Böse Erkenntnis - die "Schuldfrage" (sehr kritisch)

HANRIKA
Beiträge: 97
Registriert: 5. Jul 2009, 10:21

Re: Böse Erkenntnis - die "Schuldfrage" (sehr kritisch)

Beitrag von HANRIKA »

Hallo
Ich habe über 20 Jahre Schicht gearbeitet und nebenher den Haushalt geregelt und mich um die Erziehung unseres Sohnes gekümmert. Meine Frau übernimmt die Finanzen, weil ich süchtiger Automatenspieler bin ( 20 Jahre trocken )und kocht.Unsere Wohnung sieht aus wie bei den Ludolfs.( und ich bin der Günther )
Ich weiß nicht mehr weiter und werde in nächster Zeit wieder in die Klinik gehen.
Nicht, weil ich weglaufen oder mich ausruhen will, sondern um neu zu erkennen wo ich bin und wohin es geht. Ich sehe mein Leben sehr klar und weiß, was mir nicht gut tut, aber ich schaffe es wirklich nicht allein da raus zu kommen. Ich denke, wenn es einen Weg für mich gibt und ich nehme ihn nicht an, so ist das meine Schuld, die ich mir selber auflade. Erkenntnis allein bringt mich nicht weiter.
Thomas schrieb:
Was denkst du, ist die Ursache davon, wenn jemand, der schon als Kind verletzt wurde, im späteren Leben immer weiter verletzt wird? Ist das Pech? Zufall?
Ich denke Pech und Zufall kann es nicht sein.Vielleicht ist es eher, weil es vertraut ist und man nichts anderes kennt.
In der Therapie habe ich einmal durchgenommen: INNERES SPIEGELT SICH ÄUßERLICH WIEDER.Für mich ist da viel wahres dran.
LG
Isma63
Beiträge: 36
Registriert: 27. Jul 2009, 13:33

Re: Böse Erkenntnis - die "Schuldfrage" (sehr kritisch)

Beitrag von Isma63 »

Wie soll man an sich selber glauben,wenn einem immer wieder,von vielen Seiten,klar gemacht wird,das man nichts wert ist.

Hallo, Hans-Richard, liebe Danni,
ich kann Euren Schmerz verstehen. Meine Gedankengänge sind ähnlich... Was mir fehlt, ist auch einmal positive Bestätigung, nicht nur immer Kritik oder Zurechtweisung, Vorwürfe und Besserwisserei. Nichts anderes erfahre ich. Dabei die unendliche Einsamkeit, niemand, an den ich mich wenden könnte. Die Therapeuten reden dagegen (einer wusste sogar mein Trauma besser...), Familie weist mich zurecht oder vermittelt "das stimmt nicht", Freunde haben sich nun alle abgewandt (angeblich sehe ich alles und jedes negativ, dem ist aber nicht so), die Kinder haben sich schon lange von mir abgewandt. Die Kollegen haben mir 9 Jahre lang vermittelt, dass ich doof und dumm bin, falsch denke, fühle, mich verkehrt kleide, blöde Frisur trage, faul und langsam bin und als Mensch ein A...loch. Wörtlich. Kein Witz. Und erst nach 5 Jahren zu Hause habe ich begriffen - ich hätte mich auch gemobbt, denn so viele können nicht irren. Wer außer mir ist "Schuld"? Ich habe mich gewehrt, ich hatte auch ein dickes Fell, habe mir keine Jacke angezogen und blieb mir treu. Aber es hat meine Persönlichkeit verändert, krass verändert, auch ich bin hochgradig depressiv zur Arbeit gegangen, dadurch noch anfälliger geworden, aber kann ich nicht gibt es bei mir nicht. Und irgendwann die Erkenntnis, dass meine Mutter jedes "ja, aber..." mit Schlägen erstickte. Blinder Gehorsam wurde mir quasi eingeprügelt.
Und heute weiß ich, warum ich nicht mehr in der Lage bin, ja, aber zu sagen. In der Kindheit der Grundstein, durch Mobbing vollendet. Nix mehr mit "sich Luft machen". Nicht, wenn Therapien nur mich verändern, nicht mein Umfeld. Das nach wie vor so geblieben ist ... Ich bin rausgegangen und hinter mir sind alle Türen ins Schloss gefallen, ein zurück ist nicht möglich. Nur nach vorn. Und so laufe ich immer vor eine unsichtbare Wand. Und wenn ich meine Mutter anrufe - nur aus Pflichtgefühl und weil ich meinen Papa über alles liebe und der diese Furie aushalten muss - dann ernte ich Vorwürfe. Wenn ich sage, mir geht es nicht gut, das hört die gar nicht. Warum auch. Sie ist viel zu sehr mit sich und ihrem Suff beschäftigt.
Oh, sorry, halber Roman.
Greife den Vorschlag eines 2. Threads auf... denn es fällt auch mir schwer, alles zu lesen und mich zu konzentrieren.
Danke für die Reaktionen -
eins noch: mein positives Denken habe ich mir selbst anerzogen, blocke negatives ab. Aber es bricht auch mal ein und ich denke, dafür sind solche Foren da? Um in diesem Moment, wo man niemanden hat, seinen Schmerz wenigstens niederzuschreiben, in der Hoffnung, das ihn jemand liest und ich gehört werde. Und nicht wieder ins Leere rufe.
LG die Isma
danni64
Beiträge: 457
Registriert: 1. Jun 2008, 17:16
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Re: Böse Erkenntnis - die "Schuldfrage" (sehr kritisch)

Beitrag von danni64 »

Hallo,

die Idee mit einem neuen zweiten Beitrag wäre echt nicht schlecht !!

Nun aber,was ich noch schreiben wollte.

@Hans-Richard,

deine Zeilen bewegen mich irgendwie ganz besonders und wenn du in eine Klinik kannst,dann mache es so schnell wie möglich.Ich denke auch oft drüber nach,aber ich habe zwei kleinere Kinder und möchte die nicht so zurück lassen.Besonders meine Kleine könnte es nicht verkraften,wenn Mama nicht bei ihr wäre.Und mein Junge wird nächste Woche eingeschult,das alles sind Gründe,die mir sagen,ich ziehe mich irgendwie durch.
Dein Bild von den Ludolfs haben mich schmunzeln lassen.Obwohl mal ehrlich,sie würden nicht merken,wenn es ihnen nicht gut geht,sie leben in den Tag und sind glücklich dabei.Oft denke ich mir,ich würde auch gerne so leben wollen.

Ich bin doch immer wieder erschüttert,wenn ich hier auch von euch die Lebensgeschichte lese. Ich stelle mir die Frage,war es echt ein Generationsproblem,denn viele sind doch in meinem Alter,und mussten auch so eine Kindheit durchmachen.
Ja und es zieht sich durch unser Leben,wie sollte es auch anders sein.

Ich sehe es doch an meinen Kindern,die habe ich anders gross gezogen.Klar schimpfe ich mit ihnen,und sie haben auch schon einen Klaps auf den Po bekommen,was mir hinterher sehr weh getan habe und ich habe mich dann entschuldigt,dass mir die Nerven durch gegangen sind.
Aber wenn ich in ihre Augen schaue,dann sehe ich strahlende Augen.Sie können herzhaft lachen,ja und sie geben mir Kontra.All das zeigt mir,dass ich doch wohl richtig mache,denn ich möchte sie später nicht bei einem Psychologen sehen.Ich möchte nicht,dass sie sich so durchs leben quälen müssen.

Meine Kindheit und mein Leben haben mich sehr empfindlich gemacht.Mir zerbricht bald das Herz,wenn ich traurige Kinderaugen sehe und Mütter,die sie lieblos hinter sich her schleifen.
Dann bin ich manchmal froh,das mein Leben nicht leicht war,und ich die Schattenseite kenne,denn so versuche ich alles,um meine Kinder davor zu schützen.Sie sollen später mal sagen können,dass sie eine schöne Kindheit hatten und immer gerne zu ihrer Mama kommen,wenn es ihnen mal nicht gut geht.

Wenn ich Oma werden sollte,dann möchte ich so oft wie möglich,meine Kinder und meine Enkelchen bei mir haben.

Um das alles bringt sich meine Mutter,weil sie so mit mir umgegangen ist.Und inzwischen ist mir klar geworden,dass sie das nie wieder gut machen kann,was sie in mir zerstört hat.

Oft denke ich,das es ohne Kinder leichter wäre,aber wenn sie mich dann anschauen und sie mir sagen, "du bist die liebste Mami der Welt",dann weiss ich,wofür ich jeden Morgen aufstehe und mich durch mein Leben kämpfe !!

LG Danni !!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
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