Depressiv gucken

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Bellasus
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Depressiv gucken

Beitrag von Bellasus »

So, hier soll es also um depressive Gesichtsausdrücke gehen, über griesgrämig gucken, über die Diskrepanz zwischen depressivem Befinden und fröhlicher Maske, über die Wirksamkeit von Lachtherapien und was euch sonst noch so einfällt.

Zu der Botox-Studie habe ich diesen Link gefunden: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 23,00.html

Ich hatte ja erst Lust, mich bei diesem Wunderdoktor zu melden und ihn mal auf den Pott zu setzen, aber dafür ist mir meine Zeit zu schade.

Gute Nacht
Annette




www.depressionsliga.de

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elas
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Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Depressiv gucken

Beitrag von elas »

Liebe bellasus,

Du machst es wahr, diesen Thread,

Finster gucken gleich Depression, alles andere kann ja nu nich sein.

Da lachen ja die Hühner.

Jetzt ist es schon so spät für mich, so dass ich noch nicht soviel sagen möchte zu diesem Thema.
Zwar gehe ich noch nicht mit mit den Hühnern ins Bett
aber vielleicht haben schon noch einige Nachteulen unter uns Lust, hier mitzudiskutieren, während ich fröhlich vor mich hin schlummere.

Morgen und übermorgen dann mehr von mir.

Dies ist eine Androhung

Herzliche Gute Nacht Euch allen,
den Murmeltieren und den Nachteulen

elas
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otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Depressiv gucken

Beitrag von otterchen »

Hi,

depressiv sein ist nicht dasselbe wie unter einer Depression zu leiden.

Sich depressiv zu fühlen, kann ein ganz "normales" (wenn auch nicht angenehmes) Gefühl sein, was auch wieder vergeht, so wie Traurigkeit.

Wenn man aber unter Depressionen leidet - nun, dann hat man mit Sicherheit nicht nur einen Gesichtsausdruck!




--------------------
Edit: äh, war ich am Thema vorbei?

Was mir aufgefallen ist, während ich tief im Loch war: ich habe das Gesicht im Spiegel nicht mehr so richtig erkannt. Da schaute mich irgendwer an - aber war das noch ich?
Also irgendeine Veränderung wird da schon stattfinden.

Jetzt bin ich aber neugierig, was hier im Thread noch so alles kommt - ich kenne wohl die Vorgeschichte nicht?!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
HelH3
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Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Depressiv gucken

Beitrag von HelH3 »

Hallo zusammen,

bin gerade ziemlich verunsichert, ob ich bei meinem Posting hier http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1260962769 nicht besser exponiert noch den Ironie-Modus angeschaltet hätte?

Wenn man Depressive diagnostisch jederzeit so einfach durch eine Moment-Aufnahme ihres Gesichtsausdrucks identifizieren könnte, gäbs ja keine Diagnostik-Probleme mehr, wa?

Als, hm, normaler Depressiver, der auch schon mal berufstätig, arbeitssuchend, sonstwas-suchend u dergl unterwegs sein kann/ muss - hoffentlich bei Bedarf wenigstens in ambulanter Behandlung - , weiß man ja durchaus, dass Lächeln zB in einem Vorstellungsgespräch angebracht ist. Ich kam auch schon während einer schwereren Phase in die Verlegenheit und habe trotz etwas eingefrorenem Lächeln astrein verk***. Zwar fing ich weder an zu heulen, Selbsthasstiraden abzuhalten, Fragen nach meiner Motivation offen destruktiv zu beantworten noch versuchte ich, mich unterm Tisch zu verstecken oder so - dennoch gelang mir die positiv-optimistische Präsentation meiner Person insgesamt einfach nicht so richtig

Gruß Helena

PS: Abgesehen davon fände ich es wirklich weder zielgruppengerecht noch angebracht, wenn Thomas auf dem Foto zB wie ein Landtagsspitzenkandidat lachen würde oder so
mystery60
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Registriert: 13. Nov 2009, 11:12

Re: Depressiv gucken

Beitrag von mystery60 »

Also, depressiv oder nicht?

oder jetzt noch nicht aber vielleicht später?

Kunstgrinsen hilft keinem!
TG
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: Depressiv gucken

Beitrag von atetobi »

Hallo Otterchen,

hast Du da evtl. "depressiv" mit "deprimiert" verwechselt? Depressiv ist durchaus mit Depressionen verbunden ("depressive Episode").

Nicht, dass ich meckern möchte. Umgangssprachlich werden wohl beide Begriffe für "niedergeschlagen" benutzt, wobei aber "depressiv" dabei nicht richtig ist.

Ich gucke jetzt ganz depressiv - wirklich. Nicht wegen der Wörter - ich bin es. Und wenn ich mich gleich im Bett warm einmummele, gucke ich so entspannt, wie ich dann sein werde - oder gar nicht mehr, weil Äuglein zu.

Gute Nacht.

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Depressiv gucken

Beitrag von otterchen »

Hi Beate,

ich wurde gerade unsicher und habe mal das Internet befragt.

Das Wort "depressiv" hat aber wohl doch 2 Bedeutungen:
de|pres|siv [Adj. ]
1 an einer Depression (1) leidend; ein ~er Mensch
2 niedergeschlagen, bedrückt; ~e Stimmung

Quelle: wissen.de

Aber Du hast Recht: das Wort "deprimiert" trifft es eher, und "depressiv" wird vornehmlich für den Bereich der Depressionen verwendet.
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DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Depressiv gucken

Beitrag von DepriXX »

Guten Morgen
gibt es jetzt schon offizielle Richtlinien oder eine Din Norm, wie ein depressiver auszusehen hat?
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



bahn

Wie leben und bewältigen wir 2010

Beitrag von bahn »

sorry, seebär falsch gelandet.
Basti77
Beiträge: 7
Registriert: 19. Okt 2009, 19:02

Re: Depressiv gucken

Beitrag von Basti77 »

Hmm, also wenn es mir wieder mies geht, weil ich depri bin, betrachte ich mich
eigentlich eher selten länger im Spiegel. Dann ziehe ich mich eher auf mein
Sofa zurück und wenn ich an miesen Tagen doch unterwegs bin, dann bevorzuge
ich eigentlich meine langen schwarzen Klamotten, in der Hoffnung
möglichst in Ruhe gelassen zu werden.

Gruß Basti
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Depressiv gucken

Beitrag von elas »

Guten Abend in die Runde,

eigentlich finde ich das ein ganz spannendes Thema.

Ist nur der Mensch an einer Depression (leichter oder schwerer) erkrankt, dem Andere das ansehen???

Zum Einen frage ich mich, was sieht denn der Andere, das Gegenüber. Doch meistens nur, was er/sie sehen möchte.

Da kann ein Mensch vielleicht mit einem faltenlosen und im herkömmlichen Sinne schönen Gesicht eine schlimme Depri haben, die sich vielleicht nur im Augenausdruck zeigt und in einem sehr angespannten Gesicht.

Dann gibt es die Menschen, die im Gesicht immer schon ein wenig kränkelnd aussehen.Auch ohne Depri.
Die sich aber gut fühlen, und oft irritiert sind, wenn man sie fragt, geht es Dir heute nicht gut???

Deswegen ist der Gesichtsausdruck ja auch kein alleiniger Depressions-Diagnose-Punkt.

Welche Depris kommen besser mit dem Alltag zurecht, diejenigen, denen man es ansieht.
Kriegen die mehr Zuwendung und Schonung???

Oder die, denen man nichts ansieht, sind das dann die Simulanten=== diejenigen, denen nicht geglaubt wird???

Welches sind Eure Meinungen und Erfahrungen dazu.??

elas
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Zorra
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Re: Depressiv gucken

Beitrag von Zorra »

Also die Botox-Mäuschen, das waren doch die, deren Gesicht gar kein Leben mehr hat? Nööö, also auch in der schlimmsten Depression will ich das nicht haben.

Sagt die Maskentänzerin

Hmmmm, Maske - passt ja zum Thema


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

bradforhelp
Beiträge: 344
Registriert: 11. Nov 2009, 13:55

Re: Depressiv gucken

Beitrag von bradforhelp »

hm,

engt das alles nicht ein bisschen ein oder gibt es mehrere depressive Blicke und ab wann muss man einen depressiven Blick als irre bezeichnen? : sweat:

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
Zorra
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Registriert: 20. Nov 2005, 13:37

Re: Depressiv gucken

Beitrag von Zorra »

Hallo Elas - und ihr anderen,

habe deinen Beitrag gerade erst gelesen und auch noch mal über die Maske nachgedacht.

Ich gehöre zu denen, die sehr lange (erfolgreich) verbergen können, dass sie krank sind. Allerdings erlebe ich das durchaus auch als nachteilig - mir selber gegenüber. Es kostet unendlich viel Kraft und ich täusche mich manchmal (immer noch) selber über meinen Zustand hinweg. Geht doch noch ...

Es geht mir dabei aber gar nicht so sehr darum, es nicht ruchbar werden zu lassen, dass ich depressiv erkrankt bin - das ist in meinem Umfeld, einschließlich Arbeitsstelle durchaus bekannt.

Es hat damit zu tun, nicht ganz die Selbstachtung zu verlieren. Also wenn schon die Seele tot ist, soll wenigstens die Fassade noch halbwegs gut aussehen ...

Also selbst wenn ich zum Arzt gehe, lege ich immer noch den Schmuck an und versuche, das Beste aus mir zu machen - wenn es denn auch nicht immer viel ist

Von den Ärzten bin ich dennoch durchaus ernst genommen worden, weil sie nicht nur nach dem Äußeren schauen ... sondern mir schon zuhören. Es ist bei mir auch eher zu hören, ich habe Wortfindungsstörungen (beim Sprechen - schreiben klappt besser), spreche sehr schleppend.

Bei Bekannten ist es schwerer, wenn ich dann doch mal sage, mir geht es gerade nicht gut "Oh, das sieht man dir gar nicht an!" "Du doch nicht, du bist doch immer so fröhlich." usw.

Bei solchen Bemerkungen habe ich schon mal Momente, in denen ich einfach nur noch unendlich müde bin ... mir fehlt die Kraft, mich immer wieder zu erklären.

Wenn ich da mal richtig doll leidend gucken würde, wäre das sicher eher akzeptiert.

So, und da steht jetzt der Wunsch, mein letztes bisschen Selbstachtung zu wahren, im Weg. Und ich trage meine Maske ...

Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht so genau.

Liebe Grüße von der Maskentänzerin


Masken sind die Bewahrer meines Friedens.
Sie schützen mich vor der Welt da draußen.
Sie schützen euch vor der Welt in mir.
Und sie schützen mich vor meiner Liebe zu dir.
Torsten Nöthen, (*1971), Autor und Lyriker


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

atetobi
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Re: Depressiv gucken

Beitrag von atetobi »

Ihr Lieben,

ich kann mich in allen Bereichen Dir, liebe Maskentänzerin, anschließen.

>"Oh, das sieht man dir gar nicht an!" "Du doch nicht, du bist doch immer so fröhlich." usw.<

Ich füge noch hinzu: "Du hast Angst vor Menschen? Du hast Angst vorm Rausgehen? Du bist doch der kontaktfreudigste Mensch, den ich kenne."

Diese Sätze bekam ich hauptsächlich zu hören, als ich begann, mich als depressiv zu "outen". Und bis heute ist es so, dass außer meinen Kindern niemand merkt, wenn die Depressionen wieder zuschlagen.

Nicht einmal mein Mann, der selbst schwere Depressionen hat, merkt es. Bei ihm sehe ich auch eine ganz andere "Maske". Er macht sich komplett dicht - heißt: Spricht nicht mehr, nimmt in keiner Form von sich aus Kontakt auf und weist gesuchten Kontakt schweigend zurück, macht überhaupt nichts mehr, wäscht sich nicht, rasiert sich nicht, liegt tagelang auf dem Sofa und der Fernseher läuft dabei als Untermalung. Bekommt er kein Essen vorgesetzt, isst er nichts.

Sein Gesicht wirkt versteinert bzw. so, als hätte ihn jemand gerade tödlich beleidigt.

Mal abgesehen davon, dass es auch bei mir Zeiten gab, in denen ich es am liebsten auch so gehandhabt hätte, habe ich mich trotz allem wenigstens für Arztbesuche aufraffen können und versucht, meine Pflichten - egal, wie die aussahen, - zu erfüllen, was mir auch fast immer gelungen ist.

Wobei mein Verhalten wahrscheinlich eine immense Kraft erfordert, die ich aber scheinbar auch habe. Zumindest bis zu einem Punkt, wo dann irgendwann gar nichts mehr geht und die bewussten Gedanken wieder auftauchen.

Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
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