Wie kann ich akzeptieren?

Reve
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Reve »

Hallo Anna,

sowie ich Bea verstanden habe, wollte sie ja nur zu bedenken geben, ob nicht hinter dem wie du es selbst nennst – nämlich dass dein ganzes Selbstwertgefühl ausschliesslich davon abhängig ist, von einem Partner ganz und total geliebt zu werden – etwas anderes stecken könnte. Eventuell Anteile eine narzisstischen Problematik, womit ich mich jetzt nicht auskenne. Da du ja sagt, dass du dich schon lange in Therapie befindest und dennoch die Angst oft übermächtig ist, halte ich es – und das ist meine ganz persönliche Meinung –nicht für das Schlechteste, in eigener Sache zu recherchieren und nachzuforschen, worin die Gründe liegen könnten. Und dazu kann das Forum mit ausgesprochen erfahrenen Foristen sehr nützlich sein oder Bücher oder Berichte aus dem Internet oder was weiß ich was, auch wenn der Nachteil wieder darin liegt, dass man mit etwas konfrontiert werden könnte, das einen zutiefst beunruhigt und das vielleicht von der Wahrheit meilenweit entfernt ist.

LG Carin
Anne Blume
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Anne Blume »

Bea, ich muss Ihnen eine gelbe Karte geben. Ich bitte Sie zum wiederholtem Male darum, auf die Bekanntgabe von Ferndiagnosen zu verzichten. Sie sehen ja selbst, dass Sie damit immer wieder für Unmut sorgen. Also bitte mehr Rücksicht, sonst müssen wir leider gnadenlos editieren.

Anne Blume
tomroerich
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Anna,

ich dachte zunächst, dass vielleicht andere Frauen dir antworten würden und dass das dann natürlich besser passt. Womit ich nicht sagen will, dass es sich bei deinem Problem um ein typisch weibliches handelt. Ich glaube, dass die Grundproblematiken des Lebens sich am besten in Beziehungen und den Erwartungen, die man an sie hat, wiederspiegeln. Und dass es da eine ganz große Chance gibt, sich selbst zu verstehen.


Wie schafft Ihr es, die Krankheit anzunehmen? ich meine, nicht in den guten Phasen (abends bei mir) sondern in den schlchten. Ich habe dann PANISCHE Angst, alleine zu sein und für den rest meines Lebens zu bleiben. Hier mein Hauptproblem:

Das WISSEN ALLEIN zu bleiben (ich war vorher 6 Jahre alleine und dieser Mann war der erste, den ich wollte, vorher war keiner dabei).

Hier muss ich nachfragen. Woher kommt dein Wissen, dass du alleine bleiben wirst? Ist es eine Angst, die sich wie Gewissheit anfühlt?

Es geht mir darum, dass ich immer aus allen möglichen Möglichkeiten die schlimmste herausuche und dann WEISS dass sie die richtige ist und dass es so sein wird.

Hm, das hört sich für mich so an, als würdest du es selbst so gestalten, dass etwas für dich Negatives dabei herauskommt. Du scheinst zu glauben, dass das Schlimmste für dich gerade schlimm genug ist.


Ich habe das Gefühl, ich werde für immer ohne Partner sein und ALLE ANDEREN MENSCHEN sind glücklich.

OK, du hast das Gefühl, dass es so sein wird. Im Gegensatz dazu glaubst du, dass alle anderen glücklich sind. Du glaubst also, dass es dein Schicksal sei, unglücklich und alleine zu sein.

Woher, denkst du, kommt eine solche Annahme über sich selbst?

Du beschreibst im Grunde sehr plastisch, wie du selbst dafür sorgst, dass sich dein Glaube auch erfüllt. Und du weißt bereits, dass es so ist, was nicht selbstverständlich ist. Es scheint mir so zu sein, dass du den Mechanismus deines Unglücks bereits verstehst, aber noch nicht weißt, wie du ihn durchbrechen kannst.

Im Prinzip wird es dann wohl darum gehen, andere Annahmen über dich selbst zu finden und die alten, destruktiven nicht mehr zu glauben. Ich glaube, du fühlst selbst, dass sie längst überkommen sind - du sprichst ja von Teenie-Ängsten. Du möchtest gerne erwachsen fühlen, kannst es aber noch nicht.

Du hasst dich auch noch dafür. Glaubst du, du könntest etwas mehr Verständnis für dich aufbringen? Ich glaube, das wäre ein ganz wichtiger Schritt. Verständnis für dich selbst anstatt Verurteilung macht dich erst bereit für Veränderungen.
Verurteilung ist Abwehr, dann willst du nicht sehen, dass du eigentlich tief drinnen sehr verletzt bist.



Thomas
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Victoria64
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Victoria64 »

Lieber Thomas,

danke für Deine Antwort. Du hast "mich" relativ gut erfasst


"Hier muss ich nachfragen. Woher kommt dein Wissen, dass du alleine bleiben wirst? Ist es eine Angst, die sich wie Gewissheit anfühlt?"

Ja, es ist eine Angst, die sich wie eine Gewissheit anfühlt. Ich kann es gar nicht besser beschreiben, genau so ist es. Ich WEISS es einfach. Ich war die letzten 6 Jahre alleine - also MUSS ich es auch für die nächsten sein.

"Hm, das hört sich für mich so an, als würdest du es selbst so gestalten, dass etwas für dich Negatives dabei herauskommt. Du scheinst zu glauben, dass das Schlimmste für dich gerade schlimm genug ist."

ja, das tue ich - und immer wenn ich versuche, mir therapeutisch zu entgegnen "es gibt keinen Beweis" kommt das Teufelchen im Kopf und sagt, klar, gibt keinen, aber wir beide wissen doch trotzdem dass es so ist.

"Du beschreibst im Grunde sehr plastisch, wie du selbst dafür sorgst, dass sich dein Glaube auch erfüllt. Und du weißt bereits, dass es so ist, was nicht selbstverständlich ist. Es scheint mir so zu sein, dass du den Mechanismus deines Unglücks bereits verstehst, aber noch nicht weißt, wie du ihn durchbrechen kannst."

"Im Prinzip wird es dann wohl darum gehen, andere Annahmen über dich selbst zu finden und die alten, destruktiven nicht mehr zu glauben. Ich glaube, du fühlst selbst, dass sie längst überkommen sind - du sprichst ja von Teenie-Ängsten. Du möchtest gerne erwachsen fühlen, kannst es aber noch nicht."

Du sprichst mir aus dem Herzen. Genauso ist es. Ich weiss, dass es falsch ist - kann es aber nicht ändern. Und genau diese Hilflosigkeit macht mich wahnsinnig - dann natürlich immer mit dem Teufel im Kopf der sagt "klar kannst Du es nicht ändern, ist ja auch die realität"

"Du hasst dich auch noch dafür. Glaubst du, du könntest etwas mehr Verständnis für dich aufbringen? Ich glaube, das wäre ein ganz wichtiger Schritt. Verständnis für dich selbst anstatt Verurteilung macht dich erst bereit für Veränderungen."

Ja, das würde ich gerne. Ich bin grundsätzlich ein absoluter Kopfmensch, habe Studium und alle anderern "Prüfungen" immer mit dem Kopf gelöst. Und nun stosse ich schon seit vielen Jahren mit diesem Mist an meine Grenzen. alle sagen immer "aus Deinen Gedanken werden die gefühle, du kannst mit der Steuerung Deiner Gedanken uach Deine Gefühle verändern". und daran scheitere ICH nun. Gerade ich, die immer alles sonst "schafft". Gott es ist so frustrierend.
Wie kann ich mich da annehmen?
Verstehst Du, es gibt 2 Möglichkeiten, entweder bin ich wirklich eine Versagerin die kein Mann (länger) will - oder ich bin eine Versagerin weil ich mich nicht in den Griff bekomme. Schlimm so oder so.

Ach mann, ich weiss, es klingt so doof alles, aber es ist so frustrierend. Ich würde so gerne andere Annahmen finden. Aber als meine Therapeutin meinte, ich sollte mal über ein anderes Lebensmodell nachdenken (Sie müssen doch nicht einen Mann haben, können Sie sich nicht vorstellen, in eine WG zu ziehen? oder zu meiner Angst, Sylvester ohne Partner zu sein "ich habe letztes Jahr alleine gefeiert!") da kriege ich PANIK. DAS WILL ICH NICHT.

Ich weiss, das ist wirr aber so ist es....
rajo1
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von rajo1 »

Liebe Anna,

setzt du dich nicht zu sehr unter Druck?

Wenn dir etwas nicht gelingt, dann bist du doch kein Versager.
Das ist typisches Depridenke:
"Alles oder Nichts". "Entweder Partner oder ständige Angst vor Aleinsein"
Und das ist Selbstüberchätzung: Bisher habe ich alles (Prüfungen) geschafft und ich will und werde das schaffen.
Gut, das ist ein Ansatz, der muss aber nicht aufgehen und es ist ein hinkender Vergleich.
Bei einer Partnerschaft geht es um die Gefühle zweier Menschen und das kannst nicht nur du beeinflussen.

Ein Philosoph sagte mal, wie bekommen nicht alles im Leben und das Scheitern ist inbegriffen.

Du gehst weiter auf dem Weg eines Perfektionisten.

Du verbeißt dich zu sehr in ein einziges Ziel eine Partnerschaft mit einem Mann.

Vielleicht solltst du mal irgendetwas ganz anderes machen. Was? Deinen Alltag, Dein Leben umgestalten, Hobbies mit Freunden, eine Gruppe aufbauen, etwas was dich total fordert, dich ablenkt, dich von der Kopfarbeit befreit, etwas Musisches, Kreatives usw...?

rajo
BeAk

Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von BeAk »

Liebe Anna,

>>>>aber ich bitte Dich wirklich, hier ein bisschen vorsichtig mit Ferndiagnosen zu sein.<<<<

Ich habe Dir keine Diagnose gestellt.

Ich dachte, das es Dir lieber wäre, in Zukunft nicht einsam zu sein.

Hier ein letzter Versuch zum Thema.

Narzißmus

Viele Frauen besitzen kein stabiles Selbstwertgefühl. Nach außen zeigen sie eine intakte, selbstbewusste Fassade, hinter der sie sich jedoch verletzt, unsicher und minderwertig fühlen. Selbstwertschwache Frauen versuchen deshalb durch besonders gute Leistungen, Perfektionismus und Attraktivität einem Idealbild von sich zu entsprechen. Bei Kränkung, Zurückweisung oder Kritik werden sie schnell unsicher und fühlen sich ungeliebt. Damit gehen Schwierigkeiten in Beziehungen einher, die sie zwischen den extremen Ängsten bewegen: der Angst, verlassen zu werden, und der Angst, vollkommen vereinnahmt zu werden...
(Bärbel Wardetzki)

Narzißmus ist eine Persönlichkeitsstörung. Wenn ihr Euch in dieser Tabelle mit einigen Punkten identifizieren könnt, heisst es nicht, dass ihr diese Persönlichkeitsstörung habt. Jeder Mensch besitzt einen Narzißmus, der im gewissen Maße gesund ist.


Weiblicher Narzißmus

- ist in der Minderwertigkeit, Depression und Hilflosigkeit verwurzelt
- Anerkennung durch Überanpassung
- weibliches Rollenbild
- Kompensation der Schwäche durch Überanpassung, Leistung und Attraktivität
- Aufgehen im anderen, empathisches Mitfühlen bis zur Übernahme fremder Gefühle
- depressiver >GefühlsSumpf< (Negativität)
- Suche und Entlehnung eines idealisierten Selbst beim Partner und seinen Erfolgen
- Identifikation mit Idealsselbst des Partners; Partner ist idealisiertes Ersatzselbst
- sucht Elternfigur und Halt im Partner, bemuttert den Partner
- passive Form der Aggressivität, häufig in Form von Verweigerung, Trotz und innerer Abwertung
- Opferposition



...lehnt ein anderer eine gemeinsame Unternehmung ab, so kann sich die Betroffene tief gekränkt und zurückgestoßen fühlen. Viele Frauen glauben tatsächlich, dass die Ablehnung ihres Wunsches gleichbedeutend sei mit einer Ablehnung ihrer Person...

...ein narzißtischer Mensch fühlt sich schnell durch den anderen beleidigt, wenn dieser sich anders verhält, als man es fordert oder erwartet...

...die narzißtische Wut richtet sich gegen die Beziehung und den anderen und hat zum Ziel, dass dieser sich mindestens so schlecht fühlen soll, wie man selbst...

...die Angst, abgelehnt zu werden ist so groß, dass sie die Anpassung wählen, statt sich authentisch zu fühlen und zu verhalten...

...vor allem in Zeiten, in denen es ihnen gut geht, sind sie sehr gefährdet, sich unangenehme Gefühle >zu machen<. Es ist, als könnten sie nicht damit umgehen, sich wohlzufühlen...

...die Befriedigung der Wünsche anderer Menschen gelingt selbstwertschwachen Frauen gut, aber ihre eigenen Wünsche bleiben unrespektiert...

...da sie keine eigene Meinung haben, werden sie dankbar die von anderen übernehmen, wobei sie kaum auswählen können, welche für sie die richtige ist...

...bei weiblich-narzißtischen Frauen fällt auf, dass sie sowohl viele Sachen essen, die sie >eigentlich< gar nicht mögen, als auch Dinge tun, die sie im Grunde nicht tun möchten...

...anstatt sich zu fragen, was sie möchten, richten sie sich nach anderen...

...am liebsten hätten feste Vorschriften, an denen sie sich orientieren können. Auch in der Therapieübernehmen die Patientinnen unhinterfragt die Anweisungen, befolgen >brav< und haben nicht den Mut, sie zu kritisieren, wenn sie sich als hinderlich auf ihrem Genesungsweg herausstellen...

...es kommt ihnen nicht in den Sinn, für sich selbst einzutreten und auf eine individuelle Lösung hinzuarbeiten, die für sie im Moment sinnvoller wäre...

..."Was möchtest du denn?" löst bei den Frauen Unsicherheit und Zweifel, weil sie sich nicht vorstellen können, selber Wünsche äußern zu dürfen, auf die der andere ernsthaft eingeht...

...narzißtische Frauen lassen sich für den therapeutischen Prozess kaum Zeit und wollen am liebsten sofort gesund sein( Ungeduld)...

...indem sie schnell übernehmen was man ihnen sagt, vermeiden sie Eigenverantwortung und selbständiges Nachdenken...

...bevor sie sich den Kopf zerbrechen, um herauszufinden was sie wollen, fragen sie lieber den anderen und passen sich ihm an (Faulheit)...



Aus dem Buch: Weiblicher Narzißmus
- Der Hunger nach Anerkennung -
Bestellen

Sehr geehrte Frau Blume, löschen Sie, wenn es ihnen nicht gefällt.
tomroerich
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von tomroerich »

Liebe Anna,

ich will dir am besten von meinen eigenen Erfahrungen aus antworten.

Als "Opfer" einer recht misslungenen Kindheit hatte ich es mir zur Angewohnheit gemacht, mich in Negativrollen wohlzufühlen. Ich fand es passend, mich als ewig Benachteiligter zu geben und erfand dafür eine Unzahl von Szenarien, die nur dazu dienten, diese Rolle zu festigen. Wenn ich so sage "ich erfand", meine ich damit natürlich nicht, dass ich es mir bewusst ausdachte. Ich fühlte mich einfach zu den Situationen hingezogen die mir Gelegenheit boten, diese Rolle auszufüllen. Diese Rolle könnte man betiteln als: "Ich Armer!"

"Der arme Thomas" hatte ein gewisses Interesse daran, armer Thomas zu bleiben und fand es gleichzeitig befriedigend und schmerzensreich, der ewig vernachlässigte zu sein. Die Befriedigung dabei, so sehe ich es heute, bestand einfach darin, dass sich das Gewohnte und Einstudierte immer wieder erfüllte. Ich war so damit identifiziert, dass ich glaubte, das würde mich eben ausmachen und nur so sei ich Thomas. Es war im Grunde eine tiefe Akzeptanz da, dass es mir schlecht zu gehen hat. Verrückt, gell? Dein Teufelchen macht in etwa dasselbe mit dir.

Genährt und energetisiert wurde dieser Wahnsinn von einer einfachen Grundannahme: Ich bin nicht oK. Und dann brauchte ich nur noch alles zu tun, um das zu verwirklichen. Diese Grundannhme ist der Saft, der in all dem steckt und wenn sie wegfällt, wird es von selbst langweilig, uninteressant und unerfreulich, sich noch länger mit dummen Spielchen dieser Art zu befassen. Es passt einfach nicht mehr. Für mich hat sich klar erwiesen, dass sich das verwirklicht, an was man glaubt. Und diese Erkenntnis ist auch der Weg raus.

Da du nun beschlossen hast, dass nur der richtige Mann diesen Zustand des Unglücklichsein beenden kann, hast du dir eine ziemlich böse Falle gestellt. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass auch der nächste das nicht aushält - sorry für meine Direktheit. Mit dir hat das nichts zu tun sondern mit der Rolle, die du dem Mann zugedenkst. Er muss dich retten und ist dafür zuständig, dass du glücklich bist. Sowas können wir Männer nicht und ihr Frauen auch nicht. Also wird es scheitern und du bist wieder am Ziel des Teufelchens.

Nun bist du ja in therapeutischer Behandlung und da sollte es Thema sein, woher du diese Haltung hast. Und wenn du das weißt solltest du nach meiner Erfahrung alles daran setzen, diesen Lebensabschnitt, diese Ursache zu ent-energetisieren. Ein Glaube, dass man nicht oK sei, ist immer und ohne Ausnahme eine Lüge, die man glaubt. Und deshalb kann man auch immer zur Wahrheit zurückfinden, weil es im Grunde nur darauf ankommt, die Lüge zu erkennen.

Das geht nicht von heute auf morgen und ich glaube zudem, dass es nicht nur mit Therapie geht - die legt nur Grundlagen für eine neue Sichtweise. Und dann liegt es an dir, die neue Sichtweise umzusetzen, indem du negative Haltungen dir selbst gegenüber zurückweist. Eine davon ist, glaube ich, die Überzeugung, dass du ohne Mann nichts bist.

Aber ich denke, das weißt du sowieso, dass es so nicht geht. Ich weiß nicht, wie schlecht es dir jetzt geht. Möglicherweise hast du im Moment nicht genügend Positivität und Kraft, um neue Annahmen über dich zu installieren. Aber vielleicht kannst du ja schon Pläne schmieden




Thomas
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Chiron
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Anna,

ich möchte hier keine Diskussion über Narzissmus oder andere Persönlichkeitsstörungen anheizen.
Trotzdem möchte ich Bea in Schutz nehmen, vielleicht weil ich auch gerade das von ihr zitierte Buch lese.

Auch meinen Link zum Thema Coabhängigkeit habe ich ganz bewusst eingeworfen.

Ich denke Bea und ich wollten keine Ferndiagnosen stellen, nur zum Nachdenken anregen und in keinster Weise abwerten.

Jedenfalls kann ich das von meiner Seite aus mit Sicherheit behaupten.

Zur Co-Abhängigkeit:
Das ganze Leben des Abhängigen dreht sich um die geliebte Person, die eigenen Bedürfnisse werden unterdrückt....

Noch ein Buchtipp dazu:

"Wenn Frauen zu sehr lieben - von Robin Norwood"

All das soll nur ein Nachdenken bei Dir, liebe Anna anregen. Nur Du selbst weißt welchen Nutzen Du daraus ziehen kannst und ob Teile davon auf Dich zutreffen, die Dir weiterhelfen können.

Du bist in Therapie und das ist doch schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung, Dir Hilfe zu suchen um die Problematik zu lösen.

Nur, glaub mir, bis die Tasten zum schädlichen Verhaltensmuster von außen nicht mehr gedrückt werden können ist es noch ein weiter Weg. (Spreche aus leidvoller Erfahrung)

Und bitte, fühl Dich hier willkommen und angenommen, in der Depri sind wir alle besonders empfindlich und verletzlich, was eben auch dazu gehört und meines Erachtens nicht bekämpft werden muss, da jede Erkrankung schmerzempfindlich macht und niemand auf die Idee käme einem Verletzten in die Wunde zu stechen (außer einem Sadisten) und zu sagen:
"Ach je, sei doch nicht so empfindlich."

Früher dachte ich auch, nicht alleine sein zu können. Inzwischen genieße ich das Alleine leben und will es nicht mehr missen.
Auch Du wirst Deinen Weg finden und Dich weiterentwickeln.
Nimm Dir dafür die Zeit, die Du brauchst und es wird Dir gelingen.
Im Übrigen gehören Rückschläge auf dem Weg zum Erfolg dazu und sollten uns nicht dazu bewegen aufzugeben.

Thomas ist auf dem Gebiet der Depri ein erfahrener Mann und sehr emphatisch.
Darum schätze auch ihn sehr und nicht nur darum.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Babi
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Babi »

Hi Anna,
dein Problem kenne ich auch, denn ich habe das gleiche Problem!
Ich möchte auch nicht mehr allein sein, das ist wirklich schlimm! Alleinsein ist das schlimmste was es gibt.
Ich war jetzt aus purer Verzweiflung ein paar Tage in einem Singlechat und bin 2 x reingedopst. Deshalb hab ich mich als User da wieder löschen lassen und beschlossen, mich lieber auf meine Therapie zu konzentrieren, weil vorrangig ist, daß es mir wieder besser geht. Erst dann kann ich wieder einen Partner suchen.

Thomas.... du hast recht!
Ich habe auch die ganze Zeit gesagt, ich bin nicht ok und kann mich niemandem zumuten und meine Therapeutin findet es ganz schlimm, daß ich das so sehe und glaube. Ich habe mich auch in gewisser Weise in meinem Leiden eingerichtet, was ich jetzt aber unbedingt ändern will. Ich hoffe das gelingt mir.

Chiron....
es gibt auch bei mir Phasen, in denen ich das Alleinsein geniesse, auch weil ich tun und lassen kann, was ich will, ohne daß mich jemand kritisiert.
Aber da ist auch oft die Sehnsucht nach Wärme und Zärtlichkeit...hauptsächlich nach dem in den Arm genommen werden und festgehalten werden....
Ich hatte - wie Thomas, wenn ich richtig gelesen habe - auch keine gute Kindheit, bin von meiner Mutter nie wirklich geliebt worden. Wärme und Geborgenheit gab es bei mir zuhause nicht. Deswegen ist ja meine Sehnsucht danach manchmal unerträglich groß.

Ich bin seit 14 Jahren allein und es gibt oft Phasen, wo ich vor Sehnsucht durchdrehe und es nicht mehr aushalte, aber eben auch die andere Seite, wo ich es genieße.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Chiron
Beiträge: 2006
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Babi,

Dein Posting hat mich sehr berührt und ich kann Dir Deine Sehnsucht gut nachfühlen.

Wie viele von uns fühlte ich mich auch als Kind ungeliebt und nicht angenommen so wie ich war, obwohl meine Mutter all zu gerne betont, was für ein Wunschkind ich war und sie mich alle lieben würden.
Richtig gespürt habe ich es nie.

Inzwischen konnte ich diesen Punkt in der Therapie aufarbeiten und für mich akzeptieren.
Vor allem, weil ich denke, sie wusste es eben nicht besser.

Zum Flirtchat:
Das ist wohl der falsche Weg nach einem potientiellen Partner zu suchen.
Vielleicht gibt es in Deiner Stadt einen Single-Treff?
Also, bei dem vor allem die gemeinsamen Unternehmungen im Vordergrund stehen und nicht die "zwanghafte" Partnersuche.
Vielleicht kann Dich das vom Alleinsein etwas ablenken?

Oder vielleicht magst Du Hunde?
Beim Gassi gehen trifft man immer wieder nette Menschen und hat schnellen Gesprächstoff.

Im Übrigen finde ich es gut, dass Du Dich auf Deine Therapie konzentriest.
Du bist bereit Dich zu ändern und wirst es auch schaffen.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
lukas-mobil
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Registriert: 2. Aug 2009, 14:10

Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von lukas-mobil »

Hallo Anna,

ich kenne auch das "Sicher Wissen, dass es so kommen wird" - hat mich in punkto Kinder erwischt, mit 18 hatte ich einen intensiven Moment in dem ich "Wusste", dass ich keine eignen haben werde. Was ist danach passiert? Ich habe mich in einen Mann verliebt, der bereits Vater war und mich mit dem Sohn von der ersten Minute an prächtig verstand. Erst jetzt, über 20 Jahre später ist mir klar, dass ich mir eine selbsterfüllende Prophezeiung geschaffen habe. Dabei hatte ich wirklich Glück, denn ich liebe meinen Mann und er mich, wenn auch das Zusammenleben oft sehr schwierig ist - aber das ist eine andere Baustelle, die ebenfalls zu Deiner Schilderung passen könnte. (Wir sind beide freiwillig ziemlich intensiv im Beruf eingespannt und prallen in stressigen Momenten ehr aufeinander)
Ich wirke ebenfalls recht attraktiv, beruflich erfolgreich und selbstsicher. Das Dumme ist nur, meine Innenansicht ist genau das Gegenteil. Wenn ich also glaube, meine Verletzliche Seite zeigen zu können und ich auf ein Verhalten meines Partners entsprechend empfindlich reagiere (bitte nicht missverstehen, ich meine das alles im Unterbewussten, mein Kopf ist dabei ausgeschaltet) hat mein Partner das aber nicht unbedingt mitbekommen können.

Die für mich hilfreiche Frage war: "Woran könne andere Erkennen, was Du wirklich willst, denkst, empfindest".

Nachdem ich mich 3 Monate an dieser Frage gerieben haben, bin ich in die Selbstbeobachtung gegangen und habe die verschiedenen Formen der Körperarbeit für mich entdeckt. Zusätzlich hatte das Glück über unseren Meditationskreis und Freundinnen die Rückmeldung zu bekommen, dass ich sehr distanziert und professionell, aber wenig herzlich wirken kann - oder auch sehr viel Nähe zulasse. Somit weiß ich jetzt, dass ich beides in mir habe, und bin auf dem Wege herauszufinden, wie ich das aktiv wahrnehmen und steuern kann.

Mein Weg geht über Chakren-Arbeit (insbesonder Öffnung des Herz-Chakras) und ständige Übungen in Kleinstschritten, was kann ich tun, damit mein Gegenüber bemerken kann, was ich denke und fühle (wenn ich es denn will). Das ist glaube ich ein sehr langer Weg, aber die ersten Erfolge werden mir besonders im Beruflichen Umfeld Rückgemeldet.

Zu Deiner Angst vor Einsamkeit kann ich leider nichts sagen, ich kann Dir nur berichten, dass auch genau das umgekehrte von der Umwelt nicht akzeptiert wird - Nachdem mein Mann sich vor 1 1/2 Jahren von mir trennte (z.Zt. sind wir wieder auf einem guten Weg in eine neue gemeinsame Zukunft) ging es mir wiedererwarten relativ schnell ganz gut, fast wie befreit.
Allerdings "weiß ich ganz genau", dass ich nicht alleine bleiben werde und habe das auch meinen Freunden so gesagt. ("Das Programm gibt es bei mir nicht" ) Die meisten beginnen mit mir eine Diskussion, wieso dass eine völlig unrealistische Idee ist, bis dahin, dass sie mich für völlig durchgeknallt bin.

Nun kenne ich zunehmend mehr Frauen über 50, die eine neue Partnerschaft gefunden haben, und diese teilweise auch mit ganz eigenen Ideen und Lebensweisen füllen. So sage ich mir: Es ist machbar und möglich - dann sollte ich es auch für als realistisch empfinden, wenn ich es denn wirklich will.

Damit kann ich nur denken "Meine Welt kreiere ich tatsächlich zwischen meinen Ohren" - im Positiven wie im Negativen.

Ich wünsche Dir auf Deinem Weg viiiiiele liebevolle Momente und die Familie, die Du haben möchtest

Sonnige Grüße
Anke
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Babi »

Chiron....
vielen lieben Dank für deine Worte
Sie tun wirklich gut. Echt´lieb von dir....
Ja, das mit meine Eltern bzw. meiner Mum habe ich auch in der ersten Therapie aufgearbeitet, damit kann ich jetzt auch gut leben.
Hunde mag ich leider nicht so gerne.
Hab mir schon öfter überlegt, auf Singlepartys in meiner Nähe zu gehen, aber habe mich allein nie getraut, weil ich mich dann immer so unsicher fühle. Habe schon öfter versucht, weibliche Bekannte, die auch Single sind, dazu zu überreden, mit mir zu sowas zu gehen, aber hat auch nicht geklappt.
Aber danke dir für die Tipps.
Ich werde mich jetzt erst mal ganz auf meine Therapie konzentrieren.
Ich werde alles daran setzen, daß die Therapie erfolgreich wird.
Dann hab ich glaub ich auch mehr Kraft und Zuversicht, um mir wieder einen Partner zu suchen...

He Anna....
wir beide sitzen mehr im selben Boot, wie du denkst... ich will auch jemanden NUR für mich haben.... ich finde das ist eine ganz normale Sehnsucht.....
Und ich finde, da gleich von Narzißmus zu reden, ist falsch, wenn man nicht genau die Geschichte des anderen kennt.
Ich zum Beispiel hab mein Leben lang mich selbst zurückgestellt, war für andere da, jetzt jahrelang für meinen Sohn......
bin alleinerziehend!!
Und habe jetzt endlich in letzter Zeit erst das Gefühl entwickelt, jetzt habe ich auch mal das Recht an mich zu denken, auch mal das Recht auf persönliches Glück!
Ich möchte auch mal jemand für mich haben,, der für mich da ist, mich in den Arm nimmt, mir Liebe und Zärtlichkeit und Verständnis gibt.....
So wie ich das jahrelang immer für andere getan hab und mich selbst vergessen hab....
Ich versteh dich gut Anna, du bist da nicht alleine!
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
BeAk

Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von BeAk »

Liebe Babi,

es ist mit Sicherheit nicht normal, einen anderen Menschen nur für sich allein haben zu wollen. Es zeugt davon, dem anderen keine eigenen Bedürfisse zu zugestehen.

Das ist pathologisch. Anna hat das vollkommen richtig erkennt.
rajo1
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von rajo1 »

Hallo Bea, Babi, Anna,

ja, mit dem "allein haben" das ist eine völlige allgemeine verquerte Aussage.

Doch bei Anna war das so sehr bedeutungsvoll und besitzdenkend ausgedrückt.
"Haben" können wir erst recht nicht einen Menschen, höchstens lieben.
Wir "haben" oder lieben einen Menschen, aber er kann auch von anderen geliebt werden und liebt andere Menschen, er gehört uns nicht allein.


Dass wir uns nach einem Partner sehnen, nach Liebe und anderem, das ist eine ganz andere Sache.

rajo
Babi
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von Babi »

Hallo Bea...
du hast recht, mit dem was du sagst. So habe ich das "jemand für mich allein haben" auch nicht gemeint, ist vielleicht falsch rübergekommen. Jeder hat ein Recht auf seine eigenen Bedürfnisse und das ist auch richtig so.
Ich meinte aber, einen Partner für mich allein haben und ihn nicht mit einem zweiten Partner teilen müssen, das will ich.
In meiner Kindheit habe ich immer zusehen müssen, wie meine Schwester all die Liebe von meiner Mum bekam, und ich leer ausging. Das hat in mir die Angst geprägt, zu kurz zu kommen. Und jetzt hatte ich mich ja wieder in einen Menschen verliebt, der schon einen Partner hatte.
Ich möchte jemand haben, der allein mein Partner ist und den ich mit niemand teilen muß in der Partnerschaft, das mein ich.

hallo rajo....
ja du hast es richtig erkannt.
Man hat die Sehnsucht nach jemanden, der nur einen allein liebt als Partner und diese Sehnsucht ist normal. Daß jeder Mensch auch Hobbys hat und mit anderen Menschen in Kontakt kommt ist normal. So ganz allein kann man niemand für sich haben....
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
BeAk

Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von BeAk »

Liebe Babi,

>>>>In meiner Kindheit habe ich immer zusehen müssen, wie meine Schwester all die Liebe von meiner Mum bekam, und ich leer ausging. Das hat in mir die Angst geprägt, zu kurz zu kommen.<<<<
Ein Partner wird dir niemals das geben können, was deine Mutter versäumt hat dir zu geben.

Denn Dein Partner liebt möglicherweise auch seine Eltern, seine Kinder aus einer vorherigen Beziehung, seinen Hund, seinen Beruf, Ausgehen mit Freunden und auf seinem Segelboot schippern. Und somit wirst Du die Liebe und Aufmerksamkeit deines Partners immer teilen müssen, wenn Du in einer gesunden Beziehung leben willst.
rajo1
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Re: Wie kann ich akzeptieren?

Beitrag von rajo1 »

Ja, Bea

das stimmt so.
Es liegt wohl in der Perspektive des Betrachters.
Wir können nur uns selbst ändern und nicht die anderen.

rajo
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