Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

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hony
Beiträge: 1
Registriert: 15. Nov 2009, 18:52

Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von hony »

hallo,
bin seit Juli im Krankenstand,
hatte 2004 eine KOpfoperation mit drei Krampfanfällen und dachte immer die Symptome ruhen auf der vergangenen Op.
Nun hab ich die Diagnose Depression und Burn out bekommen, kann nicht wirklich damit umgehen- hab meinen Kollegen davon auch nichts erzählt- arbeit in einer Kinderklinik- die haben da erst recht kein Verständnis dafür.

Meine Chefin traue ich mich auch nicht anzurufen- hat reglmäsig ihre Krankmeldungen erhalten, weis auch dass ich auf reha war,
sollte sie nun wohl doch mal anrufen- sie weis auch was ich habe, traue mich aber nicht

wie kann ich mich denn verhalten- meinen mitarbeitern und meiner Chefin gegenüber - vor allem wenn sie mich fragen wie es mir geht?
Jeder Lärm ist mir zu viel....alles ist mir zu viel.....
Bringfriede
Beiträge: 290
Registriert: 10. Mai 2009, 21:14

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von Bringfriede »

Hallo Kordukla,

willkommen hier.
Du schreibst, du bist seit Juli im Krankenstand. Wer hat die Diagnose gestellt?
Ein Facharzt? Bist Du deswegen noch in Behandlung?

Kordukla,

solange Du dich nicht "bei Dir fühlst", das ist mein Empfinden, solltest Du Dir keine Gedanken machen, wie du es deinen Kollegen sagen sollst. Und wenn sie fragen, reicht ein "mir geht es gut" oder ein "mir geht es schlecht". Du brauchst nicht noch zusätzlichen Stress mit einer Stressbeladenen Seele.

Fühl Dich umarmt, alles Gute,
Bringfriede
Depri1955
Beiträge: 21
Registriert: 10. Nov 2009, 17:43

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von Depri1955 »

Hallo,
kommt immer darauf an welche "Kollegen" da sind. Wenn vorher schon eine schlechte Zusammenarbeit da war, wird man nicht auf Verständnis stoßen.
Da man meist selber nicht verstehen kann, warum man daran erktrankt ist, wird das Verstehen den umgebenden Menschen auch schwer fallen.
U.U. wird was blödes gesagt. Dann weiß man aber Bescheid. Meist ist nur betroffenes Schweigen da - verständlich. Was hinten rum erzählt wird weiß man nicht. Ich denke, manche denken garnichts, manche denken "Aha, nicht belastbar" - plus für meine Glaubwürdigkeit und Karriere".
Meine Angst ist, dass Ursache und Wirkung vertauscht werden. Erst war Stress da, dann mein Leiden und dann die Einschränkungen.
Ich konnte meine Depri nur eingeschränkt verbergen. Zusammenbruch vor 14 Jahren (6 Wochen krank); kleiner Zusammenbruch vor 8 Wochen (14 Tage krank). Raus kam es erst, weil meine Ehefrau, die leider auch in der Abteilung arbeitet, mehr ausgeplaudert hat als mir lieb war. Vielleicht war es auch gut so. Durch die Krankschreibung, mit Stempel des Psychiaters, denke ich, wissen die meisten Bescheid (Gerüchteküche). Meinen Kollegen wissen, dass ich jetzt in Kur fahre. Hab ihnen auf Nachfrage noch nicht erzählt, dass ich in eine "Psychosomatische Klinik" gehe und auch nicht im welchem Ort. Die rufen doch direkt die Homepage der Klinik auf und fragen dann vielleicht "hast du Beziehungsprobleme, Depessionen ...? Wenn das Thema wieder aufkommt, sage ich nur, und das ist meine wirkliche Überzeugung,: "Ich bin froh, wenn ich hier für einige Zeit raus komme". Nach der letzen Umstrukturierung habe ich einen netten Chef, der sich immer freundlich nach meinem Befinden erkundigt. Ich sag ihm dann schon mal im frustriertem Ton,: "gut, ich gehe jetzt in Kur für 4 Wochen, schaue zu, dass ich noch ne Verlängerung bekomme und gehe dann in Erwerbminderungsrente.
Langsam ist mit egal was mein Umfeld denkt, muss nur aufpassen, dass ich denen hier nicht noch einen Vorwand gebe mich fristlos zu kündigen.
Gruß
Klaus
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2865
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Hallo an Alle,
ich habe den Vogel gelöscht. Bitte KEINE Bilder in Forum!
Beste GRüße
Dr. Niedermeier
sinus
Beiträge: 65
Registriert: 29. Okt 2009, 10:55
Kontaktdaten:

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von sinus »

Liebe cordukla,

meine Lösung für die von Dir geschilderte Problematik war und ist, dass im Bekanntenkreis sage:
"Ich habe einen sehr labilen Stoffwechsel und muss sehr kontrolliert leben."
Dass ist nicht gelogen, sondern umschreibt unsere Krankheit recht gut.
Mein Arzt hat die Depression mit der Diabetes verglichen. Auch hier ist der Stoffwechsel gestört, man muss ein Medikament nehmen und kontrolliert leben.
Jetzt nach 10 Jahren habe ich meine Depressionsgeschichte in Grafiken gefasst und ins Internet gestellt.
Bisher habe ich aber im Bekanntenkreis die domain, unter der diese Grafiken im Netz stehen noch nicht bekannt gemacht und bin mir auch noch nicht sicher, ob ich dies überhaupt tue.
Wahrscheinlich überlasse ich es dem Zufall.
Für das Forum habe ich die domain http://balance-cs.de bekannt gemacht und mit meinem Erfahrungsbericht Depression verlinkt.

Liebe Grüsse von uni-liebe
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von dolittle909 »

Hallo!

Ich habe mich letztes Jahr "geoutet", als ich monatelang in der Klinik war. Zuerst gegenüber Chef und Personalern, dann gegenüber den Kollegen, die mich angerufen und gefragt hatten, was mit mir los ist.

Es hat mir sehr viel Überwindung gekostet und ich hatte viel Angst. Noch mehr Angst hatte ich aber, dass ich nach monatelanger Abwesenheit zurückkommen würde und mir dann eine Geschichte ausdenken müsste. Die Kraft für Theater hatte ich nicht. Die meisten Kollegen waren verständnisvoll, es tauchte sogar einer auf, dem eine Depression nicht ganz unbekannt war.

Insgesamt bereue ich es nicht, wobei ich schon auch heute immer wieder mal Angst davor habe, dass hinter meinem Rücken geredet wird und ich in die Schublade gesteckt worden bin: "Vorsichtig behandeln! Ist nicht wirklich leistungsfähig und belastbar!"

Das ist natürlich von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich und hängt auch davon ab, welches Verhältnis man zu seinen Kollegen hat. Hat man das Gefühl, geschätzt zu werden? Wie wurde mit anderen umgegangen? Gibt es Kollegen, denen man besonders vertrauen kann?

Deshalb kann ich keinen Rat geben. Allerdings sei noch darauf hingewiesen, dass durch den Tod Robert Enkes derzeit noch eine relativ große Aufgeschlossenheit gegenüber dem Thema "Depressionen" da ist. Zudem kannst Du als Ursache für Deine Depression gut auf Deine Kopf-OP verweisen, das entlastet mehr als "schwere Kindheit", "Trauma" oder "Burn out".

Alles Gute

d.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von Bellasus »

Mir fällt gerade etwas auf bei Lesen deines Beitrages, dolittle: Du schreibst
>>>ich in die Schublade gesteckt worden bin: "Vorsichtig behandeln! Ist nicht wirklich leistungsfähig und belastbar!"<<<

Von anderen hier habe ich das auch schon gelesen. Merkwürdigerweise geht meine Angst genau in die entgegengesetzte Richtung, nämlich wenn ich nichts sage, überschätzt zu werden, ständig Angst vor Überforderung haben zu müssen, die eben genau durch das Mich-Outen abgebaut wird. Meine Angst vor Überforderung ist schon eine panische Angst, wahrscheinlich weil ich mein Leben lang immer alle Anforderungen erfüllt und übererfüllt habe - bis es gar nicht mehr ging.

Seitdem backe ich lieber kleine Brötchen und freue mich, wenn denn doch mal mehr geht. Und in der Firma haben sie auch anfangs nicht sehr viel von mir verlangt und mir irgendwann gesagt, dass ich ihre Erwartungen mehr als erfüllt habe - das war ein gutes Gefühl. Seit es aber immer stressiger wird, geht es mir schlechter damit, funktionieren zu müssen. Mehr Schonraum würde mir besser bekommen.

So viel meine Gedanken dazu.

Viele Grüße
Annette




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dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Annette!

Das ist natürlich die Kehrseite: Wer schweigt und zur Perfektion neigt, meint alles übererfüllen zu müssen, hat Schuldgefühle, wenn er nicht täglich das Soll übererfüllt, hat keine Maßstäbe, wie viel er von sich wirklich verlangen darf.

Ich bin da einerseits froh, das Rattenrennen nicht mehr so mitmachen zu müssen, für mich eine ruhigere Vorgehensweise in Anspruch nehmen zu dürfen und mich nicht so mit den Anderen vergleichen zu müssen, die Karriere machen wollen. Andererseits wäre ich gerne "normal" (=nicht depressiv) und es fällt mir noch immer sehr schwer zu akzeptieren, dass ich das nicht bin. Da ist dann eben die Angst da, nicht "dabei" sein zu können, ausgeschlossen zu sein und abgeschoben zu werden.

Obwohl - das denke ich schon - mein Arbeitgeber ganz zufrieden mit mir sein dürfte (ganz sicher bin ich mir aber nicht, v.a. wenn es mir nicht jeden zweiten Tag gesagt wird. Dann fangen die Selbstzweifel schon wieder zum Bohren an...).

Mein Name ist Ambivalenz...

d.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Wie sag ich es meinen Arbeitskollegen?

Beitrag von Bellasus »

Hallo dolittle,

ja, das mit der Ambivalenz fühle ich nach.

Wenn du wirklich von dem Rattenrennen Abstand gewonnen hast, finde ich das super gut für dich! Ich tu mich damit noch etwas schwerer. Aber es wird besser.
Positives Feedback vom AG tut einfach gut, nicht wahr? Aber wen nes ausbleibt, heißt das eben nicht automatisch, dass sie nicht zufrieden sind - das sit wieder die depressive Denke, die dann anspringt. Ich versuche mittlerweile einfach auch zwischen den Zeilen zu hören, und aus dem allgemeinen Umgang miteinander bei uns schließe ich schon, dass mein Arbeit auf Zustimmung stößt. Wenn nicht, und sie sprechen mich nicht an - selbst schuld.

Hallo Cordukla, bist du noch da? Wie geht es dir? Mir scheint, was deine Kollegen wissen oder denken, ist momentan nicht wirklich wichtig für dich. Du bist krank. Das mit dem Stoffwechsel ist auch immer eine gute Aussage, evtl. noch, dass Medikamente eingestellt werden müssen. Und dass es dir währendessen einfach nur schlecht geht. Punkt.

Alles Gute für dich!
Annette




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