Depression und Ehe? !

momadome
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Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

Hallo,

ich denke schon länger über die Wechselwirkung zwischen meiner Depression und meiner Ehe nach. Seit Silvester wieder akut.

Ich bin fast 30 Jahre verheiratet und habe 3 erwachsene Kinder, die das Haus schon verlassen haben. Seit Mitte 2009 bin ich frühpensioniert.

Wann immer mich die Depri wieder erwischt denke ich darüber nach, ob ich mich von meinem Mann trennen soll.
Alles was mir dann gut tut (Rückzug, Stille, Ruhe) ist etwas mit dem er nicht umgehen kann. Er ist ein extrovertierter Typ, der sich im Menschengewühl erst so richtig wohlfühlt, der auf fremde Menschen sofort zugehen kann und ihnen einen Knopf an die Backe labert.

Silvester waren wir auf einer öffenrlichen Party, mein Mann fand sehr bald zu Gesprächen mit den Leuten am Tisch, wollte tanzen und feste feiern.

Mir ging es sowieso den ganzen Tag nicht gut (ich mag Silvester nicht, das hat für mich etwas von abrechnen)und bin eh nur mitgegangen um ihn nicht zu enttäuschen. Im Laufe des Abends ging es bei mir immer weiter runter, mit Tränen und totaler Anspannung.

Das Ende vom Lied war, daß wir auf meinen Wunsch direkt nach dem Feuerwerk gingen, ich total depri war ((hält bis jetzt noch an, mit Angst und allem drum und dran) und er total enttäuscht.

So in etwa läuft das bei uns oft ab. Ich habe ihm schon mehrmals gesagt, er möchte doch bitte alleine das tun was ihm Spaß macht, doch seine Standartantwort ist, ohne mich macht ihm alles nicht richtig Spaß. Was wiederum mich unter Druck setzt - eine beispielhafte Negativspirale.

Und dann kommt bei mir als Ausweg für diese Situation immer der Gedanke an Trennung.

Er könnte dann ohne dauernde Rücksichtnahme leben und ich müßte nicht mit meinem schlechten Gewissen kämpfen, wenn mir wie so oft nach Rückzug ist oder gegen mein Gefühl handeln, wenn ich ihn begleite, obwohl mir nicht danach ist.

Dazu kommt natürlich noch sein Bedürfnis nach Sexualität und meine aufgrund der Depri und der Medis nicht mehr vorhandene Libido.

Kennt ihr diese Frage? Wie geht ihr damit um?

Liebe Neujahrsgrüße

jojoma
Guinevere
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von Guinevere »

Hallo Jojoma,

sorry für meine kurze Antwort. Natürlich kenn ich Deine Situation und auch diese Frage .

Ich würde auch keinen Partner an meiner Seite aushalten, der alles zusammen machen möchte, einfach auch, weil mich manches einfach nicht interessiert.

Ich habe ihm schon mehrmals gesagt, er möchte doch bitte alleine das tun was ihm Spaß macht, doch seine Standartantwort ist, ohne mich macht ihm alles nicht richtig Spaß.

Hat er auch gesagt warum ohne Dich alles nicht richtig Spaß macht?

Das mitm Sex, nun ...also, ich hab manchmal auch ohne Depri, Medikamente einfach keine Lust drauf, empfind das auch nicht als soooo irre wichtig.
Weiß gar net, ob Du "vom Herzen her" kannst, und, ich fühl mich dann gerne mal nicht so pralle toll, wenn das nicht passt, wenn ich eigentlich mehr Distanz, Abstand bräuchte...ich fühl mich dann eher benutzt...

Lieben Gruß erstmals,
manu
Guinevere
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von Guinevere »

Vielleicht hilft Dir ja das hier http://www.goeschke.at/eherecht//die_pf ... ehrend.htm (zum ersten mal gesehn hab ) weiter...

§ 90. (1) Die Ehegatten sind einander zur umfassenden ehelichen Lebensgemeinschaft, besonders zum gemeinsamen Wohnen, sowie zur Treue, zur anständigen Begegnung und zum Beistand verpflichtet.

Hmm, ich wohn mit dem Vater meiner Kinder und zugleich Geschäftspartner mit Kindern und Schwiegerkind auf Freundschaftsbasis in ner Art Wohngemeinschaft. Heißt, ich erledige neben der Arbeit die Aufgaben, die Frau normalerweise so erledigt .
Liber
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von Liber »

Liebe Jojoma,

ganz spontan bezweifle ich, ob eine Trennung wirklich die Lösung wäre.

Bei deiner Schilderung fällt mir auf, dass du und dein Mann im Moment anscheinend die beiden Außen-Pole auf einer langen Skala darstellt. Er extravertiert, gesellig, am liebsten auf großen Festen, kann nicht allein sein - Du nachdenklich, sensibel, mit Bedürfnis nach Ruhe und Zurückgezogenheit.

Und ich frage mich: was ist eigentlich mit der ganzen Skala dazwischen? Gibt es da irgendwo Punkte, an denen ihr euch treffen könntet, was euch verbindet?

Zum Beispiel den Silvesterabend zuhause mit einem befreundeten Paar verbringen - das würde zum einen Geselligkeit bedeuten, aber könnte doch auch deinem Bedürfnis nach mehr Ruhe entsprechen.

Im Moment sieht es so aus, als ob die Alternativen nur darin bestünden, dass du deinem Mann an sein Ende der Skala folgst - oder er dir an deines. Einer der beiden oder beide sind damit unglücklich.

Aber es gibt ja noch viele Möglichkeiten dazwischen.

Bevor du an Trennung denkst, wäre es doch eine Möglichkeit, dies mal auszuprobieren.


Liebe Grüße
Brittka

seit 22 Jahren verheiratet - und immer wieder auf der Suche nach diesen gemeinsamen "Punkten" auf der Skala.
bradforhelp
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

der Wunsch nach Trennung klingt extrem. Willst du nichts weiter als deine Ruhe? Oder glaubst du, dass du depressiv bist, weil du mit deinem Mann zusammen bist?
Ich denke wie Brittka, ihr solltet Gemeinsamkeiten suchen. Eine Beziehung, in der man gar nichts miteinander machen möchte stelle ich mir genauso wie schwierig vor, wie eine Beziehung, in der man alles miteinander macht.

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
e621
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von e621 »

Hallo zusammen,

mir geht es manchmal ähnlich, mir kommen Gedanken an Trennung.
Ich bin seit 12 Jahren verheiratet und seit 17 Jahren mit meiner Frau zusammen.

Für diese Gedanken schäme ich mich und fühle mich schuldig.
Weiss aber das dies an der falschen Wahrnehmung liegt und eine Trennung wäre "Depressionsgefärbt".
Wichtige Entscheidungen sollten nicht in der Depression getroffen werden (Trennung, Kündigung, Hausverkauf)

Es ist schwer auszuhalten....aber ich denke es lohnt sich

Gruß
Frank
momadome
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

Hallo,

danke erstmal für eure Antworten.

Es ist nicht so, als ob wir gar keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Ab und zu erleben wir schöne Dinge zusammen.

Aber ich habe das Gefühl, als ob sich das Verhältnis verschiebt. Es wird immer schwieriger, etwas zu finden, das uns beiden Spaß macht. Selbt zusammen fernsehen wird schwierig, nicht wegen verschiedener Interessen, sondern weil mein Mann schwerhörig ist (er hat Hörgeräte und nutzt sie auch, trotzdem ist der Fernseher sehr laut eingestellt, damit er etwas versteht) und ich Lärm nur an ganz guten Tagen wirklich ertragen kann.

Er macht auch Dinge alleine, aber immer wieder mal kommt die Bemerkung, "mit dir wäre es schöner gewesen" und rumms - hab ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mir erlaubt habe mich zurückzuziehen.

Ich unternehme auch Dinge alleine oder mit Freundinnen, z.B. hab ich Konzertkarten bestellt für eine Freundin und mich, Musik , die meinen Mann überhaupt nicht interessiert, und seine erste Reaktion darauf: "Ach und ich darf nicht mit?"

Es gibt Tage an denen ich mit all dem umgehen kann, aber auch welche, da möchte ich nur raus und weg und ganz allein für mich leben und die sind gerade in der mehrzahl.Ich bin es so leid ständig für oder gegen was zu kämpfen.

jojoma
Guinevere
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von Guinevere »

Hmm, weiß net, musst ja Du dann mit Deiner Entscheidung leben .

Würde er Dir denn fehlen? Und hast Dirs schon so richtig "ohne ihn" mal vorgestellt. So Aussagen Deines Mannes, wie Du sie erwähnt hast nimmt man sich halt in der Depri auch verschärfter an, sieht so manche Situation als schwieriger, gewichtiger als sie wirklich ist.

Meint, er wirds schon "überleben" , es gibt bei weitem Schlimmeres als alleine was unternehmen zu müssen.
Wäre dann wohl noch schlimmer für ihn, wenn Du Dich von ihm trennen würdest...

Vielleicht kannst Du ihm ja irgendwie Dich "verstehen" lernen. *Daumen halt*

Lieben Gute-Nacht-Gruß,
manu
Guinevere
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von Guinevere »

Vielleicht kannst ihm das alleine sein wollen ja auch mit nem Buch oder ähnlichem geschmackiger machen?

Osho wird ihm wohl nicht "gefallen" *lach* , und ich hab meine Bücher von ihm mittlerweile auch in den Keller geräumt...aber, vielleicht ja z.B. dieses hier:

Rituale fürs Alleinsein- Wege zur inneren Freiheit
http://www.herbig.net/gesamtverzeichnis ... ein-1.html

Da steht: "Erfahren Sie Alleinsein als Leere und Fülle, als Voraussetzung und Ergebnis der Kunst des Liebens." *zwinker*
DYS-
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von DYS- »

Liebe Jojoma

Wir sind fast gleich alt, haben die gleiche Anzahl Kinder im etwa gleichen Alter. Ich bin in diesem Jahr dreiunddreißig Jahre mit meinem Mann zusammen, 28Jahre verheiratet. Auch ich bin EU Rentnerin.

Vor meiner Deprizeit war ich immer wesentlich aktiver als mein Mann. Habe alles organisiert und gerne gefeiert. Habe Haushalt, Kids, Arbeit und Hobby`s unter einen Hut bekommen. Habe meinen Mann mitgezogen.....
Nun sieht es bei mir genauso aus wie bei dir. Mich bekommt man kaum vor die Haustür. Wo früher zwanzig Leute (uneingeladen, aber gerne gesehen) an meinem Geburtstagstisch saßen, sitzt heute nur noch meine Familie.
Zu Feiern, die eigentlich unumgänglich sind, gehe ich kaum noch und wenn, dann völlig genervt und verkrampft.

Mein Mann ist davon auch alles andere als begeistert. Aber er kann (Gott sei Dank) auch ohne mich feiern. Muss sich auch damit abfinden, wenn ich jede Feier vor ihm verlasse. Ich bitte ihn dann auch meistens die Stellung zu halten.

Der Gedanke an Trennung kommt mir auch immer wieder. Auch aus den gleichen Gründen wie dir. Außerdem ist es für mich sehr schwierig, das er sich in Zeiten, in denen es mir wirklich sehr schlecht geht eher von mir zurück zieht. Mit Sicherheit aus Ratlosigkeit. Aber genau dann fehlt mir die Zuwendung.

Dann denke ich an die Zeit vor meiner Depression. Wir waren ein super Team. Habe so viele schwere und schöne Zeiten durchlebt (aber eben keine Depri). Haben drei Kinder gemeinsam groß bekommen. Er hat sich so sehr bemüht als es mir körperlich wirklich sehr schlecht ging. Musste mit mir wieder laufen lernen, als man mir mein Bein amputieren wollte, weil so ein blöder Keim mein Knie zerstört hatte. Er hat sich so wie es seine Zeit zu lies um die Kids gekümmert. Er hatte Verständnis für meinen Drang mich immer mehr in meinen Beruf zu knieen. Wir haben zusammen jeden Pfennig umgedreht um uns ein Häuschen zu leisten.....

Oft denke ich, es würde uns besser gehen wenn wir uns trennen. Oder ist es die Depression die mir das sagt?
Eigentlich sehe ich es wie Frank: Wichtige Entscheidungen sollte man nicht in einer Depression fällen. Aber was ist, wenn man das Gefühl hat, man könne besser genesen ohne den Partner? Ist das wirklich so oder sind das auch Deprigedanken?

Würde man sich evtl. noch mehr fallen lassen wenn nicht der Partner etwas von einem fordert? Oder würde man wieder selbstständiger werden weil man alleine klar kommen muß? Stände man dann aber evtl. ganz alleine da weil man ja alle Anderen um sich herum vergrault hat? Oder wären dann wieder Menschen da, die mein Mann vergrault hat? Das glaube ich eher weniger. Fragen, Fragen, Fragen. Vielleicht geht es dir wie mir und man wünscht sich, der Partner würde die Entscheidung treffen.

Eine große Hilfe war mein Beitrag jetzt sicher nicht. Aber du hast mir mit der Eröffnung dieses Thread gezeigt, das ich nicht alleine mit diesem Problem „kämpfe“.

Obwohl kämpfen ist bei mir nicht der richtige Ausdruck. Ich lass momentan einfach alles auf mich zukommen.

Gute Nacht
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
maki

Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von maki »

Hallo Jojoma,

Ich will dir erstmal ganz kurz antworten, das erste was mir dazu einfällt, werd mir später noch ein paar Gedanken machen.

Dein Mann sagt dir: Ohne dich macht es keinen Spass. Zum ersten will er dir damit wahrscheinlich einfach nur sagen, dass er dich ungerne alleine zu Hause lässt, zum zweiten glaubt er dir eine Freude zu machen wenn ihr zusammen etwas unternimmt. Meistens habt ihr doch wahrscheinlich Spass, oder nicht?
An den Tagen, wo du dich wirklich von vorneherein unwohl fühlst, solltest du ihm auch klar machen, dass es darauf hinausläuft dass du irgendwann im Lauf des Abends in Tränen ausbrichst, und da hört der Spass ja auch für euch beide auf.
Ist er vielleicht auch der Typ der nicht solo unterwegs ist, vom Alter her ist das ganz normal, die Jüngeren gehen damit ganz anders um, die unternehmen vieles alleine, ohne Partner, aber unsere Generation ist da halt noch konservativer, was ich persönlich auch besser finde, da bei der anderen Gruppe (meiner Ansicht nach) das Fremdgehen vorprogrammiert ist.

Zum Thema Sex kann ich nur sagen: Wir Frauen können halt nicht so oft wie Männer, und in unserem Alter ist Qualität wichtiger als Quantität.

So, ich hoffe du meintest das mit der Trennung nicht ernst und hast noch viele weiterführende Gespräche mit deinem Partner.

Milly
flyingangel
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von flyingangel »

Hallo Jojoma,

die Aussagen deines Mannes: "ohne dich macht es einfach nicht so viel Spaß" würde ich wie milly auch nicht nur negativ sehen. Du könntest das doch auch als Kompliment auffassen (ist wohl schwer, wenn man gerade in einem Loch sitzt, aber dennoch) und dem entnehmen, dass ihm wirklich etwas an dir liegt. Und nach allem, was ihr gemeinsam geschafft habt, werdet ihr vielleicht auch gemeinsam deine Krise überstehen. Hast du dein Problem schon mal offen mit ihm besprochen? Nich-Depris ist unsere Gedankenwelt ja nicht ohne weiteres klar.

LG,
flying angel
otterchen
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von otterchen »

Warum fallen mir jetzt die Paare ein
Colonia Duett (Kölner Karneval)
Dick und Doof
???

Weil jeder eines Gegenpols bedarf!

Der Laute braucht den Stillen an seiner Seite,
der Lustige den Ernsten.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
momadome
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

@ otterchen
Diese Feststellung hab ich auch schon gemacht. In unserem Bekanntenkreis haben fast alle langjährigen Paare diese Konstellation.
momadome
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

@ guinevere

Du erinnerst mich gerade daran, daß ich das Thema Beziehung auch schon mit meinem Doc hatte. Er hat mich mal gefragt, ob mein Mann sich beschwert, wenn ich mich zurückziehe. Das tut er nicht, jedenfalls nicht direkt. Vielleicht deute ich schon wieder zuviel in Aussagen. Und traue mich immer noch nicht guten Gewissens Raum für mich zu beanspruchen.

Wie in seebärs Thread, die Sache mit der Selbstliebe, ist auch bei mir noch ein großes Stück Arbeit.

Danke fürs erinnern!

jojoma

PS. Mit Büchern über solche Themen brauch ich nicht zu kommen. Ich hab ihm auch schon das Angehörigenforum ans Herz gelegt, kein Interesse, leider.
bahn

Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von bahn »

Liebe Beamtenkollegin,

bin jetzt 23 Jahre verheiratet, und so seit 15 Jahren auffällig. Depri.Das ist für meine liebe Frau und für meine Kinder nicht einfach, und oft tut es mir leid, wenn es mir mal wieder nicht so gut geht. Und trotzdem, haben wir alle was daraus gelernt. Das gegenseitige Annehmen...........Dazu muss aber jeder Partner bereit sein. Man hat sich doch einmal geliebt, Treue und Liebe versprochen. Gut, wir sind Menschen, und reden viel in den Tag hinein. Aber wir sind auch nichtirgendwelche Autos, die man austauscht, wenn es nicht mehr klappt. Man muss offen und ehrlich darüber reden, und vielleicht auch Hilfe in Anspruch nehmen, Eheberatung. Gut, das Bett ist nicht das wichtigste, aber manchmal doch. Mir hat einmal ein Therpeut gesagt, dass das ganz arg gegen Depris hilft, eigentlich alles was echte Freude bringt, hilft gegen Depris.
Und aus Erfahrung, es hilft tatsächlich.
Gebe nicht auf, ich wünsche dir ganz feste,
dass eure Beziehung wieder glücklich wird.

viele liebe Grüsse,
Seebär
momadome
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

@ dys

Hallo, denkst du meine Gedanken? All diese Fragen hab ich mir so oder ähnlich auch schon gestellt. Und finde keine Antwort. Vielleicht ist auf sich zukommen lassen wirklich die beste Lösung.

Ich hab manchmal eine Trennung im Geiste durchexerziert, soweit das geht. Ich denke, ich könnte im schlimmsten Fall alleine leben. Aber eine so lange Ehe ist doch eine enge Bindung, die man nicht einfach auflöst wie ein Zeitungsabo.

Vielleicht kommen die Trennungsgedanken bei mir ja aus so einer Art "vorauseilendem Gehorsam", nach dem Motto, wenn ich meinen Mann mit meiner Krankheit so belaste und mich mit, dann trenne ich mich lieber von ihm bevor er es tut. Ist das irgendwie verständlich? Mir kommen meine Gedanken grad ganz verquer vor.

Bin froh, daß es anderen auch so geht wie mir und fühle mich sehr verstanden. Danke!

jojoma
momadome
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

@ seebär

Danke dir.
Komischerweise kann ich mit vielen Menschen gut reden, es klappt ja auch hier im Forum, nur je enger die Beziehung ist, desto schwerer fällt mir das reden. Ich bin arg konfliktscheu und muß Gespräche, die auf einen Konflikt hinauslaufen richtiggehend üben.

Doch ich spüre, daß mir das Schreiben hier gerade sehr hilft, auch wenn meine Gedanken noch wirr hin und her flitzen.

jojoma
bahn

Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von bahn »

liebe Jojoma,

sage es doch deinem Mann, wie schwer es dir fällt mit deinen Ängsten vor Konflikten, und redet darüber, vielleicht zuhause, oder in einem kleinen schnuckeligen Cafe, oder bei einem Waldspaziergang. Denke vielleicht mal darüber nach, wie schön es war, als ihr noch verliebt wart, Vertrauen wagen, vielleicht ganz neu, und vielleicht macht dein lieber Mann auch mit, das wäre doch was....................................

liebe Grüsse, Kollege Seebär
Guinevere
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von Guinevere »

Hey liebe Jojoma,

sehr gerne geschehn , und freut mich zu lesen, dass es Dir gut tut hier im Forum zu schreiben. Und, wie es sich für mich aus Deiner Antwort an Dys herauslest, möchtest Du die Trennung ja gar nicht wirklich .

Meine Freundin hat das in gesteigerter Form, das verlassen, bevor sie verlassen wird... und, ihr Thera meinte, das rühre noch aus ihrer Kindheit, der Scheidung ihrer Eltern, wo ihr von ihr "abgöttisch" geliebeter Vater sie nach dieser eigentlich "verlassen" hat. Geht also mit Trennungangst, Angst vor verlassen werden einher, diese Angst nicht aushalten zu können.

Komischerweise kann ich mit vielen Menschen gut reden, es klappt ja auch hier im Forum, nur je enger die Beziehung ist, desto schwerer fällt mir das reden.

Gehts mir sehr ähnlich . Je mehr mir dieser Mensch bedeutet, umso schwieriger wirds, blockierter bin ich.

Du erinnerst mich gerade daran, daß ich das Thema Beziehung auch schon mit meinem Doc hatte. Er hat mich mal gefragt, ob mein Mann sich beschwert, wenn ich mich zurückziehe. Das tut er nicht, jedenfalls nicht direkt. Vielleicht deute ich schon wieder zuviel in Aussagen. Und traue mich immer noch nicht guten Gewissens Raum für mich zu beanspruchen.


Hmm, also, das hab ich in Bezug auf die Firma auch, gerne mal ein schlechtes Gewissen ihn da hängen zu lassen. Der braucht auch viel Aufmerksamkeit, weil er sich ansonsten fürchtet, Angst hat. Seine Angst war auch sehr dafür ausschlagebend, dass er nur sehr schlecht mit meinen depressiven Phasen zurecht kam ("zickig" bis zum geht nicht mehr war), und... ich kann ihn da auch heute nicht damit "belasten".

Aber, eigentlich wollte ich Dir ja zu Deinem Zitat schreiben, dass ich Milly´s und auch Flying angel´s Antwort:

"ohne dich macht es einfach nicht so viel Spaß" würde ich wie milly auch nicht nur negativ sehen. Du könntest das doch auch als Kompliment auffassen (ist wohl schwer, wenn man gerade in einem Loch sitzt, aber dennoch) und dem entnehmen, dass ihm wirklich etwas an dir liegt.

zum drüber nachdenken fand. Widersprochen hat sich da für mich aber die Aussage Deines Mannes:

Ich unternehme auch Dinge alleine oder mit Freundinnen, z.B. hab ich Konzertkarten bestellt für eine Freundin und mich, Musik , die meinen Mann überhaupt nicht interessiert, und seine erste Reaktion darauf: "Ach und ich darf nicht mit?"

Also, ich glaub schon, dass er die verschärfte Aufmerksamkeit (wie es an Silvester war) braucht, um sich von etwas (Ängsten?) abzulenken.

Schönen Abend allen ,
manu
mystery60
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von mystery60 »

Zu Jojoma und dys:
>Der Gedanke an Trennung kommt mir auch immer wieder. Auch aus den gleichen Gründen wie dir. Außerdem ist es für mich sehr schwierig, das er sich in Zeiten, in denen es mir wirklich sehr schlecht geht eher von mir zurück zieht. Mit Sicherheit aus Ratlosigkeit. Aber genau dann fehlt mir die Zuwendung.

Nur so eine spontane Anmerkung dazu:
Also, der Gedanke an Trennung - der kann ja auf vielerlei beruhen, z.B. dass man selbst besser klar käme, dass man für den anderen keine Last sein will, etc.
Aber wenn - wie geschrieben wurde - richtig ist, dass man genau dann, wenn es einem selbst schlecht geht, die Zuwendung des Partners am dringendsten braucht, was hat dann die Trennung für einen Sinn bzw. wozu führt sie. Ganz banal gesagt: dann ist eben keiner mehr da, der einem diese Zuwendung geben könnte.

Also denke ich schon, dass eine Partnerschaft, die schon einiges durchgestanden hat, eine Stütze ist oder sein kann, dass man sich freuen kann auch über kleine Hilfen und Erleichterungen, selbst wenn sich der andere - z.B. aus Rat- und Hilflosigkeit - zurückzieht, wenn es dem anderen richtig mies geht, vielleicht ja auch, weil er einfach nicht weiß, wie er helfen kann oder selbst Angst hat, etwas falsch zu machen.
Wenn man es schafft wäre es einfach am besten, auch darüber zu reden, vielleicht auch dann, wenn man nicht gerade selbst tief unten ist. Dass man dem anderen sagt, dass man die Zuwendung auch dann braucht, wenn man in einem Loch steckt und vielleicht oft auch Signale gibt, in Ruhe gelassen werden zu wollen. Ist ja oft so, dass man eher negative Signale sendet, wenn man selbst depressiv ist, da will man vordergründig ja niemanden haben, der einen aufmuntert, das nervt dann nur - aber im Hintergrund ist man doch dankbar für jeden, der einem zeigt, dass er Interesse an einem hat, oder?

Also, ich würde von so einer Trennung abraten - jedenfalls nichts übers Knie brechen und am besten darüber reden, ggf. mit meinem Arzt oder Therapeuten oder mit meinem/r Partner/Partnerin.
TG
mystery60
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von mystery60 »

Ach ja, noch was, was mir einfällt dazu:

Wenn man so ein Gespräch führen will und sich schwer tut damit, kann man es ja auch ankündigen. Das ist dann wie ein Kalender-Eintrag auch für sich selbst und man kneift nicht so leicht.
Man sagt dem Partner einfach, dass man mal eine Sache ernsthaft mit ihm bereden will, dass einem das aber so spontan schwer fällt und man dazu lieber einen bestimmten Tag ausmacht, wo man auch die Umfeldbedingungen festlegen kann: also z.B. Kinder stören nicht, man hat ausreichend Zeit oder seine Ruhe, egal ob Cafe oder Wald oder wo auch immer.
TG
momadome
Beiträge: 614
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von momadome »

Hallo,

jetzt sind 5 Monate vergangen seit ich diesen Thread eröffnet habe.

Inzwischen waren wir 2 Mal in Urlaub, haben gefeiert und gestritten und den ganz "normalen" Alltag gelebt. Und mit jeder Woche, die verging wuchs in mir die Unruhe und die Zeiträume im Loch wurden wieder häufiger und tiefer. Der Gedanke an Trennung war immer im Hintergrund da, auch wenn ich versucht habe das Gemeinsame in unserer Beziehung zu suchen und zu fördern.
Aber ich finde immer weniger Gemeinsamkeiten, dafür nerven mich immer mehr kleine Dinge an meinem Mann.

Heute habe ich mir endlich ein Herz gefasst und eine klitzekleine Meinungsverschiedenheit als Aufhänger für eine Aussprache benutzt.
Ergebnis: nicht nur ich, auch mein Mann hat schon öfter über eine Trennung nachgedacht. Wir konnten sehr ruhig miteinander reden, fast emotionslos, was mir zeigt, wie weit wir uns voneinander entfernt haben. Es wird nun wohl auf eine Trennung hinaus laufen.

Und ich stelle jetzt fest, daß es mir gut geht. Ein wenig aufgeregt noch und etwas beunruhigt, wie es weitergehen wird, aber der Druck ist weg, der so sehr auf mir gelastet hat, die ungelöste Situation ist angesprochen und wird eine Lösung finden, ich muß mich nicht mehr verbiegen.

Vielleicht kommt der Hammer noch, aber im Moment fühle ich mich einfach befreit.

jojoma
elas
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von elas »

Guten Morgen jojoma,

erst einmal Danke dafür, dass Du uns an Deiner weiteren Entwicklung teilhaben lässt.
Denn dies empfinde ich hier im Forum oft so schade, dass man sehr oft nicht mehr erfährt, wie ist es denn weitergegangen, hat der Mensch eine Lösung gefunden etc. etc.
Also, merci.

Nun, so ist es doch mit den Veränderungen und Umbrüchen im Leben. Erst klopft ein Unbehagen, eine Unzufriedenheit bei uns an.
Dann malen wir uns schon vielleicht die neue Situation im Kopf aus.
Und vielleicht kommt es dann zu einer Veränderung, in Deinem Fall zu einer möglichen Trennung von Deinem Mann.

So habe ich es eigentlich in all meinen intensiven Beziehungen bemerkt, nicht nur zu meinen Lebenspartnern, sondern auch bei Freundinnen. Wenn ich unzufrieden werde, und meine , es bröckelt, dann hat das Gegenüber meist ähnliche Gefühle.

Schließlich bildet sich in einigen Jährchen ja sowas wie ein "gemeinsames Unterbewusstsein".

Trennungsgedanken und -wünsche lediglich als depressionsbedingt abzutun halte ich nicht für richtig.

Wobei ja schon klar ist, dass die Depri alle Situationen einschwärzt.

Jojoma, nun, Deine Seele wird Dir schon den richtigen Weg weisen. Und ich wünsche Dir die für Dich richtigen Schritte und Entscheidungen.

Herzlich elas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
mystery60
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Re: Depression und Ehe? !

Beitrag von mystery60 »

Hallo jojoma,

wenn Du Dich jetzt befreit fühlst, dann spricht das doch dafür, dass Du auf dem richtigen Weg bist - es ist selten verkehrt, wenn man seiner inneren Stimme folgt, oft genug vernimmt man sie nicht oder hört nicht auf sie....

Alles Gute auf dem - vielleicht neuen - Weg.

Gruß
TG
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