Warum bekämpft ihr eure Depris??

Reve
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Reve »

Hallo, nur ein kurzer Einwurf, der wirklich nicht erheiternd ist, ich weiß.

Es tut mir leid wie es euch geht und ich weiß wie schwierig es ist, mit Depression umzugehen und ich weiß auch, dass mein Schreiben hier sicherlich nicht dazu beitragen wird, einen Lichtblick zu erzeugen.
Und es ist auch keinefalls gegen dich gerichtet, Steffi, wo du doch ganz neu hier im Forum bist. Es ist schön und eine gute Sache, dass du hierher gefunden hast.
Aber ich möchte doch den einen Satz aufgreifen:

>War wegen meiner nicht genau zu erklärenden Schmerzen und Gleichgewichtsstörungen auch zum MRT. War zum Glück weder ein Tumor noch MS, aber damit hätte ich wenigstens umgehen können!

Woher willst du wissen, wie du mit der Diagnose Tumor umgegangen wärst? Hast du schon mal die Diagnose erhalten, diese grausame Gefühl das dir den Boden unter den Füßen wegzieht? Oder hast du erlebt, wie deine Mutter in jungen Jahren dieser Krankheit erlegen ist?

Ich empfinde im Vergleich dazu Depression, wenn es denn aktuell in einem steckt, als ebenso maßlos grausam, nicht umsonst wird sie gerne als Krebs der Seele bezeichnet. Und doch hab ich bei Depression die Möglichkeit, selbst einzugreifen und weiß mit Sicherheit, dass wieder bessere Tage kommen werden wenn vielleicht auch nie mehr so ungetrübt wie zuvor.

Nur meine persönliche Geschichte, ich weiß, aber ich hab mit den wenigen Zutaten, die mir während der D. zur Verfügung standen, doch noch etwas kreiert, was mir gefällt und worauf ich aufbauen kann.

Bitte nehmt mir meine leise Kritik nicht übel, alles Gute für euch
Carin
Die_Steffi
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Die_Steffi »

Hallo Carin,
ich kann Deinen Einwand nachvollziehen.
Meine Mutter hatte einen bösartigen Tumor, und mein Vater hatte innerhalb von 1 ½ Jahren über 30 Notoperationen – als Macumar-Patient –, bevor er vor 2 Jahren von uns gehen durfte.

Klar ist eine schlimme Diagnose WIRKLICH schlimm, aber ich persönlich kann besser mit einem Feind umgehen, den ich kenne, als mit einer schwammigen Bedrohung, die kein Gesicht, keinen Namen und keinen Raum hat, wo ich sie greifen kann. Die immer nur versteckt hinter mir steht und nicht den Mut hat, mir in’s Gesicht zu sehen.

Ich wünsche auch Dir alles Gute!
LG Steffi
Clown
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Clown »

>Aaaah!! Willst du mir Angst machen??
Ja. Aber du würdest im nächsten Leben nichts davon wissen, dass du dich jetzt auch schon so geplagt hast.

>Na gut, dann bin ich im nächsten Leben irgendein Tier.
Geht nicht. Bist du einmal Mensch, geht es nur noch so weiter.

Ich nehme an deinen Äußerungen ganz viel Groll wahr. Ist der da? Wenn ja, warum? Weil du in der Klemme steckst?

Clown
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Eckhart Tolle
Reve
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Reve »

Liebe Steffi,

das kann ich gut verstehen, so wie du das schreibst. Ich hab zu meinem 1. Therapeuten auch immer gesagt, ich möchte meinem Feind ins Gesicht sehen, damit ich besser auf seine Angriffe vorbereitet bin.

Damit meinte ich, ich will so viel wie möglich über die Depression wissen. Und so hab ich mich dran gemacht, zu erforschen, was sich dahinter verbergen könnte. Zunächst reaktiv auf ein belastendes Ereignis - ist klar - doch dann wurde die Zeit immer länger. Die Ehe litt, man durfte das Wort nicht in den Mund nehmen schon wegen der Kinder, ich führte meinen "Betrieb" weiter, nahm ein paar "Zusatzaufgaben" an und verstrickte mich immer heftiger. Doch so ganz nebenbei lernte ich die Gepflogenheiten der D. immer besser kennen und zwischenzeitlich haben wir uns - und das nun mal nur in meiner Sprache - miteinander "angefreundet".

Dir einen lieben Gruß und nochmal ein herzliches Willkommen
Carin
Schlaflos02
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Schlaflos02 »

Liber
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Liber »

Hallo Schatten,

hmm, klingt zwar widersprüchlich, aber dein Engagement, mit dem du hier erklärst, warum du nicht leben willst, hat etwas sehr Lebendiges .

Wer lacht denn über den Wikipedia-Eintrag und setzt sich damit auseinander, was er/sie absolut nicht will?

Dies IST doch das Leben, das du so ablehnst.

Übrigens nehme ich alles ernst, was du über dein Lebensgefühl sagst, ich ändere nur ein bisschen den Blickwinkel.

Lieben Gruß
Brittka
Mottek
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Mottek »

Hallo Schatten,

ich möchte mich bei dir bedanken ! Ich sitze hier vor meinem Laptop und weine.

Es ist ein Gefühl in mir hochgekommen, das man fast als befreiend bezeichnen könnte.

Ich finde mich in deinen Zeilen wieder, so intensiv, ganz tief.

Dein Leiden am Leben - für mich auch ein täglicher Kampf. Es zu ertragen und nicht wissen wozu, wofür.

Ich möchte mich wirklich bei dir bedanken - du bist der erste Mensch der ähnlich fühlt wie ich. Jemand der das aussprechen kann was in mir vorgeht. Ich habe das Problem das ich nicht formulieren kann wie es in mir aussieht, ernte dadurch sehr viel Unverständnis.

Liebe Grüße
Mottek
DerSchatten
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von DerSchatten »

Guten Abend...

...Schlaflos
>Reset ginge demnach schon und beinhaltet ja auch eine Vorstellung.
Ja, es beinhaltet die Vorstellung, wirklich von NULL anzufangen. Ganz unvorbelastet - kein einziger Gedanke aus dem jetzigen Leben. Das Leben an sich wird dadurch nicht sinnvoller, aber vielleicht lebe ich dann ein Leben, bei dem ich es nicht merke, wie sinnlos es ist. Ich denke, sowas wie komplette Amnesie wär etwas, was mich noch vom Leben überzeugen könnte.

...Clown
>Geht nicht. Bist du einmal Mensch, geht es nur noch so weiter.
Bist du da ganz sicher?? Ich dachte immer, man wechselt in die nächsthörere Lebensform...

>Ich nehme an deinen Äußerungen ganz viel Groll wahr. Ist der da? Wenn ja, warum? Weil du in der Klemme steckst?
Viel Groll ist da auf mein bisheriges Leben. Und auch einfach auf die Tatsache, dass ich nicht einfach ... reinkarnieren (?) kann.
In der Klemme steck ich eigentlich nicht. Ich seh für mich nur in keiner Hinsicht irgendwie eine schöne Zukunft. Ein Leben als Millionär würde mir nicht gefallen, eine "glückliche" Partnerschaft, täglich hemmungloser Sex oder ein Traumjob... egal was - ist alles nicht das, was mir ein gutes Gefühl im Magen verschafft. Es gibt einfach nichts, wo ich sagen würde: ok, wenn ich das erreichen würde, fänd ich das Leben besser.

...Brittka
Das mit dem Blickwinkel ist da eben auch so ein Problem - in welchem oder aus welchem Winkel ich es auch sehe - es gibt mir nichts. Ich hab das auch versucht, mit dem Blickwinkel zu wechseln, aber es fehlt einfach mittlerweile an der grundsätzlichen Lust auf Leben. Und das schrei ich halt etwas "lebendiger" raus, weil sich viel Frust aufgebaut hat.

...Mottek
Mir tut es ehrlich aus tiefem Herzen leid, dass es dir so geht wie mir.
Ich musste es einfach mal rauslassen - und das Forum ist für mich da der einzige Ort, wo ich auch mal jemanden erreichen kann, der das versteht. Selbst in der Tagesklinik konnte meine Sicht keiner wirklich verstehen.
---
tomroerich
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von tomroerich »

Hallo Schatten,

<em>(dieser Beitrag hier ist ne Ausnahme).</em>

die Ausnahmen haben sich aber ganz schön gehäuft hier im thread

<em>Ich hab mich aufgegeben, weil ich einfach nicht mehr sehe, warum ich noch was tun sollte. Es ist eh nur anstrengend und kann mich nicht zum Ziel führen. Weil ich keins habe.</em>

Weißt du, was mir die Depression sonnenklar gezeigt hat? Was wir wollen, für Ziele haben, was für Gedanken und Gefühle, das hängt nicht von uns ab. Wir machen das alles einfach nicht, obwohl wir es gerne glauben. Es findet einfach nur statt.

Dann hat man eine Depression und alles ist weg. Plötzlich merkt man, dass man nichts kontrollieren kann. Du bist nicht Herr deiner Gedanken oder Gefühle, jetzt wo sie nicht mehr da sind oder Amok laufen.

War das jemals anders? Solange es einem gut geht, macht man sich über so etwas ohnehin keine Gedanken. Wenn das Leben so leidlich vor sich hin trullert - wozu auch.

Was ich sagen will: Du hast jetzt keine Ziele, alles ist anstrengend, nicht lebenswert. Du kannst nicht anders denken. Dort, wo du jetzt bist, stehen keine anderen Gefühle zur Verfügung und gibt es keine Ziele.
Dann weicht die Depression und Gedanken, Gefühle und Ziele tauchen wieder auf. Du weißt nicht, warum. Du hast nie gewusst, woher das alles kommt. Es kommt und geht.

Das hat mich die Depression gelehrt, dass ich nicht Herr von Gedanken, Gefühlen und Zielen bin. Ich nehme nur an etwas teil. Mein Part ist, unter dem zu wählen, an was ich teilnehme. Jeder Augenblick bietet Optionen und indem ich wähle, wähle ich mein Leben. Und das ist es, was mich irgendwo im Leben stehen lässt und mir einen Platz gibt.

Jetzt hast du kaum Optionen, so wie es sich anhört. Aber wenn du wieder welche haben wirst, vergiss nicht, zu wählen. Wenn du etwas Schlechtes fühlst, dann frag dich: Will ich das? Deine Wahl authorisiert das, was du erlebst, zur Wiederholung, denn das hast du gewählt. Das ist das Geheimnis eines "schlechten" Lebens : Es wird wieder und wieder gewählt.

Gutes wird nicht dadurch erfahren, indem man das Schlechte bekämpft. Man muss es nur wählen. Das ist es, was so vielen nicht gelingt, die dann in der Depri landen. Sie haben zu oft für sich das Negative gewählt - solange, bis das Gute nicht einmal mehr in Sicht war.



Thomas
Betroffene für Betroffene

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ben1
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von ben1 »

Hallo

@ schlaflos
schön, wenn Dir der Gedanke mit der Hoffnung gefällt. Und geh den Weg weiter, wenns Dir guttut - Du bist der Maßstab, nicht Meinungen, Sichtweisen und Vorurteile von anderen. Prüfe alles, das Gute behalte

@ schatten
darf ich ein bißchen laut über den Sinn und den Weg nachdenken?
a) "Sinn" ist nichts, was unabhängig von jemandem exisitert, der ihn empfindet. So gesehen ist weder Fußball, noch Musik, noch ehrenamtliche Tätigkeit, noch Hinterglasklöppeln per se Sinnvoll - erst meine Beziehung zu meinem Hobbie macht es für mich "Sinnvoll". "Sinn" ist überall da, wo ich Zusammenhänge sehen oder gründen kann. Das ist ein aktiver Prozess!
b) Ein Weg ist derzeit für Dich nicht erkennbar - nix scheint irgendwohin zu führen, was einigermaßen erfolgsversprechend ist. Warum soll man dann überhaupt noch gehen? Aus 2 Gründen: Durchs Gehen verändern sich Standpunkte und damit Sichtweisen - nicht zwangsläufig, aber sie bleiben zwangsläufig gleich, wenn man nicht geht.
Ich wünsche Dir, zulassen zu können, das es sowas wie Verbesserung bei Dir geben KÖNNTE, denn mit dem festen "Wissen", das nichts besser wird, kann sich nichts positiv verändern (siehe oben: Selbsterfüllende Prophezeiungen).

Und ein letzter Gedanke zu
"Ich seh für mich nur in keiner Hinsicht irgendwie eine schöne Zukunft. Ein Leben als Millionär würde mir nicht gefallen, eine "glückliche" Partnerschaft, täglich hemmungloser Sex oder ein Traumjob... egal was - ist alles nicht das, was mir ein gutes Gefühl im Magen verschafft. Es gibt einfach nichts, wo ich sagen würde: ok, wenn ich das erreichen würde, fänd ich das Leben besser."
Du beschreibst ausschließlich Sachen "im außen", die zu erreichen wenig erstrebenswert sind. Vielleicht ist die Lösung, ein zufriedenes Leben zu führen, im außen gar nicht zu finden ...

Ben
just
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von just »

Ich wollte etwas schreiben.
So viel in meinem Kopf.
Nichts dringt mehr nach außen.

Ging mir um Gleichgültigkeit u.a.m.

Stellte dann aber fest, dass die deutsche Sprache (nicht nur die.........) so manches falsch veräußert.

Gleich-gültig ist/war für mich ein - bestimmte Menschen u.a. Belange des Lebens betreffend- mittlerweile ein erstrebenswertes Ziel.

Diese Gleichung ist für mich unstimmig.
Wollte auch einen eigenen thread mit
"Gleichgültigkeit" einbringen.

Aber meine Gedanken wollen nicht fließen.

Ich befinde mich irgendwo im widersprüchlichen Nirvana.

ad acta mit mir.

Muss nicht verstanden werden.
Ich verstehe mich ja selbst nicht mehr.

sorry
Liebe Grüße @ all
delta
------
@ Schatten, was du zu deinen Gefühlen und Gedanken geschrieben hast, war für mich der Auslöser, hier noch mal zu schreiben,
da ich mir vorkomme wie ein Schatten meiner selbst ohne Sonneneinwirkung.
Mottek
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Mottek »

Hallo Schatten,

ja das Forum ist in der Tat eine Möglichkeit jemanden zu finden, der ähnlich fühlt.
Allein dafür schätze ich dieses Forum sehr.
In der Vergangenheit habe ich immer nur mitgelesen, mich erst letzte Woche aktiv beteiligt.

Es muss dir nicht leid tun, das wir ähnlich fühlen. Ich empfinde es fast als Erleichterung jemanden "entdeckt" zu haben, der verstehen kann was in mir vorgeht.

Liebe Grüße
Mottek
Schlaflos02
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Schlaflos02 »

ben1
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von ben1 »

Hallo Schlaflos

nur ganz kurz

das wir uns hier austauschen (also wir 2, aber auch alle anderen) ist genau genommen auch schon eine "Sinnstiftung" - Du trittst hier mit mir in Beziehung und Du hast eine Menge zu bieten!!!
Klar möchte man in der Depri den großen, heilbringenden Schritt - vielleicht tuns aber auch viele kleine (manchmal unbeholfene) Stolperer in die verschiedensten Richtungen - und Deine Aktivität, diese Schritte zu wagen, finde ich sehr gesund!
Depri ist, wie Robinson Crusoe auf der Insel zu landen. Alles, was man bisher zu haben und tun glaubte zu müssen, verliert seine Bedeutung. Man kann sich jetzt hinsetzen und warten, bis man verhungert/verdurstet, oder man kann sich das freie, weite Land erschließen (man hat ja nix zu verlieren ...)

Viel Mut!!!

Ben
otterchen
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen...

nur ein paar hingeworfene Gedanken:

"das alles will ich nicht mehr" - ok, verstanden - weg davon.
aber was will ich denn statt dessen?
ich bin sicher, dass es irgendwo tief in uns drin eine vage, verschwommene Vorstellung davon gibt, was wir eigentlich wollen, auch wenn der Zugang dazu oft schwer ist.


und:
ich glaube auch, dass alles im Außen so schal und unbedeutend wirkt, weil man dem von innen her nichts dagegensetzen kann.
da ist Leere
fühlt sich jedenfalls so an
und deshalb schmeckt das Leben so schal

warum nicht das Leben außen ignorieren und in seine Tiefen abtauchen: was macht mich aus? was sind meine Träume, Sehnsüchte, Ängste?


Klingt jetzt widersinnig, aber Du scheinst da schon jede Menge in Dir zu haben - Du findest es nur nicht in Deiner Außenwelt wieder. Keiner spiegelt Dir das, was Dich ausmacht - deshalb die Resignation.

Ich nehme Kraft in Dir wahr, klare Gedanken, Ausdrucksmöglichkeiten, die Suche nach Sinn (den nur jeder für sich selbst definieren kann). Da ist mit Sicherheit noch viel mehr: ein Mensch, der durchaus seine Vorstellungen hat, wie die Welt sein sollte.
Aber die Welt ist nicht (nur) im Außen, sie ist vor allem im Inneren.
Es geht darum, wie ich sie betrachte.
Ob ich sie als eintönig betrachte, oder ob ich die Sicherheit sehe, die sie mir gibt.
Ob ich sie als lieblos erlebe, oder ob ich selbst (!) Liebe in mein Leben bringe.
Ob ich die Mitmenschen als uninteressant / uninteressiert empfinde, oder ob ich selbst Interesse habe.



Ach, und noch eines: das Geboren-werden, ohne dass man gefragt wurde...
das geht jedem von uns so - es kann ja nun niemand gefragt werden, ob er geboren werden will
mir wurde dafür sogar permanent Dankbarkeit abverlangt
Ok - man hat mir was "geschenkt" (wie fragwürdig, wenn man ungewollt war!) - aber was mache ich daraus?
Absitzen? Pff - das ist mir zu langweilig.
Ich kann zumindest die Zeit bis zum Ende so gut wie möglich für mich gestalten.



Einen schönen Tag Euch allen
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
tomroerich
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von tomroerich »

"das alles will ich nicht mehr" - ok, verstanden - weg davon.
aber was will ich denn statt dessen?
ich bin sicher, dass es irgendwo tief in uns drin eine vage, verschwommene Vorstellung davon gibt, was wir eigentlich wollen, auch wenn der Zugang dazu oft schwer ist.

Nach meiner Erfahrung ist es so, dass sich Ziele nicht einfach ausdenken lassen. Dann sind sie nicht von innen getragen. Sie erscheinen auf der Bildfläche als Folge des eigenen Seelenzustandes.
Wenn du depressiv bist, willst du nicht mehr depressiv sein - das musst du dir nicht erst ausdenken.
Dein persönliches Potenzial bringt Ziele und Wege von allein hervor - es kommt mehr darauf an, es zuzulassen als darauf, dahinter her zu sein.
Depression kann einfach ein Schlussstrich unter dem sinnlosen Verfolgen sinnloser Ziele sein. Ein Reset.

Schönen Tag,

Thomas
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Reve
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Reve »

...

sehe ich genau so wie Otterchen,

dass tief in mir eine vage Vorstellung bestand, was ich eigentlich wollte bzw. was ich ja nicht wollte. Bei mir hats die Depression zu Tage befördert, auch wenns ganz tief verschüttet lag. Und dann kam eins zum anderen...

LG
Schnarchi
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Schnarchi »

Hi Otterchen

>>>warum nicht das Leben außen ignorieren<<<

Du kannst es nicht ignorieren, weil es das Eine nicht ohne das Andere gibt.
Es gibt kein Innen ohne Außen....kein Links ohne Rechts und kein Otter ohne chen


Moin Thomas

>>>Mein Part ist, unter dem zu wählen, an was ich teilnehme.<<<

Damit beschreibst Du nür die Kür.
Aber die Pflicht, die fragt Dich nicht.
tomroerich
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von tomroerich »

Es gibt kein Innen ohne Außen

Ist das so? Dass es ohne Innen kein Außen gibt, das finde ich offensichtlich. Wo sollte das sein, das Außen? Wo ist es, wenn du schläfst?

Und hat Außen irgendwelche Eigenschaften an sich oder wer gibt ihm die?

Es gehört zusammen, da stimme ich dir zu. Doch wo ist die Quelle?


LG

Thomas
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Holgi »

Hi Schatten

Jetzt gibts noch mal ein paar Breitseiten.

Nicht böse gemeint, sondern nur zum Nachdenken.

Da Du so cool bist, was das Leben anbelangt, dürfte es eine Bereicherung deines augenblicklichen elementaren Zustandes bedeuten.

So wie ich das bisher aus deinen Posts lesen konnte, wartest Du nur auf den Zustand der unbelebten Materie, um dich befreit zu fühlen.

Du hast auch geschrieben, das Du nicht suizidgefährdet bist ( das finde ich sehr gut ).

Du weißt aber auch, das nur der Tod den Zustand der unbelebten Materie schaffen kann.

Ergo, sitzt Du da und wartest auf dein Ende.

Ok, ist eine Lebenseinstellung, die jeder für sich entscheiden muss.

Da war aber auch noch die Sache mit dem Wunsch, das Bewusstsein zu verlieren und damit sich dem bewegtem Leben zu entziehen, bis der Tod eintritt.

Wer garantiert dir, das dein Unterbewusstsein dann nicht doch Bock auf ein bewegtes Leben hat und nervt dich noch mehr als es deine Depri jetzt tut ?

Warum isst Du noch oder nimmst noch Flüssigkeiten zu dir ?

Warum betreibst Du noch diesen Austausch mit deiner Umwelt ?

Wenn alles so nutzlos ist ?

Es freut mich übrigens, das Du lachen konntest über den Wiki-Beitrag.

Wer lacht erfreut sich am Leben !

Und das freut mich, das ich dich zu lachen bringen konnte.

In diesem Sinne

Ich wünsch dir alles Gute und viele Grüße

Holgi
.........................
QUAERE VERUM
Holgi
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Holgi »

Hallo Schlaflos02

Sorry, das ich dir nicht sofort auf deine Frage geantwortet habe.

Ok, wenn Du noch möchtest, beantworte die Fragen und nimm vieleicht für das Wort Leben - Dasein.

Was erwartest Du von deinem Dasein ?

Liebe Grüße und keine allzu schweren Gedanken

Holgi
......................
QUAERE VERUM
Schlaflos02
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Schlaflos02 »

Clown
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von Clown »

Irgendwann im Vortrag sagt er:

«... die Form, in welcher der jetzige Moment sich zeigt, innerlich akzeptieren - das ist eine andere Beziehung zum Leben finden.»

http://www.jetzt-tv.net/fileadmin/video ... 02_01.html

Grüße,

Clown

PS: DAS verstehe ich unter 'reset'.
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
just
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von just »

zitiere mal sinngemäß
Michael (sind gute 60 km )

'die Pflicht fragt dich nicht'.

Es ist doch so, dass Mensch (im übetragenen Sinn) immer bezahlen muss, für was auch immer.

Das wäre materiell gesehen, eine einfache Aussage.
Ich kann mich (ausgenommen, es geht nicht anders-> schwere physische Erkrankung)
nicht den alltäglichen Aufgaben entziehen.

Kind, Ehe, (falls vorhanden) Rechnungen, Einkauf, Steuer, Wäsche,Beruf,

whatever....., also das was mir das tägliche Leben ab/ und -einfordert.

So, nun kommen zu den 'normalen' Anforderungen noch sehr schwere psychische Nöte hinzu.
Du agierst und funktionirst bis zur völligen Selbstaufgabe.

Jetzt komme mir keiner mit der Frage:
'Warum tust du das'?

Lebe dein Leben!
Ich könnte das nicht.
Es ist mein sog. 'Gewissen'.
Und das werde ICH nicht los.
Auch nicht auf einer Luxusyacht mit allem
pipapo......

Ich habe Verantwortung zu tragen.
Und wie man delegiert, weiss ich auch.
Problem ist, bestimmte Dinge sind nicht delegierbar.

Nur, wer solch komplizierte Konstellationen nie erlebt hat, kann leicht reden.



Es spielen dabei so viele Faktoren eine Rolle, dass sich so manches menschliche Individuum nicht vorstellen kann, wenn die sog. Welt/Umwelt zusammenbricht, dass einen schon fast eine Art Exorzismus gegen die Verzweiflung antreibt.

Ich erlaube mir dieses zu schreiben, da ich die dunkle Seite meiner und anderer 'Seelen' miterleben musste.
Triggernde Anteile werde ich hier nicht
mitteilen.

Es ist äusserst schwer, die seelischen Nöte eines depressiven Menschen darzustellen, weil ein anderer gar nicht in der Lage ist
- auch nicht der 'beste' Therapeut, Medikamente oder sonstwer/was -
sich in ein anderes Individuum hinein zu versetzen.

Besonders schlimm erachte ich die Tatsache,
dass es DIE 'reine' Depression einfach nicht gibt, die gern so oft postuliert wird.
(Allein schon diese irrwitzige, sorry, 'Unterscheidung' zwischen Depression-> Depressionen deutet auf den Zwiespalt hin.

Komorbiditäten (angefangen bei 'schlichter' Überlastungsreaktion-> burn out bis hin zu schwersten Persönlichkeitsstörungen) werden einerseits zugegeben, andererseits negiert.
Kommentar dazu= gelöscht

Diese 'fremde' Welt wird mit großer Wahrscheinlichkeit für immer mehr Menschen zur Realität werden.
Ob sie es erkennen, zur Kenntnis nehmen, ignorieren oder als 'Geschwafel' abtun,
ist nicht mein Problem.
So manche/r hat schon 'peinliche' Einbrüche seiner selbst erleben müssen.
Aber es wirklich zu zugeben, ist eine andere Sache.
Und wer bisher verschont blieb, sollte sich vielleicht mal Gedanken machen, ob es ihn nicht auch treffen könnte.
Bei manchen reicht schon Liebeskummer, bei anderen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Liebe Grüße
delta
------------------
est modus in rebus
ben1
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Re: Warum bekämpft ihr eure Depris??

Beitrag von ben1 »

Hallo Delta

Ich möchte nur einen Punkt aus Deinem Posting herausgreifen

"Es ist äusserst schwer, die seelischen Nöte eines depressiven Menschen darzustellen, weil ein anderer gar nicht in der Lage ist
- auch nicht der 'beste' Therapeut, Medikamente oder sonstwer/was -"

Volle Zustimmung!
ABER
Ich denke, es gibt eine ganze Reihe von Therapeuten, die in die Abgründe der Seele auch bei sich selbst geschaut haben - die erkennt man aber innerhalb von Minuten (ähnlich bei Beiträgen hier im Forum - wie schnell werden "Faker" hier von anderen entlarvt). Diese Therapeuten sind die Guten! Und es geht nicht darum, genau das durchzuerleben, was der andere gerade mitmacht (jeder hat seine Depression), sondern diesen totalen und absoluten Sinn-, Wert- und Orientierungsverlust zu kennen, um überhaupt zu erspüren, wie es dem anderen gerade geht.

Das finde ich eine große Stärke dieses Forums - es zeigt, das es solche Zustände
a) nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen, vielen anderen gibt und
b) das es Möglichkeiten gibt, mit diesem Zustand in Beziehung zu treten (und das ist eine Höllenarbeit) und sich Stück für Stück an das Leben heranzuarbeiten, das für mich (und nur für mich) wieder bejahenswert ist.

Ben
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