Versagensängste, wie gehe ich damit um?

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Katzenohr
Beiträge: 381
Registriert: 15. Dez 2009, 10:19

Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Zusammen,
nachdem ich mich einige Tage sortiert habe, bin ich auf meine Kernfrage gekommen.
Was kann ich gegen meine Versagensangst tun?

Diese Angst hat mich erst zu einer erfolgreichen und dann zu einer Frau mit Depressionen gemacht.

Ich bin sehr ambivalent aufgewachsen und konnte es meiner Mutter nie recht machen. Egal was ich tat, es war nie richtig oder gut genug. Ich habe es immer wieder versucht, mich ständig verbessert und hatte dennoch keinen Erfolg. Wann immer ich es wieder probierte, hatte ich Angst zu versagen und es wieder falsch zu machen.
Das hat mich nachhaltig beeinflußt und trotz meiner Kenntnis um diese Dinge, stelle ich immer wieder fest, dass ich die Versagensangst nicht los werde. Ich denke immer noch, ich mache es nicht gut genug, bin nicht zufrieden mit dem erreichten und denke, alle anderen sind besser und ich der größte Versager.
Selbst wenn ich mein Verhalten reflektiere, bekomme ich es nicht hin (hm, da blitzt schon wieder der Perfektionismus durch).

Oftmals sind es Kleinigkeiten. Heute morgen habe ich mir vorgenommen schwimmen zu gehen, war aber völlig platt als ich aufwachte und hatte null Energie. Gut, dann wollte ich Zuhause bleiben. Weitere Überlegungen wie, das kannst du nicht tun, du must dich bewegen, wenn du dich nicht bewegst hast du es wieder nicht geschafft verfolgten mich. Es ging mir bei meinen Gedanken nicht um den Faktor Spaß beim Schwimmen, nein, ich habe mich als Versager hingestellt und mein altes Muster hat dann funktioniert und ich bin schwimmen gegangen.

Es hat mir gut getan , keine Frage, es war richtig loszugehen, aber die Motivation war nicht die Richtige.
Ich habe heute in einem Buch gelesen, dass Depression viel mit Überforderung zu tun hat. Ich denke, dass Versagensängste dazu beitragen, mich zu überfordern.

Habt ihr eine Anregung für mich, wie ich damit anders umgehen kann und einen Weg heraus finde.

LG Katzenohr
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von DepriXX »

Hi
mache eine Therapie.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Katzenohr
Beiträge: 381
Registriert: 15. Dez 2009, 10:19

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von Katzenohr »

Da bin ich schon seit 2 Jahren dabei. Es ist auch schon besser geworden. Manchmal ist es gut auch andere zu Fragen oder?
Katzenohr
Tears
Beiträge: 127
Registriert: 9. Nov 2009, 00:25

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von Tears »

Hallo Katzenohr,

das ist auch eines meiner größten Probleme. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich besonders erfolgreich bin, aber ich habe vor einigen Jahren entschieden, mich beruflich an meinen Interessen zu orientieren. Obwohl ich deshalb mit meinem Job zufrieden sein könnte, plagen mich permanent diese Versagensängste und düsteren Gedanken, imgrunde der letzte Loser zu sein. Dadurch baut sich ein derartiger Druck auf, dem ich inzwischen nicht mehr stand halte. Ich habe auch keine Ahnung, wo ich ansetzen soll.

Doch diese Haltung beschränkt sich ja nicht nur auf den einen Bereich. Wobei ich sagen muss, dass ich mich im letzten halben Jahr wegen Depression und davor wegen zuviel Arbeit stark abgekapselt habe, so dass von außen nicht mehr wirklich viel zu mir dringt. Das empfinde ich als den angenehmsten Teil meines Lebens.

Ich möchte diese Versagenängste auch eher als ein Gefühl als als Gedanken(karussell) bezeichnen. Ich betrachte dieses Gefühl, so blöd das jetzt klingt, als Wahrheit und habe deshalb keinen Schimmer, wie ich ihm entgegentreten kann. Am liebsten würde ich mich ihm einfach nicht mehr stellen und aufhören.

Wie Du siehst, konnte ich Dir leider keinen schlauen Rat geben. Aber das Thema hat mich angesprochen, und ich hoffe, Du verzeihst, dass ich trotzdem meinen Senf dazu gegeben habe.

Liebe Grüße
Virtuella
quarktasche
Beiträge: 299
Registriert: 9. Nov 2009, 12:18

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von quarktasche »

Liebes Katzenohr,

du (und die anderen) sprichst mir aus der Seele!
Diese Versagensangst (und Perfektionismus)hat mich fast in den Wahnsinn getrieben. Vorher bin ich aber in die Klinik. In meiner langen Zeit dort war die Versagensangst ein ständiges Thema und wird es auch in meiner VT sein.

Wie die anderen kann ich dir auch keine guten Tipss geben. Ich versuche(!) mir selbst zu sagen, dass ich keine Versagerin bin und zähle brav alles auf, was ich erreicht und geschafft habe. Nutzt ehrlich gesagt meistens wenig. Leider bin ich z.Z. auch noch im Referendariat und habe - falls die Depression mir einen Strich durch die Rechnung macht- nur die Aussicht auf HartzIV... Wie ich da keine Versagensängste haben soll, weiß ich nicht, obwohl ich mich von meinem "Einser-Anspruch" doch ein Stück gelöst habe.

Vielleicht sollte man erstmal anfangen, die Ansprüche der anderen (Eltern, Familie) von der eigenen Person zu trennen. Meine Mutter war immer sehr Kariere orientiert und konnte nicht mal mit meinem ersten Diplom was anfangen. Bis heute wartet sie darauf, dass aus mir noch "was wird", obwohl ich vor meinem 2.Studium sehr lange einen gut bezahlten Job hatte und die Hauptverdienerin meiner Familie (Mann, Kind) war. Hat sie selten anerkannt.
Nun habe ich viel erzählt und konnte doch keinen richtigen Tipp geben.

LG
Bohne

LG
Bohne
elke1
Beiträge: 22
Registriert: 9. Jan 2010, 11:58

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von elke1 »

Hallo,

ich habe auch sehr viele Ängste.
Das schlimmste ist, ich habe das gefühl bei der Erziehung meines 2. Sohnes versagt zu haben, das ist nun mal keine Angst, das ist eine Feststellung., und da geht das Gedankenkarussell los, denn man kann nichts mehr rückgängig machen.....
Ich war gestern das 1. mal beim Psychologen, der hat gleich festgestellt, das ich in die Depri durch meine Ängste gekommen bin, nicht wie sonst oft Ängste durch die Depri kommen.
Ich glaube das ist schon mal ein Schritt...

Liebe Grüße
elke
remi
Beiträge: 386
Registriert: 23. Jun 2006, 14:08

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von remi »

hey, katzenohr,

versagensängste sind ein ganz großer bestandteil meiner depris.
auch ich konnte nie den wünschen meiner eltern gerecht werden, weil ich als kind sehr viel krank war.
wegen meiner schwerhörigkeit habe ich das abi nicht geschafft, nur realschule, alle kinder in der verwandtschaft konnten studieren, nur für mich haben sich die eltern geschämt.
ich kam als 6-jährige fast 1 jahr in eine lungenheilanstalt, kam zurück, da sagte meine mutter: einen schönen schlanken schwan habe ich weggegeben, ein dickes, häßliches entlein bekomme ich zurück.....
seitdem schäme ich mich meiner und strenge mich zeitlebens an, trotz allem fleißig und liebenswert zu sein.................
ein leben wie eine achterbahn.......

mit 57 bourn out, schwere depris und die pensionierung.
ich habe es noch nicht mal geschafft, bis 60 im beruf zu bleiben, ich habe versagt.
Katzenohr
Beiträge: 381
Registriert: 15. Dez 2009, 10:19

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Tears,
ich glaube schon, dass du erfolgreich bist. Du hast dich dafür entschieden in einem Bereich zu arbeiten der dir liegt und deinen Interessen entspricht. Erfolg ist nicht nur mit Geld zu bewerten.
Und du hast recht, auch für mich ist es ein Gedankenkarussell. Allerdings habe ich mit Hilfe meiner Thera festgestellt, dass meine Vorstellungen nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Ich denke oft, dass ich etwas nicht kann, dass ich dem nicht gewachsen bin und tue es doch, immer mit dem Gedanken zu versagen. Wenn es dann geschehen ist, stelle ich halt häufig fest, dass die Wirklichkeit ganz anders aussieht und es geklappt hat. Ich möchte lernen, die „guten Dinge“ zu verankern und wenn etwas ansteht nicht gleich zu denken, dass bekomme ich nicht hin. Ich freue mich über deinen Betrag. Es muss kein Rat dabei „rüberwachsen“. Es hilft schon, zu sehen, dass andere das auch kennen und sich dem stellen und vielleicht können wir ja gemeinsam eine Strategie entwickeln.

Hallo Bohne,
ich weiß was du meinst.
>Ich versuche(!) mir selbst zu sagen, dass ich keine Versagerin bin und zähle brav alles auf, was ich erreicht und geschafft habe<
Das tue ich auch. Vielleicht wollen wir zu schnell zu viel. Unsere alten Muster hatten Jahre, bei mir sogar Jahrzehnte Zeit sich zu festigen und nun soll das Neue von jetzt auf gleich sitzen. Ich bin auch eher Ungeduldig und möchte alles sofort umsetzten. Ich lerne gerade, dass das nicht immer geht.
Ich finde die Idee die Ansprüche anderer und die eigenen Ansprüche zu trennen gut. Darauf bin ich noch nicht gekommen. Ich glaube es reicht völlig, die eigenen Ansprüche zu erfüllen, das ist schon mehr als genug.

Hallo Elke,
>Das schlimmste ist, ich habe das gefühl bei der Erziehung meines 2. Sohnes versagt zu haben, das ist nun mal keine Angst, das ist eine Feststellung<
wie kommst du auf die Idee, dass es eine Feststellung ist?
LG Katzenohr
Katzenohr
Beiträge: 381
Registriert: 15. Dez 2009, 10:19

Re: Versagensängste, wie gehe ich damit um?

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Remi,
unser Posting hat sich überschnitten.

Du hast nicht versagt. Im Gegenteil, du hast für dich gesorgt. Trotz des Verhaltens deiner Eltern bist du eine erwachsene Frau mit Familie, Beruf und vielen wunderbaren Hobbys geworden. Du hast all die schweren Zeiten überstanden und stellst dich immer wieder dem Leben. Wenn das kein Erfolg ist, was dann? Versager verhalten sich nicht so. Du bist eine starke Frau!
Drück dich Katzenohr
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