Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

EMHP
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Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo zusammen,

ich hätte ein Frage, vorallen an diejenigen die auch wie ich Kinder haben

Bin zurzeit wieder in einer depresiven Phase und daher ist meine Stimmung sehr unterschiedlich, sie kann sehr schnell umschlagen und dann will ich um mich herum einfach nichts mehr aufnehmen, ziehe mich zurück und will allein sein.
Natürlich merke ich, dass meine Kinder sich darüber Gedanken machen und nicht glücklich darüber sind, ich habe dann natürlich ein schlechtes Gewissen und mir geht es dann noch schlechter. Aber zusammenreißen, bringt auch nichts.

Bei uns zu Hause geht es halt einfach ein bischen ruhiger zu, wir unternehmen nicht so viel, vorallem nicht dahin wo viele Leute sind, es ist ein bischen ernster bei uns, weil ich das Lachen, ja kann man fast sagen, ich habs verlernt. Bin oft sehr traurig.

Wieviel soll ich meinen Kindern über meinen Zustand mitteilen?
Wie macht ihr das?
Redet ihr offen darüber?

Liebe Grüße an alle

von Nelle

Muss heute bis 22 Uhr arbeiten, kann daher nicht gleich antworten
niederländer

Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von niederländer »

Hallo Nelle,

Ich kann gerne eine Antwort geben auf deine Fragen.
Ich habe mich bis vor 4 Jahren nicht getraut um meine Gefühle an meine Kinder mit zu teilen. Haupsächlich war das meine Unfähigkeit aber auch meine Angst sie zu verletzen.
Jetzt weiss ich besser. Viele Jahre hab ich sie in Unsicherheit gelassen und immer der Starke Mann gespielt. Damals waren sie alle Drei in der Pubertät.Meine Älteste hatte Magersucht.

Erst seit zwei Jahren bin ich im stande um ehrlich und offen mit meine Kinder über meine Zwei Krankheiten zu sprechen. Ich bin nämlich auch Alkoholkrank.
Seit meine Trennung von meine erste Frau hat mein Leben sich total geändert. Zum guten.
Ich hab ganz vorsichtig den ersten Anfang gemacht und zuerst meine Kinder reden lassen wie sie die letzten 10 Jahre in meine vorige Beziehung erlebt haben.
Daraus kam hervor das meine Ex ihre meiste Gefühle total abgeblockt hat und eine Art Panzer um sich gebaut hat.
Während die Krankheit meine Älteste Tochter begegnete sie nur Unverständnis wegen ihre Magersucht und blöde Anmerkungen.Ich war dann derjenige die mit ihr reden konnte,obwohl es weh tat.

Meine Kinder haben gelitten weil ich nicht offen genug war damals. Ich habe ihnen erklärt das ich nicht im stande war mich konkret zu äussern wegen meine Schwermütigkeit und Sucht.
Nur eins haben sie erwähnt: in mein Suff hab ich viel böses gesagt,war aber nie agressiv.
Was sie auch erwähnten war die Frage warum ich immer zuhause war,nur im Wohnzimmer saß,viel rauchte und trank.Warum ich nie aus dem Haus ging und ihre Mutter co-abhängig machte von beide Krankheiten.
Ihre Mutter konnte meine Depressionen nie verstehen. Sie hat sich auch nie schlau gemacht dürch Lekture usw.
Das bedaure ich bis heute.

Meine Kinder verstehen mich jetzt gut. Ich hab ihnen erklärt das ich den Alkohol eingesetzt habe als "Selbstmedikation" um letztendlich aus den fürchtbaren teufelskreis der negative Gedanken zu kommen.Das klappte auch......... für ein Paar Stunden. Dann hab ich versucht sie deutlich zu machen woher die Depressionen wohl kommen könnten. Das es meine Unsicherheit war, meinen geringen Selbstwert und meine Versagergefühle.

Zuerst hab ich dann meine Sucht bekämpft und danach die Depression :
Ein harter steiniger Weg.

Es hat sich aber sehr gelohnt sie zu gehen,

Machts gut,nein,machts besser,


Gruss,

Benny
aseia
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von aseia »

Hallo Nelle,

ich habe eine kleine Tochter.Sie ist fast 5 Jahre alt.Natürlich merken die Kinder wenn mit der Mutti etwas nicht stimmt und beziehen es auf sich.
Ich wollte nicht, dass meine Kleine das auch macht und vielleicht Selbstzweifel o.ä. bekommt.So habe ich mir das Buch von Ertmute von Mosch "Mamas Monster" gekauft und meiner Kleinen vorgelesen.
Ich bin immer noch froh, dass ich das gemacht habe und meine Kleine weiß, dass Mamas Traurigkeit usw. nicht mit ihr zu tun hat.

Für grössere Kinder gibt es das Buch "Sonnige Traurigtage".Die Altersempfehlung ist hier ab 8 Jahre.

Bitte lies doch mal im Internet über diese Bücher.Mit deren Hilfe ist es vile einfacher darüber zu "reden" und vielleicht können Deine großen Kinder auch einfach nur beim Vorlesen für die jüngeren dabei sein?

Liebe Grüße
aseia
Sieglinde1964
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von Sieglinde1964 »

Meine Kinder sind 15 und 2x 10 Jahre alt. Am Anfang ist es mir schwergefallen ihnen zu erklären was mit mir los ist. Sie haben die Traurigkeit von mir mitbekommen, da ich dann in meinem Tiefphasen immer ins Bett gegangen bin auch am Tag. Meine Tochter (15)hat kann bis heute noch nicht richtig damit umgehen. Sie versucht aber Verständnis für mich zu bekommen. Gott sei Dank geht es mir zurzeit gut und habe keine Tiefs mehr. Die Zwillinge (beides Jungs) haben ab und zu mitbekommen, dass ich traurig war und haben mir die Ruhe gelassen. Meine Kinder wissen aber auch, dass meine Krankheit nichts mit ihnen zu tun hat oder sie vielleicht schuld daran sind. Als es mir besser ging, habe ich ihnen dann erklärt was mit mir los ist.
EMHP
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo aseia,

danke für deine Antwort, ich werde mich nachher gleich, über die Bücher, im Internet informieren. Das ist eine sehr gute Idee, habe gar nicht gewußt, das es die gibt, für solche Probleme.


Liebe Grüße von Nelle


Hallo Sieglinde,

ja, in meinen Tiefphasen verkrieche ich mich auch, immer aufs Sofa, sag dann meinen Kindern das ich sehr müde bin, was auch sein könnte, da ich noch arbeiten gehe. Aber ich glaube sie merken ganau, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Aber wie ich vorher schon Benny geschrieben habe, ich habe Angst ihnen das zuerklären, da sie auch überhaupt keine Fragen stellen, sie aktezeptieren das, aber ich spür ihre unsicherheit.
Jetzt werd ich mich mal über die Büchertipps von aseia informieren,vielleicht ist das ein Anfang.

Liebe Grüße
Nelle
EMHP
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo aseia,

hab mich gerade im Internet über die Bücher informiert, bin total begeistert und habe sie gleich bestellt. Danke


Liebe Grüße Nelle
maki

Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von maki »

Hallo Nelle,

Meine Kinder sind 13 und 15, und ich habe ihnen auch erst kürzlich von meiner Krankheit berichtet, da ich fand, sie seien in einem Alter wo man das verständlich erklären kann.

All die Jahre habe ich mich zusammengerissen, wenn gar nichts ging hatte ich halt Kopfschmerzen, sogar meinem Mann kann ich gut was vorgaukeln, aber wehe sie haben das Haus verlassen, dann lass ich aber mächtig Wasser ab.

Aber auch Kleinkinder bekommen mit wenn was mit Mutti nicht stimmt, da brauch man nicht viel zu sagen, die haben irgendwie sensible Antennen.

Vielleicht kannst du ja die Grossen fragen, ob sie sich ein bischen um den Kleinen kümmern evt. etwas mit ihm unternehmen.

Das wärs fürs erste

Milly
EMHP
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo Milly,

danke für deine Antwort, meine Große kümmert sich sehr um ihre Schwestern. Als sie 6 Jahre alt war, hat sie schon oft die Mutterrolle übernommen und hat sich um mich und ihre 3Jährige Schwester gekümmert. Wenn ich auf dem Sofa lag und zu nichts fähig war. Das zieht sich bis jetzt hin, obwohl ich es nicht mehr soweit kommen lasse, ich versuche in meinen Tiefphasen so gut wie es geht meinen Alltag zu bewältigen. Aber die Kinder spüren dass, das stimmt, sie haben ganz besonders feinfühlige Antennen.
Das einzige was ich meinen Kindern in meinen schlechten Phasen noch bitten kann,das ist die körperliche Nähe,wenn ich auf dem Sofa liege und irgendwo in Gedanken bin, dann kommen sie oft und kuscheln eine links, die andere rechts und die kleine quetscht sich dazwischen und sie lassen mich in Ruhe, sie liegen einfach da, irgendwie gefällt mir das, als wenn sie mir etwas Kraft abgeben wollen.
Aber dennoch ich muß was unternehmen und einen Anfang machen und erklären, aber das fällt mir sehr schwer.

Liebe Grüße Nelle
horcars
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von horcars »

Hallo Nelle,
Du schreibst, es fällt Dir schwer darüber zu reden. Wegen Deinem Ex-Mann kann ich es verstehen, weger der Kinder eher nicht. Vielleicht liegt es mit daran, dass Du selbst im Umgang mit Deinen Depressionen noch Schwierigkeiten hast. Unsere Kinder sind so sensibel und haben ganz feine Antennen für Unstimmigkeiten. Wenn sie nicht wissen, was los ist, denken sie häufig, es hat halt doch was mit ihnen selbst zu tun und fühlen sich schuldig.
Ich habe es meinen Kinder früh gesagt, gesagt, dass es mir manchmal schlecht geht und dass ich dann nichts dagegen tun kann. Dass ich Medikamente nehmen muß und zur Therapie gehe. Das ich dann, wenn es schlimm ist, nicht reden mag und viel Ruhe brauche, manchma aber auch aggressiv reagiere, es aber immer wieder weg geht. Das ist jetzt lange her und beide zeigen sehr viel Mitgefühl.
Du musst nicht ins Detail gehen und nicht über Ursachen reden sondern einfach nur,dass
du dann halt etwas anders reagierst als andere Mütter. Kinder haben auch viel Verständnis.
Machs bald, Du wirst sehen, es wird Dir dann auch besser gehen.
Emotio
Das einzig Unveränderliche in unserem Leben ist die Veränderung, sagt schon Laotse
EMHP
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo Emotio,

ja, du hast recht, ich habe Probleme zu meiner Depression zu stehen, ich hoffe manchmal inständig, dass ich doch keine habe und alles doch nur schlechte Laune ist.
Das ich jede Woche zur Therapie gehe wissen meine Kinder und das ich stationär war auch, aber sie glauben das es wegen meiner Arbeit ist Burn-out -Syndrom, stimmt ja auch teilweise, aber halt nicht ganz. Vielleicht schäme ich mich dafür, dass ich nicht die perfekte Mutter bin, die ich gerne sein möchte. Aber du hast recht, ich muss dazu stehen.

Liebe Grüße

Nelle
maki

Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von maki »

Hallo Nelle,

Nimmst du eigentlich AD's?

Du schreibst, dass du auch schon stationär behandelt wurdest, hilft das und wenn ja für wie lange?

Hoffe du hast einen schönen Tag.

Milly
EMHP
Beiträge: 83
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo Milly,

bin erst von der Arbeit gekommen, daher meine Antwort so spät.

Ja, ich nehme AD,ich habe immer Citalopram genommen und vor ca. zwei Monaten , hat mir mein Neurologe Venlafaxin verschrieben, da ich eine sehr schwere Phase gehabt habe und nahe dran war Dummheiten zu machen. Bin eigentlich zufrieden, aber deswegen bin ich jetzt trotzdem wieder in einem Tief, bin froh das ich gerade ein paar Tage arbeiten muß, da reiß ich mich immer zusammen, soll ja nicht jeder merken, ist aber schön anstrengend, bin jetzt fix und fertig, morgen früh habe ich einen Frühdienst und muß um 5 Uhr aufstehen.
Ich war letztes Jahr, sieben Wochen in Reha, hat mir sehr gut getan, hab dort angefangen, mich auf bestimmte Probleme einzulassen und zu bearbeiten, habe aber gleich eine ambulante Therapie angeschlossen, da ja alles nur angerissen worden ist und ich möchte gerne einiges abschließen.
Ich bereue, dass ich nicht schon 2003 auf eine stationäre Therapie gegangen bin, der Arzt hat mir damals dies schon angeboten.


Muß jetzt Schluss machen , bin wahnsinnig müde, schönen Abend noch allen.

Liebe Grüße
Nelle
Mo
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Registriert: 21. Mär 2003, 13:10

Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von Mo »

Hi,
Mir gehts seit ca. 3,5 Jahren ziemlich gut, aber gerade dieses Thema beschäftigt mich immer wieder.
Meine Tochter ist inzwischen 11 Jahre alt.
Auch wenn ich psychisch nicht mehr auffällig bin stellt sich die Frage nach meiner Krankheit immer wieder. zum Beispiel wenn ich wieder einen Arzttermin habe...oder immer wieder wenn ich meine Tabletten nehme (2x am Tag immerhin)
Ein Kind in diesem Alter denkt sich natürlich seinen Teil und stellt Fragen, Gott sei Dank. Aber wie werde ich ihr gerecht, wie kann man das Elend der Depression einem Kind in diesem Alter erklären, oder soll man das überhaupt tun?
Es gibt Dinge die kann ich vor ihr nicht aussprechen, das wäre zu grauslig...

Wie geht man damit um wenn man eigentlich eine ehrliche Beziehung zu seinem Kind erhalten will?`

Trotz all dieser Unsicherheiten glaube ich, daß ich nicht so viel falsch gemacht haben kann, da ich ein so offenkundig freches und doch liebes Kind habe...Kind stimmt nicht so richtig, sie ist schon ein Mädchen, mitten in der Pubertät.

Um zu Deiner Frage zurückzukommen: Ich habe ihr auf ihre Fragen nach dem Warum der Arzttermine und der Medikamente geantwortet, daß ich unglücklich war aufgrund einer Krankheit, und daß die Medikamente gegen meine Krankheit wirken.

Sehr viel mehr weiß ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin.

liebe grüße,
Mo
Die Stimmen in meinem Kopf versichern mir, daß ich vollkommen normal bin!
EMHP
Beiträge: 83
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo Mo,

es freut mich das es dir schon so lange gut geht, ich beneide dich richtig.

Bei mir glaube ich, ist es ein sehr großes Problem, dass ich nicht immer zu meinen Depressionen stehe, ich hab es schon mal erwähnt. Ich hoffe halt irgendwie immer noch, dass ich mal aufwache und es war nur ein Traum.Manchmal wenn ich mir aber richtig bewußt werde, das ich doch sehr krank bin und schwere Depressionen habe, bekomme ich richtig Angst und mich macht das fix und fertig.
Wahrscheinlich hab ich auch deswegen große Scheu mit meinen Kindern zu reden.

Meine Kinder sind sehr sensibel und zurückhaltend und eher still( o.k. sie sind genau so wie ich, als Kind), und sie kommen eigentlich nie und fragen mich warum und weshalb ich so komisch bin. Obwohl ich keine Mutter bin, die ihre Kinder ständig anschreit oder ihnen nichts erklärt, ich bin eigentlich glaube ich eine gutmütige Mutter, die viel zu viel durchgehen lässt. Aber sie nützen es nicht aus, was mich auch manchmal wundert.

Ich hab heute die Bücher bekommen die aseia
mir empfohlen hat, meine mittlere hat sich gleich neugierig,zu mir gestellt beim auspacken ( war mir richtig unangenehm), hat sich die Bücher auch gleich angeschaut.
Irgendwie war ich ihr ne Antwort schuldig, ich hab ihr gesagt, dass ich die Bücher für sie und ihre Schwestern gekauft habe, damit sie wissen warum ich manchmal so komisch drauf bin, das hätte sie doch schon gemerkt, darauf meinte sie, ja, das ist ihr schon aufgefallen. Jetzt weiß ich nicht ob ich`s ihnen allein anschauen lassen soll, oder mit ihnen zusammen.
Mal schaun wie es sich ergibt, meiner ganz kleinen werde ich, ihr Buch, mal vorlesen.

Ach, wenn nicht alles so schwierig wäre.



Hallo Elisa,

es gut die Meinung, von einem "ehemals betroffenem Kind", zu hören.

Mein großer Wunsch ist es, dass es meinen Kindern gut geht, und ich möchte soviel anderst machen, was meine Eltern, meiner Meinung an mir falsch gemacht haben, oder was mir damals sehr weh getan hat. Ich habe mir als Kind immer in solchen Situationen vorgenommen, dass machst du bei deinen nicht so.
Also müsste ich eigentlich unbedingt offen zu meinen Kindern sein, weil ich dies als Kind mir auch gewünscht hätte.
Mein Therapeut hat mir gesagt, ich soll immer soviel erzählen wie die Kinder wissen wollen, das stimmt ich will sie ja nicht überfordern. Nur ich hab halt das Problem, meine Kinder fragen mich nichts. Das liegt in ihrer Art, also muß ich vorsichtig den Schritt machen. Ich hoffe, ich schaffs.


Liebe Grüße an alle

Nelle
912318798
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von 912318798 »

Guten Abend!

Meine Kinder sind zwischen 5 und 10 Jahre alt.
Ich habe es noch nicht geschafft, ihnen über meinen Zustand zu erzählen,
oder zu versuchen, ihn ihnen zu erklären.

Vielmehr versuche ich, in ihrer Gegenwart fröhlich zu wirken und sie zum Lachen zu bringen.
Das geht auch recht gut, seit ich beschlossen habe, selbst wieder zu lachen.

Allerdings bekommen sie von aussen öfters Feedback, das sie manchmal zu Fragen veranlasst,...

fällt das schon unter "lügen"?...


Jojo
Clown
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von Clown »

«Allerdings bekommen sie von aussen öfters Feedback, das sie manchmal zu Fragen veranlasst, fällt das schon unter "lügen"?......»

Liebe Jojo, es fällt vielleicht eher unter 'die Kinder allein lassen mit Unsicherheit, unerklärlichen Reaktionen anderer ... ' - stell ich mir nicht angenehm vor und wenn es anhält, würde ich mich als Kind im Stich gelassen fühlen.

Ich bin überzeugt, keine Wahrheit kann so schlimm sein wie das Gefühl 'ich-darf-nicht-merken'.

Lieben Gruß,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Thies
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Mit "Bildern" gehts selbst bei Erwachsenen leichter...

Beitrag von Thies »

Meine Erfahrung ist, dass es schwer ist selbst Erwachsenen die Krankheit Depression und die Symptome zu erklären.

Ich gehe seit Jahren offen mit meiner Diagnose "Depression" um und habe anfangs versucht die interessierten Fragen sehr medizinisch zu beantworten, was allerdings nicht zu einem besseren Verständnis führte.

Daher erkläre ich es mittlerweile Kindern aber auch Erwachsenen so:

In jedem Menschen gibt es viele kleine Türen hinter denen sich positive oder negative Gefühle (wie z.B. Freude und Traurigkeit) befinden und immer wenn man ein entsprechendes Gefühl "benötigt", nimmt man sich einen der vielen stets vorhandenen passenden Schlüssel um diese Gefühle herauslassen zu können.

Scheint die Sonne und man kann sich freuen, schließt man eine Tür auf und läßt die freudigen Gefühle heraus. Und ist ein Grund zu Trauern, läßt man ein trauriges Gefühl heraus.

Bei einer Depression ist nun es so, dass die Schlüssel einer nach dem Anderen verschwinden und so immer weniger Schlüssel für die positiven Türen vorhanden sind, so dass man sich z.B. einfach nicht mehr freuen kann, wenn man eigentlich einen Grund dafür hätte.

Da sind dann bald nur noch Schlüssel für die negativen Türen da.

Das erklärt auch weshalb man auch wenn die Sonne scheint oft nur noch traurige Gefühle und Gedanken haben kann.

Und in einer ganz tiefen Depression werden dann sogar die Schlüssel für die negativen Türen knapp, so daß man weder fröhlich noch traurig sein kann.

Man fühlt sich dann so, als habe man gar keine Gefühle mehr.

Meißt kommt an dieser Stelle der Geschichte die Reaktion:"Das ist ja schrecklich!" -

Und sie habens begriffen.

Genau das ist es ja auch für den Betroffenen, wenn dieser gerade in einer Depression steckt.

Das Positive ist allerdings, fahre ich dann fort, und das kann man vor allem Kindern und Familienangehörigen sagen, dass es Medikamente gibt, die langsam und stetig wieder neue Schlüssel "herstellen".

Dies braucht zwar seine Zeit, aber mit jedem neuen Schlüssel geht es einem besser und wenn letzendlich wieder genug Schlüssel da sind, dann ist die Depression verschwunden.
912318798
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von 912318798 »

Liebe/r Thies!

Vielen, vielen Dank für diese Anleitung!
Das ist eine wirklich sehr beeindruckende Art, jemandem unsere Krankheit zu erklären!

Mit Deiner freundlichen Erlaubnis würde ich gerne Anleihe nehmen,
vielleicht fällt es mir damit leichter - und auch den Kindern -
den Moment der Bestürzung zu entkräften,
denn davor fürchte ich mich am meisten.


Clown, du Liebe!

Du hast Recht, es läuft mir auch nach und fällt mir nicht leicht,
"es" noch nicht gesagt zu haben.

Doch die Angst davor, die Fröhlichkeit mit meiner Erklärung abzutöten,
ist größer, als die Wahrheit zu tun!


Vielleicht hat mich Dein Anstoß und Thies wunderbare Methode wirklich zu etwas bewegt,
oder wird es können,...

Dank und lieben Gruß

Jojo
Thies
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und das schöne ist man sagt damit sogar die Wahrheit und muß nicht lügen

Beitrag von Thies »

Hi JoJo,

ich selbst habe diese "Geschichte" zur Erklärung ich glaube einmal in einem Fachmagazin entdeckt (weiß leider nicht mehr wo) und versucht sie sinngemäß wiederzugeben.

Das Gute an ihr ist, dass diese vom Medizinischen ins Bildliche stimmig übertragen wurde.

Die "Schlüssel" stehen für das fehlende Serotonin als Botenstoff, der die Weiterleitung und und Entstehung der Emotionen während der Depression wirksam behindert und so die überwiegenden Symptome hervorruft.

Und die Serortoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) sorgen dafür, daß wieder mehr "Schlüssel" also Serotonin vorhanden ist.

Ich denke mit dieser Geschichte kann man vor Allem Kindern, die meist mit der Zeit wachsende Angst und Hoffnungslosigkeit nehmen, dass sich der doch meist relativ lange anhaltende depressive Zustand z.B. eines Elternteils niemals wieder bessern könnte.

Sie müssen einfach nur abwarten, brauchen selbst nichts dazu tun und können gar nichts falsch machen.

Denn die neuen Schlüssel sind in Arbeit und werden mit der Zeit kommen.

Das ist mal sicher!

Ich wünsche dir viel Erfolg.
EMHP
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo Jojo, Clown und Thies,

ich versuchs manchmal auch wie Jojo, das ich einfach, wenn die Kinder da sind, fröhlich bin und mit ihnen versuch Spaß zu machen, aber das ist so furchbar anstengend und ich halte das gar nicht lange durch und ich habe gemerkt, dass die Kinder das spüren wenn das nur gespielt ist, es ist nämlich nur gespielt und nichts echtes, dann bin ich lieber traurig, weil das ist echt.
Aber für die Kinder natürlich auch nicht gut.

Der Meinung von Clown kann ich mich schon anschließen, dass die Kinder sich alleingelassen fühlen, wenn sie spüren etwas ist nicht in Ordnung aber sie bekommen keine Erklärung dafür, es ist alles so heimlich und wahrscheinlich für die Kinder auch bedrohlich und sie haben dann bestimmt Angst.
Aber es ist so schwer, vorallem jetzt auch für mich, mit ihnen darüber zu sprechen.

Aber ich muß echt sagen, die Erklärung der Depression von Thies, die ist echt super, die ist einleúchtend erklärt, das muß ja eigentlich dann jeder verstehen. So müßte ich es auch mal meinem Mann erklären, weil der kann mit meiner Depression nämlich auch nichts anfangen.
Der meint auch immer ich soll mich nicht so anstellen, mehr arbeiten, dann wird das schon besser.

Ich danke dafür euch allen, das ihr mir die Möglichkeit dazu gibt.

Liebe Grüße

Nelle
Thies
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sehe es ihm nach

Beitrag von Thies »

Hallo Nelle,

du solltest es deinem Mann nachsehen, denn seine Reaktion ist ganz normal für jemanden der für die niedergeschlagene Stimmung eines Deprerssiven keine äußeren Ursachen dafür ausmachen kann.

Ich hab mal gelesen, daß man während einer Depression diese organisch, also im Serotoninhaushalt, messen können soll.

Womit die Krankheit eben nicht einfache Einbildung oder oder gewollte Traurigkeit, die man ja selbst verursachen und auch willentlich beseitigen könnte, ist.

Wenn du Zahnschmerzen hast (da sieht man als außenstehender ja auch keinen äußeren Grund) und dich daher anders verhältst, käme ja auch niemand auf die Idee zu sagen, reiß dich zusammen und geh joggen, dann gehts dir auch wieder besser.

Das ist für Angehörige wie für alle, sogar für Ärzte, die noch nie daran erkrankt sind eben nur sehr schwer nachzufühlen bzw. zu verstehen.
Thies
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Info-Broschüren können zum Verständnis für Ehepartner und Freunde auch helfen...

Beitrag von Thies »

Infobroschüren zur Depression gibts häufig kostenlos von Krankenkasen oder Pharmafirmen:

z.B.

https://secure2.wyeth.de/wyeth/allgemei ... aspx?id=26

http://www.stada.de/gesundheitundmehr/s ... oschueren/

http://www.tk-online.de/tk/broschueren- ... sion/49282

oder einfach mal bei Google unter "Broschüre Depression" suchen.

Ich habe mir damals mal einen Packen bestellt und wenn Fragen zu meiner Krankheit von interessierten Freunden und Bekannten kamen, ihnen diese in die Hand gedrückt.

Manchmal hat das gedruckte Wort bei Zweiflern an der tatsächlichen Existenz einer solchen Krankheit ja noch mehr Gewicht als jeder mündliche Erklärungsversuch.
maki

Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von maki »

Hallo Nelle

Du schreibst:
Der meint auch immer ich soll mich nicht so anstellen, mehr arbeiten, dann wird das schon besser. Seit er weiß das ich mich mit euch im Internet austausche, meinte er neulich, das das total bescheuert ist, das ich mir noch mehr Probleme mache, wenn ich mir die Probleme von euch auch noch an höre.
Für mich ist das sehr schlimm, dass er gar nicht richtig versucht mich zu verstehen, deshalb habe ich mich auch hier angemeldet um mich mit, auch Betroffenen wie euch, zu unterhalten.

Hast du schon mal eine Gruppentherapie gemacht? Oder hast du das Glück, eine Freundin zu haben, die Verständnis hat, Zeit, und gut zuhören kann?

Das hilft mir, wenn ich mich dazu aufraffe anzurufen oder mich mit ihr zu treffen.

Mach dir mal Gedanken, ob du jemanden in deinem engen Bekanntenkreis kennst der in Frage käme.

Bis dann, schönen Tag.

Milly
EMHP
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Re: Wie od.was, sag ich meinen Kindern,betr.:meiner Krankheit

Beitrag von EMHP »

Hallo Thies,

danke für deine Infos.

Meinem Mann bin ich eigentlich gar nicht richtig böse, dass er das nicht richtig verstehen will, natürlich merke ich bei ihm, dass er doch sehr hilflos ist, er gibt sich nach außen hin immer als sehr stark und selbstsicher und richtig Gefühle zugeben das kann er nicht, will er nicht, das bedeutet für ihn schwäche zeigen.



Hallo Milly,

Gruppentherapie kenne ich von meinem stationären Aufenthalt, manchmal hat es mir sehr gut getan, aber meistens bin ich dort sehr zurückhaltend, weil zuviele dort in mich reinschauen können und meine Probleme sehen und ich weiß nicht ob ich ihnen vertrauen kann.

Freundin? da spricht du von mir ein großes Hauptproblem an.

Ich bin im Grunde genommen ein Einzelgänger, ich habe schon immer tiefere Freundschaften gemieden, schon als Kind. Immer wenn mir jemand zu nahe gekommen ist,bin ich zurückgewichen, fühlte mich bedrängt, eingeengt, überfordert, wenn ich ehrlich bin, es hat mich schon damals als Kind/Jugendliche gefreut wenn sie mit mir befreundet sein wollten, aber irgendetwas ging in diesem Moment in mir vor, ich habe mich gegen diese Nähe gewehrt, mir wurde das zuviel und ich hatte Angst, das sie sich wieder von mir abwenden, wenn sie merken das ich vielleicht doch nicht so in Ordnung bin, wie sie es sich dachten.

Ich war als Kind sehr einsam, hab mich allein gefühlt, hab dies aber selbst verschuldet. Verstanden habe ich mich mit den meisten, aber mehr wollte ich nie.

Heute ist das auch noch so, ich strenge mich zwar an, auch mal aus mir raus zu gehen, aber dann kommt wieder der Punkt und es wird mir zu viel und suche wieder distanz und ich glaube ich gehe schon auf die anderen zu, mit dem Ausdruck, kommt mir nicht zu nahe.

Wünschen würde ich mir nichts sehnlichster als jemanden zu haben, mit dem ich über alles reden kann,aber auf die dauer schaff ich das nicht, schon wenn ich das schreibe, kommt plötzlich dieses Engegefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und die große Angst vor einer Enttäuschung. Vorallem habe ich Angst die anderen zu enttäuschen, ihnen nicht gerecht zu werden.
Dann denke ich wieder, 46 Jahre hast du es ohne geschafft, warum jetzt nicht mehr.

Liebe Grüße an alle

Nelle
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