Angst vor depressiver Phase

[Ina80]

Hallo zu später Stunde,

ich mache mir seit einigen Tagen Gedanken um etwas, wozu Ihr mir vielleicht einen Rat geben könnt: Ich hatte vorletztes Jahr und letztes Jahr haargenau zur selben Zeit, nämlich Ende Juni/Anfang Juli meine Depression. Jedes Mal war diese depressive Phase sehr tief. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings noch nicht mit einer Therapie begonnen. Nun ist bald wieder Ende Juni und ich mache mir Gedanken, ob die Depression wohl in diesem Jahr wieder pünktlich zu diesem Zeitpunkt auftreten wird. Es ist schon komisch, dass es die letzten zwei Jahre zum selben Zeitpunkt war, hat jemand das auch schonmal erlebt? Ich habe wirklich Angst, dass es dieses Jahr wieder so ist. Blöd ist natürlich auch, dass ich nun jeden Morgen aufstehe und mich frage, wann die Depression sich in diesem Monat meldet. Natürlich keine gute Einstellung. Auf der anderen Seite habe ich nun eine Therapeutin, die mir hoffentlich durch diese schwierige Zeit hindurch helfen kann und auf der anderen Seite mache ich nun seit fast einem Jahr eine doch in vielen Punkten erfolgreiche Therapie. Ich würde mit der Depression jetzt wohl anders umgehen, als vor einem Jahr. Aber kennt jemand so etwas auch, dass die Depression immer zur selben Zeit auftritt? Kann man dagegen etwas machen?

Lieben Gruß und gute Nacht
Ina

[cool]

Liebe Ina,

bei mir gibt es auch "gefährliche" Zeiten und zwar sind es die Monate März/April und Dezember/Januar.
Das kann daran liegen, daß die Stimmungsschwankungen irgendeinen nicht nachvollziehbaren Rythmus gefunden haben, oder das in diesen Zeiten Auslöser für eine neue Phase vorhanden sind. Oder eine Kombination aus beidem.
Das herauszufinden ist nicht immer einfach.

Du könntest auch überlegen, ob es in den vergangenen 2 Jahren Frühwarnsymthome gab, die Du damals vielleicht nicht als solche erkannt hast. (z.B. Schlafstörungen, weniger Appetit, sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit, Konzentrationsprobleme,...) Es gibt leider auch Formen der Depression, die mehr oder weniger über Nacht zuschlagen. Ich weiß jetzt nicht wie das bei Dir bisher war, aber je früher man merkt, daß man abzurutschen droht, um so größer ist die Chance, eine Phase abzufangen. Manche Depressionen schleichen sich ja auch an.

Wenn es Dir zur Zeit ganz normal geht, würde ich auch ganz normal weitermachen, als ob nichts wäre. Stressige oder belastende Dinge, falls möglich, in den Spätsommer verschieben. Vielleicht bewußt ein paar Dinge unternehmen, die Dir gut tun und Spaß machen. Aber auch bei den angenehmen Aktivitäten den Ball flach halten und nicht übertreiben, Dich also nicht erschöpfen.

Über Deine Angst bzw. Besorgnis würde ich auch mit der TherapeutIn sprechen. Auch Auslöser und Frühwarnsymthome sind wichige Dinge, die man in der Therapie besprechen sollte.

Viele Grüße Cool

[Valentina]

Hallo Ina,
ich glaube, das ist ein Punkt den Du in der Therapie klären solltest. Überlege mal ob es zu dem Zeitpunkt irgend wann etwas belastendes gab, kann Jahre oder Jahrzehnte her sein. Wenn Du das richtige findest, denke ich, merkst Du es wahrscheinlich am besten daran, dass Du es wegschieben und als nicht wichtig abtun willst.
Und genau das solltest Du Dir dann mit dem Therapeuten anschauen.

[horcars]

Hallo Ina,
oh, ja, auch ich hatte solche Phasen. Allerdings habe ich, nachdem die Episode abgeklungen war, immer gleich wieder alles verdrängt. Dazu gehörte auch, dass ich meine Tabletten nicht mehr genommen habe.
Inzwischen bin ich etwas schlauer, ich gehe zur Therapie und nehme eine geringere Dosis Medikamente. Wenn mir dann doch die Stimmung abzurutschen droht,(inzwischen immer weniger schlimm) weiss ich, dass es vorüber geht. Dann wehre ich mich auch nicht mehr dagegen, sondern lasse sie kommen, leide halt ein bisschen mehr und dann lasse ich sie auch wieder gehen.
Liest sich für Dich jetzt vielleicht ein bischen wenig ernsthaft, aber wir müssen diese Art Krankheit erst einmal annehmen lernen, bevor wir sie richtig bekämpfen können.

Glaub an Dich, Du wirst es schaffen und wenn die Depression kommt, wirst Du sie überstehen, denn dem Grunde nach sind auch wir Depris stark.
Emotio wünscht Dir viel Kraft und viele positive Gedanken

[Ina80]

Hallo,

vielen lieben Dank für Eure Antworten. Hm, es ist echt seltsam, ich denke momentan ständig, dass die Depri langsam doch kommen müsste. Und hej, ich erwische mich momentan sehr oft bei negativen Gedanken, wie zum Beispiel "war ja klar, dass meine Bahn mal wieder Verspätung hat" oder sowas. Aber anders daran ist, dass ich mich jetzt dabei ertappe. Früher hatte ich diese negativen Gedanken, ohne darüber nachzudenken. Ich denke, das ist schon einmal ein großer Schritt in Richtung Besserung. Und wenn die Depri Ende des Monats wirklich kommt, werde ich versuchen, sie als solche anzunehmen und mir ein bisschen Auszeit zu gönnen. Man muss sich nicht mit Ach und Krach während dieser Zeit zwingen, zur Arbeit zu gehen, wie ich es die letzten Jahre getan habe. Und ich werde das in der nächsten Therapiestunde mal besprechen in der Hoffnung, dass sich meine Depri nicht genau zu diesem Zeitpunkt meldet. Denn dann kann ich schwierig über solche Dinge reden...

Euch ein schönes Wochenende und Lg
Ina

[Ina80]

@Emotio: Hattest Du solche Phasen oder hast Du sie immer noch? Geht das immer zur selben Zeit Auftreten der Depression irgendwann weg?

[Finna]

Hallo Ina,

bei mir waren die kritischen Monate immer im März, April. Alle 2-3 Jahre habe ich genau in diesen Monaten einen Rückfall bekommen. Mir ging es in dieser Zeit auch so, dass ich schon darauf gewartet habe, dass es mir schlecht geht. Ich dachte, dass das mein Leben lang so weiter geht. Letztes Jahr im Frühling habe ich es zum ersten Mal geschafft diesen Rhythmus zu durchbrechen. Wenn du es einmal geschafft hast, diese kritische Zeit ohne Rückfall zu überstehn, dann wirst du nächstes Jahr schon weniger Angst davor haben. So ist es bei mir. Schau in der kritischen Zeit, dass du dir nicht zuviel zumutest und sorge gut für dich. das wurde ja auch schon geschrieben. Ich drück dir die Daumen, dass es klappt.

Liebe Grüße,

Katinka

[Friedrich]

Hallo zusammen, liebe O - Schreiberin, die Angst vor einer neuen depressiven Phase kann ich gut nachvollziehen. Aber sieh, wenn die Phase ca. Juni / Juli eintritt, so bist du wenigstens in den anderen Monaten - so verstehe ich deinen Beitrag - Beschwerde frei und kannst ein relativ "normales" Leben führen. Vielleicht hilft dir ja der Gedanke, 10 Monate im Jahr halbwegs ok zu sein und diesen Zeitraum der Beschwerdefreiheit auszubauen, sei es mit einer Therapie (Sprache und Medikamente) Aus eigener Sicht kann ich dir sagen, es ist ein ständiges Auf und Ab, eine Eingrenzung auf bestimmte Zeiten im Jahr ist nicht möglich. Irgendwie haben mich meine Krankheiten fest im Griff, allen voran die eosinophile Colitis. Heute habe ich auch wieder enorme Schwierigkeiten, Schlaf zu finden, trotz mehrerer Psychopharmaka. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Glück, so dass der zeitliche Rahmen deiner Beschwerdefreiheit ausgebaut werden kann.

Übrigens haben sich einige TN auf meinen ersten Beitrag gemeldet, vielen Dank dafür, doch leider bin ich noch nicht so versiert im Umgang mit den eingehenden Mails, so dass diese nun gelöscht sind.

viele Grüße und gute Nacht
Friedrich

[Ina80]

Wisst Ihr, wir furchtbar das ist, jeden Morgen mit Angst vor der Depression aufzuwachen? Die anderen Monate bin ich leider nicht völlig beschwerdefrei, aber in den anderen Monaten meldet sich die Depri nicht nach irgendeiner Regelmäßigkeit....Da kommt sie einfach und geht auch irgendwie wieder....Ca. 3 Mal im Jahr meldet sich meine Depression. Ich arbeite dran, die beschwerdefreie Zeit auszubauen.....

Lieben Gruß
Ina