Depressionen bei Mnnern

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dorothea
Beiträge: 96
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depressionen bei Mnnern

Beitrag von dorothea »

Lieber Albert, so ähnlich mache ich das auch mit der "Selbsthilfe". Aber ich bin mir halt nicht sicher, ob man die eigene depressive Grundstruktur selbständig auflösen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, daß meine Gedanken wie eine Katze sind, die sich in den Schwanz beißt. Auf den neuen Thread freu ich mich. LG Doro
JHR
Beiträge: 36
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depressionen bei Mnnern

Beitrag von JHR »

Hallo Wolfsoft, was meinst Du genau mit "ähnlich denken"? So denken, wie die Autoren im Buch? Ich habe das Buch nicht gelesen, und werde es wohl auch nicht lesen. Ich habe meine Erfahrungen gemacht in meinem Leben, und die Schlüsse daraus kann auch kein Buch (mehr) ändern. Einzig und allein zählt für mich noch, wie ich in Zukunft damit umgehe. Ob ich dem Zorn, der Wut oder der masslosen Enttäuschung freien Lauf lasse, oder ob ich mich damit abfinde oder gar arrangiere. Als 12-13-jähriger habe ich mir schon geschworen, dass ich mich niemals von meinem "kleinen Freund" leiten lasse, dass ich niemals "der Mann" sein werde, wie er zu sein hat, und dass ich mir meine "unmännlichen" Eigenschaften bewahren werde. Dass ich damit zurückblickend im Enteffekt nur negative Erfahrungen gesammelt habe, versteht sich von selbst. Die grosse Enttäuschung rührt vor allen daher, weil ich mir wirklich - naiv wie ich auch heute noch bin - eingebildet habe, unsere "Gesellschaft" habe sich grundlegend geändert. Welch ein Trugschluss! Die "Erfolge", die ich die Jahre "gefeiert" habe, kamen nicht, weil ich so einfühlsam, sensibel und hilfsbereit bin, sondern weil ich "funktioniert" habe. Ich habe so gut funktioniert, dass man meine Eigenschaften "tolleriert" hat. Nehme ich das "funktionieren" aber mal weg, dann bin ich doch ziemlich allein. Vor einigen Jahren ist ein Buch erschienen: "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen überall hin". Das ist zwar korrekt, aber das gilt für Männer schon seit Jahrtausenden, und das wird auch so bleiben. Tja, leben wir damit. Ich persönlich mach' dann lieber zu, als mich zu verbiegen. Ich habe nämlich noch eine Eigenschaft: Dickkopf! Wenn ich so nachdenke, dann dürfte ich in diesem Forum gar nicht mehr schreiben. Denn ich fürchte, dass keine Therapie der Welt an meinem "Weltbild" noch etwas ändern kann ... Gruß, Joachim
JHR
Beiträge: 36
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von JHR »

Hallo Albert, ja, harmoniesüchtig bin ich wohl auch. Aber ob da meine Depression herrührt? Ich weiss nicht. Vielleicht fördert sie diese bei entsprechend unerfüllten persönlichen Beziehungen. Ansonsten bin ich bei Konflikten innerlich immer sehr sehr aufgefühlt. Und selbst, wenn ich mit meiner "Aufregung" durchgekommen bin, brauche ich trotzdem ewig, bis ich mich (innerlich) wieder beruhige. Das kenne ich aber von mir, und deshalb zieht es mich dauerhaft nicht runter - bilde ich mir zumindest ein. Ich fürchte aber, dass ich es wegen der starken "Aufgeregtheit" zu oft vermeide, mich Konflikten "hinzugeben". Das daraus resultierende Verhalten ist für andere aber auch nicht immer sehr leicht "verständlich" - und kann unter Umständen sogar als Unehrlichkeit aufgenommen werden. Gruß, Joachim
Albert Keim
Beiträge: 346
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von Albert Keim »

Hallo Joachim, das Bedürfnis nach Harmonie ist ein Teil meines Charakters und gehört zu meiner psychischen Grunddisposition. Ich habe mir im Unterbewusstsein, also bei einer Traumreise erst dessen bewusst werden müssen. Wir leben wohl in einer Multi-Gesellschaft, die sich in viele Interessengruppen aufsplittert. Gerade das ist die Aufgabe, das Verbindende und Einigende zu finden und die Wahrheit sagen. Heute sehe ich, dass alles dieser Aufgabe entgegensteht. Ich bin fast am Ende. Und trotzdem arbeite ich weiter. Egal was kommt und egal, welche Mittel mir zur Verfügung stehen werden. Wenn nötig auch nur mit Sozialhilfe. Das ist mein Beschluss. Herzliche Grüße Albert
wolfsoft
Beiträge: 2
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von wolfsoft »

Hallo an alle, vielen Dank für eure Postings. Schade, dass keiner von euch das Buch gelesen hat aber auch so vielen Dank. Vielleicht kann ich hier in wenigen Worten schildern , um was es geht. Ich schleppe schon seit etlichen Jahren Depressionen mit mir rum. Über viele Jahre konnte ich sie erfolgreich verdrängen, dann traten sie wieder auf, hauptsächlich, indem sie mich nicht schlafen lassen und mir ein Gefühl des Nichtdabeiseins im Leben geben. Jetzt habe ich angefangen mich ihnen zu stellen und zu meiner Überraschung festgestellt, dass viele sehr gefühlsbetonte Bilder aus meiner Kindheit und Jugend auftauchen in deren Mittelpunkt meist ich als kleiner Junge stehen, der irgendwie mit seiner Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit allein dasteht. Igendwie war es kollektives Bewusstsein, dass ein Indianer keinen Schmerz kennt und Jungen nicht weinen und dieses Bewusstsein nehmen wir Männer, trotz Softi-Papa-Welle von frühester Kindheit auf, weil es an uns über viele, meist unbewusste Mechanismen in Kindergarten, Schule, Freundeskreis etc. herangetragen wird. Auch lehrte mein Vater und andere Männer meiner Umgebung mich nicht, wie ich meine Gefühle ausdrücken kann, weil sie meist abwesend, verschlossen und stumm waren. Vielleicht war ja auch daran der Krieg schuld, den sie verschlossen in ihrer Brust mit sich herumtrugen und dessen schreckliche Bilder sie trotzdem so an uns weitergaben? So beschloss ich dann halt irgendwann, mich zu verschliessen und eben hart und männlich zu sein. Im Laufe der Jahre führte dies dann in die Depression, weil sich unsere liebe kleine Seele eben nicht so leicht unterdrücken lässt oder? Dies in wirklich absoluter Kurzform meine Story. Interessant nun ist, dass dies offenbar sehr vielen Männern ähnlich geht. Sie führen ein Leben für Karriere, Job, Familie, opfern sich auf wie die wilden und stehen dann manchmal eben in der Mitte des Lebens an dem Punkt, an dem alles zusammenbricht - nur leider gibt das so schnell keiner zu. Ich glaube, dass uns hier eine Männerbewegung, die versucht die Gefühlswelt der Männer wieder zu beleben, sehr helfen würde. Leider kenne ich nur wenige Männer, die ähnliche Erfahrungen machen bzw. die bereit wären, darüber offen zu reden und sich ggf. sogar zu treffen und zu helfen. Auch wäre ich sehr an einem Therapeuten interessiert, der ähnliche Ansätze in seiner Therapie verfolgt. Also vielleicht klappts ja doch noch.
JHR
Beiträge: 36
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von JHR »

Hallo Wolfsoft, ich bin ziemlich frustriert, was die Suche nach Hilfe speziell für Männer angeht. Habe eine lange Mail an maennerberatung.de geschrieben. Antwort war ein knapper Kommentar, ich könne mich ja sterilisieren lassen (ich bat u.a. um Infos zur Katration). Offenbar kennen die den Unterschied nicht. Anbei waren noch ein paar Links mit dem Hinweis "auch für Männer". Spezielle Beratungsstellen für Frauen, Kinder, Paare und Homosexuelle - jede Menge, aber nicht für Männer. Dann noch ein Link zu therapeutenadressen.de, der sich ausschliesslich mit 'Gestalttherapie' befasst. Ich weiss nicht, irgendwie kam mir das ganze nicht geheuer vor (was sagt das Kompetenz-Team dazu?) Ich laufe gerade mit einer Stinkwut durch die Gegend, und da ist es schwer, mit anderen zu diskutieren, aber nur soviel: Ich kenne VIELE Männer, die vielem zustimmen würden, was Du geschrieben hast. Männer, denen man(n) und besonders Frau es nie zutrauen würde, da sie eher dem klassischen Männerbild entsprechen. Sicher, sie haben keine Depressionen, und stehen auch sonst "Voll im Leben", aber auch sie haben eine Wahrnehmung. Und sie wissen wie wir, dass sie als Männer einen nur sehr sehr kleinen Spielraum haben, um ihre Gefühlswelt auszuleben - heute genau wie früher. Alles andere war und ist Modekram. Da hat "mann" nur die Möglichkeit, Schriftsteller, Sänger oder Schauspieler zu werden. Dann doch lieber (wie ich heute) den sich vordrängelnden Typen an der Kasse anraunzen - dann ist die Welt wieder in Ordnung (für die anderen jedenfalls). cest la vie Gruß, Joachim
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