burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

...Nachtrag...

Was ich schlimm finde, ist das Bild was die täglichen Talk-Shows von den Deutschen rüberbringt. Ich habe eine Familie kennengelernt, die mit wenig Einkommen ein zufriedenes Leben führt, auf eine Ferienreise verzichtet wenn das Geld gerade nicht vorhanden ist, auch keinen Plasmafernseher hat, nicht das neueste Handy. Und die sind sowas von glücklich.

Es liegt einfach an der Einstellung des Einzelnen.
Trinkwasser
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von Trinkwasser »

Sehr interessanter & guter Thread !

Mir kommt es machmal so vor als wären wir jetzt in einer Zeit angelangt in der Etwas das sich gerade noch ausgeht - gut läuft !
Vorallem Arbeits-und Finanzpolitisch.

LG,
Trinkwasser
mystery60
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Hallo Milly,

ja, ich denke das ist ein entscheidender Punkt, dass man sich selbst fragt: was brauche ich denn? zum Leben? zum Glücklichsein?

Ich bin von Natur aus auch ein sehr genügsamer Mensch, wenn mir auch materielle Absicherung sehr wichtig ist - ein Rucksack aus Kindheit und Jugend - brauche ich nicht jeden neuen Schnickschnack und keine Fernreisen, nach dem Motto, wer Geduld hat und warten kann, zu dem kommt die ganze Welt - sprich, der muss nicht ständig verreisen. Die Gesellschaft lebt aber andere Modelle vor - wir sind auf Wachstum ausgerichtet - immer mehr, immer größer, immer weiter, aber Wachstum kann nicht endlos sein auf dieser Erde und ich denke eher, wir befinden uns ein einer kommunizierenden Röhre, was der eine mehr hat, hat der andere weniger: wenn wir uns mehr bescheiden und uns wirklich fragen, was wir zum Leben und Glücklichsein brauchen wird es oft nicht das neue Handy, der Plasma-TV oder Porsche sein, sondern eher das gute Gefühl, eins zu sein mit sich und der Welt, gute Kontakte zu haben, Freunde, Menschen, Freude ....

Mit geht das oft so draußen auf, wenn ich mal eine lange Wanderung mache, ganz für mich allein und dann irgendwo im Wald stehe und sich eine Aussicht auftut oder ich auf einem Berg stehe und übers Land blicke. Dann kommen so Gedanken an die Zeit und die Welt und die wahren Dinge: die Steine am Berg, sie sind schon Millionen von Jahre alt, was kümmert die meine Sorgen, was kümmert die Steine das Bruttosozialprodukt oder die Mehrwertsteuersätze oder die Finanzierung eines neues Militärflugzeugs?
Die Erde vor einem ist Millionen von Jahre alt und die Pflanzen sie wachsen und vergehen und es sprießt wieder neues Leben - aber es ist kein grenzenloses Wachstum, sondern ein Auf und Ab - ein Ausgleich, ein Leben und Sterben und wieder Leben. Da komme ich oft ganz zur Ruhe mit mir. Die Gefühle könnte ich dann mit jedem teilen, der mir über den Weg läuft. Schade nur, dass man diese Gefühle nicht speichern und immer weider reproduzieren kann. Aber man kann es in sein Schatzkästchen schließen, kann sich - wie jetzt - daran erinnern und es einfach immer mal wieder erleben.

Ich denke unsere Gesellschaft basiert weitgehend auf den Interessen von ein paar wenigen, die die Macht und das Sagen haben, die das System so schaffen und erhalten und vermarkten, dass sie den meisten Profit davon haben. Aber auch sie werden am Ende sehen, dass man Geld nicht essen kann und bei vielen TOP-Managern sind ja die Ehen zerrüttet oder man heiratet alle 10 Jahre eine um 20 Jahre Jüngere, etc.
Man kann das Geld nicht ins nächste Leben oder was auch kommt hinüber nehmen, auch nicht seine Stellung in der Gesellschaft, auch nicht seine Macht - man ist am Anfang und am Ende nur ein verletztlicher Mensch, angewiesen auf andere, auf Humanität. Das müsste mehr zum Lebensprinzip gemacht werden.
Vielleicht müsste man schon in Vorschulen und Schulen ein Fach einführen, das sich mit den Sinnfragen beschäftigt und mit den Zielen im Leben und den Risiken - das wäre vielleicht wichtiger als in der 5. Klasse Informatik und Ökonomie .....

Wenn es mit der Finanzkrise noch schlimmer gekommen wäre oder noch kommt - wer weiß - würden sich diese zentralen Fragen sehr schnell stellen. Wenn das ganze Papiergeld nichts mehr wert wäre, wenn es kein Bezin mehr gäbe, mit dem man die Tanks füllen könnte, was nützen dann die vielen PS, was ist ein tolles TV-Gerät ohne Strom?

Naja, vielleicht kann man ja auch irgendwie anderweitig zur Besinnung kommen ...

gute Gedanken, gute Diskussionen und gute Nacht
TG
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Morgen TG,
Morgen alle,

Du hast absolut Recht mit dem was du schreibst. Natürlich sind wir alle auf eine materielle Absicherung angewiesen, wir arbeiten zum leben und nicht umgekehrt.

Du wirst bei deiner besinnlichen Waldwanderung auch keinen der Top-Manager begegnen, die "relaxen" in teueren Wellness-oasen, strampeln sich mit dem personal-trainer ihren Stress ab, danach ins schicke Restaurant ein teures diät-menu essen. Vielleicht sollten die sich auch mal auf machen, und die Natur wiederentdecken. Ach ja, die machen das ja, die begeben sich in den Regenwald, oder was noch davon übrig ist, und zeigen nachher ihre Filme im angemessenen Freundeskreis.

Du hast den Wandel der Natur angesprochen. Die macht es uns vor. Immer im Wandel zwischen Ruhepause und Neustart, aber immer gleichmässig. Nicht jedes Jahr protziger, fülliger und bunter, sondern in einem steten Rhytmus.

Wenn die Gesellschaft auch einen langsameren Wandel akzeptieren könnte, würde dieses Streben nach Mehr vielleicht gestoppt werden.

Wir müssen uns auf unser kleines, bescheidenes, zufriedenes, glückliches Leben besinnen, die Einflüsse von aussen ausser Acht lassen, unseren Job erledigen so gut wir es können, soviel Geld scheffeln wie wir brauchen, uns nicht von der Werbung verrückt machen lassen, keine Berichte über VIP's anschauen, dann merken wir, dass Werte wie Genügsamkeit, Bescheidenheit, uns einfach besser tun und uns mehr bereichern als alles andere.

Natürlich fällt es leichter, wenn man nicht ganz oben auf der Karriereleiter steht, keinem Druck ausgesetzt ist, aber auch diese Menschen können immer noch umdenken, vielleicht einen weniger verantwortungsvollen Job intern annehmen. Denn viele Menschen erkranken schlussendlich NACHDEM sie das erreicht haben, was sie immer vor Augen hatten. Einen Spitzenjob mit Verantwortung, viele Mitarbeiter unter sich. Es frustriert dann umso mehr, wenn man merkt, dass das jahrelange Streben sich schlussendlich nicht bezahlt gemacht hat - zwar finanziell, aber gesundheitlich und seelisch das Gegenteil gebracht hat.

Ich wünsch dir und allen hier einen guten Tag.

Milly
mystery60
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Hallo Milly,

ich stimme Dir zu.
Typisch oder beispielhaft ist ja auch, dass fast alle auf der Karriereleiter nach oben unterwegs sind, ich kenne nur ganz wenige, die freiwillig auf dem Weg nach unten waren, um dort "ihr Glück" zu finden.

Das System ist so angelegt, dass man immer nach mehr strebt, vielleicht ist das auch ein ganz normaler menschlicher Zug, früh eingebrannt in die ältesten Gehirnareale. Neben dem Peter-Prinzip sollte man sich aber hinterfragen, ob die aktuelle Tätigkeit das ist, was man gut kann und gerne tut und damit hängt zusammen, ob ein Karriereschritt nach oben diese Vorgaben auch noch - in gleicher Weise - erfüllt oder nicht. Durch mehr Verantwortung kann ja auch der Stress zunehmen oder es kommen Aufgaben hinzu, die man nicht so gut kann oder nicht so gern macht - allso besser immer die Rückfrage an sich selbst: tut mir das gut, ist es das (Plus an) Geld wert?

Warst ja heute schon früh "unterwegs" - allen einen schönen Tag heute
Gruß
TG
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Ich bin immer früh unterwegs, denn wie heisst es "der frühe Vogel fängt den Wurm", mir geht es zwar nicht darum, den Wurm zu fangen, aber das ist so eine Gewohnheit die ich immer beibehalten habe, und es geht mir gut so. Schlafe ich mal länger, scheint mir diese Zeit als "verloren".

Bis dann, schönen Resttag wünsch ich.

Ha, bei uns kommt jetzt die Sonne raus, wer hätte das gedacht bei der Brühe heute Morgen. Na dann werd ich mir noch ein bischen Licht einfangen gehen.

Milly
bahn

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von bahn »

hallo zusammen,

nun ja, wir leben in der Leistungsgesellschaft, wo es zwei Gruppen gibt, die wo arbeiten, die Leistungsträger und die "Überflüssigen". Investiert wird in die Leistungsträger, im Gegensatz von Kindern, Hausfrauen, Arbeitslosen, Kranken und Alten. Leistung ist das, was in unserer Gesellschaft den "Wert"hat.
Ich habe, also bin ich. Arbeit und Leben gehören nicht nicht mehr zum Leben, es wird getrennt, und wir verlieren unser Gleichgewicht. Arbeitssucht, contra Vergnügungssucht.

Also, auch durch meine Depris bedingt, wurde meine Frau immer mehr zur Hausfrau. Gut, es geht nicht immer, aber wir mussten uns finanziell auch einschränken. Aber wir ziehen auch mal gebrauchte Kleidung an.
Ich glaube, dass Lebensglück und Zufriedenheit nicht nur von unserer Leistung abhängig ist, sondern auch von unsere inneren Einstellung.

liebe Grüsse,
Seebär
mystery60
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Hallo Seebär,

ich sehe das auch so - Leistungsgesellschaft. Aber ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch etwas leistet, auch Kinder, Kranke, Alte. Wenn ich sehe, was Kinder heute in der Schule "leisten" müssen ist das oft schon Stress und vielleicht schon wieder Grundlage für spätere Depressionen.
Ich denke früher war es noch eher so, dass die Leute das gemacht haben - als Beruf - was sie am besten konnten, der eine war Bäcker, der andere Bauer oder Zimmermann, Kutscher, Viehhirte, aber jeder war in der Gesellschaft integriert. Arbeit war Teil des Lebens, wie Gemeinschaft und für Spaß gab es keine besondere Zeit, die gab es ja auch manchmal während der Arbeit.

Was heute fehlt ist der Ausgleich zwischen Arbeit und Ruhephase, also die sog. work-live-balance. Das Wort wird meist in Seminaren verwendet, bei denen es meiner Meinung aber letztlich doch darum geht, die Leute möglichst lange bei der Arbeit zu halten und nicht unbedingt mal in Ruhe darüber nachzudenken, ob nicht die Wippe schon lange einseitig "schief" steht.

Bei mir könnte es umgekehrt kommen. Wenn es bei mir mit dem Job nicht mehr geht, wird meine Frau wieder anfangen teilzeit zu arbeiten.

Arbeit wäre schön, wenn man so viel arbeitet, wie man für seine Bedürfnisse braucht und dann gehen könnte oder wenn die Arbeit einen so fesselt, dass man ungerne abbricht, um nach Hause zu gehen. Arbeit ist nicht mehr so schön, wenn man nur 120% geben muss oder raus ist und wenn man keinen Sinn in der Arbeit sieht, weil das Produkt - soweit man überhaupt noch etwas produziert - zu nichts taugt oder man mit seiner Deinstleistung den Menschen eigentlich keinen Dienst - höchstens einen Bärendienst - leistet.
TG
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

TG schrieb:

"ich sehe das auch so - Leistungsgesellschaft. Aber ich bin überzeugt davon, dass jeder Mensch etwas leistet, auch Kinder, Kranke, Alte. Wenn ich sehe, was Kinder heute in der Schule "leisten" müssen ist das oft schon Stress und vielleicht schon wieder Grundlage für spätere Depressionen."

...und das macht mir auch ein bischen Angst. Was wird aus unseren Kindern? Klar, unsere Eltern haben sich diese Gedanken auch schon seinerzeit gemacht, aber ich denke, heute ist es wesentlich schlimmer um die Zukunft gestellt.

Meine Tochter musste sich jetzt mit 16 eine Richtung am Gymnasium auswählen (bei uns ist das halt so, die letzten 3 Jahre wählt man zwischen Sprachen,Mathe,Bio,Allgemein,Kunst oder Musik.)

Da sie eine natürliche Begabung fürs Malen hat, wählte sie Kunst. Sämtliche ihrer Professoren fassten sich an den Kopf und sagten ihr, sie dürfe sich nicht nach dem richten was sie gerne macht, sondern was momentan auf dem Arbeitsmarkt gebraucht wird. Sie hätte wirklich jede Sparte wählen können, denn sie ist in allen Fächern gut.

Also frage ich: Wieso wird schon bei einem jungen Menschen versucht, ihn von etwas abzubringen was ihm Spass macht und in eine Richtung zu lenken, die er nicht will...

Milly
mystery60
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Gute Frage,

warum ist das so? Vielleicht weil die, die den Ratschlag geben, selbst diesen Rat einmal bekommen und dann auch befolgt haben
oder: weil es heute eben um beruflichen Erfolg geht und sie da eben einen "guten" Rat geben wollen
oder: weil sie selbst noch nie darüber nachgedacht haben, auf was es auch in ihrem eigenen Leben am meisten ankommt.

Blöd gefragt: ist es sinnvoller einen Job, den man nicht mag, bei dem man seine Stärken nicht einbringen kann, der einen nicht interessiert, der aber gutes Geld einbringt zu machen, oder lieber einen Job, wo man finanziell eher wacklig dasteht, wo die Arbeit aber "von Herzen" kommt, wo man seine Stärken einbringen kann, wo man in einen sog. "folw" geraten kann, also alles um sich herum vergisst, weil man ganz in die Tätigkeit vertieft ist?
(Achtung, dies sollte eine rhetorische Frage sein!)

Das ist ja gerade das Dilemma. Man ist selbst so erzogen worden, man lebt diese Glaubenssätze selbst (vielleicht war es ja zu Wirtschatswunderzeiten auch kein besonderes Problem, wirtschaftlichen Erfolg zu haben, auch mit dem, was man gern geramcht hat) und man vermittelt sie weiter - auch als Lehrer an seine Schüler oder als Eltern an seine Kinder.
Besser fände ich aber, darüber mehr zu reflektieren, zu überlegen, was man vom Leben will und oft denke ich, dass diejenigen, die sagen sie wollen Geld und Macht dies nur wollen, weil sie glauben, das bringe auch Glück und Zufriedenheit - ist aber leider nicht so.
Ich denke inzwischen, dass der Mensch mehr seinen Neigungen nachgehen sollte, wenn das Ziel ist ein gutes und glückliches oder zumindest zufriedenes Leben zu führen. Man sollte junge Menschen hinterfragen und versuchen ihnen Klarheit zu verschaffen, was sie wirklich wollen und was sie gut können, wozu sie eine Eignung haben. Wenn sie sich für das entscheiden muss man sie fördern, denn letztlich kann man in einem Bereich auch nur wirklich gut werden, wenn man ihn aus vollem Herzen macht, mit Liebe.

Also finde ich es gut, sich auch für Kunst zu entscheiden, können ja nicht alle begnadete Ingeniuere oder Ärzte oder was auch immer werden. Es sollte jedenfalls nicht das Leben an den ökonomischen Gegebenheiten ausgerichtet werden. Außerdem kann keiner einem 16 oder 18 oder 20-jährigen verlässlich sagen, welcher Berufsweg für ihn später zum Erfolg führen wird.

Ich glaube auch, dass diejenigen, die ihren Neigungen nachgehen und danach frei über ihren Beruf entscheiden können, weniger Depressionsprobleme haben und letztlich zufriedener mit ihrem Leben sein werden, als jene, die sich den Vorgaben anderer, z.B. den Eltern beugen und z.B. deshalb Arzt werden, weil das Familientradition ist oder Kaufmann, um den Betrieb des Vaters übernehmen zu können oder was auch immer.

Ich kenne einige Menschen in meinem Umfeld die gerade erzählen, was sie eigentlich früher gerne gemacht hätten und es hört sich für mich so an, dass da eine Traurigkeit mitschwingt, dass sie dieses Ziel nicht verfolgen konnten - oft durch Intervention von Eltern -. Viele dieser Menschen versuchen dann über ein Hobby wenigsens Teilbereiche dessen umzusetzen, was sie gerne gemacht hätten und - da nehme ich mich selbst nicht aus - wagen den Sprung nicht mehr, nochmal neu anzufangen, wagen nicht, ihren Traum umzusetzen und dafür das bisherige Leben - die finanzielle Basis - aufs Spiel zu setzen.

Was folgt daraus?
Aus meiner Sicht tut es unserer Gesellschaft nicht gut, dass schon Kinder früh diesem Leistungs- und Erfolgsdruck ausgesetzt werden, dass über Schule vieles normiert wird und Wahlmöglichkeiten immer weiter wegfallen, dass in BA und MA-Studiengängen heute alles so verschult ist und sich junge Menschen kaum noch breit aufstellen und ausprobieren können, um zu erfahren, was wirklich ihren Neigungen entspricht. Ihre Entscheidungen werden immer vom ökonomischen Standpunkt aus bewertet, wer ein gutes Abi hat und einen Studienplatz für Medizin bekommen würde wird doch als "blöd" angesehen, wenn er Philosophie studiert - nur so als Beispiel.

Wenn künftig noch viel mehr Menschen in Berufe gehen, die sie eigentlich nicht wollen und ihre Fähigkeiten eigentlich ganz woanders liegen, dann wird es zu mehr Frustration kommen.
Ist nicht der Finanz-Crash auch ein Teil davon? Tausende haben BWL gemacht, das war in und man bekam einen guten (gut bezahlten) Job, z.B. bei Banken und Versicherungen. Man konnte schnell viel Geld machen, das war angesehen - dafür gibt es ja auch Boni - und dann macht man das eben auch. Und man spielt das Spiel immer bis zum Ende ....

Wenn zwei alte Menschen sich auf der Parkbank über ihr Leben unterhalten. Wird es dann dabei darum gehen, wer am meisten Geld gemacht hat? Das glaube ich wirklich nicht. Und sollten sich mal zufällig zwei doch darüber definieren so hoffe ich, sie sind trotzdem zufrieden mit ihrem Leben.

und wieder eine Referenz an Clowns Lebensmotte ( ) : Besucht nicht die anderen, besucht Euch selbst und am besten dann, wenn ihr daheim seid.
TG
ego57
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von ego57 »

Hallo an alle,
so ist das, man versucht immer für seine Kinder das Beste zu tun,
meint man. Doch aus welcher Sicht, sicheres Einkommen,
berufliche Perspektive, hätte man mal das Kind gefragt.
Schön wenn das Kind "groß" genug ist und und sagt Abi will
ich nicht, mittlere Reife macht, eine Ausbildung macht
und heute glücklich ist. Manchmal sollte man nur zusehen
und sagen, das hast du gut gemacht.
Wer weiß heute schon was morgen gefragt ist und macht Geld
allein glücklich?
VLG ego57

„Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.“ Charlie Chaplin

הַלְּלוּיָהּ

mystery60
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Hallo ego,

hast meine volle Zustimmung.

Ich hoffe die Kinder denken an sich und die Eltern auch an ihre Kinder.

Und ich hoffe Du denkst auch an Dich. Dann bist Du das, was du sagst, was Du bist -
ein ego-ist.
TG
bahn

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von bahn »

hallo zusammen,

Ich bin so froh, dass ich einen einfachen Lebensstil habe. So wird demnächst mein Beamtenverhältnis aufgehoben, und ich werde etwas soziales machen, wofür ich schon einen theoretischen Fernkurs bearbeite.
So versuche ich mich, meine Art zu leben, auch in dieser Gesellschaft zu leben. Mir kam es noch nie so auf Karriere und Geldverdienen an, dieses Gen fehlt mir einfach, genauso wie das Autogen. Aber ich habe mich auch oft schon anpassen müssen, musste den Chef spielen, obwohl dies gar nicht zu mir jetzt passt. Ich meine seine innere Einstellung, und die passende Arbeit zu finden, ist echt nicht einfach. Habe mich oft auch schon in nicht passenden Jobs verschleisst,

weil es manchmal nicht anders ging.
Meine Kinder sind jetzt beide in Ausbildung, gemeinsam haben wir gekämpft und versucht, dass passende zu finden, und bis jetzt hat es gut geklappt.
Das sollte immer das Ziel bleiben, aber im Notfall würde ich alles tun, um mein tägliches Brot für mich und meine Familie zu verdienen.

viele Grüsse seebär
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Hallo und guten Morgen an alle "ich bin mit dem zufrieden was ich im Moment habe"

Natürlich versucht jeder von uns, das Beste für seine Kinder zu finden, aber ZUSAMMEN mit den Kindern, nicht über deren Kopf hinweg.

Was nützt es, wenn wir unserem Nachwuchs das Berufsziel einzureden versuchen, das wir nicht erreicht haben? Ich sehe das bei vielen Menschen in meiner Umgebung, diese Einstellung "meine Kinder sollen es besser haben als ich". Diese Einstellung kann in manchen Fällen nach hinten losgehen.

Wir zwängen, als Beispiel, unseren Sohn in Richtung Abitur, obwohl wir sehen, dass er handwerklich eher begabt ist. Aber das Handwerk hat ja schliesslich in den Augen der Gesellschaft keine Zukunft, falls nicht schon ein fertiger eigener Familienbetrieb zur Verfügung steht.

Man traut einfach niemandem zu, sich aus eigener Kraft noch ein kleines Unternehmen aufzubauen. Es ist schwierig, da ist kein Zweifel, aber ich denke, es ist auch nicht unmöglich. Man muss halt eine schwere Anfangszeit bewältigen, auf manches verzichten können, nicht sofort das erste Geld in private Luxusgüter investieren, sondern in den Betrieb. Aber man kann nach Mitteln und Wegen suchen, diesen "Traum" zu realisieren, und sich nicht von links und rechts beeinflussen lassen.

Jedermann strebt nur nach einem "sicheren Arbeitsplatz". Aber, wo findet man den heutzutage noch?

Vielleicht finden sich in den nächsten Jahren neue Motivationsgründe, nicht nur das Geld als Hauptziel, sondern die Zufriedenheit mit dem, was man tut.

Ich wünsch euch einen besinnlichen Tag.

Milly
mystery60
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Milly???

Ich hoffe, ich bin jetzt nicht dafür verantwortlich, weil ich den thread gesetzt habe, täglich alles durchzusehen (Scherz).

Ich habe mir gestern überlegt, ob es mir gut tut, immer wieder hier ins Forum zu gehen. Antwort: ja und nein. Zum einen werden hier viele spannende Dinge behandelt und da kann es sein, ich wollte nur mal so querlesen und "muss" dann doch etwas schreiben. Manchmal sind die Dinge hier aber einfach nur traurig und da bin ich froh, auch einfach mal auf den "Tab schließen"-Knopf zu drücken. Also nicht wundern, wenn von meiner Seite aus auch mal ne Pause ist.

Mit gehts momentan einigermaßen gut, so dass auch von daher kein Grund ist, sich zu sorgen.
Zu Deinem Beitrag: Mir ist nicht ganz klar, ob er als Bestätigung meines postings oder als Gegen-Entwurf gemeint ist. Ich kann ihn eigentlich eher als Bestätigung sehen und hatte deshalb nicht den Drang zu antworten. Jetzt doch dazu: ja, ich sehe es so, dass man die Kinder stark machen sollte, damit sie nach Abwägungen von Vor- und Nachteilen selbst eine Meinung entwickeln können, was sie später machen wollen und ob sie mit diesem Weg zum Ziel klar kommen - auch für den Fall, dass der "Traum" am Ende nicht verwirklicht werden kann.
Nein, keinesfalls meine ich, dass man nach dem Motto "meine Kinder sollen es einmal besser haben" damit meint: mehr Geld, größere Wohnung, kw-stärkeres Auto, etc. Sie sollen es einmal besser haben als ich, in dem ich sie unterstützen will, wenn sie einen Berufswunsch haben, der mir durchdacht erscheint, gerade auch dann, wenn es ein Berufswunsch ist, den ich mir für die Kinder nicht vorgestellt habe (Künstler, Sänger, Eventmanager,.... solche Dinge, bei denen ich nicht sofort vom Sessel springen würde, um Hurra! zu schreien).
Warum nicht Selbständigkeit? Ich bin zwar sehr auf Absicherung angelegt und hätte vielleicht zuviele schlaflose Nächte damit, aber das ist mein Ding, nicht das meiner Kinder. Wenn einer das machen will und das durchdacht hat, soll er. Vielleicht hat er später dann das Glück, dass er gut damit klar kommt, keinen "Chef" hat, der ihm das Leben schwer macht und jeden Tag mit einem Lächeln in seinen Laden/Büro was auch immer geht.
Wenn ICH die Wahl hätte, ob meine Kinder später lieber erfolgreich und reich werden oder lieber zufrieden mit ihrem Leben, so ist aus meiner Sicht die rhetorische Frage mit letzterem zu beantworten, sei es als Straßenkünstler oder Lebenskünstler.

Man stelle sich mal vor, die Mehrzahl der Menschen hätte so ein Leben, wäre mit dem was sie machen, was sie noch vorhaben, mit der Situation gleich ob allein oder in einer Familie rundum zufrieden. Man stelle sich vor diese Leute würden auch die Politik machen, in der Kommune bis hin zum Bund, solche Leute würden unsere Kinder erziehen (KiGa, Schule) sie in der Lehre oder Studium unterrichten, wären ihre Mentoren, Kollegen, Nachbarn, Freunde .... da wäre mir nicht bange.
burnout - würde ein Fremdwort aus der "schlechten alten Zeit", die Gesellschaft wäre eine von gegenseitigem Verständnis geprägte Gemeinschaft, in der man versteht, dass wir der Staat sind und dass wir auch Abgaben zahlen müssen, damit es Straßen, Kindergärten, Krankenhäuser gibt, damit Erzieher, Müllmänner, Krankenschwestern, Lehrer ausreichend gut bezahlt werden können. Und zum Aspekt "was kommt" denke ich, diese Gemeinschaft hätte magnetische Anziehungskraaft und eine "gute Zukunftsprognose".

Fragt sich, warum ist es heute anders. Ist die Mehrzahl nicht zufrieden? Warum nicht? Hat sie die falschen Ziele, lebt sie das falsche Leben, nach falschen Werten? Hat sie zu schlechte Startchancen gehabt, falsche Lehrer, falsche Glaubenssätze?

... so viel erst mal für heute morgen
TG
Clown
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von Clown »

>Hat sie zu schlechte Startchancen gehabt, falsche Lehrer, falsche Glaubenssätze?
Bitte ergänzen, Tiefgrund: falsche Eltern.

Denn die Einstellung zum Leben und zum eigenen Wert wird in den allerersten Lebensjahren geprägt - Lehrern werden die Kinder erst später ausgesetzt.

Deine Frage an sich, bringt sie jemanden/mich weiter? Nicht wirklich, denke ich.

Meine Frage ist, WIE kann ich MICH ändern, im doppelten Sinn: In welche Richtung will ich mich, meine Gedanken, Gefühle, Glaubenssätze, Ziele, Verhaltensweisen ändern und wie schaffe ich meine eigene Veränderung.

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Schnarchi
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Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von Schnarchi »

>>>Bitte ergänzen, Tiefgrund: falsche Eltern.<<<

Was macht richtige Eltern denn zu Falschen ? Oder was hindert sie daran, Richtige zu sein ? ... ???

Hey Tiefgrund
>>>Man stelle sich mal vor, die Mehrzahl der Menschen hätte so ein Leben, wäre mit dem was sie machen, was sie noch vorhaben, mit der Situation gleich ob allein oder in einer Familie rundum zufrieden. Man stelle sich vor diese Leute würden auch die Politik machen, in der Kommune bis hin zum Bund, solche Leute würden unsere Kinder erziehen (KiGa, Schule) sie in der Lehre oder Studium unterrichten, wären ihre Mentoren, Kollegen, Nachbarn, Freunde .... da wäre mir nicht bange.<<<
Bange ist DAS Stichwort Tiefgrund.
Das Übel an der Wurzel zu packen heißt, den Menschen die Angst zu nehmen.
Aber wer will schon angstfreie Menschen ? Die kann man nicht zwingen.

Angst hält lustlose Lehrer in den Schulen, unfähige Therapeuten in den Praxen usw usf. .
( [beate]Gilt für alle Berufe, in denen Menschen stecken, die für ihren Job, warum auch immer, ungeeignet sind )

Nicht nur aus diesem Grunde bin ich für ein bedingungsloses Grundeinkommen, damit Mensch einfach Mensch sein kann. ...Ohne Angst, ohne Willkür, ohne Zwang, ohne Druck.....

In einem "ich will" steckt unendlich mehr Potenzial als in unserem dämlichen "ich muss-System".
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Hey TG,

Wollte dich jetzt nicht "nötigen" zu schreiben, wollte nur sehen ob du noch da bist.

Bei mir verhält es sich momentan ähnlich mit dem Forum. Einerseits denke ich mir "du verbringst zuviel Zeit hier, die du für andere Dinge brauchen könntest" andererseits kommen dann wieder Fragen auf, die mich interessieren, wo ich dann auch eine Antwort parat habe, und schon fliegen die Finger über die Tastatur. Ich weiss auch nicht, wann der Richtige Moment ist, sich hier rauszuschleichen?? Wahrscheinlich, wenn man mental zu sehr drinne ist, und sich selber mal wieder vergisst. Mal sehen, wie lange wir "durchhalten". Eigentlich tut es mir auch gut, verschiedene Themen kommen zur Sprache, über die man nicht mit "normalen" Menschen diskutieren kann. Das allein ist schon ein Grund, dann kannst du deine Umgebung damit "verschonen".

Ich schau Morgen noch mal rein, sehen was noch dazu kommt, eigentlich war unser Gespräch ja beendet. Auf in ein nächstes?

Bis dahin, alles Gute

Milly
mystery60
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Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Hallo Milly,

kein Problem

und übrigens, kannst Du durch Metall sehen, auf dem Wasser laufen, den Saturn von seiner Umlaufbahn bewegen? Nein? Dann bis Du normal.

Eltern - sind für mich Teil der Ausgangsbedingungen.

Angst - ist ein Antrieb. Vielleicht ist es eine Grund-Emotion (Angst nicht verlassen zu werden, Angst nichts zu Essen zu bekommen, Angst nicht mehr leben zu können) die der innere Motor für vieles ist.
Oder Angst als die Trennlinie zwischen den wesentlichen und den eher unwesentlichen Sachen? Wenn ich die eigene Angst überwinde bzw. ich mich der Angst stelle, dann verändere ich etwas Wesentliches (?).
TG
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Morgen alle hier,

Angst? In uns allen steckt noch immer die Ur-Angst. Die Angst, von einem wilden Tier angegriffen zu werden, Angst, dass das Feuer erlischt, und wir es nicht mehr anzünden können, Angst während einer Dürreperiode zu verhungern, und,und,und.
Man kann die Urangst in die heutige Zeit übertragen.
Da die äusseren Einflüsse sich verändert haben, hat sich auch die Angst verändert, wir haben Angst vor anderen Dingen, eben der Zeit angepasst.

Also werden wir nie ganz angstfrei sein.

TG, was würdest du sagen, wenn ich all diese Dinge könnte? Wär ich dann auch noch normal? *Spass*

Ich will dir nur kurz etwas privates berichten, wenn ich darf? Ja ich darf!
Hatte dir ja gesagt, dass meine Tochter die Kunstsektion besucht. Jetzt ist sie zufälligerweise auf den Aufruf eines Kinderbuchautors gestossen, der einen Illustrator sucht. Sie war sofort begeistert, ich fragte sie, ob sie Zeit und Lust hätte sich zu melden, ja natürlich hat sie. Also, e-mail gesendet - Antwort bekommen (ihr junges Alter stellt ihm kein Problem). Jetzt kann sie 2 Proben einschicken. Sie ist zwar ein bisserl verunsichert, aber ich sagte ihr, es wäre ein guter Anfang, und man könne nicht früh genug anfangen, praktische Erfahrung zu sammeln.

Danke dass du mir zugehört hast, musste das jetzt loswerden, es freut mich so für sie. Natürlich sind die Chancen, dass gerade ihre Entwürfe zurückbehalten werden klein, aber wir sehen es als kleinen Ansporn.

Bis später mal

Milly
mystery60
Beiträge: 344
Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von mystery60 »

Hallo Milly,

das finde ich toll mit den Muster-Skizzen und drücke die Daumen.
Mein Motto ist: keine Türen zuschlagen, also immer wieder etwas probieren, wenn es nicht klappt ok, hat es eben nicht geklappt, aber man hat es versucht und muss sich nicht später selbst Vorwürfe machen, eine Chance verpasst zu haben.
Vieles im Leben ist Glück oder Zufall (oder Vorsehung, wer mag) aber man muss auch aufnahmefähgi dafür sein, man muss achtsam sein - so wie man auf sich selbst achten muss - um dann das Glück auch beim Schopf packen zu können.
Also, ich denke das ist eine genutzte Chance, ob sie zum gewünschten Ziel führt ist offen, aber ihr habt sie genutzt, darauf kommt es an.

einen schönen Gruß

Ach ja, also wenn du über Wasser laufen und 126.000 Atommüllfässer durch Gedanken aus 750 m Tiefe holen kannst, würde ich jedem sagen: die Milly, neee, die ist nicht normal .....
TG
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Hallo TG

Nee, das kann ich leider nicht.

Uff, ich bin normal

Liebe Grüsse

Milly
maki

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von maki »

Hallo an alle,

Ich habe diesen thread "ausgegraben", da ich euch meine burn-out Geschichte erzählen will, denke, es finden sich einige darin wieder, und sie könnte teilweise hilfreich sein.

Die Erkenntnis, dass ein burn-out am Anfang meiner Depressionen war, kam mir erst vor Kurzem. Es ist für mich entlastend, die Ursache gefunden zu haben, da ich bisher noch keinen "Anfang" für mein Leiden hatte.

Ich arbeitete, bevor ich die Kinder bekam und zuhause blieb, als Bankangestellte. Dies während 6 Jahren. Fing in der Kasse an, danach Schalterbeamtin, in der Kreditabteilung, und, gezwungenermassen sogar als Anlageberaterin (obwohl ich keine Ausbildung darin bekam, ich musste das einfach machen). Habe mir dann immer Rat bei den Brokern im Hauptsitz der Bank eingeholt, um nicht zuuu dämlich vor dem Kunden zu sitzen.

Es war ein Dauerstress, den ich aber zu der Zeit nicht als soo schlimm gesehen habe. Dachte mir, das ist halt so, jeder wird gefordert, jeder muss sein Bestes geben. Mein Chef war noch einer von der ganz alten Schule. Der Kunde ist König, egal, auch wenn er sich total daneben benimmt, du musst immer freundlich bleiben, immer lächeln. Teilweise musste ich auch die Fehler des Chefs vor den Kunden ausbügeln. An der "Front" ist das halt so.

Ich mochte meine Arbeit, auch der Umgang mit den Kunden gefiel mir (es waren ja auch liebe und umgängliche Menschen dabei). Ich nahm mir immer Zeit für jeden, auch wenn der Stress mir im Nacken sass. Liess mir das nicht anmerken.

Unter den Mitarbeitern herrschte Gott sei Dank ein gutes Klima. Wir waren eine gute Mannschaft, die auch mal solidarisch gegen den Chef "aufmüpfte", aber das half nichts, verschlimmerte das Ganze nur.

Lange Geschichte-kurzer Sinn: Ich habe mich überfordert. Nicht auf die Signale meines Körpers gehört, alles verdrängt.

Es war ein burn-out, aber zu der Zeit kannte man dieses Wort noch nicht. Hätte ich es damals eingesehen und entsprechend reagiert, wäre es vielleicht nicht in Depressionen ausgeartet, wer weiss....

Was komisch ist, ich habe noch jahrelang geträumt, dass ich wieder dort arbeite...Kann man das jetzt auch noch als traumatische Erlebnisse sehen, oder klingt das übertrieben? Ich weiss es nicht, jedenfalls tut mir die Erkenntnis gut, ich weiss woraus meine Depressionen entstanden sind. Ob ich irgendwann davon "geheilt" bin bleibt abzuwarten. Aber, ich ängstige mich nicht bei dem Gedanken, die AD's mein Leben lang einnehmen zu müssen. Und ich kann dem Ganzen ins Auge schauen und erkenne ob der Pfeil nach oben oder nach unten zeigt. Dementsprechend reagiere ich dann.

So, diese Geschichte musste jetzt einfach raus. Vielleicht steht einer von euch am Anfang und hat noch die Zeit "gegenzusteuern".

Liebe Grüsse euch allen

Milly
Bringfriede
Beiträge: 290
Registriert: 10. Mai 2009, 21:14

Re: burnout - Job - Gesellschaft - was kommt?

Beitrag von Bringfriede »

Hallo Tiefgrund...

das die Falschen in Behandlung sind...das dachte ich mir schon immer.

Ein beflügelter Spruch von mir:

Ich war in der Klinik, und die laufen frei rum!!!

Für manche ist das ein Lacher, die wenigsten sehen es natürlich so.
Doch mir wird es immer klarer.

Jahrelang habe ich mich durch meinen erlernten Beruf gequält. Unglaubliche Dinge liefen in diesen "Supercompanies" ab.
Und natürlich dachte ich, so viele können nicht irren...es liegt alles an mir.

Nööö....ich nahm kein Speed morgens zum Kaffee, ich vögelte nicht im Büro durch die Gegend, ich kam nicht erst um 10.00 ins Büro um den Abend so lange im Büro zu verbringen, bis zuhause diese "unangenehmen" Teppichmonster im Bett lagen, mir wurden wichtige Infos vorenthalten, weil ich es vorzog, Mittags nachhause zu fahren und die Stunde mit meinem kleinen Kind zu verbringen...Aussage meiner Vorgesetzten: Sie gehen ja nicht mittags mit zum essen...also keine Infos....

Um irgendwann nach durchheulten Nächten, kotzend über der Kloschüssel, Schwindelattaken festzustellen....ich bin zu normal für die Anforderungen der Kollegen und Firmenleitung

Irgendwann wechselte ich...raus aus dem Erlernten und rein als Autodidakt und war etliche Jahre wirklich glücklich.

Ich habe meine Nische damals gefunden.

Nie wieder solche Arbeitsbedingungen.

Hmmm...nu sind se wieder durchgegangen,, die jungen Pferde...

Weiß nicht ob sinnvoll dieser Beitrag...
aber es tippte sich so von alleine...

Umärmel Euch,
Bringfriede
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