was ist Depression?

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Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

was ist Depression?

Beitrag von Nadalien »

Eine weitere Frage:

Ist Depression

eine Reaktion auf Lebensumstände,
die man glaubt alleine nicht bewältigen zu können?

ich denke an: Trauer, Probleme am Arbeitsplatz, die (unlösbare) Frage nach dem Sinn des Lebens, zu hohe Anforderungen an sich selbst,....

ist Depression also nur ein Ausdruck für scheinbar fehllaufende Lebensumstände?

Kann man nach einer Depression sein Leben genauso leben wie zuvor, oder ist eine Veränderung unabdingbar?

Also: Depression = Reaktion?

Grüße, Nadalien
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: was ist Depression?

Beitrag von Babi »

Hi Nadalien,
für mich ist Depression eine Reaktion auf den Lebensverlauf oder die Lebensumstände.
Eine Reaktion des Körpers und der Seele.
So sehe ich das.
Lieber gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
maki

Re: was ist Depression?

Beitrag von maki »

Hallo Nadalien,

Die Frage in deinem Falle wäre eher: Welche Art von Depression habe ich eigentlich?

Ist sie saisonal, ist sie reaktionär (weiss jetzt nicht ob dies das richtige Wort ist)

Das kannst du eigentlich nur zusammen mit deinem Arzt oder Therapeuten beantworten. Dazu musst du deine ganze Leidensgeschichte durchlaufen, einfach um die Häufigkeit der Phasen und die Umstände die dazu führten herauszufinden.

Natürlich könntest du es auch anhand von Büchern herausfinden, wo die verschiedenen Formen erklärt werden, aber das ist halt schon wieder anstrengender.

Ich bin jetzt nicht deine alten Beiträge durchgegangen, werd das später mal tun, vorerst aber

Bis dann

Milly
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: was ist Depression?

Beitrag von Lioness »

Hallo Nadalien,

ich fürchte, so pauschal kann man das nicht sagen. Depression als Reaktion - das spielt sicher bei vielen Depressiven eine Rolle, auch bei mir, aber das Entstehen einer depressiven Erkrankung ist sehr vielschichtig und noch nicht bis ins Letzte erforscht.

Es gibt z.B. auch Menschen, die quasi ohne sofort erkennbaren äußeren Anlass, manchmal aus heiterem Himmel, eine Depression entwickeln. Und bei einigen lässt sich auch nach längerem hartnäckigem therapeutischem Bohren ("Gab es da nicht DOCH ein Ereignis in der Kindheit.......?) durchaus kein Grund aus der Biographie heraus finden.

Ob man eine Depression entwickelt, hängt auch von den Erbanlagen ab. Und von der persönlichen Disposition, auf Stress / adverse Situationen zu reagieren und damit umzugehen. Bzw. schon davon, ab wann für jemanden eine bestimmte Situation ein Stressfaktor ist. Es gibt Leute, bei denen reicht die berühmte Kleinigkeit, um einen depressiven Schub auszulösen. Andere haben "von Natur aus" ein robusteres Nervenkostüm und stecken Dinge weg, auch auf längere Sicht, die andrere längst in die Knie gezwungen hätten.

Wobei ich persönlich mittlerweile geradezu dankbar bin, dass meine Depressionen sehr wohl eine Reaktion auf adverse Lebensumstände in der Kindheit und Jugend (= Traumata) sind. Denn dadurch hatte ich eine Chance, diese Umstände therapetisch aufzuarbeiten. Liest man die Postings derer, die "einfach" immer wieder depressiv werden und nicht wirklich wissen, wie und wo sie die Depression zu packen kriegen, ist man doppelt froh.

Grüße von
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: was ist Depression?

Beitrag von Reve »

Hallo Nadalien,

>Kann man nach einer Depression sein Leben genauso leben wie zuvor, oder ist eine Veränderung unabdingbar?

Ich glaube, den zweiten Teil dieser Frage kann man mit einem klaren Ja beantworten, doch ohne dich damit beunruhigen zu wollen - eher ermuntern.

Kleine Veränderungen können auch etwas Gutes bedeuten. Oftmals sind es winzige, aber effektive Änderungen im Verhalten, das Entwickeln und Zulassen anderer Gedankengänge, neuartige Tagesstrukturen, indem man kurze Erholungspausen mit einbaut, die in der Summe dafür sorgen, dass man nicht mehr so leicht in Depression zurückfällt. Und wenn doch, dass die Phasen kürzer, erträglicher werden.

lG Carin
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: was ist Depression?

Beitrag von FönX »

Hallo Carin, hallo Nadalien,

ein Freund, der vor über zwanzig Jahren an Depressionen erkrankt war und seit über 15 Jahren EU-Rente bekommt, sagte mir am Anfang meiner Depressionen: "Nichts wird so sein wie vorher.". Das ist jetzt fünf Jahre her, ich stecke mittendrin im Aufarbeiten. Ich habe viel ändern müssen, einiges altes kann ich noch nicht loslassen. Wenn ich das geschafft haben werde, wird kaum mehr etwas "so sein, wie es vorher war". Aber das ist in vielen Aspekten ein Gewinn, mindestens sind es neue Wege, die zu gehen sehr spannend sein kann. Allerdings sehe ich es frühestens, wenn ich einen neuen Weg eine Weile gehe oder erst, wenn ich ein Teilziel auf einem neuen Weg erreicht habe.

Sorry, ich muss es alles so unverbindlich und abstrakt schreiben, weil der Vorgang bei jedem sehr individuell und verschieden sein kann.

Nur Mut!
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
desertrose

Re: was ist Depression?

Beitrag von desertrose »

Guten Abend,

als ich damals depressiv wurde und therapeutisch in Behandlung ging, war mein größtes Ziel, mein altes Leben wieder zu kriegen. Die Rückschläge waren dann um so enttäuschender. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass ich das Leben wie vor der Depression nie wieder leben kann. Das hat für mich gute und schlechte Seiten. Die gute Seite ist, dass ich bewußter lebe und viel dankbarer bin für die auch kleinen schönen Dinge im Leben, die vorher für mich selbstverständlich waren. Was ich als Nachteil empfinde ist, dass ich ängstlicher und unsicherer geworden bin durch die Erkankung. Ich glaube, die Depression ist irgendwo auch ein Arrangement. Man muss lernen mit ihr zu leben. Oder ich musste es zumindest. Die Hoffnung, nie wieder depressive Phasen zu haben, habe ich aufgegeben, aber ich weiß, dass ich diese Phasen auch immer wieder überwinde und dann genieße ich mein Leben jedes Mal um so mehr.

Lieben Gruß
desertrose
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: was ist Depression?

Beitrag von FönX »

Liebe desertrose,

deine Gedanken sind meine Gedanken "ängstlicher und unsicherer ". Lass dir die Hand reichen.
FönX

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Birgitta
Beiträge: 22
Registriert: 16. Nov 2009, 12:34

Re: was ist Depression?

Beitrag von Birgitta »

Aber wie ändert man denn sein Leben, wenn sich um einen herum nichts ändern will? Meine Familie ist gesund, hat normale Probleme, meine Arbeit wird sich nicht ändern, meine Arbeitsstelle geht nicht zu ändern (bzw. würde es nach einem Wechsel genauso laufen). Das Umfeld bleibt dasselbe und versteht nicht, wieso ich so unglücklich bin, ist doch alles ganz normal... Anderen Leuten geht es doch viiiiel schlechter...
Sorry, hab heute einen ganz schlechten Tag und mache einfach nur alles falsch

LG Birgitta
Herzliche Grüße

Birgitta
Mezier
Beiträge: 289
Registriert: 18. Jun 2009, 20:57

Re: was ist Depression?

Beitrag von Mezier »

Liebe Brigitta,

ich muss auf der Stelle schreiben.
Lass Dich nicht entmutigen, von solchem "Was hast Du denn, ist doch alles bestens" - Gelaber.
Keiner würde auf die Idee kommen, einem insulinpflichtigen Diabetiker Sahnetorte hinzustellen und wenn der dann irritiert guckt, zu sagen: "Ey, jetzt hab Dich nicht so und iß das Zeug! Wir vertragen es doch auch!"
Nein, liebe Brigitta, nicht DU MACHST ALLES FALSCH...ich wette 1:1Mio, das Dir heute mindestens siebenunddreißig Dinge gelungen sind, die Du nur nicht bemerkt hast, weil sich Dein Fokus auf "ALLES FALSCH" programmiert war.
Mein Therapeut hat mir für solche Tage mitgegeben, das es ganz wichtig ist, die Sichtweise von "ICH MACH ALLES FALSCH" auf "Dieses oder jenes hätte besser laufen können" zu verändern. Dann ist das Elend (welches auch immer ganz konkret sein möge) zwar genauso da, aber bist nicht DU Teil dessen, sondern Du bist einfach nur beteiligt. Das ist ein erheblicher Unterschied, der einen Dinge einfach anders bewerten lässt, glaub ich.

Ich wünsche Dir einen ruhigen Abend und einen besseren Morgen
Mezier
Birgitta
Beiträge: 22
Registriert: 16. Nov 2009, 12:34

Re: was ist Depression?

Beitrag von Birgitta »

Liebe(r) mezier,
danke für deine netten Worte. Komisch, hier glaube ich das...
Ich muss noch viel lernen, stehe ja erst am Anfang des Weges. Morgen bekomme ich die Einweisungspapiere für die Tagesklinik, Mittwoch geht es los. Einerseits freue ich mich auf den neuen Schritt, andereseits macht mich das Drumherum- Organisieren wieder total fertig. Heute ists nicht mehr ganz so schlimm, und meine Familie ist mir nicht böse (obwohl ich mich gestern noch bei meinem Sohn entschuldigen musste, das war sehr notwendig).
Herzliche Grüße

Birgitta
Mezier
Beiträge: 289
Registriert: 18. Jun 2009, 20:57

Re: was ist Depression?

Beitrag von Mezier »

Hallo Brigitta,

danke für die Rückmeldung. Das hilft auch mir.
Das "r" kannst Du übrigens weglassen, ich bin ein Mädchen:-) und "Mezier" war ein Junge, ein hornalter Kater ohne Zähne und Stimme, ein Findelkind, aber der war sooo lieb und plüschig und in Gedenken an das wohl liebenswerteste Viech unter der Sonne, hab ich mir mal seinen Namen gegeben...

Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Hab zwar keinerlei Erfahrung mit Tagesklinik etc. ,aber Du machst etwas und damit einen wichtigen Schritt zu Dir selbst.
Im übrigen finde ich es gut, das Du Dich bei Deinem Kind entschuldigt hast. Da lernt er auch eine Menge dabei, glaub ich. Vor Mutter oder Vater, die eigene Fehler eingestehen, hätte ich Respekt und zwar gerne.

Alles Gute für Mittwoch!
Mezier
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