Nationaltorwart Robert Enke Suizid

FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von FönX »

Die Gründe für einen Suizid nach dem selbigen zu nennen - welche sollen es denn sein? die offiziellen, die vorgeschobenen? Die wahren? - hilft nicht viel. Wenn die Angehörigen meinen, darüber sprechen zu wollen/müssen, sollen sie es entscheiden. Ich habe in meinen Therapien eine Reihe MitpatienInnen gehabt, die als Hinterbliebene genau DAS Trauma verarbeiten mussten. Was die angesichts des gerade Erloschenen in dem Moment dachten, ist oftmals politisch sehr unkorrekt, und ich werde es auch hier nicht schreiben. Mich hat es aber sehr berührt und ist derart tief in mich eingedrungen, so dass ich - egal, wie tief unten ich war - unverzüglich und unmittelbar an diese Empfindungen denken musste. Hinzu kommt, dass ein Mitpatient mir anvertraute, was er als Ersthelfer beim Anblick eines Bahn-Suizids empfunden hatte.

Des weiteren hatte ich eine Kundin, deren Mann - ein prominenter Arzt ihrer Kleinstadt - sich das Leben genommen hatte. Sie bereitet ihr Trauma öffentlich auf. Sie erzählt offen, dass die Menschen die Straßenseite gewechselt hatten, als sie sie sahen, dass man jeden Kontakt mit ihr mied, über ihr letztlich den Schuldspruch für den Suizid ihres Mannes fällte.

Ihr seht, mit einer offiziellen Verordnung ("so hat es in der Zukunft nach einem Suizid zu lauten:'...'") kommen wir nicht weiter. Wenn die Gesellschaft - insb. die Medien - aus Menschen Tontauben machen (hochjubeln und dann abschießen), trägt sie einen großen Teil der Schuld, sowohl an den Depressionen als auch an den fatalen finalen Entscheidungen Betroffener.

Meine Empfindungen sind insbesondere bei den Hinterbliebenen aller S'Opfer.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
SisterGoldenHair
Beiträge: 1485
Registriert: 2. Aug 2007, 14:23

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von SisterGoldenHair »

http://de.eurosport.yahoo.com/11112009/ ... sucht.html

nun wird die Öffentlichkeit ein Mal mehr aufhorchen bez. dieser Krankheit und der Gründe, warum es soweit kommen kann...

leider horchen die meisten aber nur auf, wenn es um Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geht. was natürlich nicht bedeutet, daß mir dies nicht auch sehr nahe geht. Ich bin selbst betroffen als Angehöriger, und weiß zumindest, wie man sich dann als solcher fühlt.

Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
Narr-zisse
Beiträge: 56
Registriert: 28. Okt 2007, 13:05

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Narr-zisse »

Beati pauperes spiritu.
niederländer

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von niederländer »

Hallo Thomas,

Grad diese Woche haben wir das kontroverse Thema Suizid in meine Schule behandelt.
Ich mache ein Studium Heilpraktiker für Psychotherapie.
Natürliich sind die Ursachen eine Suizid vielfaltig.
Die Depression hat nun einmal den schlechten Namen, das sie tödlich enden kann.
Das ist die Realität.

Ob bei Robert Enke eine Depression vorlag ist ja noch nicht bekannt.
Spekulieren hat hier also keinen Sinn, alleine schon aus Respekt für die Hinterbliebenen.

Gruss,

Benny
Grenzgängerin
Beiträge: 618
Registriert: 25. Mär 2005, 23:44

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Grenzgängerin »

Doch inzwischen ist es bekannt, sein Arzt und seine Frau haben um 13 Uhr auf einer Pressekonferenz davon berichtet, dass er schon jahrelang wegen schwerer Depressionen in Behandlung war.
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

ich bekam eben von einer Freundin die SMS, dass im Laufe des heutigen nachmittags ein kompetenter Mann vom KND in Bayern 1 kommt und die darüber sprechen werden, wie es kommt, dass Depri's so häufig vorkommen etc. Müsste also alles vor 17.00 h sein.

Ob es in den aufgezeichneten Interviews auf der Seite von B1 zu hören ist, weiß ich nicht, ich hab noch keine Lautsprecher gefunden. Aber vllt. ist ja heut nachmittag von Euch auch vor den PC oder bügelt oder so und kann das nebenbei hören.

LG, Manuela
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von dolittle909 »

Hallo,

nun ist nicht nur klar, dass Robert Enke an Depressionen litt, nun ist auch klar, dass er nicht ins Krankenhaus wollte, weil er die Öffentlichkeit fürchtete. So äußerte sich seine Frau. Ob es mutig war, heute gleich vor die Presse zu treten, ob sie ihren Mann schützen wollte oder ob sie noch gar nicht realisiert hat, was passiert ist? Respekt verdient es allemal.

Trotzdem schaudert es mich, einen Menschen in dieser Situation zigfach zu fotografieren, zu filmen, ans trauernden Gesicht heranzuzoomen und jede Regung erbarmungslos für Millionen Zuseher zu dokumentieren...

Auch damit wird deutlich, unter welchem Druck depressiv Leidende stehen, insbesondere, wenn sie weit "oben" sind, wenn sie keine "verschrobenen" Künstler oder Literaten sind, wenn sie in einer männlichen, mit Schweiß getränkten Arena stehen und von hunderttausenden Fans bejubelt oder verdammt werden.

"Mir tut es schon fast körperlich weh, wenn ich wieder lesen muss, wie irgendeiner meiner Kollegen in der Zeitung durchs Dorf getrieben wird" sagte Robert Enke in einem Interview vor einem Jahr.

Wäre Enke Finanzbeamter oder Personalsachbearbeiter gewesen, hätte er vermutlich keine Angst vor der Öffentlichkeit gehabt. Vermtlich hätte er nicht gestern noch das Angebot abgelehnt, sich in der Klinik behandeln zu lassen.

Tragisch, traurig. So langsam glaube ich immer mehr, Depressionen sind die Krankheit, die am meisten versteckt werden. Versteckt bis zur Selbstverleugnung, versteckt bis zum Tod. Ob der ganze Rummel da jetzt was hilft? Ob das Schicksal eines Sebastian Deisslers hilft oder ein Robbie Williams? Ob es jetzt das letzte Vermächtnis von Robert Enke ist, die Öffentlichkeit aufzurütteln - und auch anzuklagen?

d.

P.S.:

"Labil" lief mir gestern auch über den Weg. "Robert war in letzter Zeit labil", so wurde irgend ein Vereinsverantwortlicher erwähnt. Damit verbinde ich jetzt keine Abwertung. Labil bedeutet nicht stabil.
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Dendrit »

Jetzt kommts. Ein Dr. Oliver Pogarell spricht.
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von dolittle909 »

PPS.: Hier noch ein kritischer Link zur Berichterstattung: http://11freunde.de/bundesligen/125581

d.
desertrose

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von desertrose »

Mein Beileid gilt der Familie und das Robert Enke diesen Weg gewählt hat, tut mir unendlich leid. Er muss wirklich sehr verzweifelt gewesen sein.

Ich kann aber seine Angst sehr gut verstehen, sich zu "outen". Mir geht es ja schon als nicht-öffentliche Person so. Die Angst vor Ablehnung, Stigmatisierung oder auch schlichtweg Arbeitsplatzverlust. Ich kenne den Druck, nach außen hin mit einer Maske herumzulaufen, nur damit keiner sieht, wie es in mir drinnen aussieht. Ganz besonders im Berufsleben ist dies der Fall. Nun musste ich meinem Chef doch reinen Wein einschenken und er hat zum Glück ganz toll reagiert.

Ich persönlich finde es unglaublich wichtig, dass Depressionen endlich in der Öffentlichkeit ankommen und auch die dümmsten Ignoranten begreifen, dass es eine schwere Krankheit ist. Eine Krankheit wie jede andere auch und die Akzeptanz sich hierfür erhöht. So tragisch der Tod von Robert Enke ist, so wird damit auch etwas aufgerüttelt.

Seiner Familie und ganz besonders seiner Frau wünsche ich ganz viel Kraft, dies alles eines Tages zu verwinden.

Lieben Gruß
desertrose
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Caroline1 »

Hallo dolittle,

Genau die von dir beschriebenen "Aktionen" der Presse befremden mich auch deutlich mehr als das Wort "labil".

Und dass jemand für sich den Weg des Nicht Outens wählt, ist für mich absolut nachvollziehbar und IMMER zu respektieren. Man kann sich Gedanken darüber machen, warum das so ist und versuchen, diesen Verhältnissen etwas entgegenzusetzen. Indem das Tabu der Krankheit Depression gebrochen wird. Dafür setzt sich ja unter anderem auch die DDL ein.

In diesem Sinne einen lieben Gruß von

Caroline
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Karla »

Robert Enke hatte schon so lange schwere Depressionen.

Er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen.

Ich bin sehr erschüttert.

Es zeigt uns wie hart und schwer diese Krankheit ist.

Es zeigt auch, dass Ärzten und Psychotherapeuten Grenzen gesetzt sind.

Karla
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
Kontaktdaten:

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Clown »

Für die Trauer,

die auch ich spüre

und für die Lebendigkeit,

die für die Angehörigen nach der Zeit der Trauer hoffentlich wieder zurück kommt.

http://www.youtube.com/watch?v=3nTbwI2Z ... re=related

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Leni_25
Beiträge: 97
Registriert: 10. Apr 2009, 14:24

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Leni_25 »

Ich wünsche mir, dass die Tabuisierung dieser Krankheit aufhört und die Bevölkerung darüber besser informiert wird, damit man mit dem Kampf der Krankheit nicht so alleine bleibt bzw. sich nicht dafür schämen muss und aus Angst irgendwelcher Folgen im Beruf- und Privatleben diese Krankheit verschweigt.
danni64
Beiträge: 457
Registriert: 1. Jun 2008, 17:16
Kontaktdaten:

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von danni64 »

Hallo,

ich habe mir heute bei Punkt 12 die Pressekonferenz angeschaut und war echt erschüttert.Wieder mal wurde mir klar,wie schwer diese Erkrankung ist,unter der wir leiden.Und wieder mal kommt bei mir die Angst hoch,diesen Zustand auch irgendwann nicht mehr auszuhalten .Zudem habe ich meinen Vater durch Suizid verloren,so dass bei mir die Gefahr erhöht ist.
Ich weiss,was diese arme Frau da gerade durch macht und wie sie sich fühlt.

Vielleicht wird die Erkrankung "Depression" nun aber doch noch mehr in die Öffentlichkeit geholt.

Bei mir in der Umgebung gibt es Menschen,die von meiner Erkrankung wissen,aber auch nicht alle,weil ich oft auch nicht weiss,wie es den Mitmenschen erklären soll.

Mir fallen dann immer die Worte einer Erzieherin ein,der ich mal sagte,welche Erkrankung ich habe.
Sie winkte ab und meinte mit einem Lächeln im Gesicht:" ach,darunter leiden doch eine Menge Menschen".

Seitdem bin ich sehr vorsichtig geworden,mit wem ich darüber rede und wem ich es erzähle,denn man wird oft ja doch nicht ernst genommen.
Und ich denke,so ging es auch Robert Enke,er hatte Angst,was die Anderen über ihn denken und dass sie sich zurück ziehen von einem.

Irgendwie gibt es ja auch keine richtige Heilung von der Erkrankung.

Traurige und mittrauernde Grüsse von Danni !!!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
OneFish
Beiträge: 27
Registriert: 8. Nov 2009, 14:40

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von OneFish »

Das Länderspiel gegen Chile wurde abgesagt. Der Chilenische Fußballverband: "Das hätten wir auch so gemacht, wenn ein Spieler von uns so gestorben wäre" (ist nicht der genaue Wortlaut).
DFB-Präsident Zwanziger: "... man muß auch mal innehalten... und nicht gleich wieder zur Tagesordnung übergehen..."

Respekt, die Verhaltensweise des DFB und der Chilenen finde ich sehr gut. Das steht eine Menge Geld auf dem Spiel und trotzdem wurde abgesagt...
elas
Beiträge: 2102
Registriert: 12. Mär 2009, 16:50

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von elas »

Guten Abend,

dass Robert Enke keinen anderen Weg als diesen Suizid mehr sehen konnte tut mir unendlich Leid.

Weil das Leben nach einer überstandenen auch schweren Depression nämlich wieder lebenswert und liebenswert sein und werden kann.

Bei jeder körperlichen schweren Erkrankung (Krebs, Herzinfarkt, Bluthochdruck, ach egal was) würde Jeder und Jede sofort guten Gewissens und Gefühls die besten Spezialisten aufsuchen, sich kompetent behandeln lassen und dürfte sich mit Sicherheit des Mitgefühls seiner Umwelt sicher sein.

Weil allerdings der Erkrankung Depression immer noch so ein Schmuddel-Image anhängt, wird vertuscht, suchen Betroffene lange nicht nach kompetenter Hilfe, schämen sich etc.

Und das kann tödlich enden. Wie bei Enke.

elas


Betroffene helfen Betroffenen: http://www.depressionsliga.de/
________________________________

Der Weg ist das Ziel



Lebensringe sind auch Themenringe
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von tomroerich »

Die DDL hat sich kurzfristig eine Pressemitteilung ausgedacht, mit der ich soeben unseren Presseverteiler gefüttert habe:

http://www.indignita.de/DDL/Pressemitteilung_Enke.pdf
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Basti77
Beiträge: 7
Registriert: 19. Okt 2009, 19:02

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Basti77 »

Oh ja, bin auch tief erschüttert und ins Grübeln verfallen. Ich frage mich auch
wieso, kann seine Gefühle aber auch teilweise nachvollziehen.Wegen
Karriereängsten hielt er seine Leiden geheim, ich erkenn mich da teilweise
etwas wieder. Trotzdem ist es für mich erschreckend wie ein "Karrieremann" mit
Frau und Kind solch eine Verzweiflungstat machen kann. Ich dachte bislang immer,
mit meiner Einsamkeit so arm dranne zu sein. Meine tiefe Anteilnahme und auch
Verständnis für die Spielabsage am Samstag.

Basti
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Chiron »

Lieber Thomas,

Deine Pressemitteilung find ich klasse.

In den Nachrichten hörte ich Enkes Frau über seine Depris reden, was ich für bewundernswert halte.
Eine starke Frau, für die ich vollstes Mitgefühl habe.

Den ganzen Tag über dann die Meinungsäußerungen in den Medien dazu.
Zitat einer Anruferin beim Radiosender:"Selbstmord ist so was von feige!!!"

Ich nenne es Freitod. Die Entscheidung eines Menschen, der lange und viel gekämpft hat und dann einfach am Ende seiner Kräfte war.
Wir wissen nicht was in seinem Kopf vorging, nur soviel, dass er es wohl länger geplant hatte und wusste was er tat.
Jedenfalls kann ich seinen Entschluss voll und ganz nachvollziehen, was ich mehr als gefährlich empfinde.

Wie viele werden ihm noch folgen?

Bitte mehr Prävention in den Thread einbauen.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von chrigu »

Hallo Thomas,

finde ich gut, das mit der Pressemeldung. Vor allem, dass ihr über das falsche Bild der Schwäche schreibt. Kurz zuvor durfte ich in den RTL-Nachrichten nämlich hören, Robert Enke sei zu schwach gewesen. Zu schwach, um die Depression zu bewältigen und zu schwach, um sich helfen zu lassen. Und die (nicht nur für meine depressiven Ohren, sondern auch für die einer nichtdepressiven Mitguckerin) Konnotation dabei war, dass diese Art der Schwäche ein charakterlicher Mangel sei.

Umso wichtiger, was ihr dort formuliert habt.

Viele Grüße
Chrigu
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von dolittle909 »

Eine gute Pressemitteilung der DDL, wie ich finde!

Ziemlich gesellschaftskritisch. Und damit auch politisch. Ursache für den Tod waren nicht die Depressionen, sondern Ursache war auch das gesellschaftliche und berufliche Umfeld, in dem sich ein prominenter Fußballer befand. Eine Umfeld, dem er sich nicht anvertrauen wollte oder konnte. Ein Umfeld, das letztlich wenig Verständnis für den imperfekten Menschen hat.

Und dieses Umfeld findet sich nicht nur im Fußball, sondern in den meisten Jobs. Auch im Hausreinigergewerbe oder der Führungsetage einer großen Bank. Auch bei der Firma x oder der Behörde y, wie der Skandal bei der Französischen Telekom zeigt.

Warum allerdings Robert Enke seinen Weg wählte und Sebastian Deisler einen anderen, kann ich nur vermuten. Vielleicht hat ihn sogar Sebastians Schicksal davon abgehalten, sich zu outen, anstatt ein Vorbild zu sein. Wer weiß?!

Alles werden wir nie wissen, es bleibt trotzdem immer unfassbar, mit welchen Gedanken und Gefühlen so ein Schritt gegangen wird.

d.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von Bellasus »

Die Pressemeldung ist einfach nur gut. Super, dass ihr so schnell und angemessen reagiert habt.

Ich bin auch tief betroffen - habe mit Fußball so rein gar nichts am Hut, dafür aber räumliche Nähe, kenne ziemlich genau die Stelle, an der es passierte, Freunde wohnen in der Nähe. Und vor allem betroffen, weil wieder ein Mensch keine Hilfe fand, allein war mit unermeßlicher Verzweiflung.

Als Suizid-Hinterbliebene und Betroffene bestärkt mich das in meinem Entschluss, mich zu engagieren, für die Belange von und die Hilfestellung für depressiv erkrankte Menschen. Wie not das tut, sehen wir heute ganz besonders deutlich.

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
desertrose

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von desertrose »

Ich kann diese Pressemitteilung leider nicht öffnen Kann man die irgendwo einsehen?

Lieben Gruß
desertrose
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Nationaltorwart Robert Enke Suizid

Beitrag von tomroerich »

Hallo Desertrose,

hier ist sie:


Stellungnahme zum tragischen Tod von Robert Enke

Mit dem Tod von Robert Enke wird erneut die Tragweite öffentlich, die eine immer noch unterschätzte Krankheit hat. Man beeilte sich zu versichern, dies habe mit Fußball nichts zu tun. Hat es auch nicht. Mit den Rahmenbedingungen, unter denen Fußball ausgetragen wird, kann es aber sehr wohl etwas zu tun haben. Hier, wie auch in vielen anderen Bereichen beruflicher Betätigung, herrscht Druck, Erwartung, Stress. Wie viel davon hält ein Mensch letztlich aus? Kommen möglicherweise weitere Belastungen im privaten Bereich dazu, ist die Depression eine häufige Reaktion der menschlichen Psyche.

In der Wahrnehmung der Umwelt gelten solche Menschen häufig als „labil“. Man will damit wohl andeuten, jemand sei eben den Anforderungen seines Lebens nicht gewachsen oder sei charakterlich nicht stark genug. Mit einer Charakterschwäche aber hat eine Depression nichts zu tun.

Diese Wahrnehmung muss sich ändern. Wenn man Menschen wie Robert Enke als zu schwach einstuft, verschließt man die Augen vor den teilweise enorm belastenden Anforderungen der modernen Gesellschaft und begreift nicht, dass Menschen Grenzen haben, die sich auch mit viel Geld und Ruhm nicht einfach aufheben lassen.

Die Deutsche DepressionsLiga hat als bundesweit tätiger Verein von Betroffenen das Ziel, in der Öffentlichkeit, in Medizin und Politik über die Krankheit aufzuklären. Zudem möchte sie mit konkreten Selbsthilfeangeboten ihren Beitrag zur Suizidprävention und zur Verbesserung der Situation der Erkrankten leisten.
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Antworten