Psychologie studieren?

Chili
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Chili »

Hallo Andreas,

klar sind diese Beispiele niederschmetternd und zeigen, wie es im Extremfall werden kann. Aber ich gebe doch nicht schon vorher auf, nur weil es anderen zigmal schlechter mit der Krankheit geht. Ich werde mich ganz bestimmt nicht mit meinen 21 Jahren hinsetzen und sagen "naja, andere haben es nicht geschafft. Da brauch ich ja jetzt eh nix mehr machen, weil alles hoffnungslos und zwecklos und überhaupt total schlecht ist", denn überspitzt gesagt sagst du hier sowas wie "ist man erstmal depressiv, kann man sich auch gleich vom Hochhaus werfen, da man nutzlos ist" und das kann ich keinesfalls unterschreiben. ich glaube Dir, dass die Beispiele dich abgeschreckt haben und Dir deine Hoffnung genommen haben, aber ich glaube, du bist auch andererseits einfach viel zu pessimistisch.
Ich werde kämpfen! Ich lass mich doch nicht unterkriegen!
Es ist mir egal, was Statistiken sagen oder wie schwer es bei anderen geworden ist. Ich werde meinen Weg gehen und es irgendwie überleben. Und wenn ich dabei ein paar mal aufs Gesicht falle, dann stehe ich eben wieder auf und gehe weiter.
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Andreas01

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Andreas01 »

@Bea,

>>>Ich meine, wenn es die nicht gäbe wäre jede Rehamaßnahme doch rausgeschmissenes Geld<<<

nicht generell aber im Fall der angführten Fälle des Lokführes, der Altenpflegerin und der Krankenschwester waren einige Rehamaßnahmen es leider doch.

@Nicole S,

teile ausnahmslos deine Einstellung, sich wenn es irgendwie geht nicht unterkriegen lassen, auch ich habe mich nicht unterkriegen lassen obwohl ich einiges älter bin als du, dies ist mir nicht zuletzt deswegen gelungen weil ich eingesehen habe dass ich mir die Messlatte einfach zu hoch gehangen hatte.

Wünsche dir viel Glück

Andreas
Lee
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Lee »

Hi Tonja,

>>> diese beispiele gibt es bestimmt und sie werden wohl auch in der mehrheit sein

Woraus schließt du, dass es die Mehrheit sein könnte? (Keine Suggestivfrage!)

Worin siehst du einen Kausalzusammenhang, Andreas?

Dass man bestimmte Leute immer wieder im Krankenhaus o.ä. trifft, beweist nicht, dass eine Depression mehrheitlich für immer arbeitsunfähgig macht und zu wiederholten Klinikaufenthalten, gescheiterten Reha-Maßnahmen etc. führt. Das Einzige, was man mit Sicherheit feststellen kann, ist, dass die Gesundeten eben NICHT wiederkommen und man sie daher auch NICHT in der Klinik (wieder)trifft. Wie will man da feststellen, was die Regel ist? Leistet sich "deine" Tagesklinik Follow-Up-Studien? Wenn ja, über wieviele Jahre werden die Patienten verfolgt und wie aufwändig sind diese Studien?

Und: worin bestand das Multitasking von Lokführer und Webdesigner? Im Job auf der einen, und der Depression auf der anderen Seite?

Nebenbei: Hat die Depressions-Liga eigentlich auch vor, Mitglieder in die Kliniken zu entsenden, um von Behandlungserfolgen zu berichten? Dann mache ich mit.

Viele Grüße

Lee
flora80
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von flora80 »

Hallo Lee,

Nebenbei: Hat die Depressions-Liga eigentlich auch vor, Mitglieder in die Kliniken zu entsenden, um von Behandlungserfolgen zu berichten? Dann mache ich mit.


Von konkreten Behandlungserfolgen berichten steht bisher (wenn ich nicht grad was vergesse) nicht auf unserem Plan, aber was wir definitiv planen, ist gegen genau solche blödsinnigen Vorurteile vorzugehen, dass "ein Mal depressiv" bedeutet "für immer und ewig nicht Leistungsfähig und damit auszusortieren". Genau das stimmt ja nun wirklich gar nicht!!!

Ich selbst kenne ne Menge Depris, die seit langem wieder Vollzeit arbeiten gehen, ohne nennenswerte Rückfälle und das auch gut verkraften! Es ist wohl eher eine sehr kleine Gruppe von Depris, die so schwer betroffen sind, dass sie erwerbsunfähig werden. (Doc, bitte korrigieren, wenn ich was falsches sagen, aber ich bin mir recht sicher damit!). Und das verbreiten einer allgemeinen Aussage in der Richtung, dass man zum Beispiel studieren mit Depris vergessen sollte, finde ich einfach ziemlich kontraproduktiv, was Aufklärungsarbeit angeht.

Wie ich bereits weiter oben schrieb, habe ich auch mit Depressionen ein Hochschulstudium erfolgreich absolviert und arbeite seit einem Jahr vollzeit. Wegen Depri krankgeschrieben war ich bisher noch nie(!). Ich bin damit nicht alleine. Und ich finde es traurig, dass sogar Leute, die vermeintlich "aus unseren Reihen" stammen, ein so negatives Image propagieren. Natürlich gibt es die Fälle, in denen wegen Depression berentet wird o.ä. und das ist auch schlimm und ich habe vollstes Verständnis dafür. Aber das ist sicherlich nicht der Regelfall. Hier im Forum finden sich naturgemäß die eher schwer Betroffenen ein. Aber das ist ein verzerrtes Bild.

Grüße, Flora

PS: Du kannst natürlich seehr gerne mitmachen und deine Idee einbringen! Ich finde die gut!
dolittle909
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von dolittle909 »

Hallo!

Ich kann mich Flora und Lee nur anschließen. Die Ursachen für Erwerbsunfähigkeit sind so vielfältig wie die Schicksale der Menschen selbst. Klar ist für mich jedenfalls, dass Unsicherheit, Arbeitslosigkeit, Isolation, Überforderung im Beruf und eine verständnislose, hektische und kalte Arbeitswelt Depressionen verursachen und verstärken.

Klar ist für mich aber auch, dass Depressionen beruflichen Erfolg, "Karriere" und ein erfülltes Berufsleben nicht ausschließen. Es gibt viele berühmte Persönlichkeiten von Abraham Lincoln bis Walter Jens, die Großes vollbracht haben, obwohl - oder gerade weil! - sie an Depressionen litten.

Auch ich habe studiert, promoviert, "Karriere gemacht". War bis letztes Jahr keinen Tag krank geschrieben. Nicht weil ich ein Held bin, sondern weil ich halt (nur) gut Denken, Schreiben und Reden kann. Ich konnte nicht anders. Eine Illusion ist es jedoch, zu erwarten, dass beruflicher Erfolg die Depression beseitigt. Bei mir führte diese Illusion letztes Jahr in den "Burn out", weil beruflicher Erfolg nicht gleichbedeutend mit Zufriedenheit und Glück ist (das ist wie mit dem Geld). Ein erfülltes Leben ist eine andere Kategorie. Dazu kann beruflicher Erfolg gehören, muss aber nicht.

Deshalb kenne ich auch Depressive, denen es mit Hartz IV oder einer Frührente besser als mir geht. Sie engagieren sich ehrenamtlich, haben Menschen in ihrer Nähe und sagen zugleich, sie seien in ihrem Beruf permanent überfordert gewesen. Und ich kenne Menschen, die sich mit jedem Karriereschritt nach oben leerer und ausgebrannter gefühlt haben. In der Klinik trifft man natürlich besonders häufig auf Menschen, die existentielle Krisen haben. Aber nie konnte ich unmittelbar beurteilen, ob sie die Arbeit krank gemacht hatte oder ob sie wegen der Krankheit nicht arbeiten konnten. Das wusste ich ja nicht mal bei mir selbst. Das herauszufinden ist ein langsamer und mühsamer Prozess. Der eine stabilisierte sich wieder, wenn er von der Tagesklinik aus Bewerbungen schrieb oder seine Arbeitsstelle für einen Probearbeitstag besuchte, der andere kam zum Ergebnis, "es geht einfach nicht mehr", dann galt es andere Lösungen zu suchen.

Ich hatte damals das Buch "Schattendasein" dabei (das von Menschen hier aus dem Forum mit Beiträgen aus dem Forum geschrieben wurde). In ihm waren Beiträge, wie Depressive glücklich über den Rentenbescheid sind. Ich kann nicht sagen, dass es mir damals Mut machte, ich hatte viel zu viel Angst davor, nie wieder in meinem erlernten Beruf arbeiten zu können. Aber es zeigte mir: Es gibt immer einen Ausweg. Und der Sinn einer Selbstbetroffenenorganisation ist es auch, aufzuklären. Depressionen sind kein Todesurteil oder eine geistige Behinderung. Es ist viel möglich. Nur ein Bruchteil der Erkrankten kann auf Dauer nicht mehr arbeiten. Und ich denke, dass die wachsende Zahl der Arbeitsunfähigkeiten weniger daran liegt, dass man mit Depressionen per se nicht arbeiten kann, sondern dass unsere Arbeitswelt immer anspruchsvoller, hektischer und unbarmherziger wird und Menschen aussortiert, die an manchen Tagen nicht die volle "Leistung" bringen können. Man sieht es ja auch daran, dass Ältere ab 50 oft keinen Platz mehr haben. Auch ohne Depressionen.

Ein Jahr später kann ich nun zurückblicken: Ich arbeite seit 10 Monaten wieder, Teilzeit zwar, aber wie vor der Klinik war ich in diesen 10 Monaten keinen einzigen Tag krank geschrieben, auch wenn es viele scheußliche Tage gab. Mein Job gestattet es mir aber auch, mich mal nur mit halber Kraft durch den Tag zu schleppen. Zugleich kann ich auch nicht zu Hause bleiben, wenn es mir schlecht geht, weil ich sonst mit dem Kopf gegen die Wand rennen würde. Also alles keine Hexerei, ich kann nicht anders. So langsam kehrt die alte Sicherheit wieder.

Zurück zum Thread: Studieren mit Depressionen? Ja. Psychologie? Ja. Ausprobieren, kucken, einen Abbruch nicht als Versagen sehen. Aber: Nicht erwarten, dass Status, Geld und Erfolg vor Depressionen schützen oder sie beseitigen. Noch mehr nicht von Psychologie erwarten, damit könne man sich selbst therapieren. So weiß ich vermutlich viel mehr über Depressionen, als die meisten frisch gebackenen Diplompsychologen. Besser geht es mir deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil: Sind solche illusionären Erwartungen vorhanden, ist die Enttäuschung nicht weit.

Alles Gute!

d.
ANOVA
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von ANOVA »

Also irgendwie fühle ich mich gerade durch die beiden Postings angesprochen. Deshalb meine "Verteidigung":

Vielleicht muss man sich manchmal aber auch leider eingestehen, dass es jetzt (noch) nicht geht. Oder nicht mehr geht.

Mein erstes Studium (mein Traumfach) musste ich während der Examensvorbereitung abbrechen, weil ich durch ein traumatisches Ereignis sehr schwer depressiv geworden war. Es hat seeehr lange gedauert, bis ich mir das eingestehen konnte und das nicht abgeschlossene Studium auch irgendwie in meine Biographie einordnen konnte. Das lag nur zum Teil daran, dass ich mich als Versagerin fühlte. Eine größere Rolle spielte die Tatsache, dass ich durch den Abbruch des Studiums einen wichtigen Teil meines Lebensplans verloren hatte und deshalb erstmal ziemlich orientierungslos dahinvegetierte. Nach ein paar Jahren der Erwebsunfähigkeit, einer Umschulung und Berentung habe ich mein jetziges Studium begonnen und bin nunmehr fast fertig.

Was ich damit sagen will ist, dass es vielleicht wirklich sinnvoll ist, die Depression (oder andere psychische Probleme) erstmal einigermaßen in den Griff zu kriegen, um dann voll durchstarten zu können. Denn je nach Studienfach können die Studienbedingungen halt wirklich etwas haarig sein; ich habe zur Zeit des Vordiploms schon ziemlich zu knabbern gehabt und habe einige Kommilitonen mitbekommen, die durch diesen Stress depressiv wurden oder die das Vordiplom nicht geschafft haben, weil der Stress zu groß wurde (und man an meinem Institut die Prüfungen nur einmal wiederholen durfte bzw. eine durfte man zweimal wiederholen). Da gerade im Grundstudium in bestimmten Fächern kräftig ausgesiebt wird (und das ist auch seit der Bachelor-Umstellung nicht anders) sollte man m.E. schauen, dass man nicht aufgrund "blöder" Umstände vorzeitig rausgekickt wird. Lieber ein bisschen warten und die Erkrankung einigermaßen in den Griff kriegen... Wobei es natürlich schon so ist, dass ein Studium auch stabilisierend wirken kann. Ist wohl eine ziemlich schwierige Entscheidung und wenn man sich fürs Studium eines massiv zulassungsbeschränkten Fachs entscheidet, sollte man auf jeden Fall über einen Plan B verfügen.

Ach ja, man sollte auch nicht meinen, dass im Fach Psychologie mehr Verständnis für psychisch kranke Studenten herrscht. Das Gegenteil ist der Fall. Für eine Prüfung habe ich ein psychiatrisches Attest (übrigens ohne Nennung irgendwelcher Diagnosen sondern mit der Begründung, dass ich aufgrund eines Medikamentenwechsel Konzentrationsschwierigkeiten hätte) vorgelegt. Danach hat man mich erstmal vom Studium ausgeschlossen mit der Begründung ich sei nicht studierfähig und solle ein amtsärztliches Attest über meine Studierfähigkeit vorlegen. Das konnte ich Gott sei Dank. Ich weiß aber von einer Studentin, die rechtskräftig vom Studium ausgeschlossen wurde wegen ihrer psychischen Erkrankung. Kann natürlich sein, dass mein Institut da besonders hart ist, das kann sein. Glaube ich aber nicht unbedingt.

noch ein letztes Edit: besagte Studentin litt nicht an Depression sondern an einer Essstörung, was natürlich lebensbedrohlicher als eine Depression an sich ist.
Grenzgängerin
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Grenzgängerin »

Hm, ja, das Leben ist vielfältig, die Menschen sind es und ihre Depressionen auch.

Ich habe trotz schwerer Depressionen studiert und habe auch länger gebraucht, als es eigentlich vorgesehen ist, aber ich habe einen sehr guten Abschluss gemacht (im betriebswirtschaftlichen Bereich).
Glücklich war ich nie im Studium, ich musste nebenher viel arbeiten, um mich zu finanzieren, hatte kaum Urlaub, der nicht zum Lernen gebraucht wurde und war in der Studienzeit viermal stationär.
Die meisten Fächer haben mich nicht sonderlich interessiert, das wurde erst besser in den letzten beiden Semestern, wo wir unsere Fächer wählen konnten (ich wusste aber aus meiner kaufm. Ausbildung, dass die Arbeit, die ich nach dem Studium machen kann, mir sehr wohl liegt).

Ich persönlich würde mich vermutlich nicht noch mal durch ein Studium quälen mit meiner heutigen Erfahrung. Aber das kann man ja vorher nie wissen.
Mir wurde übrigens auch mal seitens des Prüfungsamtes unterstellt, ich sei wenn das vorgelegte Attest der Wahrheit entspräche generell nicht studierfähig (an meiner ehemaligen Hochschule läuft ein krankheitsbedingter Rücktritt von Prüfungen so, dass der Arzt einen Vordruck ausfüllen muss, in dem genau nach der Diagnose und den Symptomen gefragt wird, die einen an der Teilnahme an der Prüfung hindern (Prüfungsangst ist da ausdrücklich ausgeschlossen) und das Prüfungsamt (natürlich alles keine Mediziner) entscheidet dann darüber, ob diese Krankheit/Symptome einen Prüfungsrücktritt rechtfertigen). Das hat mich so richtig fertig gemacht, nach so langer Qual die Angst zu haben, durch die Hochschule exmatrikuliert zu werden und dass dann alles bis dahin umsonst gewesen wäre. Irgendwann möchte ich mal noch mit meinem Abschlusszeugnis zu diesem Vorstitzenden des Prüfungsamtes hingehen und ihn damit konfrontieren, was er damals damit angerichtet hat und dass er ja wohl an dem Zeugnis sehen kann, dass ich grundsätzlich sehr wohl studierfähig war.

Ich wurde nicht exmatrikuliert und habe den Abschluss geschafft. Am Ende war es mir so egal, ob ich ein gutes Diplom bekomme oder nicht, ich wollte einfach nur noch fertig werden.

Ich arbeite seit Mai 2008 Vollzeit in einem sehr verantwortungsvollen und stressigen Job.
Damit gehts mir in jedem Fall besser, als im Studium.

Ich habe auch bis auf die Zeiten meiner Klinikaufenthalte so gut wie nie auf Arbeitsstellen gefehlt wegen der Depression.

Mir geht es so wie einigen anderen hier, dass mir so ein "Zwang" eher hilft und mir daheim alleine die Decke erst recht auf den Kopf fallen und ich versumpfen würde.

Ich war auch mal interessiert, Psychologie zu studieren.
Heute bin ich sehr froh, dass ich das nicht getan habe (der Berufswunsch dahinter wäre schon in Richtung Therapeutin gegangen). Ich engagiere mich ehrenamtlich für einen Verein, der sich mit der (Online-)Selbsthilfe bei einer psychischen Erkrankung befasst und ich merke, dass mir das Freude macht, aber dass ich da auch besonders am Anfang an meine Grenzen gestoßen bin, was es das Thema Abgrenzung und eigene Betroffenheit betrifft.

Für mich ist es ein guter Weg, meine "soziale Ader" auszuleben und wenn ich irgendwann mal die Zeit dazu habe, mache ich auch vielleicht noch den psychotherapeutischen Heilpraktiker nebenher, aber nur für mich, weil mich solche Dinge interessieren. Nicht, weil ich beruflich unbedingt etwas damit anfangen will.

Also ich bin der Meinung, man sollte ich gut überlegen, ob man mit (schweren) Depressionen wirklich studieren will. Es ist aber sicher nicht unmöglich. Egal in welchem Fach.

Ich bin sehr froh, dass ich in meinem beruflichen Umfeld so gut wie nie mit dem Thema psychische Probleme konfrontiert werde. Das holt einen auch manchmal wunderbar auf den Boden der Realität zurück. Denn meine persönliche Erfahrung ist, dass ich manchmal zu sehr auf mich schaue, zu viel in alles mögliche hineininterpretiere und Reaktionen/Gefühle von mir viel zu schnell pathologisiere und dann aus Rückmeldungen von gesunden Mitmenschen schnell merke, dass ich total normal reagiere und kein Grund für eine tiefere Analyse besteht.

Grüße,
BeAk

Re: Psychologie studieren?

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

das wichtigste ist meiner Meinung nach, auf seine Grenzen zu achten im Berufsleben/Ausbildung/Studium wie im Leben allgemein.
Wer gesund/stabiel bleiben möchte tut dies. Nicht nur Depressive, vor allem gesunde Menschen achten automatisch auf ihre Grenzen, denn sonst bleiben sie nicht lange gesund.
Chili
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von Chili »

Hallo,

das Thema Rente durch Depression wurde hier angesprochen. Was ist denn die "Mindestanforderung", um sowas zu bekommen? Sowas wie ein permanentes Tief? Hab davon schonmal gehört, kann mir aber nicht vorstellen, ab wann man als "depressiv genug" gilt, um berentet zu werden. Stell mir das auch schwierig vor, wo doch der Staat darauf bedacht ist, dass man möglichst lange arbeitet.
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dolittle909
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von dolittle909 »

Hallo Nicole,

nachdem unser Sozialstaat 2001 unter einer rot-grünen Koalition in seinem unendlichen Bemühen, auch arbeitsscheues Gesindel wieder in Lohn und Brot zu zwingen (und sei es für 3,50 Euro pro Stunde), die Berufsunfähigkeitsrente (2/3 der Vollrente) abgeschafft hat, gibt es nur noch eine Erwerbsunfähigkeitsrente (früher Invalidenrente, heute "Erwerbsminderungsrente"). Eine rentenversicherungsrechtlich beachtliche Erwerbsunfähigkeit liegt erst vor, wenn der Arbeitnehmer unabhängig von der Lohnhöhe in keinem denkbaren Job mehr tätig sein kann. Kann jedoch der ehemalige Arzt, Lehrer oder Manager nach ärztlichem Gutachten noch drei bis sechs Stunden täglich als Verpacker oder Wachmann arbeiten, gibt es keine Rente. Unabhängig davon, ob er tatsächlich irgend eine Chance hat, für drei bis sechs Stunden am Tag einen Job als Verpacker oder Wachmann zu finden oder vom Einkommen zu leben. Dann bleibt Hartz IV oder Sozialhilfe, die jedoch Bedürftigkeit (=kein Einkommen, kein Vermögen) voraussetzen.

Ausnahmen gibt es für Personen, die vor 1962 geboren wurden.

Die Abschaffung führte zu einem Arbeitsbeschaffungsprogramm für Versicherungsmakler, die private Berufsunfähigkeitsversicherungen unters Volk brachten (Depressive werden von diesen Versicherungen zumeist abgelehnt). Zugleich führt die Abschaffung für chronisch Kranke, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können, geradewegs in die Armut. Damals gemacht, um den "Standort Deutschland" fit für den internationalen Wettbewerb zu machen, die Lohnnebenkosten zu senken und den "demographischen Faktor" auszugleichen. Heute wissen wir, dass die Ersparnisse aus den Kürzungen von Sozialleistungen in Wirklichkeit zu gigantischen Gewinnen der Unternehmen führten, die vorrangig in die internationalen Finanzmärkte oder in die Taschen der "Experten" flossen, die am heftigsten für die Reform der Rentenversicherung plädiert hatten. So konnte sich z.B. Herrn Zumwinkel seinen Altersruhestand mit 20 Mio. Euro "Rente" versüßen.

Sorry, kein schönes Thema, aber Realität - eine ungerechte Realität, die mich v.a. in Wahlkampfzeiten ziemlich wütend macht...

d.
CJ43
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Re: Psychologie studieren?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Nicole!

Ich finde, Sozialpädagogik (FH) ist ein schönes Studium und durchaus zu schaffen!
(Falls du noch in dieser Richtung überlegen solltest, irgendwann mal...)
Meine erste depressive Phase fiel in die Studienzeit. Ich habe es trotzdem geschafft, auch wenn es oft furchtbar gewesen ist, aber als Depressive gewöhnt man sich daran grässliche Zeiten durchzustehen

Seitdem arbeite ich schon mehrere Jahre in diesem Beruf, mit gelegentlichen Tiefphasen und sehr wenig Fehltagen.
Das war damals gar nicht abzusehen, aber so ist das Leben manchmal, man befürchtet das Schlimmst und irgendwie gehts doch!

Liebe Grüße, Constanze!
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