jung, aber einsam

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Amber87
Beiträge: 1
Registriert: 20. Okt 2009, 22:01

jung, aber einsam

Beitrag von Amber87 »

hallo!

ich bin neu hier im forum und würde gerne meine situation schildern.
ich bin erst 20 jahre alt, aber eine depression wurde bei mir schon relativ früh diagnostiziert - da war ich 14.
schlecht ging, es mir aber schon vorher. alles fing damit an, dass ich keine freunde in der schule hatte. erst wurde ich ausgegrenzt und das führte dann dazu, dass ich mich später selbst von den anderen abgegrenzt habe und somit immer ein außenseiter war. leider hat sich das bis heute nicht geändert. ich bin jetzt an der uni, aber einsam wie noch nie.
ich wohne alleine und habe so gut wie keine sozialen kontakte. ich seh meine eltern ab und zu am wochenende, aber das war es dann auch schon. ich gehe nie weg, habe keine hobbys und fühle mich einfach schrecklich allein.
auch an der uni, wo ich ja mit anderen in vorlesungen und seminaren bin, komm ich mir fehl am platz vor. ich sehe immer die anderen, die sich gut verstehen, sich fröhlich unterhalten...und dann mich, wie ich alleine irgendwo sitze, ohne selbstbewusstsein.
ich weiß ja, dass man selbst die initiative ergreifen muss. ich müsste aktiv etwas dafür tun, um kontakte zu knüpfen, aber ich fühle mich da einfach überfordert mit. zu oft habe ich schon schlechte erfahrungen gemacht, wurde abgelehnt oder habe mich in situationen extren unwohl gefühlt, sodass mich mittlerweile der mut verlassen hat.
ich weiß einfach nicht mehr weiter, wie ich aus dieser situation herausfinden soll.
es liegt sicher auch daran, dass ich denke, dass die anderen sowieso nichts mit mir zu tun haben wollen. ich bin auch in einem anderen land geboren, sehe also nicht typishc europäisch aus und auch das ist sicher etwas, das bei meinen nichtvorhandenen selbstbewusstsein eine große rolle spielt. ich fühle mich halt immer und überall fremd und nicht dazugehörig.
der einzige weg, den ich für mich gefunden habe, mit dieser einsamkeit klar zu kommen, war ein fataler. ich bin in die magersucht geflohen und das hat mich nur noch einsamer gemacht. ich war deshalb schon in vielen kliniken, aber geändert hat sich nie etwas.
ich würde mich freuen, wenn ich mich hier mit euch ein wenig austauschen könnte.

liebe grüße

amber
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: jung, aber einsam

Beitrag von ndskp01 »

Liebe Amber,

herzlich willkommen im Forum, schön, dass du hier bist

Studium: wirklich nicht die einfachste Lebenssituation für Menschen mit Sozialphobie. Wenn ich zur Arbeit gehe habe ich es leichter, weil man einfach miteinander sprechen muss (naja, manche tun auch das nicht, aber ein paar Situationen am Tag gibt es dann doch). Was studierst du denn? Etwa so was einsames wie Jura? (War für mich der blanke Horror).

Und alleine wohnen macht es kaum besser - gibt es für dich nicht die Möglichkeit in ein Wohnheim oder eine WG zu gehen? Das kannst du mit 20 doch viel leichter ist ich Oma mit 40 (und ist auch billiger, oder?)

Mir tut singen gut; und gerade heute habe ich mich entschlossen, hier in der immer noch fremden Stadt nächste Woche bei einem Chor anzufangen; auch das könnte doch was für dich sein: Man macht was gemeinsam, und die anderen wollen meist auch Kontakte...

Alles Gute erstmal,
deine Puk
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: jung, aber einsam

Beitrag von Babi »

Hi Amber,
Du hast eine ähnliche Geschichte wie ich.
Ich war, als ich so alt war, wie du noch zuhause und auch sehr sehr allein.
In der Schule wurde ich immer ausgeschlossen, hab mich nirgends so richtig wohlgefühlt, dachte immer, mich will keiner.
Ich bin heute 41 Jahre alt und es ist besser geworden, aber zwischendurch bin ich immer noch sehr allein und kann auf niemanden zugehen.
Es ist schwer, dran zu arbeiten und kostet auch Kraft. Ich verstehe dich so gut!
Es ist doch schon was, daß du den Schritt hierher gemacht hast ins Forum, ich finde das sehr schön und ich weiß nicht, ob dir das nicht auch ein bißchen schwergefallen ist.
Es ist schon mal ein erster Schritt, finde ich.
Magst du nicht mal eine Verhaltenstherapie machen. Ich glaube, daß dir sowas helfen würde.
Du hast auch recht, daß Magersucht ein fataler Ausweg ist, ich hoffe, du bekommst das in den Griff.
Vielleicht gibt es ja auch in der Uni so eine Art AGs, wo man sich zusammetut und eine interessiert dich. Das wäre auch ein guter Schritt in die richtige Richtung.
Wenn man nämlich in so eine Gruppe kommt, wird man eigentlich immer lieb aufgenommen und einbezogen.
Ich fühle wie du, denn wir haben das gleiche Schicksal, deswegen berühren deine Worte auch mein Herz!
Alles Liebe! Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
ashleigh
Beiträge: 31
Registriert: 23. Sep 2009, 20:47

Re: jung, aber einsam

Beitrag von ashleigh »

Hallo liebe Ambery,

auch ich finde mich in deinen Ausführungen wieder. Immer war ich Außenseiterin als Kind und Jugendliche. Allerdings kann die Uni wirklich auch ein Chance darstellen. Ich persönlich habe genossen, dass man ja zu so vielen Leuten Kontakt hat und einfach mal in der Cafete sitzen kann und ratschen kann. Dabei muss (zunächst) noch nicht einmal eine tiefe Freundschaft entstehen. Ich möchte dich ermutigen, sich einfach mal dazuzusetzen. Du kannst ja zuvor fragen, ob es OK ist. Vielleicht wirst du dich wundern, wie positiv sie reagieren werden. Nur Mut! Magersucht ist keine Lösung. Auch das haben wir gemeinsam, dass wir uns selbst bekämpfen, indem wir uns praktisch auszuradieren versuchen. Das hat mit Selbstwertgefühl zu tun.
Hast du dir denn schonmal Hilfe von außen gesucht? Bestimmt gibt es an eurer Uni eine Psychologische Beratungsstelle. Wir hatten das. Geh doch da mal hin. Die helfen dir bestimmt weiter!
Ganz liebe Grüße
Ashleigh
dolittle909
Beiträge: 296
Registriert: 14. Sep 2008, 18:00

Re: jung, aber einsam

Beitrag von dolittle909 »

Hallo!

Die Einsamkeit an der Uni - das kenne ich gut. Die ersten Semester fühlte ich mich total fehl am Platze, war fachlich überfordert und fand meine Mitstudenten grauenhaft (aufgeblasen, arrogant usw.). Überall nur Massen, Anonymität und Unpersönlichkeit. Ich blieb am liebsten zu Hause, Fernsehen, Comics und Süßigkeiten.

Besser wurde es erst, als ich anfing, mich in der Studierendenvertretung zu engagieren. Ich ging zuerst regelmäßig zu einer Hochschulgruppe gegen Rechtsextremismus. Schon ein Jahr später hatte ich ein Amt und war fakultätsweit bekannt. Es ging mir damit wesentlich besser. Doch dann musste ich lernen, dass meine Einsamkeit vom Alleinsein zu unterscheiden war. Denn eine große Enttäuschung stürzte mich trotz meiner "Wichtigkeit" wieder in neue Einsamkeit, obwohl ich nun auf der Flucht davor sogar noch in eine große WG zog. Ich war zu Hause und an der Uni unter Menschen - und trotzdem fühlte ich mich einsam. Mit anderen Worten: ich war untröstlich.

Diese meine eigene biographisch bedingte Einsamkeit anzunehmen, nicht zu glauben, äußere Umstände könnten sie beseitigen, ist ein Prozess, der vermutlich mein ganzes Leben andauern wird. Zugleich ist aber die Öffnung anderen gegenüber, die Suche von Beziehungen und von Zuwendung ein ganz wichtiges Mittel, um immer wieder schöne und beglückende Momente im Leben zu haben. Der Weg ist das Ziel.

Ich wünsche Dir sehr, den Mut zu finden, auf andere zuzugehen. Du hast nichts zu verlieren, nur zu gewinnen!

d.
niederländer

Re: jung, aber einsam

Beitrag von niederländer »

Hallo Amber,Hallo Babi,

Amber: Wilkommen im Forum !

Eure Vergangenheit und Gechichte könnt meine sein. Ich war auch immer der Einzelgänger, fühlte mich "Anders", schüchtern und ohne Selbstvertrauen.
Ich war der sensibelster und meist perfektionistischer von meine vier Brüder.
Das hat mich schon früh (16) in eine Depression geführt.

Ich hatte mich ein falsches Verhaltensmuter angelernt das Jahre funktioniert hat. Wenns dann halt nicht mehr ging, bin ich depressiv geworden.
Jetzt,mit 52 Jahre, hab ich entlich gelernt mich unter günstige Bedingungen, ein besseres Verhaltensmuster eigen zu machen.
Das hilft.

Amber: Meine älteste Tochter hat eine Magersucht und Ängste gehabt. Ich weiss genau was man damit andeuten will. Das ist die Fähigkeit sichselbst kontrolieren zu können und auf sich aufmerksam zu machen. Es war , für uns als Eltern und meine andere Kinder, eine schreckliche Zeit.
Meine Tochter(25) war nie richtig in Therapie und hat heut noch psychische Probleme.

Ich wünsche DIR das es dir gut geht !,

Grus,

Benny
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