Stark sein....

[Wycombe1]

Hallo,

wie manch einer noch weiss, ist eine meiner grossen baustellen die, das ich verlassensängste habe (kommt aus der kindheit) und mir eigentlich fast immer den schuh der schuld angezogen habe (jedenfalls in zwischenmenschlichen beziehungen). der grossteil meiner beziehungen ist sehr "krank" verlaufen, will heissen ich habe mich emotional sehr abhängig gemacht und mir vieles, viel zu viel eigentlich bieten lassen - immer aus angst davor verlassen zu werden, nicht gut genug zu sein. das hängt mir wie ein grosses damoklesschwert über dem kopf und lässt mich manchmal schier "durchdrehen"....

meine thera scheint aber doch einiges gebracht zu haben, denn ich habe gemerkt, das ich mich in vielen bereichen verändert habe. das "pflänzchen" selbstwertgefühl ist gewachsen, es ist noch nicht gross, aber es hat wurzeln.

ich bin gerade dabei für MICH zu entscheiden und den weg zu gehen, eine sehr destruktive beziehung zu beenden. ich bin dabei zu lernen auszuhalten, das etwas gescheitert ist, was mir wertvoll erschien. ich habe erkannt, das es keinen sinn macht zu kämpfen/zu investieren wenn das gegenüber nicht an die selben dinge glaubt. ich bin dabei nicht mehr "ja und amen" zu sagen, sondern authentisch, erwachsen zu sein, zu hinterfragen und nicht mehr alles auf mich nehme.

letztendlich hat es mich soweit gebracht das ich dieses für mich nicht gute zu beenden.... mir gehts sehr sehr schlecht dabei (was man 39 jahre gemacht hat legt man nicht über nacht ab), aber ich versuche diesen weg zu gehen. versuche die inneren stimmen "du bist es nicht wert, siehs dir an, jeder verlässt dich, du bist schuld" zu ignorieren und mir selbst gegenüber stark zu sein und es auch zu bleiben... versuche zu akzeptieren was ist und nach vorn zu schauen..... aber ach, es ist so schwer und auch das herz ist sehr schwer.....

ist einer von euch diesen weg schon einmal gegangen? wie ist es euch ergangen?

VG, Wycombe1

[Rudi-Reiter]

Hallo Wycombe,
Herzlichen Glückwunsch!

Du hast etwas geschafft, wozu ich einfach nicht genug Mut aufbringe, egal wie verzweifelt ich auch bin.

Und zu Deinen inneren Stimmen: die sollen endlich Ruhe geben, Du bist ein GUTER, WERTVOLLER Mensch. Das beweist alleine schon der Beitrag Kindermund tut Wahrheit kund. Leider haben nicht allzu viele Menschen annähernd soviel Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein wie du.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und eine bessere Zukunft.

Alles Gute
Rudi

[kartoffelsalat]

Hallo Wycombe

Hut ab! Etwas zu erkennen, so eine destruktive Beziehung, ist das eine. So weit bin ich auch.

Aber etwas zu ändern, dazu gehört noch ein ganzes Stückchen mehr. Daran kämpfe ich schon seit Jahren.

Ich weiß, dass es sehr beängstigend ist etwas Gewohntes zu verlassen, selbst wenn man weiß, dass es einem nicht gut tut.

Gruß Kasa

[Kira2005]

Hallo Wycombe,

das ist ja Super, das Du das hinbekommen hast.

Vom Verstand her weiß ich , was ich machen sollte, aber umsetzen kann ich das nicht.

Ich sage auch zu allem ja und kann nichts absagen, denn dann fängt es an zu rattern:
-was denkt der andere
-bin ich schlecht
-kann ja erst helfen u. dann meine Sachen
erledigen
-wenn ich nicht helfe, mag mich keiner
-ich muß erst an die anderen denken
etc......

Da bist Du mir einen riesigen Schritt voraus. Daumen hoch, kannst Stolz sein!

Gruß
Kira

[Babi]

Hi wycombe,
ich kenne das, was du beschreibst genau. Das habe ich in meiner ersren Therapie intensiv bearbeitet und in den Griff bekommen, allerdings spielt es jetzt auch in die zweite Therapie wieder mit rein, also quasi ein Rückfall.
Du bist auf dem richtigen Weg und hast schon vieles für dich erkannt. Bleib da dran!
Ich arbeite auch gerade bei mir daran, da die Sätze "ich bin nichts wert" usw. wieder bei mir aufgetaucht sind.
In meiner Thera hat sich herausgestellt, daß ich das Denken von meiner dominanten Mum da übernommen habe, weil sie mir als Kind immer gesagt hat, ich bin nichts und ich bin selbst schuld an allem, was negatives passiert.
Meine Therapeutin sagt, man denkt nur so, wenn einem das mal von jemanden - meist einem Erziehungsberechtigten - eingetrichtert worden ist. Und das muß man wieder ablegen.
Hab jetzt von der Therapeutin den Satz mitbekommen "Das ist die alte Schallplatte/der alte Film." Diese Vorstellung hilft mir. Als Kind hatte ich keine Wahl, mich gegen diese Gedanken und Worte zu wehren, jetzt habe ich es und das meint auch meine Therapeutin.
Also packen wir es gemeinsam an, wycombe...
Es gibt immer einen Weg.

[Wycombe1]

ich danke euch für eure antworten und aufmunternden worte....

ich habe lange gespräche mit seinem bruder geführt, der mir auch sagte, das dies das beste ist was ich machen kann: mein leben wieder selbst in die hand nehmen, eigene regeln aufstellen... in der theorie hört sich das immer so gut an, aber die praxis.....

es ist ja dieses nicht-loslassen-können, diese grosse angst dahinter, ich kanns garnicht beschreiben....

ich habe heute am telefon (er hat kontakt aufgenommen) zu ihm "Stop" gesagt und das für mich eine beziehung unter seinen bedinungen nicht mehr möglich ist..... er ist total kalt, gemein, abwertend gewesen.... und das,weil ich es "gewagt" habe etwas nicht zu tun was er will.....

nach dem telefonat bin ich zur toilette und habe mir (sorry) die seele aus dem leib gekotzt.... mir war so schlecht und zittrig.... zittrig auch aus angst, weil ich es "WAGTE" etwas zu fordern. weil ich es wagte etwas gegen ihn zu sagen.... und dann seine reaktion zu erleben und auszuhalten...

ansich müsste ich stolz auf mich sein, aber das kann ich grad überhaupt nicht... ich sehe nur das meine beziehung kaputt ist.... und diese verdammten verlassensängste und alles nur so hochkommt....

VG, Wycombe1

[Speranza]

[Wycombe1]

hallo....

ich habe es durch- und ausgehalten ihn seine sachen abholen zu lassen.... ich hatte alles, was er so hier hatte im wohnzimmer bereit gelegt..... er ist gekommen und ich bin in einem anderem zimmer geblieben.... ich bin nicht (wie sonst immer!!!) rausgekommen, habe ihn nicht angefleht, nichts getan.... es ist mir immens schwer gefallen und ich habe mich auf das bett meiner tochter geworfen und rotz und wasser geheult..... ich bin dort drinn geblieben bis er gegangen ist......

gut gehts mir damit NICHT..... aber ich konnte einfach nicht anders... und den sinn darin seh ich auch noch nicht.... aber ich habe es getan... mich meinen ängsten gestellt.... konfrontation..... wünsch ich keinem....

VG, Wycombe1

[Kira2005]

Hallo Wycombe,

SUPER hast Du das gemacht Kannst Stolz auf Dich sein.
Natürlich fühlt sich das schlecht an, aber irgendwann geht es Dir besser.
Weiter so und Gruß

Kira

[Speranza]

[kartoffelsalat]

Wow Wycombe,

ich bin beeindruckt. Ehrlich. Das mit den alten Gefühlen, die einen überschwemmen, da ist ne Menge dran.

kasa

[paradiddler]

Hi Wycombe,

ich wollte nur sagen, dass du nicht allein bist. Ich mache gerade dasselbe durch, allerdings hat meine Partnerin Schluss gemacht. Dies ist nun fast acht Monate her, aber immer noch grüble ich, mache Therapie und versuche so, die Gefühle der Schuld loszuwerden. Es ist so verdammt schwer, erlerntes Denken und Handeln los zu werden. Immer wieder tauchen die gleichen Gedanken auf und sagen einem, dass man noch mit dieser Person zusammen wäre, wenn dies und das so oder so gewesen wäre. Wenn man sich anders verhalten hätte. Wenn die blöde Depri und die Verlustängste nicht gewesen wären. Dann wäre ja alles gut und das Leben schön. Aber das ist Quatsch.

In meinem Fall ist es sogar so, dass viele, die meine Ex kennen, mir oft gesagt haben und sagen, dass die nicht gut für mich war. Aber ich kann das nicht glauben. Obwohl ich selbst weiß (und das sogar sehr gut in meinem Tagebuch nachlesen kann), dass es stimmt.

Sich von dieser Person abzuwenden, fühlt sich für mich so an, als ob ich in eine große, dunkle Leere blicke. Und dem will ich mich wohl nicht aussetzen. Dumm eigentlich, denn nur so kann es weitergehen und jemand Neues in mein Leben treten.

Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg bei deinem Weg.
St.

[Wycombe1]

hallo,
danke für eure lieben und aufmerksamen antworten....

mir ist im moment nur der sinn nach ruhe, eine schöne zeit mit meinen kindern, nichts sehen und hören....

und kräfte sammeln, u. a. dafür, das nächste woche mein 40. ansteht, der gross gefeiert wird, mit saal, essen, DJ, vielen freunden, bekannten, der familie und (davor hab ich echt muffe) auch ihm... den er und meine besten freunde haben dieses fest organisiert, seine familie (mit der ich keinerlei probs habe ist auch da) und ja, da muss ich jetzt durch.... und bis dahin muss ich kraft tanken.....

VG, Wycombe1

[Babi]

He wycombe,
ich wünsch dir ganz ganz viel Kraft für das Fest.
Du hast das gemacht, was für dich das richtige war.
Das Stolz sein auf dich kann jetzt noch nicht kommen, weil du im Moment in der Trauerphase bist. Die mußt du erst durchleben und irgendwann danach wirst du auch auf dich stolz sein mit einem Lächeln im Gesicht, glaube mir.
So einen Schritt zu gehen ist immer schwer, und man braucht Zeit, um es zu verkraften, diesen Schritt gegangen zu sein, lasse dir diese Zeit und erlaube dir, darüber traurig zu sein, daß alles so gelaufen ist.
Ich habe diese Phase gerade hinter mir und ich weiß, daß einen da der Schmerz fast zerreißt. Aber man schafft es und du auch.
Hab Mut und Zuversicht.
Alles Liebe Babi