Entscheidung fürs Besserfühlen

freebird
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von freebird »

Huch

Ich dachte immer Gefühle sind keine Entscheidungssache, sondern einfach da. .

Jetzt verwirrst du uns aber

Liebe Grüße
Corinna
----------------------------------------------------------

Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
Clown
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Clown »

«Jetzt verwirrst du uns aber»

Corinna, wen meinst du damit, welches Posting?

edit: Hab's kapiert, Brittkas letztes Posting. Ich denke auch, Gefühle haben mit Entscheidungen zu tun, das ist doch gerade der Knackpunkt und das auf den ersten Blick Paradoxe. Ich verstehe Otterchen so, dass sie genau diese Tatsache hier anspricht. Oder, Otterchen?

Grüße,
Clown

nochmal edit: Vielleicht habe ich gerade nur eine Ironie in deiner Frage nicht kapiert, Corinna ...

Tschüsslein!
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
otterchen
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Au weh, jetzt wird's schwierig.

Gefühle sind da, ja, aber ich kann sie beeinflussen und lenken.

Ich kann in schlechten Gefühlen verharren (siehe Antriebslosigkeit), ich kann aber auch diese Hürde überwinden und mich durch Tätigkeit in Schwung bringen.

Dies ist für mich zu einer Entscheidungsfrage geworden, und zwar an dem Punkt, wenn ich mich frage "wie geht es mir gerade" und ich darauf antworte, dass ich zu nichts Lust habe oder nichts mit mir anzufangen weiß (um mal bei diesem Beispiel zu bleiben - ist bestimmt übertragbar)

Ich erkenne also in diesem Moment, dass ich (mind.) 2 Möglichkeiten habe: im aktuellen Zustand verbleiben oder den Zustand verändern.
Ich kann dann weiterhin nichts tun - oder aber diese Hürde nehmen, um mein Befinden zu verändern, zunächst einmal auf der Ebene, etwas Positives wahrzunehmen.

Ich entscheide mich in diesem Moment bewusst für mich; dafür, dass es mir jetzt und hier besser gehen soll.

Ich bin meinen Gefühlen also nicht ausgeliefert, sondern ich kann ihnen aktiv etwas entgegensetzen.
Natürlich muss man nicht jedes negative Gefühl gleich "wegmachen". Aber wenn es anfängt, einen immer tiefer herunterzuziehen, möchte ich Einhalt gebieten können.

Mein momentanes "ich kann nichts mit mir anfangen" lauert jetzt nicht mehr auf Lust und Antrieb, sondern fängt am anderen Ende an: etwas tun und dann hinfühlen, wie es sich anfühlt. Oft genug wird es dann angenehm, und das Ergebnis (wie z.B. eine aufgeräumte Wohnung) macht mich zufrieden und gibt mir ein gutes Gefühl.


Edit, speziell für Clown

Es hat auch damit zu tun, dass man sich in der Depression fühlt, als hätte man eben keine andere Möglichkeit, als ausgeliefert das zu erdulden, was man gerade empfindet. Überhaupt Möglichkeiten zu sehen - in der Depression bestimmt nicht leicht.

Und es fühlt sich wunderbar an, wenn ich nicht nur Möglichkeiten habe, sondern wenn ich auch zwischen diesen Möglichkeiten frei entscheiden kann. Ich kann Entscheidungen treffen, ich schwimme nicht nur wie Treibholz umher (reaktiv), sondern ich kann klar wählen und Entscheidungen treffen (pro-aktiv).
Das fühlt sich wunderbar an, wie ich finde.

Natürlich: Entscheidungen können auch mal falsch sein... ich habe aberjedes Recht, Entscheidungen wieder rückgängig zu machen oder meine Entscheidung zu bereuen. Dann: auf ein Neues! Ich arbeite an meiner Frustrationstoleranz


EditEdit:
Ich denke auch, Gefühle haben mit Entscheidungen zu tun, das ist doch gerade der Knackpunkt und das auf den ersten Blick Paradoxe. Ich verstehe Otterchen so, dass sie genau diese Tatsache hier anspricht.

Und nicht nur mit Entscheidungen... auch mit Werten/Bewertungen, Glaubenssätzen etc.
Aber alleine die Entscheidung, meine Gefühle jetzt zu beeinflussen und zu lenken, selber Regisseur in seinem Film zu sein, finde ich essentiell; egal ob man damit nun seine Glaubenssätze überprüft oder seine Bewertungen oder was auch immer.

Puh... ein Bandwurmposting! Sorry!
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Clown
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Clown »

Hallo Otterchen,

gibt es einen Punkt, an dem die 'Selbst-Manipulation' beginnt?

Selbst-Manipulation als Begriff dafür, dass ich versuche, mir etwas vorzumachen, versuche, nicht wirklich mit Interesse, Anteilnahme und Liebe hinzuschauen, was gerade bei mir los ist? Sondern mit heimlichen Ärger auf mich selbst irgendwelche Maßnahmen ergreife in der Hoffnung, dass es dann schon besser wird?

Ich habe schon versucht, mich in diesem Sinn selbst zu manipulieren, habe es erst gar nicht gemerkt, aber später an mir und meiner Verfassung erkannt, dass ich ich mir etwas vormache ...

Grüße,

Clown
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Eckhart Tolle
otterchen
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Au ja Clown,

ein wichtiger Punkt, den Du da ansprichst.
Läuft ja im Endeffekt wieder aufs Verdrängen, Wegschieben, Schönfärben hinaus.

Tja, ich fürchte, diesen Punkt muss auch jeder für sich selbst finden. Was meinst Du?

Ich versuche für mich zumindest, alles unter dem Gesichtspunkt "liebevoll zu mir selbst sein" zu machen und z.B. meinen inneren Fürsprecher einzuschalten. Ich flöte allerdings nicht "always look on the bright side of life" - das spüre ich mittlerweile zum Glück schon (obgleich ich mir verdammt gut vorstellen kann, dass man da auch leicht einer Täuschung unterliegen kann).

Ich stelle mir mein Leben bzw. meine Stimmungen und Befindlichkeiten wie ein Kurvendiagramm vor, bei dem es lebhaft rauf und runter geht, in kleinen wie in größeren Schwankungen, und das ist auch alles ok.
Wenn ich allerdings merke, dass da eine generelle Abwärtstendenz ist ohne einen Anlass, der dazu in Relation steht, dann wird es Zeit für mich, aktiv zu werden.

Wohl nicht unbedingt anwendbar bei z.B. tiefer sitzenden Gefühlen, hinter denen sich ein ungelöster Konflikt versteckt. Sowas sollte nicht übertüncht werden! Ich hoffe, wir reden an diesem Punkt nicht aneinander vorbei.
Ich glaube, ich bleibe für's Erste wirklich beim Thema Antriebs- und Lustlosigkeit. ^^
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Elsa08
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Elsa08 »

...wünschte, wir wären irgendwie verlinkt, weiss aber nicht, wie es geht

Gruss in die Runde von
elsa
Elsa08
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Elsa08 »

@hans-richard:

Kennzeichen einer schweren Depression kann auch SCHULDWAHN sein. Hast Du Dich damit mal beschäftigt? Das meine ich nicht böse.

Es darf nicht um Schuld gehen, dann wird man nicht glücklich. Es geht um Verantwortung, die jeder für sich selbst zu übernehmen hat. Und im besten Falle kann man es seinem Gegenüber (z.B. Eltern) deutlich machen und es geht besser. Wenn es nicht geht, sollte man sich distanzieren.

Mein Vater übernimmt Verantwortung für die Vergangenheit weil ich mich klar geäussert habe, wir holen heute auf einer ehrlichen Basis viel nach, meine Mutter übernimmt langsam Verantwortung und wir nähern uns wieder an. Aber wenn es nicht geht, nehme ich Distanz ein und dann geht es Schritt für Schritt weiter. Auch meine Mutter muss auch ihrer Geschichte heraus umdenken und sie tut es Stück für Stück. Das ist nicht selbstverständlich.
elsa
otterchen
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Elsa,

Dein erstes Posting verstehe ich nicht,
und Dein zweites... ähm... am Thema vorbei / im richtigen Thread?

Will Dich hier nicht verscheuchen, bin allerdings irritiert.
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Elsa08
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Elsa08 »

Ja, hast´Recht, Otterchen

Hans-Richard meine ich im anderen Thread zum Thema Schuld. Herrje, bin gerade ziemlich durcheinander. Das hat mich sehr angesprochen.

Aber bei Euch bin ich schon richtig. Mir gehts auch gerade so, dass ich mir nicht gestatte, mich besser zu fühlen. Habe das in "meinem Thread" beschrieben, weil ich mich nicht traute, woanders herumzuwildern. Deshalb der Gedanke des Verlinkens
elsa
ANOVA
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von ANOVA »

Otterchen und Lee!

Macht Spaß, Eure Postings in diesem Thread zu lesen!

Otterchen, Du erwähntest vorhin die Emotionsregulation bzw. den Einfluss, den man auf seine Gefühle hat. In einer neueren und anerkannten Theorie geht man davon aus, dass es zwei grundlegende Emotionsregulationsstrategien gibt: Neubewertung (Reappraisal) und Unterdrückung (Suppression). Bei der Neubewertung wird man aktiv, bevor sich Reaktionstendenzen auf ein Gefühl aktiviert haben. Eine emotionsauslösende Situation wird innerlich so beschrieben, dass ihre emotionale Wirkung verändert wird. Das führt dazu, dass man am Ende eine andere Emotion (oder eine weniger starke) spürt, was dann wiederum dazu führt, dass die Verhaltenskomponenten (z.B. Grübeln, aber auch impulsives Verhalten) von negativen Emotionen reduziert werden. Die Unterdrückung funktioniert so, dass wir, nachdem die Emotion aktiviert ist, den Ausdruck der jeweiligen Emotion unterdrücken, d.h. quasi so tun, als ob die Emotion nicht da wäre. Das senkt den Verhaltensausdruck von positiven und negativen Emotionen, führt aber nicht zu einer Veränderung der jeweiligen Emotion und kann dann letztendlich zu dem depressiven Grübeln führen, das hier vermutlich jeder kennt. Da die Unterdrückung viel mehr kognitive Ressourcen erfordert als die Neubewertung, hat der Mensch beim Unterdrücken also auch kaum Möglichkeiten, sich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Das war die aus Zeit- und Kapazitätsgründen ultrakurze Zusammenfassung... Nachzulesen hier: Gross, J. J. & John, O. (2003); Individual Differences in Two Emotional Regulation Processes: Implication for Affect, Relationships, and Well-being. Journal of Personal and Social Psychology, 85, 348-62 bzw. http://psychology.stanford.edu/~psyphy/ ... 20JPSP.pdf

Hmm, vielleicht interessiert es ja jemanden *kopfkratz*... Dass Depressive (und andere psychisch Derangierte) zum Unterdrücken neigen, ist klar, oder?!

So, das wars schon wieder, liebe durch Diplomarbeit, Hiwi-Tätigkeit und sonstwie gestresste Grüße von der Schreibtischtäterin ( ) Xenia
Elsa08
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Elsa08 »

@Xenia: Sorry, aber kannst Du das auch mit eigenen Worten beschreiben?

Ich kenne Dich ja nicht, aber wie psychisch derangiert bist Du? Bist Du die Xenia, die aus dem Borderline Forum geflogen ist?
elsa
ANOVA
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von ANOVA »

Ja: Gefühle unterdrücken bringt nix als Ärger.

Wenn man seinen Gefühlen nicht ausgeliefert sein will, sollte man achtsam sein, das jeweilige Gefühl bzw. dessen Vorläufer wahrnehmen und dann die Situation umbewerten. Und nicht warten, bis das Gefühl da ist, und dann so tun, als ob es nicht da ist bzw. es zu unterdrücken.

Edit:
>Bist Du die Xenia, die aus dem Borderline Forum geflogen ist?

Nee, damit kann ich nicht dienen. Bin auch nicht mehr so leicht provozierbar wie auch schon.
Liber
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Liber »

Hallo Corinna,

das habe ich etwas ungeschickt ausgedrückt, es geht um die Entscheidung, wie ich mit den Gefühlen umgehe. Und Gefühle sind nun ein so großes Gebiet, das wäre nochmal ein eigenes Thema.

Da gibt es die "reinen" Gefühle wie Freude, Trauer, Liebe. Das sind die, die Kinder haben, ehe sie zu denken beginnen.

Und es gibt die sogenannten "hausgemachten" Gefühle, das sind diejenigen, die durch die eigenen Gedanken und Glaubenssätze usw. entstehen.

Ich bin der Meinung, dass Gefühle nie unterdrückt werden sollen. Aber wir können über den Umgang mit ihnen entscheiden.

Die "reinen" Gefühle gehören meiner Meinung nach zu den Lebenssäften. Clown.

Über die hausgemachten Gefühle jedoch können wir entscheiden in dem Sinn, wie Otterchen es beschrieben hat.

Das ist jetzt natürlich viel zu kurz gefasst, aber ich lass es für heute Abend mal so. Vielleicht fällt jemandem trotzdem noch was dazu ein ...

Lieben Gruß
Brittka
otterchen
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Xenia
*freuhüpfspring*
geht's Dir gut?

Schön mal wieder von Dir zu lesen!
Und - he! - ich hab Dein Geschreibsel sogar ansatzweise verstanden . Und Brittka hat sogar eine schöne Ergänzung dazu geliefert.

Eine Frage dazu habe ich aber noch:
Bei der Neubewertung wird man aktiv, bevor sich Reaktionstendenzen auf ein Gefühl aktiviert haben. Eine emotionsauslösende Situation wird innerlich so beschrieben, dass ihre emotionale Wirkung verändert wird.

Wenn ich also bei der Antriebslosigkeit bleibe: ich liege auf der Couch herum, warte darauf, dass ich auf irgendwas Lust bekomme - und nichts passiert. Wenn ich aktiv werde: ok. Wenn ich nichts weiter tue und in diesem Zustand verbleibe: dann kann aus diesem Zustand ein Tief werden; es kommen weiterführende Gedanken hinzu (etwa "ich bringe nichts auf die Reihe") und das Ganze türmt sich womöglich zu einem größeren, negativen Emotionsgebilde aus...???
Und wenn ich mir bewusst bin, dass mir auch mal langweilig sein darf und dass ich durchaus auch mal Durchhänger haben darf: auch ok.

Hab ich das in etwa richtig einsortiert?
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Xayide1
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Xayide1 »

Hallo Ihr Lieben,

ich weiß gar nicht was diesem Thread noch schreiben sollte, es sind so viele Sachen geschrieben worden die ich mehr als gut nachvollziehen kann.
Ja, es ist soooo schwer aus einem Tief heraus zu kommen.
Ja, durch meine Entscheidung kann ich ein Tief "abfangen".

Nachdem es mir eine ganz Zeit schon relativ gut ging, geht es die letzte Zeit doch sehr auf und ab.
Gestern habe ich den Thread gut 2/3 durch gelesen.
Und obwohl ich ziemlich ausgepowert bin, weil ich mich die letzte Zeit oft übernommen habe, habe ich mich dann entschieden, mich dem aufkommenden Abwärtstrend meiner Stimmung und der Depression nicht hinzugeben.
Ich stand auf und habe meine Spülmaschine aus- und wieder eingeräumt und habe mir selbst was leckeres zum Essen gekocht.
Ich habe mich nicht hingesetzt und stundenlang darüber nachgedacht und gegrübelt, welch schlechte Hausfrau ich doch bin und mir Schuldgefühle eingeredet und die Deprispirale blieb stehen. Und es ging mir besser.

Was will ich damit sagen?! Ich finde diesen Thread super, mutmachend und wollte einfach "Danke" sagen für die tollen Beiträge und Erfahrungsberichte.

DANKE

Xayide
Chiron
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Ihr Lieben,

der neue Thread-Titel gefällt mir.

Danke für die Super-Idee Clown.
Danke für`s Umsetzen Otterchen.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Liebe Xayide,

das ist ein ganz wunderbarer Erfahrungsbericht!

Wenn man sowas im Hinterstübchen abspeichert, kann man immer auf sowas zurückgreifen.
Ich finde es toll, dass Du auch richtig hingespürt hast: Du hast nicht etwas gemacht, weil es sein "muss", sondern weil Du dem Abwärtstrend etwas entgegensetzen wolltest. Und Du hast achtsam den Vorher-Nachher-Effekt gespürt.

Vielen Dank für Deine Rückmeldung!
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1970
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von 1970 »

Hallo zusammen!
Ich habe gestern gaaaaaaaanz viel getan, sogar mehr als ich vor hatte. Und mich somit, wenn auch unbewusst, für's Besserfühlen entschieden.

Muß ich unbedingt loswerden, weil ich es selbst kaum glauben kann u. völlig begeistert v. meinem Tagewerk bin. Vorsicht also Quasselalarm!

Mit "Otterchen's Methode" (warst du das?Ich glaube), sich nur eine kleine Aufgabe vorzunehmen wurde eine ganze Kettenreaktion bei mir ausgelöst, toll! Ich wollte nur 1 bis 2 Küchenschränke putzen und es wurden doch tatsächlich alle sauber.

Dann fand ich meine Küche sooooooo schön sauber, dass ich meinte die Krümel auf dem Fußboden stören das 'Bild', also Küche gesaugt u. da eh grad dabei, alle restlichen Räume auch.
War zwar schon sehr zufrieden , habe dann aber noch alles gewischt, weil's dann noch sauberer ausschaut u. ich es so am liebsten mag.

Nun also alle Fußböden sauber u. dann ein dreckiges Bad - geht gar nicht, also Bad geputzt.

Danach war ich froh, dass ich meine Antriebslosigkeit überwunden, vielleicht sogar einwenig (dank oben gen. Methode) überlistet habe u. wollte nur noch eine alte Blume auf den Kompost entsorgen. Das hatte zur Folge, dass ich noch 2 Stunden im Garten gewerkelt habe.

Puuh! War ich schrott! Aber es hat sich gut dabei angefühlt. Außerdem konnte ich ohne schlechtes Gewissen Abends mein Sofa genießen, denn der Tag hatte einen Sinn bekommen, ich konnte auf erledigte Dinge zufrieden zurück schauen.

Ach ja, gebügelt habe ich auch noch - wollte nur Hose+T-Shirt f. Schule und hab dann einfach weiter gemacht. Die Methode ist echt super! An kleine Aufgaben ran gehen, fällt leichter u. wenn am Ende was ganz großes draus wird, umso besser.

Dann fiel mir ein, dass ich ja eigentlich noch joggen 'müsste', wegen Erfüllung des 'selbstgestrickten Trainingsplans' - aaaaaaaber, ich habe mich dann sozusagen wieder fürs Besserfühlen entschieden, was nach der erschöpfenden Hausarbeit dann - nix mehr tun und ausruhen- bedeutete.

Also, mal wieder etwas lang, der Wille ist ja da, aber das wohl angeborene "Quatschgen" stärker

Mit der Entscheidung f ü r etwas, auch wenn es in meinem Fall nur Hausarbeit war, habe ich mir selber einen guten Tag ermöglicht.
Gr. Dori
otterchen
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Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Dori,

Du schreibst da was ganz Wichtiges:
An kleine Aufgaben ran gehen, fällt leichter u. wenn am Ende was ganz großes draus wird, umso besser.

KLEIN anfangen ist wirklich wichtig. Nicht direkt "ich mach einen Frühjahrsputz und werde mich damit besser fühlen".
Sondern ich mache einfach "irgendwas Kleines" und schaue, wie es mir damit geht. Wenn der Schwung sich einstellt: super!

Und ich finde es toll, dass Du hinterher so eine Befriedigung verspürt hast und Dir so richtig den Feierabend gönnen konntest: Du hast was FÜR DICH getan, kannst Dich an Deiner Wohnung erfreuen und mächtig stolz auf Dich sein: zum einen auf Deine Leistung, zum anderen aber (was ich wichtiger finde): dass Du der Antriebslosigkeit ein Schnippchen geschlagen hast.
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freebird
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von freebird »

Hallo alle,

wie heißt es schön:

Auch der weiteste Reise beginnt mit dem ersten Schritt

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
ANOVA
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von ANOVA »

Otterchen!

Danke für die herzliche Begrüßung, hat gut getan!

>Und - he! - ich hab Dein Geschreibsel sogar ansatzweise verstanden

Tja, zur Zeit habe ich wirklich Schwierigkeiten, mich verständlich auszudrücken... Aber das wird auch wieder besser - hoffe ich jedenfalls.

>Wenn ich also bei der Antriebslosigkeit bleibe: ich liege auf der Couch herum, warte darauf, dass ich auf irgendwas Lust bekomme - und nichts passiert. Wenn ich aktiv werde: ok. Wenn ich nichts weiter tue und in diesem Zustand verbleibe: dann kann aus diesem Zustand ein Tief werden; es kommen weiterführende Gedanken hinzu (etwa "ich bringe nichts auf die Reihe") und das Ganze türmt sich womöglich zu einem größeren, negativen Emotionsgebilde aus...???

Naja, wenn Du während des Wartens irgendwelche negativen Gefühle spürst (z.B. Genervtsein) und dieses Genervtsein dann aber sozusagen verleugnest, indem Du die Verhaltenstendenzen des Genervtsein unterdrückst, dann kommt das durchaus hin, nach dem Modell. Das, was Du beschreibst passt aber auch zu dem Modell des depressiven Grübelns, ein endloses im Kreis Denken über Deine Symptomatik, Deine "Fehler" usw. Und von dieser Art Grübeln weiß man, dass es Depression verstärken oder aufrechterhalten kann. Wenn es Dich interessiert, dann google mal nach dem Stichwort "Rumination".

Besser ist es da schon, wenn Du das aufkommende Gefühl des Genervtseins von vornherein abwendest oder abschwächst, indem Du genau das machst, was Du auch beschrieben hast: "Und wenn ich mir bewusst bin, dass mir auch mal langweilig sein darf und dass ich durchaus auch mal Durchhänger haben darf: auch ok." Damit eröffnest Du Dir gleichzeitig auch die Möglichkeit, nicht ins Grübeln zu verfallen und hast mehr Aufmerksamkeitsressourcen für potentiell angenehme Gedanken, Erfahrungen oder Gefühle. Amen.

>geht's Dir gut?

Ach naja, momentan bin ich froh, dass ich nicht von dieser Stundenkontingentierung abhängig bin, so dass ich alle paar Wochen mal bei meiner Therapeutin vorbeigehen kann. Ich hatte in der letzten Zeit, u.a. aufgrund Überlastung bzw. zu viel Uni- und Diplomarbeitsstress einen ziemlichen Durchhänger. Habe auch mein AD erhöht, damit es ein Durchhänger bleibt und sich nicht auswächst zu einer "richtigen" Depression.

Bis demnächst dann, ich werde jetzt mal wieder zur Schreibtischtäterin, so ein blöder Bericht muss noch geschrieben werden. Interessiert mich überhaupt nicht, aber ich brauche den Schein (war ein Wahlpflichtseminar im letzten Semester).

Schönen Tach Dir und denen, die von mir einen schönen Tach gewünscht haben wollen

Xenia
chimera

Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von chimera »

Ich bin müde und mag und kann nicht viel schreiben, aber Dein Thread, Otterchen, macht mich happy! Vielleicht kann ich auch deswegen nicht viel schreiben, weil mich die ihm innewohnenden Wahrheiten zu sehr berühren oder weil ich mit der Umsetzung selbiger zu beschäftigt bin .

Anyway, egal, ich freu' mich auf jeden Fall!

Grüße an alle [und ganz besonders auch an die Xeni! <img src="images/icons/icon40.gif" alt="]
otterchen
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen,

es geht mir momentan etwas schlechter, was... äh... wohl eine typische Frauensache ist *räusper*.

Ich habe gestern dennoch ein paar Sachen gemacht. Ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich mich "besser" gefühlt hätte - irgendwie schmeckte gefühlsmäßig alles schal.

Aber: in mir ist das Bewusstsein, dass ich das Beste getan habe, was mir in dem Moment möglich war. Dass ich jetzt froh bin, dass ich zumindest ein wenig gemacht habe (z.B. ist meine Kleidung für diese Woche gebügelt).
Meine Aktionen hatten gestern also keine direkte Auswirkung auf mein Befinden (oder nur kaum merklich), aber eine Auswirkung am Folgetag.



Irgendwie kommt mir gerade der Gedanke "Liebe zeigt sich im Handeln".
Ich konnte gestern diesen liebevollen Umgang mit mir selbst kaum wahrnehmen, aber heute weiß ich zu schätzen, was ich gestern für mich getan habe (klingt das jetzt wirr?).
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DYS-
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Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von DYS- »

Hallo Otterchen


....toller Thread!

Liebe Grüße
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Entscheidung fürs Besserfühlen

Beitrag von otterchen »

Hallo Dys,

"in den Hintern treten" hört sich ja nicht so gut an...

Hast Du das denn eher als Pflichterfüllung getan oder hast Du ein wenig Kraft daraus schöpfen können, Dein Befinden also durch diese Aktion verbessert?
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