Unzulänglichkeitsgefühl

BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebes Otterchen,

"Durch einen liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen, unterstützt von Achtsamkeit, Sensibilität, Mitgefühl und Verständnis, wollen wir uns auf den Weg begeben, zu mehr Lebendigkeit, Spontanität und Neugierigsein, den Impulsen der Primärpersönlichkeit folgend."

Das tue ich doch sowieso.

Ich bestehe aus vielen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen entstanden zu unterschiedlichen Zeiten und habe viele verschiedene Fähigkeiten.

Warum sollte ich die auseinander dividieren?

Ich habe doch schon in der analytischen Therapie meine Vergangeheit aufgearbeitet. Nochmal mach ich das bestimmt nicht.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Flora,

die Worte des Chefs sind wörtlich "Du bist übergangagiert denn Du bist nur ein Praktikant. Du hast zuviel Dominanz. Und wir sind ein Team, Du hast Dich nach uns zu richten."

>>>>Manchmal ist es viel zielführender, die eigene Meinung einfach mal hinten an zu stellen und abzuwarten, was der Chef oder andere Vorgesetzte meinen.<<<<

Ich werde doch sowieso nicht nach meiner Meinung gefragt.


>>>>Es ist zum Beispiel auch immer sehr gern gesehen, wenn man als Praktikantin nachfragt, bevor man etwas macht und sich ab und an Rat holt,...<<<<

Das tue ich doch sowieso.

>>>>Dann fällt mir noch ein: Warum ist es dir eigentlich so wichtig, dich ganz besonders viel zu engagieren und mehr zu leisten, als alle anderen?<<<

Ich will nicht mehr leisten als andere. Ich will nur gute Arbeit machen, das ist alles.

Er hat sich bisher nicht über meine Arbeit beschwert, sondern über meine Persönlichkeitseigenschaften, also über mich als Mensch.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Moya,

>>>>Er warf mir vor ZU therapeutisch zu den Klienten zu sein!<<<<

Jau, sowas habe ich auch schon zu hören bekommen.
Ich sollte mich nicht um das seeliche Wohl meiner Patienten kümmern, sagte mein Chef. Kann man eigendlich therapieren, ohne sich um das seelische Wohl des Patienten zu kümmern? Ich glaube, nicht.

Meine Verhaltenstherapeutin hat nur den Kopf geschüttelt, als ich ihr davon berichtete. Sie sagte, ich hätte mich meinem Patienten gegenüber sehr einfühlsam und rücksichtsvoll verhalten und das wäre genau richtig. Und ich sollte mich in meinem Verhältniss zum Patienten nicht von meinem Chef irritieren lassen.
Moya
Beiträge: 105
Registriert: 21. Apr 2009, 13:47

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von Moya »

Hallo Bea,

Für mich ist das Feedback der Klienten damals auch am wichtigsten gewesen.
Natürlich müssen wir mit viel Kritik umgehen, aber zum einen denke ich, dass diese Kritik auch begründet und nachvollziehbar sein muss, sonst können wir ja nichts daraus lernen und zum andern ist ein Chef nicht unfehlbar nur weil er der Chef ist - und das sollten auch die Anleiter kapieren.

Liebe Grüße von Moya
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Moya,

>>>>Für mich ist das Feedback der Klienten damals auch am wichtigsten gewesen.<<<<

Das sehe ich genau so.
freebird
Beiträge: 1137
Registriert: 15. Dez 2003, 13:58

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von freebird »

Liebe Bea,

ich schließe mich voll und ganz den Worten Floras an. Ausgenommebn dein Verhalten im Forum, denn das kann ich nicht beurteilen. Aber was sie zum Bereich von Beruf und Arbeit sagt, da kann ich ihr nur zustimmen.


Eine kritische Frage an dich sei mir erlaubt. Ich habe deine Beiträge in diesem Thread gelesen und du kommst sehr uneinsichtig bei mir an. Dein Posting hier wirkt auf mich so, als machst du alles richtig, bist die klügste und kannst doch sowie so alles. Kann es sein, dass dein Chef vielleicht darauf anspielt? Du bist wirklich nur die Praktikantin, und so leid es mir tut, nun mal ganz unten in der betrieblichen Hackordnung.

Dein Chef hat nicht ganz unrecht, auch wenn er vielleicht (was ich nicht beurteilen kann) den falschen Ton angeschlagen hat, wenn er sagt, dass er und deine Kollegen ein Team sind und du dich unterzuordnen hast. So ist das nun einmal liebe Bea, wer zurletzt in ein bestehendes Team kommt, hat sich erst einmal an deren Spielregeln zu halten.

Hast du mal mit deinem Rehaberater oder auch deiner Therapeutin über deine, vielleicht mangelnde Teamfähigkeit unterhalten.

Damit will ich nicht sagen, dass du nicht teamfähig bist. Das kann ich nun wirklich nicht beurteilen. Allerdings, wenn ich deine Postings hier so lese, keimt in mir doch ein leiser Verdacht. Vielleicht hat dein Chef mit deiner überbordenden Dominanz ja gar nicht so unrecht.

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Corinna,

ich bin nicht in Reha, sondern in einer selbstfinanzierten Ausbildung.

Ja, selbstverständlich ist meine Ausbildung Thema in meiner Psychotherapie. Meine Verhaltenstherapeutin klärt mit mir die Situationen, die ich ihr aus der Ausbildung berichte.
Das kannst Du ja auch in meinem Posting an Moya lesen.

Und meine Verhaltenstherapeutin rät mir mich expliziet die äußerlichen Rahmenbedingungen wie z.B. Pünklichkeit, streng ein zu halten, aber mich als Mensch in meiner Person und in meinem Verhältniss zum Patienten nicht beeinflussen zu lassen.

Aber genau da liegt der Knackpunkt auf dem mein Chef herumreitet.

>>>>Dein Posting hier wirkt auf mich so, als machst du alles richtig, bist die klügste und kannst doch sowie so alles.<<<<

Wenn ich alles wüste, bräuchte ich nicht zu fragen. Ich frage aber.

>>>> Dein Chef hat nicht ganz unrecht, auch wenn er vielleicht (was ich nicht beurteilen kann) den falschen Ton angeschlagen hat, wenn er sagt, dass er und deine Kollegen ein Team sind und du dich unterzuordnen hast.<<<<
Kannst Du mir mitteilen wie ich meine Persönlichkeit dem Team anpassen soll?

Mein Anleiter hat als Beispiel genannt, das er früher auch gut gelaunt, mit Stolz geschwellter Brust, über die Station gelaufen ist und er von einem Kollegen böse als aroganntes Arsch bezeichnet wurde. Er habe sich daraufhin anders verhalten.

Wenn ich über die Station gehe, bin ich oft in Gedanken schon beim Patienten und ich freue mich auf die Aufgabe.
Das ist Angagement und sonst nichts. Ich glaube das viel Kollegen dieses verloren haben. Und es stößt ihnen sauer auf, wenn sie jemanden mit Intusiasmus an die Aufgabe rangehen sehen.

Zum Thema Dominaz: Meine Verhaltenstherapeutin hat mir mitgeteilt, das ich eine dominate Außenwirkung habe, ohne tatsächlich dominat zu sein. Im Gegenteil, mir fehlt es an Selbstbewustsein. Aber das merkt man erst, wenn man sich von äußeren Schein nicht täuschen läßt.

Aber ganz gleich wie man diese Dominaz einschätzt, ich rufe sie nicht bewust herrvor. Und ich kann sie auch nicht bewust beeinflussen. Ich weis nicht mal worauf genau diese Dominazwirkung beruht. Ich weis nur, das sie eine falsche Fassade ist.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Es ist ein verdammt scheiß Gefühl als Mensch nicht wertgeschätzt zu werden. Obwohl man alles tut was möglich ist.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Ich muß mich selber wertschätzen!
Moya
Beiträge: 105
Registriert: 21. Apr 2009, 13:47

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von Moya »

Hallo Bea,

Schaffst du es denn, dich selbst wertzuschätzen?
Vielleicht ist es dann nicht mehr so wichtig, was ein Mensch über dich denkt, den du nie wieder sehen musst, wenn das Praktikum beendet ist.

Liebe Grüße von Moya
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Moya,

jedenfalls hat die Erkenntniss, das ich für meine Wertschätzung zuständig bin, meinen Schmerz zum Verschwinden gebracht.
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von 912318798 »

Bea!


"Es ist ein verdammt scheiß Gefühl als Mensch nicht wertgeschätzt zu werden. Obwohl man alles tut was möglich ist."


Ich wundere mich über Deinen Tonfall, er ist nicht typisch für Dich
und sagt mir deshalb umso nachdrücklicher, wie sehr mit Emotionen belegt
diese Feststellung ist.

Und sie ist so wahr...


Lieben Gruß

Jojo
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von flora80 »

Hallo Bea,

vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt: Du glaubst, aktiv etwas dafür tun zu müssen, wertgeschätzt zu werden, weil du nicht daran glaubst, "einfach so" wertgeschätzt werden zu können. Und das könnte dich immer wieder in solche Situationen bringen, dass du meinst, doch alles getan zu haben, wobei du damit evtl. das Gegenteil (nämlich Ablehnung) bewirkst, weil andere es befremdlich finden, wenn jemand so überengagiert ist. Jede Form von Extrem erzeugt erst mal Misstrauen. Ich glaube nicht, dass das zwangsläufig etwas mit Neid oder Konkurrenz zu tun hat.

Vielleicht lohnt es sich, an der Stelle einmal zu schauen, was du denn alles "tust" um Wertschätzung als Mensch zu bekommen und was du nicht vielleicht schon längst "bist", das Wertschätzung bekäme, wenn es nicht ständig hinter der Fassade der Super-Mitarbeiterin versteckt würde. Das ganz alte Gesetzt von Aktion-Reaktion könnte hier auch treffen. Dein Chef und die Mitarbeiter REagieren auf etwas in der Art, wie du agierst. Ich erinnere mich an den Thread, in dem du darüber berichtet hast, in einem Seminar bloßgestellt worden zu sein. Auch hier sehe ich Parallelen.

Ich spreche keinesfalls von Schuld oder so, sondern vielmehr von Reaktionsketten, in denen du natürlich auch deinen Part hast. Und vielleicht ist dein Part ein ganz anderer, als du es vermutest. Du kannst nur Wertschätzung deiner Person erfahren, wenn du diese auch zeigst und nicht hinter der Fassade der (zu?) Selbstbewussten und Oberkompetenten versteckst. Ich fange ganz, ganz langsam an, dich überhaupt wertschätzen zu können, weil du es jetzt manchmal schaffst, ein ganz kleines bisschen von dir zu zeigen. Wenn ich den Menschen nicht erkennen kann, dann kann es auch daran liegen, dass derjenige (unbewusst) gar nicht will, dass ich ihn sehe.
Insofern stimme ich Jojos Posting zu, wenngleich ich nicht glaube, dass man für Wertschätzung besondere Opfer bringen muss.

Lieber Gruß von Flora
Mo
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Registriert: 21. Mär 2003, 13:10

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von Mo »

Hallo Bea,
Ich kenn das, daß ich mich automatisch verantwortich gefühlt habe wenn bei der Arbeit ein Gerät kaputt war oder sonst was schief ging. War ich vielleicht verantwortlich dafür?
Aber das wurde weniger im laufe der Jahre, wenn es auch noch nicht ganz weg ist.
Zwischenmenschliche Dinge sind mir noch immer a bisserl fremd. Da weiß ich noch nicht ob ich verantwortlich bin oder nicht, daher halt ich mich davon noch fern. Ich versuche immer diplomatisch zu sein und keine Stellung zu beziehen weil ich immer das Gefühl habe zu wenig davon zu verstehen.
lg
Mo
Die Stimmen in meinem Kopf versichern mir, daß ich vollkommen normal bin!
Lee
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Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von Lee »

Hallo, liebe Flora,

>>> Ich fange ganz, ganz langsam an, dich überhaupt wertschätzen zu können, weil du es jetzt manchmal schaffst, ein ganz kleines bisschen von dir zu zeigen.

Warum ist es wichtig, jemanden zu sehen? Man muss jemanden nicht verstehen, um ihn zu respektieren?

Liebe Beatrix,

warum ist es dir so wichtig, was deine Verhaltenstherapeutin sagt? Ist das nicht auch eine Form von Abhängigkeit? Erwartest du, dass du nach der Therapie nicht mehr in Situationen geraten wirst, in denen du dich unzulänglich fühlst? (Was man manchmal ja durchaus sein kann - was ist so schlimm daran?)

Lee
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

das liegt wohl an der Fäkalsprache, die noramlerweise nicht benutze. Aber in dem Moment, als ich den Text schrieb, passte sie.
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von Lee »

Noch was:

>>> "Es ist ein verdammt scheiß Gefühl als Mensch nicht wertgeschätzt zu werden. Obwohl man alles tut was möglich ist."

Das klingt so absolut, Beatrix. Glaubst du, dass du von niemandem wertgeschätzt wirst? Das ist eher unwahrscheinlich oder?

Nehmen wir einmal an, dein Chef hätte nicht Recht mit seiner Beobachtung. Kann ja sein. Wenn man neu in ein Team kommt, erwartet das Team, dass man "den Ball flach hält", d.h. das sich der Neuling den vorhandenen Strukturen anpasst. Dafür kann es tausend Gründe geben: Gruppenzwang zur Durchschnittlichkeit, Angst der Kollegen nun auch mehr tun zu sollen, Nicht-an-den-eigenen-längst-erloschenen-Idealismus- erinnert-werden-Wollen - oder das Wissen der Erfahrenen um mögliche Burnout-Gefahren ("Über"engagement birgt Erschöpfungsgefahr in sich).

Kann es sein, dass du unbedingt Anerkennung von jemandem haben möchtest, der dich schlecht behandelt? Wenn ja, wozu? Zumindest klingt dein o.g. Ausbruch ("Scheißgefühl!") so. Das ist jetzt sehr weit hergeholt, aber vielleicht ist es ja ein Denkanstoß: Kennst du das aus deiner Kindheit?

Viele Grüße

Lee
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Flora,

>>>> vielleicht liegt genau hier der Knackpunkt: Du glaubst, aktiv etwas dafür tun zu müssen, wertgeschätzt zu werden, weil du nicht daran glaubst, "einfach so" wertgeschätzt werden zu können <<<<

Ich versuche mal meine Gefühle und Gedanken auseinander zu klamüsern.

Ich selber schätze Menschen grundsätzlich wert, allein aus der Tatsache herraus das sie Menschen sind.

Dann gibt es noch die Wertschätzung als Arbeitnehmer. Da mein Mann selbständig war und ich somit die Frau von Chef die voll mitgearbetet hat, schätze ich Arbeitnehmer die ehrlich, zuverlässig, ordendlich, sauber und fleißig sind.

Das sind meine Wertschätzungen auch meinen Kollegen und meinem Chef gegenüber.

Genau diese Wertschätzungen erwarte ich auch zurückzubekommen, denn ich bin eine Mensch und ich bin ein Arbeitnehmer(Praktikant) mit allen Vorzügen, die ich selber von einem guten Arbeitnehmer erwarte.

Und ich werde als Mensch, der wissbegierig, lernbereit und verantwortungsvoll handelt und als Arbeitnehmer, der fleißig, ehrlich und zuverlässig ist, nicht wertgeschätzt, ganz im Gegenteil.

All diese Eigenschaften sind aber Bestandteil meiner Persönlichkeit und ich müste mich verbiegen, wenn ich sie ändern wollte.

>>>> Ich spreche keinesfalls von Schuld oder so, sondern vielmehr von Reaktionsketten, in denen du natürlich auch deinen Part hast. Und vielleicht ist dein Part ein ganz anderer, als du es vermutest. Du kannst nur Wertschätzung deiner Person erfahren, wenn du diese auch zeigst und nicht hinter der Fassade der (zu?) Selbstbewussten und Oberkompetenten versteckst. Ich fange ganz, ganz langsam an, dich überhaupt wertschätzen zu können, weil du es jetzt manchmal schaffst, ein ganz kleines bisschen von dir zu zeigen. Wenn ich den Menschen nicht erkennen kann, dann kann es auch daran liegen, dass derjenige (unbewusst) gar nicht will, dass ich ihn sehe. <<<<
Vermutlich gibt es diese Reaktionskette. Da mein Anleiter und mein Chef sich an meiner dominaten Außenwirkung stoßen, wird es damit zutun haben. Nur kann ich diese nicht verändern.


>>>>Ich erinnere mich an den Thread, in dem du darüber berichtet hast, in einem Seminar bloßgestellt worden zu sein. Auch hier sehe ich Parallelen.<<<<
Wieso muß man, um wertgeschätzt zu werden emotional erkennbar sein? Das verstehe ich nicht.
Ich bin ein Mensch. Menschen haben Emotionen, sind verletzbar. Muß man das erst ausprobieren und den Menschen verletzten, das er sichtbar Emotionen zeigt, um ihn respektieren zu können?
Denn genau das ist im Kurs damals passiert. Es hat mir schweren Schaden zugefügt.
Ich möchte so eine Situation nicht noch mal erleben müssen.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Lee,

>>>> Erwartest du, dass du nach der Therapie nicht mehr in Situationen geraten wirst, in denen du dich unzulänglich fühlst? <<<<
Ich hoffe mit dem Gefühl besser umgehen zu können, so das es mich nicht mehr umhaut.


>>>> Wenn man neu in ein Team kommt, erwartet das Team, dass man "den Ball flach hält", d.h. das sich der Neuling den vorhandenen Strukturen anpasst. Dafür kann es tausend Gründe geben: Gruppenzwang zur Durchschnittlichkeit, Angst der Kollegen nun auch mehr tun zu sollen, Nicht-an-den-eigenen-längst-erloschenen-Idealismus- erinnert-werden-Wollen - oder das Wissen der Erfahrenen um mögliche Burnout-Gefahren ("Über"engagement birgt Erschöpfungsgefahr in sich). <<<<
Ich denke, Dein Text trifft es ganz gut, warum sich die Kollegen verhalten wie sie sich verhalten.


>>>> Ausbruch ("Scheißgefühl!") so. Das ist jetzt sehr weit hergeholt, aber vielleicht ist es ja ein Denkanstoß: Kennst du das aus deiner Kindheit? <<<<
Das mag sein, wäre jedenfalls eine Erklärung für meine Verletztheit.

Und genau darum ist es wichtig für mich, meine Wertschätzung nicht von andern abhängig zu machen, sondern mir selber zu geben.
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen,

ich glaube, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Mit Wertschätzung meine ich nicht, dass ich nicht grundsätzlich erst einmal jeden respektiere, sondern ich meinte eher so etwas wie "etwas an jemandem mögen und schätzen". Und das kann ich nur, wenn ich auch von demjenigen wirklich etwas sehen kann, sonst schätze ich ja nur Fassade und nicht denjenigen selbst. Und DAS ist es doch, was du suchst, Bea, oder verstehe ich dich da falsch? Oder suchst du nur Applaus für deine Leistung auf der Arbeit? Du schriebst immer wieder, dass du als Mensch wertgeschätzt werden möchtest. Deshalb habe ich daraus geschlossen, dass es um mehr geht, als bloß gute Arbeit zu leisten und dafür belohnt werden zu wollen. Ich hatte es eher so verstanden, dass du dich wegen Kritik an deiner Arbeitsweise an deiner Person kritisiert fühlst. Ich finde es aber wichtig, zu sehen, dass man auch ein ganz toller Mensch sein kann, wenn man auf der Arbeit nicht die Erste und Beste ist... Wenn ich auf der Arbeit für etwas kritisiert werde, dann hat das ja nicht gleich mit meiner ganzen Person zu tun, sondern vielmehr mit einem Verhalten, das ich ändern kann. Du betonst immer, dass du dieses Verhalten nicht ändern könntest, weil es deine Persönlichkeit sei. Das sehe ich anders, denn wenn Verhalten gleich Persönlichkeit wäre, die nicht zu ändern ist, dann wäre jede Verhaltestherapie sinnlos... Was hindert dich daran, einen Gang zurückzuschalten, dem Chef zuliebe? Entschuldige bitte, aber ich verstehe offenbar wirklich noch nicht, was du meinst.

Grüße von Flora
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Flora,

Respekt würde mir reichen. Aber ich wäre auch schon mit Tolleranz zufrieden.

Ich werde noch mehr auf die äußeren Rahmenbedingungen dieses Arbeitsplatzes achten.

Aber ich werde das gleiche Angagement zeigen und keinesfalls schlechtere Arbeit abliefern, denn die Arbeit tue ich meinetwegen und um den Patienten gerecht zu werden.

Und wenn man glaubt, mich deshalb aufhängen zu müssen, dann muß man das eben tun.
BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Flora,

mein letztes Posting liest sich vielleicht etwas dickköpfig. Bin halt Westfale.

Aber meine positiven Persönlichkeitseigenschaften will ich nicht ändern.

Und meine dominate Außenwirkung kann ich nicht ändern, weil ich bisher keinen Ansatzpunkt für eine Änderung gefunden habe.
Nichtmal meine Verhaltenstherapeutin hat mir hierzu einen Tipp gegeben.

Zudem weist auch Du, das die Therapie einer PS, worauf diese Außenwirkung ja beruht, viele Jahre in Anspruch nimmt bis Änderungen erkennbar sind.

Ich habe aber nur noch 4 Wochen Praktikum.
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von 912318798 »

Guten Abend!

Bea!

Vielleicht wäre es trefflicher zu schreiben:

"Aber meine Persönlichkeitseigenschaften, die ich als positiv empfinde, will ich nicht ändern."

Zu dieser Einstellung gratuliere ich Dir ganz herzlich und
ich verstehe Dich in allem sehr gut.


Zum Thema "Wertschätzung" möchte ich noch eine kleine Geschichte beitragen,
die ich vor langer, langer Zeit (damals war ich 15) geschrieben habe:

Jemand flanierte durch die Gassen einer alten Stadt.
Da führte der Weg an einem Haus vorbei, das Jemandes Interesse weckte, da die Fassade etwas auffallend gestaltet war.
Jemand war ständig auf der Suche nach interessanten Objekten, und so lag nahe, daß der Wert des Gebäudes eingehender geschätzt werden sollte.
Zu diesem Zwecke durchschritt Jemand die Einfahrt des Hauses und gelangte in den Hof. Der Garten, der den einen Teil des Hofes bildete, war sehr gepflegt, manigfaltige Pflanzenpracht und ein makelloser Rasen schlossen an den zweiten Teil an, eine Steinterrasse, auf welcher sich kein Krümelchen Unrat fand.
Der schöne Hof trieb Jemand voran, auch die Zimmer des Hauses zu besichtigen,
und so war die Terrasentür flugs geöffnet und Jemand stand in einem großen, hellen Zimmer, durchschritt dasselbe und nahm nacheinander alle Räume in Augenschein,
um dem alten Haus die entsprechende Wertschätzung beimessen zu können.

Jemand war vorerst mit allem zufrieden, die Wände waren gestrichen, die Böden ohne Kratzer und alles zusammen sehr gepflegt.

Doch bald regte sich neuer Unmut in Jemand, es war zu wenig, einem Etwas eine Wertschätzung entgegenzubringen, ohne die "inneren Werte" zu kennen.
Und Jemand ging, eine Spitzhacke zu holen und den Verputz abzuhacken, um die darunterliegenden Ziegel zu begutachten,
die Böden aufzubrechen, um die Unterkonstruktion auf Moder zu untersuchen,
aber es zeigte sich kein Fehler.
Endlich, als der Großteil der "inneren Werte" des Gebäudes frei lag und alles in Trümmern,
da entdeckte Jemand einen winzigen, feuchten Fleck in der Mauer, der von einem undichten Wasserrohr herrührte.

"Aha", wetterte Jemand "da haben wir es!
Was für ein Glück, daß ich diesen Schaden entdeckt habe, beinahe hätte ich dieser Bruchbude meine Wertschätzung geschenkt!!!",
warf die Hacke in eine Ecke und ging zankend von dannen.

Das Haus aber, dergestalt ruiniert und entblößt den Witterungen preisgegeben
begann zu verfallen.
Der feuchte Fleck fraß das Rohr durch und Wasser trat aus und überschwemmte den Raum, die freiliegenden Ziegel konnten der Feuchte nicht trotzen und wurden mürbe.

Nach kurzer Zeit bot sich ein Bild des Jammers und alle Vorbeigehenden schüttelten den Kopf und sagten:
"Was für ein hässlicher Kasten doch aus diesem schönen Gebäude geworden ist!
Es wäre besser, man würde es einreissen.
So wie es da steht, ist es für alle nur ein Ärgernis!"

Wäre es nicht besser, das gute Bekannte an allem zu schätzen,
nicht allem einen Wert beimessen zu wollen
und ständig nach Unwert zu suchen?




Grüße, nachdenkliche

Jojo
Sunshine77
Beiträge: 261
Registriert: 11. Okt 2006, 20:55

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von Sunshine77 »

Liebe Bea,

Meine Erfahrung:
Andere Menschen können einen nur mögen/annehmen, wenn man Fehler hat und diese auch zeigt! Ansonsten gilt man als unnahbar und befremden - ob man will oder nicht.

Du scheinst einen hohen Anspruch an dich selbst zu haben (vermutlich durch deine Erziehung?). Das kenne ich und auch ich erwarte von Anderen den gleichen Einsatz als was ich als Mensch bereit bin zu geben. Nicht mehr und nicht weniger. Dürfte doch nicht zu viel sein, oder?! Aber weißt du was Beatrix? Es ist zu viel für die meisten Menschen zu erfüllen. Wir wollen uns nicht ändern, aber indirekt erwarten wir das von Anderen. Sie ticken anders, haben andere Erwartungshaltungen, andere Vorstellungen von Einsatzbereitschaft und dem Zwischenmenschlichen. Vielleicht oberflächlicher, als was wir möchten?

Wenn man so will, bist du in der Tat (zumindest in der Aussenwirkung) vermutlich zu stark für die Anderen, dadurch fühlen sie sich zu schwach und wenden sich ggfs. ab bzw. lassen Nähe nicht weiter zu. Interessant finde ich dabei, dass man selber seine eigene Stärke in solchen Momenten oft nicht sieht, sich stets falsch fühlt oder gar schnell schuldig.

Meiner Meinung nach, kann man nur aufhören sich "falsch" zu fühlen, wenn man das wirklich verinnerlicht hat und das dauert - vielleicht auch ein Leben lang.

Dir alles Gute!
Bleib dir selbst stets treu

BeAk

Re: Unzulänglichkeitsgefühl

Beitrag von BeAk »

Liebe Jojo,

Danke für die schöne Geschichte.

Und es stimmt, ich sollte mir meine Arbeitsfreunde von den anderen nicht verderben lassen.
.

Liebe Tini,

ich bin nicht perfekt, habe mehrere Lecks in Wasserleitungen.
Auch bin ich nicht der Meinung das die Kollegen sich meine Arbeitfreunde aneignen müssen.
Aber mir meine Arbeitsfreunde als negativ anzukreiden und mit Konsequenzen zu drohen, ist schon ein starkes Stück.

>>>> Meiner Meinung nach, kann man nur aufhören sich "falsch" zu fühlen, <<<<
Das ist die Lehre, die ich aus diesem Paktikum ziehen werde. Nur, muß ich noch an der Umsetzung arbeiten.
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