Hobby (hab ich gemacht, hilft nur bedingt) und und und... der Psychater von damals, das wäre einer wo ich wieder hinginge, wobei er damals als es um Kindheit etc. ging auf das besondere Verhältnis zu meiner Oma und meinem Opa aufmerksam wurde und damals war es eine riesige Angst von mir, dass einer der Beiden Schaden nehmen könnte oder gar sterben würde. Da sagte er: in diesem Fall käme aber eine Menge Trauerarbeit auf mich zu...oder so was ähnliches. Nun ist ja in der Zwischenzeit (das war 2004) mein Opa 2006 gestorben und ich hatte keine Trauerarbeit. Ich war stark und hatte keine Zeit für Trauer.

Ich schweife wieder ab. Was ich sagen will: ich kann nicht jetzt einen Termin für in zwei Monaten machen, weil es mir jetzt schlecht geht. Geht es mir in zwei Monaten am tag des Termins gut, was dann? Dann wühlt der Mensch wieder 45 Minuten in mir rum, und am Ende der Sitzung sitze ich verheult da und das war es? Dann warte ich wieder wer weiß wie lange auf einen Termin, erhole mich mache gute Vorsätze und dann ist es wieder wie oben beschrieben?

Ich bin teilweise stark und kämpfe mich durch, ich bin aber auch teilweise so schwach, dass ich Angst habe so zu sein. Ich will mir alles immer erklären könne, was ich nicht erklären kann ist diese wirre Krankheit in mir. Es gibt keinen Grund. Ich habe vieles mehr als andere hier, ich habe keine finanziellen Sorgen, einen sicheren Job mit netten Kollegen,alles tutti. Bis auf die Einsamkeit die mich auffrisst, aber darüber muss man doch nicht krank werden. Andere sind auch alleine und gehen weg, feiern und suchen Anschluß. Ich tue alles dafür, dass ich nach der Arbeit meine Ruhe habe und niemanden treffen muss.

Welcher Therapeut macht Sinn? Verhaltenstherapie oder Psychater?

Ich hatte heute als auch gestern keinen richtigen Hunger, konnte bei Oma mein Essen gar nicht geniessen und das heisst was:-) Mein Hals ging mir zu als ich über mein Problem nachdachte.

Wie wirken Antidepressiva? Ist man benebelt oder kommt dann eine Hochstimmung? Merke ich den Unterschied irgendwann oder werde ich dann "fröhlicher"?
mystery60
Beiträge: 344
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Re: Es muss raus!

Beitrag von mystery60 »

Hallo Nabi,

erst mal willkommen hier und gut, dass Du zu diesem virtuellen "Freundestreffen" genügend "Vertrauen" hast.

Ich kann das gut nachvollziehen, man will alles im Griff haben, hat ja bisher im Leben auch alles prima geschafft, trotz aller Widrigkeiten, man war stark, hat so einiges weggesteckt und nun soll es plötzlich nicht mehr gehen ???

Genau .. so ging es mir - über Jahre und Jahrzehnte alles gepackt und plötzlich ausgelaugt wie eine Laugenbrezel....

Das was Du schilderst ist doch relativ klar - Du kannst nicht mehr, Du willst bestimmte Dinge nicht mehr, Du hast einiges verdrängt, weggeschoben und manches willst Du vielleicht auch gar nicht mehr sehen (können) - aber deine Perspektive jetzt gibt Dir doch eigentlich gar keine Wahl mehr. Du bist krank und brauchst Hilfe und zwar jetzt und schnell.

So weiter leben oder ggf. mal im Job und in der Familie Bescheid sagen, was wirklich los ist?

Also ich kann Dir nur sagen, ich würde am Mittwoch zum Arzt gehen - spätestens, ggf. gleich morgen früh, wenn noche in Termin zu haben ist. Dann würde ich sagen, ich brauche schnellstens eine Therapie (wenn auch eine Akutklinik vielleicht noch besser wäre) - ab er ok Hund, Katze, Pferd. Aber auch dafür würde sich im Notfall eine Lösung finden (lassen müssen).

Du deutest ja an, dass Du ein besonderes Verhältnis zu Opa und Oma hast (dagegen kommen Vater und Mutter bei Dir nicht vor) - das ist ggf. schon ein Punkt für die Therapie.

Du weiß selbst, dass Du nicht einfach wieder dei Zähne zusammenbeißen kannst und noch ein Jahr mit Arbeit, Katze, Hund, Pferd und Familie weitermachen. Also müssen Lösungen her. Mal rumfragen und überlegen, wo die Tiere hin könnten, wer sich ggf. um Oma kümmern kann, was weiß ich, vielleicht gibt es ja eine gute Tagesklinik oder duf mietest Dir am Klinikort eine Wiese mit Stall an ......

Es muss aber gehen, Du bist dringend auf Hilfe angewiesen. Im Notfall oben die Notfallnummern wählen - mal mit dem Sozialen Dienst reden, wie z.B. deine "Hinderungsgründe" für eine Klinik oder Therapie beseitigt werden können.

Hör noch weiter rein, was andere Dir hier raten. Und nimm weiter hier teil - hier findet man auch Freunde, wenn auch eher "anonym", aber oft nicht minder herzlich und vor allem offen und manchmal nicht wohltuend ehrlich - aber eben hilfreich.

Gruß
TG
Harry_Haller
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Harry_Haller »

Eine stationäre Therapie ist ja auch nicht unbedingt zwingend erforderlich. Ich mache auch "nur" eine ambulante, d.h. ich habe einmal wöchentlich einen Termin beim Psychologen.

Zu den Antidepressiva: um zu verstehen, wie sie wirken, musst Du wissen, was bei einer Depression im Gehirn geschieht. Kurz gesagt stehen zu wenig Botenstoffe (Neurotransmitter) für die Weiterleitung der Nervensignale zur Verfügung. Dadurch gerät die emotionale Wahrnehmung durcheinander und es kommt zu den typischen Symptomen, wie Du sie geschildert hast. Ein Antidepressivum sorgt nun dafür, dass dieses chemische Durcheinander im Gehirn wieder in die Balance kommt. Es gibt keine Hochgefühle, Du bist nicht benebelt, high oder irgendwas. Nur langsam - bei mir ganz langsam - verschwinden diese typischen Symptome. Bei jemandem, dessen Gehirn "normal" funktioniert, haben Antidepressiva keinerlei Wirkung.

Am besten lääst Du Dich ärztlich beraten, ob eine tiefenpsychologische oder Verhaltenstherapie für Dich besser ist. Warum vereinbarst Du nicht einen Termin bei dem Psychiater von damals? Wenn Du dort noch in der Patientenkartei bist, hast Du vielleicht Glück und bekommst kurzfristig einen Termin. Ich musste über vier Monate warten.

Einen Grund für meine Depressionen (mittlerweile die dritte) gibt es übrigens auch nicht. Ist einfach so gekommen.

LG
Der Steppenwolf
Nabi
Beiträge: 35
Registriert: 27. Jan 2010, 19:28

Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Hallo Tiefgrund,

danke Dir für Deine Willkommensgrüße.

Bevor jetzt noch viele Tipss bezüglich der Klinik kommen: ich denke es würde irgendwie gehen, wenn ich es wollte. Aber es kommt im Mom (noch) nicht in Frage. Es wäre der allerletzte Schritt den ich gehen würde wenn alles andere nichts bringt. Ich halte mich aber auch (noch) für stark genug, es irgendwie anders zu schaffen. Es hilft mir schonmal hier darüber (anonym) schreiben zu können und Meinungen zu lesen.

Die Beziehung zu Oma und Opa ergibt sich daraus, dass ich als Kind dort mehr war als zu Hause. Sie haben mich groß gezogen und sehr viel für mich und mir gemacht. Meine Eltern gingen arbeiten, haben mir viel möglich gemacht aber es ist tatsächlich ein anderes Verhältnis. Kühler, wenig herzlich. In der Tat sicher ein Punkt in meinem Leben der Gesprächsbedarf hat.

Ich werde am Mittwoch den Termin wahrnehmen und bis dahin auch versuchen einen Termin bei dem Psychater zu bekommen wo ich war. Evtl. hat der ja noch eine Akte von mir, werde sehen ob das geht oder nicht. Evtl. ist er schon im Ruhestand, war schon älter

Ansonsten konnte mir der Hausarzt niemanden empfehlen, er deutete nur an dass es sehr schwer sei einen Termin zu bekommen.

Ich werde jetzt mal an der Matratze horchen, mal sehen was sie sagt.

Danke für die herzliche Aufnahme hier, schreiben befreit zumindest etwas.
Nabi
Beiträge: 35
Registriert: 27. Jan 2010, 19:28

Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Ja Steppenwolf, Du hast Recht und ich werde es jetzt in Angriff nehmen. Zuerst frage ich bei dem Psychater wo ich war ob ich da unterkomme. Auch wenn der Weg dahin weit ist, (tatsächlich nicht bildlich) so macht es Sinn zuerst dort anzuknüpfen.

Ich danke Dir...
Glompy

Re: Es muss raus!

Beitrag von Glompy »

Hallo Nabi,

in vielem von dem, was Du schilderst, erkenne ich mich auch wieder (z.B. keinen Bock auf Abwaschen oder Aufräumen - es kommt mich ja eh keiner besuchen), aber ich habe mir vorgenommen, in fremden Threads nichts mehr über mich selbst zu erzählen.
Du schreibst, dass Du nicht in eine stationäre Therapie gehen kannst und auch wenig Lust auf eine ambulante Therapie hast, vor allem wenn sie vielleicht zu einem Zeitpunkt brauchst, wenn Du sie gerade nicht brauchst. Ich möchte Dich ermutigen, es ohne Therapie zu versuchen, denn schließlich ist es nicht so einfach, dass man sagen könnte: "Ich mache eine Therapie, und alles wird automatisch gut." Deine Tiere könntest Du in Pflege geben, sie würden es sicher überleben, aber was ist, wenn Du es ohne Pferd, Hund und Katze nicht aushältst? Ich weiß nicht, ob es nicht auch bei einer stationären Therapie möglich ist, ab und zu mal Ausgang zu bekommen, aber vielleicht lässt es sich einrichten, dass die Person, die diese Tiere betreut, Dich mal zusammen mit den Vierbeinern besucht. Das sind Dinge, die Du klären kannst. Letzten Endes muss man aber Vertrauen in eine Therapie haben; wenn man ihr keinen Erfolg zutraut, wird er auch nicht kommen.
Ohne Therapie bist Du aber auf Dich allein gestellt. Du musst irgendwo einen Schalter in Deinem Kopf umlegen; da kommt außer Dir keiner ran, nicht einmal ein Therapeut. Ein Therapeut könnte Dir allerdings helfen, diesen Schalter zu finden. Das können aber auch andere Menschen, wenn Du bereit bist, Dich ihnen anzuvertrauen. Aber wie Du schreibst, gibt es da nur Deine Oma.
Auffällig ist, dass Du über Deine Tiere geschrieben hast, über Deine Oma und Deine Opa. Vielleicht denkst Du gerade deshalb noch so viel an Deinen Opa, weil Du damals Deine Trauer nicht rauslassen konntest. Du hast Dich also noch nicht so richtig von ihm verabschiedet und kannst auch nach 4 Jahren noch nicht akzeptieren, dass er nicht mehr da ist. Das spekuliere ich da einfach so rein, obwohl ich kein Profi bin, und allein die Sache mit dem Opa wäre es bestimmt wert, in Gesprächen mit einem Profi geklärt zu werden. Auf jeden Fall würde ich Dir empfehlen, nicht alles in einen Topf zu werfen, sondern das von Deinem anderen, wahrscheinlich größeren Problem abzusondern und beide getrennt anzugehen.
Also, diese Kombination, sich immer mehr von der Außenwelt abzuschotten und gleichzeitig über Einsamkeit zu jammern, kenne ich aus eigener Erfahrung. Man möchte eigentlich ein ganz anderer Mensch sein und schafft es doch nicht, sich zu ändern. Man schafft es, da wo es sein muss (z.B. auf der Arbeit) sich eine Maske vors Gesicht zu halten und Theater zu spielen, aber es fällt einem immer schwerer und man hat Angst, dass die Maske irgendwann mal runterfällt und dann weiß es jeder. Und was ist im Freizeitbereich? Du schreibst gar nichts über Eltern, Geschwister und Freunde? Hast Du keine mehr oder zählst Du sie nicht mit, weil Du ihnen gegenüber ebenfalls Theater spielst?
Manchmal ist es besser, sich gegenüber Fremden zu outen und nicht gegenüber Bekannten. Hier kennt Dich keiner, also kennt auch keiner Deine Bekannten und alles bleibt "geheim". Aber trotzdem ist dies ein öffentliches Forum, es lesen ziemlich viele Menschen mit und Du kannst deswegen nicht alle Details so ausbreiten wie Du es in einem persönlichen Gespräch oder Mailkontakt tun könntest. Schließlich brauchst Du jemand anders, nicht nur Deine Oma, um mal so richtig Saft abzulassen. Einen verständnisvollen Blitzableiter für die Aggressionen, die in Dir stecken und die raus wollen. Und ich glaube, eine (oder mehrere) Brieffreundschaft per E-Mail ist für Dich nicht nur ein Zeitvertreib gegen Einsamkeit, sondern auch ein Möglichkeit, ganz allmählich aus der Distanz heraus gegen die Gefühlskälte in Dir anzukämpfen. Das heißt, der Kontakt zu Menschen, die Hunderte von Kilometern entfernt leben und denen Du vielleicht nie direkt begegnen wirst, kann Dir vielleicht die Augen öffnen und einige Blockaden lösen, so dass Du dann auch wieder in Deinem direkten Umfeld kontaktfreudiger wirst. Diesen Widerspruch lösen, dass Dir einerseits "Menschen nichts wert sind" und dass Du trotzdem beklagst: "Ich habe im Moment absolut niemandem, mit dem ich über mein Problem reden kann." E-Mail-Brieffreundschaften können bestimmt nicht Gespräche mit einem Therapeuten ersetzen - sie sind etwas Anderes und wenn Du an "alternative Heilverfahren" glaubst, vielleicht genau das Richtige für Dich. Für eine solche Brieffreundschaft biete ich mich an (und würde mich für Dich freuen, wenn ich da nicht der Einzige bin!), weil sie auch mir bei meinem Problem helfen könnte - und ja, hier folgt sofort der Disclaimer für alle, die dies lesen und mir vielleicht irgendwelche Absichten unterstellen, weil ich ein Mann bin: Nein, dies ist KEINE Anmache!
Du kannst sogar anfangs mit mehreren Leuten korrespondieren, indem Du Deine Texte mit Word verfasst und dann die gewünschten Absätze in Deine Mails hineinkopierst - so musst Du nicht alles doppelt und dreifach schreiben. Und nach einiger Zeit wirst Du merken, mit wem sich ein längerer, intensiver Gedankenaustausch lohnt, und so die Spreu vom Weizen trennen.
Und wenn wir schon von Getreide reden: Bei Dir ist bestimmt noch nicht Hopfen und Malz verloren! Kopf hoch!
Tears
Beiträge: 127
Registriert: 9. Nov 2009, 00:25

Re: Es muss raus!

Beitrag von Tears »

Hallo Jordi,

es hat mir sehr leid getan, dass ich Dich in dem anderen Thread verletzt habe und wahrscheinlich für einen ziemlich schlechten Tag bei Dir verantwortlich wurde. Deshalb wollte ich eigentlich bei Gelegenheit wieder mit Dir in Kontakt treten und mich inhaltlich und konstruktiv austauschen.

Aber über Dein Posting hier an Nabi bin ich wirklich richtig empört. Es tut mir zwar auch jetzt sehr leid, wenn ich mit dieser Reaktion wieder Deinen wunden Punkt treffe, aber mit Deiner primären Suche nach Nähe zu Frauen bist Du hier einfach falsch. Sicher sind viele von uns aufgrund der Depression einsam und zurückgezogen, genauso wie Du. Hier geht es aber darum, sich über die Depression auszutauschen, von den Erfahrungen andere zu profitieren und Zuspruch zu bekommen. Dass sich daraus auch persönliche Kontakte ergeben, ist natürlich. Mir scheint nur leider, dass Du Dich hier in erster Linie wegen der Kontakte zu Frauen tummelst und versuchst, die Einsamkeit und Verzweiflung insbesondere von neuen Foristinnen auszunutzen.

Wie abwegig und anmaßend, dass Du Nabi von einer Therapie abrätst und ihr stattdessen empfiehlst, mit Dir in einen privaten Emailkontakt zu treten. Ich bekomme bei Dir langsam ein sehr ungutes Gefühl und hoffe, dass keine Foristin aus ihrer Verzweiflung heraus in Deine Fänge gerät.

Deshalb noch mal: Bring Dich einfach mal richtig inhaltlich ein, eröffne endlich Deinen bereits mehrfach angekündigten eigenen Thread, setz Dich mit uns und Dir auseinander.

Sorry, Nabi, dass ich das in Deinen Thread schreibe. Aber ich hatte das Gefühl, Dich warnen zu müssen. Ich möchte mich auch gerne noch zu Deinem Thema äußern. Nur jetzt muss ich etwas arbeiten. Melde mich später noch mal.

Liebe Grüße
Virtuella
Glompy

Re: Es muss raus!

Beitrag von Glompy »

Okay, jetzt reicht's. War schön, euch alle kennengelernt zu haben, aber ihr habt mir gezeigt, dass ich hier nicht hingehöre. Ich melde mich hiermit wieder ab, und das Forum hat ein Problem weniger. Macht's gut!
Clown
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Clown »

Hallo Tears, ich frage mich, was Jordi meint mit

>um mal so richtig Saft abzulassen.



Clown
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Eckhart Tolle
Tears
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Tears »

@Clown, Freud lässt grüßen
Virtuella
Lexon56
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Registriert: 23. Jan 2010, 15:25

Re: Es muss raus!

Beitrag von Lexon56 »

Hallo

Ich finde es gut das offene Worte gespochen werden!
Gehiem
Glompy

Re: Es muss raus!

Beitrag von Glompy »

@ Tears, Clown:

Habt ihr mich jetzt genug kastriert? Ihr habt doch euer Ziel erreicht: Der größte Schürzenjäger dieses Forums wird nicht mehr weiter sein Unwesen treiben. Nun kommt bitte wieder zur Sache und setzt euch INHALTLICH mit diesem Thread von Nabi auseinander - das was ich angeblich nicht getan habe!

Sorry, ich wollte mich nicht wieder zu Wort melden und ich hoffe, dass dies hier mein allerletzter Beitrag sein wird. Nur ein Wort noch zum Abschied: Über Tote lästert man nicht! (@ Moderatoren: Keine Angst, das ist KEINE Suizidankündigung)
Chiron
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Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Es muss raus!

Beitrag von Chiron »

Wie der Thread schon sagt:
Es muss raus!

Bei mir auch.

Liebe Tears, liebe Clown,

Eure Sorgen um Forumsteilnehmerinnen in Ehren, aber ich teile Eure Meinung über Jorgi nicht.
O.K. ich gebe zu, ich habe jetzt nicht alles gelesen, nur eher die "versteckten ?" Vorwürfe, weil er einen E-mail-Kontakt angeboten hat.
Warum nicht so offen? Ob das Angebot nun angenommen wird oder nicht, liegt immer noch an jedem selbst.

Und Schutz vor Enttäuschung gibt es nunmal nicht.

Oder wie sagte mir mal jemand ?

"Wenn man enttäuscht wird, waren die Erwartungen zu hoch."

Also, selbst "schuld" der/die Enttäuschte.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Clown
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Clown »

Hallo Chiron, Milly,

ich setze mich gerade damit auseinander, ob ich meine Frage nicht doch selbst als unter der Gürtellinie empfinde.

Und ich bin da zwiespältig. Wenn ich denke, Jordi ist ein schwaches Opfer (so stellt er sich ja auch dar, finde ich), dann ist sie vielleicht tatsächlich nicht fair.

Aber ich sehe ihn eigentlich nicht als Opfer, sondern eben gerade als erwachsenen Mann. Deshalb klang (und klingt immer noch) seine Ausdrucksweise für mich wirklich seltsam. Einem erwachsenen Mann kann ich auch etwas Freches zumuten, finde ich.

Das einzig Unfaire ist, dass ich es nicht direkt Jordi selbst gefragt habe.

Grüße,

Clown

PS: @ Nabi: Ich hoffe, dich irritiert diese thematische Schleife nicht zu sehr und du berichtest uns, wie es mit dir weitergegangen ist!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
HelH3
Beiträge: 1030
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Re: Es muss raus!

Beitrag von HelH3 »

Hallo Nabi,

dass du dringend etwas für dich tun solltest, hast du ja schon selbst erkannt - gut so! Bei all der Verantwortung, die du übernimmst, auch für deine Oma, wären die Folgen bei einem Kollaps umso schwerwiegender.

Ganz so oberflächlich von wegen "Gehen Sie mal mehr unter Leute" sollte eine gute Psychotherapie nicht ablaufen - idealerweise würde erstmal der Punkt bearbeitet, warum du nicht unter Leute gehen magst.

"Welcher Therapeut macht Sinn? Verhaltenstherapie oder Psychiater?"

Ein Psychiater mit psychotherapeutischer Facharztausbildung kann Verhaltenstherapie und ein entsprechend qualifizierter Psychologe kann das tiefenpsychologische Verfahren anbieten und umgekehrt. Ich persönlich bin ein "Fan" der Tiefenpsychologie und bevorzuge Mediziner als Therapeuten, aus dem einfachen Grund, weil ich Antidepressiva nehme und möchte, dass mein Behandler auch die pharmakologische Therapie auf dem Radar hat.
Vielleicht kannst du ja schon bei deinem bevorstehenden Arzttermin abklären, welche Auswahl dir zu Verfügung stünde?

@Clown

Hm... Es hatte gewiss einen Grund, dass Jordi, wenn ich richtig mitgezählt habe, viermal von anderen Forist(inn)en auf seine ziemlich penetrant vorgetragene Kuschelpartnerinnen-/ Kontaktsuche angesprochen wurde, und ich denke, dieser Grund lag schon bei ihm...

Angebote zum Mail-Kontakt sind sicher nicht per se schmierig, vor allem nicht, wenn ihnen schon ein intensiverer Austausch hier vorausging. Dies war in diesem Thread aber eben nicht der Fall. So sehr sich Jordi im Mitmenschen-Thread über deine Deutung seiner Situation aufgeregt hatte, so großzügig ging er selbst damit bei seinem ersten Posting an Nabi ans Werk:

"Schließlich brauchst Du jemand anders, nicht nur Deine Oma, um mal so richtig Saft abzulassen. Einen verständnisvollen Blitzableiter für die Aggressionen, die in Dir stecken und die raus wollen."

Ich muss zugeben, dass auch mir beim Lesen dieser Formulierung ein scheeles Grinsen übers Gesicht huschte

My 2 cents...

Gruß Helena
MadMax
Beiträge: 383
Registriert: 1. Jun 2003, 14:05

Re: Es muss raus!

Beitrag von MadMax »

Liebe Nabi!

So vieles von dem, was du in deinem Eingangsposting schreibst kommt mir bekannt vor. Vor allem auch dein Doppelleben, dessen Bestandteil ein durchmogeln auf der Arbeit ist und diese mit aller Gewalt bewältigen zu wollen. Ist ja auch ganz verständlich, denn was wird, wenn man dem Job nicht mehr nachgehen kann? Wenn man längere Zeit ausfällt? Eine von vielen Ängsten.

Ich habe auch viel zu lange die Warnzeichen ignoriert, die ich eigentlich kenne, und habe immer weiter gearbeitet bis es einfach nicht mehr ging. Vielleicht hätte ich meiner schon einige Monate dauernden Krankschreibung vorbeugen können. Das ist jetzt im Grunde genommen aber auch müßig.
Viel wichtiger ist für mich im Moment, dass ich versuche, die jetztige Situation als Chance zu begreifen. Chance insofern, als dass mir klar wird, ich kann so nicht weitermachen, ich muss Dinge ändern, vielleicht auch mein Leben entscheidend umkrempeln. So langsam kommt die Einsicht, dass ich jetzt etwas tun sollte und mir dafür auch die Zeit nehmen. Da macht es dann auch nichts, wenn ich noch ein paar weitere Wochen oder Monate nicht arbeiten werde.

Was ich dir nur mitgeben möchte - und ich wünsche dir du kannst es erkennen - ist, dass du all diese Dunkelheit um dich herum, dieses Es-geht-überhaupt-gar-nichts-mehr als Möglichkeit begreifen kannst.
Nach dem Motto: Jetzt bist du soweit unten, jetzt zählst nur noch du und alles andere ist zweitrangig.

Liebe Grüße
MadMax
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Es muss raus!

Beitrag von mystery60 »

Liebe Nabi,

nochmal angeregt von MadMax:

Du bist fast am Ende ... aber eben nur fast. Die Frage ist jetzt, fliegst du weiter in dem Flieger, obwohl im Cockpit schon 4-5 Warnlämpchen auf Dauerrot stehen oder machst Du vor dem Abflug doch noch einen General-Check um ohne Warnmeldung weiterfliegen zu können (mit ruhigem Gewissen)?

Oder machst Du es (geht es Dir) wie vielen anderen und mir selbst: man erkennt die Warnlämpchen, nimmt sie aber nicht so ernst, gibt ihnen eine andere Bedeutung und sagt sich, ach was, ich kann auch ohne künstlichen Horizont fliegen und die Öldruckanzeige habe ich sowieso noch nie gebraucht ..... - nur leider finden sich hier doch einige, die diesen "Blindflug" bis zum bitteren Ende durchgestanden sind, also ganz harte Typen (Männer wie Frauen), die noch bei größten Turbulenzen alles versucht haben um die Kiste ja nur oben zu halten und weiter an Höhe gewonnen haben - aber nur an Fallhöhe!

Ich weiß nicht wirklich, ob man in der Situation, in der Du jetzt steckst, (noch) die Freiheit hat, zu entscheiden oder ob es nicht einfach zum Total-Crach kommen muss, weil man dann erst "begreift", dass die Warnungen wirklich dazu da waren, einen vor größerem Unglück zu warnen und weil man erst dann, wenn der Flieger in Stücken am Boden liegt die Chance hat, einen neuen Flieger zu basteln, vielleicht kleiner und primitiver, mit nur 1-2 Lämpchen, dafür aber handlicher, besser zu steuern, ein Fluggerät, das man mehr im Griff hat und das sich bei Problemen auch schneller und leichter landen lässt ....

???
TG
Nabi
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Registriert: 27. Jan 2010, 19:28

Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Ich danke Euch für die zahlreichen Antworten, wenn auch nicht immer zum Thema.

Gestern abend habe ich eine für mich sehr gut erreichbare Praxis gefunden die aus mehreren Ärzten besteht die sich auf Psychische Erkrankungen, insbesondere Depris und Angststörungen etc. spezialisiert haben. Ich habe mir fest vorgenommen heute dort anzurufen und nach einem Termin zu fragen. Ich habe es nicht getan. Heute morgen dachte ich, es sei ein guter Tag und ich war entsetzt, dass ich krank geschrieben bin und habe mal wieder überlegt, einfach wieder arbeiten zu gehen, es wird schon irgendwie gehen. Wenn ich mich dann aber den Tag über beobachte, nichts auf die Reihe bekomme und es nicht mal schaffe für mich einkaufen zu gehen, dann frage ich mich wie lange ich es im Büro wohl aushalte.
Nun nehme ich morgen einen neuen Anlauf und rufe mal da an und hoffe auf einen Termin.

Zu dem nebenbei diskutierten Thema kann ich nichts schreiben, da ich die Vorgeschichte nicht kenne und mir kein Urteil bilden kann.
kormoran
Beiträge: 3276
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Re: Es muss raus!

Beitrag von kormoran »

hallo nabi,

von madmax, steppenwolf, tiefgrund und helena [EDIT] hast du schon ganz wichtige hinweise bekommen.

mir ist nun etwas auf- und eingefallen, das ich da noch hinzufügen möchte (ich hoffe, ich gebe das fachlich einigermaßen korrekt wieder): je länger eine depression unbehandelt bleibt, desto größer ist das risiko, dass sie immer wieder kommt.

es geht für dich also nicht nur darum, ob du jetzt so aus der situation rauskommst, dass keiner was merkt, sondern auch darum, wie es in den nächsten jahren weitergeht!

ich bestärke dich also auch darin, den weg zu psychiater und therapeut/in zu suchen und halte dir die daumen, dass es bald klappt und du auch unterstützung bekommst zur überbrückung der wartezeit.

vielleicht gibt es auch eine selbsthilfegruppe in deiner nähe. wenn die gruppe passt, kann das schon auch eine zusätzliche stütze sein!

liebe grüße
kormoranin
[edit: p.s. postings haben sich überschnitten: yepp, da anrufen morgen!! <img src="images/icons/icon7.gif" alt="]
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Clown
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Clown »

@ Kormoranin:

>von madmax, steppenwolf, tiefgrund und helena...
... und Clown! Ich war überhaupt die erste, die Nabi geantwortet hatte. Vielleicht ahnst du, warum mir das hier wichtig ist.



Clown
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Nabi
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Re: Es muss raus!

Beitrag von Nabi »

Warum meint ihr fast alle einstimmig, dass eine Therapie (egal ob stationär oder ambulant) der Schlüssel zum Erfolg sein kann? Was läuft in einer Therapie, was nicht auch so laufen kann? Angenommen es gäbe eine Person die mir zuhören würde und mit mir regelmäßig Dinge bespricht, wäre das so anders als eine Therapie bei einem Psychiater oder Phsychptherapeuten? Muss man in der Kindheit herumgraben und wunde Punkte ansprechen um aus diesem Loch herauszukommen? Es wird doch an der Kindheit, dem Erlebten und dem Ist-Zustand nichts ändern wenn man nur darüber spricht oder? Meine Ängste was die Zukunft angeht kann mir doch sicher auch niemand nehmen. Ich bin bereit es zu versuchen aber ich habe eben so meine Bedenken. Dieses Gruppengequatsche damals in der Klinik, Mal- und Bastelstunden für Kleinkinder (sorry so kam es mir vor) das war aber nicht das Richtige. Daher würde mich jede stationäre Sache wieder an einen Punkt bringen, wo ich gar nicht mehr mitmache. Im Grunde weiß ich ja auch alles besser , da fällt es schwer vor anderen zuzugeben, dass ich derzeit zu den einfachsten Sachen nicht in der Lage bin. Alles nicht so einfach. Ich befürchte, ich hole mir einen Termin und wenn mir die Nase nicht passt von meinem Gesprächspartner gehe ich eh nie wieder hin.

Andererseits habe ich mich ja nun auch Jahre so durchgemogelt, warum sollte es nicht noch mehr Jahre funktionieren wenn ich mich jetzt irgendwie wieder aufraffen kann? Ich habe Angst diese Sache im Büro offiziell zu machen, es ist für andere nicht nachvollziehbar und ich will weder Mitleid noch verständnisvolle Gesten und erst Recht keine dahergesagten Sprüche wie: das wird schon, es geht immer weiter oder geh mal unter Leute dann wird das anders. Das Prinzip ist mir bekannt, ich kann es nicht umsetzen. Sport würde gut tun, sicher, aber mehr als intensiv an Walking oder Jogging zu denken passiert nicht.

Drückt mir mal die Daumen, dass ich morgen wirklich da anrufe. Aber ich finde sicher einen Grund warum das morgen nicht sein muss.
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