Es geht mir nicht gut :-(

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Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Es geht mir nicht gut :-(

Beitrag von Papillon »

Nach langer Zeit melde ich mich wieder...
mein erster und einziger Eintrag bisher war die Frage nach einem guten Therapeuten, den ich auch gefunden habe seit gut einem halben Jahr.
Es lief auch alles super. Mir ging es jetzt 13 Wochen am Stück gut. Ich hatte positive Gedanken, Gefühle, ich habe mich selbst besser gesehen, in einem anderen Licht. Ich hatte sogar in den 13 Wochen vergessen wie es sich anfühlt eine depressive Phase zu haben und ich habe mir gesagt, ich will nie wieder dorthin kommen wo ich einmal war.

Seit einer Woche bin ich wieder dort.
Ich hatte Dienstag letzter Woche einen schweren Rückfall und habe heftig geweint und alles erschien wieder so sinnlos. Das Gefühl hat zwei Tage angehalten, dann ging es wieder einigermaßen, aber eben nicht wirklich gut. Und seitdem komme ich auch nicht mehr hoch.

Ich weiß nicht ob ihr auch das Gefühl kennt, wenn man in dieser depressiven Phase ist, dann fühlt sich mein Kopf an, als würde jemand mit der Hand mein Gehirn regelrecht nach "unten" drücken... es ist kein Kopfschmerz, es ist einfach nur ein Druck, als ob mich jemand zurück in dieses schwarze Loch drängt. Und ich fühle mich dann auch irgendwie "benebelt"... dumpf... und ich habe das Gefühl, meine Mimik friert ein... ich bringe kaum mehr ein lächeln zustande... in der Arbeit vertusche ich das immer so gut es geht und es wundert mich selbst immer, wie gut ich das eigentlich verbergen kann... ich bin nicht so gesprächig, ich lächle nicht soviel... aber ich halte es durch.
Ich gebe mir immer Mühe und es ist in all den Jahren nie aufgefallen...
Ich habe auch das "Glück", dass bei mir diese depressiven Phasen erst gegen Nachmittag auftreten, ich also morgens ganz normal aus dem Bett komme... dafür geht es mir dann den Nachmittag über nicht gut und Abends endet das meistens in Weinkrämpfen, wenn es ganz schlimm ist...

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Ich merke, dass die Therapie bei mir angeschlagen hat, ich verstehe mich super mit dem Therapeuten und es kommt mir so vor, als versteht er wirklich etwas davon... es klingt nicht so nach Lehrbuch, sondern so, als hätte er selbst diese Erfahrungen gemacht.

Ich hab tolle Freunde, eine gute Arbeit, ich gehe jetzt auch zum Sport, versuche es zumindest... meine Ehe funktioniert bestens... ich weiß nicht woran es liegt, warum ich diese Krankheit habe, warum ich nicht davon los komme...

Und das Schlimme in den letzten Tagen sind auch die Gedanken, dass es ohne mich besser wäre. Ich weiß eigentlich wie falsch das ist, aber mir erscheinen sie trotzdem so logisch zu sein. Ich will das auch nicht denken, aber es kommt einfach so, als hätte ich selbst nicht mehr die Macht darüber. Ich denke sozusagen ohne zu denken... oder ohne es zu wollen.



Ich nehme auch keine Medikamente... ich habe einige ausprobiert (Cipralex, Remergil über längere Zeit, zuletzt Trevilor) aber es nutzt bei mir alles nichts, ich habe nicht das Gefühl, dass es bei mir etwas leichter macht. Und meine depressiven Phasen gehen auch nicht so sehr über einen langen Zeitraum, das heißt, ich habe immer auch ein paar gute Tage dazwischen. Wenn ich Medikamente nehme, habe ich das Gefühl keine richtige Freude mehr empfinden zu können wenn ich mich wirklich freue und die Traurigkeit, der Schmerz lässt dann zwar nach, aber alles fühlt sich gleich dumpf an...
Ich möchte es auch ohne Medikamente schaffen (habe eine leichte Depression), weil ich auch herausfinden möchte, was genau der Auslöser dafür ist, aber bisher weiß ich es nicht.
Es kommt einfach so...

Tut mir leid das ich so viel schreibe, aber ich glaube hier werde ich zumindest verstanden.

Ich wollte heute zum Sport gehen... wollte ich gestern schon, aber konnte mich nicht aufraffen... ich hoffe ich schaffe es heute, aber ich hab schon wieder einen Kloß im Hals und irgendwie ist mir nur danach mich hinzulegen...

Ich denke mir, vielleicht tut das Ausruhen gut, aber das ist nur eine Ausrede... ich glaube das ist es. Ich sollte raus gehen... vielleicht schaffe ich das heute.
Ina80
Beiträge: 151
Registriert: 24. Jul 2007, 16:17

Re: Es geht mir nicht gut :-(

Beitrag von Ina80 »

Hallo Papillon,

das selbe oder zumindest ähnliches ist mir während meiner Therapie auch passiert bzw. passiert mir auch jetzt noch. Ich glaube, es ist wichtig, auch durch die Therapie vielleicht ein Stück die Depression anzuerkennen und vielleicht auch ein Stück sie zuzulassen. Und dann den Umgang mit ihr lernen. Ich habe zu Beginn der Therapie nicht begriffen bzw. nicht gedacht, dass ich diese Krankheit als einen Teil von mir akzeptieren muss. Mittlerweile habe ich aber eine Ahnung davon, dass mich Depressionen vielleicht mein Leben lang begleiten werden. Wichtig ist auch für mich, den Umgang mit ihnen zu lernen.

Und glaube mir, es ist völlig normal, während der Therapie den einen oder anderen Rückfall zu haben. Wichtig ist dabei allerdings, mit dem Therapeuten darüber zu sprechen. Dieser kann dem Ganzen mit Dir zusammen auf den Grund gehen und heraus finden, woher diese depressive Phase kommt. Und das ist dann auch wieder ein Fortschritt. Und denk daran, was Du in den ganzen letzten Wochen geschafft hast! Dir ging es eine ganze Zeit nun wieder besser, das ist doch etwas! Und aus dieser depressiven Phase wirst Du auch wieder heraus kommen. Tu in dieser Zeit jetzt einfach alles, was Dir gut tut! Das macht es besser, die Depression auszuhalten. Rausgehen ist dabei schon ein erster guter Schritt.

Ich drücke Dich ganz fest und wünsche Dir alles Gute!

Lieben Gruß
Ina
Bedenke: Ein Stück Deines Weges liegt hinter Dir, ein weiteres vor Dir. Wenn Du verweilst, dann nur, um Dich auszuruhen, nicht aber, um aufzugeben. (Augustinus)
Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Danke

Beitrag von Papillon »

Danke für deine Antwort.

Ich glaube, es hat mich wieder so schlimm erwischt, weil ich es einfach nicht mehr gewohnt war.
Ich kenne mich eigentlich nicht anders. Die depressiven Phasen habe ich seit ich 16 bin und ich vermute stark, dass es auch vorher schon solche Tendenzen gab, aber ich habe das damals noch nicht gewusst, was das überhaupt ist und dachte, so bin ich nun einmal.
2007 habe ich mich mit der Sache erstmals einer Therapeutin anvertraut und seitdem war ich auch mehr oder weniger in ständiger Behandlung und seit November letzten Jahres wirklich regelmäßig.

Ich weiß, dass ich mit dieser Krankheit leben muss und weiß auch, dass sie immer wieder kommen kann. Ich weiß aber nicht, ob ich das wirklich für mich schon akzeptiert habe… ich weiß es zwar und lebe damit, aber ob ich das innerlich in mir als zu mir gehörig angenommen habe, weiß ich nicht.

Es hat so gut getan mich einmal über mehrere Wochen von einer ganz anderen Seite kennenzulernen… nicht mehr so ängstlich vor jeder Kleinigkeit zu sein, ausgeglichen zu sein, lustig, positiv… über einen so langen Zeitraum kannte ich das nicht.
Ich glaube wirklich, ich habe diese Krankheit in dieser Zeit verdrängt und gedacht oder zumindest gehofft, dass das nicht wieder kommt.

Aber ich glaube, ich muss die guten Zeiten genießen solange sie dauern und die schlechten dann ein bisschen vergessen oder ganz wenn das gelingt. Und wenn dann doch wieder schlechte kommen, muss ich sie annehmen aber versuchen, es nicht allzu schlimm werden zu lassen… sich ablenken, raus gehen auch wenn es schwer fällt… das sind diese guten Ratschläge die man auch in der Therapie bekommt. Bei mir hat es nur nie so wirklich funktioniert… weil sich dann eben dieser Schalter umlegt und von jetzt auf gleich alles schlecht und negativ ist und traurig und sinnlos.
Ich arbeite aber daran, dass ich die Signale früher erkenne, dass ich dann wirklich frühestmöglich versuche dagegenzuarbeiten.

Und dennoch immer die Hoffnung haben: es wird wieder, vielleicht auch besser und länger…

Mein Ziel ist erstmal dass die guten Phasen länger dauern als die schlechten.
Im Moment stehen die Chancen dafür vielleicht sogar (wieder) gut.

Liebe Grüße!
maki

Re: Es geht mir nicht gut :-(

Beitrag von maki »

Hallo Papillon,

Will dir einfach nur mein Mitgefühl zeigen, helfen kann ich leider nicht, da ich in fast derselben Situation bin wie du.

Ich wollte ich könnte das Wort für ein paar Tage aus meinem Kopf verbannen, und nicht immer grübeln wie das denn nun weiter geht. Das würde vielleicht ein wenig Kraft wiederbringen.

Den Gedanken, dass es ohne dich besser wäre kenne ich auch zur Genüge, habe ihn aber in den letzten Wochen verbannt, was vielleicht schon ein kleiner Fortschritt ist.

Ich hoffe du bekommst noch weitere Hilfestellung hier im Forum - von erfahreneren Menschen als mir - denn ich stehe auch erst am Anfang meiner "Anfreundung" mit der Depression.

Viel Glück.

Milly
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