Erklärungsnot

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etincipit
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Erklärungsnot

Beitrag von etincipit »

Hallo
seit Jahren habe ich rezidiviernde Depressionen, blicke auf verschiedene Therapien und einen Klinikaufenthalt zurück. Habe erkannt, dass die Hauptursache für meine Depressionen in einem Kindheitstrauma verwurzelt sind. Dieses Trauma spiegelt sich in meiner heutigen Arbeitssituation wieder und bereitet mir Schwierigkeiten, obwohl ich weiß, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tuen hat. Mittlerweile kann ich die Depressionen akzeptieren, dennoch fühle ich mich in Erklärungsnot gegenüber meinen Mitmenschen. Denn für sie lebe ich in einer "heilen Welt" (feste Beziehung, gesicherten Arbeitsplatz, Wohnung, keine finanz. Sorgen etc.). Meine Eltern verstehen die Erklärungen als Vorwürfe und verteigen sich. Mein Arbeitgeber möchte gerne wissen, weshalb ich länger krank bin ohne äußerliche Anzeichen. Kennt Jemand von Euch so eine Situation?
Freue mich über Erfahrungen oder Tipps von Euch
Viele Grüsse
Grieth
niederländer

Re: Erklärungsnot

Beitrag von niederländer »

Hallo Grieth,


Bei mir sind auch rezidivierende Depressionen diagnostiziert worden.
Meine Erste Depression war in der Pubertät (1973). Niemand wusste etwas damit anzufangen. Dann folgten viele Jahre ohne nennenswerte Beschwerden und ich konnte vieles verdrängen.
Ein gesicherte Arbeitsplatz, frau und kinder und als Sport das Laufen. Das alles hielt mich einigermaßen stabil.

Bis mein 45 Lebensjahr ging alles gut. Dan folgte eine Midlifecrise . Meine Beziehung endete und ich würde Arbeitslos. Dann fingen die Depressionen wieder an.
Obwohl damals das Thema Depression viel bekannter und "zugänglicher" für viele war, konnte meine Ex damit total nicht umgehen.
In dasselbe Jaht starben meine Beide Eltern.

Ich habe auf meine Arbeit immer reden können mit meinen direkten Chef über meine Krankheit.
Das, obwohl er auch nur gering informiert war.
Eine gewissen Druck hab ich schon gespürt und das machte die Situation nicht einfacher.
Das Problem bleibt ja, für uns als Betroffener, das wir uns gerne aufrecht halten möchten.
Leider ist das gegenteil wahr. Viele gehen wörtlich gebückt unter ihre Krankheit.
Die Mimik und Gestik ist anders und mann spricht viel weniger.
In sofern können auch Leien die ein bischen informiert sind eine Depression wahrnehmen.

Machts gut,

Gruss,

Benny
bahn

Re: Erklärungsnot

Beitrag von bahn »

also ich leide auch unter immer wiederkehrenden Depressionen mit allem

drum und dran. Ich mache meinen Mitmenschen

auch keinen Vorwurf mehr, es ist so schwer

für Menschen zu verstehen, die das noch

nie erlebt haben. Weisst Du, es ist ein

Unterschied od du dir ein Kleid von aussen

anschaust. oder ob du es ansiehst...........

Gut, meine Frau und meine Kinder kriegen

das unmittelbar mit, ansonsten versuche ich,

mir nichts anmerken zu lassen, was mich

aber viel Kraft kostet................


Meine Kindheit war auch nicht die beste,

und dann kommt noch dazu, dass ich von

meinem Naturell her anfällig für Depris

bin.

Versuche im Moment, das was mir in meiner

Kindheit und auch sonst angetan wurde,

zu vergeben und zu vergessen. Es ist ein

langer Weg, aber mir tut es so gut, diese

Last "loszulassen". Ich merke, dass HaSS

gedanken mich eher runterziehen.

Und jeder Mensch muss selbst verantworten,

was er in seinem Leben getan hat oder nicht,,,,,,,,,,,,,,,,,, auch Ich


Ich will leben,

wieder leben,

nicht einfach existieren,

ich will, leben wieder leben,

in mein leben wieder investieren.


ich will leben,

dem leben entgegen,

leben soll sich in mir wieder regen,

ich will wieder spielen, tanzen, lachen,

barfuss gehen, wieder dumme Sachen machen...


das wünsche ich dir von Herzen, wieder leben................und erleben..........................wieder neu
ergriffen sein vom leben...........
Lioness
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Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Erklärungsnot

Beitrag von Lioness »

Hallo Grieth,

Deine Schilderung erinnert mich doch ziemlich an meine Situation. Auch bei mir liegt den rezidivierenden Depressionen ein Kindheitstrauma zugrunde, was sich bis zuletzt vor allem auf der Arbeit ausgewirkt hat.

Du schreibst, Du blickst auf mehrere Therapien und einen Klinikaufenthalt zurück. Darf ich fragen, ob darunter auch eine spezifische Traumatherapie war? Meine jetzige Therapeutin war die erste, die mir klipp und klar gesagt hat: "Bei Ihnen liegt das Hauptproblem in einem komplexen frühkindlichen Trauma. Alles andere, die Depressionen und die Ängste, sind Folgeerkrankungen des Traumas." Ergo haben wir uns bei der Therapie weniger um die Depris an sich gekümmert, sondern vorrangig an den Traumata gearbeitet. Und dadurch gingen dann auch Depression und Ängste zurück.

Meiner Erfahrung nach bringt es bei Traumatisierten auf Dauer nichts, die Behandlung der Depressionen in den Mittelpunkt therapeutischen Handelns zu stellen, weil das zwar die Symptome bekämpft, an den zugrundeliegenden Ursachen aber nichts ändert. Und jedesmal, wenn ein Trigger auftaucht, landet mensch *platsch* wieder mitten in der Falle von Flashbacks, Dissoziationen und Reinszenierungszwängen.

Das heißt nun nicht, dass mensch die begleitenden Depressionen nicht ernst nehmen sollte. Aber der Fokus müsste woanders liegen.

Ich habe gerade einen 7-wöchigen Reha-Klinik-Aufenthalt hinter mir, wo ich mich nochmals ganz gezielt der Problematik zugewendet habe, was meine Lebensgeschichte und die erlittenen Trauma in Bezug auf meine Berufstätigkeit (Lehrerin) betrifft. Mit durchschlagendem Erfolg! Vieles habe ich jetzt im Griff, was mir vorher immer entglitten war. Und ich bin heilfroh, dass es heutzutage so gute Behandlungsansätze für Menschen mit Traumata gibt! Daher nöchte ich Dich ermutigen, Dir entsprechende Hilfe zu suchen.

Deine Erklärungsnot kann ich auch gut nachvollziehen. Es ist ja - zumindest bei mir - so, dass nicht alle Lebensbereiche ständig und immer von den Auswirkungen des Traumas durchzogen sind. So kann mensch zum einen durchaus als halbwegs glücklicher Familienmensch exisitieren, auf anderen Gebieten, z.B. in der Freizeit, engangiert und kompetent sein - und doch in anderen Bereichen, wie eben der Arbeitswelt, viel labiler und empfindlicher sein. Weil eben ausgerechnet dort die Trigger am häufigsten auftauchen.

Sowas kann Ottilie Normalverbraucherin natürlich nicht verstehen. Das landläufige Verständnis von psychischen Krankheiten lautet doch de facto: ganz und gar durchgekanllt.

Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
niederländer

Re: Erklärungsnot

Beitrag von niederländer »

Hallo lioness,

Du schilderst die Triggerfunktion ganz schön kurzichtig.
Du würdest dich wundern was Otto Normalverbraucher alles versteht und nachvollziehen kann. Und immer landläufig ist sein Wissen schon gar nicht.
Deine Meinung über ihn/sie zeigt wenig Respekt.Ausserdem gehen psychische Krankheiten dürch alle Schichten.

Machts gut, Gruss,


Benny
Lioness
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Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Erklärungsnot

Beitrag von Lioness »

Hallo Dutchy,

was ich schreibe, beruht auf meiner Erfahrung und Wahrnehmung. Selbst in der Rehaklinik, in der ich vor kurzem war, konnten die meisten Mitpatienten mit dem Wort "Trigger" nichts anfangen - und das bei Menschen, die selbst psychisch erkrankt sind und teilweise über Therapieerfahrung verfügen. Erzähle ich in nicht "eingeweihten Kreisen" etwas von Trauma und Triggern, ernte ich in aller Regel verständnislose Blicke und Schulterzucken.

Wenn Du andere Erfahrungen gemacht hast - ist doch schön!

Und was am meiner Schilderung von Triggerfunktionen ist kurzsichtig? Genauso, wie ich sie beschrieben habe, erfahre ich sie auch. Was hat das mit kurzsichtig zu tun?

Gruß
Lioness



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Zorra
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Registriert: 20. Nov 2005, 13:37

Re: Erklärungsnot

Beitrag von Zorra »

Hallo Lioness,

nun muss ich auch mal outen. Ich weiss auch nicht so ganz genau, was triggern ist. Habe zwar versucht mal nachzulesen, bin mir aber nicht sicher, es richtig verstanden zu haben.

Triggern - etwas, was bei mir etwas auslöst, was mit dem anderen nur indirekt zu tun hat?

Also neulich habe ich bei einer Frau in ganz leere Augen geschaut, Gespräch war kaum möglich und mir ging es gleich sehr schlecht - so habe ich auch mal geguckt, so ging es mir auch - das hat mich sehr belastet. Da fehlt mir Abstand und das kann ich schlecht begleiten.

Ist so etwas damit gemeint?


Naja und zu der Erklärungsnot: das ist wirklich schwer zu sagen. In der Familie habe ich die Diagnose gesagt. Dann habe ich festgestellt, wer damit umgehen kann und wer nicht - dat klärt sich schnell

Mit meinem Vater rede ich nicht über die Krankheit, ihm teile ich nur mit, dass ich gerade krank geschrieben bin, oder dass ich eben wieder arbeite - ganz sachlich. Und wenn ich krank bin, vermeide ich mit dieser Begründung auch die Begegnung. Die halte ich dann sowieso nicht gut aus. Ich schütze mich selber und habe Gott sei Dank auch kein schlechtes Gewissen mehr. Wird ja auch wieder anders. Da kann ich sehr pragmatisch sein.

Auf Arbeit habe ich ganz am Anfang auf einer Arbeitsstelle, wo ich ohnehin Schwierigkeiten hatte, nichts gesagt und mich immer rausgeredet - Kreislaufstörungen, Magenbeschwerden - was weiß ich - aber ich fand das sehr aufreibend.

Auf meiner jetzigen Arbeitsstelle habe ich mit offenen Karten gespielt. Natürlich trennt sich auch da Spreu vom Weizen. Aber da die Chefin zu mir steht und meine engsten Kollegen auch, halte ich die anderen Klatschmäuler einfach mal aus. Und wissen die, was ihnen mal noch widerfährt?

Schau einfach, wie es dir damit geht, wie groß auch deine Bedenken sind, offen mit der Krankheit umzugehen. Es gibt immer ein Für und Wider.

Liebe Grüße und ganz viel Kraft

Elke


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

bahn

Re: Erklärungsnot

Beitrag von bahn »

hallo zusammen,

trigger heisst glaube ich, wenn man ohne

wichtigen Grund in eine andere Stimmungs-

lage fällt.

Auch glaube ich, dass es zuerst auf den

Menschen, und dann auf die Therapie ankommt.

Natürlich kann man sich gegenseitig raten,

aber was mir persönlich hilft, muss nicht

dem anderen auch gleich gut tun.

Wir Menschen sind doch alle igendwo gleich,

dann auch wieder grundverschieden, jeder

ist ein Original!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Man muss herausfinden, was zum jeweiligen

Menschen, "passt", oder auch nicht............................................................


DU bist kein Zufall,

kein Versehen der Natur,

egal ob dein Leben gerade in Moll spielt,

oder in Dur,

du bist ein Mensch,

ein Origanler noch dazu,

DU bist DU.


Und jeder Mensch hat ein Recht auch als

Original behandelt zu werden, und nicht

08/15.


liebe Grüsse, Seebär
Schnarchi
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Registriert: 24. Jan 2004, 18:05
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von Schnarchi »

Hey Lioness

>>>Selbst in der Rehaklinik, in der ich vor kurzem war, konnten die meisten Mitpatienten mit dem Wort "Trigger" nichts anfangen<<<

Sprech deutsch mitti Leute, dann wernse Dich auch verstehen tun.

trigger = Auslöser

DYS-
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von DYS- »

grieth schrieb:
> Hallo alle Zusammen
> zu aller erst möchte ich Euch allen für Eure ausführlichen Antworten, Erfahrungen und Tipps danken. Es ist einfach schön Eure Unterstützng zu erfahren.
>
> @ dutchy 52: rückblickend kann ich sagen, dass ich schon mein Lebenlang unter Depressionen leide. Sie aber erst so richtig bewußt in den letzten Jahren auftreten. Ca. vor 10 Jahren hatte ich die ersten richtig schweren Depressionen mit "Lebens-Lähmungen". Ich dachte ich mache eine Therapie und bin geheilt. Es war leider nicht so. Lange habe ich mich gescheut in der Öffentlichkeit über meine Depressionen zu sprechen. Zum einen weil ich glaubte es sei meine eigene Schuld und zum anderen die Angst als Versager abgestempelt zu werden. Erst dieses Jahr habe ich mich getraut meinen Chef und wenigen Kollegen von meinen Depressionen zu erzählen, sehr unterschiedliche Reaktionen. Es nimmt etwas Druck, doch fühle ich mich noch unter Erklärungszwang, wenn ich krankheitsbedingt lange ausfalle. Es ist ein guter Hinweis,dass auch dem Laien durch Mimik und Gestik manches nicht verborgen bleibt.
>
> @ Seebär: Es ist ein schönes Bild mit dem Kleid. Vorwürfe mache ich meinen Mitmenschen auch nicht. Da mein Mann mir am nächsten steht, damit einhergehend von all meinen Seiten am meisten mitbekommt, kann er mir gedanklich und emotional oftmals nicht folgen, wenn ich ihm erzähle wie es mir gerade so geht. Es ist einfach schwer für nicht Betroffene depressive Zustände zu verstehen.Mittlerweile schaffe ich es mich nicht mehr über die gut gemeinten Ratschläge (Nimm es nicht so schwer, Mach Dir einen schönen Tag, das wird schon wieder etc.) meiner Mitmenschen zu grämen.Es ist zum Teil glaube ich ein Ausdruck von Hilflosigkeit. Meinem weiteren Umfeld gegenüber verstelle ich mich ebenfalls, aber wie Du schon sagst es kostet unglaublich viel Kraft. Welche mir häufig für das eigene Leben fehlt. Solche Depri-Phasen empfinde ich häufig als leblose Zeiten. Vergeben, akzeptieren,loslassen sind gute Hilfsmittel. Zum Thema Vergangenheit habe ich die Tage etwas schönes gehört: "Wer die Vergangenheit nicht akzeptiert, hat keine Zukunft". Zum Glück sind wir alle so unterschiedlich, das macht auch den Austausch im Froum so lebendig und interessant, das so viele unterschiedliche Erfahrungen und Tipps zutage kommen. Ich habe schon öfters davon profietiert.
>
> @ Lioness: Bisher hatte ich noch keine spezielle Traumatherapie.Bisher habe ich eine Gestalttherapie und eine tiefenpychologisch fundierte Pychotherapie gemacht, und natürlich den 8-wöchigen Klinikaufenthalt.Ich denke auf dem Kern liegen soviele Schichten drauf, das es einfach viel Zeit ,Geduld, fremde Hilfe und Mitgefühl braucht um eine Schicht nach der anderen abzutragen. Ganz viel habe ich verdrängt, dass viele Dinge überhaupt nicht zugänglich waren.Die Sache mit dem Trigger die Du beschreibst, kenn ich nur zu gut. Ich wußte nicht das es einen Begriff dafür gibt. Ich kenne Übertragung, die im Grunde genommen wie ein Autopilot funktioniert. Vielen, vielen Dank für Deine Erfahrungen und Zuspruch!! Denn ich warte zur Zeit auf einen Reha-Platz. Gerne möchte ich mich per mail an Dich direkt wenden bezüglich Fragen und Tipps für die Reha. Es würde sonst für diesen Thread zu weit von eigentlichen Thema abweichen. So wie Du die Auswirkungen des Traumas beschreibst, geht es mir recht ähnlich.
>
> @ Elke:Danke für Deine Erfahrungsberichte. Ich stimme Dir zu das es sich schnell klärt, ob jemand mit der Diagnose umgehen kann. Wenn ich nun so darüber nachdenke, stelle ich fest, das bei meinen Eltern, bei denen es mir schwer fällt es gut zu erklären, ich im Grunde genommen schon lange weiß, dass sie es nicht verstehen,können/wollen. Dieses aber mit hohen Energieaufwand regelmäßig übersehe. Betriebsblind. Mir selbst natürlich am meisten schade. Es ist wohl an der Zeit zu akzepieren so wie es ist, und mein schlechtes Gewissen "transformiere". Vielen Dank für die Einsicht die ich durch Deinen Beitrag erhalten habe.
>
> Ich habe mich sehr über Eure Beiträge gefreut und wünsche Euch allen viel Kraft und Zuversicht auf Euren Wegen.
> Gruß Grieth
>
> Ps. Es sollte bei den Antworten eingefügt werden, ich weiß nun leider nicht, wie ich das bewerkstelligen kann. T`schuldigung
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

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DYS-
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von DYS- »

Hallo Grieth

Du brauchst nur ganz unten links unter den Beiträgen "Antwort hinzufügen" anklicken, schon öffnet sich ein Antwortfenster.

Kannst ja evtl jetzt deinen neuen Thread löschen.

Liebe Grüße
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

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etincipit
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von etincipit »

Hey dys,
Ganz grossen Dank, für Deine Hilfe .So ist der Thread schön vollständig. Den anderen versuche ich gleich zu löschen.
Gruß Grieth
flora80
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Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Erklärungsnot

Beitrag von flora80 »

Hallo!

Ein Trigger ist eine Situation (kann auch ein Geräusch, ein Geruch, etc. sein), die einen traumatisierten Menschen quasi in die Situation des traumatischen Erlebnisses zurückversetzt. Der Trigger löst aus, dass man dadurch plötzlich in Verhaltensweisen und Gefühle verfällt, die in die Zeit der Traumatisierung gehören und nicht in die aktuelle Situation. Manchmal lösen solche Trigger auch sogenannte Flashbacks aus, bei denen die betroffene Person plötzlich quasi die ganze Situation oder Teile davon noch mal durchlebt. Lioness hat ganz richtig beschrieben, dass sich das oft nur auf ganz bestimmte Bereiche bezieht und man ansonsten "ganz normal" tickt.

Auch ist es sehr selten, dass Menschen, die sich nie mit psychischen Erkrankungen beschäftigt haben, damit wirklich etwas anfangen können und es ist für viele, so auch meine Erfahrung, schwer nachvollziehbar, wenn man zum Beispiel arbeitsunfähig geschrieben ist, aber trotzdem raus gehen kann, etc. Da kommt dann schnell der Verdacht auf, dass man ja gar nicht hätte und quais blau macht.

Insofern finde ich das ganz und gar nicht Kurzsichtig, was Lioness geschrieben hat. Es erklärt vielmehr die Situation, in der viele traumatisierte Menschen stecken.

Flora
blumen
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Registriert: 2. Jan 2009, 07:19

Re: Erklärungsnot

Beitrag von blumen »

ja ich verstehe das nur zu gut!
eine kollegin meinte, ich sei früher ganz anders gewesen und ich soll mich doch etwas zusammenreißen und positv denken und nach vorne sehen. Ich glaube, sie meint, eine Depression sei eigenes Versagen und Verschulden. Das Schlimme nur: sie spiegelt mir das, was ich auch oft denke: daß ich mich doch nicht so gehen lassen darf, mich freuen müßte, tatkräftig sein sollte, fleißig, gutgelaunt.....
und dann aber weiß ich auch: erstmal die Situation, auch und vor allem meine Stimmungslage und Gedanken , annehmen. Denn nur dann kann ich was ändern wenn ich mich selbst mit Haut und Haaren lieben und schätzen kann.
aber ich bin auch noch am Lernen...

gruß beere
blumen
Beiträge: 56
Registriert: 2. Jan 2009, 07:19

Re: Erklärungsnot

Beitrag von blumen »

hallo dys,
das klappt bei mir nicht. die antwort erscheint immer nur ganz unten, auch wenn ich sie unter einen bestimmten Beitrag möchte


gruß katja
Zorra
Beiträge: 300
Registriert: 20. Nov 2005, 13:37

Re: Erklärungsnot

Beitrag von Zorra »

Hallo Seebär und Flora,

danke für die Erklärung zum Trigger. Ich wollte das wirklich mal wissen - manchmal ist erklären wirklich auch wichtig, wenn man verstanden werden will

Hallo Beere,

die Aussage deiner Kollegin zeigt eigentlich nur, dass sie eine Verändrung wahrgenommen hat. Reiß dich zusammen - naja, geschenkt - das wissen wir glaub ich, geht so nicht.

Mir ist einmal in so einer Situation vorgeworfen worden, ich wirke unmotiviert. Da bin ich mal kurz ausgetickt und habe gesagt, ich bin nicht unmotiviert, ich mache meine Arbeit, obwohl es mir schlecht geht - und zwar vollständig ... dass ich keine Freude ausstrahlen kann hat nichts mit Demotivation zu tun.

Man muss dazu sagen, dass ich vorher wegen Depression krank geschrieben war, das war auch bekannt und ich hatte so schnell wie möglich wieder angefangen zu arbeiten.

Als ich mich wieder eingekriegt hatte, habe ich darum gebeten, mich einfach in Ruhe arbeiten zu lassen ... und auf solche Kommentare zu verzichten. Das hat übrigens funktioniert - und dann wurde es ja auch wieder besser und ich habe zu alter Kraft und Freude zurückgefunden.

Vielleicht kannst du das ja klüger machen (ich meine, austicken musste ich ja nicht, aber manchmal kann man einfach nicht mehr)
Aber einfach mal erklären, dass jetzt eine Zeit mal nicht so heiter ist und man einfach nur seine Arbeit machen möchte - könnte ja einen Versuch wert sein?

Ich weiß nicht, wie ihr euch sonst so versteht?

LG von Elke


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

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Zorra
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von Zorra »

Ach ja, und mal dazugefügt:

Die Situation war vor ca. 3 Jahren. Ich war Anfang diesen Jahres dann wieder wegen Depressionen krank geschrieben, weil ich wirklich gar nicht mehr konnte - und habe mich nicht mehr vorzeitig gesund schreiben lassen. Ich bin erst wieder arbeiten gegangen, als ich mich den anderen wieder zumuten konnte und vor allem auch selber wirklich wieder Kraft hatte und nicht nur mechanisch funktioniert habe.

Ist glaube ich, wenn es ganz schlimm kommt, einfach besser. Und die Welt ist auch nicht zusammen gebrochen - staune ich immer noch drüber

Da ich meine Arbeit jetzt wieder gut mache, hat sich nach kurzem unklarem Umgang mit mir (müssen wir sie besonders schonen?) wieder alles normalisiert.

Ich habe Gott sei Dank ganz gute Erfahrungen.

Eigene Klarheit bringt auch in Arbeitsbeziehungen mehr Klarheit!

Weiß nicht, ob ich mich verständlich machen konnte, mit dem, was ich meine?

LG Elke


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DYS-
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von DYS- »

Hallo Beere

Ja, die Antworten die man schreibt hängen sich automatisch an die letzte Antwort. Anders ist es in diesem Forum nicht möglich. Ganz früher *schwärm * gab es mal die Möglichkeit auf jeden Beitrag zu antworten, so das eine Baumstruktur entstand. Aber das ist Nostalgie.

Bei Grieth war das Problem das sie gleich einen neuen Thread eröffnet hatte. Aber das klappt jetzt ja auch bei ihr mit den Antworten.

Gruß
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

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Re: Erklärungsnot

Beitrag von etincipit »

Hey
@ dys, ja es klappt!
Mit dem löschen des unbrauchbaren Threads von mir hat leider nicht funktioniert, konnte nur den Inhalt löschen. Nun es gibt schlimmeres.

@ flora arbeitsunfähig sein und trotzdem mit guten gewissen raus gehen. Fällt mir auch noch schwer. Schließlich ist man mit Depressionen nicht bettlägerig.Aber schnell ist durch das Unverständnis der Kollegen das Gerücht des Blaumachens im Umlauf.

@ Elke Ich stimme dir zu, dass eigne Klarheit auch Klarheit in alle Beziehungen bringt egal ob auf der Arbeit, Freunde, Partner, Eltern etc. Leider bin ich manchmal zu verstrickt in meiner Situation das ich den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe. Aber wie heißt es so schön: es ist gut einmal mehr aufzustehen als hingefallen zu sein.
Viele Grüsse Grieth
Zorra
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Re: Erklärungsnot

Beitrag von Zorra »

Hallo Grith,

kann ich verstehen - die Verstrickungen, das habe ich auch erst lernen müssen und manchmal strampele ich mich auch noch ganz schön raus - aber mit zunehmender Erfahrung gelingt es immer schneller und besser. Also heißt es auch für mich immer wieder: üben, üben, üben

Und mit dem Hinfallen und wieder Aufstehen hast du total recht.

LG von Elke

Es gibt ja auch Situationen, wo man eigentlich ein Stück auch selber machtlos ist - es liegt nicht ALLES in eigener Hand. Dann kann man nur noch sehen, wie man sich sonst noch schützen kann, oder wenigstens Luft holen, ehe man erstickt.


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Re: Erklärungsnot

Beitrag von etincipit »

Hallo Elke,
betreff: es liegt nicht alles in eigener Hand.Lange hat es bei mir gedauert, bis ich mich davon frei machen konnte, es sei meine eigene Schuld das ich Depressionen habe. Von anderen Betroffenen weiß ich das sie ebenfalls zu Perfektionismus, eigene Grenzen überschreiten um geliebt zu werden,keine Selbstliebe, kein Selbstwert etc. neigen, was dazu führen kann, das es nicht immer klar ist was liegt in der eigenen Hand und was in fremder. Alles nicht so einfach. Aber wie gesagt: einmal mehr aufgestanden als hingefallen zu sein.
Viele Grüsse
Grieth
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