Studieren trotz Depressionen?

Kjeks
Beiträge: 8
Registriert: 26. Mär 2009, 11:00

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Kjeks »

Guten Morgen,
tja Francy genau das ist mein Problem. Ich weiß nicht ob mir die Ausbildung an sich nicht liegt, oder obs an mir liegt, dass ich nicht mehr weitermachen will.
Ich mache die Ausbildung jetzt ein halbes Jahr und habe die Probezeit sehr gut überstanden. Habe am Anfang extrem viel gelernt und auch gute Noten gehabt. Jetzt scheint mir die Luft auszugehen. Ich kann nicht mehr. Noch dazu bin ich jetzt auf einer Neugeborenen und Frühchenstation, auf der das Betriebsklima und die Art und Weise, wie man mit den Schülern dort umgeht sehr zu wünschen übrig lässt. Das ging anderen aus dem Kurs auch so. Als sie gemeldet haben, dass sie überfordert sind, hat die eine Lehrerin gemeint: "Ok, ich gehe auf ihre nächste Station und sage dort Bescheid, sie sollen Sie nicht so hart drannehmen, weil Sie Angst haben Verantwortung zu übernehmen." Von der Schule brauche ich also nicht viel Unterstützung erwarten.
Ich bin so müde um meinen Platz im Leben immer zu kämpfen. Kann ich nicht einfach mal zufrieden mit meinem Leben sein?
Ich renne immer Idealen hinterher und schaffe es nicht mein Leben so zu leben, wie ichs möchte. Dabei weiß ich scheinbar nicht, was ich wirklich will. Das Gras bei den anderen ist immer grüner als bei mir.
Ich habe das Gefühl, das Leben rauscht an mir vorbei und ich schaffe es nicht aufzuspringen, weil ich immer in die Sackgassen des Lebens renne, für die ich mich immer wieder auf neue falsch entscheide.
Ein ewiger Teufelskreis aus dem ich mich nicht befreien kann.
Jetzt scheint die Sonne: Ich werde meinen Göttergatten jetzt wecken und mir ihm draußen weinend spazieren gehen...Uff!

Schönes Wochenende euch! Raus an die frische Luft, vielleicht hilfts!!!??
Kjeks
Wisse, was Du willst;

Fühle, was Du fühlst;

Tu, was zu tun ist.-

Ich weiß es heute leider nicht!
73158
Beiträge: 12
Registriert: 28. Mär 2009, 02:01

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von 73158 »

Hallo an alle!

Bin zum ersten mal hier im Forum.
Das Thema "Studieren trotz Depressionen?" hat mich sehr angesprochen, da ich selbst jahrelang mit verschieden Studiengängen und Depressionen zu kämpfen hatte. Bin momentan auch bei Medizin gelandet(7. Semester) und könnte dir Sky, falls du Interesse hast, viele auch Studiumsspezifische Ratschläge geben.Und sonst bin ich auch der perfekte Studiumsberater weil es wenig gibt was ich nicht anstudiert habe. Jura, Politik, Spanisch, Lehramt, Sport, Englisch...

Ich glaube das A und O für ein erfolgreiches Studium ist es, so habe ich es erlebt, die Depression einigermassen unter Kontrolle zu bekommen. In meinen schwersten depressiven Phasen war ich einfach nicht in der Lage zu studieren, egal welches Fach, egal in welcher Stadt. Es war einfach nur soo anstrengend. Und ich habe mich wirklich angestrengt. Mehr als jemals zufuhr oder danach.
Erst als ich die Depressionen das erste mal als Depressionen wahrgenommen habe (nach 4 Jahren!) und mit Hilfe von ADs das erste mal so einigermaßen unter Kontrolle gebracht hatte, konnte ich wirklich studieren. Erst da wurde mir wieder bewusst, wie leicht, interessant und schön das Leben sein kann. Unter depressiven Phasen würde ich meine Denkleistungsfähigkeit auf 10 prozent des "normalen" Zustands schätzen. Also mein Rat für alle Studierenden: "Nicht runterziehen lassen wenn es mal nicht so läuft, unter Depressionen kann man manchmal echt nichts machen." Und nie den Glauben verlieren, das es irgendwann wieder besser wird, auch wenn man sich das nich vorstellen kann.

Mein eigenes Problem ist momentan weniger das Studium als vielmehr die Frage wie man mit depressiven Phasen später eine Arbeit bekommen oder vielmehr behalten kann. Aber das gehört vielleicht nicht hierher, sollte dafür einen neuen Threat eröffnen.

Allen alles Gute fürs Studium!

PS:

Nimm alle Dinge des Lebends möglichst wichtig aber keines völlig ernst.

Diego
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von ANOVA »

Hallo zusammen,

ich denke auch, dass es sehr wichtig ist, seine Depressionen unter Kontrolle zu haben. Gerade in einem Fach mit großem Lernaufwand wie Medizin. Denn leider kommt es ja nicht nur auf Intelligenz an, sondern hauptsächlich darauf, dass man in Stresszeiten schnell viel Wissen anhäufen kann, das man dann in den Prüfungen wieder ausspuckt. So kam mir zumindest mein Grundstudium bzw. Vordiplom vor. Außerdem dient in Fächern mit hohen Zugangsbeschränkungen und entsprechendem Lernvolumen das Vordiplom (oder halt Physikum) vermutlich zumindest teilweise der "Selektion". Da braucht man starke Nerven, um nicht durchs Raster zu fallen.

Ich habe heute die letzte Prüfung meines ersten Dipl.-Prüfungsblocks hinter mich gebracht (*freu*)und muss sagen, dass ich in den letzten beiden Wochen echt auf dem Zahnfleisch gegangen bin und auch leicht depressive Anwandlungen hatte. Hätte ich meine Depressionen nicht seit langem im Griff, hätte ich das alles nicht gepackt, glaube ich.

Was ich auch wichtig finde ist ein B-Plan, d.h. Alternativen zum jetzigen Studium, falls es doch nicht klappt. Alles auf eine Karte zu setzen, ist immer ziemlich gefährlich und kann depressionsfördernd wirken.

Gruß
Xenia
73158
Beiträge: 12
Registriert: 28. Mär 2009, 02:01

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von 73158 »

Hi Xenia,

Erstmal Glückwunsch zur vollbrachten Prüfung!
Wie hast du es geschafft deine Depression hinter dir zu lassen? Hast du keine wiederkommenden Phasen?

Lieben Gruss

Diego
Sky
Beiträge: 21
Registriert: 8. Mär 2009, 01:17

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Sky »

Hallo Diego!
Du meine Güte - man kann das siebte Semester also wirklich erreichen? Wow! Gut, habe ich in BWL auch gedacht und irgendwie hinbekommen, aber Medizin ist zwar mein Traumfach, nur die Vorklinik ist nicht so mein Ding. Nicht nur, daß ich depressiv bin, nein, Physik und Co. gibt einem den letzten Rest.. Freitag habe ich meine erste Klausur nach Wochen und hoffentlich bestehe ich die mal, weil es dann das erste Erfolgserlebnis wäre in diesem Studium. Bio - ganz interessant, aber ich bin nicht fit, so gar nicht. Ich könnte nur heulen, ehrlich. Meine Denkleistung ist zwar etwas besser, als im Wintersemester, aber ich denke, ich bin so bei 15%.... Über fachspezifische Tips würde ich mich natürlich sehr freuen, ehrlich!! Zu Deinen beruflichen Perspektiven - die sind doch im Moment wirklich spitze. Man kann auch besser halbtags arbeiten als früher, war früher ja undenkbar, damals, als ich mich vor lauter Panik gleich im ersten Semester exmatrikuliert habe... Soll nicht wieder passieren, deswegen baut mich Dein Beispiel wirklich auf. Respekt, Respekt!!!
Liebe Grüße,
Sky, die loosigste Medizinstudentin der Erde...
73158
Beiträge: 12
Registriert: 28. Mär 2009, 02:01

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von 73158 »

Hi!

Hatte übrigens nach den ersten 3 Medisemestern auch nur einen Schein, Termi

Physik konnte ich auch überhaupt nicht. Da muss man sich so durchmogeln.Brauch man nach der Klausur nie wieder! Am besten jemanden finden der einem das erklären kann, aber kein Physiker, sondern ein Mediziner der den Schein schon gemacht hat.

Ich versuch mal n paar Tipps bis zum Physikum zu geben:

Wie bestehe ich die Vorklinik!

1) Man muss nicht alles können, 60 Prozent reichen um die Klausuren zu bestehen!

2) Nicht zu dicke Bücher benutzen, man muss sich beschränken, man kann sowieso nicht alles lernen! Und nicht nur lesen, sondern vor allen Dingen die wichtigen Sachen lernen.

3)Die blauen Medi-learn Hefte(gibts für jedes Fach) sind echt super!Mit denen kann man fast jede Klausur bestehen. Hab selber die meisten grossen Bücher bis heute nie gelesen.

4) Rausfinden welcher Prof schreibt die Klausur,worauf legt er Wert? gibt es zusammenfassende Scripte von der Fachschaft? Und Altklausuren, Altklausuren, Altklausuren.....!

5)Nicht von Proffs oder anderen Studenten die nur lernen einschüchtern lassen!

6)Man hat immer wieder Phasen wo man nichts lernt, auch ohne Depris, davon nicht runterziehen lassen! Sonst geht man immer unlieber daran, weil man so viele schlechte Gefühle mit der Uni/Büchern verbindet.

7)Auch schöne Sachen machen, nicht nur Studium. Nicht zu verkrampft an die Sache rangehen, mit einer gewissen Lockerheit bin ich immer besser gefahren(ich weiss, sagt sich so einfach)


8) Nach dem Physikum wirds besser!

9)Machmal kann man auch in den Klausuren abschreiben(zusammenarbeiten:))

10) Nicht von den restlichen Studenten abkapseln, sondern sich mitziehen lassen, Lerngruppen können auch helfen. Andere Kommilitonen fragen was/womit lernen Sie.

11) Durch Klausuren durchzufallen ist nicht schlimm, verschiebe auch immer wieder mal Klausuren. Ist ganz normal.

11)Weiter daran arbeiten die Depression in den Griff zu bekommen, andere Medikamente ausprobieren, andere Dosis? Bei mir war die Depression die Hauptursache für das Unvermögen zu studieren!!!!!!!!!!Halte ich für den mit Abstand wichtigsten Punkt!

12) Während des Lernens Pausen machen!!!! Ich hab immer 1-2 Seiten gelesen und bin dann n bischen durch die gegend gelaufen und bin die Sachen im Kopf nochmal durchgegangen.

13) Alles was du machst, machst du nur für Dich, nicht um irgend jemandem zu gefallen, "Oh du studierst Medizin". Schau ob das wirklich dein Wunsch ist und nicht der der Eltern/Freunde etc.

14) Du kannst das schaffen wenn du wirklich willst!

15) Studium ist nicht nur Lernen, soviel Freizeit hat man später nie wieder. Merke ich gerade im Krankenhaus.

Wenn du fachspezifische Fragen hast, frag einfach. Kann dir bestimmt ein bischen helfen.

Lg

Diego
ANOVA
Beiträge: 1137
Registriert: 22. Jul 2006, 21:27

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von ANOVA »

Hallo Diego,

vielen Dank.

Meine letzte wirklich behandlungsbedürftige depressive Episode liegt jetzt etwa 4 (?) Jahre zurück. Davor waren die Krankheitsphasen sehr rezidivierend und ich war massiv beeinträchtigt, habe auch x stationäre Aufenthalte hinter mir.

Was mir letztendlich geholfen hat, lässt sich nicht so einfach sagen, da viele Faktoren wichtig waren. Ganz sicher war aber die Kombination zwischen Psychotherapie, ADs und guten Behandlern (die mich partout nicht aufgeben wollten) ein herausragender Faktor. Neben meinem Kampfgeist, der mich trotz allem immer weiter kämpfen ließ. Ein anderer wichtiger Faktor war, dass ich meinem Leben wieder einen Sinn geben konnte. Der war mir nämlich vorher abhanden gekommen, u.a. weil ich mitten in der Examensvorbereitung mein damaliges Studium, das mir sehr großen Spaß machte, aufgeben musste. Wegen traumatischer Ereignisse wurde ich ziemlich heftig psychisch krank und es brauchte ein paar Jahre, bis ich mich wieder stabilisieren und eben meinem Leben wieder einen Sinn geben konnte.

Das war die Kurzfassung.

Gruß
Xenia
P.S. Deiner Liste kann ich weitgehend zustimmen, insbesondere das mit den Pausen ist wichtig und die Akzeptanz, dass es nicht jeden Tag gut klappt mit dem Lernen.
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Studieren trotz Depressionen?

Beitrag von Lee »

Hallo zusammen!

Kann man Konzentrationsstörungen wenigstens kurzfristig umschiffen? Habt ihr dafür eine Strategie?

Ich müsste über Pfingsten eine Unmenge lernen, versuche den Stoff wenigstens zu exzerpieren, kriege es aber nicht mal ansatzweise hin. Die Blätter sind weiß ...

Hoffnungsvolle Grüße

Lee
Antworten