Therapie vs. Zeit ?

mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

Hallo,
ich beschäftige mich seit einer Zeit mit Depressionen und will über diese Krankheit einfach mehr lernen.
Was ich nun schon oft gelesene habe ist, dass es Zeit braucht, um eine Depression wieder los zu werden.
ICh frage mich da, ob da ADs oder Therapie überhaupt was bringt, wenn dazu gesagt wird, das dauert und auf der anderen Seite auch gesagt wird, dass die Depressionen auch mit der Zeit wieder weg gehen. Verkürzen ADs und Therapien die "Zeit" oder sind sie da nicht eher sinlos?
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von Dendrit »

Hallo mezzanine40,

also wenn ich das so richtig verstand, dann bekommt man die AD, um die Fehlproduktion der Botenstoffe auszugleichen; bei einer Therapie lernt man einteils, WARUM man die Depri hat und WIE man ein weiteres Auftreten evtl. verhindern oder abmildern kann.

Ich glaub, das kommt auch wiederum darauf an, warum man eine Depri hat bzw. was der Auslöser und Grund dafür ist.

LG, Manuela
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

ist es aber nicht so, dass ads auch erst nach einer gewissen zeit wirken. was nützt es mir, wenn ich über längere Zeit tabletten nehm, bevor sie wirken, wenn ich in der gleichen zeit ohnehin durch die episode durch bin ??
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von Dendrit »

Jetzt müssen Fachmänner ran, das kann ich nicht erklären.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

ich habe jetzt drei episoden hinter mir. Aus der letzen bin ich gerade dabei die letzten Schleier abzubauen, bin aber auf nem guten weg.
Bislang war ich nie beim Arzt gewesen, also auch noch nie ADs und noch nie Therapie. Habe es bislang aus eigener Kraft geschaft. Die Dauer war beim ersten mal ca. 6-8 Wochen, dann 8-12 Wochen und die letzte jetzt seit Weihnachten... also so ca. 16 Wochen... (wow, denke grade das erste mal über die Dauer nach).
Auch wenns mir jetzt im Moment recht gut geht, habe ich fürchterliche Angst vor dem nächsten mal....
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Liebe Mezzanine,

wenn es Dir jetzt wieder besser geht, brauchst Du tatsächlich keine Medikamente mehr einnehmen. Kannst Dir also den Psychiater sparen.

Was aber sinnvoll wäre, ist eine Psychotherapie in der du schaust, warum Du immer wieder depressiv wirst und was Du besser machen könntest, damit Du nicht wieder depressiv wirst.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

ich kann mir das noch nicht so richtig vorstellen, wie sowas funktionieren kann.

Kannst du mir das evtl. an einem Beispiel kurz und knapp erklären? Ich bin jetzt 41 und hatte früher nie Probleme damit. Halte mich im normalen Zustand eigentlich auch für sehr selbstbewußt und standfest.

Danke....

PS: sex = male, nicht female
Lebenskünstler
Beiträge: 39
Registriert: 4. Feb 2009, 21:09

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von Lebenskünstler »

Also,
ich bin mittlerweile 30 und befinde mich in der 4. Episode.
Meine dauerten in der Regel ca. 1/4 bis 1/2 Jahr.
Mir ist jedoch schleierhaft, wie man einer solchen Krankheit ohne Medis überhaupt begegnen kann. Jede Episode ging einher mit S.....gedanken. Und in jeder Episode war ich unfähig den täglichen Dingen des Lebens (Job/Beziehung/Umfeld) in irgendeiner Weise gerecht zu werden.
Abwarten und Tee trinken bis sich meine Depri chronifiziert werde ich jedenfalls nicht. Dann besser Medis und Therapie.
Soll die Kasse auch mal was leisten für ihr Geld. Außerdem sollte man den Aspekt der genetischen Veranlagung (Depression mit physischem Hintergrund) nicht außer Acht lassen. Wie sowas enden kann sehe ich an meiner Mutter. Die hat sich auch nie um Ihre depressive Erkrankung gekümmert und fristet nun ein von der Krankheit bestimmtes Dasein.
Meine Meinung.
KOPF HOCH AUCH WENN DER HALS DRECKIG IST
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Mezzanine,

hier ein paar Links zu Psychotherapeutischen Methoden.
Die gesetzlichen Krankenkassen finanzieren Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapien und die analytische Psychotherapie.

Prof. Bauer erklärt ganz gut wie und warum Psychotherapie funktioniert. Schau Dich mal auf seinen Seiten um.

http://www.psychotherapie-prof-bauer.de/
.


http://www.palverlag.de/Kognit.-Verhaltenstherapie.html - 26k -

http://www.thorwart-online.de/Seite_Leistungen.htm
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von flora80 »

Hallo Mezzanine,

ICh frage mich da, ob da ADs oder Therapie überhaupt was bringt, wenn dazu gesagt wird, das dauert und auf der anderen Seite auch gesagt wird, dass die Depressionen auch mit der Zeit wieder weg gehen.

Ist das denn wirklich so? Ich meine, gehen die Depris denn mit der Zeit "weg"? - Da du ja schreibst, dass du schon mehrere Episoden hattest, ist es nun nicht ganz unwahrscheinlich, dass es noch mehr davon geben wird... Depris gehen meistens nicht "einfach so" wieder weg, vor allem, wenn man schon mehrere Episoden hatte. Was wäre denn so schlimm daran, eine Therapie zu machen? Mich beschleicht ein bisschen das Gefühl, als wolltest du das auf jeden Fall vermeiden. Warum denn? Weil du dir "nicht vorstellen kannst, wie das gehen soll"? Naja, manchmal helfen auch Dinge, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten... Ich fürchte, der einzige Weg, herauszufinden, ob es dir helfen kann, ist es zu tun... Oder eben einfach jedes Mal abzuwarten und zu leiden. Da kannst nur du die Entscheidung treffen, was du willst. Woran hakt es denn? Wirklich nur daran, dass du nicht weißt, was da "wirken" soll?

Flora
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

hi flora,
ja du magst recht haben. Ich stehe der Sache tatsächlich skeptisch gegenüber. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich mir nie hätte vorstellen können, wie stark einen Depressionen leiden lassen. Ich war wie gesagt früher auch der Auffassung jeder sein selber etwas schuld daran und man müsse sich nur mehr zusammenreißen und selbst in den aller wertesten treten. Nun da bin ich jetzt belehrt wurden.
Allerdings lese ich auch sehr viel, dass trotz Therapie viele nicht davor bewahrt sind, wieder und wieder Depressionen zu bekommen. Also was bring es dann ?
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Hast vollkommen recht Mezzanine,

versuche es garnicht erst, es könnte ja auch besser werden.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

genau
ich setzte mich ja mit der Thematik auseinander, auch wenn ich kritisch bin.


gibt es einen unterschied zwischen Psychater und Psychologen ?
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von ANOVA »

Hallo,

>Die Dauer war beim ersten mal ca. 6-8 Wochen, dann 8-12 Wochen und die letzte jetzt seit Weihnachten... also so ca. 16 Wochen...

Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Deine depressiven Phasen immer länger werden? Genau das sollte ein Grund sein, sich auf eine Behandlung einzulassen. Denn unbehandelte Depressionen haben leider die Angewohnheit immer länger zu werden. Im Durchschnitt dauert eine unbehandelte depressive Phase 8 Monate, was eine verdammt lange Zeit ist, finde ich.

Wirkt die Behandlung, sind depressive Episoden signifikant kürzer. Allerdings gilt das nur, wenn man als Patient auch an die Behandlung "glaubt" bzw. ihr gewisse Erfolgswahrscheinlichkeit einräumt.

Dass Du von vornherein davon ausgehst, Du gehörtest zu denjenigen, bei denen eine Behandlung nicht hilft, ist typisch depressiv verzerrte Denkweise. Ohne es ausprobiert zu haben, wirst Du allerdings nie herausfinden, ob Du von Therapie (und ich spreche hier hauptsächlich von Psychotherapie, evtl. kombiniert mit Medis) profitierst oder nicht.

Gruß
Xenia
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Mezzanine,

der Psychiater ist Facharzt für psychische Leiden. Er therapiert vorwiegend mit Medikamenten und kurzen stützenden Gesprächen. Halt typisch Arzt.

Der ärztliche Psychotherapeut ist Arzt/Facharzt (oft Psychiater, aber nicht zwingend). Er hat zusätzlich zu seiner medizinischen Ausbildung noch eine psychotherapeutische Ausbildung genossen.

Der Psychologe hat Psychologie studiert. Das ist die Wissenschaft vom Verhalten und Erleben der Menschen.

Der psychologische Psychotherapeut hat auf sein Psychologiestudium noch eine Psychotherapeutische Ausbildung draufgesattelt.

Somit können Psychotherapien von ärztlichen Psychotherapeuten und psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt werden.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

ja natürlich ist es mir aufgefallen....

für mich ist es wie mit einer größeren Anschaffung. Ich muss mich erst damit mehr auseinandersetzen, bevor ich was kaufe. Schließlich will ich das beste Preis/Leistungs-Verhältnis.
Für eine Therapie möchte ich auch erstmal Grundwissen darüber erlangen und nicht wahllos zum Psychologen an der nächsten Ecke rennen. Deswegen setzte ich mich damit auseinander - kritisch, natürlich.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

danke bea,
also müsste ich zu einem Psychotherapeuten. Ob nun ärtzlich oder psychologisch ist dann wahlweise nach belieben. Oder wenn ich mehr vertrauen in die Schulmedizin und medikamente habe zum ärtzlichen und wenn mehr zu alternativen Theraphieformen zum psychologischen, oder wie ???
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von ANOVA »

Psychologische Psychotherapeuten haben eine umfangreichere therapeutische Ausbildung als Ärzte und darüber hinaus lernen sie während ihres Studiums auch sehr viel darüber, wie "gesunde" Menschen funktionieren, welche nicht-medizinischen Prozesse normalerweise bei einem Menschen ablaufen. Die allermeisten psychotherapeutischen Verfahren wurden daher auch von Psychologen entwickelt, nicht von Psychiatern (mal abgesehen von Psychoanalyse, das ist ein ziemlich ärztlich geprägtes Feld).

Wenn man Medis braucht, sollte man allerdings zusätzlich einen Psychiater aufsuchen.
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Mezzanine,

Grundwissen findest Du, wenn Du die Links, welche ich Dir oben eingestellt habe, anklickst.

Und google books ist eine gute Adresse für tiefergehende Infos.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

danke bea.... habe schon auf den Seiten rumgeguckt, die du mir geschickt hast. Ist ganz schön viel zu lesen ....

Hast du eine Ausbildung in einem von den Bereichen. Du weißt sehr viel und schreibst sehr viel hier im Forum. Oder hast du das wissen auch blos als Betroffene aufgebaut ??
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Mezzanine,

ja die meisten Verhaltenstherapeuten sind wohl psychologische Psychotherapeuten.

Und die meisten Analytiker oder tiefenpsychologisch fundiert arbeitende Psychotherapeuten sind wohl Ärzte.

Willst Du sowohl psychiatisch wie auch psychotherapeutisch therapiert werden, bekommst Du bei einem ärztlichen Psychotherapeuten u.U. beides. Überwirfst Du Dich allerdings mit einem von beiden, bist Du beides los.

So hat alles seine zwei Seiten.
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Mezzanine,

ich bin schon eine halbe Ewigkeit hier.

Ursprünglich als Angehörige hier gelandet und dann ziehmlich schnell auf die Seite der Betroffenen gewechselt.

Beruflich bin ich nur Physiotherapeut in Ausbildung.

Aber hier gibt es auch einige psychologische und ärztliche Profis unter den Betroffenen.
mezzanine40
Beiträge: 34
Registriert: 22. Mär 2009, 08:22

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von mezzanine40 »

mit der frage ob ich psychiatisch oder psychotherapeutisch therapiert werden will bin ich schon wieder überfordert. mir ist der unterschied nicht klar..

auf was muss man denn bei der wahl des therapeuten auchten... ?? Akademische Titel, oder Empfehlungen von anderen oder einfach ob man miteinander kann, oder wie wähle ich einen aus. Guck ich einfach nur ins Telefonbuch und schließe alle Meiers, Müllers und Schmidts aus ???
BeAk

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Mezzanine,

ich habe Dein Hirn heute wohl etwas überstrapaziert.

Ein Psychiater ist Facharzt für psychische Leiden, z.B. Depression, Schizophrenie, Angststörungen.
Er therapiert seine Patienten mit Medikamenten und spricht 10-15 Minuten mit ihnen.
Es ist genau das selbe Schema der Behandlung wie Du es von jedem anderen Arzt auch kennst.

Ein Psychotherapeut führt ca. 50 minütige Gespräche mit seinem Patienten.
In den Gesprächen geht es z.B. darum herrauszufinden, warum der Patient immer wieder depressiv wird und wie das geändert werden kann.

Lieber Mezzanie, lies mal den Link den pal-Verlags, dort findest Du einiges auf das Du achten kannst, bei der Therapeutenwahl.
Das wichtigste ist, das Du Dir vorstellen kannst diesem Therapeuten alles zu erzählen.
Die Chemie muß stimmen.
schmetterding
Beiträge: 29
Registriert: 9. Feb 2009, 01:13

Re: Therapie vs. Zeit ?

Beitrag von schmetterding »

naja, in der realität wirst du wohl keine so arg große therapeutenauswahl haben, ist zumindest in vielen regionen deutschlands so, dass eine ziemliche unterversorgung mit psychotherapeuten besteht. zunächst solltest du dich einmal entscheiden, ob eine verhaltenstherapie oder eine psychoanalyse für dich besser wäre, wenn dein überweisender arzt ein wenig ahnung hat, kann er dir in der frage sicher eine empfehlung geben. danach gehst du auf therapeutensuche, bei mir sah das so aus:
ich rief bei der telefonhotline der kassenärztlichen vereinigung an, die eine liste führen, welche therapeuten zur zeit überhaupt plätze frei haben in der region. in meinem fall waren es zwei therapeuten, also keine arg große auswahl, wenn du nicht selber zahlen oder auf einer langen warteliste stehen willst. die geben dir dann die telefonnr. von den therapeuten, du rufst dort an und vereinbarst einen termin. die ersten 5 stunden sind erstmal probeweise, wenn dir therapeut nicht zusagt, kannst du noch wechseln oder ganz abbrechen, wenn du denkst, dass es dir nichts bringt. wenn du nach den 5 stunden bei deinem therapeuten bleiben willst, wird er einen antrag an die krankenkasse stellen.

tja, so läuft das ab. ich denke, du hast nichts zu verlieren, sondern kannst nur gewinnen, also rappel dich auf und such dir einen therapeuten!
Antworten