berufsfantasien

Antworten
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo zusammen!

Ich glaube ich habe hier meinen Problemfall schon geschildert, doch drehe ich langsam durch.
Also: Ich studiere Geisteswissenschaften, die mich in keinster Weise interessieren (seit der 1. Stunde). Aus Mangel an "Eigendrehung" habe ich einfach das genommen, was ich mir einbildete oder wovon ich hörte, dass andere es als Studienfach nehmen würden. Ohne Wissen, was auf mich zu kommt, was mich später erwartet, ohne Interesse an den Fächern. Da ich eine ältere Studienanfängerin war (25 J.) dachte ich, aufhören ist nicht, und habe mich durchgekämpft trotz der langweiligen Materie bis jetzt. Nun habe ich 4 Semester damit verbracht, mich für Referate anzumelden und sie nicht zu halten (einfach nicht hingegangen). Und immer noch kann ich mir nicht eingestehen u sagen schluss jetzt! Aus Angst vor der wirtschaftlichen Situation danach. zudem lerne ich nicht. Ich nehme selten ein Buch in die Hand. Im Grunde verstehe ich gar nicht worums geht.
Nun ist die Verdrängung extrem groß. Doch um mich über Wasser zu halten muss ich etwas tun, was ich mehr oder weniger mit einem Mini-Nebenjob mache.
Aber alles fühlt sich immer so an, als würde ich zu meiner eigenen Exekution fahren. Zudem Selbstmordfantasien über Jahre. Bei dem Gedanken abzubrechen versagen mir die Knie, weil es mir doch "eigentlich gut geht".
Nun stehe ich vor einem absoluten Nullpunkt. Wenn abbrechen, was dann. Habe Fantasien, wie ein Job sein müsste: gesellschaftlich anerkannt, ich mittendrin, guter Verdienst, kreativ. Meine Fantasien kreisen um Grafiker, Bauzeichner, Schauspieler, Mediendesigner, Kunsthistoriker, Friseur , Öffentlichkeitsarbeit, ja sogar ein zweites Studium der Psychologie, des Mediendesigns, der Architektur, der Kunstgeschichte, etc. kreisen ständig um mich herum. Dabei habe ich in allen diesen Bereichen keine Erfahrung, also nix damit zu tun - und schlecht in Mathe war ich schon immer. Naturwissenschaften schließen sich also aus.
In Behandlung war ich schon. Natürlich kann mir niemand sagen wie es weitergeht. Und alle anderen machen mir Mut: zieh dein Studium durch...aber das ist kein Studium. Ich tue ja nix dafür und es ist meine Exekution. Selbst den Dozenten bin ich schon negativ aufgefallen (weil trotz Unterredung einfach nichts gemacht). Aber nein sagen zum eigenen Weg, auch wenn man ihn nicht akzeptiert?
Was kann ich tun? Ich will wieder in Behandlung gehen, am besten Verhaltenstherapie mit medikamentöser Behandlung. Mein Lebensweg ist jetzt schon extrem schräg. Inzwischen habe ich nur noch Angst, mir fehlt sogar die Sprache, werde ich aufs Studium angesprochen, ist es als würde meine Kehle durchgeschnitten.
Wie lernt man Verantwortung für sich zu übernehmen?
Über Antworten würde ich mich freuen. Vielleicht gibt es ja positive Erfahrungen.
Liebe Grüße, Nadalien
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: berufsfantasien

Beitrag von kormoran »

liebe nadalien,

ich kann nachfühlen in was für einer scheußlichen position du da jetzt steckst. ich habe es ähnlich empfunden. ich habe sehr spät kapiert, dass ich eigentlich nie wirklich gewusst habe, was ich will und kann; mein studium konnte ich beenden, das war nicht soo daneben (und die studienbedingungen liberal), aber mit der letzten depressiven phase und dem ausstieg aus dem damaligen job stand ich nochmal vor einer weichenstellung, und da hat es ordentlich gekracht; abgebrochene fortbildung, arbeitsversuche, panik, gefragt zu werden, traute mir nichts zu, alte wünsche taten einfach nur mehr weh, und dazu das depressive nicht-wollen-können ...

du bist ja schon einen schritt aus der zwickmühle herausgetreten! du siehst wo du da jetzt stehst und dass du verantwortung für dein leben übernehmen willst. du hast dir schon vorgenommen, wieder in behandlung zu gehen.

du bist schon unterwegs, nadalien, und dir ist sicher bewusst, dass es nicht leicht geht, dass du den bisherigen weg, das "versagen", das gegen-dich-selbst-arbeiten, etc. nicht so einfach hinter dir lassen kannst; hinter dir lassen, ja, aber das loslassen, loslassen von scham, "hätte ich nur, ...", „wie sage ich es …/ was wird … denken“ wird nicht von heute auf morgen funktionieren.

aber funktionieren wird es schon, und sobald du bereit bist, altes loszulassen und nach vorne zu blicken, und dabei dich selbst anzunehmen, ganz bei dir zu sein, dann wirst du auch den nächsten schritt schaffen: herauszufinden, was wirklich deines ist, deine stärken, deine wünsche, und dann wirst du auch wege sehen, wie du das realistisch umsetzen kannst.

mir hat bei diesem schritt eine arbeitsmarktpolitische frauenberatungseinrichtung sehr, sehr geholfen. ich hatte da ein regelrechtes coaching, das mich (ergänzend zur psychotherapie) sehr im selbst-annehmen und offen werden für die suche unterstützt hat.

und - ta-daa! - es hat gedauert, aber irgendwann nahm das alles form und ziel an und wuchs und eins gab das andere. ich habe schließlich (und das in krisen-zeiten wie diesen!) einen arbeitsplatz im wunschbereich bekommen (hältst du mir mal ein bisschen die daumen, dass die probezeit erfolgreich war? - nächste woche ist sie um ).

wenn ich jetzt so zurückdenke, scheint mir "loslassen" einer der schlüsselbegriffe zu sein, um hier weiterzukommen.

an vertrackten, schambesetzten, schmerzhaften zuständen festzuhalten, kostet zu viel kraft und führt zum stillstand. loslassen erfordert mut - und den wünsche ich dir!

liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo Kormoranin!
Natürlich wünsche ich Dir viel Erfolg bei der festen Übernahme.
Es hat mich gerührt, was Du geschrieben hast. Ich bin wirklich für jeden Vorschlag dankbar. Oft habe ich im Internet gesucht, was es für "Sortierungsmöglichkeiten" gibt. Die privaten Berufshelfer, nach dem Motto "Finde Dich selbst" kosten irre viel Geld, und dauern nicht lange, und natürlich steht man hinterher womöglich genauso schlau da wie vorher, weil man ja keine konkreten Pläne überhaupt mitgebracht hat... Du schreibst über "arbeitsmarktpolitische frauenberatungseinrichtung". was ist das und wo finde ich sowas? AA oder VHS oder ist das auch eine ehrenamtliche Initiative?
Im Moment überlege ich, mich auf eine Stelle als "Kauffrau für Tourismus und Freizeit" zu bewerben. In Sachen Tourimus habe ich Erfahrung. Das Kaufmännische geht mir natürlich ab, ist aber sicher erlernbar. Auf die Freiheiten, die das Studium bieten, muss ich verzichten, aber wohl gefühlt habe ich mich sowieso nicht. Es war immer wie ein "Pausenfüller". So traurig es ist, der Sinn ist mir nie aufgegangen, außer der durchzuhalten, "to show off" nach Außen. Na toll. Und die Kohle? Das Gefühl, das Leben versaut zu haben, nicht klar zu kommen, ständig im Schock zu leben, nichts zu verstehen... kann man "loslassen"? Einfach sagen"so ist es halt gelaufen"?
Ein Fehler tut mir heute noch weh, und mit dem kämpfe ich so sehr: ich wollte keine Ausbildung beginnen, weil ich dachte, damit wird mir meine Zeit gestohlen. Das klingt total lächerlich und abgedreht. Aber ich wollte jede Sekunde nur mit mir verbringen, ungesteuert. Scheinbar ist das nicht möglich, scheinbar wird man dadurch nur depressiv. Blöd gelaufen. Zu spät für alles.
Wo finde ich also die "arbeitsmarktpolitische frauenberatungseinrichtung" und wie haben sie dir geholfen? eine Antwort wäre sehr schön...danke Nadalien
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: berufsfantasien

Beitrag von kormoran »

hallo nadalien,

Blöd gelaufen. Zu spät für alles.

blöd gelaufen: ja
zu spät für alles? nein. zumindest habe ich, schwer aber dann doch, zu der haltung gefunden, dass es zum einen für vieles nicht so schnell zu spät ist, zum anderen die ziele sich ja wandeln und wenn man nur bei dem bleibt, was einer wirklich am herzen liegt, dann zeigen sich wege; und überhaupt: dieses festbeißen am verlorenen, das hadern, das zurückblicken, das bindet so viel kraft!

es ist schwer, aber wie schon geschrieben: loslassen und so frei im geiste wie möglich sehen, was jetzt möglich ist. und dann einen schritt nach dem anderen.

zu dieser frauenberatung: ich lebe in österreich, und es ist wohl eine recht spezifische einrichtung. ich hatte die möglichkeit, dort kostenlos gecoacht zu werden, weil ich zu der zeit ja auch arbeitslos gemeldet war. das arbeitsamt war richtig froh, dass ich dort gezielt betreut war, denn sie konnten mir nicht wirklich was sinnvolles anbieten. dass das für mich so fruchtbar war, hing wohl zum einen am angebot (psychologisch und berufsberaterisch toll geschultes personal, teils mit eigener burnouterfahrung ...) und zum anderen sicherlich daran, dass es parallel zur therapie lief und ich einfach beste voraussetzungen hatte, das konstruktiv zu verarbeiten. ich bin mega-dankbar, dass das so lief!!

du bist ja nun in einer anderen situation, aber erkundige dich doch einfach mal nach allen richtungen (psychologische beratung an der uni, arbeitsamt, sonstige einrichtungen). vielleicht findet sich eine begleitung für die nächsten schritte.

es ist so schwer, diese äußeren dinge fallenzulassen, die scham, dann doch nicht den abschluss vorweisen zu können, diese leere, weil eine das studium eben nicht fasziniert - zu sehen, wie manch anderer in seinem fach aufgeht und reüssiert ...

nicht hadern!!! wende dich dir selbst zu, deinen stärken. jede minute die du haderst mit "hätte können/sollen", etc., ist für dich verloren. und jede minute, in der du deine eigenen ressourcen stärkst und dich über das, was du bist, freust, rückst du einem erfüllten leben näher!

alles gute wünscht
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
cool
Beiträge: 2797
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: berufsfantasien

Beitrag von cool »

Hallo Nadalien !

Hier kannst Du Dich beraten lassen.
Am linken Rand sind einige interessante
Angebote, die Du mal anklicken kannst.
Ich habe dort z.B. einen Internet-Test
gefunden, mit dem man herausfinden kann,
welcher Beruf zu einem passt. Persönliche
Beratung gibt es auch.

http://www.arbeitsagentur.de/nn_26016/N ... g-Nav.html

Ob es so etwas spezielles in Deiner Region
gibt, wie das Angebot von dem Kormoranin
gesprochen hat, weiß ich natürlich nicht.
Evtl. findest Du etwas mit der Suchmaschine
Google, oder im Telefonbuch, oder bei Deiner
Studienberatung.

Viele Grüße Cool
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo!
Dann mal einen schönen Gruß nach Österreich, und danke Euch beiden für die Antworten.
Die Seite vom AA kenne ich. Ich habe mich nur immer gescheut hinzugehen....war mit 17 nach Schulabbruch mal da, und jede Berufsvorstellung, die ich vorschlug, wurde schlecht geredet, wahrscheinlich weils eh nur spontan von mir war. Dennoch unverschämt vom Berater, mir erstmal alles kaputt zu machen... also das ist Jaaahre her!
Dazu die Scheu. War auf dem Amt wegen Studijobs. Mein Freund war dabei und ich bin an den Beratertischen vorbeigelaufen, weil ich dachte, die müssen mich eh für verrückt halten, weil ich dann nicht mehr sprechen kann...ich guck dann immer nur mit entsetzten Augen, und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Bei der Uni Beratung war ich schon, der war nett, aber summa summarum war das Ergebnis nix: ex oder hopp, also ganz einfach. Uni-Psycho-Beratung? Seit Jahren drück ich mich davor, weil ich das Problem habe, mich nicht verständlich zu machen. ... Alles was ich aufschreibe im Vorfeld ist verwirrt. Und dann sitz ich da als wär ich 5 Jahre als und verlassen von Mami. Nun, soviel zur Opferrolle.
Ich denke immer, die glauben ich spinne.
...
Genug für heute, ich sollte nochmal an die frische Luft. Ach ja, und dranbleiben, trotzdem, ich weiß. Grüße, Nadalien
Kjeks
Beiträge: 8
Registriert: 26. Mär 2009, 11:00

Re: berufsfantasien

Beitrag von Kjeks »

Hallo Nadalien!

Sehr interessiert habe ich soeben diesen thread verfolgt. ich kann deine probleme extrem gut verstehen. mir gings bzw. gehts ähnlich. Ich habe Germanistik studiert und bin genauso "mitgeschwommen" wie du.

Auf der Uni habe ich mich nie wohlgefühlt und habe mir selbst vorgegaukelt, dass mir das studium spass macht.

Irgendwann gings nicht mehr. ich habe das studium im zehnten semester geschmissen, zum einen wegen der geldfrage, zum anderen weil die abschlussprüfungen und die fragen der "anderen" (familie usw.) nach dem ende des studiums immer bohrender wurden.

zum einen war ich froh aus dem studium draußen zu sein, jedoch kann ich mir immer noch nicht verzeihen, dass ich abgebrochen habe.

Jetzt mache ich eine ausbildung zur gesundheits- und kinderkrankenpflegerin und was soll ich sagen?
Die angst zu versagen sitzt tief, und vor allem weil die ausbildung ziemlich hart ist (unmögliche lehrer und verhältnisse auf stationen) lassen mich schon wieder zweifeln und darüber nachdenken, ob ich die ausbildung nicht wieder abbrechen soll.

was ich damit sagen will: das studium abzubrechen ist vielleicht nicht unbedingt die lösung, weil man leider nie weiß, was nachkommt. ich kann nicht genau sagen, ob es an der art des studiums oder an der art der ausbildung liegt, oder an meinen depressionen, dass es mir scheinbar nicht gelingt, meinen platz im leben bzw. im arbeitsleben zu finden.

ich dachte, wenn ich das studium los bin und diese ausbildung mache, fühle ich mich endlich aufgehoben und angekommen. leider scheint das wieder nicht der weg zu sein und momentan bilde ich mir ein, wenn ich ein kind hätte, wäre alles gut. Aber ist das die lösung? mein kopf sagt nein!!

Ich habe mir hilfe gesucht in münchen und bin auf das Frauentherapie Zentrum (FTZ) gestoßen. da hab ich nach langem kampf mir mir und meinem mann angerufen und drei wochen später, hatte ich einen termin.
die geben mir hilfestellung, eine art coaching, das aber keine therapie sein, sondern nur eine art lageplan geben soll und mir die entscheidungsfindung ermöglichen bzw. erleichtern soll. wenn ich möchte oder die sozialpädagogin, mit der ich gerade arbeite, meint, eine therapie wäre besser für mich, geben sie auch die möglichkeit der betreuung bis ein platz gefunden wird. dabei vermitteln die auch therapieplätze

ich hoffe, ich kann in der zusammenarbeit mit dem ftz soweit gestärkt werden, dass ich mir selbst durchhaltestrategien überlegen kann, wie ich die ausbildung überstehen kann, ohne verrückt zu werden. die kosten richten sich nach deinem verdienst. also, wenn du jetzt zum beispiel 400 euro im monat verdienst zahlst zu in der stunde 10 euro, oder so... ist glaub ich machbar, oder?

was mich zusätzlich momentan sehr aufbaut ist ein buch von louise l. hay "Gesundheit für geist und körper und seele - wie sie durch mentales training ihre gesundheit erhalten und krankheiten heilen".
Sie schreibt manchmal schon sehr esoterisch, aber momentan bin ich sehr dankbar für dieses buch. in jedem kapitel gibt es eine art mantra, dass liebgemeinte, aufbauende gedanken enthält und mich soweit aufbauen, dass ich zumindest in der früh in die arbeit gehen kann.z.b."alles ist gut angelegt in meiner welt".

momentan kann ich so der gedankenspirale, meinem gefühl nichts wert zu sein und alles falsch gemacht zu haben, einigermaßen entkommen.
Vielleicht hilft dir das ja auch?

Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu viel geschrieben, aber ich habe mich durch dein posting sehr angesprochen und gespiegelt gefühlt.

Hier für dich zum schauen: http://www.ftz-muenchen.de/

Fühl dich feste gedrückt!!
Alles Liebe, Deine Kjeks.
Wisse, was Du willst;

Fühle, was Du fühlst;

Tu, was zu tun ist.-

Ich weiß es heute leider nicht!
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: berufsfantasien

Beitrag von kormoran »

hallo nadalien,

mir ist da noch etwas wichtiges eingefallen: schließlich reden wir hier nicht ganz allgemein von berufsfindungsproblemen, sondern von (uns) depressiven menschen, die vor solchen entscheidungen stehen. das ist ein riesen unterschied!


als ich, ausgebrannt, aus dem job ausstieg und eine weitere ausbildung erst begann, dann abbrach, war ich extrem unter druck, eine entscheidung zu treffen, die weichen zu stellen und endlich nägel mit köpfen zu machen. ich empfand mich als zusätzlich unfähig, weil ich merkte, zu keiner entscheidung fähig zu sein, totale unsicherheit, was ich will?? kann??, was ich mir zutraue?? ich wollte eigentlich nichts von alledem wissen, es interessierte mich nichts -

- bis ich endlich einsah, dass das damit zu tun hat, dass ich zu dem zeitpunkt depressiv und in einem burnout-zustand war und durch mobbing meine ängste, unfähig zu sein, noch verstärkt waren. hier war die beratung extrem unterstützend dadurch, dass mir halt jemand anderer, dem ich vertrauen konnte, sagte, was ich mir selbst nicht zugestand: mich erstmal NUR zu erholen, gesund zu werden und mich nicht zu etwas zu zwingen, das ich zu dem zeitpunkt einfach nicht konnte.

erst als ich bewusst aus diesem permanenten "ich sollte", "ich müsste schon längst", "in dem alter muss man doch wissen was man will" etc ausgestiegen war und mich bewusst nur um die stärkung meiner ressourcen kümmerte, wurde es zumindest realistisch, hier irgendwann wieder weiterzukommen. und nach und nach, als die depressiven symptome nachließen und ich wieder stärker wurde, auch positives (auch an mir) empfinden konnte, tauchten quasi von selbst wieder ideen und konkrete vorstellungen auf. war es zuvor einfach nur angstbesetzt und quälend gewesen, über meine berufliche zukunft nachzudenken, wurde es irgendwann interessant, spannend, verlockend ... und nach und nach konnte ich dann anfangen, daran zu bauen.

ich konnte mich gerade nicht recht kurz und knapp ausdrücken, die botschaft ist zum einen, sich nicht so zu verurteilen, und anzuerkennen, dass auch die depression hier eine rolle spielt; und sich bewusst zu sein, dass man nicht alles auf einmal kann: gesund werden und schwerwiegende entscheidungen treffen, die viel mit "wollen" und dem, was man "selbst" ist, zu tun haben - denn gerade zu diesen elementaren lebens"funktionen" hat man in der depression so wenig zugang.

seid lieb zu euch selbst und gebt euch zeit!
(die zeit ist hier besser investiert als mit der neuerlichen verzweiflung und blockade über voreilige entscheidungen später …)
liebe grüße
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Ja, das ist richtig, erstmal gesund werden. Aber wie?
Ist es nicht so, dass man sich überfordert fühlt, weil man einfach daran gewöhnt ist, nichts zu tun?
Ich meine, es ist schwierig herauszufinden was einem gefällt. Das einzige was mir momentan gefällt, ist es Joggen zu gehen, und das war's. Und natürlich meinen Freund zu sehen, auch wenn der mit Depression nichts anfangen kann - anpackender Rationalist.
Gerade habe ich festgestellt, dass ich schon vor längerer Zeit eine Exmatrikulation erhalten habe - das Problem mit dem Nichtöffnen von Briefen. Daran Schuld bin ich sicher, aber auch die hohen Studiengebühren, ich muss ja das Geld erstmal zusammen bringen. Das hab ich jetzt überwiesen. Was ist das für ein Gefühl...natürlich Panik! Aber auch irgendwie Leere. Ich frage mich, wann endlich so ein Kick kommt, wo ich aufwache. Es ist so als hätte ich mit mir selbst rein gar nichts zu tun. Als wäre ich mir völlig egal, und dann doch wieder die Frage: Herrje, was machst Du eigentlich? Muss das sein? Aber aus meinem Inneren kommt nichts.

Vielen Dank für Eure Tipps. Ich wohne in Nordbayern, also ne ganze Ecke weg von München, wo ich aber tatsächlich zeitweise Psychologen und Psychater aufgesucht habe. Eine hat mir sehr gut gefallen - die hat gesagt was Sache ist. Doch nach einem Besuch und unter Einfluss eigentlich fremder Leute, die "es gut mit mir meinten", habe ich ihren Namen und alles aus den Augen verloren - keine Ahnung mehr wer das war. Ich leide die Hälfte meines Lebens an Depressionen, bzw. am Nicht-Können, wahrscheinlich schon seitdem ich Kind bin. Und es geht nicht weg. Versuche ich es, sehe ich die Welt wie durch eine Blase, beengtes Sichtfeld, und es gelingt mir nicht herauszukommen. Es gibt eigentlich kaum mehr Wach-Zustände, und wenn, dann erlebe ich sie nur unter Schock.

Wie ist es sich zu "outen"? Erleichtert es? Bisher wissen das nicht viele, aber einige, und die Meisten denken: wieso macht sie nix? weil sie nicht verstehen, dass man nicht kann.

Ja, ich habe Angst, sehr große Angst um meine Existenz. Ich habe Rückhalt (freund und Freundin), aber wie lange soll das so gehen, dass ich unfähig bin, mich selbst durchs Leben zu bringen?

Dass ich einen pflegerischen Beruf nicht annehmen kann, ist mir klar. Ich kann keine Katheder setzen. Ich kann Leute beruhigen, dass weiß ich. Vielleicht gibt es ja eine Weiterbildung danach, die Du machen kannst. Ich weiß nicht wie alt du bist, und ob du Ergeiz hast, oder ob du Ziele hast... ich finde es gut, dass du dich getraut hast, etwas anderes zu machen!

BB, Nadalien
LoneWolf
Beiträge: 7
Registriert: 22. Mär 2009, 17:14

Re: berufsfantasien

Beitrag von LoneWolf »

Hallo Nadalien,

ich bin in einer ähnlichen Situation wie Du, fühle mich schnell überfordert, orientierungslos und unselbstständig. Mir kommt es oft so vor, als wüsste ich nur noch, was ich nicht will, aber nicht, was ich will. Bei mir geht das mittlerweile auch schon seit Jahren so und ich hab das Problem meistens nur vor mir hergeschoben und gedacht, dass sich das schon von selbst regeln wird. Als würde man ganz von alleine reifen bzw. gesund werden. Ich habe auch auf das "Klicken" gewartet. Inzwischen weiß ich auch, dass ich etwas unternehmen muss. Nicht nur, weil es finanziell nicht mehr so weitergeht, sondern auch deshalb, weil ich merke, dass einem immer mehr egal wird, man tatsächlich den Willen verliert und letztendlich an gar nichts mehr Freude empfindet.
Also was tun? Ich würde empfehlen erst einmal wieder lernen etwas genießen zu können und herausfinden, was einem Spaß macht. Mal ganz unabhänig vom beruflichen Werdegang. Ich habe festgestellt, dass es mir auch geschadet hat, dass ich mich ständig vergleichen bzw. messen musste. Du bist Du und Dein Leben sieht eben anders aus als jedes andere, deswegen musst Du Dich nicht schämen und schon gar nicht solltest Du versuchen Dich anzupassen. Jeder geht eben seinen Weg, hat sein eigenes Ziel und braucht seine Zeit um anzukommen.
Bei mir wissen nur Familie und Freunde über meine Krankheit Bescheid und es ist schon eine Erleichterung, wenn darauf Rücksicht genommen werden kann. Eigentlich bin ich der Meinung, dass man viel offener mit dem Thema umgehen sollte, aber letztendlich ist man oft doch zu verletzlich, als dass man negative Kommentare einfach schlucken könnte. Muss also doch jeder für sich selbst entscheiden, ob es für sie/ihn das Richtige ist sich zu outen. Es ist jedenfalls nicht immer so, dass Akzeptanz gleich Verständnis ist. Einige Freunde wissen zwar, dass ich krankheitsbedingt nicht fähig bin mehr zu tun, verstehen es aber trotzdem nicht. Wie auch, man versteht sich oft ja selbst nicht. Das muss man wohl selbst auch akzeptieren und sich nicht allzu sehr daran stören.
Wichtig ist glaube ich, dass Du Dich nicht von der Zukunftsangst fressen lässt und wieder erkennst, was den Tag für Dich lebenswert macht, wo Deine Stärken sind und wo sich Deine Träume versteckt haben.

Liebe Grüße
The beauty of the world which is so soon to perish, has two edges, one of laughter, one of anguish, cutting the heart asunder.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo Kormoranin!
Hoffe Du hast Deine Probezeit erfolgreich bestanden!
Hallo alle zusammen.
Was mich wahnsinnig macht, ist dieses Rumgehocke. Konnte heute wieder einen Kurs nicht besuchen, obwohl ich schon vor der Tür stand (war sowieso 20 min zu spät). Immer daselbe. Dann musste ich ein paar Stunden warten, um zur Arbeit zu gehen. Und dann diese dauernden inneren Monologe, solange, bis es müde macht, und es trotzdem nicht aufhört.
Habe für Morgen einen Termin bei einem Neurologen. Natürlich wird er mir sagen, dass er mir in sachen Entscheidungshilfe nicht helfen kann. Aber ich will mich medikamentös behandeln lassen. Also ist das jetzt mein erster Schritt. Ich mag eben nicht mehr rumsitzen. Es reicht. Danach versuche ich eine Verhaltenstherapie anzufangen. Kann dauern, ich weiß das, aber ich will gesund werden, und zwar wenns sein muss mit brutalster Konfrontation. Gesprächstherapie schon versucht, aber das bringt nicht so viel, wenn man unter 4 Augen zwar reden kann, aber kaum ist man ausm Zimmer, setzt man sich wieder hin (ich . Soweit der Stand der Dinge. Schreibt mir bitte gerne mehr über euch, ich denke, dass der Austausch wichtig ist, auch wenn ich heute nicht so sehr auf Euch eingegangen bin.
Dann noch einen schönen Tag, Grüße Nadalien
Nadalien schrieb:
> Hallo zusammen!
>
> Ich glaube ich habe hier meinen Problemfall schon geschildert, doch drehe ich langsam durch.
> Also: Ich studiere Geisteswissenschaften, die mich in keinster Weise interessieren (seit der 1. Stunde). Aus Mangel an "Eigendrehung" habe ich einfach das genommen, was ich mir einbildete oder wovon ich hörte, dass andere es als Studienfach nehmen würden. Ohne Wissen, was auf mich zu kommt, was mich später erwartet, ohne Interesse an den Fächern. Da ich eine ältere Studienanfängerin war (25 J.) dachte ich, aufhören ist nicht, und habe mich durchgekämpft trotz der langweiligen Materie bis jetzt. Nun habe ich 4 Semester damit verbracht, mich für Referate anzumelden und sie nicht zu halten (einfach nicht hingegangen). Und immer noch kann ich mir nicht eingestehen u sagen schluss jetzt! Aus Angst vor der wirtschaftlichen Situation danach. zudem lerne ich nicht. Ich nehme selten ein Buch in die Hand. Im Grunde verstehe ich gar nicht worums geht.
> Nun ist die Verdrängung extrem groß. Doch um mich über Wasser zu halten muss ich etwas tun, was ich mehr oder weniger mit einem Mini-Nebenjob mache.
> Aber alles fühlt sich immer so an, als würde ich zu meiner eigenen Exekution fahren. Zudem Selbstmordfantasien über Jahre. Bei dem Gedanken abzubrechen versagen mir die Knie, weil es mir doch "eigentlich gut geht".
> Nun stehe ich vor einem absoluten Nullpunkt. Wenn abbrechen, was dann. Habe Fantasien, wie ein Job sein müsste: gesellschaftlich anerkannt, ich mittendrin, guter Verdienst, kreativ. Meine Fantasien kreisen um Grafiker, Bauzeichner, Schauspieler, Mediendesigner, Kunsthistoriker, Friseur , Öffentlichkeitsarbeit, ja sogar ein zweites Studium der Psychologie, des Mediendesigns, der Architektur, der Kunstgeschichte, etc. kreisen ständig um mich herum. Dabei habe ich in allen diesen Bereichen keine Erfahrung, also nix damit zu tun - und schlecht in Mathe war ich schon immer. Naturwissenschaften schließen sich also aus.
> In Behandlung war ich schon. Natürlich kann mir niemand sagen wie es weitergeht. Und alle anderen machen mir Mut: zieh dein Studium durch...aber das ist kein Studium. Ich tue ja nix dafür und es ist meine Exekution. Selbst den Dozenten bin ich schon negativ aufgefallen (weil trotz Unterredung einfach nichts gemacht). Aber nein sagen zum eigenen Weg, auch wenn man ihn nicht akzeptiert?
> Was kann ich tun? Ich will wieder in Behandlung gehen, am besten Verhaltenstherapie mit medikamentöser Behandlung. Mein Lebensweg ist jetzt schon extrem schräg. Inzwischen habe ich nur noch Angst, mir fehlt sogar die Sprache, werde ich aufs Studium angesprochen, ist es als würde meine Kehle durchgeschnitten.
> Wie lernt man Verantwortung für sich zu übernehmen?
> Über Antworten würde ich mich freuen. Vielleicht gibt es ja positive Erfahrungen.
> Liebe Grüße, Nadalien
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

...ähh. bin ausversehen auf "Beitrag zitieren gekommen ... sorry.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Noch was:
Mrs. Dalloway: du studierst auch? es klingt nicht so, als wärst du gerade in einer "aktiven Phase" (ich glaube, Du verstehst was ich meine...). Du klingst verträumt irgendwie.
LoneWolf
Beiträge: 7
Registriert: 22. Mär 2009, 17:14

Re: berufsfantasien

Beitrag von LoneWolf »

Hallo Nadalien,
nein, ich studiere noch nicht, bin aber in der Bewerbungsphase. Ich weiß nicht genau, was Du unter "aktiven Phase" verstehst, ich bin jedenfalls derzeit nicht beruflich gebunden, falls Du das meinst. "Verträumt" nehme ich mal als Kompliment an
Finde es gut, dass Du Dich dazu entschieden hast, Dir Hilfe zu holen. Viel Erfolg mit der Therapie!

Liebe Grüße
The beauty of the world which is so soon to perish, has two edges, one of laughter, one of anguish, cutting the heart asunder.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo Dallow!
So wies ausschaut willst Du wohl Anglistik studieren würde mich schon interessieren, was Du machen willst (ist ja ein Thema von mir - Berufswahl)...
Ja, der Termin beim Neurologen war sehr gut. Bekomme jetzt Anidepressivum, muss noch klären, ob sich das mit dem Verhütungsmittel verträgt...wegen Nebenwirkungen. Bin zufrieden, habe auch eine gute Anlaufstelle zwecks Verhaltenstherapie gefunden (weil ich zum Neurologen ging - irgendwo muss man ja ansetzen). Ab nächster Woche weiß ich mehr.
Grüße, Nadalien
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: berufsfantasien

Beitrag von FönX »

Hallo Nadalien,

ich habe zwar nicht studiert, aber die Situation ähnlich erlebt. Ich war festgefahren im falschen Beruf. Ich konnte erst loslassen, als ich zusammengebrochen war und gar nichts mehr ging. Das war zu spät. Stell deine Leidensfähigkeit nicht weiter unter Beweis. Tu dir das nicht an. Mach etwas, was dir das Gefühl gibt, dich zu befriedigen. Ich bin heute fast Mitte 50. Du bist noch sehr jung, und du hast viel mehr Möglichkeiten, dich neu zu entscheiden.

Viel Glück!
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo an Alle und vielen Dank für die Beiträge.
Ja, hallo FönX. Das ist das Problem mit der Zeit. Sie wird uns ja aufgedrückt. Mache ich das, dann gehe ich eine Verpflichtung ein, dann kann ich aber das nicht mehr machen, weil... ich denke dieser Kreislauf ist jedem bekannt. Inzwischen ist es klar, dass mein Lebenslauf definitiv nicht der Norm entspricht. Das ist natürlich ein Druck von außen. Inzwischen bin ich manchmal soweit zu sagen: was soll's. Doch was Angst macht ist dieses Unverständnis, dass Leute einen für faul halten, oder unfähig. 50 Jahre. Ich weiß auch nicht, sooo alt ist das auch nicht. Es ist älter, das ist klar, aber Du bist ja noch lebendig. Ich denke das schwierige ist, sich aus Abhängigkeiten zu lösen. Dazu braucht man Kraft und vor allem Geld. Ich habe festgestellt, dass es gut ist zu arbeiten. Ich hasse es zwar, und es interessiert mich überhaupt nicht, und ich denke immer, mein Gott, wo führt das hin... doch bleibe ich zuhause, dann grüble ich nur und alles was ich tun würde, tu ich dann sowieso nicht. Wichtig ist denke ich ab und an was Neues auszuprobieren. Bei mir hat es lange gedauert, zwei Versuche sind schief gelaufen (haben mich aus der Arbeit rausgeschmissen, weil sie sich bei mir und bei sich selbst nicht sicher waren). Das war natürlich niederschmetternd, dafür bin ich umso dankbarer, dass ich jetzt einen regelmäßigen Nebenjob habe. Und ich habe eingesehen, dass ich nunmal ein nervöser Typ bin. Manche verstehen das falsch, so als wollte ich nicht zuhören oder so, und am Anfang war es schwierig, diese neuen Informationen überhaupt zu ordnen. Eile mit Weile, sag ich da nur. Es ist jedenfalls eine gute Erfahrung. Zu meiner Zukunft: ja, ich kann verstehen, dass es dich (FönX) so lange im Beruf gehalten hat, trotz Schmerzen. Dafür hast Du meinen vollen Respekt - auch wenn das jetzt zynisch klingen mag, weil Du Dich selbst vielleicht für devot oder ängstlich oder feige hältst (nehme ich an)? Bist Du das? Ich meine nicht. Ich schreibe das nur, weil ich ähnlich über mich denke. Ich weiß auch nicht, wie ich dich aufmuntern kann, du hast auch sehr wenig geschrieben.
So nun zur Qual der Wahl: Ich war ja beim Neurologen (den Tipp gab mir eine Frau an der Strippe des Krisendienstes). Er hat mich einen Fragebogen ausfüllen lassen, aus dem danach aufgrund einer "Kurve" ersichtlich war, wo ich Schwierigkeiten habe. Den Bogen werde ich mir kopieren lassen, wenn ich in zwei Wochen wieder einen Termin habe. Er hat mir die Adresse eines Therapiezentrums gegeben, da ich eine Verhaltenstherapie machen will, weil ich's loswerden will (mir bloßem Akzeptieren tut sich ja nix). Da hab ich mich angemeldet, kann 2-3 Monate dauern, bis ein Platz frei wird. Doch es ist schon mal gut zu wissen, dass es hier diese Möglichkeit gibt, die ich wahrnehmen werde. Grund: Ich brauche Jemanden der mir Tipps geben kann und mit dem ich reden kann, weil ich mich in meinen Ängsten sonst verliere. Ich hab einfach Angst und fühle mich bei Verpflichtungen sofort eingeengt. So. Und heute hole ich mein Antidepressivum ab. Es heißt "Sulpirid". Da das allein nicht hilft, werde ich alles daran setzen, von der Emotionsschiene auf klare Sicht umzuschwenken, und das geht nur durch Handeln. Da ich nicht alleine auf der Welt bin, muss ich kleinbeigeben und sehen, wie und wo ich unterkomme, ohne unterzugehen. Das klingt jetzt sehr wage, aber mir fehlt ja noch die klare Sicht. Doch eins muss ich tun: Augen auf (gucken), Mund auf (sprechen - mein großes Problem), und zupacken. So, aber immer: Eile mit Weile. Ohne Herz geht's nicht. ...
Freut mich, wenn ihr mir weiterhin schreibt, auch wenn's nicht gut geht. Schreiben tut doch gut.
Bis demnächst, herzliche Grüße, Nadalien
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Nochwas: Das oben hört sich jetzt positiv an. Doch am Wochenende ging's echt daneben: Nachts stand ein schwarzer Schatten neben meinem Bett (mein Freund). Es hat mich aus dem Schlaf gerissen und ich habe (leise) gebetet: Ja, jetzt ist es endlich soweit, töte mich, töte mich! Erlöse mich! - Ich hab wohl nicht gleich erkannt, dass es eine lebendige Person ist, habe wohl schlecht geschlafen, und ich wäre wirklich bereit gewesen, weil ich in einer Schrecksekunde war. ...also das war wirklich zuviel. Darum: was tun, handeln, weg von der großen Emotion, die einen runterzieht.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Das ging schnell: nehme seit einer Woche erfolgreich Antideps und am Freitag (1 1/2 Wochen nach einer Anmeldung) habe ich einen Therapieplatz für und gegen mein Verhalten (Verhaltenstherapie). So, Anfang ist gemacht, und: so schnell kann's gehen. Mal schaun wie die Therapeutin / Therapie ist...
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo FönX!
Wie geht es Dir?
Hast Du was NEues gefunden?
Ich bin z.Z. in Verhaltenstherapie. Habe immer noch Tagträume die mich fast wahnsinnig machen und schreibe Hausarbeiten für die Uni, die echt schlecht sind (hab sie jemanden lesen lassen). Tja...
Ich versuche das "Beste" aus meinem irre langweiligen Leben zu machen. Hab Stimmungshochs, dann wieder Herzkrämpfe und Heulanfälle mit Atemnot, so dass ich mir wünsche ich würde einfach umkippen ... und tot! Das wechselt sich ab. Und einfach ist das nicht.
So, muss jetzt meine Arbeit machen.
Ich bin froh über den Austausch, auch wenn ich immer nur sporadisch da bin.
Schön is es hier, auch wenn's ein depri Formum is
Grüße an alle! Nadalien
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: berufsfantasien

Beitrag von FönX »

Hallo Nadalien,

ist das jetzt Zufall? Ich war in den letzten Wochen kaum hier. Und erst wieder seit einigen Tagen, schlage "zufällig" deinen Thread auf, zu dem du gestern ein F'up an mich geschrieben hast. Wahnsinn!

Zu deiner Frage: Vielen Dank jedenfalls für dein Interesse! Schon im vergangenen Jahr hatte ich, nicht zuletzt dank Trevilor, den Mut gefasst, ein Gewerbe als Webagentur anzumelden. Ich hatte in der letzten Zeit gelegentlich mal darüber geschrieben. In dieser Woche ist meine Entscheidung gefallen, diese Nebentätigkeit, die meine einzige ist, in eine Vollexistenz umzuwandeln. Und daran arbeite ich jetzt. Es geht um Webdesign und -hosting. Ich weiß, dass sich in diesem Bereich Tausende tummeln. Aber die wenigsten können mit Menschen verhandeln und ihr "Unternehmen" repräsentieren. Das kann ich neben dem Fachlichen auch noch recht gut. Wie das laufen wird, zeigt die Zeit irgendwann. Meine Frau arbeitet ja, seit bei mir die Krankheit chronisch zu sein scheint, vollzeit. Trotzdem kriegen wir noch einige EUR von der ARGE, weil sie nicht genug verdient. Mein Ziel ist, dass wir für 2010 keinen Folgeantrag mehr stellen müssen und der ARGE adé sagen können.

Weil ich diese Pläne habe, aber noch nicht so stabil bin, habe ich auch in anderen aktuellen Threads laut über den Wiedereinstieg mit Antidepressiva nachgedacht.

Wenn das klappen sollte, habe ich unter super Bedingungen einen Fast-Traumjob, der mir auch noch Zeit (und Kraft) lässt, als Singer/Songwriter und Komponist aktiv zu sein. Mal gucken....

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: berufsfantasien

Beitrag von Nadalien »

Hallo FönX!

Das hört sich ja super an! Falls Dich die Depression wieder mal am Kragen hat, dann denk einfach daran, was Du geschafft hast! Toll!
Wünsche Dir ganz viel Erfolg!
Grüße Nadalien
FönX
Beiträge: 3373
Registriert: 2. Jul 2008, 11:37

Re: berufsfantasien

Beitrag von FönX »

Hallo Nadalien,

die Realität hat mich gestern leider wieder auf den Boden der Tatsachen geworfen. Mich rief ein Freund an und bat mich, ihm beim PC (DSL-Anschluss) zu helfen. Wetter war gut, aber meine Frau musste arbeiten, also hatte ich, trotz wenig Lust, Zeit dazu. Da ich autolos bin, holte er mich ab und brachte mich zurück. Problem wurde nicht gelöst, weil der Anschluss erst nächste Woche aktiv wird. Ich konnte also nichts fürs Versagen. Trotzdem war ich, als ich wieder zu Hause war, vollkommen fertig, kraftlos, mutlos. Mir gingen meine weiter oben beschriebenen beruflichen Pläne durch den Kopf, neue Versagensängste kamen hoch.

Das Merkwürdige ist, ich kann sowas nicht vorausahnen. Nicht planen. Nicht einschätzen, ob meine Kräfte ausreichen werden. Nein, plötzlich ist der Akku leer, und ich hänge in den Seilen. Der nächste Tag ist meistens "gebraucht".

Dir und euch allen einen schönen Tag wünscht euch
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Babi
Beiträge: 1963
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: berufsfantasien

Beitrag von Babi »

He Nadalien,
bei Verpflichtungen fühle ich mich auch immer eingeengt, ich kann dich da gut nachvollziehen.
Deswegen bin ich auch nie in einen Verein oder so gegangen, weil ich mir einen regelmäßigen wöchentlichen Termin nicht vorstellen kann, fühle mich da wirklch eingeengt.
Dennoch hat man manchmal keine andere Möglichkeit.
Ich finde, daß du den richtigen Weg gehst, du machst das schon ganz richtig!
Geh den Weg weiter so, auch wenn er schwer und unüberbrückbar erscheint.
Ich denk an dich! Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
heutemorgen
Beiträge: 10
Registriert: 15. Mär 2006, 00:43

.

Beitrag von heutemorgen »

.
Antworten