Die Zeit danach...

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1234$mbar
Beiträge: 6
Registriert: 22. Okt 2009, 19:10

Die Zeit danach...

Beitrag von 1234$mbar »

Hallo Leute,

im Forum steht so viel darüber, wenn man krank ist,wie schlecht es einem dabei geht. Nun ist meine Klinikzeit und das tiefe Loch schon eine Weile her und ich arbeite wieder seit Mai 09. Meine Medis (Mirtazapin und Trevilor) nehme ich weiterhin - das Leben plätschert so dahin und der Hintergedanke ist oft da - hoffentlich werde ich nicht wieder so schwer krank, daß ich nicht mehr arbeiten kann und in die Klinik muß. Um das zu verhindern mühe ich mich redlich ab und hoffe, das alles gut geht.

Heute habe ich einen Besuch in der Klinik gemacht (war vorher beim Psychiater im gleichen Haus) und habe dort drei ehemalige Mitpatienten getroffen, die einen Rückfall hatten. Das hat mich schon schwer getroffen.

Gerne wäre ich im Umgang mit meiner Depression - die ja irgendwo im Hintergrund immer noch lauert - lockerer, aber das ist gar nicht so einfach. Eher habe ich Respekt vor der Krankheit, möchte ihr davonlaufen, sie loshaben. Dabei sollte ich sie wohl eher akzeptieren als einen Teil von mir.
Ich bin wohl eben immer noch ein bißchen depressiv - mal schlecht schlafen, blöde Gedanken, mal Unruhe, mal Magenzwicken. Aber im Grunde weiß ich ehrlich nicht so recht, wie ich mich damit einschätzen soll !

Einfach lockerer durchs Leben gehen, sich treiben lassen und nicht soviel denken - das ist wohl ein ganz guter Ansatz.

War gut, mir meine Gedanken von der Seele zu schreiben und vielleicht geht es ja so manchem von Euch ähnlich.

Viele Grüße an euch alle

Martin

PS.: Bin erst zum zweiten Mal im Forum und war beim ersten Mal (vor drei Tagen)ganz überrascht, daß so viele meine Seite angeklickt haben.
Biesti
Beiträge: 10
Registriert: 26. Sep 2009, 20:23

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von Biesti »

Hallo Martin...

Mir geht es ähnlich. Meine seit langer Zeit schlimmste Phase hatte ich im August bis Anfang September. Mir gruselts immer noch wenn ich an die Zeit zurück denke. Es war selten so "düster" in mir gewesen und ich habe seit gut zweieinhalb Wochen nun eine sehr gute Phase...

Es fühlt sich an, wie auf einer türkisfarbenen Welle zu reiten . Allerdings habe ich auch im "Hinterkopf", wann wohl das nächste Loch -lauert-, und wie tief und langfristig es dann sein wird.

Ich nehme keine Medis, bin außerdem zur Zeit schwanger und denke dass vieles an meinen "Zuständen" in den letzten 18 Wochen logischerweise an dem Hormonhaushalt liegt. Und dennoch habe ich Phasen gehabt die genauso auch in meinen "un-schwangeren" Zeiten gewesen sind.

Kopf hoch, und lass Dich nicht von den Rückfällen anderer beirren. Du bist Du. Wer weiß, welche Gründe für die Rückschläge der anderen verantwortlich waren!

Lieben Gruß, Biesti
1234$mbar
Beiträge: 6
Registriert: 22. Okt 2009, 19:10

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von 1234$mbar »

Hallo Biesti,

bin ja neu im Forum - und wenn ich dir antworten will, hänge ich meine Antwort einfach an deine an - oder ? Wird schon klappen.

Danke für deine aufmunternden Worte. Es ist schön nicht allein mit seinen (manchmal grauen und konfusen) Gedanken zu sein.

Glückwunsch noch zu deiner Schwangerschaft - freut mich für dich !

Alles Gute und eine gute Zeit

Martin.
cocorosie
Beiträge: 84
Registriert: 8. Apr 2008, 13:22

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von cocorosie »

Hallo Martin, die Zeit danach ist nicht unbedingt die Zeit davor. Biesti hat Recht: Andere sind Andere und Du bist Du.

Wenn aber doch, dann sei Dir gewiss, dass es niemals so sein wird, wie zuvor. Du weisst jetzt, was mit Dir passiert, was zu tun ist und hast Ansprechpartner. Ein Rückfall ist nicht schön, klar, ist aber auch ein Zeichen, dass ein zufriedeneres und selbstbestimmteres Leben noch nicht ganz erreicht ist und ist gleichzeitig Chance, diesen Weg weiter zu verfolgen.

Dass Du wieder arbeitest, ist ein ganz wichtiger Schritt. Herzlichen Glückwünsch. Ansonsten: hör' auf Dich, nehm' Deine Medikamente und sprich mit Anderen über Deine Erfolge und auch über Ängste. Probier' nicht so viel an die Krankheit zu denken, aber hin und wieder daran, was sie ausgelösst hat.

Im Rückblick waren das die weiteren wichtigen Schritte auf meinem Weg. Alles Gute für Deinen! Grüsse, Claudia
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von Babi »

Hi martin,
du hast schon richtig erkannt, es ist wichtig, locker durchs Leben zu gehen, aber das kann man als Depressiver nur schwer.
Ich bin auch über 10 Jahre lang vor meiner Krankheit weggelaufen, das ist ein Fehler, glaub mir.
Mittlerweile akzeptiere ich sie als einen Teil von mir, und mir geht es viel besser, seit ich das tue.
Und es fällt mir viel leichter, damit umzugehen und einen Weg für mich zu finden, seit ich sie akzeptiere.
Es ist ganz wichtig, daß du auch versuchst, sie zu akzeptieren, die Krankheit. Ich weiß wie schwer das ist, war ja auch bei mir ein langer Prozeß.
Aber glaub mir es hilft und macht vieles leichter.
Und auch die Angst davor wird kleiner, die Erfahrung hab ich gemacht, weil ich durch das Akzeptieren mehr damit befasse und auch besser weiß, wie ich darauf reagieren soll.
Ich wünsch dir alles gute und gib nicht auf, o.k.
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
1234$mbar
Beiträge: 6
Registriert: 22. Okt 2009, 19:10

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von 1234$mbar »

Hallo Claudia,

danke für deine Rückmeldung. Das waren genau die richtigen Worte für mich und ich weiß - auch schon aus eigener Erfahrung - daß ich mit diesen Impulsen (und auch mit anderen) soweit es mir möglich ist gesund werden bzw. bleiben kann.

Viele Grüße

Martin
1234$mbar
Beiträge: 6
Registriert: 22. Okt 2009, 19:10

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von 1234$mbar »

Hallo Babi,

ich weiß, daß du recht hast und ich die Depression akzeptieren und annehmen sollte. In Zeiten, wo es mir gut geht, bin ich immer ganz happy, und glaube, jetzt habe ich die Depression endlich vollkommen besiegt. Aber das ist ein Irrtum, denn irgendwo im Hintergrund ist sie ja immer da, meldet sich manchmal unterschwellig, ist eben doch ein Teil von mir, so schwer mir das auch fällt anzunehmen.
Ja, ich Martin, bin depressiv krank, mal mehr mal weniger. Vielleicht ist es wie beim Alkoholiker - man muß sein ganzes Leben aufpassen, nicht rückfällig zu werden.
Allenfalls - Depression ist wie Treibsand, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr geht es bergab.
Danke für deine klaren Worte - sie haben sehr gut getan.

Viele Grüße

Martin
niederländer

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von niederländer »

Hallo Martin,

Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. Mir geht es genau so. Auch ich bin seit langen symptomfrei und stabil.
Wenn ich aber manche Sachen wieder Schleifen lasse spüre ich die Depression wieder im Nacken.Also heisst es alte Verhaltensmuster endgültig verabschieden, auf mich selbst achten und nicht überfordern.Ich hatte auch ein Alkoholproblem und weiss wie er mich verändert und gefangen halten kann. Also lasse ich die Finger davon.

Ich sehe die Depression im Moment so: Ich habe sie nicht besiegt aber gezähmt (Holger Reiners, aus: "die gezähmte Depression").

Letztlich hab ich jemanden getroffen der sich auch wieder in ein tiefes Loch befindet.
Das traurige ist, das man so machtlos daneben steht.
Genau so machtlos fühle ich mich wenn ich an meine zwei Töchter denke die Beide eine Psychische Krankheit haben. Die Jüngste (22), it eit 14 Monaten in eine Klinik und hat Kontrollzwänge.
Die Älteste kämpft mit die Nachwirkungen einer Magersucht.

Ich kann diese Situation nicht ändern, obwohl ich es gerne möchte. Das Einzige was ich machen kann ist für sie da sein, und eine gewisse Distanz behalten.

Wünsche dir einen schönen Tag,

Machts gut,

Benny
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von Babi »

Hi Martin,
es freut mich, daß ich dir durch meine Worte helfen konnte.
Das mit dem Treibsand ist ein guter Vergleich, eine Depression ist wirklich so.
Du darfst wirklich nicht so viel drüber nachdenken, nehm alles wie es kommt, die Krankheit ist in dir, und man weiß bei dieser Krankheit nie, wann die nächste Tiefphase kommt.
Ich habe auch oft Angst davor, wenn ich gute Zeiten haben, daß schnell wieder eine Tiefphase kommt.
Meine Therapeutin hat gesagt, deshalb ist es ganz wichtig, daß man in stabilen Phasen übt, wie man sich verhält, wenn eine Depri Phase anrollt. Meine Therapeutin hat mir dringend geraten, stabile Phasen immer dazu zu benutzen, sich auf Tiefs vorzubereiten, in dem man immer wieder Übungen macht. Denn in dem Moment, in dem die Depri da ist, kann man nicht mehr klar denken.
Wenn man aber im Vorfeld schon einige hilfreiche Verhalten in stabilen Phasen geübt hat, automatisieren sie sich und man macht sie in schlechten Phasen automatisch.
Das ist das, was meine Therapeutin mir erklärt hat und sie hat recht.
Liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Die Zeit danach...

Beitrag von freebird »

Hallo Leute,

ich habe für mich festgestellt, dass es zwar ein Zeit davor gibt, aber nicht wirklich eine Zeit danach. Es ist eher stets eine Zeit dazwischen.

So ist es, wenn man an einer chronischen schweren Depression leidet. Allerdings lebe ich damit und genieße die guten Tage um so mehr.

Viele Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
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