Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

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Boogieman
Beiträge: 17
Registriert: 28. Nov 2009, 22:19

Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von Boogieman »

Hallo,

ich war gestern bei einer Psychotherapeutin, die bei mir eine depressive Störung diagnostiziert hat. Jetzt bin ich auf der Suche nach einem Therapieplatz. Bisher musste ich leider feststellen, dass das sehr schwierig ist, da die Plätze alle belegt sind. Aber ich habe noch ein paar Adressen, die ich abtelefonieren kann.

Wie läuft solche eine Therapie normalerweise ab?
Sind das wöchentliche Sitzungen? Oder gibt es da sogar eine stationäre Behandlung? Wird man in besonders schlimmen Fällen krank geschrieben?

Bei mir ist es so, dass ich aus der Phase des Schwermutes nur selten heraus komme. Suizid-Gefahr besteht bei mir allerdings nicht. Obgleich ich keinen Spaß an meinem Leben habe oder einen Sinn darin sehe.

Ich bin kein großer Freund von Medikamenten. Von daher lehne ich Antidepressiva eher ab. Es sei denn sie sind der letzte Ausweg aus meinem Dilemma.

Wie läuft es bei so einer Therapie ab? Kann man durch eine Therapie tatsächlich geheilt werden?

Vielen Dank
Boogieman
Beiträge: 17
Registriert: 28. Nov 2009, 22:19

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von Boogieman »

Noch ein paar Infos zu mir, bzw. meiner depressiven Störung.
Ich zitiere einfach mal die Therapeutin von gestern:
"Sie sind ein Meister darin, die eigenen Gefühle nicht nach außen zu lassen und zu unterdrücken. Wahrscheinlich kommt daher auch die Kraftlosigkeit, weil Sie Ihre ganze Energie dazu aufwenden, alles zurück zu halten."
"Sie versuchen es allen Recht zu machen. Die eigenen Bedürfnisse sind dieser "Gefallsucht" untergeordnet."

Die Trennung von meiner Frau zieht sich jetzt schon eine ganze Weile hin. Letztendlich standen verschiedene Vorwürfe im Raum.
1. Das komplette Privatleben hat sie organisieren müssen (weil ich keine Kraft, keinen Elan und auch keine Ideen hatte).

2. Man müsse ihr nichts Recht machen (ich habe immer versucht, sie glücklich zu machen, soweit ich die Kraft dazu hatte)

3. Alle Entscheidungen musste sie für uns treffen. (Das ist so zwar nicht ganz richtig, aber da mir eben alles egal war, habe ich ihr die Wahl gelassen, was sie glücklicher macht.

Wir lebten fast ein Jahr (August 08 - Juni 09) getrennt - Aussage von uns beiden war, dass wir beide wieder wollen, dass es funktioniert und die räumliche Trennung vielleicht hilft. Im Juni sagte sie dann, dass es doch nicht mehr geht.

Seitdem kamen immer wieder Situationen oder Aussagen ihrerseits, die für mich wie ein Strohhalm, ein Hoffnungsschimmer waren. Natürlich war die Enttäuschung danach noch größer und hat mich weiter runter gezogen, als ich sowieso schon war.

Ich versuche trotz meiner Gefühlslage alles so nüchtern wie möglich zu betrachten. Ich weiß welche Fehler ich in unserer Beziehung machte, allerdings kamen bei mir in den letzten 2-3 Monaten immer mehr Enttäuschung und sogar Wut über ihr Verhalten speziell in der Trennungsphase auf. Was uns während der Beziehung am Partner nicht gepasst hat, haben wir bereits besprochen.

Was mir auf der Seele brennt ist, ob ich sie mal mit den Vorwürfen meinerseits konfrontieren soll oder nicht?

Rückblickend (jeder versucht ja ein bisschen Psychologe zu sein) weiß ich, dass sie selbst kein besonders großes Selbstbewußtsein hatte und hat. Deswegen hatte sie vor mir meistens das Modell "Leitwolf" oder wie ich es nenne "egoistischen Macho". Bei denen hat sie sich eine Zeit lang wohl gefühlt, weil sie eben einen hatte, der ihr gesagt hat, wo es lang geht. Ich war wohl der erste, der komplett zurückgesteckt hat und seine eigenen Bedürfnisse komplett hinter ihre gestellt hat. Wahrscheinlich ist sie damit einfach nicht zurecht gekommen.

Was meint Ihr? Soll ich sie mit ihrem Verhalten während der Trennung konfrontieren oder nicht?

PS: Die gescheiterte Ehe ist nicht der Grund für meine Depression. Viel eher der Auslöser, dass sich das was sich schon seit meiner Jugend durch mein falsches Verhalten (es wird wohl auf eine Art Verhaltenstherapie hinaus laufen, was immer das sein mag, hab da keine Erfahrung) angestaut hat endlich ausbricht.
bee
Beiträge: 239
Registriert: 1. Jan 2004, 23:50

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von bee »

Hallo Boogieman,

herzlich willkommen im Forum

Zu Deinen Fragen bzgl. Psychotherapie:
Es gibt ärztliche Psychotherapeuten und psychologische Psychotherapeuten (auch diese haben oft eine Kassenzulassung).

Ärztliche Therapeuten können Medikamente verordnen und krank schreiben - Psychologen dürfen das nicht.

In der Regel gibt es eine Sitzung pro Woche (ausgenommen die Psychoanalyse - da sind mehrere Sitzungen pro Woche vorgesehen).

Je nach freien Kapazitäten können die Termine (besonders anfangs) in größeren Abständen stattfinden, oder zum Ende der Therapie langsam über einen längeren Zeitraum ausgeschlichen werden.

Eine stationäre Therapie kann z. B. angezeigt sein: in Krisen, oder wenn die ambulante Therapie nicht ausreicht oder wenn bestimmte Themen eher in dem geschützten Rahmen eines Klinikaufenthalts bearbeitet werden sollten.

Ich stell Dir hier einen Link zu einer informativen Seite rein:
http://www.therapie.de/psyche/info/fragen/

LG und viel Erfolg bei der Suche
bee
Betroffene für Betroffene
http://www.depressionsliga.de/
Boogieman
Beiträge: 17
Registriert: 28. Nov 2009, 22:19

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von Boogieman »

Danke für den Link.

Was sagt Ihr zu den anderen Fragen?
bee
Beiträge: 239
Registriert: 1. Jan 2004, 23:50

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von bee »

Hallo Boogieman,

zu Medikamenten kann ich noch sagen:

Wenn Du Deinen Alltag einigermaßen geregelt bekommst, sind sie nicht unbedingt erforderlich.

Aber wenn man bedenkt, dass es bis zur ersten Therapiestunde oft Monate dauert (Warteliste) und der Erfolg der Therapie ja auch nicht sofort einsetzt, bringen Medikamente doch relativ schnell Erleichterung.

Allein durch Psychotherapie geheilt zu werden, funktioniert nicht in jedem Fall.

Deinen zweiten Beitrag kopierst Du vielleicht besser in das Unterforum "Umgang mit der Krankheit" - dort wird mehr gelesen.

LG bee
Betroffene für Betroffene
http://www.depressionsliga.de/
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von CJ43 »

Hallo Boogieman!

Zu deinen Fragen:

Wie läuft eine Therapie ab?
- meistens in wöchentlichen Terminen, man sitzt sich in der Regel gegenüber (z.B. bei Tiefenpsycholog. Verfahren, Verhaltenstherapie)
- 2-3 Termine pro Woche, im Liegen, bei der Psychoanalyse


Ich habe mal eine Kurzzeittherapie von 25h gemacht und war hinterher nicht geheilt, ich habe wieder eine depressive Episode bekommen, allerdings erst lange später.
Die Therapie habe ich trotzdem als hilfreich erlebt.
Inzwischen habe ich die Diagnose: Rezidivierende Depression und denke, dass ich wohl immer wieder mit neuen Episoden rechnen muss.
Von einer neuen Therapie, die ich zur Zeit ansteuere, erhoffe ich mir einfach mehr Stabilität und einen besseren Umgang mit der Erkrankung.

Medikamente finde ich auch nicht toll, nehme aber ADs, weil ich an einem Punkt völliger Verzweiflung gewesen bin und weil ich Angst hatte über lange Zeit nicht mehr arbeitsfähig zu sein.
Ich finde, dass die Meinung eines Facharztes schon recht wichtig ist, egal ob man ADs nehmen will oder nicht.
Daher würde ich jedem Depressivem empfehlen sich einen Psychiater zu suchen.

Zu deinen Beziehungsfragen weiß ich wirklich keinen Rat! Tut mir leid!
Eure Trennung ist ja anscheinend beschlossenen Sache. Da kann eine Konfrontation nicht mehr viel schaden, aber ob es dir dann besser geht?
Andererseits wirst du diesen Gedanken nicht umsonst haben und es bringt dir wirklich etwas, alles ganz offen anzusprechen?
Ich hoffe du kommst zu einem guten Ergebnis!


Liebe Grüße, Constanze!
Boogieman
Beiträge: 17
Registriert: 28. Nov 2009, 22:19

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von Boogieman »

Ich habe mir wieder Felis 650 gekauft, um wenigstens die Schlafprobleme in den Griff zu bekommen. Wahrscheinlich bekomme ich in den nächsten Wochen einen Therapieplatz. Habe heute mit einem Therapeuten telefoniert und er meine, dass es evtl. noch vor Januar klappt, ansonsten dann im Januar.

Wenigstens ein kleines Auf nach den ganzen Abs... die Therapie rückt in greifbare Nähe.
Boogieman
Beiträge: 17
Registriert: 28. Nov 2009, 22:19

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von Boogieman »

Die halbe Packung der Felis 650 ist mittlerweile aufgebraucht. Nach dem mir bereits bekannten anfänglichen Hoch hat die Wirkung wie beim letzten mal wieder nachgelassen. Die erste Zeit war wie gesagt super, da hatte ich weder Wutattacken, noch Downs, etc. Jetzt ist es so, dass ich zwar gut einschlafen kann - also die Einschlafprobleme sind weg - allerdings sind die depressiven Gefühle und Gedanken wieder da... Ich habe schon überlegt, ob ich einfach die Dosis erhöhe und somit zwei Pillen am Tag schlucke, damit wäre ich bei 1300 mg pro Tag.
Am Freitag hab ich wieder eine Sitzung bei meiner Therapeutin, es wäre dann die zweite (hatte ja zuerst einen Termin bei einer Therapeutin, die nicht mit meiner Kasse abrechnen konnte und dann einen Termin bei einer anderen, die eben mit der Kasse zurecht kam).

Soll ich die Dosis erst mal erhöhen?
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von CJ43 »

Lieber Boogiemann!

Ich will ja nicht nerven, aber ich würde mal den Gang zum Psychiater wagen und die Medikamentenfrage mit ihm besprechen.

Sicher kann er dir auch zu deinem Medikament etwas sagen, die Dosis erhöhen oder zu etwas anderem raten.

Ich habe gute Erfahrungen mit ADs gemacht, sonst würde ich dir das nicht raten.
Und oft habe ich darauf gesetzt es selbst wieder in den Griff zu kriegen, ohne Medis.
Mir wäre vielleicht einges erspart geblieben, wenn ich da gedanklich flexibler gewesen wäre.

Liebe Grüße, Constanze!
mumi
Beiträge: 10
Registriert: 17. Okt 2009, 21:14

Re: Fragen eines Neulings zu Therapien, etc.

Beitrag von mumi »

Hallo Boogieman,
bezüglich der Pharmakotherapie, würde ich dir gerne ans Herz legen, davon Gebrauch zu machen. Mach dir das Leben nicht schwerer als es ist. Es ist erwiesen, dass es sich bei einer Depression um eine psychisch-KÖRPERLICHE Erkrankung handelt und warum soll man nicht beide Punkte in Angriff nehmen? Und die psychische Komponente lässt sich leichter bearbeiten, wenn es Dir insgesamt besser geht!

Liebe Grüße
Mumi
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