sich erlauben ....

Antworten
steppenwolf1

sich erlauben ....

Beitrag von steppenwolf1 »

.... Spaß an Dingen zu haben. Wie macht man das ? Ich habe das Problem, dass mir nichts mehr so richtig Freude bereitet. Ich keine Interessen mehr habe und der Tag so fad erscheint. Dazu kommen immer diese Anspannungsgefühle, die einem alles vermiesen. Ein Ansatz bei mir in der Therapie ist, dass ich mir den Spaß nicht erlaube. Nun gut, aber wie mache ich das ? Mir einfach zu sagen "Jetzt hab mal wieder Spaß und Freude an den Dingen" geht einfach nicht. Habt Ihr ev. ein paar Tipps für mich ?

Danke und Gruß, wölfin
kartoffelsalat
Beiträge: 464
Registriert: 9. Jan 2009, 04:53

Re: sich erlauben ....

Beitrag von kartoffelsalat »

hallo steppenwolf,

ich kenne dein problem sehr gut. ich erlaube mir den spaß auch nicht, traurig eigentlich, was?

bisher hilft bei mir nur das austrickesen, also den spaß mit irgendeiner sinnstiftung zu verknüpfen, was ja auch nicht des rätsels lösung sein kann.

sorry, dass ich keine besseren tipps habe.
gruß kasa
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo Wölfin,

sich hinsetzen und sich zu sagen "so, jetzt lass es dir gut gehen, habe Freude" klappt nicht, egal ob depri, kein depri, angst oder keine angst; keiner kann auf kommando "happy" sein.

Mir hat geholfen was meine thera mir "befahl". spazieren gehen. kopf nicht nach unten "verkrümmeln" sondern bewusst nach oben schauen, vögel, wolken etc. wahr nehmen und geniessen.

in die sauna gehen. ein gutes buch lesen. schlafen (auch bewusstes schlafen kann ein genuss sein). ins kino gehen. was tolles kochen. freunde treffen. lachen, diskutieren. die wohnung umdekorieren. es sind die kleinen dinge die anfangs dafür "sorgen" das man freude/genuss empfinden kann. diese aufschreiben. das sollte ich tun, jeden tag am abend den tag revue passieren lassen und aufschreiben was schön war. und es kam selbst an den schrecklichsten tagen etwas schönes zusammen; und war es "nur" das lächeln/kuscheln/schmusen mit meinen kids. irgendwann wird sich das augenmerk vom negativen wieder ins positive lenken und es wird besser. bestimmt!!!

Vg,
Wycombe1
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Karla »

Hallo steppenwolf1, Du sprichst mir aus der Seele, Dein Problem ist mein Hauptproblem jeden Tag. Alles ist auch so öde und gleichmäßig langweilig, egal was ich tue.

Ich versuche das Schöne zu sehen, was es ja auch im Leben gibt, aber so richtig geht es nicht voran.

Einen Rat kann ich Dir nicht geben, ich nehme nur jeden Tag Anlauf, um wieder Freude zu empfinden.

HG Karla
steppenwolf1

Re: sich erlauben ....

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Wycombe,

vielen Dank für Deine Tipps. Weißt Du, ich versuche schon immer was zu machen, aber die Anspannungsgefühle vermiesen einem alles. Sicher die Angst ist nicht mehr so groß wie noch im Januar diesen Jahres, und ich neige auch mehr dazu zu sagen es ist anspannung, noch keine Angst. Aber unangenehm und ich fühl mich einfach nicht gut. Im Grunde waren die Ängste immer auch den ganzen Tag, also sowas wie generalisiert. Jetzt ist es so, dass die Anspannung abends besser wird. Aber der ganze Tag ist damit im Eimer.

Heute habe ich mir ein gebrauchtes Fahrrad gekauft und hoffe, dass ich damit dann auch fahre und es geniessen kann.

wölfin
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo Wölfin,

ich kenn das gefühl noch zu gut; egal was ich gemacht habe, ich war innerlich angespannt dabei, habe geguckt wie ich da schnell wieder weg kann, hab auf mein innerstes geachtet, also sämtliche aufmerksamkeit auf mich gelenkt und es nicht geschafft die aufmerksamkeit nach aussen zu lenken. ich war im kino - aber.... ich war spazieren - aber... hab mich mit freunden getroffen - aber.... es hat seine zeit gedauert, denn man muss auch erstmal dahin kommen das man es akzeptiert das es so ist wie es ist....

mir sagte meine thera damals, das es langwierig ist die negative einstellung auf positiv zu polen, da es sozusagen per handbetrieb geht..... es hat mir aber geholfen; dank der VT und vieler dinge "nebenher".... vertrauen wieder in sich selbst, freunde, umdenken usw.

ich kann dir nur ans herz legen eine VT zu machen liebe wölfin, es wird damit wirklich besser!

vg,
wycombe1
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: sich erlauben ....

Beitrag von otterchen »

Hallo,

"los jetzt, ich will jetzt und sofort gute Laune haben"
das geht sicher nicht.

Aber meine Vorposter(innen) haben es schon gut erkannt: erst einmal für Dinge sorgen, die einen näher zu einem selbst führen - z.B. durch einen Spaziergang. Und dann hinfühlen.

Der Hinweis mit der VT ist auch wichtig, wie ich finde. Das seltsame ist: unser Verhalten beeinflusst tatsächlich unser Befinden.
Ich muss mich nicht erst besser fühlen, um etwas machen zu können, sondern ich mache erst und fühle mich dann besser.
Das funktioniert allerdings nicht mit so Sachen wie "ich geh jetzt ins Kino und hab dort eine gute Zeit", wenn erst einmal andere Dinge in einem bearbeitet werden müssen.

Aber das Genießenkönnen und die Freude stellen sich dann mit der Zeit wieder ein.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: sich erlauben ....

Beitrag von ben1 »

Hallo und nur ganz kurz

ich denke, es gehört zum Wesen der Depression, das man sich auch über schöne Sachen (derzeit) nicht freuen kann - somit kann man sich auch einen ganz komischen Druck machen (ich müßte jetzt doch eigentlich fröhlich sein - kann bis zu Selbstvorwürfen führen). Vielleicht ist es in einem ersten Schritt mal ganz sinnvoll, nicht zwischen "schönen" und "schlechten" Momenten zu unterscheiden, sondern zwischen "besser" und "schlechter". Ein Spaziergang muss mir keinen Spaß machen, aber er kann "besser" sein, als weiterhin auf dem Sofa zu sitzen. Auch über diese Erfahrungen kann ich mich meinen eigenen Bedürfnissen schrittweise wieder nähern. Auch Kino, Sauna usw. können schöne Momente sein, müssen es aber nicht automatisch (auch beim "Gesunden" funktioniert das ja nicht immer).

Also mein Plädoyer - such nicht nach "Glücklichmachern", sondern schau in einem ersten Schritt mal nur, was gerade im Moment für dich besser oder schlechter ist - das ist auch ein Weg, der ist nicht so frustrierend und überfordernd.

Ben
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Karla »

Hallo,

meine Stimmung wandert hoch und runter, wie bei einen Thermometer.

Heute hatte ich Wäsche auf dem Hausboden aufgehängt, wo es ziemlich dunkel ist, da ging meine Stimmung gleich in den Keller, danach ging ich eine Runde um das Haus bei Sonnenschein spazieren, da hellte sich die Stimmung wieder auf.

Dann telefonierte ich mit meiner Freundin, ein kurzes Gespräch, das tat mir auch gut und es ging mir besser.

Bewegung ist in der Stimmung drin, aber geht sie herunter, ist mir immer noch nach 5 Jahren Depression so unheimlich.

Vielleicht wird es doch noch in Laufe der Jahre wieder besser.


HG von Karla
Reve
Beiträge: 754
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Reve »

Hallo,

sehe ich alles genauso wie hier beschrieben. Und auch ähnich wie Ben, im Moment gar nicht danach streben "glücklich" zu sein, weils meiner Meinung jetzt eh nicht geht gerade auch in Verbindung mit den Angstzuständen, sondern zu sehen wenigstens "zufrieden" zu werden.

Wölfin, wie es mich schwer erwischt hat vor vier Jahren, war jedes Hobby, jede Freude, ausgelöscht, was ja normal ist bei einer D. nur noch die Freude an meinen Kindern konnte ich empfinden. Ich habs ja schon ein paar mal erwähnt, ich wollte, um die tödliche Leere zu füllen, einen Job auf Teufel komm raus. Jetzt im Laufe der Zeit hab ich natürlich erkannt, dass mich auch nicht der Job von meinen phasenweisen schlechten Gedanken freimacht, auch nicht das "Rumgeschreibse", auch nicht das Laufen oder Spazierengehen, auch nicht das Gärtnern, auch nicht das Samenziehen, das Ökokochen, meine Wellnesspflege...., aber in der Summe kann als das dazu beitragen, dass ich mich eingermaßen zufrieden fühle.

Wölfin, du musst Dinge herausfinden duch Probieren, wieder verwerfen, durch tägliches Training, die dir dabei helfen könnten dich einigermaßen zufrieden zu fühlen oder wie Ben glaub ich sagte nicht "so schlecht".

lG Carin :
Cinderella-OL
Beiträge: 113
Registriert: 8. Aug 2009, 22:57

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Cinderella-OL »

Hallo Ihr Lieben,

dieser Thread ist wirklich wertvoll und bepackt mit schönen Tipps!

Mir geht es zur Zeit nicht so gut, auch ein totales Auf und Ab bei mir. An Tagen wie heute und gestern bin ich nur traurig und kann mir gar nicht vorstellen, dass es sich auch wieder aufhellen könnte. Dann der Druck, den Alltag zu schaffen, das Kind zu versorgen,...

Mir macht schon seit langem nichts mehr wirklich große Freude. Nicht mal beim Spielen mit meiner kleinen Maus kann ich abschalten (sorry, wenn einige das von Euch schon gelesen haben...). Und oftmals sind es dann doch die kleinen Dinge, die ich schaffe, die mich froh machen.

Liebe Wycombe1, ich sehe es ähnlich wie Du. Es ist so wichtig, sich an kleinen Dingen zu erfreuen. Und ich merke auch, wie stark sich das Verhalten auf die Gefühle auswirkt. Nur wenn es mir richtig schlecht geht (antriebslos, keinen Appetit, traurig,...), dann kann ich mich kaum mehr aufraffen.

Liebe Grüße, Cindy!
Wir sind auf dieser Welt Engel mit nur einem Flügel - um fliegen zu können müssen wir uns die Hände reichen!
steppenwolf1

Re: sich erlauben ....

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für Eure Beiträge . Ob ich noch eine VTmachen kann, habe ich schon bei der Krankenkasse erfragt, aber ich trau mich nicht so richtig zu wechseln. Die Therapie, die ich jetzt mache, hatte mir bis zu der Angst auch geholfen, diverse Probleme abzustellen. Wir haben auch erst nochmal verlängert um 20 h , dann ist das Kontingent erschöpft.

Ich habe meine Reha abgebrochen, weil ich mich nicht wirklich fit dafür fühle und eine riesen Blockade zwecks 1. Arbeitsmarkt da ist. Mir wird schon schlecht, wenn ich daran denke. Ev. kann ich aber nächstes Jahr die verbliebene Zeit nochmal angehen. Derweil habe ich mich heute aufgerafft und bin bei der Diakonie in der Holzwerkstatt gewesen, um nicht zu Hause zu hängen. als ich das als Arbeitstherapie 2008 gemacht habe, hatte ich noch Spass daran und ich kämpfte auch für die Reha. Jetzt ist mir irgendwie jegliche Kraft abhanden gekommen.

Ich finde die Tipps auch sehr wertvoll und es macht Mut, das einige des Tal verlassen konnten. Manchmal hab ich das Gefühl, nie mehr da raus zu kommen. So richtig bewußt wird mir das immer in Situationen, in denen ich auch mal für mich kämpfen sollte wie z.B. bei der Arbeitsagentur, aber es gelingt mir nicht. Ich fühl mich so schwach und so ausgeliefert. Das hängt mit dem geringen Selbstbewußtsein zusammen, aber wie steiger ich das ? Ja, ich weiß immer weiter üben, aber ich glaube ich muss auch was in meinem Denken ändern. Z.B. dass ich auch Rechte habe etc. Fühl ich derzeit auch überhaupt nicht. Für sich einstehen und auch darum kämpfen hat bei mir was mit einer gesunden Aggressivität zu tun, auch wenn das Wort negativ behaftet ist. Aber wie komme ich dahin ?

Danke nochmal.

Viele Grüße, wölfin
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: sich erlauben ....

Beitrag von otterchen »

Hi Wölfin,

Für sich einstehen und auch darum kämpfen hat bei mir was mit einer gesunden Aggressivität zu tun, auch wenn das Wort negativ behaftet ist.

Ja, kommt mir bekannt vor.
Manchmal kann ich das... und manchmal gelingt es mir einfach nicht - bis mir jemand anderes bestätigt, dass ich das Recht dazu habe.
Verrückt!

Aber so ticke ich momentan nunmal.
Und auch wenn ich im Moment damit nicht umgehen kann (hat was mit Authoritätspersonen zu tun -> Elternhaus), dann verzeihe ich mir zumindest, weil ich nachvollziehen kann, warum es mir derzeit so schwer fällt.

Vielleicht übernehme ich aber bald schon die Rolle der außenstehenden Person, die mir selbst das Recht gibt, andere aus meinen Grenzen zu verweisen. Und dann stelle ich mich nicht mehr in Frage mit "darf ich das - ist das angemessen", sondern nehme mit mit großer Selbstverständlichkeit heraus, dass auch ich Forderungen stellen kann und nicht lieb und angepasst sein muss, sondern dass ich die Regeln aufstelle, wo es bei mir langgeht. Basta!

(irgendwann schaff ich das *vornehm*)


Übrigens: Aggressivität ist tatsächlich negativ behaftet, aber sie kann auch Antrieb für uns sein, etwas zu verfolgen. Es kommt wohl ursprünglich von "an etwas heranschreiten". Damit wir uns klar von Aggressionen und Angriff abgrenzen: einigen wir uns vielleicht auf sowas wie "Rückgrat haben" und "Selbstbehauptung" als Umschreibungen?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Babi »

Hallo,
ihr sprecht hier alle wahre Worte.
Ich kenne das alles auch!
Vor allen Dingen erlaube ich mir nix, wenn ich das Gefühl habe, ich habe jemand weh getan oder was schlechtes getan, dann denke ich auch, ich habe es nicht verdient, mir was zu erlauben. Ich bestrafe mich dann quasi damit, daß ich mir dann selbst nichts erlaube.
Und auf Knopfdruck geht das schon gar nicht, da habt ihr auch alle recht. Es muß von innen kommen.
Ich weiß auch nicht, aber ich habe das Gefühl, ich versage so oft im Leben, da darf ich mir auch nix erlauben.
Ich weiß, daß erlauben eigentlich gut tut, aber man muß sich erst mal erlauben können.
Das fällt mir schwer, aber ich weiß auch, daß es mir eigentlich schadet, wenn ich mir nix erlaube.
Und mit dieser Aggressivität, von der ihr da sprecht, hab ich leider nur negative Erfahrungen gemacht, weil andere oft nicht verstehen, wie schwer es mir fällt, mir etwas zu erlauben und wenn ich es dann mit Aggressivität tue, erschrecken sie meist.
Alles Liebe euch Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: sich erlauben ....

Beitrag von ben1 »

Hallo babi

darf mal direkt auf Deinen Beitrag antworten. Da scheint mir ein harter Kritiker in Dir zu sitzen, der alles, was Du machst, auf einen unmenschlichen Prüfstand zu stellen. Du machst natürlich Fehler in Deinem Leben (häufig macht nur die Sichtweise eine Handlung zum Fehler) - gesteh Dir das zu! Geh nicht zu hart mit Dir ins Gericht! Wenn was falsch läuft, dann lerne daraus, aber mach Dich nicht fertig (das ist sehr einfach - alles, was Du oder Ich machen, kann als Fehler interpretiert werden - aber das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur rückwärts verstanden werden!)

Die Frage ist, welchen Filter Du zwischen Deinem Erleben und der Interpretation dieses Erlebten schiebst. Braucht es diesen Filter überhaupt und generell oder reicht das Erleben ohne Interpretation manchmal nicht auch aus?

Ben
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: sich erlauben ....

Beitrag von tomroerich »

Ich glaube, es liegt garnicht immer daran, ob man sich etwas erlaubt oder nicht.
Bei mir hat es einfach sehr lange gedauert, bis meine Fähigkeit zu Freude und Genießen wiederhergestellt war. Mir kam es so vor, als würde sich das Gesundwerden in Schichten abspielen. Zuerst kam das Funktionieren zurück - auch das ging langsam und in Schritten. Dann schmeckte das Essen irgendwann wieder. Aber diese feinen und nunacierten Fähigkeiten der Seele - welche Farbe passt besser zu einer anderen, die Freude an der Natur etc. waren noch über Jahre gestört.



Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Karla »

Hallo Thomas,

liege ich noch im Bereich drin, versuche jetzt nach einer schweren Depri, die vor 5 Jahren begann, zu fühlen.
Es geht mir ganz gut, bis auf das Fühlen.

In diesem Jahr bin ich leistungsfähiger geworden, auch eine Verbesserung.

HG Karla
kartoffelsalat
Beiträge: 464
Registriert: 9. Jan 2009, 04:53

Re: sich erlauben ....

Beitrag von kartoffelsalat »

hallo leute,

ich stecke in einer seltsamen gedanklichen Zwickmühle. Krankgeschrieben kann ich mir nicht erlauben, dass es mir gut geht. Kann mir nicht erlauben aufzustehen und zu genießen. So liege ich den ganzen Tag auf dem Sofa und lese alte Threads zum wiederholten Male oder schlafe (was mich davon abhält Nachts zu schlafen) Das Dilemma ist, dass ich so nicht wirklich gesunde und es meinen Antrieb noch mehr mindert. Aber es fühlt sich so an als wäre ich ein Betrüger, wenn ich mir erlaube, dass es mir besser geht.

Kann man das nachvollziehen? Gehört das hier hin? Eine etwas verzweifelte

Kasa grüßt euch.
kartoffelsalat
Beiträge: 464
Registriert: 9. Jan 2009, 04:53

Re: sich erlauben ....

Beitrag von kartoffelsalat »

sorry wölfin, ich glaube, ich hätte das nicht in deinen thread schreiben sollen.

kasa
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: sich erlauben ....

Beitrag von HelH3 »

Hallo Kasa,

aber warum denn nicht?

Solche Gedanken/ Gefühle können hier bestimmt viele nachvollziehen, ich auch.
Es fühlt sich an, als ob man es einfach nicht verdiene, dass es einem besser geht, dass man wieder Spaß und Freude hat. Und selbst wenn man sich doch mal an etwas erfreuen kann, so hat es einen leicht fremden Beigeschmack.

So hatte ich zB vor einigen Wochen ein paar wirklich schöne Tage in Berlin verbracht und diese sehr genossen. Als ich dann nach Hamburg zurückfuhr, musste ich während der Fahrt heulen - statt mich zu freuen, dass ich einen schönen Aufenthalt gehabt hatte, habe ich in dem Moment mal wieder nur negativ empfinden können, weil er eben vorbei war.

Gruß Helena
tomroerich
Beiträge: 3102
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: sich erlauben ....

Beitrag von tomroerich »

Hallo Karla,

liege ich noch im Bereich drin, versuche jetzt nach einer schweren Depri, die vor 5 Jahren begann, zu fühlen.
Es geht mir ganz gut, bis auf das Fühlen.

wie immer bei dieser seltsamen Erkrankung gibt es keine Regeln sondern nur Ausnahmen

Wenn man es mit einer bildlichen Darstellung versucht, dann habe ich die Genesungszeit meiner Depri in etwa so erlebt, als würde eine abhanden gekommene Lebensenergie langsam wieder in mich einsickern. Wenn sie fehlt, ist der Zustand nicht als Leben zu bezeichnen und nur negativ. Kommt sie zurück, wird sie zunächst für das Allerwichtigste verwendet und man kann wieder leben. Und erst ganz zum Schluss kommen die Dinge wieder, die einen gerne leben lassen - die Feinheiten, die einen den Puls des Lebens wieder spüren lassen.

Ich stand so oft auf einem Spaziergang da und starrte in die Landschaft, ohne etwas dabei zu fühlen - auch alles Suchen half nichts - da war eine Mauer. Ein schwerer Verlust trotz allen Glücks darüber, nicht mehr so leiden zu müssen. Ich hätte mir alles erlaubt und alles verordnet, aber die Fähigkeit war fort. Doch irgendwann wird die Mauer doch löcherig und über Monate bis Jahre verschwindet sie.



Thomas
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: sich erlauben ....

Beitrag von Karla »

Thomas,
treffender kann man die Krankheit nicht formulieren.

Danke für Deine Worte, sie tun mir gut, alleine schon dadurch, dass ich feststelle, ich bin eine ganz normale Depressive, es ist nur halt so und ich habe noch mit diesen Unzulänglichkeiten zu leben.

Manchmal vergesse ich es, was für Qualen ich erdulden mußte und wie sehr ich leiden mußte, 3 Jahre ganz schlimm.
Der Gedanke nicht mehr so leiden zu müssen, macht mich stark und so werde ich auch die restlichen Kilometer schaffen.

HG Karla
Antworten