Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

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catse82
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Registriert: 3. Jul 2009, 22:47

Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von catse82 »

Hallo an alle Wachgebliebenen,

Ich war heute bei meiner Therapeutin (VT) und hab es endlich mal geschafft zu sagen wie es mir nach den letzten Sitzungen ging und wie zerstreut und genervt und wütend und was weis ich noch alles bin. Das was bei mir noch hängengeblieben ist sind zwei Aussagen von ihr: "Sie sind sehr ambivalent" und irgendwas mit "Verzweiflung".(Sorry aber mein Gedächtnis sowie meine KOnzentration sind z.Z. so gut wie nicht vorhanden.)
Ich hatte zum ersten mal das Gefühl ernst genommen worden zu sein. Sie hat mich nicht unter Druck gesetzt oder irgendwelche dummen Bemerkungen bzw. niederschlagende Ratschläge geben. Sie hat mir sozusagen Zeit und Raum gegeben und ich habe mich so wohl wie noch nie gefühlt.

Doch vor ca. 2h hatte ich einen total Absturz wie seit einem halben Jahr nicht mehr. (Zum Glück gibt`S Tavor expedid-hat aber auch schon mal besser gewirkt)

Grund war wahrscheinlich das intensive Auseinandersetzen mit meiner "ambivalenten Verhaltensweise".
Ich hab den vollen Rappel gekriegt. Immer wieder die selben Gedanken:

Ich will Hilfe - sobald Hilfe kommt schick ich sie fort (hab jetzt 6Monate auf nen Theraplatz gewartet und jetzt das Gefühl gegen alle Angebote bzw. Therapieinhalte zu sein)

Ich bin es nicht wert - ich bin auch ein Mensch und habe Rechte

Ich will verantwortung abgeben - ich will Kontrolle haben

Ich passe mich an, bin nicht ich selbst - ich will ich selbst sein

ich will nicht dauernt alles und jeden (selbst mich) analysieren - alles ist egal

ich muss mich zusammenreißen - lass dich doch mal fallen

ich will etwas tun, ich muss - ich bin vor lauter Grübelei gelähmt, ich kann/darf nicht

Ich kann mich nicht entscheiden...und der Strudel der Sinnlosigkeit, Selbstvorwürfe, Schuld,Angst...beginnt.

War jetzt glaub ich etwas durcheinander, vielleicht lösch ich es morgen auch wieder. es ist vielleicht auch etwas zu allgemein, ich weis nicht.

Kennt ihr das?
Wie kommt man da raus? Wie gerät man nicht in so eine Denkschleife und wie kann man Entscheidungen treffen? Was ist wichtig7was nicht?Was soll/kann/muss ich tun? Was Nicht?
Diese Gefühle, dieses gleichzeitige Sein von sich ausschließenden Gegensetzen zerreißt mich und macht mich fertig. Warum?

Ich hoffe ihr könnt mir eure Erfahrungen, Ideen (bitte keine Rat"SCHLÄGE") schreiben, (ich weis nicht ob ich wirklich konkrete antworten auf die Fragen haben will oder verkrafte - aber sonst würd ich es ja nicht schreiben, oder?) Hab das geschrieben um mich selbst zu sortieren - Danke das es hier den Platz dazu gibt.

Ein ziemlich müdes und verwirrtes, nach sich selbst suchendes Wölkchen verzieht sich jetzt ins Land der Träume (hoffentlich an nen warmen Sandstrand mit ner kleinen Meeresbrise)

Danke fürs Antworten
Cloud
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von otterchen »

Hallo Cloud,

zunächst einmal: das kommt mir ziemlich bekannt vor!

Ich stelle mir das vor wie einen inneren Streit...
und ich lande wieder bei den inneren Stimmen ("mein" Thema in der letzten Zeit).

Hast Du schonmal geschaut, welcher Persönlichkeitsanteil in Dir da welche Aussage trifft?

Typisch wäre z.B.:
das innere Kind schreit "kümmer dich um mich"
der überforderte Erwachsene sagt "ich kann das nicht - lass mich in Ruhe"
irgendjemand anderes verlangt nach Hilfe von außen
und jemand, der die Kontrolle behalten will, meint, dass man das der Außenwelt nicht zumuten darf

????



Ich hoffe, das war jetzt kein Rat-Schlag... aber es fiel mir spontan zu Deiner Zerrissenheit ein.
Es fühlt sich bestimmt sehr schlimm an, wenn man in seiner Ambivalenz "gefangen" ist und beobachtet, wie man sich selbst immer wieder im Weg steht. Dadurch entsteht viel Frustration... und wohl auch andere negative Gefühle, die man dann gegen sich selbst richtet?

MIR hat diese Herangehensweise jedenfalls geholfen... ich habe aber gelernt, dass es kein Patentrezept gibt und dass das, was bei mir funktioniert hat, für andere überhaupt nicht geeignet ist. Von daher betrachte es bitte nicht als "Du solltest..." sondern nur als Anregung, als Angebot, als Möglichkeit.
Ob Dir das entspricht, kannst nur Du selbst herausfinden.


mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
kartoffelsalat
Beiträge: 464
Registriert: 9. Jan 2009, 04:53

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von kartoffelsalat »

Hallo Cloud,

ja ich kenne das. Und weißt du was, auch wenn ich dich kaum kenne, für mich hört sich das so an als hättest du schlichtweg ANGST.
Angst diese neuen Wege zu beschreiten und bräuchtest einfach mal jemanden, der dich in den Arm nimmt und hält, ohne dass er dir sagt was du tun sollst, lassen sollst. Jemand der da ist.
Falls das so sein sollte (?) versuche gutmütig zu Dir zu sein. Gub dir Zeit für die ganz kleinen Schritte. Mensch, wenn du & Monate gewartet hast, dann hat sich da so viel angestaut, dass man doch erstmal gar nicht loslassen kann, von diesem komischen Schutzkorsett.

Ich würde dich dann gerne mal in den Arm nehmen und halten, so in Gedanken wenn du magst. Fühl dich umarmt und glaub mir, für mich klingt so, als wärst du auf einem guten Weg, auch wenn es aufwühlt oder gerade wenn es aufwühlt.

Will Kraft wünscht kasa
Thomas-Michael
Beiträge: 47
Registriert: 8. Okt 2009, 20:41

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von Thomas-Michael »

Hallo Cloud,

das mit der Ambivalenz hat mir meine Therapeutin beim letzten Termin "gespiegelt".

Genau das, was du beschreibst, geht manchmal (z.Zt. öfters) in mir ab.

Das ist sehr schwer zu begreifen (für mich selbst).

Mir hat die erste Therapie (kognitive Verhaltenstherapie) bei der Therapeutin sehr gut getan - und wirklich geholfen.

Nun bin ich nach 3 Jahren wieder in einer depressiven Phase...mit allen Zutaten...

Und auch bei mir - ist es so ein hin - und her.

Jetzt - in den probatischen Sitzungen schon -

meine Therapeutin meinte - ich würde auf sie sehr ambivalent wirken.

Zum einen würde ich sagen, ich brauche Hilfe, um da durchzukommen - wieder ins Leben zurückzufinden...

...zum anderen lehne ich diese Hilfe in einer gewissen Form ab...bzw. hole sie mir erst sehr sehr spät...


Zum einen möchte ich so gerne Verantwortung für mich und mein Leben übernehmen -
zum anderen - gebe ich z.B. (lt. meiner Therapeutin) schon an ihrer Praxistüre die Verantwortung ab...


Zum einen möchte ich (bin berufl. seit fast 20 Jahren selbst.) in meinem Beruf, den ich sehr gerne mache, gut und erfolgreich sein...zum anderen mache ich mich ständig klein, obwohl ich doch Erfolge habe...

Zum einen möchte ich Nähe zu anderen Menschen "zulassen" - zum anderen komme ich mit dieser Nähe manchmal nicht klar.

So hatte ich noch nie darüber gedacht - und ich habe schon einiges an Therapie durchlaufen....

Warum ist das so, Frage ich mich?

Was ist der Grund dieser Ambivalenz?

Warum nach dem Motto "Wasch mich, aber mach mich nicht nass"....

Ich bin da in letzter Zeit manchmal auch ganz schön am rumhirnen....

Neben der Aussage, das ich meiner Theapeutin "ambivalent" erscheine (und wohl auch bin) - hat mich die Aussage von ihr "Sie machen sich immer klein..." sehr beschäftig.

Das hat mich so getroffen - weil es total stimmt.

Ich weiß auf der einen Seite mache ich sehr viele Dinge, die echt gut sind...das alleinerziehend habe ich gut gepackt...mein Junior ist mittlerweile 20 - und echt ein ganz lieber...mein Geschäft mache ich seit Jahren sehr gewissenhaft - und habe durchaus auch sehr schöne Rückmeldungen erhalten...verdiene gut...und - viele Menschen, bei denen ich etwas Nähe zulassen kann - sagen mir, was für ein liebenswerter Mensch ich sei...sensibel...gefühlvoll...etc.

Und ich - mache mich so "groß", das ich unterm Teppich Fallschirmspringen könnte.

Das ist echt zum Ko..en...

Wer weiß noch was zu diesem Thema...


Dir Cloud wünsche ich - halte durch...und gehe weiterhin deinen weg....ich weiß, dass einem die VT sehr viel bringen kann - und klar - wenn Themen angeschnitten werden, die einen Treffen - dann kann da einiges durcheinander kommen.

Ich kann dich sehr gut verstehen.

Liebe Grüße

Thomas-Michael
catse82
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Registriert: 3. Jul 2009, 22:47

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von catse82 »

Hallo und Danke für eure schnellen Antworten (hier ist aber ne Menge los),

hab eure Beiträge heut früh schon gelesn und es trifft einfach so vieles zu.

@ Otterchen:
Das mit den Persönlichkeitsanteilen ist ein Haufen Arbeit (Überrollgefühl), hab mal versucht ne Tabelle zu machen mit so Fragen zum sortieren:
Was will ich?
Warum will ich das?
Was hindert mich daran meine Wünsche zu verfolgen, Wieso geht es nicht?
Was kann ich tun?
Sind noch sehr viele leere Felder und mir fällt es enorm schwer das nach Inneren Kinder/Persönlichkeitsanteil/oder so zu trennen. Wird bestimmt nächste Woche Therainhalt sein.
Bin heute etwas sortierter, orientierter als gestern. Ordnung ist das halbe Leben und Unordnung die andere Hälfte.

Die wichtigste Frage die immer wieder auftaucht: Wer bin ich? Wer will ich sein?

@kasa:
ANGST das trifft den Kern so gut. Und dazu diese unbeschreibliche WUT und TRAURIGKEIT. Dann kommt noch so ein depressives allmächtiges Wesen was alles runter zieht und fertig ist der Salat ( )
Und der Wunsch nach Halt und Wärme ist so rießig und sobald mir jemand näher kommt dieses schlechte-fürchterliche-keine Ahnung wie ich es beschreiben soll Gefühl. Ich möchte umarmt werden und kann es nicht ertragen und dann kommt wieder dieses "Ich kann nicht. Das wird nie etwas. Alles hat keinen Sinn." Ich möchte Schreien, Weinen, mit der Faust auf den Tisch hauen....Und hab dieses Gefühl das niemals erreichen zu können.
Traurig.

Aber: Ich hab mein Leben gut 27 Jahre durchgezogen, davon die ersten 7-9 im Land der Freiheit. Und seit ca. 19 JAhren funktioniere ich wie viele andere auch, aber ich will mehr. Ich will Fühlen. Und jetzt aufgeben, dann haben doch nur DIE, die mich bewusst verletzt haben, dass erreicht was sie wollten. Das darf ich nicht zulassen.

Ihr habt mir Mut gemacht, werd mir das hier immer mal wieder durchlesen wenns mir schlecht geht- vielleicht hilft`s. Alles ist irgendwie besser als nix tun, oder?


Wie kann man sich das Durchhalten bis zur Besserung erleichtern?(Wozu durchhalten? Änderung?) Ich weis es gibt gute und schlechte Tage und dann gibts diese tiefen Löcher und Tage an denen ich Bäume ausreißen könnte. Ein Heftiges auf und ab und viel Unsicherheit und Unzuverlässigkeit. Wie bekommt man da nur Stabilität rein? (Brauch ich wirklich Stabilität) Habt ihr noch Ideen? Meine Versuche zur Zeit:
-geregelter Tagesablauf
-regelmäßiges Essen
-zwingen angenehme wie unangenehme Dinge zu tun
-natürlich bunte Pillchen und Tropfen zu sich nehmen
-is jetzt doch nicht soviel wie ich dachte

Das kleine Wölkchen zieht jetzt weiter in Richtung Küche um Dampf zu machen. Einen Guten

LG Cloud
otterchen
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Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von otterchen »

Hallo Cloud,

dies hier

Was will ich?
Warum will ich das?
Was hindert mich daran meine Wünsche zu verfolgen, Wieso geht es nicht?
Was kann ich tun?


habe ich aber nicht mit Persönlichkeitsanteilen gemeint.

Oder reden wir aneinander vorbei?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
catse82
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Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von catse82 »

Hallo otterchen,

bin anscheinend etwas schnell in meinen Gedanken gesprungen. Also hier ist mal etwas grobschlächtig mein Gedankengang zu deinem Beitrag:
kleines inneres Kind will beschützt werden,Erwachsener will dies ... -
Wie ist das bei mir? Was sind meine inneren Anteile ? Alles ist verschmolzen? Kann/darf ich das so einteilen? Ich will "Einswerden"- da darf ich mich doch nicht zerteilen? Ich bin total verwirrt? usw...
Und irgendwie bin ich dann bei den anderen Fragen (siehe oben) hängengeblieben. Habe auch Angst mich so einzuteilen und dieses Schubladensystem in mir einzuführen.

Auch was mir Angst macht ist dieses:
Was ist wenn ich z.B. 5 Anteile (oder x-belibig viele) in mir hab und die jetzt alles was anderes wollen:
-Wie löst man dann so ein Problem?
-Ist ein Anteil der Obermacker?
-Sollen Kompromisse geschlossen werden?
-Entsteht dann nicht bei einem Anteil das Gefühl immer hintenanzustehen und ein anderen ist übermächtig? - Irgendwie ist das gerade so bei mir ohne das ich diese Anteile benennen kann/will?


Ich denke das ich es schon richtig verstanden habe was du meinst. Wie du siehst schein ich mir grad selber Steine in den Weg zu legen und mich im Kreis zu drehen. Ich weis nicht wie ich an diese inneren Anteile rankomme, getraue mich das auch nicht, weis nicht ob es gut für mich ist und glaube es ist besser wenn ich das in der Therapie bespreche, hab das Talent mich bei sowas schnell zu überfordern und auf so was wie gestern abend hab ich im moment keinen Bock (eigentlich nie)

Ich möchte dir nochmal danken, komme durch dieses Fragenstellen und teilweise beantworten und auch durch euer hinterfragen in sagen wir es mal positivere Gedanken hinein. ("Das einen rießigen Berg vor sich haben und das nicht hinbekommen"+"Totale Verwirrung"-Gefühl ist in angenehmere Entfernung gerückt)

Kannst du es jetzt besser verstehen, wie ich da drauf gekommen bin und was ich meine.

LG Cloud
catse82
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Registriert: 3. Jul 2009, 22:47

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von catse82 »

Hallo Thomas-Michael,

hast du nicht Lust einen Teppich-Fallschirmspringer-Club zu gründen. Würd mich auch als ehrenamtliches Mitglied melden. Bin glaub richtig gut darin.

Was du schreibst war in den letzten Sitzungen bei mir fast genauso, nur das meine Therapeutin mir das nicht ins Gesicht gesagt hat, sondern mich solange rumeiern lassen hat bis ich selbst drauf gekommen bin.

Was bedeuted dieses "gespiegelt"? Was hat sie da gemacht? Klingt sehr aufwühlend (verletzend?).

Du hast auch schon ne Menge durchgemacht. Und bravorös gemeistert. Ganz schön viel für Andere?
Wo bist du denn dageblieben? Ich glaube jetzt einfach mal das du dir diese Frage auch öfters stellst. Wenn das nicht so ist, dann korrigier mich bitte.

Fühl mich nicht mehr so allein durch deinen Beitrag. Es trifft einfach so vieles auch auf mich zu.

Wünsch dir noch alles Beste und uns das noch mehr Antworten und Ideen zu diesem Thema kommen

Angenehme Nachtruhe
Cloud
otterchen
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Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen Cloud,

Du schreibst

Auch was mir Angst macht ist dieses:
Was ist wenn ich z.B. 5 Anteile (oder x-belibig viele) in mir hab und die jetzt alles was anderes wollen:
-Wie löst man dann so ein Problem?
-Ist ein Anteil der Obermacker?
-Sollen Kompromisse geschlossen werden?
-Entsteht dann nicht bei einem Anteil das Gefühl immer hintenanzustehen und ein anderen ist übermächtig? - Irgendwie ist das gerade so bei mir ohne das ich diese Anteile benennen kann/will?

Wenn man sich diesen Persönlichkeitsanteilen zuwendet, kann man herausfinden, wer da alles beteiligt ist.
Man kann diese Anteile dann z.B. umstellen: den Kritiker weiter nach hinten, an seiner Seite den inneren Anwalt.
Das Kind an die Seite eines mütterlichen Anteils.
Die Ängstliche an die Seite der Kämpferin und der Hoffnungsvollen...
usw.

Naja, Du merkst sicher, dass ich mit dieser bildhaften Vorstellung des inneren Teams viel anfangen kann. Mir hat es sehr geholfen, da mal intensiver in mich reinzuhorchen. Und es sind sicher mehr als 5 Anteile, die man in sich hat
Man kann übrigens auch neue Persönlichkeitsanteile erschaffen - bei mir war das ein innerer Fürsprecher (Bodyguard/Anwalt).
Und: ich kann bei Bedarf einzelne Persönlichkeitsanteile weiter nach vorne holen bzw. umstellen, jemandem die Führung überlassen, ihn gezielt zu etwas befragen etc.
Man kann das alles integrieren und diese Anteile wie ein Team für sich "arbeiten" lassen, es umformen etc.


Ich hoffe, ich trete Dir jetzt nicht zu nahe, wenn ich Dir meinen Eindruck schildere:
bei Dir scheinen irgendwie viele verschiedene Persönlichkeitsanteile vorne zu stehen und den Ton anzugeben (bzw. sich ganz schön laut und nachhaltig zu Wort zu melden). Einer schreit "hüh", der andere "hott", und Du gehst mal nach links, dann nach rechts, dann bleibst Du stehen...



es ist besser wenn ich das in der Therapie bespreche

Aber ja - das geht nicht mal eben hier so im Forum

Ich fand die Begegnung mit meinen inneren Anteilen richtiggehend spannend, und ich habe z.B. richtige Dialoge mit einzelnen Anteilen geführt, um dahinter zu kommen, was sie eigentlich wollen.

Ich wünsche mir für Dich, dass Du in der Therapie einen Weg findest, um aus dieser Ambivalenz herauszufinden (eigentlich zweitrangig mit welchen Mitteln).
Ich wollte Dir nur rückmelden: es geht
Also gebe ich Dir etwas Hoffnung und Gelassenheit mit sowie den Wunsch nach Geduld und Zuversicht.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Thomas-Michael
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Registriert: 8. Okt 2009, 20:41

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von Thomas-Michael »

Hallo Cloud,

schönen Dank für deine Antwort - tut mir gut.

Meine Therapeutin war beim letzten Termin ziemlich angessäuert - wegen mir - weil ich, nachdem ich erneut in eine Depressive Phase gefallen (auch mit viel Angst..) bin - bei Ihr sehr kurzfristig einen neuen Termin bekam.

Ich war dann mit dem Rücken krank - habe den 3. Termin abgesagt - und dann fast 3 Wochen benötig (hatte richtig schiss davor), einen neuen Termin zu machen.

Als ich dann an dem Dienstag dort war, hat sie mir mein Verhalten "gespiegelt"...indem sie mich hat wissen lassen, dass dies so nicht i.O. sei. Sie ist der Meinung, dass ich in manchen Dingen sehr "ambivalent" sei.

Was ich so wußte - aber der Ausdruck dafür fehlte mir...ich bin so oft hin- und hergerissen...das ist oft wie Ping-Pong mit mir selbst...

Wenn ich eine Therapie machen wolle, und ich quasi dadruch "Hilfe" suche, sei es etwas "komisch", das ich auf der andern Seite Wochen verstreichen lasse...ohne mich bei ihr zu melden. Und da hat sie sich eben gefragt - ob ich überhaupt genügend "motiviert" bin.

Das war echt heftig - da kamen noch ein- zwei andere Dinge, die sie mir sagte (ich fand übrigens - dass sie fast überall ins Schwarze getroffen hat...nur die Art...na ja - war vielleicht nicht ganz so...aber...dennoch...hat sie mich so sehr gut erreicht.) Im Verlauf des Gespräches kam dann übrigens raus, dass ihr Montags (einen Tag vorher, als mein Termin war) 4 Patienten abgesagt hatten...ich denke - da habe ich einfach "gut" reingepasst...

Für die Gangart, die sie da angeschlagen hat, bin ich ihr zwischenzeitlich dankbar...sie hat mich mit der Nase darauf gestoßen, was ich wohl nicht wahrnehmen wollte / konnte - oder so...

Deine "Fragen" (wer bin ich? was will ich? etc.) haben mich auch wieder sehr beschäftigt...in diesem Zusammenhang besonders.

Dein Beitrag (ganz oben) hat mir wirklich aus der Seele gesprochen...


Liebe Grüße und einen schönen Tag

Thomas-Michael
Regenwolke
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Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Ambivalenz !? Was tun? Nichts tun? Rauskommen?

Beitrag von Regenwolke »

Hi Cloud,

ich kenne diese Ambivalenz auch sehr gut, immer wieder ist das auch Thema in meiner Therapie, gerade vor kurzem wieder.
Wie Otterchen kann ich mit dem Bild der "inneren Anteile" ganz gut arbeiten, weil es mir sortieren hilft, welche Gefühle und Gedanken alle da sind.

Wichtig ist für mich, zu sehen, dass alles was da ist, eine Berechtigung hat, es geht nicht um ein entweder/oder, sondern darum, Dinge zu verbinden, ja, auch Kompromisse zu finden.
Wenn Du zum Beispiel Hilfe willst und gleichzeitig die Kontrolle behalten, dann steht halt beides nebeneinander (ich kenne das übrigens gut), es läßt sich nicht lösen, indem du eines von beiden wegdrängst, sondern nur, indem Du beidem Beachtung schenkst und mit der Therapeutin nach Wegen suchst, mit dieser Ambivalenz umzugehen.

Selber merke ich übrigens, dass - umso offener ich mit der Ambivalenz umgehe und mich traue, auch widersprüchlich zu sein bzw. innere Widersprüche zu thematisieren - umso besser in der Therapie daran gearbeitet werden kann.

LG, Wolke
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