Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

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blumen
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Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von blumen »

Hallo,

ich habe eine Epilepsiebereitschaft und bin depressiv.
Auf Trevilor bekam ich erneut Zuckungen.
Hat jemand Erfahrung mit einem Antidepressiva, welches die Anfallsbereitschaft nicht erhöht?
Mein Arzt hat mir Lamotrigin empfohlen, aber dies wird doch bei bipolaren Störungen eingesetzt oder? Ich leide aber "nur" an Depression (und das ist schlimm genug!!!)

Macht mir echt zu schaffen, da ich nicht weiß ob ich nicht ohne Medi wieder zu stark in ein Loch falle

Gruß beere
Dendrit
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Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von Dendrit »

Hallo Beere,

fast alle AD's senken die Krampfschwelle, außer Moclobemid. In einem Artikel las ich mal, dass mit SSRI (namentlich wurde Citalopram erwähnt) bei Epilepsien am besten im Zusammenhang mit AE's wirken. (Leider ist der Artikel in einer passwortgeschützten Seite und mittlerweile auch nicht mehr im Cache von Google.)

Lamotrigin ist ein Antiepileptikum bei dem beobachtet wurde, dass es eine stimmungsaufhellende (oder -stabilisierend?) Wirkung hat. Heißt also, es würde Dich vor Anfällen schützen und gleichzeitig kanns den Effekt haben, dass es Dir psychisch besser geht.

Nimmst Du gegen Epi ein AE ein? Oder wurde "lediglich" die Bereitschaft dazu festgestellt und/oder durch die Myoklonien bestätigt?

Ich hab auch Epi und nimm u.a. auch Lamotrigin. Als AD bekomm ich Reboxetin, das Moclobemid hat bei mir nicht angesprochen. Das Citalopram, wurde mir abgesetzt, obwohl ich es gut vertragen habe - keine Ahnung warum.

LG, Manuela
blumen
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Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von blumen »

Hallo Manuela,

nein ich nehme kein AE.
Lamotrigin soll ich als AD also zur Stimmungsaufhellung bekommen und sonst kein weiteres AD!
Hat das Reboxetin bei dir geholfen?

Gruß beere
blumen
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Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von blumen »

Hallo Manuela,

bei Lamotrigin steht, daß es zu schlimmen Hautausschlägen kommen kann. Hast du auch Probleme damit?
Von der Ärztin werde ich kein anderes AD bekommen, also nur Lamotrigin als AD!
Ich hab dabei einfach kein gutes Gefühl.
Dann hätte man ja bei dir theoretisch auch kein zusätzliches AD geben müssen, oder?
Außerdem hilft es ja kaum gegen Myoklonien.
Ich steigere mich da irgendwie total rein, da ich meine, es nicht ohne AD zu schaffen.
Ich habe jetzt halt schon seit fast 3 Jahren eine "niederdrückende Grundstimmung". Gut, in den Jahren ist auch viel passiert: häufiger Arbeitswechsel, Scheidung (läuft noch), Elternhaus abreißen lassen, Grundstück verkauft,...

Ich steh auch oft innerlich so unter Spannung und jetzt wollen die Ärzte von der Klinik mir wenn, dann nur Lamotrigin geben. Und ich fühl mich so ausgeliefert, ohnmächtig , und steh total unter Spannung. Hab es auch schon öfters angesprochen. wird jetzt wohl so als ein "Problem" von mir gesehen: nicht vertrauen können, woher kommt die Ohnmacht"?
Ich hab eben schon viele Medis ausprobiert und hab keine Kraft mehr, mit evtl. starken Nebenwirkungen noch klar zu kommen.

Gruß von beere
Dendrit
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Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von Dendrit »

Hallo Beere,

daß es zu schlimmen Hautausschlägen kommen kann. Hast du auch Probleme damit?

Nein. Das Wichtigste ist eigentlich "nur", es ganz langsam einzuschleichen. In 25-mg-Schritten, evtl. noch weniger alle 14 d. Hauptsächlich wirkt es bei Valproinsäure so, aber wenn Du sowieso sonst keine Medi nimmst, mach Dir da erst recht keinen Kopf.

Ich hab eben schon viele Medis ausprobiert und hab keine Kraft mehr, mit evtl. starken Nebenwirkungen noch klar zu kommen.

Ja, das kann ich verstehen, dass das einen irgendwann *** äh, nervt.

Dann hätte man ja bei dir theoretisch auch kein zusätzliches AD geben müssen, oder?

Das die Theorie. Nun, ich weiß halt nicht, ob es an der Stimmung was gedreht hat oder ob es mir ohne dem schlimmer gehen würde. Aber nicht bei jedem spricht ein AD gleich oder genauso an. Es ist sowohl für den Arzt als auch für den Patient immer nur ein Versuch. Schau, ich hab mittlerweile das 5. AD (dafür schon mind. 26 Versuche, die richtige Kombi von AE's zu finden). Ich will Dir damit nicht Angst machen, sondern nur zeigen, dass bei dem einem gleich das erste Medi das richtige ist, andere müssen länger durchprobieren.

Außerdem hilft es ja kaum gegen Myoklonien.

Wenn die nicht epileptisch, sondern "nur" psychisch bedingt sind, kann sich das ja ändern, wenn Lamotrigin Dir hilft und Deine Botenstoffe bildlich gesprochen, wieder in Ordnung bringt. Und wenn die Myoklonien epileptisch sind und "nur" durch das Trevilor getriggert werden, kann Lamotrigin genauso gut ansprechen. Es wird z.B. auch Leuten verabreicht, die nur tonisch-klonische Anfälle (Krampfanfälle, weiß nicht, welche Begriffe Dir vertrauter sind) haben und hilft wunderbar.

Ich steigere mich da irgendwie total rein, da ich meine, es nicht ohne AD zu schaffen.

Ja, kann schon sein, wenn so viel auf so lange Zeit "alles" zusammenkommt.

wird jetzt wohl so als ein "Problem" von mir gesehen: nicht vertrauen können, woher kommt die Ohnmacht"?

Hast Du ein Problem, den Ärzten als Personen zu vertrauen oder ein Problem, dass sie Dir nach Deinem Gefühl nur ein Medikament geben wollen oder kein Vertrauen, dass Lamotrigin Dir hilft?

Vllt. helfen Dir ein paar Beispiele:

Eine Bekannte hatte eine "Neugeborenenneurose" (ob sich das wirklich so nennt, weiß ich nicht). Sie selbst hatte als Kind eine Absencen-Epilepsie. Ihr EEG als Erwachsene war zwar immer noch auffällig, aber sie war anfallsfrei. Sie bekam Valproinsäure (wirkt stimmungsstabilisierend [falls falsch, bitte berichtigen]). Ihr wahnhaften Vorstellungen wurden unter der Therapie besser und waren schließlich weg und zugleich hatte sie ein "sauberes" EEG, es wurde praktisch gleichzeitig dafür gesorgt, dass die vorhandene "Neigung" gar keine Chance hätte, aktiv zu werden.

Ähnlich bei einem Mitpatienten in einer Psycho-Somato, bei dem eine leichte Epilepsieform (welche, wusste er nicht) diagnostiziert wurde, die aber nicht unbedingt medikamentös behandelt werden musste. In der Klinik sollte er gegen seine Depri ein Medi bekommen. Er bekam ebenso Valproinsäure: die Stimmung ging bergauf und die epilepsietypischen Potentiale im EEG verschwanden.

Das sind jetzt zwei Erfahrungen, die ich persönlich machte. In einem Epilepsie-Forum berichten einige diesen doppelten Effekt, die Lamotrigin bekamen.

Es würde für Dich praktisch die Chance sein, dass es Dir psychisch besser geht und Deine Anfallsbereitschaft in Schranken gehalten wird.

Ich kann Dich wirklich nur ermuntern: nutze die Chance!

LG, Manuela
blumen
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Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von blumen »

Hallo Manuela,
danke für die mutmachenden und informativen Worte.
Ich habe seit meiner Jugend bis vor ein paar Jahren Ergenyl genommen, da das EEG auffällig war und 2 von meinen Schwestern auch schon grand-mal-anfälle hatten. Aber ich habe keine stimmungsaufhellende Wirkung von Valproinsäure bemerkt (hatte damals auch schon mal ne schlimme Depri-Phase).
Naja, ich denke ich werde mich jetzt zu Lamotrigin durchraffen, da ich den Zustand "so" echt unerträglich finde.
Ich hoffe, daß ich nicht wieder so schlimme NW bekomme. Beim letzten hatte ich 5 Monate (bis es abgesetzt wurde, weil es gegen Depri nicht half) Verstopfung, und zwar hat da nichts mehr an Hausmittelweisheiten geholfen (viel trinken, ausreichend Ballaststoffe, Sport). Daraufhin hab ich mir ein mal pro Woche nen Einlauf gemacht und irgendwann mit Movicol angefangen. Aber dann gab es furchtbare Blähungen - hab ich mit Lefax versucht im Zaum zu halten - schrecklich!!!
Ich glaub, ich hab einfach kaum noch Kraft für all die NW (bei Fluoxetin hatte ich Schlafstörungen, Unruhe, Kopfschmerz für 4 Wochen),....
Vor Jahren hat Mirtazapin geholfen (aber auch erst nach ein paar Monaten). Ich hab halt 12 Kg zugenommen (so ein Heißhunger!).
Naja, wenn Lamotrigin nicht hilft, dann nehm ich Mirtazapin evtl. doch nochmal und werde halt wieder rund und fühl mich unwohl in meiner Haut). Wobei es sein kann , daß dann auch kein Arzt mir es geben möchte, da jetzt in der Klinik sie es wegen dem schlechten EEG auch nicht tun würden.
Ja ich weiß, daß ist jetzt zu weit gedacht. Aber evtl. auch ein Symptom?
Naja, danke trotzdem nochmals Manuele. Ein bischen Hoffnung hast du mir schon gemacht.

Gruß Katja
Ängstlich
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Registriert: 27. Aug 2009, 18:24

Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von Ängstlich »

Hallo Beere,

ich habe einen sehr schwere Epilepsie und kann trotzdem Antidepressiva nehmen. Ich habe mehr mit Angststörungen (Sozialphobie) zu tun, habe aber auch depressive Episoden. Meine Ärzte in der Epilepsieklinik sagten, dass die in normalen Dosierungen oft keine Auswirkungen auf die Anfallsbereitschaft/häufigkeit haben. Ich nehme momentan Valdoxan, das die Epilepsie gar nicht verschlechtert. Es verbessert bei mir die extremen Schlafstörungen und die Antriebslosigkeit, aber gegen Angst und depressive Stimmung direkt ist es nicht so toll.
In normalen Dosen kann man auch SSRI´s nehmen wie z.B. Cipralex Nachfolgepräparat von Cipramil (ca. 30mg). Häufig ändert dies an der Epilepsie auch unter der Einnahme dieser Medis nichts. Auf der homepage der Epileptologie Bonn findest Du ein Informationsblatt zum Thema "Epilepsie und Depression". Da steht kurz gefasst alles drin.
Hast Du eine richtige Epilepsie oder nur EEG-Auffälligkeiten?
Ich nehme übrigens Lamictal gegen meine Epilepsie. Es soll angeblich stimmungsstabilisierend und -aufhellend wirken. Ich merke da leider nicht viel davon, aber meine Epilepsie ist damit verhältnismäßig gut im Griff (20 Anfälle im Monat ist für mich nicht so viel).

Viele liebe Grüße
beere schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe eine Epilepsiebereitschaft und bin depressiv.
> Auf Trevilor bekam ich erneut Zuckungen.
> Hat jemand Erfahrung mit einem Antidepressiva, welches die Anfallsbereitschaft nicht erhöht?
> Mein Arzt hat mir Lamotrigin empfohlen, aber dies wird doch bei bipolaren Störungen eingesetzt oder? Ich leide aber "nur" an Depression (und das ist schlimm genug!!!)
>
> Macht mir echt zu schaffen, da ich nicht weiß ob ich nicht ohne Medi wieder zu stark in ein Loch falle
>
> Gruß beere
Ängstlich
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Re: Epilepsie und Einnahme von Antidrepressiva

Beitrag von Ängstlich »

Hallo Beere,

ich habe einen sehr schwere Epilepsie und kann trotzdem Antidepressiva nehmen. Ich habe mehr mit Angststörungen (Sozialphobie) zu tun, habe aber auch depressive Episoden. Meine Ärzte in der Epilepsieklinik sagten, dass die in normalen Dosierungen oft keine Auswirkungen auf die Anfallsbereitschaft/häufigkeit haben. Ich nehme momentan Valdoxan, das die Epilepsie gar nicht verschlechtert. Es verbessert bei mir die extremen Schlafstörungen und die Antriebslosigkeit, aber gegen Angst und depressive Stimmung direkt ist es nicht so toll.
In normalen Dosen kann man auch SSRI´s nehmen wie z.B. Cipralex Nachfolgepräparat von Cipramil (ca. 30mg). Häufig ändert dies an der Epilepsie auch unter der Einnahme dieser Medis nichts. Auf der homepage der Epileptologie Bonn findest Du ein Informationsblatt zum Thema "Epilepsie und Depression". Da steht kurz gefasst alles drin.
Hast Du eine richtige Epilepsie oder nur EEG-Auffälligkeiten?
Ich nehme übrigens Lamictal gegen meine Epilepsie. Es soll angeblich stimmungsstabilisierend und -aufhellend wirken. Ich merke da leider nicht viel davon, aber meine Epilepsie ist damit verhältnismäßig gut im Griff (20 Anfälle im Monat ist für mich nicht so viel).

Viele liebe Grüße

beere schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe eine Epilepsiebereitschaft und bin depressiv.
> Auf Trevilor bekam ich erneut Zuckungen.
> Hat jemand Erfahrung mit einem Antidepressiva, welches die Anfallsbereitschaft nicht erhöht?
> Mein Arzt hat mir Lamotrigin empfohlen, aber dies wird doch bei bipolaren Störungen eingesetzt oder? Ich leide aber "nur" an Depression (und das ist schlimm genug!!!)
>
> Macht mir echt zu schaffen, da ich nicht weiß ob ich nicht ohne Medi wieder zu stark in ein Loch falle
>
> Gruß beere

beere schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe eine Epilepsiebereitschaft und bin depressiv.
> Auf Trevilor bekam ich erneut Zuckungen.
> Hat jemand Erfahrung mit einem Antidepressiva, welches die Anfallsbereitschaft nicht erhöht?
> Mein Arzt hat mir Lamotrigin empfohlen, aber dies wird doch bei bipolaren Störungen eingesetzt oder? Ich leide aber "nur" an Depression (und das ist schlimm genug!!!)
>
> Macht mir echt zu schaffen, da ich nicht weiß ob ich nicht ohne Medi wieder zu stark in ein Loch falle
>
> Gruß beere

beere schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe eine Epilepsiebereitschaft und bin depressiv.
> Auf Trevilor bekam ich erneut Zuckungen.
> Hat jemand Erfahrung mit einem Antidepressiva, welches die Anfallsbereitschaft nicht erhöht?
> Mein Arzt hat mir Lamotrigin empfohlen, aber dies wird doch bei bipolaren Störungen eingesetzt oder? Ich leide aber "nur" an Depression (und das ist schlimm genug!!!)
>
> Macht mir echt zu schaffen, da ich nicht weiß ob ich nicht ohne Medi wieder zu stark in ein Loch falle
>
> Gruß beere
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