Wieder AD? Vorbeugen?

[Anna38]

Hallo zusammen!
Ich bin neu hier, daher ein paar Angaben zu mir: Mein erster (?) Schub der Depression kam letztes Jahr. Ich hatte mich von meinem Mann im Frieden getrennt, nach 16 Jahren Ehe, für ihn völlig überraschend, für mich nicht. Ausschlaggebend war meine neue Liebe, mein jetziger Lebenspartner. Mein Ex und ich haben unser Haus verkauft, meine beiden Kinder und ich sind zu meinem LG in eine andere Stadt nicht weit von meinem "früheren Leben" gezogen. Eigentlich lief alles prima, einfach zu glatt. Die Kinder haben es gut verkraftet, neue Freunde gefunden, mein Ex eine neue Partnerin, ich hatte und habe nach wie vor ein gutes Verhältnis zu meinem Ex. Hätte eigentlich alles prima sein sollen, wenn da nicht das Chaos in meinem Kopf gewesen wäre. Rückblickend denke ich, dass ich schon seit meiner Pubertät depressive Phasen habe, nur habe ich es nicht erkannt. Letztes Jahr wurde es aber so schlimm, dass ich morgens schon gemerkt hatte, es ist wieder so weit. Heulkrämpfe, Grübeleien ohne Ende, Suizidgedanken, Schuldgefühle, was ich denn allen angetan habe usw. Mein Partner konnte mir nicht helfen, ich ging, nachdem ich morgens wie ein Tiger ums Telefon gelaufen bin, endlich zum Arzt. Hatte 4 Therapiestunden und nahm Amineurin. Zustand besserte sich ganz langsam und ich hab nach ca. 4 Monaten die AD abgesetzt. Mein Arzt meinte, wenn ich das Gefühl hätte, mir gehts wieder schlecht, könnte ich sie wieder nehmen.
Leider sind die Schübe zurück gekehrt, nicht so extrem wie Mitte letzen Jahres, aber trotzdem kräftig. Symptome: Unruhe, Grübelei tags wie nachts, Schlaflosigkeit JEDE Nacht, Schuldgefühle, völlige Erschöpfung. Nach Außen hin bekommt mein Umfeld nicht viel mit, nur mein Parter merkt, wenn ich mich wieder zurück ziehe. Seit dem ich mir ein Buch über Depressionen gekauft habe und dem Zustand einen Namen geben und auch annehmen kann, gehts mir etwas besser. Doch die Angst vor einem neuen Schub sitzt mir sehr im Nacken. Ich komme mir vor, als wenn ich am Abrund balanciere und habe Angst, dass ich wieder abstürze.
Was soll ich tun? Mit AD anfangen, bevor es wieder schlimmer wird, oder abwarten? Wenn ich "klar" bin denke ich immer: man, dir gehts doch gut, kein Grund, so zu grübeln und so schlimme Gedanken zu haben. Das einzige, was mich abhält, wieder AD zu nehmen, sind die anfänglichen Nebenwirkungen. Vor allem die Gewichtszunahme schreckt mich ab. Hatte damals ca. 4 kg zugenommen. Allerdings war es ein sicheres Gefühl, böse Gedanken nicht festhalten zu können, das tat gut.
Ups, ist das lang geworden, und hoffentlich ließt das jemand zu Ende.
Bin dankbar für jede Antwort, ich würde ja hier gern ausführlicher schreiben, aber das sprengt wohl den Rahmen.
Liebe Dank
Anna

[Pampfi]

Anna38 schrieb:
>Wenn ich "klar" bin denke ich immer: man, dir gehts doch gut, kein Grund, so zu grübeln und so schlimme Gedanken zu haben.

Und da liegt m.E. der Hase im Pfeffer, genau weil Du Dir das immer wieder einreden mußt, solltest Du das abklären lassen. Es gibt ja nicht nur medikamentöse Methoden. Das dachte ich auch schonmal und hätte sofort wieder zum Arzt gehen sollen. Wobei, man kann auch zum PT gehen oder zu einer Beratungsstelle, es muß ja nichteinmal unbedingt ein Arzt sein.

[ego57]

Hallo Anna,

>Hatte 4 Therapiestunden und nahm Amineurin. Zustand besserte sich ganz langsam und ich hab nach ca. 4 >Monaten die AD abgesetzt. Mein Arzt meinte, wenn ich das Gefühl hätte, mir gehts wieder schlecht, könnte >ich sie wieder nehmen.

>Doch die Angst vor einem neuen Schub sitzt mir sehr im Nacken. Ich komme mir vor, als wenn ich am Abrund >balanciere und habe Angst, dass ich wieder abstürze.

>Das einzige, was mich abhält, wieder AD zu nehmen, sind die anfänglichen Nebenwirkungen. Vor allem die >Gewichtszunahme schreckt mich ab. Hatte damals ca. 4 kg zugenommen. Allerdings war es ein sicheres >Gefühl, böse Gedanken nicht festhalten zu können, das tat gut.

Jedes Medikament hat Nebenwirkungen, aber man muß abwägen was man
in Kauf nimmt. Wenn es einem mit einem Medikament gut geht was sind dann
4 Kilo. Wenn man gut drauf ist kann man schwimmen, joggen gehen und abnehmen.
Und ständig Angst vorm Absturz ist auch nicht gesundheitsfördernd.
Da ist ein sicheres Gefühl schon besser.
Du hast ein Medikament das dir hilft,
ich würde nochmal mit dem Arzt sprechen, abklären mit welcher Dosis man
anfängt und was man als "Erhaltungsdosis" nehmen kann wenn es einem besser geht.
Für Kinder ist eine Trennung nicht einfach, aber sie hätten auch nichts von dir
gehabt wenn du weiter abgerutscht wärst. Das dabei auch Freundschaften in
die Brüche gehn bleibt auch nicht aus, aber die die noch hast sind dann echte Freunde.
Wichtig ist nur das du und deine Kinder glücklich sind. Lass dir von außen nicht einreden
das du was falsch gemacht hast, jeder hat da seine eigenen Ansichten, für dich sollte
nur deine Ansicht wichtig sein.
Trennen solltest du dich von Vorwürfen und Schuldgefühlen, denn du denkst was
hab ich den anderen getan und weißt nicht mal ob die anderen ein Problem
damit haben.

[Andreas01]

@Anna38,
>>>Ich hatte mich von meinem Mann im Frieden getrennt, nach 16 Jahren Ehe, für ihn völlig überraschend, für mich nicht. Ausschlaggebend war meine neue Liebe<<<

nach 16 Jahren Ehe in Frieden trennen wegen eines "neuen" geht das wirklich ? Alle mir bekannten Trennungsgeschichten und es sind einige, sind alles andere als friedlich verlaufen.
Für einen Kollegen von mir war es auch "völlig überraschend" als er erfuhr das seine Frau sich einen anderen angelacht hatte. Jetzt nach drei Jahren als er sie aus dem Haus schmiss, hat er seinen (inneren) Frieden gefunden, ohne Partnerin, sie mit ihren "neuen" nicht.

Gruß
Andreas

[Pampfi]

Viele Beziehungen sind doch schon lange tot, nur noch Gewohnheit, da ist es oftmals nicht mehr wirklich schlimm einen Schlußstrich zu ziehen.

[Zorra]

Hallo Anna,

du schreibst ihr habt euch friedlich getrennt, deine Kinder haben alles verkraftet, du und dein Ex habt ein gutes Verhältnis ... äußerlich alles in Ordnung. Und ich finde das schon mal eine gute Leistung von euch allen, dass ihr gut miteinander umgehen könnt! Ist ja nicht immer selbstverständlich.

Trotzdem ist ja etwas, was dich unruhig sein lässt, was dich grübeln und nicht so recht schlafen lässt ...? Ich würde da wahrscheinlich schon noch mal versuchen, mit einer Therapie zu schauen, was da ist?

Zu der Frage der Antidepressiva: Also bei mir hat es zuletzt sehr lange gedauert (6 Wochen) bis sie gewirkt haben. Von daher würde ich selber nicht mehr zu lange mit dem Beginn der Einnahme warten, nach Rücksprache mit dem Arzt natürlich. Wenn es dir also wirklich so schlecht geht, dann sprich doch mal mit dem Arzt darüber. Und die Nebenwirkungen habe ich auch erst mal toleriert, weil mir das AD geholfen hat. Das muss man glaub ich immer so abwägen, wie weit bin ich bereit zu gehen. Das ist individuell sicher sehr verschieden.

Allerdings kannst du das ja auch ansprechen, wenn dich die Gewichtszunahme so stört, ob es noch etwas anderes gibt. Ich bin da auch schon mal umgestellt worden.

Alles Liebe für dich von der Maskentänzerin