Verschieberiitis

freebird
Beiträge: 1137
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Verschieberiitis

Beitrag von freebird »

Hallo Forummaner,

kennt ihr das auch, dieses verschieben auf den nächsten Tag?

Ich lag über eine Woche wegen Rheuma flach
. Nun geht es mir wieder besser, aber ich kriege den Ar... nicht hoch. Sage mir immer: "ab morgen ..." und dann tue ich es doch nicht.

Viele Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
maki

Re: Verschieberiitis

Beitrag von maki »

Hallo Corinna,

Ich denke, auf diese Frage bekommst du sehr viele Antworten!!

Natürlich kenne ich das, versuche aber trotzdem dringendes nicht zu lange vor mir herzuschieben.

Bis dann.

Milly
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Verschieberiitis

Beitrag von otterchen »

Hallo,

das hat sogar einen Namen: Prokrastination (Suchfunktion in diesem Forum oder bei Google nutzen )



Was mir dabei hilft: mir bewusst machen, dass kein MUSS dahinter steht. Dieses MUSS in mir hat mich immer regelrecht gelähmt.
Zum einen MUSS ich nicht - zum anderen sehe ich aber auch eher meinen Willen, diese Dinge (im Rahmen meiner Möglichkeiten - DU bist sicher auch noch nicht ganz fit!) nach und nach zu erledigen.

Edit/Nachtrag: sich etwas auch ERLAUBEN gehört auch mit dazu. Wer es sich verbietet, mal nichts zu tun, kommt ebenso unter Stress. Wer sich auch Gammelphasen ERLAUBT, kann lockerer damit umgehen.

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Caren
Beiträge: 73
Registriert: 6. Aug 2006, 10:24

Re: Verschieberiitis

Beitrag von Caren »

Ja, das kenne ich zu leider zu Genüge. Ich drücke mich jetzt schon den ganzen Tag um den Haushalt herum und finde da einfach keinen Anfang. Ich muß aber am Wochenende eigentlich unbedingt noch möglichst viel erledigen, weil ich in der Woche nach der Arbeit erst recht nichts mache.

Und so ist es mit allem, egal was - morgen, morgen, morgen. Wird die Depression besser, wird´s auch mit dem Aufschieben besser. Im Moment ist´s zappenduster.
chimera

Re: Verschieberiitis

Beitrag von chimera »

Die gute alte Prokrastination – ist auch meine treue Begleiterin, wir sind ganz dicke miteinander .

Hab' gerade auf Wikipedia einen Satz gelesen, von dem ich total ertappt fühle:

>Teils liegt die Haltung zugrunde, dass Arbeit nur dann etwas bringe, wenn man in der "richtigen Stimmung" sei.
[ http://de.wikipedia.org/wiki/Aufschieben ]

Exactement! Ich bin ständig auf der Suche nach emotionaler Balance, nach dem richtigen Spirit. Meine personal Psychorichter meint eben, daß, wenn ich das, was ich mache, nicht mit dem 'richtigen Spirit' mache, das Ergebnis nicht ist, wie es eigentlich sein sollte. Und eigentlich muß ich ihm rechtgeben. Määäh!

Hier gibt's ein Prokrastinationdingensforum:
http://www.bychan.de/procrastination/
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Verschieberiitis

Beitrag von otterchen »

Jepp Chimera,

irgendwie warte ich bei gewissen Dingen immer auf Lust, auf Tatendrang. Das kommt allerdings selten...

Naja, mittlerweile habe ich gelernt, dass ich einfach anfangen sollte - gute Gefühle stellen sich dann dabei, spätestens danach ein.

Und das mit dem "richtig anfühlen" kenne ich auch. Ich mache manche Dinge nicht, damit sie erledigt sind, sondern das Ergebnis muss irgendwie stimmen. Kann ich am besten mit Umgestaltung/Umdekoration erklären: ich hänge nicht einfach ein Regal um, sondern ich muss von vornherein vor meinem Auge sehen, wie das hinterher wird. Sonst fang ich gar nicht erst an.
Ich muss vorher das Ziel kennen, bevor ich anfange, den Weg zu gehen. Dann wird's auch gut und genau so, wie ich es wollte.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
maki

Re: Verschieberiitis

Beitrag von maki »

Hi otterchen,

Sehr gut ausgedrückt, danke auch für das neue Wort, habe in der schnelle kastration gelesen, naja meine Konzentration lässt ja bekanntlich zu wünschen übrig.

Was machen wir denn mit dem bösen Wort MUSS?

Eigentlich sollte das in unserer Sprache verboten werden.

Ciao

Milly
chimera

Re: Verschieberiitis

Beitrag von chimera »

Hey Otterchen,

ja, kann ich nur unterstreichen, was Du schreibst. Es hilft häufig, einfach anzufangen – der Appetit kommt dann mit dem Essen. Aber er kommt (bei mir) eben auch nicht immer.

Kann ich am besten mit Umgestaltung/Umdekoration erklären: ich hänge nicht einfach ein Regal um, sondern ich muss von vornherein vor meinem Auge sehen, wie das hinterher wird. Sonst fang ich gar nicht erst an.

Wer könnte das besser verstehen als ich? Dieses Problem habe ich als Grafiker ja täglich im Job. Und es ist der gestalterischen Arbeit danach (auch von externen Betrachtern) anzusehen, ob die Arbeit mit Liebe gemacht wurde. Sprich, es bringt nichts, wenn ich meine Arbeit lust- und lieblos mache, weil der Kunde sie dann nicht akzeptiert.

Anstrengend!


Chimera
freebird
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von freebird »

Wow, danke für euer aller Rückmeldungen

Bei mir ist es eher so eine Mischung. Zum einen schiebe ich es vor mir her, weil ich eben auch denke, dass ich erst gut drauf sein muss, um anzufangen.

Zum anderen, war ich aber wegen meiner rheumatischen Erkrankung derart Bewegungsunfähig, dass sich nun wohl eher der fette, gruselig innere Schweinehund festgesetzt hat und mich grimming anknurrt.

Stimmt übrigens, dass der Appetit nicht immer beim Essen kommt . Kann ich ganze Arien von singen.

Gruß
Corinna
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flora80
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen!

... bei mir ist es wohl eher die Angst davor, es nicht gut genug oder falsch zu machen. Wenn man nichts macht, macht man auch nichts schlecht / falsch... oder so....

Ist natürlich Blödsinn, aber so ist es nun mal. Was mir hilft? - Ich sage mir: "Dann ist das eben so, wenn es nicht anders geht, wird es gehen!" Und so ist es auch bisher immer gewesen, irgendwie klappt es am Ende doch. Klar wäre es entspannter, mal was frühzeitig fertig zu bekommen und dann das Gefühl zu haben, es eben einfach erledigt zu haben und wirklich entspannen zu können. Aber in meinem Job kann man eh nie wirklich entspannen, es gibt immer noch was, was man tun könnte... Fertig gibt es nicht.

Mir hilft mittlerweile eine ziemlich pragmatische Einstellung: Ich lebe nicht für meinen Job oder so, sondern ich arbeite, um zu leben. Mein Job bringt Geld. Ich gehöre (leider oder zum Glück?) nicht zu der idealistische Sorte, ich mache, was ich machen muss, was eben dazu gehört. Das mache ich auch gut und gewissenhaft. (EDIT: manchmal auch gerne )Aber ich könnte genauso gut was anderes machen. Da sind wir dann auch beim MUSS. Ich MUSS das nicht machen, ich kann auch anders Geld verdienen. Im Haushalt ist es so: Was ich nicht schaffe, schaffe ich eben nicht. Wenn es allzu arg nervt, dann mache ich es eh, warum also aufregen, weil man es nicht machen mag? So what?

Lieber Gruß von Flora, die die nächsten zwei Wochen tierisch viel tun will und hofft, dass sie die Hälfte davon schafft. Der Rest kommt, wenn ich es nicht mehr aushalte, dass er eben noch nicht erledigt ist.
flora80
Beiträge: 3620
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von flora80 »

PS: ich glaube, dass ganz viel einfach auch so ein eingeimpfer gesellschaftlicher Gedanke ist: MAN macht das eben soundso. Aber nur weil MAN das so macht, muss ICH das ja nicht so machen, oder? Das schlechte Gewissen ist ganz oft gar nicht das eigene, sondern das von Mama, "den Leuten", den Kollegen, etc...... Achtet mal drauf und fragt euch, wessen schlechtes Gewissen das jetzt eigentlich gerade ist, wenn man etwas nicht tut....
freebird
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von freebird »

Hallo,

welcher Satz mir hilft (Flora hat mich drauf gebracht ) ist: "Besser als ...

Also Geschirrspülen ist besser als rumsitzen.

Spaziergehen ist besser als Schokolade in sich reinfressen.

Lesen ist besser als herumdümpeln.

Die Liste könnte ich endlos weiterführen.

Dauert allerdings immer ne Weile bis ich den knurrenden inneren Schweinehund davon überzeugt habe.

Gruß
Corinna
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Schnuck77
Beiträge: 97
Registriert: 26. Jun 2009, 14:01

Re: Verschieberiitis

Beitrag von Schnuck77 »

Ich verschiebe dauernd:

- organisatorische Telefonanrufe
- Bügeln
- angefangene Basteleien, von denen ich dann cht mehr überzeugt bin (z.B. einen Stuhl, den ich mit Decoupage-Papier beklebt habe, es fehlen nur noch drei Stuhlbeine, aber irgendwie...)
- z.Zt. liegt ein in einem "euphorischen" (nicht manischen!!!) Moment angefangenes 2000-Teile-Welt-Puzzle auf dem WZ-Boden
- Putzen
- SPORT!!!
- Fachbücher lesen

usw.

Ich kenne also das Problem.

Hat das mit der Depression zu tun? Ach, wie "schön", ich dachte immer, ich wäre bloß faul... (das hat mir meine Mutter jedenfalls immer gesagt...)
lukas-mobil
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Registriert: 2. Aug 2009, 14:10

Re: Verschieberiitis

Beitrag von lukas-mobil »

Hallo in die Runde,
ein super Thema - ich dachte auch immer, ich sei faul und mit etwas mehr Selbstdisziplin hätte ich kein Problem, doch weit gefehlt.

Ich habe meinen inneren Schweinehund Günther getauft und seitdem haben wir gemeinsam vielmehr Spaß. Da ich selber einen richtigen Hund besitze (er mich auch immer ablenken und für sich gewinnen will, was ja nun wirklich nicht immer geht) kann ich mit Günther wunderbar reden und Vereinbarungen treffen:
1. ich überlege bei der Aufgabe, ob ich das wirklich will bzw. selber machen muss
2. teile diese in kleine Schritte und kleine Zeiteinheiten
3. bestimme, wann ich das für wie lange angehe
und jetzt kommt das beste:
4. ich belohne mich (und Günther) dann mit etwas, was ich richtig gerne mag. Z.B. mir einen guten Milchkaffee kochen und ihn in aller Ruhe genießen.

So habe ich ganz viele kleine Unterbrechungen eingebaut, die ich aktiv gestalte und genieße - dadurch motiviere ich mich natürlich auch, die nächste kleine Aufgabe anzugehen (ich liebe Belohnungen).
Meine Stimmung ist an solchen Tagen durch die vielen erledigten Punkte so richtig gut.

Leider klappt das nicht immer - aber dann hat Günther halt mal wieder gewonnen - Hunde sind ganz schön ausgekocht.

Hat einer von Euch vielleicht auch solche Ideen? Wie schafft Ihr es an den grauen Tagen, wenn scheinbar nicht im Monment wichtig ist?

Sonnige Grüße
Anke
ndskp01
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Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Verschieberiitis

Beitrag von ndskp01 »

Danke, Anke!




Und viele Grüße an Günther.
Meiner hat keinen Namen, ist aber trotzdem oft da. Hat viel mit der Sozialphobie zu tun, bei mir, mit der Angst vor dem Nach-außen-wahrgenommen-werden.
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Verschieberiitis

Beitrag von freebird »

Ach du liebe Güte , da habe ich wohl mit diesem Therma voll ins Schwarze getroffen.

Hat das schon mal jemand in der Therapie thematisiert?

Gruß
Corinna
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Schnuck77
Beiträge: 97
Registriert: 26. Jun 2009, 14:01

Re: Verschieberiitis

Beitrag von Schnuck77 »

Anke, das ist super, das hat mir glatt nochmal ein Lächeln auf die Lippe gezaubert!!! Seinen Schweinehund Gu(ü?)nther zu taufen... Genial!!!

Mal sehen, ob ich für meinen einen adäquaten Namen finde...
schatzi
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Registriert: 28. Sep 2006, 20:28

Re: Verschieberiitis

Beitrag von schatzi »

"Für Prokrastination existiert auch ein psychodynamisches Erklärungsmodell. Dieses sieht das Aufschieben als Symptom von Persönlichkeitsstörungen und neurotischen Konflikten in den Bereichen Angst (vor Versagen, Erfolg, Alleinsein, Nähe, Ablehnung), Ärger/Wut, Perfektionismus, Abhängigkeit/Ohnmacht, Scham und Selbstwert."

.......wenn man das obige aus Wikipedia so liest, ist das durchaus eine berechtigte Frage ob Psychotherapie da wirklich helfen kann? Weil ein wenig ähnelt es doch dem "Messie-Syndrom", da diese betroffenen Menschen meist mit Aufräumen und Reinigung oft nichts an der Mütze haben und nichts mehr an Gegenständen wegschmeißen oder loslassen können. Doch sieht man auf RTL die Sendungen der Multimillionäre haben sie mit diesen Störungen wohl keine Probleme, da sie nichts aufschieben brauchen, alles wird von den Angestellten erledigt. Hausputz, Poolpflege, Einkäufe, Erledigungen, Fahrdienste usw., insofern ist dieses Leben der Superreichen von dieser Warte aus her betrachtet wohl unproblematischer. Nichts und niemand ist da, was ihnen Angst vor unangenehmen Gefühlen machen könnte und darin liegt eigentlich das Hauptproblem. Ich glaube persönlich, dass neurotische Bewältigungsmechanismen eine Rolle spielen und das Zitat: "Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es!" - nicht immer Linderung verschaffen kann, nur weil man sich mal wieder selber erfolgreich in den eigenen Arsch treten konnte. Aber wie überwindet man die Scheu vor Arbeit und lästigen unangenehmen Erledigungen am besten, vielleicht mit jede Menge Belohnungen an sich?
schatzi
Beiträge: 761
Registriert: 28. Sep 2006, 20:28

Re: Verschieberiitis

Beitrag von schatzi »

Manchmal fluppt das einfach nicht mit dem Abschicken von Beiträgen. Klickt man mehrfach auf den Button erscheint manchmal der eigene Sermon in Mehrfachausführung.
schatzi
Beiträge: 761
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von schatzi »

Edith, war wieder mal doppelt.
uli2705
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von uli2705 »

Oje,ihr also auch?

"Und ich dachte, ich wäre der Einzige".

Gruß
Ikarus
lukas-mobil
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Registriert: 2. Aug 2009, 14:10

Re: Verschieberiitis

Beitrag von lukas-mobil »

Hallo Bohneberger

überschätz die Reichen nicht - die haben z.B. große Angst, Ihr Vermögen zu verlieren, nicht anerkannt zu sein, Fehler zu machen und alles zu verlieren, verlassen zu werden ...

Klingt doch irgendwie bekannt, oder? Personal hilft zwar im Alltag, aber beim menschlichen Dasein und entdecken des eigenen ICHs eben nicht.

Ich kenne diese Definitionen auch, bei mir verursachen sie ehr Ohnmachtsgefühle (oh je, so ein schwerer Defizit - da kann ich ja doch nichts machen). Damit will ich mich nicht abfinden, also baue ich mir kleine Möglichkeiten, um mich selbst zu erfahren und mein Verhalten selbst zu bestimmen (Anfangs mit meinem Therapeuten zunehmend öfter auch alleine) So bekomme ich ein ganzes Stück Selbstwertgefühl wieder

- und ich erlaube mir auch, Aufschieben zu dürfen, aber nicht bei wichtigen und dringenden Angelegenheiten.

Mein Kalender(oder Tageslisten) sind seit dem recht bunt geworden, je nach den Aufgaben die ich geschafft habe, schieben konnte und diejenigen, die eigentlich sowieso überflüssig waren (ich aber nicht erkannt hatte)
Wunderbar ist auch die Farbe für Kontakte mit Freunden. Wenn es mir mal wieder so richtig grau geht, dann schaue ich mir meinen bunten Kalender an und weiß dass mein Leben nicht nur grau sondern vor allem bunt ist.

Diese Tricks haben meiner Erfahrung nach die Therapeuten nicht drauf, denn sie kommen aus dem Zeitmanagement und der Arbeitsplanung.


Sonnige Grüße
Anke
lukas-mobil
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von lukas-mobil »

Hallo Flora,

mir helfen da zwei Dinge,
1. ich stehe morgens auf und nehme mir vor "heute gebe ich mein Bestes" (und das darf jeden Tag anders sein, eben so wie es mir an diesem Tag geht und wie meine Konzentration und Energie es zulässt)

2. bei den beruflichen Tätigkeiten frage ich mich, was gefällt mir an dieser Arbeit, an den Kollegen, in dieser Firma (nichts Negatives, nur Positives) und schreibe das auf. Sobald ich dadurch weiß, was mir gefällt und ich entscheide, dass ich davon mehr möchte taucht meistens eine Gelegenheit auf, die es mir ermöglicht. So habe ich es geschafft, überwiegend solche Arbeit zu haben, die zu mir passt. Nur habe ich das früher als puren Zufall gesehen - jetzt weiß ich, dass ich erst definieren muss was ich wirklich will und dann bei den Gelegenheiten zuzugreifen, die dazu passen. Da ich nicht an diese Übersinnlichen "Wünschewelten" glaube, denke ich, dass es eine ganz einfache Fokusverlagerung ist: "Wo der Fokus hingeht, geht auch die Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung hin."

Ich wünsche Dir, dass Du bald auch nur noch die Jobs hast, die Dir wirklich Freude machen und natürlich Geld bringen.

Sonnige Grüße
Anke
otterchen
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Re: Verschieberitis

Beitrag von otterchen »

Hallo Anke,

dass die Reichen Ängste haben, ist bestimmt richtig ( Bohneberger), aber es geht hier ums Verschieben von unangenehmen Dingen, und das können die Reichen doch sehr gut delegieren.
Die haben Anwälte, womöglich Bodyguards, Steuer- und Anlageberater, Sekretäre, personal Trainer* und sonstige Bedienstete, die die unangenehmen Dinge für sie erledigen.
"Wir" müssen das alles selber machen.

(* keine miefigen Studios, sondern ein Trainer, der mich motiviert statt antreibt - auch einiges leichter, sich auf diese Art sportlich fit zu halten - und hinterher bekomme ich noch einen medizinischen Check, ist alles im Preis enthalten)

Hach man... kein Ärger mit der Werkstatt - das regeln entweder die Angestellten oder es wird ein neuer Wagen gekauft...


Es hat schon was Verlockendes, so reich zu sein - aber will ich wirklich tauschen? Neurotisch, Angst um meinen Wohlstand, misstrauisch, weil ich nicht mehr weiß, warum die Leute mit mir zusammen sein wollen, zurückgezogen, belagert von Paparazzi, bei jedem Fitzelchen in der Presse? Ich weiß ja nicht...


Irgendwie wabert in mir aber auch herum, dass das alles nicht wäre, wenn ich "normal" (= nicht-depressiv) wäre. Stimmt das überhaupt?
Ich denke, dass auch die "Gesunden" derartige Probleme haben. Dass da Konfliktängste sind, dass sie unangenehme Dinge lieber aufschieben. Die machen sich vielleicht nur keine allzu großen Vorwürfe deswegen und sagen sich "das ist doch normal".

Warum zerfleischen wir uns wegen jeder Schwäche? Warum sagen wir immer "wir sollten anders sein"? Je mehr wir so denken, desto mehr bremsen wir uns doch aus, oder?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Denker
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Re: Verschieberiitis

Beitrag von Denker »

Ich glaube, es gibt eine Menge reicher Leute, die 16h am Tag arbeiten, um immer noch reicher zu werden. Weil sie denken, das Geld müsste sie doch eigentlich glücklich machen, sie aber nicht glücklich sind, denken sie, sie müssten eben noch mehr Geld ranschaffen. Diese Leute beneide ich nicht!

Procrastination begleitet mich seit etwa 38 Jahren. Habe schon in der Schule meine Hausaufgaben aufgeschoben und dann am Morgen im Schulbus schnell abgeschrieben. Bei mir steckt u.a. eine Angst vor der Bewertung meiner Leistung dahinter und so erklärt sich wohl auch, dass ich bei meinen Hobbies procrastiniere. Wenn es um meine Fotos geht, bin ich selbst mein größter Kritiker.

Mich interessiert besonders die Schnittmenge zwischen Depression und Procrastination und die ist nach meiner Erfahrung ziemlich groß, wie man ja hier auch wieder sieht! Ich denke, jeder Mensch schiebt hin und wieder etwa auf, aber neigen wir Depris dann nicht besonders zur Selbstzerfleischung? Machen wir unser Selbstwertgefühl vielleicht stärker von unserer Arbeit abhängig als Lieschen Müller? Sind wir nicht besonders ehrgeizig und perfektionistisch und scheitern demzufolge häufiger an unseren Ansprüchen?

Ich habe in dem von Chimera oben erwähnten Forum mal ein eigenes Modell der Procrastination zur Diskussion gestellt (Denker = Leo):

http://www.bychan.de/procrastination/bo ... =2&ID=2022

Liebe Grüße
Denker
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