Ich schaffe es einfach nicht,gut auf mich aufzupassen

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danni64
Beiträge: 457
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Ich schaffe es einfach nicht,gut auf mich aufzupassen

Beitrag von danni64 »

Hallo,

ich frage mich die ganze Zeit,wie es nur sein kann,doch wieder nach unten zu rutschen.
Ich war 8 Wochen in der Reha und bin mit soviel Kraft und neuen Mut nach Hause gekommen und nun 8 Wochen später,scheint alles wieder weg zu sein !
Warum komme ich einfach nicht vorwärts ? Ich habe das Gefühl,ich gehe einen Schritt vor und zwei wieder zurück.
Bin ich überhaupt noch brauchbar und arbeitsfähig oder habe ich in den letzten Jahren meine ganze Energie verbraucht.

Ab Montag gehe ich in die Tagesklinik und obwohl ich ja ungefähr,von der Reha,weiss,wie es abläuft,habe ich wieder eine fürchterliche Angst.
Es kann doch nicht sein,dass ich eine Menge schaffe und mit einem mal ist der Akku wieder leer .
Ich schaffe es nicht,auf mich aufzupassen,ohne mich zu übernehmen. Ich werde wohl immer so bleiben und niemals vorwärts kommen und das macht mich wütend und traurig zugleich.

Tschuldigung,dass ich jetzt hier jammere,aber mir geht es wirklich nicht gut. Und das macht mich so unendlich traurig,dass ich wieder zurück gefallen bin. Ich träume ständig,bin nur noch müde und könnte ganz weit weg laufen. Ich weiss ja,dass weglaufen nichts bringt und mit meiner wenigen Kraft im Moment käme ich wohl auch nicht weit.

Danke fürs Lesen !

LG Danni !!


Nimm dir jeden Tag eine Stunde,in der du nur für einen Menschen da bist: FÜR DICH !!
Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Re: Ich schaffe es einfach nicht,gut auf mich aufzupassen

Beitrag von Nadalien »

Hallo!
Ich finde es gut, dass du die Tagesklinik besuchen willst, und sie werden da sein für dich, garantiert.
Kannst du deinen Alltag denn irgendwie verändern? Das muss ja nicht ein großer Schritt sein. Vielleicht kennst Du jemanden, der dir eine Aufgabe geben kann, die dich rausholt, z.B. Babysitting oder Hundesitting oder was in der Richtung. Dass du einfach was erlebst. Und wenn keiner da ist, der über deine Erlebnisse erfahren will, dann schreib hier einfach rein. Und sei es, dass dir gerade die Sonne auf der Nase kitzelt - das ist doch auch schon mal was Beste Grüße, Nadalien
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Ich schaffe es einfach nicht,gut auf mich aufzupassen

Beitrag von Bellasus »

Hallo Danni,

>>>scheint alles wieder weg zu sein<<<
Mit der Betonung auf "scheint" bitte, ja?

>>>Ich werde wohl immer so bleiben und niemals vorwärts kommen...<<<
Nein, ganz bestimmt nicht! Bzw.: Doch, ganz bestimmt wirst du weiterkommen! Du bist doch schon dabei, etwas dagegen zu tun, dass es so bleibt, indem du in die TK gehst - was ist das denn anderes, als auf dich aufzupassen?

Ich lese hier z.Zt. eher wenig und weiß gar nicht - war das deine erste Reha und bist du noch am Anfang der Therapie? Wenn ja, dann sage dir doch bitte immer wieder, dass alte Muster hartnäckig sind und neue über eine lange Zeit und immer und immer wieder und in kleinen Schritten eingeübt und wiederholt werden müssen, bis endlich mal eine spürbare Veränderung eintritt. Das kann eine lange Durststrecke sein, und das Gefühl, immer wieder bei Null zu landen, kenne ich so was von gut.

Aber so ist es nicht. Das "auf mich aufpassen" ist für mich auch eine der schwierigsten Übungen überhaupt, und ich bin jetzt seit 5 Jahren dabei mit Therapie. Anfangs ging es noch nicht um dieses schwierige Thema, erst nachdem ich so halbwegs stabil war, habe ich angefangen damit, und es ist auch heute fast täglich präsent - aber sozusagen auf einem anderen Level - es geht schon um Feinheiten z.B. im Büroalltag, mich nicht mit leichtfertigen Zusagen für Zusatzaufgaben zu übernehmen wie kürzlich geschehen - insgesamt 10 Tage war ich im Loch, arbeitsfähig, aber viel mehr auch nicht. Dann heißt es schauen, was der Knackepunkt war - das weiß ich inzwischen, nur noch nicht, wie ich das in Zukunft vermeiden kann - dafür kommen die nächsten Theragespräche.

Wenn du dir sagst, dass du deinen Gefühlen und alten Mustern nicht hilflos ausgeliefert bist, sondern - mit therapeutischer Hilfe - die Fähigkeit hast, sie zu verändern, und dass das Gefühl, von ihnen weggeschwemmt zu werden, durch deine Entscheidung, das zu verhindern, an Macht verliert, dann nimmst du langsam wieder "die Fäden in die Hand". Wie gesagt, es dauert, erfordert immer wieder ein Durchhalten, viel Kraft, aber auch die liebevolle Sicht auf die Situationen, in denen du es schon hinbekommst. Aber ohne Löcher, scheinbare Stillstände und Rückfälle scheint es einfach nicht zu gehen, leider.

Schicke dir mal ein Kraftpaket,

viele Grüße
Annette




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- Betroffene für Betroffene -
Reve
Beiträge: 753
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Ich schaffe es einfach nicht,gut auf mich aufzupassen

Beitrag von Reve »

Hallo Danni,

dein Posting hat mich berührt, weil – obwohl du dir so viele Hoffnungen gemacht hattest – die Akkus offenbar wieder leer sind.

Ich glaube, man muss es sich immer so bildlich vor Augen stellen, bei manchen geht die Depression mit all ihren Begleiterscheinungen vorüber, bei anderen bleibt die Tendenz erhalten. Was ich deinen Postings so entnommen habe, stehst auch du immer unter einem Druck – sei es familiär, beruflich oder gesundheitlich – der immens ist.

Klinik – welche auch immer – ist eine gute, sinnvolle Gelegenheit, um die Akkus aufzuladen. Doch alleine das reicht doch nicht, dein Leben findet zuhause statt und hier musst du darauf achten, Dinge zu finden, die es schaffen, täglich !!! deine Akkus aufzuladen.

Die Vorgängerin (Nadalien) hat es geschrieben, du musst Kleinigkeiten herausfinden, die dir Kraft geben können. Das können kleine Rituale sein, bei mir wirkt immer eine schöne Umgebung, in der alles möglichst neu und taufrisch wirkt (ich habe eindeutig ein Problem mit „alten, abgegriffenen“ Dingen sei es in der Beziehung, Job, Lebenseinstellung…), ein täglicher Spaziergang und wenn nur 10 Minuten, wo du die Vogelstimmen hören kannst, vielleicht eine Sportart, ein Hobby, das nicht viel Zeit verschlingen muss, irgend etwas das es schafft, deine Gedanken anzuziehen. Dabei entstehen nach einiger Zeit positive Gefühle auch im Hinblick auf Vorfreude, mit etwas Übung brauchst du nur daran denken und es tritt schon eine leicht tröstliche Wirkung auf.

Kannst du dir nicht auch einen Art Plan machen vielleicht mit Hilfe deiner Therapeutin, ich habe mich in den letzten vier Jahren gefragt, wie ich leben will auch mit D. und habe mir nach und nach ein Objekt entworfen, das auf einigen, tragenden Säulen basiert.

Bei mir ist es der Fortbestand meines „Familienbetriebes“ auch über gewisse Grenzen hinweg, meine Schreiberei, mein Fotografieren, mein Garten mit Vorziehen vieler Sommerblumen, mein Job, meine Wellnesspflege, meine Tagebücher, ein fester Rhythmus, feste Pausen immer im Hinblick darauf, rechtzeitig „aufzuladen“ – ohne mir groß dreinreden zu lassen. (Es kommen oft genug Kommentare von meiner 19j.Tochter „Gehst du schon wieder zur Massage?“)

Bei mir werden die Akkus Tag für Tag ab Mittag schwächer und schwächer, um am Abend leer zu sein. Dann wird es kritisch, doch ich habe es jetzt einfach erkannt und angenommen.

Viellelicht kannst du mit alldem nichts anfangen, was ich geschrieben habe, aber ich wünsche dir, dass du Kraftspender findest, die dir täglich aufs Neue Trost und Auftrieb geben können.

Grüße
Carin
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