ein bischen provokativ, aber...

Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo,

ich hatte mich vor einiger Zeit aus dem Forum "ausgeklinkt", da meine Erkrankung immer mehr in den Hintergrund gerutscht ist und mein Augenmerk auf andere Dinge gelenkt sind...

Meine Diagnose damals war: Angst- und Panikattacken, leichte bis mittlere Depression.

Seit gut 1,5 Jahren habe ich keine Angstattacken mehr, habe nur kurzzeitig ein Medi genommen (Insidon), habe eine Thera gemacht, die jetzt ausläuft, die letzten Stunden werden für EMDR genutzt.

Ab und an les ich hier noch mit, aber nicht mehr viel.... WAS mir allerdings auffällt ist, das einige sich wirklich an ihre Erkrankung "klammern". Es immer ein ABER, NEIN geht nicht, mag ich nicht, mach ich nicht, weil.... usw. usf. gibt. Gleichfalls sich Gedanken um Dinge gemacht werden wo ich mich frage "Hallo???". Oft wird um Rat gebeten, eine Frage wird gestellt, aber dann passt die Antwort nicht, es gibt tausend Gründe doch nicht dies, sondern das zu machen, es wird über alles "schwadroniert", aber auf den Punkt kommt dann nicht viel und im Ende - es ändert sich nichts....

Positive Threads werden kaum beachtet oder manchmal sogar schnippisch behandelt, so als wenn Neid da wäre, Neid darauf das es andere "geschafft" haben. Man scheint lieber "es geht mir schei**e" als "es geht mir gut" lesen zu wollen.

Wie man anhand meiner Beitragszahl sehen kann, hab ich einige Beiträge geschrieben und ich habe seinerzeit viel Zuspruch wegen meiner Panikattacken bekommen - dafür bedanke ich mich und ich weiss das nach wie vor zu schätzen.

Nur, wenn man "gesundet", dann sieht man vieles anders, was vorher nicht möglich war und vielleicht fällt es mir jetzt besonders auf, das so vieles negativ gemacht/geredet/geschrieben/gedacht wird und darauf wollt ich mal hinweisen; ohne "gemeine" Hintergedanken oder dem Finger "haha, mir gehts gut und euch nicht". So ein Mensch bin ich nicht, aber es fiel mir verstärkt auf und vielleicht ist das auch ein Grund, warum ich kaum noch aktiv hier bin....

Vielleicht regt es ja an und bitte nicht auf!

Falls ich nicht antworte, heisst das nicht, ich sei feige - ich bin ab morgen im Urlaub!
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
SisterGoldenHair
Beiträge: 1485
Registriert: 2. Aug 2007, 14:23

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von SisterGoldenHair »

... wär ja vielleicht geschickter gewesen, den Beitrag nach dem Urlaub zu senden, damit sich hier zeitnah eine schöne Diskussion entfachen kann... ;o)))

LG
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Wycombe1 »

... hatte ich auch hinterher gedacht, aber was soll's - ich bin blond!
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
petra3741
Beiträge: 2172
Registriert: 17. Jun 2009, 20:05

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von petra3741 »

Hallo,

ich versuche hier Laufen..., Raus mit Euch,
Positives von der Arbeit..., drei guten Dinge des Tages... überwiegend zu machen und zu lesen.
Mir geht es seit einiger Zeit besser.
Und ich will das Forum nutzen um mich für die aufbauenden Sachen zu motovieren.

LG
just
Beiträge: 352
Registriert: 21. Mär 2008, 18:59

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von just »

muss diese Antwort nun doch löschen.
für mich.


sorry
Inkognito

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Inkognito »

... für meinen Teil werde ich warten, bis die Schreiberin aus dem Urlaub zurück ist, um ihr zu antworten, was ich über ihren Beitrag und dessen Inhalt denke ... wenn sie sich denn nach ihrem Urlaub noch daran erinnert, das sie mal schnell zwischendurch hier ihren Senf hat stehen lassen ... Sonderbare Art von Kommunikation, kann ich nicht nachvollziehen, aber ich glaube, das muss ich auch nicht

Delta, vergiss es einfach, sowas ist es nicht wert, dass Du Dich ärgerst, finde ich!!

LG an die wirklich präsenten Schreiber hier im Forum
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von ben1 »

Hallo

ich denke, das ganze sollte man ein wenig differenzieren ...

Viele (wenn nich alle), die in einer Depression stecken, sehen erst mal kein Licht am Ende des Tunnels. Und für diese Menschen ist erst mal absolute Handlungsunfähigkeit nicht Audruck von "nicht wollen", sondern von "nicht können". Erst in der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Depression beginnt man, stückweise zu begreifen, was da eigentlich passiert (ist). Veränderung bedeutet das (noch) nicht. In einem ersten Schritt bedeutet die Auseinandersetzung, Ursachen zu erkennen (und da ist Widerstand (ich kann nicht. Ich will nicht. Meine Situation ist viel beschissener als alle anderen)) nicht die Ausnahme, sondern die Regel (wird jeder Therapeut bestätigen können)).

Ich denke, das viele Menschen in der Depression steckenbleiben, weil sie nach Schritt 1 (ich such jetzt mal die Ursachen meiner Depression) Schritt 2 nicht machen wollen oder können (was muss (s)ich in meinem Leben ändern).

Denn wie sieht mein Leben denn aus, wenn ich gesund bin? Ist dann alles Friede, Freude, Eierkuchen? Oder gibt es auch in einem "normalen Leben" Tiefschläge, Niederlagen, traurige und sinnlose Phasen?

Ist die Erwartung an ein "gesunde Leben" vielleicht zu hoch (auch provokativ, aber der Thread heist ja so)?

Mein Leben nach der Depression (denn ich sag jetzt mal ganz dreist, ich habs hinter mir) ist eben nicht von Glück durchflutet und allzeit erfüllend, sondern

schön, langweilig, erfüllend, ängstlich, euphorisch, ernüchternd, sinnvoll, sinnlos, ergreifend, suchend, findend, Antworten verwerfen, neue Antworten finden usw. usf.

Vielleicht ist genau das "Leben" - ein ewiger Fluß - kein sicherer Weiher.

Ben
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Nienor »

1.) man neigt viel eher dazu, dieses Forum aufzusuchen, wenn es einem mies geht, als wenn man gerade in einer guten Phase ist oder die Krankheit gar mehr oder minder überwunden hat.

2) was soll man - gerade wenn man von Punkt 1 ausgeht - großartig dazu schreiben, wenn es jemand gut geht? Schön, derjenige braucht weder Trost noch gute Tipps noch Motivation, also schreiben die paar Leute, mit denen mal intensiver Kontakt bestanden hat.
Alle anderen lesen es bloß, die einen frustriert es noch mehr, die anderen schöpfen Hoffnung, aber was soll man einer Unbekannten, der es gut geht, schreiben?

3.) keine zwei Depressionen sind gleich. Manche sind schnell in den Griff zu kriegen, manche haben gleich ein Medi, das wirkt und erträgliche NW hat. Andere müssen x Sachen durchprobieren oder haben unzumutbare NW.
Die Lebensumstände können so besch...eiden sein, dass jeder Tag wieder neue Gründe dafür liefert, dass man nicht gesundet.
Muster sind verschieden tief und verschieden lange eingefahren, und entsprechend schwerer oder leichter zu verändern.

4.) Es gibt Phasen, da kostet die Depression genau die Kraft, die man für Veränderungen bräuchte. Da ist psychisches (und teilweise physisches) Überleben eine Leistung!
Für mehr reicht es dann nicht.

5.) wie viele Orte gibt es, an denen man sich auskoxxen kann, und weiß, dass man verstanden wird? Dies ist einer davon, oft genug der einzige.
Und wann hat man das ungeheure Bedürfnis zu schreiben?....Na klar, wenn es einem gerade mies geht.

6.) Ich denke, dass viele, denen es inzwischen gut geht, sich einfach ausklinken aus dem Forum, ist dann nicht mehr ihre Welt, nicht mehr ihr Bedürfnis. Und das ist auch ok.
Es ist auch ok, noch da zu bleiben, Mut zu machen, Erfahrungen weiter zu geben.
Aber bitte ohne den erhobenen Zeigefinger.
Deine Depri ist nicht meine, meine ist nicht die von Delta oder wem auch immer.

Jede(r) hier hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Krankheitsverlauf.

7.) Es bleibt zu hoffen, dass wir alle mal an den Punkt ankommen, an dem wir uns als geheilt oder zumindest symptomfrei betrachten können.
Und wenn wir dann aus den Erfahrungen der Krankheit nicht nur Lehren für die bessere Gestaltung unseres Lebens gezogen haben, sondern auch noch Empathie gelernt haben.
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

Also ich finde den Beitrag gut... *duck*

Nun, schwierig ist das Gefühl, denn dass kann nicht Aber für den Kopf ist das, finde ich genau richtig. Weil, hey, irgendwie stimmts doch. Das Gefühl bringt einen dazu an einem schönen sonnigen Tag die Wolken zu zählen (sinnbildlich, oder auch wortwörtlich )

In der Depri ist es verdammt schwer, bis kaum möglich sich an die guten Zeiten zu erinnern, oder sich solche überhaupt vorzustellen (ich konnte mir sehr lange Zeit in meinem zugegebenermaßen kurzen Leben nicht vorstellen dass ich jemanls wirklich leben wollen würde). Wenn man dann wieder einigermaßen auf dem Berg ist, dann hat man ewig noch Angst davor dass es wieder schlechter wird - tja, im Grunde bleibt die Angst auch oft die ganze Zeit, egal wie lange es einem gut geht Das Echo der Depri sozusagen, ihr elend lange Fangarm der einfach nicht loslässt

Was hilft (mir) da? Kopf einschalten, dem Gefühl sagen es soll die Klappe halten Realitätsabgleich ohne Ende, sich immerwieder vor Augen führen dass die Welt nicht einzig und allein schlecht ist und dass man selber doch was auf die Reihe bringt und eben nicht der Vollidiot und Faulpelz ist für den man sich hält (ich rede von mir!)


Flocke, die sich gerade wirklich angeregt und nicht aufgeregt fühlt... das war gerade genau das richtige, danke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

Ach so, ich hoffe dass es dir weiterhin gut geht wycombe1.

EMDR hat mir immer Angst gemacht, mittlerweile kann ich mir zwar vorstellen jemand körperlich so nah an mir dran zu haben, aber ich weiß nicht... nee, ist glaube ich nicht das was ich wirklich kann. Ich vermute mal, dass da was traumatisches ist (?) oder wird EMDR sonst noch für anderes genutzt?

Super dass du es geschafft hast. Hast du eigentlich Angst dass die Depri wieder kommt, oder das Gefühl dass sie endgültig weg ist? Was mich auch interessiert ist, ging die Depri von allein, oder siehst du einen direkten Zusammenhang mit etwas? Hast du z.B. etwas entscheidendes geändert?

Vielleicht liest du das ja, wenn du aus dem Urlaub zurück bist. (schönes Wetter wünsceh ich übrigens )

Ich wünsche dir dass die Depri endgültig weg ist!
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Unkraut
Beiträge: 21
Registriert: 17. Jun 2009, 19:57

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Unkraut »

Hallo Wycombe1!
Und auch hallo an alle anderen, die sich durch diesen "provokativen Thread" angesprochen fühlten und mir die meisten Worte schon vorweg genommen haben, daher nur noch ein paar kleine Denkanstöße von mir.

Vielleicht bist du auch ein bißchen neidisch auf alle, die hier "jammern" (dürfen) und bestätigende, mitfühlende und aufmunternde Rückmeldungen erhalten?
Vielleicht sehnst du dich ein bißchen nach dieser "Narrenfreiheit" zurück?

Vielleicht ist es ein positives Zeichen für deinen ausgeglichenen Gemütszustand, dass dir hier nun die pessimistischen und verzweifelten Beiträge ins Auge springen? (hast du im Grunde ja auch selbst zugegeben)

Vielleicht ist aber auch die Tatsache, dass du so kurz vor deinem Urlaub, der ja in gewisser Weise ein Ausbruch aus dem Alltag / der Realität darstellt, ein Zeichen dafür, dass dir eigentlich gar nicht danach ist in den Urlaub zu fahren, dich zu entspannen, Spaß zu haben etc.?

Vielleicht hast du hier nochmal reingelesen, weil du dich dazu in gewisser Weise verpflichtet fühlst, um anderen Betroffenen Tips zu geben und ihnen Mut zu machen, dass es wirklich besser werden kann?
Vielleicht hast du dich aber gerade mies gefühlt aus irgendeinem Grund, und hast dich einfach nur mal vergewissern wollen, dass da immer noch andere sind, die sich auch mies fühlen, oder denen es sogar noch schlechter geht als dir?

Mh, mir ist deine Motivation jedenfalls auch nicht ganz klar und beinahe hätte ich es wie Schokofreak gemacht, weil's doch etwas gemein ist, so eine zweideutige Botschäft in den Raum zu stellen und sich dann aus dem Staub zu machen.
Hab so das Gefühl, dass du mit diesem Beitrag ein bißchen vorbauen willst und entweder aus dem Urlaub zurückkommst, supererholt bist und sagst, sorry Leute, oder aber du kommst zurück und "jammerst", weil du dich nicht erholt und das Gefühl hast, dass du wieder in eine depressive Phase abrutschst.
Jetzt kannst du mir natürlich wieder Neid vorwerfen, weil ich nicht will, dass es irgendjemandem besser geht, weil ich's nicht ertrage. Aber erträgst du es denn, dass es Menschen gibt, denen es schlechter geht als dir und die mehr Aufmerksamkeit bekommen als ein "Normalo" oder ein "Geheilter"?

Übrigens ist es sicher nicht nur Neid, der eine Rolle spielt, auf beiden Seiten, sondern auch Angst, finde ich, Angst vor Veränderungen, vor guten und vor schlechten.
Vielleicht stehen bei dir auch gerade Veränderungen an?

Naja, wie auch immer, schönen Urlaub!
Müde Grüße, Mien
Unkraut
Beiträge: 21
Registriert: 17. Jun 2009, 19:57

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Unkraut »

Ach so, deine Thera läuft aus, nehme mal an, dass das dein Motiv war, damit du danach nicht allein dastehst. Das is jetzt überhaupt nicht sarkastisch gemeint, schreib ich nur dazu, weil der Ton ja hier nicht direkt rüberkommt.
Ok, dann nochmal schönen Urlaub!
HelH3
Beiträge: 1030
Registriert: 20. Dez 2007, 16:09

Re: ein bisschen provokativ, aber...

Beitrag von HelH3 »



Danke für diese bahnbrechend-aufrüttelnden Worte...

Schönen Urlaub wünscht Helena
just
Beiträge: 352
Registriert: 21. Mär 2008, 18:59

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von just »

Helena


wollte dir schreiben.
Ging nicht.
Hier ging nichts mehr (auch nicht Telefon)
Alles grand 'katastrophe'

Aber bei meinem 'sound' warst du (gedanklich) dabei.......

das 'Lied vom Tod' ist so schön vom sound
und so schrecklich zugleich.
Alles Liebe
delta
----------
Link vergessen (sollte eigentlich zum
so-und-so-vielten sound-track)
Ersatz-da anderen nicht gefunden.
(habe meine zu erledigenden Papiere vom Schreibtisch 'gefegt'.
Einfach gruselig. Nullo Konzentratione

http://www.youtube.com/watch?v=hL-X53ze ... re=related
-----------------
HB 'umzu'
petra3741
Beiträge: 2172
Registriert: 17. Jun 2009, 20:05

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von petra3741 »

Hallo Flocke,

was ist EMDR?

LG Petra
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen,

ich muss gestehen: auch mir geht's manchmal ähnlich wie Wycombe *auch-duck*.
Allerdings fand ich es gut, auch die "Gegenargumente" lesen zu können. Sie erinnern mich daran, wie es ist, tief in einer Depression zu stecken und nicht anders zu KÖNNEN.

Es frustriert mich aber manchmal wirklich, wenn ich hier lese, wie sich Mitforisten abmühen, jemandem zu helfen, und es kommen oft nur Gegenargumente ("geht nicht, weil...", "kann ich nicht, weil...", "ist nicht möglich, weil..."). Und das emfinde ich als ein Festhalten an der Depression.

Es ist - meinem persönlichen Eindruck nach - ziemlich selten, dass jemand einen Vorschlag aufgreift, sich am nächsten Tag meldet und schreibt "he, das hab ich gemacht, das hat sich besser angefühlt".

Ich verstehe die Gegenargumente, aber mir fehlen die Threads, in denen man konstruktiv was erarbeiten und erörtern kann.
Ich fühle mich derzeit hier wie in der SHG, die ich mal besucht habe: ein Platz, um seine Probleme auszubreiten, die anderen drücken ihr Verständnis aus und finden tröstende Worte, aber es wird sehr wenig getan, um was zu verändern.

Nicht falsch verstehen: das soll durchaus auch ein Platz sein zum Jammern und Heulen. Aber mir kommt es so vor, als sei der Anteil dieser Threads im Verhältnis zu anderen ziemlich angestiegen.

Das mag natürlich subjektiv eingefärbt sein, aber wenigstens Wycombe und Flocke empfinden das ähnlich.
Ist es nur der Umstand, dass wir "weiter" sind? Dass wir quasi Lösungsmöglichkeiten kennen und ungeduldig werden, wenn das Gegenüber die nicht ergreift?
Oder ist unsere Wahrnehmung tatsächlich richtig, dass hier derzeit sowas mehr stattfindet?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
petra3741
Beiträge: 2172
Registriert: 17. Jun 2009, 20:05

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von petra3741 »

Hallo Otterchen,

ich bin auch Deiner Meinung.
Ich kenne auch die absolut tiefen Depressionen
und viele Rückfälle.
Aber ich dachte immer auch wenn es noch so schlimm war, ich muß da irgendwie raus.
ich habe glaub 10 Depressionsbücher und ich habe jeden irgendwie erdenklichen Tipp versucht
umzusetzen.
Ich dachte immer das kann ich meinen Kindern nicht antun. Ein depressive Mutter die regelmäßig in die Klinik verschwindet.
Ich war nur einmal zwei Wochen und einmal 5 Wochen. Aber das war für mich der Horror.
Ich wollte da nie mehr hin und ich wollte meine Jungs auch nicht alleine lassen.
Ich habe die Bücher alle 20 mal gelesen.
Ich streiche wichtiges gelb an. und lese es zum xten male.
Ich bin auch und wenn es eigentlich gar nicht geht raus und bin gewalkt oder habe meinen Tagesplan aufgestellt und soviel wie es irgendwie ging gemacht.
ich habe trotz allem immer gekämpft.
Meine große Motivation waren meine Kinder.
Und auch ich Umbringen ist für mich indisskutabel und so wollte ich nicht mein restliches Leben verbringen.
Also ich habe jeden Strohhalm ergriffen.
ich habe nie viel gejammert, erstens kannte ich das Forum noch nicht und ich wollte dass nicht viele davon mitbekommen.
Und sorry, wenn ich das sage, mir war immer klar, dass es nicht viel bringt.
Und siehe da ich kam immer wieder raus.
Und zu Zeit geht es mir sehr gut, wie schon lange nicht mehr. Ich habe auch ein großes Problem von mir gelöst.

Und ich möchte auch hier mehr positives Threads einbringen. Denn ich möchte dass es
so gut bleibt.

Lg Gina

( Ich nenne mich jetzt Gina, nicht mehr den richtigen Namen)
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von flocke »

Bevor ich hier wieder als Klugscheißer da stehe... http://de.wikipedia.org/wiki/Eye_Moveme ... processing

Soll ganz klasse sein, kenne (leider nur übers Internet) schwer traumatisiete Menschen denen es dadurch schnell viel besser ging. Im Vergleich zu anderen Traumatherapiearten geht es schneller, was wie ich finde logisch ist, wenn man sich anguckt warum das genau so gemacht wird. Wäre klasse, wenn es etwas ähnliches auch bei/gegen Depris geben würde. Zwar zielt die VT so ziemlich auf das selbe ab, aber etwas unterstützendes, unmittelbar auf das Gehirn abzielend fehlt im Vergleich zum EMDR.
Wo bei es ja helfen soll, wenn man (ich glaube es war) nach oben links guckt (oder rechts?) NEIN, das ist keine Verarsche!

Flocke
(@Otterchen, der es im Moment nicht so gut geht wie es den Anschein hat und die im Grunde dasitzt und nix gebacken bekommt )
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
rajo1
Beiträge: 950
Registriert: 3. Okt 2006, 16:29
Kontaktdaten:

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von rajo1 »

Ja, es scheint ein Phänomen zu sein
Tonja
Beiträge: 214
Registriert: 15. Apr 2008, 08:57

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Tonja »

es ist wohl wirklich so daß man in guten phasen und in rückblick die tiefsten tiefen gar nicht mehr nachfühlen kann oder will.
ich empfinde hier auch viel jammerei und geb daher wycombe und den anderen schon recht,aber gerade dieser appell zum was tun,was verändern nützt in der tiefen depri eben nichts.das kommt dem"du mußt dich doch bloß mal zusammenreißen oder was schönes machen"sehr nahe,gut gemeint,aber nicht umsetzbar und in fasen der totalen unfähigkeit verletzend.
ich hab hier noch nie von mir geschrieben weil mein thema hier zu grenz überschreitend wäre und ich keine löschung und keinen rauswurf riskieren will.somit kann ich nur passiv provitieren.aus dem ähnlichen grund hab ich auch kein kontakt mehr zu meienr psychiaterin obwohl medis vielleicht helfen könnten.
das würde wohl auch als unvernünftiges verhalten gesehen werden,ist es vielleicht auch.
vg t.
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo,

na, da ist ja viel losgerollt worden! Ich schrieb ja schon weiter oben, das ich bis nach dem Urlaub hätte warten sollen (können), aber mir war gestern Abend danach es "loszuwerden" und ich mach mich nicht aus dem Staube....

Ich finde die gesamten Beiträge sehr gut, ob nun negativ oder positiv. Mein Leben verläuft seit Ende der "schlimmen" Phase auch nicht super toll, ich renne nicht jeden Tag mit nem Dauergrinsen durch die Gegend, auch ich habe noch Phasen wo ich traurig bin, demotiviert, Angst habe, weine etc. pp. Das Leben halt!

Ich versteh halt in vielen Threads nicht, das sich so offensiv über Dinge Gedanken gemacht werden, die gar nicht so wichtig sind, dadurch entsteht bei mir als Mitleser der Eindruck, das rumgeeiert wird und nicht auf den Punkt gekommen wird (weil der vielleiht zu weh tut?).

Ich weiss nicht, als es mir so mies ging, hab ich die Beine in die Hände genommen und mir Hilfe gesucht, da ich da stand und so nicht leben wollte. Ich muss sagen, das bei mir nicht die Depri im Vordergrund stand sondern die Angst- und Panikattacken; und aus denen wollte ich sofort und unbedingt raus und ich mich bei manchen Threads fragte, warum sich so festgeklammert wird??? Alles ist besser als krank zu sein, alles.

Ich bin nicht "neidisch" darauf das es anderen schlecht geht und gejammert werden kann, Gott bewahre. Ich wünsche jedem das er seinen Weg aus der Krankheit findet! Angst vor einem Rückfall bzgl. Depri hab ich nicht, eher ab und an Bedenken wegen der Panikattacken, die möchte ich für nichts mehr wieder haben!

EMDR wurde/wird bei mir gemacht, aufgrund eines sehr schweren Autounfalles (sehr traumatisierend für mich!) und Dinge aus der Vergangenheit/Kindheit.

Das meine Thera zuende geht finde ich persönlich nicht schlimm, denn ich bin etwas therapiemüde und hab manchmal einfach keine Lust mehr mich mit irgendetwas auseinanderzusetzen.

VG
Wycombe1
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von heike56 »

Hallo wycombe,

es gibt sicher einige Menschen hier, die noch in ihrem Verhalten feststecken. Aber ich denke, es gibt auch dafür Gründe. Sei es aus Angst sich die Krankheit wirklich einzugestehen, sei es dass sie noch nie die Erfahrung gemacht haben, wie es anders sein könnte, seien es Sachzwänge oder ganz andere Gründe.

Ich kenne es von mir selber, dass ich kein Mensch von schnellen Entscheidungen bin.
Aber ich denke auch die Zögerlichen werden es irgendwann schaffen, die notwendigen Schritte zu gehen. Es ist auch eine Frage des Leidensdrucks.

Mein Umgang mit solchen Situationen ist so, dass ich versuche einen möglichen Weg aufzuzeigen, aber gehen muss der Betreffende ihn.

Wen wolltest Du mit deinem Thread denn provozieren, die Betroffenen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass besonders dir zögerliche Menschen ins Auge springen.

Viele Grüße

Heike 47
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Wycombe1 »

Hallo Heike,

die zögerlichen - eine gute Frage. Ich bin auch kein Mensch von schnellen Entscheidungen, ich wäge das Für und Wider ab, überlege hier, überlege da, frage Freunde um Rat; vielleicht weil ich auch so bin und mich manchmal darüber ärgere und gern so wäre wie andere, die alles sofort entscheiden, ärgert es mich vielleicht. Manchmal möchte ich die Menschen, die sich im Kreis drehen, bei den Schultern nehmen und schütteln, das sie "aufwachen".

Ich habe mir meinen Weg der Genesung damit "verlängert" das ich mich anfangs auch im kreis gedreht habe, immer und immer wieder nach dem "Warum" gefragt habe; aber irgendwann hab ich kapiert, das das Warum nicht wichtig ist, sondern das, was war und wie man da am besten rauskommt.

Ich hatte Glück und habe eine sehr gute Therapeutin gefunden, die sehr struktuiert arbeitet, mir vieles plastisch erklärt hat und mir Aufgaben gegeben hat, damit kann ich was anfangen, ich kann nichts damit anfangen auf der Couch zu liegen und bei Adam und Eva anzufangen.

Als die Attacken weniger wurden, da haben wir uns dann die "Hintergründe" vorgenommen und angefangen daran zu arbeiten und das war sehr, sehr schwer und schmerzhaft.

Aber ich denke, das hat mir aus der Krankheit geholfen, das und der eigene Wille, die Arbeit, die Kinder, die Freunde.

VG
Wycombe1
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
Tonja
Beiträge: 214
Registriert: 15. Apr 2008, 08:57

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Tonja »

hallo wycombe,
gerade das
<<<Ich versteh halt in vielen Threads nicht, das sich so offensiv über Dinge Gedanken gemacht werden, die gar nicht so wichtig sind, dadurch entsteht bei mir als Mitleser der Eindruck, das rumgeeiert wird und nicht auf den Punkt gekommen wird (weil der vielleiht zu weh tut?).<<<<<
find ich schon hart.wer hat das recht zu entscheiden,welche dinge wichtig sind?

<<<Ich weiss nicht, als es mir so mies ging, hab ich die Beine in die Hände genommen und mir Hilfe gesucht, da ich da stand und so nicht leben wollte. Ich muss sagen, das bei mir nicht die Depri im Vordergrund stand sondern die Angst- und Panikattacken; und aus denen wollte ich sofort und unbedingt raus und ich mich bei manchen Threads fragte, warum sich so festgeklammert wird??? Alles ist besser als krank zu sein, alles.<<<
gut wenn du dir die hilfe so holen konntest,vielleicht schnell und zeitnah.doch das können sicher nicht alle.da spielt fehlende wertschätzung mit,scham,hemmungen,angst vor der psychischen stigmatisierung,hoffnungslosigkeit und wer weiß was noch alles.du darfst nicht dein handeln und erleben zum maßstab für andere machen denn damit wirst du sehr schnell ungerecht.
andere in meiner situation wären warscheinlich schon längst beim doc oder in der klinik oder in nen kriesenintervention.doch was nützt einem daß,was andere machen würden?
und es ist auch nicht zwangsläufig daß man was ändert wenn der leidensdruck zu hoch wird.da sind die maßstäbe total unterschiedich.manche suchen sich sofort bei einmaligen dingen oder"kleinigkeiten"(nicht abwertend gemeint)therapeutische hilfe.andere stehen kurz vor dem s... und können kein hilfe annehmen.hier schreibt ja auch ab und zu so jemand,der aber hier nicht sein darf mit diesen gedanken,was mir persönlich immer weh tut und mich daran hindert,mich auszutauschen.wobeis da ausdrücklich nicht um s..ankündigungen geht,möchte ich betonen.
ich glaub auch daß es leichter ist sich hilfe zu holen wenn man mal nen guten zustand hatte und den wieder erreichen will.doch wenn das leben bisher immer nur schmerz und unterdrückung war?wenn gar nie lebens freude aufkommen konnte?ist derjenige dann unfähig oder hilferesistent,nur weil er nicht die basis hat vor der andere ausgehen?
vg t.
Nienor
Beiträge: 277
Registriert: 31. Okt 2008, 08:24

Re: ein bischen provokativ, aber...

Beitrag von Nienor »

Noch was:

bei dir kam eine neue Situation (Ängste, Panikattacken), die du schnell wieder loswerden wolltest.
Bei mir z.B. hat sich im Laufe der Jahrzehnte die Depression eingeschlichen und verschlimmert.
Ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht (mehr), was ein normales Leben ist.
Ich habe einen Beruf erlernt, den ich hasse, bin seit 15 Jahren Hausfrau, und ich habe ADS, was bei nicht nur bedeutet, dass ich Probleme mit Konzentration, Arbeitsplanung und Impulsivität habe, sondern dass ich, seit ich denken kann, anders war als andere - ohne eine Erklärung dafür zu haben. Dass ich von Kindesbeinen an das Gefühl hatte, alles falsch zu machen, und dass ich meinen Empfindungen nicht vertrauen kann, weil alle anderen mich/meine Worte/mein Handeln anders bewertet haben.

Ich bin jetzt 42. Und ich musste erst mal an den Punkt kommen, dass nichts mehr ging (zumindest nach meinen Maßstäben, ich weiß inzwischen, dass es durchaus noch weiter nach unten gehen kann), dass ich mir wünschte, tot zu sein, bis ich in die Pötte kam.

Aber meinst du, dass ich da mal eben schnell wieder raus komme?
Im Moment habe ich eher das Gefühl, wieder voll rein zu rutschen (siehe meinen Beitrag im Psychotherapie-Forum). Und stelle fest, dass Notfallkoffer und so manch andere Strategie aus der VT im Moment nicht anwendbar sind.

Und da verschafft mir Ausheulen die Erleichterung, die ich brauche, um weiter zu machen.
Antworten