Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

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MusicIsMyRadar
Beiträge: 5
Registriert: 22. Sep 2009, 12:39

Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von MusicIsMyRadar »

Hallo,
meine Frage ist vielleicht etwas außergewöhnlich oder komisch, aber ich versuche das mal zu erklären.

Ich nehme seit ungefähr zwei Jahren Medikamente gegen meine Depressionen und Dysthymie. Es begann mit Amitriptylin (oder wie man das schreibt), dann kam Mirtazapin fürs Einschlafen dazu, dann wurde das A. abgesetzt und ich hab es mit Citalopram versucht. Nachdem sich auch damit nach einem Jahr keine Wirkung eingestellt hat, nehme ich nun Venlafaxin.
Und kann nach wie vor nicht sagen, dass sich wirklich was tut. Mirtazapin zum Einschlafen funktioniert super, aber von Antriebssteigerungen oder Stimmungsaufhellungen merke ich nicht wirklich was.

Mir ist natürlich klar, dass Antidepressiva keine "Glücklichmacher auf Rezept" sind, dass es nicht so abläuft, dass ich eine Tablette nehme und plötzlich ist alles klasse (schön wär's!), aber gleichzeitig finde ich es sehr schwer, mich selber zu beobachten und herauszufinden, ob sich eine Besserung einstellt. Weil "Besserung" letztlich so ein schwammiger Begriff ist - was ist eine Besserung?! Schlecht geht es mir nach wie vor.

Ich habe die Hoffnung, dass ihr mir mit euren Erfahrungen ein wenig weiterhelfen könnt. Vielleicht habt ihr ganz konkrete Beispiele, wie sich euer Leben durch ADs verbessert hat? Kleine Dinge des Alltags, die durch ADs wieder möglich waren? Oder andere Dinge?

Hoffentlich kann mir jemand weiterhelfen
Danke.

Mir ist gerade noch ein Nachtrag eingefallen: Wie sieht das bei euch aus, untersucht euer Psychiater auch euer Blut? Ich meine mich zu erinnern, dass man im Blut zumindest teilweise sehen kann, ob die AD einen Effekt haben?
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von FönX »

Hallo,

ich habe es schon mehrfach beschrieben, mache es aber nochmal in Kurzform.

Anfang 2005 hörte ich wegen schwerer Depressionen auf zu arbeiten. Juni bis September stationärer Aufenthalt. Weiter depressiv. Ich hatte Angst vorm Gesundwerden, weil ich das mit Rückkehr in die Arbeitstretmühle gleichsetzte und mir gar nichts mehr zutraute. Nach mehreren AD-Versuchen bekam ich Dezember 2006 Trevilor. Das wirkte so: Nach drei, vier Wochen dachte ich über einen zaghaften beruflichen Neuanfang nach. Diese Gedanken formulierte ich immer feiner aus. Ich begann mir wieder was zuzutrauen. Aufgrund der Nebenwirkungen setzte ich Trevilor im Februar 2008 ab. Der erwähnte positive Effekt blieb aber. Zum 1.5.08 meldete ich mein Gewerbe an und fing ganz langsam an, meine Webagentur aufzubauen. So kann ich weitererzählen. Im nächsten Jahr soll meine Agentur Vollexistenz werden.

Immer noch habe ich zwischendurch Depressionen. Die wären weniger, wenn ich wieder Trevilor nähme. Aber ich habe Nebenwirkungen abgewogen gegen die Wirkung. Da ich nicht unbedingt von meiner Arbeit leben muss, kann ich mir gelegentliche Auszeiten gönnen. Dafür habe ich nicht die Nebenwirkungen, auf die ich schon in anderen Beiträgen genügend eingegangen bin.

Mein Neurologe hat noch nie eine Blutentnahme gemacht. Vielleicht weiß er nicht, wie das geht? Jedenfalls bin ich mit meiner jetzigen Medikation beim Hausarzt gut aufgehoben. Erst, wenn was umgestellt werden muss, gehe ich wieder zum Facharzt.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von FönX »

Noch ein paar Gedanken zur Wirkung:

Sachen, die mich emotional berühren, kommen unter AD nicht so nah an mich ran. Und ich hatte einen Tick mehr Antrieb, um konstruktiv an mir zu arbeiten. Ich empfehle daher das AD nur zur Ergänzung zu einer Psychotherapie. Allein bringt es wenig.

Das AD hat aber auch den Effekt, dass ich mich etwas "zugedeckelt" fühle. So war es mir unter Trevilor selten möglich, mich echt zu freuen. Das wurde besser nach dem Absetzen.
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von Babi »

HI,
also ich nehme Citalopram morgens und abens Amitriphtilyn zum einschlafen!
Durch die Einnahme von Citalopram habe ich gemerkt, daß ich ruhiger geworden bin, daß ich mich nicht mehr so schnell aufrege, wie ohne.
Und mit dem Amitriphtilyn kann ich auch besser schlafen wie ohne, allerdings wenn tagsüber was negativ aufregendes passiert ist, wirkt Amitriphtilyn nicht mehr.
Ich empfinde es als positiv, daß ich durch Citalopram so ruhig geworden bin, macht mich zufriedener.
Und ich rege mich nicht mehr so schnell auf wie früher, fühl mich auch gefestigter.
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Sieglinde1964
Beiträge: 1267
Registriert: 30. Dez 2006, 19:31

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von Sieglinde1964 »

Ich nehme seit letzetn Jahres September Trevilor in der Dosis 150 mg. Seitdem habe ich wieder mehr Antrieb und kann mich auch an kleinen Dingen wieder mehr erfreuen. Vorher nahm ich 45 mg Mirtazapin ein zum besser Durchschlafen und besseren Einschlafen. Leider habe ich so stark zugenommen. Zusätzlich bekomme ich noch Risperdal, morgens ein halbes Milligramm und abends 1 1/2 Milligram gegen Stimmenhören, was bei mir zeitweise vorkam. Die Medikamente bewirken bei mir, dass ich meinen Alltag wieder besser in den Griff bekomme und ich meinen Haushalt wieder besser erledigen kann. Das konnte ich bis voriges Jahr nur sehr schlecht, weil ich am liebsten nur im Bett liegen wollte.
Krimi
Beiträge: 332
Registriert: 11. Jul 2008, 15:19

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von Krimi »

Hallo ,

ich spüre die Wirkung meiner Medikamente am deutlichsten, wenn ich die Dosis verändere. Ich bin gut eingestellt mit 30 mg Fluoxetin morgens und 5 Tropfen Stangyl abends. Da ich durch das Stangyl scheinbar nicht abnehmen kann und es eigentlich eh eine sehr geringe Dosis ist, versuche ich immer wieder mal, es abzusetzen bzw. zu reduzieren. Das ging bisher immer nach hinten los, ich wurde instabiler, habe mehr geweint, fühlte mich mit allem überfordert, habe also einen großen Schritt nach hinten gemacht. Da die Dosis so gering ist, dachte ich, ich bilde mir das vielleicht nur ein, aber nachdem ich es nun mehrfach ausprobiert habe, scheint es nun einfach wirklich so zu sein, dieses Phänomen trat jedesmal auf.

Die oben beschriebene Dosierung scheint mich halbwegs im Gleichgewicht zu halten, sobald ich was daran verändere (ich habe auch schon mal versucht, mehr Fluoxetin zu nehmen, das war auch nicht gut), werde ich instabil, submanisch oder komme anderweitig aus der Balance.

Alles Gute und viele Grüße,
Bea
FönX
Beiträge: 3370
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von FönX »

Hallo Bea,

danke, dass du das mit dem Stangyl schreibst. Stangyl ist ja auch unter dem Namen Trimipramin bekannt. Das nehme ich schon über drei Jahre. Seit über einem Jahr auch nur 12,5mg abends. Zweimal versuchte ich es abzusetzen. Wie bei dir, ging es jedesmal schief. Totale Unruhe, die Neigung, bei jeder Kleinigkeit zu weinen, trat auch bei mir auf. So nehme ich es "brav" weiter.

Liebe Grüße
FönX

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Sardinen
Beiträge: 1
Registriert: 20. Okt 2009, 10:57

Re: Wie genau helfen euch/wirken Medikamente?

Beitrag von Sardinen »

Hallo zusammen,

ich nehme seit 12 Jahren abends Stangyl 0,25 mg ( 1 /4 von 100), bin damit bisher total gut zurechtgekommen ( nachdem ich mein ganzes Leben hindurch an schwersten Depressionen gelitten hatte + keine noch so lange Gespr.-Therapie mir geholfen hat) Absetzen durch Reduzieren
trotz bester Verfassung führt sofort zum Niedergang. Nachdem ich jetzt eine erneute Depression bekam,die durch äußere Umstände verursacht sind,die aber nicht zu ändern sind, habe ich die Dosis Stangyl erhöht, auf 1/2 von 100 mg,-das führt aber nicht zu wesentlicher Besserung. Mal schauen, wie das weitergeht!
BG

S.
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