Was erwarte ich vom Gesundsein?

otterchen
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von otterchen »

Moin Brittka!

Ja - sowas meinte ich auch in dem anderen Thread (oder war's hier? bin wohl noch nicht ganz wach...)

Das Meditieren alleine bringt uns nicht aus der Depression, ebenso wenig wie Joggen/Bewegung an der frischen Luft, eine Tagesstruktur, die Einnahme von ADs oder sonstwas.
Das sind alles Hilfsmittel, die unterstützend wirken, aber alleine angewandt höchstens eine oberflächliche, vorübergehende Besserung bringen.
Das, worum es in der Depression geht, liegt wohl ganz tief drin in uns (und würde von vielen wohl gerne darin für immer verschlossen bleiben) und lässt sich nicht mit Meditation & Co. beeinflussen.

Der meditierende Neurotiker...
genauso wie der meditierende Depressive?
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freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Leute

mal kritisch nachgefragt . Seid`s ihr eigentlich noch beim ursprünglichen Thema: "Was erwarte ich von Gesundheit?"

Irgendwie scheint`s mir, ihr seid etwas aus dem Fahrwasser geraten .

Gruß
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
otterchen
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von otterchen »

Hi Corinna,

wir kommen sofort wieder zum Thema zurück, wenn jemand was dazu sagt

Oder wolltest Du noch was dazu beitragen und denkst jetzt, es würde nicht passen?

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Schnuck77
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Schnuck77 »

Diese Frage kann ich ganz klar beantworten: ich wünsche mir ein stück Normalität zurück!!

Okay, das mag für viele vielleicht nicht klar sein, denn was bedeutet Normalität für mich?

Mir ist klar, dass es immer Streßsituationen und Konflikte geben wird. Erziehungs- und Beziehungsprobleme und alle diese Dinge gehören ja zum Leben dazu und es geht mir nicht darum, dass sie verschwinden mögen.

Ich wünsche mir Instinkt und Selbstvertrauen für die Erziehung meiner Kinder, was auch beinhaltet, sich nicht nach jedem (rein objektiv möglicherweise sogar völlig angemessenen) Schimpfen schuldig zu fühlen.
Ich wünsche mir, die Souveränität, die mir oft zugesagt wird, auch zu FÜHLEN und nicht immer und ständig anzuzweifeln.
Ich wünsche mir, einen Telefonanruf oder die Bitte um ein Gespräch seitens meiner Chefin angsfrei und ohne völlig unrealistische Konsequenzbefürchtungen annehmen zu können.
Ich wünsche mir, dass ich dem alltäglichen Streß ohne diesem Dauergroll entgegentreten kann und die Arbeit ohne Druck angehen zu können, ohne mich von Zwangshandlungen oder vermeintlichen Erwartungen antreiben zu lassen.
Ich wünsche mir, gelassener zu sein, wenn meine eigenen Erwartungen an mich oder andere nicht erfüllt werden (können) und trotzdem noch Lebensfreude zulassen zu können.
Ich wünsche mir, trotz Streß und anderer Widrig- und Schwierigkeiten Momente der Zufriedenheit, des Glücks und der Freude zu erkennen und dann auch annehmen und genießen zu können - ohne Gedanken daran zu verschwenden, dass diese momente vergänglich sind, und z.B. in einer Stunde ja der Alltag weitergeht oder die Küche noch geputzt werden muss.

ICH WÜNSCHE MIR, IM HIER UND JETZT ZU LEBEN. Und weniger im Hätte, Könnte, Sollte, Müsste, Vorgestern, Gestern, Morgen, Übermorgen, Aber, Wenn, Oder.
freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Liebe Leute,

so viele schöne Gedanken zum Ursprungsthema wurden hier geäußert.

Noch mal eine kleine Nachfrage . Hat jeder einzelne, der hier gepostet hat, sich persönlich diese kleinen/großen Wünsche aufgeschrieben?

Wäre doch eine tolle Idee für eine Therapiesitzung, oder? . Mache ich auch immer mal wieder zwischendurch und ihr glaubt gar nicht, was für kleine, mittlere und große Aha-Erlebnisse es für mich gab.

@Schmuck (hoffentlich richtig! )

Danke fürs Zurückkehren.

Liebe Grüße
Corinna
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Schnuck77
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Schnuck77 »

@ cloud:
"Warum kann ich mich nicht so fühlen wenn ich in einer schlimmen Phase befinde?
Wieso geht dann jegliche Hoffnung verloren?
Wieso kann ich mich dann nur an negative Dinge erinnern und nicht an die vielen tollen, faszinierenden Dinge?
Depression - du kleines, heimtückisches Ding!
LG
Cloud"

Ich weiß so gut, was du meinst!
Im April waren wir im Urlaub auf Mallorca, in einem kleinen Haus, welches der Verwandschaft meines Mannes gehört. Wir hatten natürlich unsere Kinder mit, außerdem noch meine Schwiegermutter.
Man hört auch, ohne, dass ich es weiter ausführen muss, die Konflikte heraus. Es war trotzdem ein schöner Urlaub mit tollen Ausflügen, An-Sichten etc., EIGENTLICH jdenfalls, denn ich erinnere mich nur an die Arbeit, die ich hatte (Wäsche waschen, aufräumen, putzen, Ikea-Tisch umtauschen und aufbauen etc, was man eben so macht, wenn man die Besitzer gut kennt), den Neid auf meinen Mann und meine SchwieMa, die sich (scheinbar?) entspannen konnten, während ich zwanghaft herumwuselte, die quengelnden Kinder etc. Das Gehirn funktioniert da wirklich selektiv - diesen Wunsch könnte ich meiner Liste noch hinzufügen:
ich wünsche mir, negative Erlebnisse und Erfahrungen nicht immer höher zu bewerten als positive. Sie mögen doch mindestens BEIDE ein Anrecht auf Beachtung haben...

@Otterchen,
ich stimme dir zu! Die Krux ist ja, dass man sich oder sein Leben meistens nur mit einzelnen Aspekten anderer vergleicht. dabei lässt man natürlich außer Acht, dass die unverglichenen Teile möglicherweise gar nicht so erstrebenswert sind.
Schnuck77
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Schnuck77 »

@C0rinna:

meintest Du MICH mit Schmuck?
Und wenn ja, wieso danke fürs ZURÜCKKEHREN? Bin noch nichtmal richtig angekommen, geschweige denn wirklich mal weggewesen.

Könnte mich hier aber häuslich einrichten, finde Euch nett und schlau...

Herzlichst,
SchNuck
HelH3
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von HelH3 »

Hallo allerseits,

bei dieser Fragestellung ist vielleicht auch das Konzept zur Salutogenese von Aaron Antonowsky interessant - hier zwei Links dazu:

http://www.medpsych.uni-freiburg.de/skr ... genese.pdf

http://www.choriner-institut.de/Texte/Chancen.pdf

Gruß Helena
freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Hallo Schnuck

Wusste doch, dass wieder was falsch war !

Ja, dich meinte ich.

Mit zurückkehren meinte ich, zu Thema zurückkommen. Sorry, nicht richtig ausgedrückt.

Aber irgendwie versteigen sich die anderen alle irgendwie in hochtrabende Philosophie und wollen partout nicht wieder runterkommen.

Meine Frage im letzten Posting blieb ja auch unbeantwortet

Liebe Grüße
Corinna
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otterchen
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von otterchen »

Nun, Corinna,

dann will ich Deine Frage mal aufgreifen:
Hat jeder einzelne, der hier gepostet hat, sich persönlich diese kleinen/großen Wünsche aufgeschrieben?

Nein.
Hier stehen sie ja, und bei Bedarf würde ich mein Posting vielleicht ausdrucken; aber Bedarf habe ich nicht, da meine Therapie (erstmal) vorbei ist.


Ich fühle mich aber gerade wie vor einer Lehrerin, die die Hausaufgaben abfragt
Kann doch jeder machen wie er mag...
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chimera

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von chimera »

Otterchen und Brittka,

ich sehe die Meditation als einen Teil des Weges – sie ist kein Allheilmittel, aber sie ist ein Mittel, das helfen kann, sich von den depressiogenen Mechanismen zu lösen. 'We are all slaves to our conditioning' aus 'Brave New World' war hier kürzlich zu lesen – und unter anderem, um das zu erkennen, taucht Meditation durchaus.

Ben schrieb weiter oben so treffend:
Das Leben wird schon wieder leichter im Sinne von automatischer, aber dann sind es Deine Automatismen!

So isses! Es ist echt ein fucking hartes Stück Arbeit, sich zu zerlegen und wieder zusammenzubasteln und dabei die Verdrahtung besser anzulegen und die Schrauben fester anzuziehen, aber es scheint wohl irgendwie notwendig zu sein.

Anyway, um der Corinna gerechtzuwerden und zum eigentlichen Thema zurückzufinden: Vom Gesundsein 'erwarte' ich:

a) daß der blöde Schmerz, den ich immer so mit mir herumtrage, dann mal wech ist. Der nervt nämlich und quält nämlich.
b) die fucking ultimative emotionale Befreiung. Yeah!


Chimera
freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Hallo Ötterchen

War ja klar, dass die Anmerkung kommt

Klar kann es jeder machen wie er will. War ja nur ein Vorschlag

Gruß
Corinna
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otterchen
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von otterchen »

Hallo Corinna

war das nicht die Frage, die Du beantwortet haben wolltest?

dann hab ich Dich wohl falsch verstanden...

shit happens!
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cool
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von cool »

Was erwarte ich vom Gesundsein?

- Handlungsfähig sein.
- Genug Energie haben, um meinen Pflichten nachzukommen UND um Dinge zu tun, die mir Freude bereiten.
- Kraftreserven haben, damit mich kleine bis mittlere Unwägbarkeiten des Lebens nicht gleich umhauen.
- Mut , Zuversicht und Geduld.
- Mich so annehmen wie ich bin. Andere so sein lassen wie sie sind.
- Neues ausprobieren.
- Soziale Kontakte pflegen können.
- Meinen Gefühlen und Wahrnehmungen vertrauen können.
- Abschalten können.
- Lachen und weinen können
- Erholsam schlafen können, "frisch" aufwachen
- Am Abend körperlich UND geistig angenehm müde sein
- Mit den Jahreszeiten leben können.
- NEIN und JA sagen können.
manos
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von manos »

Hallo liebe Leute und Cool,

unsere Erwartungen ( steht in der Überschrift)
und Wünsche werden wohl selten alle und vollständig erfüllt.

Genannt werden immer eine ganze Menge von Vorstellungen des "Gesundseins".
Wenn ich mir die Liste von Cool anschaue, frage ich mich, welcher Mensch kann denn das alles erfüllen?

Oder andersherum:
Sicher kannst du, cool, manches wohl heute so leben, dann mal in jener Situation nicht, dann mal wieder dort weniger Mut zeigen , dort mal Nein - sagen usw.
Ich möchte damit ausdrücken, dass Du ganz bestimmt einige oder gar viele der angeführten Vorstellungen leben kannst im jetzt und heute und du dir auch darüber bewusst bist.

Und ob "gesund" oder "krank" - kein Mensch ist beständig und so vorbildlich, ohne Makel und Versagen, ohne Ängste, ohne Zweifel, ohne Schwächen u.a.

Und vielleicht verhindert gerade die Beobachtung des eigenen Handels das Vergleichen mit unseren Idealvorstellungen unsere Genesung, weil wir alles nie erreichen können.

Welche durchschnittliche nicht depressive Person geht so kritisch mit sich um und stellt seine Maximen ständig aufs Prüffeld und erwartet davon eine Bewertung, ob gesund oder nicht?

Selbst die Frage macht schon Druck. Und wer aus bestimmten Krankheitsverläufen nicht aussteigen kann, weil.. usw., egal aus welchen Gründen.

Auch wer vorerst auf dem Weg aus der Depression ist oder den Umgang mit der Depression erlernt, kann durchaus kleine Fortschritte erleben und an sich wahrnehmen, aber das Ziel "Gesundsein" mit idealen Erwartungen sollte nicht überbetont werden.

Besser ist es in kleinen Schritten vorzugehen und nicht das Ziel zu sehr zu fokusieren.

manos
ben1
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von ben1 »

Hallo Manos

Du sprichst mir aus der Seele. Wir können viel "gesundes" erleben, wenn wir genau hinsehen - immer mal wieder, punktuell oder auch für längere Zeiträume. Zur Depression gehört nun mal oft eine Art Perfektionismus, der sehr lebensfeidnlich ist und der häufig auch auf die Therapie angewandt wird. Wenn ich schon gesund werden will, dann richtig! Vielleicht sollte "Linderung" ein erstes Ziel sein. Und unter Linderung würde ich verstehen, nicht in der Depression stecken zu bleiben sondern ganz bewußt auch gesunder Anteile oder Erlebensmöglichkeiten zu sehen.

@ Cool
ich denke, das vieles von Deiner Liste immer mal wieder erlebt werden kann (auch in depressiven Phasen). Und Deine Liste kann ja auch als Aufgabe umformuliert werden. Ich kann mir für heute einen Punkt vornehmen und mal versuchenm, ihn unmzusetzen. Das fände ich eine sehr schöne Idee

@ chimera
Nue verdrahten find ich gut! Ist ein schönes Bild - vor allem auch dafür, das es nicht darum geht, eine völlig andere Person zu werden (das gelingt sowieso nicht), sondern mit dem was da ist zu arbeiten und das neu zu strukturieren.

Ben
Schnuck77
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Schnuck77 »

@manos,

ich finde, du hast recht - in allen genanten Punkten.
Andererseits gibt es da ja noch das Andererseits...

Wenn ich mir keine Gedanken darüber mache, was ich will, und meine Reaktionen und mein Verhalten nicht reflektiere, bleiben da bloß die nackten Empfindungen - und diese lösen doch bei den meisten den größten Leidensdruck aus, oder irre ich mich da?

Also muss man doch an irgendeiner Stelle den teufelskreis durchbrechen - und ich finde, sich überhaupt mal klar zu machen, was man eigentlich will und erwartet, ist ein guter Schritt in die Richtung.

Die Frage hat bei mir nicht den geringsten Druck ausgelöst, im Gegenteil, einen Denkanstoß gegeben.
Mir ist heute Morgen in einer Situation erst wieder etwas dazu eingefallen. Wir haben einen kleinen Ausflug mit den Kindern zu einem Indoorspielplatz gemacht. Laut laut laut, ständig gucken, 5 Minuten sitzen, wieder aufstehen und helfen etc. Danach: Kinder müde und bockig, Eltern genervt. Eigentlich völlig normal, oder? Nichts, worüber man sich ewig Gedanken machen muss.

Aber für mich ist es eine große Belastung, habe im Auto verstohlen geweint und der ganze Tag scheint "hinüber".

Sowas muss ich mir klar machen, daran will ich arbeiten: An dem genervtsein kann ich nichts ändern. Aber an den Konsequenzen einer solchen Situation hoffe ich feilen zu können - und es irgendwann annehmen können als das was es ist: ein ganz normaler Sonntag-Morgen-große-Erwartungen-Freizeit-etc-Streß, der auch wieder vorbei geht. Und ich kenne genug Nicht-Betroffene, die auch genau so damit umgehen.

ich hoffe, ich konnte verständlich ausdrücken, was ich meine...

Sonntagsgrüße von einer wieder etwas beruhigten Schnuck
freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Hallo Ötterchen,

ne die Frage hast du schon richtig verstanden

Nur dein Kommentar, dass du dich wie eine Schülerin gefühlt hast meinte ich
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cool
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von cool »

Hallo Manos !

Danke für den Hinweis, daß ich meine Latte eventuell zu hoch gelegt habe. Das ist ja schon wieder eine Stolperfalle, die es zu vermeiden gilt.

Meine Vorstellung von "Gesundsein" sah früher noch ganz anders aus. Dies ist bereits eine abgespeckte Version. Früher war diese Vorstellung auch viel konkreter, auch davon bin ich abgekommen.

Eine Vorstellung davon zu haben, wie man "Gesundsein" für sich selbst definiert, finde ich sehr wichtig. Und natürlich eine Überprüfung für sich selbst, wie realistisch diese Vorstellung für sich selbst ist.

An den von mir aufgezählten Punkten muß ich Tag für Tag arbeiten, um gesund zu bleiben.
Meine Verhaltenstherapie läuft gerade aus. Ein Medikament schleiche ich gerade in Mini-Schritten aus. Das andere Medikament werde ich wohl immer nehmen.
Ich bin also auf dem Weg in die Normalität.

Gesundheit ist (für mich) nicht etwas, daß ich "geschenkt" bekomme. Ich kann aktiv etwas für meinen Gesundheitszustand tun. Das war ein langer Lernprozeß, verbunden mit Rückschlägen. Ich habe zum Beispiel 5 stationäre Krankenhausaufenthalte hinter mir.
Der letzte im Jahr 2004. *jubel*

Viele Grüße Cool
tomroerich
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Schnuck,

An dem genervtsein kann ich nichts ändern. Aber an den Konsequenzen einer solchen Situation hoffe ich feilen zu können - und es irgendwann annehmen können als das was es ist

Das halte ich allerdings auch für einen Schlüssel. Sich schlecht zu fühlen hat damit zu tun, dass man glaubt, man müsse Widerstand leisten. Widerstand gegen das, was gerade ist, wird genährt von Erwartungen, unter anderem von solchen, die teilweise hier aufgelistet werden. Ziele zu haben, deren Erfüllung von äußeren Faktoren abhängt, führt in Erwartungshaltungen, die regelmäßig enttäuscht werden. Es ist immer das gleiche Spiel: "Wenn das und das sein wird, werde ich glücklich sein." Erwartung führt automatisch dazu, dass all dem, das dem Ziel nicht entspricht, Widerstand entgegen gesetzt wird. Auf diese Weise muss man in Konflikt sein.

Ein Mensch, der sich in den Kopf gesetzt hat, glücklich durch Geld zu werden, hat sein Unglück beschlossen, weil er in ständigem Kampf mit dem leben muss, was sein Ziel bedroht. Und das ist nicht gerade wenig .

LG

Thomas

P.S.Stimme auch dem zu, was manos sagte, gehe aber bewusst in ein Extrem, um das dahinter steckende Prinzip sichtbarer zu machen.
Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
cool
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von cool »

Hallo Ben,

genau so ist es. Meine Liste sind Aufgaben, die ich im Auge behalten muss, damit ich gesund bleibe.
Früher hatte ich mir immer gewünscht, daß jemand meine Depressionen "wegmachen" kann.

Inzwischen kann ich gut mit meiner Erkrankung umgehen und gut damit leben. Bereits das heißt für mich "gesund sein".

Tatsächlich gesund bin ich nicht und werde ich voraussichtlich auch nie sein.

Viele Grüße Cool
manos
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von manos »

Liebe Cool,

ja, so sehe ich das auch.

Vieles möchte man während der Gesundungsphase im Auge behalten und gern umsetzen. Geht nur nicht immer.

Andere Kranke müssen auch mit bestimmten Verhaltensmaßregeln leben, ohne völlig zu gesunden.

Trotzdem ist ein gutes gelingendes Leben möglich.
Deswegen ist die Frage etwas verführerisch irreführend.

manos
ben1
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von ben1 »

Hallo an Alle

die Luft ist raus aus dem thread - aber vieles und wichtiges wurde gesagt. Dank an alle für die wichtigen Denkanstöße - und viel Erfolg beim Suchen und Finden des "Gesundseins"

Ben
maki

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von maki »

Hier noch ein Spätzünder

Hatte am Anfang geschrieben, dass ich mich nicht als "krank" sehe.

Bleibe nach langem Ueberlegen auch dabei.

Ich LEIDE an den Depressionen.

Krankheit bringe ich in Verbindung mit Genesung, gesund werden.

Sorry, aber ich sehe mich momentan weder auf dem Weg der Genesung, noch habe ich die Hoffnung gesund zu werden.

Ich habe aber die Hoffnung, dass ich es lerne, die Depression zu AKZEPTIEREN.

Welche Gestalt sie haben wird weiss ich noch nicht. Ist ja scheinbar ein sehr langer und beschwerlicher Weg dahin.

Werde sie aber sicherlich nicht in Gestalt einer schwarzen Frau annehmen, eher so ein kleiner listiger Kobold der sich überall verstecken kann damit ich ihn nicht sehe. Werde aber achtsam sein, damit ich ihn rechtzeitig erspähe und ihn dann freundlich auf mich zukommen lassen kann. Naja, das klingt jetzt irgendwie gar nicht soo schlimm, vielleicht bring ich das fertig, vielleicht aber auch nicht, mal sehn.

Tut mir leid, wenn ich jetzt trotzdem das Thema verfehlt habe, aber ich denke ich bin nicht die Einzige die die Hoffnung auf Gesundsein aufgegeben hat.

Ich erwarte mir von den nicht-depressiven Phasen Glück, Freude, Gelassenheit, diese Dinge reichen mir eigentlich schon.

Liebe Grüsse an alle Genesenden
aber auch an solche wie mich.

Milly
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