Was erwarte ich vom Gesundsein?

ben1
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Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von ben1 »

Hallo an alle Interessierten.

Ich hatte diese Frage schon in anderen Threads aufgeworfen und denke, sie ist einen eigenen Thread Wert. Was erwarte ich eigentlich vom Gesund-sein? Wie ist das? Wie sieht mein Leben dann aus?

Würde mich über Antworten freuen

Ben
BeAk

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von BeAk »

Lieber Ben,

100% Gesundheit ist ein Utopie und somit unerreichbar.

Dem Leben besser gewabnet zu sein, reicht mir.
Guinevere
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Guinevere »

Hey Ben,

zu Gesund-sein, die Frage dazu stellt sich mir eher in einer Warum-Frage , und ne einfache, aber für mich -

vielleicht als Hochsensibler-ab-und-an-Jammerlappen (?)... nee, das ist z.B. im Job einfach sowas von öde, wenns einem mies geht, und die Zeit nicht vergehn will. Man die freien Tage zum zumindest ein bisserl regenerieren "vergeudet" -

wirklich sehr sinnvolle Antwort drauf ist:

Mehr Lebensqualität *mir mittlerweile sehr viel wert ist*.


Edit:
>Wie sieht mein Leben dann aus?
Also, ich hab keine so irre großen Erwartungen mehr, es genießen können reicht mir schon aus.

Lieben Gruß Dir!
Guin
chimera

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von chimera »

Lieber Ben,

tolle Thread-Idee... In Erwartung kann ich es nicht ausdrücken, aber in Wunsch:

Ich wünsche mir Flow, ich wünsche mir Beseeltsein, ich wünsche mir Wachheit, ich wünsche mir Bewußtheit, ich wünsche mir Open-Mindedness, ich wünsche mir Authentisches-Kind-Selbst-sein-Dürfen, ich wünsche mir Crazyness, ich wünsche mir Grenzenlosigkeit; ich wünsche mir fucking viel Liebe und Vertrauen – und ich wünsche mir Sanftheit und Power, ich wünsche mir Loslassen-Können; ich wünsche mir vor allem Wunder und keine Programme, die mich an ihnen hindern. Und Verbunden-Sein, Eingebunden-Sein, kein Klammern, keine Fragen, keine Kritik, kein System, das bedient werden möchte. Und ich wünsche mir Eins-Sein – ohne Zweifel, ohne Hintergedanken und ohne Rückversicherung und ohne Absicht und ohne Kontrolle. Und natürlich Fülle und einen Smiley am Schluß eines jeden Gedankens und Satzes!

Mein Leben ist in den Bereichen gesund, in denen es wagte, keinen Wunsch zu hinterfragen.

Next time poetischer!


Guinevere
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Guinevere »

Schöne, sich heftig gut anfühlende Wünsche
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von triste »

Hallo Ben,

bittersüss, Deine Frage!
Denn beim ebigen Nachdenken darüber wurde mir bewußt, dass ich ein Gefühl von Gesundsein schon sehr lange nicht mehr hatte und bestimmt auch noch lange nicht oder nie mehr erleben werde.
Für mich wäre Gesundsein primär etwas Körperliches: Keine Schmerzen mehr, keine Erschöpfung und Müdigkeit mehr. Das Gefühl von Energie und Kraft, von Vitalität.
Die Wahrnehmung "einer Mitte": dass alles in mir fließt. Das Gefühl zu haben, dass alles an mir und in mir halbwegs ok ist.

Da es für mich immer so ist, dass ich am wenigsten depressiv bin wenn ich mich körperlich wohl fühle, wäre ein wie oben beschriebenes "Gesundsein" für mich die größte Erfüllung. Ich glaube allerdings, dass das (für mich) eine Utopie ist, denn mit dem Alter werden die körperlichen Beschwerden eher zunehmen.

Soviel zum Wunschtraum.
Eine realistische Erwartung an das Gesundwerden ist für mich eine weiterhin abnehmende Depression und damit auch immer weniger werdende Körpersymptome. Beides ist bei mir untrennbar miteinander verbunden. Ein Leben mit weniger Schmerzen und mehr Wohlgefühl wäre schön, und es wäre auch toll, wenn ich meinen Körper -als Hülle meines Seins- noch mehr als "Freund" wertschätzen könnte.

Eine Frage an Dich:
Was erwartest Du von Gesundheit / was interessiert Dich an dieser Fragestellung?

Gruß von Virginia
chimera

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von chimera »

Gesundsein bedeutet für mich: Wahrheit. Die Wahrheit, die in der Erkenntnis liegt, daß Krankheit eine Fiktion ist, daß sie nur bestehen kann im An-sie-Glauben. That's the Reason, warum mich Thomas' Thread immer so faszinieren – weil ich, schon lange, bevor ich ihn kannte, bei jedem schlechten Gedanken und jedem schlechten Gefühl dachte: Ey, Alter, da stimmt doch was nicht, da erzählt Dir irgend'ne Type in Dir selbst 'ne Story.

Gesundsein ist imho also nichts, von dem etwas erwartet werden sollte, sondern etwas, das erkannt werden sollte.
Maria
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Registriert: 3. Mai 2005, 21:55

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Maria »

Hallo Ben,

auf deine Frage kann ich nicht antworten, aber ich habe erfahren, dass es mir ohne Erwartungen besser geht. Da schließe ich mich Guin an (Ab und zu) genießen können reicht völlig aus - und das geht besser, wenn ich mir keine Vorstellungen mache, wie alles sein sollte. Die Redewendung "wunschlos glücklich sein" bekommt da eine ganz neue Bedeutung.

Liebe Grüße von Maria
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Caroline1 »

Ich drücke es mal ganz verkürzt aus: vom Gesundsein erwarte ich mir: Leben WOLLEN.

Lieben Gruß von

Caroline
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von ben1 »

Hallo Euch allen und vielen Dank für die Postings

@ Virginia
Warum ich diese Frage überhaupt stelle, ist ein Relikt aus einem anderen Thread - da gings verkürzt um die Frage, warum sich viele Menschen nicht auf den Weg machen und ich hab mich mal ganz kezerisch gefragt, ob vielleicht das Ziel fehlt. Wer das Ziel zu hoch steckt, wird scheitern müssen - und bevor ich scheitere, erklär ich mir, das es eben nicht geht und verzichte auch auf machbare Schritte (ich spreche wie immer im autobiographischen Bereich, also ohne erhobenen Zeigefinger). Für mich bedeutet Gesund-Sein, alle Formen die diese Leben nun mal bietet, auch leben zu dürfen. Glück, Trauer, Langeweile, Verzweiflung, Ups, Downs, erfüllende Momente, Gelassenheit, Frustration, Flow, usw. usf. UND die Bewußtheit, das alle diese Formen zu meinen Erlebensmöglichkeiten zählen, ohne das ich eine der Formen bekämpfen muss, aber auch ohne in einer dieser Formen gefangen zu sein.

@ Bea
Klar, 100% brauchen wir ja auch nicht. Aber mit wie viel kommst Du aus?

@ Guinevere
Mehr Lebensqualität ist ein schönes Ziel. Kann man genießen, ohne das Gegenteil zu kennen? Schmeckt das gute Essen oder das Glas Wein, wenn man es immer und immer hat oder ist gerade der Hunger oder Durst geradezu nötig, um genießen zu können? Ist gerade der Wechsel das spannende?

@ Chimera
Wer würde das nicht unterschreiben? Ich les da zwei Sachen raus, die sich jeder Mensch wünscht und die schwer zu vereinbaren sind, nämlich den Wunsch nach INTIMITÄT und den Wunsch nach AUTONOMIE. Auch ich wünsche mir natürlich, ein Original zu werden, meinen Gefühlen zu vertrauen, das zu machen, was mir selbst wichtig ist - und dazu natürlich Geborgenheit, Verständnis, geliebt-werden usw. Das ist ein Spagat, der gesehen werden will! Beides in Reinform geht nicht! Macht aber nix - die Antwort, die jeder auf diese Frage für sich gibt, ist entscheidend!

@ Chimera Part II
Interessant ist natürlich auch, sich mit den inneren Anteilen auseinanderzusetzen. Wer ins und bestimmt "Gesund" und "Krank"? Welche Massstäbe werden da angelegt? Sind das überhaupt meine?

@ Maria
Vielen Dank für diesen wichtige Hinweis! Sich krank fühlen bedeutet immer, das etwas fehlt, das ich mir einen anderen Zustand wünsche. Muss das immer sein oder kann ich die Traurigkeit auch mal annehmen und mich eben nicht gegen sie auflehnen, sie bekämpfen? Was passiert dann?

@ Caroline
Eine schöne Antwort! Leben wollen! Wichtig scheint mir, das Leben ALLES ist, nicht nur die guten, angenehmen Seiten, sondern auch die dunklen und unangenehmen Seiten.

Ich freue mich über diese Diskussion

Ben
BeAk

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von BeAk »

Lieber Ben,

>>>>Klar, 100% brauchen wir ja auch nicht. Aber mit wie viel kommst Du aus?<<<<

Ich nehm was ich kriegen kann und damit muß und werde ich auskommen.
Guinevere
Beiträge: 4779
Registriert: 8. Nov 2007, 22:08

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Guinevere »

Hey Maria! *freu*

Die Redewendung "wunschlos glücklich sein" bekommt da eine ganz neue Bedeutung.

Unterschreib!

Mehr Lebensqualität ist ein schönes Ziel. Kann man genießen, ohne das Gegenteil zu kennen? Schmeckt das gute Essen oder das Glas Wein, wenn man es immer und immer hat oder ist gerade der Hunger oder Durst geradezu nötig, um genießen zu können? Ist gerade der Wechsel das spannende?

Hey Ben,

hmm, Du vergleichst es mit Essen . naja, ich hab ja ab und an "Essstörungen" , und, ich brauch eigentlich nicht unbedingt, was sooo besonderes zu Essen. Es reichen schon die zum Glück länger werdenden Phasen, wo ich das Essen kann, auf was ich gerade Lust hab, ohne, dass es mir körperlich wieder nicht so gut bekommt...

Aber, ich versteh hoffentlich schon *kratz*, was Du meinst. Ich hatte mal unheimlich viele Erwartungen, Vorstellungen an/über das Leben, mich (besonders), meine Kinder,...irgendwie warens wohl vielzuviele, und, das macht dann ziemlich unruhig, unglücklich, unzufrieden (Maria hats so schön beschrieben).
Um hier keinen Roman zu schreiben , und um zu Deiner Frage zurück zu kehren.
So der Blick aus dem Mangel, irgendwann hab ich halt erkannt, dass mich das nicht unbedingt glücklich macht. Hmmm, und, ich hab ja was erreicht in meinem Leben, und weiß so nicht, wie es wäre, wenn es anders wäre, ich nochmal von vorne beginnen müsste, heute dort stehen würde.

Also, für mich war ein Sonnenaufgang, Himmel, Wolkengebilde, das Spiel des Lichts auf dem Tau der Blätter, der Kontrast von dunkelgrauen Wolken und frisch gedroschenen Weizenfeldern, der Geruch von Erde und frisch gemähtem Heu, Regen bei Sonnenschein (auch auf Autobahnen/Tausende von Regenbogen ) ,....................... nie so faszinierend und berührend wie jetzt (obwohl ich schon immer sehr sinnlich war ).


Gute Nacht allen nochmals,
Guin
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Nienor »

Stabilität
Herrin meiner Gefühle sein und nicht ihnen ausgeliefert
Leistungsfähigkeit
mich in mir wohlfühlen

also all das, was ich nicht habe und z.T. nie hatte.
Ich weiß nicht, wie es ist, normal zu sein, wobei sich dann immer wieder die uralte Frage stellt, was überhaupt normal ist.
maki

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von maki »

Komisch, aber eigentlich fühle ich mich gesund.
Werd meine grauen Zellen mal ein bischen anstrengen, warum ich das so sehe.
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Lieber Ben ,

danke für deine, wie ich finde mutig und offene Frage.

Du wirst lachen , aber auch ich, die sich zu denen zählt, die schon weiter auf dem Bergpfad der Depression sind, habe mich das auch schon das eine oder andere mal gefragt.

Ich habe diesen Thread bereits gestern gelesen, wollte aber in Ruhe eine Antwort überlegen, weil ich glaube, dass diese Frage nicht wie aus der Hüfte geschossen beantwortet werden kann .

Viele der genannte Aspekte, die meine Vorposter genannt haben, kann ich beim ersten Betrachten unterschreiben und dennoch unterscheide ich mich in meiner Vorstellung vom Gesundheit von ihnen und bin dankbar, dass die meisten bei ihrer Antwort stets bei sich selbst geblieben sind.

@Bea
es gibt keine 100% Gesundheit - hast du gepostet.
Beim ersten lesen habe ich gestutz. Und mir viel gleich ein "Pauschalaussage"! Nun beim zweiten Betrachten möchte ich dir zu gute halten, dass du es für dich persönlich gemeint hast. Ansonsten fände ich es für viele, die hier mitlesen und vielleicht noch nicht so weit sind, doch hart und entmutigend

Ich habe mich seit einiger Zeit damit abgefunden, dass es für mich kein 100%iges Gesunden von der Depression oder der anderen Erkrankung, die mich nun auch noch seit einiger Zeit plagt, gibt.

Ich betrachte mich, wie einen an Diabetis I Erkrankten, der sein Leben lang Insulin spritzen muss, weil seine Bauchspeicheldrüse dieses lebenswichtige Enzym nicht selbst produzieren kann.

Mein Gehirn ist offensichtlich nicht in der Lage, ausreichend Serotinin zu produzieren und so werde ich vielleicht (die Hoffnung stirbt ja nie ) auch lebenslang SRRI nehmen müssen.

Allerdings habe ich einen Vorteil gegenüber einem Zuckerkranken. Die Dosis der SSRI kann sich vielleicht irgendwann auf ein Mindestmaß verringer. Dies wäre der erste Aspekt, um mich gesund zu fühlen.

Am wohlsten fühle ich mich in meiner Haut, wenn ich mich im Flow fühle ( Chemira). Wenn mich die Musen küssen und der Pinsel fast von allein über die Leinwand fliegt und die Worte für mein Buch nur so aus mir herauspurzeln.

Mich getragen fühlen durch meine Kreativität auch durch alle Widrigkeiten und Banalitäten des Alltags und mir selbst die Pflichten mit einem gewissen Maß an Freude von der Hand gehen. Ganz einfach, weil ich akzeptieren kann, dass sie zum Leben eben dazu gehören.

Ich würde mich gesund fühlen, wenn sich alle traumatischen Ereignisse, die auch ein Grund für meine Depression sind, langsam in meine Biografie einfügen und so zum unauslöschlichen Teil, eben weil ich sie nicht mehr ändern kann, meines Lebens werden und mich nicht mehr belasten.

Ich wünsche mir im Einklang mit mir und meiner Umwelt zu sein und mich dabei selbst so genau zu kennen, dass mich keine unüberlegte, gedankenlose und manchmal auch infantile Äußerung oder Handlung meiner Mitmenschen mehr so verletzen kann, dass es mich jedes Mal aus den Schuhen haut.

Ich bin diesem Ziel (meinem persönlichen Gipfelkreuz oder Santiago de Compostela) schon sehr viel näher gekommen. Es wird allerdings noch einige steile Aufstiege und manche Zwangspause brauchen, bis ich auch meinen Stein als Pilger auch unter dem riesigen Gipfelkreuz ablegen kann und die endlose Weite des Lebens erblicken kann.

Noch mal danke Ben für diesen Denkanstoss. Ich würde mich freuen, öfters mit dir hier im Forum zu posten.

Gruß
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
laienspiel
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von laienspiel »

Wieder "Leichtigkeit" spüren im Leben, sich RUND und nicht eckig fühlen, keine (oder nur wenig) Angst zu haben.
himmelskörper
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Registriert: 10. Jul 2009, 14:13

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von himmelskörper »

Hallo Ben,

Was erwarte ich von Gesundsein?

- Freude am Leben haben
- mich selber mögen und akzeptieren
- morgens aufwachen können ohne Traurigkeit
- ins soziale Leben einbezogen sein
- Lachen können wenn ich glücklich bin
- Weinen können wenn ich traurig bin
- meinen Kindern ne gute Mutter sein
- zu meiner Krankheit "ja" sagen können
- Vertrauen und Offenheit zu anderen
- Liebe und Nähe geniessen können
- "Ja" zu mir zu sagen


Liebe Grüße sedna


ben1
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von ben1 »

Wow, viele tolle Sachen haben wir da schon zusammengetragen. Mal für mich n bißchen sortieren

@ guinevere
Die eigenen Ziele relativieren scheint mehr als sinnvoll - gerade, wenn sie im wahrsten Wortsinn un-menschlich perfektionistisch sind. Und auch was Du über Dein Sensibilität für schöne Momente schreibst kann ich nur unterschreiben - das ist ein großer Pluspunkt der Depression - man wird nicht nur verletzbarer, man kriegt auch wieder Bezug zu den schönen Gefühlen, wenn der Panzer ein wenig aufbricht

@ Nienor

"Herrin der Gefühle sein" - ich denke, das funktioniert ein wenig anders ... Ich vergleich das mal mit einem guten Kapitän eines Segelschiffes. Der kann den Wind und die Wellen nicht machen, kann sich aber darauf einstellen. Wenn kein Wind geht, nutzen alle Segel wenig, da setzt er sich lieber hin und angelt oder genießt die Sonne. Und wenns stürmt, holt er vielleicht das eine oder andere Segel ein, um sein Schiff nicht zu gefährden. Sehrwohl kann er sich aber um Wetterdaten für bestimmte Gebiete kümmern oder auch mal das Ruder rausholen, wenn der Wind ihn nicht weiterträgt. Kannst Du mit dem Bild was anfangen?

@ Milly
Is doch schön!

@ Corinna
Danke für das Posting. Es freut mich, das Du schon immer mal wieder angekommen bist - vielleicht ist das schon das Ziel? Das es in meinem Leben immer mal wieder sehr schöne Momente gibt, die sich mit weniger schönen und dem Alltag abwechseln? Oder ist das zu wenig?

@ domogi
Wovor hast Du Angst?

@ Sedna
auch eine sehr schöne Liste - vor allem gefällt mir, das es sich eben nicht ausschließlich um "positive" Aspekte handelt (denn so läuft das Leben ja erfahrungsgemäß nicht). Vielleicht ist es gerade das "Glück der Fülle", der so unterschiedlichen und entgegengesetzten Erfahrungsmöglichkeiten, die das Leben spannend machen könnte ...

Ben
freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Hallo Ben,

Zitat:
"Das es in meinem Leben immer mal wieder sehr schöne Momente gibt, die sich mit weniger schönen und dem Alltag abwechseln? Oder ist das zu wenig?"

Wenn diese Achterbahnfahrten nicht mit so hohen Aufstiegen (Hypomanie) und dann so langen tiefen Abfällen aufhört und es wirklich nur noch diese Up´s and Down`s des Lebens sind, wäre es durchaus nicht zu wenig.

Gruß
Corinna
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Clown
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von Clown »

«...haben wir da schon zusammengetragen.»

Ben ... bist du zufällig beruflich im pädagogischen Bereich unterwegs?

Ich fühle mich gesund, wenn ich mir bewusst bin, was ich gerade denke, fühle, wahrnehme, empfinde, tue und es dabei von Herzen bejahen kann.

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
freebird
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Hallo Ben,

mir ist noch was zu deinem posting an mich eingefallen.

Zitat:
"Es freut mich, das Du schon immer mal wieder angekommen bist - vielleicht ist das schon das Ziel?"

Du meinst die Krankheit als Pilgerreise, als Jakobsweg des Lebens?

Mhm ... der Gedanke kam mir auch schon, als ich mich mit dem realen Jakobsweg beschäftigte und dann wegen Rheuma wahrscheinlich nie in der Realität gehen könnte.

@clown

Wäre doch nicht schlecht für uns, wenn Ben aus dem sozialpädogischen Bereich käme .

Gruß
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
triste
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Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von triste »

Hallo Ben,

offenbar willst Du darauf hinaus, dass man nicht zu hohe Erwartungen an das Leben, bzw. das Gesundsein stellen darf. Dass man auch die dunklen Momente akzeptieren muss und vielleicht die Qualität erkennen soll, die man auch daraus gewinnen kann?

"Wer das Ziel zu hoch steckt, wird scheitern müssen".

Ich habe das selbst erlebt. Nach einem Jahr Krankschreibung wollte ich mit aller Macht zurück in den Job und zurück in meine altes Leben. Die Quittung dafür, dass mein Wille (mein Kopf) meine Seele (meinen Körper) dominierte und gegen besseres Wissen (dass ich das nicht leisten kann) handelte, kam prompt: Rückfall, Zusammenbruch, erneute Krankschreibung.
Danach begann ich, kleinere Brötchen zu backen - und das funktionierte.
Ich passte meine Ziele an mein eingeschränktes Leistungsvermögen an. Wenn man so will, war ich endlich milde mit mir selbst. Mein Wille (mein Kopf) beugte sich den Tatsachen, die meine Seele (mein Körper) geschaffen hatte: ich war kaputt und der weitere Weg musste anders, in Umwegen und langsamer gegangen werden.

Das liegt nun schon eine Weile hinter mir, ich habe viel gelernt seitdem, einiges erreicht, meinen Zustand weiter verbessert.

Und doch begehrt etwas in mir auf:
Warum kann ich nicht mehr so viel leisten? Warum hemmen meine emotionalen Verstrickungen noch immer meine Lebenskraft? Warum wage ich es noch immer nicht, meine Träume zu verwirklichen? Warum kann ich nicht endlich unbeschwert sein, optimistisch in die Zukunft blicken, darauf vertrauen, dass ich schon genug Kräfte und Können in mir habe, um alles zu bewerkstelligen?
Warum kann ich mich noch immer nicht vorbehaltlos lieben und annehmen?

Das sind nur einige Fragen und ich glaube nicht, dass man sie mit dem Geist beantworten kann.
Du versuchst (so meine ich), das Dilemma, in dem der Depressive steckt, mit dem Intellekt zu lösen.

Meine Erfahrung ist, dass die Verwirrung, die Verknäulung der Emotionen, die Seele, nicht durch Theorien lösbar ist. Man kann sich intellektuell ein Verständnis für die Krankheit erarbeiten, aber bringt einen das an den Kern?

Es ist völlig klar, dass man durch Leiden lernt. Ohne die Depression hätte ich niemals zu mir gefunden. Doch jetzt stehe ich an einem Punkt, wo ich weiter will. Sich nun bescheiden auf das eingeschränkte Leistungs-und Lebensvermögen, das die Erkrankung mir hinterlassen hat, ist grausam und etwas in mir weigert sich, mich immer und ewig bescheiden zu müssen, Rücksicht nehmen zu müssen auf meine Schwachstellen.

Deshalb werde ich trotzig, wenn ich Deine Message lese:
Wir sollen unsere Erwartungen herunterschrauben? Wir sollen auch das Dunkle und Unangenehme akzeptieren? Wir sollen die Schmerzen annehmen?

Ist denn nicht gerade das etwas, das uns in der Krankheit hält? Die oft zitierte Schonhaltung, die uns davon abhält, ins kalte Wasser zu springen und erst dann zu sehen, ob wir schwimmen können?

Meiner Meinung nach ist das das Dilemma der chronisch Depressiven: Die schrecklichen Symptome dieser Krankheit zwingen uns, unser Wollen klein zu halten, weil wir Angst vor einem Rückfall haben. Und das klein gehaltene Wollen macht uns wiederum unzufrieden und wir hadern mit der Situation des von der Krankheit "Versehrten", fühlen uns schwach und nicht leistungsfähig.

Mir ging es ja genauso: ich erlebte, was passiert, wenn ich die Seele ignoriere und voll Stoff gebe.
Aber ich erlebe dieses daraus resultierende"vernünftige" Umgehen mit den eigenen Ressourcen auch als Hemmschuh für ein ungezügeltes, hemmungsloses sich ins Leben schmeissen.
Verstehst Du, was ich meine? Ich habe es einfach satt, auf Krücken zu laufen.

Grüße
Virginia
freebird
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Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von freebird »

Liebe Virginia,

Zitat:
"Meiner Meinung nach ist das das Dilemma der chronisch Depressiven: Die schrecklichen Symptome dieser Krankheit zwingen uns, unser Wollen klein zu halten, weil wir Angst vor einem Rückfall haben. Und das klein gehaltene Wollen macht uns wiederum unzufrieden und wir hadern mit der Situation des von der Krankheit "Versehrten", fühlen uns schwach und nicht leistungsfähig."

Ich finde es nicht so gut, wenn du pauschalierst und von allen chronisch Depressiven sprichst. Für dich mag es vielleicht zu treffen. Ich leide auch an chronischen Depressionen und sehe dieses Dilemma zum Beispiel nicht. Ich würde es schön finden, wenn du in deinen Ausagen bei dir selbst bleiben würdest.

Gruß
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von 912318798 »

...eines Tages gar nicht mehr wissen, was das ist,...
...Depression.




Aber ich glaube, das fällt mehr unter "Wünschen vom Gesundsein";
so gesehen kann ich hier eigentlich nichts Dienliches beitragen,
aber ich finde das Thema des Fadens sehr gut,

wie auch ganz besonders Deine ( Ben ) Metapher mit dem Segelschiff oben!
Ein wunderschönes Bild für einen Lebens-Verlauf!



Liebe Grüße allen

Jojo
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Was erwarte ich vom Gesundsein?

Beitrag von triste »

Hallo Corinna,

ich sehe es aber so, dass das geschilderte Problem das vieler Langzeitdepris ist und nicht nur mein eigenes. Ich hätte also schreiben müssen "...das Dilemma VIELER chronisch Depressiver". Das wäre aber dann vielleicht auch wieder nicht recht gewesen?

Ehrlich gesagt finde ich es ein wenig mühsam, beim Schreiben eines Textes ständig im Hinterkopf zu behalten, welche Formulierung nun wieder wem nicht passen könnte. Für mich ist klar, dass Pauschalisierungen, die der Schreibende macht, natürlich SEINE subjektive Wahrnehmung darstellen, vor allem, wenn am Satzanfang steht "Meiner Meinung nach...". Insofern mag ich Deiner Aufforderung nicht nachkommen und bitte Dich, falls ich Pauschalsierungen benutze, diese einfach nicht auf Dich anzuwenden.

Gruß
Virginia
Antworten