Ursachen von Depression

[Nadalien]

Hallo an alle!

Ich leide an einer schweren Depression.
Ursache dafür - sage ich jetzt mal - ist mein mangelndes Selbstbewusstsein, das seit meiner Kindheit getrietzt wurde.
Ich bin intelligent, habe aber alle Chancen, die sich mir boten, vergeigt.
Nun stehe ich in der Lebensmitte, sehe zurück auf ein absolut unerfülltes und leeres Leben und kann alles was ich mir leider nur erträumt habe streichen.
Ich hatte alle Voraussetzungen, etwas aus meinem Leben zu machen. Wünsche und alles waren da, nur mein Selbstvertrauen nicht.
Darum führe ich ein trauriges Leben in Depression, weil ich weiß, das ich nur noch ums Überleben kämpfen muss, d.h. Geldverdienen egal wie.
Mein Leben ist Scheiße, weil selbst versaut.
Kein Ausweg mehr, keine Freude, nur noch Unsicherheit und Verzweiflung.
Ich hasse mich so für das was ich NICHT getan habe.
Also ein Tipp an alle, besonders an die jungen unter 30: Scheißt auf alles und tut, wofon ihr immer geträumt habt. Für mich ist der Zug abgefahren.
Grüße, Nadalien

[Pfefferminza]

hallo nadalien


was du da schreibst, klingt sehr verzweifelt. hast du hilfe in dieser situation? einen therapeuten, zu dem du vertrauen hast. z.b.

sich träume und wünsche zu erfüllen endet nicht mit 30. ganz sicher nicht! vielleicht kannst du kein großer konzertpianist mehr werden. vermutlich ist es auch für eine astronautenkarriere etwas zu spät.

aber alles andere kann noch passieren. wenn du willst und dir mit unterstützung einen passenden weg aufzeigen lässt.


lg
pfefferminza



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betroffene für betroffene
http://www.depressionsliga.de

[Nienor]

Hallo Nadalien,

ähm, so ziemlich genauso habe ich vor einem Jahr auch gedacht.

Und etliche Züge sind natürlich auch abgefahren, ich muss damit leben, dass ich beruflich die falsche Entscheidung getroffen habe.
Ob ich in diesen Beruf zurückkehre, ist eher unwahrscheinlich, ich habe in jedem Fall eine berufliche Reha beantragt und das Arbeitsamt hat im Prinzip schon zugestimmt, will aber erst mal abwarten, bis ich stabil bin (war ich zum Gesprächszeitpunkt noch gar nicht) und eine Reha (Kur) gemacht habe.
Dann werden wir weiter sehen, ob wir auf meinem alten Beruf aufbauen oder evt noch mal ganz was neues kommt.
Ich bin übrigens 43, also absolut kein Jungspund mehr.

Ich werde immer bedauern, dass ich nicht Bio studiert habe, aber das werde ich natürlich nicht mehr realisieren können.
Und viele andere Dinge sind auch so, wie sie sind, aber ob es wirklich besser gelaufen wäre, hätte man einen anderen Beruf gewählt?
Ich weiß es nicht.
Da ich heftiges ADS habe, hätte ich auch sehr leicht im Studium scheitern können.

[Reve]

Liebe Nadalien,

das glaube ich dir gerne, dass du arbeiten musst um finanziell zu überleben.

Und ironischer Weise gibt es durchaus auch Leute, die arbeiten, damit sie überleben, wie ich z. B. weil sie sich sonst wert- und nutzlos vorkämen.

Wie meine Vorposter schon gesagt haben, ist der Zug noch längst nicht abgefahren. Ich hab mir mit Mitte Vierzig meinen Wunsch nach einer Berufstätigkeit (nach den Kindern) erfüllt und bin so nebenbei an ein Hobby geraten, das mich erfüllt.

Wenn du an deiner beruflichen Situation wirklich nichts ändern kannst, (ist das denn so???) gäbe es dann denn nicht die Möglichkeit, an deinem Privatleben etwas zu ändern, auch wenn du erschöpft und völlig mutlos bist?
Wobei natürlich das eine vom anderen stark abhängt.

Wenn beide Bereiche – also Privatleben und Arbeitsleben - so schlecht abgedeckt sind, wird’s kritisch, was könntest du tun, vielleicht andere Bereiche stärken wie den Bereich Wellness, den Bereich Hobby, den Bereich persönliche Weiterbildung, den Bereich Ernährung vielleicht mit Umstellung auf Öko oder so, damit es interessanter wird, den Bereich Sport mit Fitness-Studio oder Joggen.

Weißt du was ich meine, du musst meiner Erfahrung nach versuchen, auf irgendeine Art und Weise Spannung in dein Leben zu bringen, ohne zu sehr auf Hilfe von außen zu hoffen, weil man sie oftmals nicht bekommt. Meine beiden Therapeuten allerdings haben mich auf meinem Weg in dieser Hinsicht sehr bestärkt.

Hoffe sehr für dich, dass noch bessere Tipps folgen werden.

lG Carin

[Nadalien]

ich bin mutlos.
alles was mich interessiert oder glaubte zu können ist weg.
ich werde versuchen zu überleben.

[Reve]

>ich werde versuchen zu überleben.

Nadalien, so ähnlich hab ichs auch formuliert. Ich hab zu meinem Therapeuten gesagt, ob er mir beim Überleben helfen würde? Hast du denn jemanden?

lG

[Nadalien]

ich bin in psychotherapeutischer Behandlung, miene Therapeutin hat mir nahegelegt in eine Klinik zu gehen.
Doch wenn ich dort raus bin, wartet der Alltag auf mich, den ich für mich selbst verwirkt habe, also glaube ich nicht, dass ich mich fangen werde.
Ich habe einen Freund. Der ist wegen mir mit den Nerven am Ende. Ich muss ihn wohl gehen lassen. Das verstärkt die Depression natürlich. Es ist ein Teufelskreis.

[Reve]

Nadalien, wenns danach geht, hätte kein schwer Depressiv-Erkrankter mehr einen Freund oder Partner, weil es fast immer bis "über" die Grenzen geht. Die Wirklichkeit ist so aber auch nicht.

[kormoran]

liebe nadalien,

du steckst wirklich tief im tief. was du beschreibst, kann ich nachvollziehen, auch ich habe für mich ähnlich formuliert. dass ich nur noch "fertigleben" müsse, aber alle möglichkeiten versemmelt und sowieso unerwünscht usw. usf...
mit der erfahrung, dass das nur eine, die tief-depressive perspektive ist, und das leben auch noch ganz andere seiten hat, die sich nach und nach wieder erschließen und eröffnen, möchte ich dir nahelegen, dem rat der therapeutin zu folgen.

nimm einfach mal als gegeben oder zumindest möglich an, dass deine jetzige sicht aufs leben ("verwirkt") depressiv ist und nicht die einzige gültige wahrheit. lass dich darauf ein, dir helfen zu lassen, der depression ihre macht zu nehmen.

falls du danach wirklich noch dein leben ganz ohne erfreuliche perspektive siehst, bist du eben so weit wie jetzt, sicherlich verlierst du nichts.

zuversicht und vertrauen wünscht dir
kormoranin

[kormoran]

hallo nadalien,

im forum ist zur zeit so viel los, dass ganz frische threads in nullkommanix auf der zweiten seite verschwinden.

wie geht es dir? kannst du dir vorstellen, das mit der klinik zu versuchen, dir eine chance zu geben?

die nur negative sicht ist für dich jetzt total real und für mich auch nachvollziehbar. es ist aber eine tatsache, dass die sicht depressiv beeinflusst ist und nicht die ganze welt darstellt!

alles liebe
kormoranin

[Nadalien]

Hallo liebe(r) Kormoran(in)!
Ich habe mich jetzt dafür entschieden ab Donnerstag in eine Klinik zu gehen. Alle Freunde halten zu mir, was ich sehr schön finde. Also überwinde ich die Verlustängste, verzichte auf ertragreiche Arbeit und eine Woche Urlaub in Polen mit meinem Freund und mach mich auf gesund zu werden. Hatte heute schon einen kurzen Vorstellungstermin und die Sachen sind für Donnerstag gepackt. Bin gespannt, auch ängstlich, aber ich hab ja nix zu verlieren. Würde ich so weitermachen wie bisher, dann würde mich das nächste Jahr garantiert umbringen. Ich will mir und meinem Leben aber noch eine Chance geben. Ein hartes Stück Arbeit wartet auf mich, aber ich will fleißig sein...
Grüße, Nadalien

[Depri1955]

Genau die richtige Einstellung !
Ich packe auch gerade meine Koffer. Es geht immer weiter, leider auch mal zurück.
Setzt dich nicht zu sehr unter Erfolgszwang, sonst bist du ungerechterweise von dir enttäuscht. Beruflich habe ich das erreicht was ich konnte. Hatte Hobby zum Beruf gemacht und bin letztendlich daran zusammen gebrochen. Ich habe z.B. bei einer Familienbildungsstätte yoga, Tai Chi u.ä. belegt bis ich das gefunden habe, was zu mir passt. Eine kleine positive Sache kann manchmal Wunder bewirken. Selbst ein zwischenzeitlicher Schlaganfall konnte mich nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
Nur jetzt wieder die sch... Arbeit.
Gib acht auf dich !

Gruß
Klaus