Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

HelH3
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von HelH3 »

N'Abend Wölfin

so oft wende ich diese Bewältigungsmethode zum Glück nicht an - hätte also ggfs noch genug Geschirr zum Kaputtmachen...

LG Helena
BeAk

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von BeAk »

Liebe Helena,

>>>>Ich erwähne dies übrigens, um speziell dir mitzuteilen, dass auch tiefenpsychologisch therapierende Psychiater schon mal konkrete Handlungsempfehlungen abgeben…<<<<

Jepp, solche Psychiater gibt es. Habe vor 3 Wochen genau so ein Exemplar kennen gelernt und bin jetzt seine Patientin.
BeAk

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von BeAk »

Lieber Chimera,

ich habe die Friedenspfeife angenommen.
Unkraut
Beiträge: 21
Registriert: 17. Jun 2009, 19:57

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Unkraut »

Hallo ihr lieben Streithähne!
Ich habe diesen Thread von Anfang an mit großem Interesse verfolgt, da ich Ryan im Großen und Ganzen aus meiner eigenen Erfahrung heraus zustimmen kann. Sorry, wenn ich dieses schöne Friede-Freude-Eierkuchen-Ende störe, aber ich muss nun doch kurz meinen Senf dazu geben, auch wenn's vielleicht niemand mehr liest, aber meine Anmeldung hat sich bißchen hingezogen..naja, jedenfalls hat mir das Thema Wut etc bzw. Ryans gesamter "Therapieplan" (die "" sind nicht abwertend zu verstehen, nur geh ich davon aus, dass du kein Therapeut bist, daher isses ja dein ganz persönlicher Weg zur Heilung der Depression) keine Ruhe gelassen und ich muss einfach noch was dazu sagen, und zwar finde ich es schade, dass du, Ryan, die Wut (und Traurigkeit) so sehr in den Vordergrund stellst, die natürlich ein Riesenthema sind und der erste Schritt zu emotionaler Heilung..., aber der nächste Schritt klingt nur kurz im letzten Abschnitt an, nämlich dass man, wenn man die Wut und die Traurigkeit rausgeschrien und rausgeheult hat, anfangen muss, sich wieder für die wichtigen Dinge zu interessieren bzw für die Dinge, die man wirklich will, denn hinter der Wut und der Traurigkeit stecken doch unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte ...
Und ich finde es wahnsinnig schwer, herauszufinden was man wirklich will und das dann auch durchzusetzen, ohne sich ganz schnell wieder entmutigen zu lassen und wieder ganz viel Wut und Traurigkeit anzusammeln...bis zur nächsten Depri.., das erinnert mich irgendwie an die unendliche Geschichte, in der Bastian sich alles wünschen kann, aber es ihn nicht glücklich macht, weil er sich nicht von seinen wahren Wünschen leiten lässt..
Naja, vielleicht ist das ein Thema für einen anderen Thread, gab's sicher auch schon mal...
Puh, ok, das musste ich doch noch loswerden, im Sinne meiner "Wuttherapie"
BeAk

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

hier mal ein Link zu Psychotherapie und Emotionen.

Lest mal Seite 20

http://books.google.com/books?id=s-UFqV ... de#PPA9,M1

Es gibt eine ganze Reihe von Emotionen die mit Psychischen Störungen einhergehen, nicht nur Wut auch Scharm, Angst usw.
Und es gibt Emotionen die andere Emotionen verdecken, wie hier auch schon geschrieben wurde. Das ist häufig bei Wut der Fall, dann sollte man schauen was hinter der Wut steckt.
Wichtig ist auch, das das ausdrücken der Emotionen allein noch nichts bewirkt, die Verarbeitung muss weiter gehen.

Und es gibt, wie hier auch schon genannt wurde, das es einige Menschen ihre Emotionen nicht ausrechend kontrollieren können. Für sie ist es wichtig, zu lernen sich von ihren Emotionen zu distanzieren.

Und wiederum andere Menschen haben Schwierigkeiten ihre Emotionen war zu nehmen oder und in Worte zu fassen. Sie wiederum sollten genau daran arbeiten.

Deshalb ist ein Konzept allein für alle, die Wut rauslassen, absolut nicht passend.

Eine gute Psychotherapie ist mir wutrausschreien allein nicht machbar.
cool
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von cool »

Hallo Mien !!!



Herzlich willkommen im Forum.
Klasse posting.

Ganz herzliche Grüße Cool
Unkraut
Beiträge: 21
Registriert: 17. Jun 2009, 19:57

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Unkraut »

Danke Cool!
Hatte schon befürchtet, dass jetzt die ganze Diskussion nochmal von vorne losgeht, das hatte ich nämlich nicht im Sinn . Bea, ich find deine Links sehr interessant (hab noch nicht allzu viele davon gelesen, muss ich gestehen) und sie stehen auch gar nicht im Widerspruch zu dem was ich ausdrücken wollte, falls das so bei dir ankam. Meine Wut empfinde ich oft mehr als ein Symptom, als eine Art Schutzmechanismus, der nach außen wirkt und somit für meine Mitmenschen sichtbar ist, oder auch nicht, da ich eher meine Wut in mich hineinfresse, aber dahinter stehen natürlich noch eine ganze Reihe anderer Gefühle, die ich nicht immer bewusst wahrnehme...
Mich würde eben sehr interessieren, was ihr macht, um den ganzen Müll an negativen Gefühlen loszuwerden, ein paar Tips habe ich ja schon gelesen... und wie es danach weitergeht...mh, ich versuch mal mein Problem mit einem Bild zu umschreiben..also ich habe quasi eine Mauer um mich herum, hinter dieser Mauer ist ein Riesenberg aus Wut, Angst, Verzweiflung, naja, alles mögliche..und dahinter ein See aus ungeweinten Tränen, und irgendwo ganz tief am Grund des Sees liegt eine Kiste, in der all die verdrängten (eher positiven) Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte weggeschlossen sind...
Empfindet das jemand ähnlich wie ich und kann mir sagen, wie ich an diese Kiste bzw. deren Inhalt komme? Oh, sollte ich dafür vielleicht einen neuen Thread eröffnen?
Noch jemand da ? Mien
BeAk

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von BeAk »

Liebe Mien,

Deine Texte sind wirklich gut und führen das Thema konstruktiv weiter.

Mein Bezug zum Thema ist ein anderer. Ich hatte meine gesammten Gefühle/Emotionen abgespalten, so das ich sie nicht warnehmen konnte. Sie waren zwar vorhanden, aber für mich nicht spürbar. Ich habe lange, 2 Jahre in der Konzentrativen Bewegungstherapie daran gearbeitet, meine Emotionen warnehmen zu können. Mitlerweile geht es.

Meine Verhaltenstherapeutin wollte einmal das ich negative Erlebnisse der frühen Kindheit, ala Reddemann, in meiner Phantasie umwandele um weniger negative Emotionen zu haben. Diese Ansatz gefiehl mir überhaupt nicht.
Mir ist es wichtig meine Emotionen zu spüren, sowohl negative als auch positive.
Das fühlt sich für mich richtig an.
Unkraut
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Unkraut »

Hey Bea!
Hab mir deinen Link nochmal genauer angesehen, superinteressant. Bin auf Seite 57 auf eine sehr interessante Info gestoßen, und zwar steht da, dass man Ärger und Wut um so intensiver und ich glaub auch häufiger erlebt, je öfter man beides auslebt.
Daraus soll nochmal einer schlau werden, was denn nu? Ausleben, in sich reinfressen, ein abstraktes Wutbild malen...naja, kommt sicher auf die Situation an, kennt ihr noch die Werbung, in der die Mami mit ihrem Sohnemann im Supermarkt steht und der sich auf den Boden wirft und den Laden zusammenschreit, weil er unbedingt ..., weiß nicht mehr was, haben will? Und was macht die gute Frau? Sie wirft sich ebenfalls auf den Boden und schreit , zur Verwunderung des kleinen Schreihalses. Im Fernsehen ist das natürlich urkomisch, aber trau sich das mal einer im echten Leben, also ich nich , obwohl ich schon unangenem werden kann, ohne meine tägliche Dosis Schokolade .
Jetz hab ich ein bißchen den Faden verloren, sorry, ähm, noch ein Wörtchen zu Fachbüchern im Allgemeinen, wie schon gesagt, hochinteressant, aber ehrlich gesagt, is mir ein Mensch, der genauso empfindet wie ich und mir wertvolle praktische Tips geben kann tausendmal lieber als alle Fachbücher, die mir mit höchst komplizierten Fachbegriffen erklären, warum und wie ich zu ticken habe..
Deswegen hab ich mich ja auch hier angemeldet, weil's viel heilsamer ist, hier ein paar nette und hilfreiche Worte zu lesen, oder auch mal eine gepflegte Diskussion zu führen, als die Ursache und Lösung für emotionale Probleme in nüchternen Wortungetümen zu suchen (das geht jetzt nicht gegen dich Bea, hab gelesen, dass du auch gerade in der Therapeutenausbildung bist? und die brauchen natürlich auch das nötige Fachwissen..)
Mh, schön wieder den Faden verloren, wollte damit nur sagen, is nett bei euch
Unkraut
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Unkraut »

Ups, sorry Bea, bin total lahm mit dem Schreiben.
Du bist also mehr für "erlebnisorientierte Therapie", wenn ich den Begriff richtig verwende. Ja, hab deinen Thread über die Körpertherapie noch bißchen im Kopf, sowas kannte ich gar nicht und find's richtig gut, besonders, wenn man nicht in der Lage ist, sich sprachlich oder irgendwie künstlerisch auszudrücken, ich mein, Kommunikation läuft doch zu 60% über die Körpersprache, selbst wenn du nicht bewusst wahrnimmst wie du dich fühlst, zeigt dein Körper die auf irgendeine Weise, wie es in dir aussieht und drängt dich in eine bestimmte Position/Körperhaltung...
Kann man nich irgendwie gleichzeitig schreiben und den Thread im Auge behalten, mein Gedächtnis ist zu so später Stunde doch bißchen lahm
Elsa08
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Registriert: 22. Mai 2009, 18:45

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Elsa08 »

Hallo, Alle,

ich verstehe nicht ganz, warum Ryan so "zerrissen" wird. Jeder hat doch seine eigene Wahrheit und vielleicht war er auch wütend und deshalb entsprechend "messiashaft" in seiner Äusserung. Keiner ist perfekt. An dem Punkt packt es ihn eben. Andere werden an anderen Punkten energisch und äussern dies auch entsprechend.

Und die Diskussion Psychoanalyse/analytisch orientierte Therapie gegen Verhaltenstherapie gibt es schon, seit es Therapie gibt. Das muss jeder für sich entscheiden. Aber aus schlechten Erfahrungen heraus kann man nicht gleich eine Form allgemein vertäufeln. Oder Therapeuten. Das ist ein ganz schmaler Grat.

Ich kann nur sagen, dass ich beides erlebt habe und dass jede Therapieform mir zur jeweiligen Zeit geholfen hat. In meiner ganz aktuten Phase, als gar nichts mehr ging vor lauter Angststörung und Depression (Einkaufen, heraus gehen allgemein), hat mir die VT geholfen. Die hat aber erstmal nur die Symtome beseitigt. Auf lange Sicht hat mir die tiefenpsychologisch orientierte Therapie geholfen.

Wie man Wut loswerden kann (von mir erprobt, aber auch das ist für Jeden anders):

Einfach mal die Türen knallen lassen(scheiß´auf die Nachbarn), wilde Bilder malen in Acryl auf Leinwand (z. B. Grundfarbe auftragen und in anderer Farbe dagegen spritzen...wird Jedesmal anders und sieht geil aus), Kopfkissen verprügeln, Familie und Arbeitgeber mal NEIN sagen, herausgehen und an unbelebter Stelle laut schreien, Polterabende nutzen zum Geschirr-Zerdeppern ;........
elsa
Bärwolf
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Bärwolf »

Auch wenn der Text in einer etwas absolutistischen Diktion daher kommt, kann ich ihm doch einiges abgewinnen; und was den Bereich der Wut betrifft meinerseits vieles nachempfinden. Ob es "die komplette Wahrheit" ist möchte ich hinten anstellen, ich weiß nicht ob es die so gibt. Für mich kommen, was meine Erkenntnis zur Depression betrifft, auch noch sehr stark die krankmachenden "Außenumstände" hinzu, also eine krankmachende Arbeitswelt z. B., die in meinen Augen in unserem derzeitigen Staats-Gesellschafts-System vollkommen irre Art und Weise wie diese von statten geht, da scheint mir ein "kollektiver Krankheitsvirus" vorzuliegen, der von vollkommener Irrationaltität getrieben wird.
Man lese hier nur die aktuellen Beiträge am Beispiel Profifußball (Deisler/Enkes), nur um mal hier was aktuell Augenscheinliches zu nennen http://www.zeit.de/sport/fussball/2009- ... ssion-tabu
Aber in fast allen anderen Berufsbereichen sieht es doch ähnlich aus. Wer möchte schon gerne z.B. in ein Krankenhaus eingeliefert werden, wo der operierende Arzt vielleicht das letzte mal vor 24 Stunden geschlafen hat und dann übermüdet zum Skalpel greift?
Etwas das heutzutage überall üblich ist. Warum ist das in Deutschland so? Warum ist das nicht so in Skandinavien oder Mauritius?
Beispiele aus anderen Berufsfeldern schenke ich mir, jeder wird da aus seinem Bereich was beitragen können.
Diesen Irrsinn der äußeren Lebenswelt in der wir leben zu erkennen und nicht mehr nur sich selbst die "Schuld" für versagen zu geben ist m. e. ein erster Schritt.
Für mich war es irgendwann ein Segen in diesem Rattenrennen nicht mehr mitzumachen, auch wenn ich es noch lange wollte. Es war das kleinere Übel dann auf ALG II zu sein, auch wenn das JobCenter/Arbeitsagentur einem in einer erneuten Sklavenabhängigkeit hält (z.B. du darfst den Wohnort nur nach Genehmigung durchs Amt verlassen und mußt das beantragen, es wird permanentes Wohlverhalten verlangt, ansonsten Geld gestrichen, du bist einer gewissen fürstlichen Willkür durch deinen Vermittler ausgeliefert, du wirst in Schwachsinnsmaßnahmen vermittelt die niemandem was bringen, außer dem Träger der damit Geld verdient, usw. usw.). Tja, und schon bist du wieder in der Depression, wer soll sowas denn aushalten?
Das nächste wäre der Weg in die Rente, was ein Befreiungsschlag sein kann im Verhältnis zu dem von mir zuvor geschilderten. Aber selbst da scheinen noch einige ein schlechtes Gewissen zu haben (wie ich einigen Beiträgen hier entnehmen konnte), weil sie ja angeblich dem Steuerzahler auf der Tasche liegen. Meine Empfehlung diesbezüglich: macht es wie die Finanzhaie, die kennen kein schlechtes Gewissen, werden (siehe Finanzkrise) von der Politik für ihre Dreistigkeit noch belohnt und lieben es von Schuld- und Steuergeldern versorgt zu werden.

Ich habe (sogar recht früh) gelernt diese staatlich-gesellschaftlichen Umstände mit einzubeziehen was das Thema Krankheit/Depressionen betrifft und diese nicht einfach zu verdrängen. Leider ist das aber kein Weg keine Depressionen mehr zu haben, ganz im Gegenteil,aber zumindest sucht man nicht mehr nur bei sich die Schuld.
Bärwolf
Elsa08
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Elsa08 »

Liebe(r) Bärwolf,

aber willst Du Dich so abhängig machen von Ämtern oder Personen oder Vereinen oder Umständen? Sorry, aber bin gerade total auf dem Unabhängigkeits-Trip, versuche mich auch gerade vom Rauchen und von meinem Vater zu lösen.

Und ich bin gerade auch "abhängig" von Harz 4. Klar, es ist schon scheisse, wie Du Dich erklären musst und so, aber davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich mache so, wie ich kann. Und sonst finde ich Unterstützung bei meiner Ärztin.

Zu Robert Enke: Ich kann das alles so gut verstehen und wahrscheinlich stehe ich auf der Sonnenseite, was meine Behandlung angeht.

Mich ärgert, dass anhand dieser Prominenten das Thema Depression immer so aktuell wird. Sonst interessiert sich Niemand wirklich dafür.

Es ist sehr tragisch, dass anscheinend diese übermächtige Angst zu dem Selbstmord geführt hat. Ich selbst leide nicht "nur" an den mit Depressionen verbundenen Angstzuständen, sondern auch an einer "separaten" Angsterkrankung. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass alleine diese Angst zum Selbstmord führt. Ich hatte immer das "Glück", diese Angst irgendwie zu erkennen und meinen Ärzten oder Therapeuten gegenüber zu verbalisieren. Im Nachhinein. Früher stand ich auch unter dem Druck, in den Himmel gelobt und dann verlassen worden zu sein. Beide Extreme zu erleben.

Es ist tragisch. Leute, redet über Eure Ängste, habt das Vertrauen, dass es ein übertriebener, bedrohlicher Gefühlszustand ist, aber nicht wirklich in der Existenz bedroht. Geht zum Arzt, lasst Euch Medikamente verschreiben oder geht in eine Klinik. Amen.
elsa
Bärwolf
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Registriert: 11. Nov 2009, 21:37

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Bärwolf »

Liebe Elsa,
danke für deine Antwort!
Ich stimme dir in deinen Aussagen grundsätzlich zu, selbstverständlich will ich mich nicht von den Ämtern (und/oder irgend jemand anderem) abhängig machen. Auch ich habe diesen sehr starken Freiheitsdrang, seit frühester Jugend in mir und mir war immer wichtig Freiheit & soziale Verantwortung nicht gegeneinander antreten zu lassen sondern irgendwie zusammen zu bringen. Ich muß aber gestehen, dass das früher leichter für mich war (Anfang der siebziger Jahre). Du siehst, ich bin ein etwas älterer Zausel (56)und habe da bereits so einiges hinter mir, eben auch was das Thema Depression betrifft (das erste mal so richtig mit 14 Jahren, dann viele Jahre gar nichts, dann wieder schwere Episoden und wieder Zeiten ohne. Seit den letzten 10 Jahren aber häufiger und verstärkte Episoden).
Was ich sagen wollte war lediglich, das die Ämterabhängigkeit, so schlimm ich sie empfinde, nichts gegen das war was ich vorher in der Berufswelt erlebt habe.
Ich habe selber viele Jahre im sozialen Bereich gearbeitet (u. a. im Sozialmanagement einer großen Einrichtung für sozial benachteiligte Jugendliche und junge geistig-und psychisch Behinderte).

Heute stelle ich mir nach wie vor die Frage, wie kann man einer sinnvolen Beschäftigung nachgehen, auch wenn man gewissen Einschränkungen unterliegt, die einem Gemäß ist und von der man auch noch einigermaßen gut leben könnte.
Wenn ich das hier so schreibe, kommt es mir so vor, als wenn man die Forderung nach dem Paradies auf Erden formulieren würde, gerade in Zeiten wo es immer mehr Erwerbslosigkeit gibt und die sozial Krise sich ausbreitet.
Aber ich schaue weiter. Wie es manchmal so ist, habe ich zufällig gerade gestern im TV bei Frau Illner einen interessanten Menschen gesehen, den Therapeuten und Unternehmer Friedrich Kiesinger.

http://www.brandeins.de/archiv/magazin/ ... arbei.html

http://www.visionsummit.org/439.html

"Mit dem 1999 gegründeten Sozialunternehmen Pegasus kämpft der Psychologe Friedrich Kiesinger gemeinsam mit seiner Frau Andrea für die berufliche Wiedereingliederung sozial benachteilgter Personen, insbesondere psychisch Kranker, körperlich und/oder sinnesbehinderter Menschen, sowie von Randgruppen wie z.B. Migranten. Pegasus hat über 100 feste Arbeitsplätze geschaffen für Menschen, die sonst kaum Chancen hatten, auf dem normalen Arbeitsmarkt Arbeit zu finden. Pegasus hat so den Social Business Gedanken auf beispielgebende Weise umgesetzt."http://www.pegasusgmbh.de/

Wenn man von solchen Projekten hört gibt es doch wieder ein wenig Hoffnung. Vielleicht werde ich mich da mal melden.

Z. Z. muß ich mich aber leider auf Wohnungssuche begeben, da das JobCenter die Miete für unsere jetzige Wohnung (Bedarfsgemeinschaft) nicht mehr zahlen will, da diese zu teuer geworden ist.
Das hat mich wieder voll runter gebracht und es kostet mich größte Mühe dem nachzukommen, andere Dinge (wie meinem EinEuroJob in einem Buchantiquariat einer sozialen Einrichtung nachzukommen) gehen z.Z. gar nicht. Bin krank geschrieben. Was erstmal eine Erleichterung ist, um etwas zu sich zu kommen, brauche viel Ruhe....

Ich wünsche dir in deinem aktuellem Freiheitsbestreben viel Glück und eine erfolgreiche Umsetzung deiner angestrebten Ziele.
Bärwolf
niederländer

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von niederländer »

Hallo Bärwolf,

Ich kenne Vieles aus deine Situation. In 2006 bin ich als Eu-Bürger umgezogen nach Deutschland. Damals war ich arbeitslos. Meine jetzige Frau hat einen recht guten Job.
Ich bekomme kein Cent. Als Eu-Bürger hat mann wenig Rechte. Mann ist beser einen Asylbewerber. Die bekommen Geld eine Wohnung usw.

Nach viele €400,- Jobs wo ich regelrecht ausgenutzt bin hab ich mich entchlossen ein Studium zu folgen. Später möchte ich mich selbständig machen als Heilpraktiker.
Ich bin eigentlich gelernter Käsemacher und habe 30 Jahre in die Milchwirtschaft gearbeitet. Trotzdem keine Arbeit gefunden. Zu alt, ect.
Ich habe die ganze automatisierung und sanierung der Milchwirtschaft erlebt. Keine schöne Zeit.
Seit 2002,als meine Molkerei in Konkurs ging, hab ich nie wieder ganztags gearbeitet.

Im Moment habe ich damit wenig Probleme. Es gab aber Zeiten das ich mich nutzlos und wertlos fand und dann oft depressiv war.

Du hast völlig recht. Die Arbeitswelt ist nicht mehr wie vor 30 Jahre. Man ist mehr wie noch nie ein Produkt das man ausnutzen kann und ersetzen.
Vor allem ist man ersetzbar und zählt man nur wenn man nicht Krank wird.
Ausserdem wird verlangt das man flexibel ist, stressresistent und produktiv bis zum geht nicht mehr !

Ist das meine Lebenserfüllung ?

Gruss,

Benny
Bärwolf
Beiträge: 10
Registriert: 11. Nov 2009, 21:37

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Bärwolf »

Hallo Benny,

um auf deinen letzten Satz zu kommen und die Frage der Lebenserfüllung. (Du hast sie ja im grunde schon selbst beantwortet.)
Das kann es natürlich nicht sein.

Ich wünsche dir viel Glück, dich gegen die Anfechtungen zu wehren.

Gruß
Bärwolf
ichunddu
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Registriert: 29. Jul 2009, 22:05

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von ichunddu »

Sorry: offtopic, muss aber sein!!

Hallo Benny,

mir sind die folgenden Sätze aus deinem Posting nicht gut bekommen:

>>Meine jetzige Frau hat einen recht guten Job.Ich bekomme kein Cent. Als Eu-Bürger hat mann wenig Rechte. Mann ist beser einen Asylbewerber. Die bekommen Geld eine Wohnung usw.<<

Ist dir wirklich nicht klar, WIE gut wir es als EU-Bürger im Vergleich zu Millionen Menschen im Rest der Welt haben??? Dann mach mal mit Hirn deinen Fernseher an oder lies eine vernünftige Zeitung.
Ein paar Menschen aus eben diesem Rest der Welt stellen dann in der EU Asylanträge und ... bekommen mal eben "Geld und Wohnung"?!? Das kannst du nicht im Ernst glauben.
Sorry, aber das sind Sprüche auf dem Niveau unserer miesesten Boulevard-Zeitung; persönlich bedrückender finde ich aber vor allem, wie in solchen Urteilen/Meinungen Mernschen in schwierigen Situationen sozusagen gegeneinander ausgespielt werden - weil du dich ungerecht behandelt fühlst, suchst du eilig nach einem Blitzableiter.
Ich finde, du kannst dich glücklich schätzen, dass deine Frau einen guten Job hat, dich unterstützt und dir dein Studium ermöglich. Warum also dieser Seitenhieb auf noch Schwächere? Klagen wir nicht gerne alle mal über die unmenschliche Gesellschaft? Hier - in diesen Geisteshaltungen - fängt sie an, wenn ihr mich fragt.


mit Grüßen,

Goetthin
niederländer

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von niederländer »

Hallo Goettin,

Ich habe so meine Erfahrungen als Ehrenambtlicher Mitarbeiter in Sachen Asylbewerber.
Auch habe ich meine (schlechte) Erfahrungen mit "Profi-Arbeitslosen "
Natürlich sind nicht alle nur Profiteure, aber trotzdem....
Gruss,

Benny
HelH3
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Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von HelH3 »

Hallo Benny,

lese den Satz im fraglichen Posting erst jetzt und muss der Goetthin 100%ig zustimmen - der Satz passt, finde ich, irgendwie überhaupt nicht zu dem, was und wie du sonst so schreibst. Auch du würdest ganz bestimmt nicht lieber ein Asylbewerber als ein EU-Bürger in Deutschland sein wollen, da bin ich sicher.

Ich habe übrigens selber jahrelange Erfahrung als Betreuerin im Umgang mit Asylbewerbern. Solange sie diesen Status innehatten, lebte keiner in einer Wohnung, sondern vielmehr in einem Containerdorf. Das Geld war extrem knapp, arbeiten durften sie legal nicht.

Damals war Rumänien noch gar kein EU-Mitglied. Ich habe mitbekommen, dass einige Rumänen sich später gefälschte französische oder italienische Pässe besorgten, um ihren Aufenthalt zu sichern und vor allem endlich arbeiten zu dürfen.

Dass du keine zusätzlichen Gelder erhältst, liegt ganz klar daran, dass deine Frau arbeitet und ihr ggfs als Bedarfsgemeinschaft gelten würdet. Dies wäre ebenso der Fall, wenn du kein Niederländer, sondern Deutscher oder Iraner wärst. Was man vom Konstrukt Bedarfsgemeinschaft hält, ist wiederum eine ganz andere Sache.

Die sogenannten Profi-Arbeitslosen finden sich auch unter Deutschen.

Bevor hier noch unwürdigerweise eine Sarrazin-Debatte losgetreten wird, welcher Mensch denn als produktiv gelten dürfe, fände ich es gut, wenn du diesen Satz löschtest. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du ihn wirklich so meinst, wie er rüberkommt, aber dann könntest du ihn doch auch entfernen, oder?

Gruß Helena
Bärwolf
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Bärwolf »

Nur mal so nebenbei, weil mehr oder weniger gegenüber Benny politische Korrektheit eingefordert wurde. Scheinbar ebenso locker wird hier vom "Profi-Arbeitslosen" gesprochen, mit dem Unterton der moralischen Ablehnung, ohne zu refektieren was die näheren Gründe dafür sein könnten (und diese dürften individuell sehr unterschiedlich ausfallen), auch hier wird m. e. das Sündenbocksyndrom bedient, indem man den Begriff (aus der Religions- und Moralvorstellung hervorgegangen) DER SCHULD unterstellt.
Bärwolf
HelH3
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von HelH3 »

@Bärwolf

Ich habe den Begriff "Profi-Arbeitslose" von Benny zitiert, der es übrigens selbst schon in Anführungszeichen gesetzt hatte - allerdings habe ich noch ein "sogenannt" davor gesetzt, weil ich dieses Wort auch nicht mag.

Ich halte überhaupt nichts von derartigen Pauschalisierungen, generell nicht und erst recht nicht in diesem Forum.

Helena
niederländer

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von niederländer »

Guten Abend zusammen,

Ich habe wohl voll daneben geschossen und mein Ärger über manche gesellschaftlicher Vorgang falsch interpretiert.
Ich fühle mich dennoch stark benachteiligt dürch das EU Land Deutschland.
30 Jahre lang hab ich meine Sozialprämien abgetragen.
7 Jahre lang bin ich von €400,- Job nach €400,- Job gewandert.
Ausgepresst bin ich wie eine Zitrone.
So, das ist raus.

Einen schönen Abend,

Gruss,

Dutchy
ichunddu
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Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von ichunddu »

Ihr Lieben,

ich fordere keine political correctness sondern
HERZ UND HIRN.
Beides in guter Zusammenarbeit zu benutzen hilft manchmal auch gegen Depris...

Sagt die von unwissenden Geistern durchaus als "profi-arbeitslos" zu bezeichnende

Goetthin

@Benny

Das Gefühl benachteiligt zu sein/ sich zu kurz gekommen fühlen steht für meine Begriffe auch in Zusammenhang mit den Depressionen - in welchem genau weiss ich nicht zu sagen.
Ich habe absolut nichts dagegen, wenn du aus deiner Situation heraus Kritik an (staatlichen) Institutionen übst - aber schlimm finde ich bösartige Seitenhiebe auf noch Schwächere. Ich unterstelle nichts, aber mit dieser Art von Forumulierung stellst du dich gefährlich nah an den Stil rechter Hetzkampagnen. Und das wollte ich nicht einfach so stehen lassen an solcher Stelle.
Nicht dass ich dieses zu-kurz-gekommen-Gefühl nicht auch kennen würde, aber ich versuche damit bei mir zu bleiben...
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von HelH3 »

Goetthin, Benny

die staatliche Organisation unseres Arbeits(losen)marktes liefert wirklich zahlreiche Gründe fürs Verzweifeln/ Empören/ Ausgepresst-Fühlen... ein weites Feld.

Vielleicht eher was fürs Chatten?

LG Helena
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1699
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Depression - Die komplette Wahrheit (tiefenpsychologisch)

Beitrag von Anne Blume »

Gute Idee! Vielleicht könnten Sie das Thema bitte im Chat diskutieren.

Herzliche Grüße
Anne Blume
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